Kaugummi [Drabble]

[Tlönfahrer]

[Mumienfreund]

[Klemens_Fitte]

Fragen

»Hast du dich nie gefragt, warum ich mich nicht mehr gemeldet habe?«

»Ist das für dich der fragliche Punkt; dass ich mir die letzten Jahre keinerlei Gedanken darüber gemacht haben könnte? Oder fragst du danach, wie ich diese Frage mit mir verhandelt habe, welche Elemente unserer Freundschaft ich dabei einer wie genauen und wie kritischen oder selbstkritischen Prüfung unterzogen habe? Oder sind die Inhalte für deine Frage irrelevant und einzig entscheidend, zu welcher Antwort ich gelangt bin – und vielleicht ist auch der Inhalt dieser Antwort irrelevant und du fragst danach, was sie über mich, dich und unser Verhältnis zueinander aussagt?«

[wohe]

Huch! Das ist ja ein Text zum Denken!
Die Fragen sollte man sich selbst wohl öfters mal stellen. Das wäre dem Sozialleben wohl sehr dienlich.

[Klemens_Fitte]

Warten 5

Der Gedanke, der jedes längere, im öffentlichen Raum verbrachte Warten des Jungen begleitete – auf den Bus, den Zug, eine Mitfahrgelegenheit, einen Termin, der erst in einer Stunde wahrzunehmen war – richtete sich auf die Summe all dieser hin und her zurückgelegten Wegstrecken, den Bahnsteig hinauf und hinunter, von einem Schaufenster zum nächsten, durch den Stadtpark und wieder zurück, und auf die Frage, wo er sich heute befände, wäre er all diese Wege in eine Richtung gegangen; ob er inzwischen das Land verlassen hätte, eine Küste erreicht, als ein vielleicht nicht anderer Mensch, aber einer, dem sein Alltag nicht mehr anzusehen war.

[Sue Rovia]

Ich wollte schon länger mal schreiben - die letzten beiden Drabble haben mir sehr gut gefallen.
Drabble über mit dem Jungen mag ich sowieso immer sehr gern, diese ungewöhnliche, ausgewogene Perspektive, das ist geil.

Und Fragen - da lese ich eine große zeitliche Disprepanz zwischen der ersten Frage und den Gegenfragen, eine Verzögerung, die eine offensive Reaktion auf eine offensive Frage möglich macht? Während der erste Impuls (mein erster Impuls?) eine defensive Antwort wäre.
Dann denke ich mir auch, wer kennt das nicht, dieses Alleingelassenwerden mit einer Frage, die viel mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet hat. Wie du so etwas aufgreifst, das ist geil. Ich spüre das irgendwo wage im Zwischenmenschlichen und kann es auch tausend Jahre später nicht in Worte fassen.
Ach Mann, wir sollten alle mehr schreiben.
Naja, ich geh mal wieder zurück zu meinen auf Spinnen definierten Wahrscheinlichkeitsverteilungen.
Schönes Wochenende an alle hier Lesenden.

[Christof Lais Sperl]

War schon länger nicht mehr hier unterwegs. Klasse, das hat mich gepackt![/url]

[hobbes]

[Klemens_Fitte]

Ich muss mich (mal wieder) meinem schlechten Gewissen stellen, weil ich mich in den letzten Tagen (Wochen?!) so oft so dermaßen (diebisch?) über das wiederholte geil von Sue gefreut habe – ich glaube, das ist das beste Kompliment, das meine Texte je bekommen haben – und über eure anderen Kommentare auch, und einfach nicht geantwortet habe und dachte: Nee, mach das, wenn du Zeit und Konzentration dafür hast – beides ist nicht absehbar, also schreib ich jetzt einfach mittenrein: Danke. Und guten Morgen

Edit: Ist das neu, dass der Wortzähler im Antwortfeld in Echtzeit mitzählt? Mist, das sehe ich ja direkt als Herausforderung …

[Klemens_Fitte]

Aufgaben

1) Suchen Sie sich unter Ihren Mitschüler*innen eine*n Partner*in und nehmen Sie sich gegenseitig die Beichte ab.
2) Lesen Sie in Gruppenarbeit das Fallbeispiel (Seite 5). Gestalten Sie unter Zuhilfenahme des bisher Gelernten je einen Ablassbrief für Peter und Sabine.
3) Recherchieren Sie im Internet die sieben Todsünden und fassen Sie diese in kurzen Stichpunkten zusammen. Zeigen Sie eine der Todsünden beispielhaft am Charakter eines Mitschülers.
4) Analysieren Sie die Verwünschungsformel auf Seite 4 und markieren Sie farblich ihre einzelnen Bestandteile.
5) Konnten Sie im Familien- und Freundeskreis bereits Erfahrungen mit Teufelsaustreibungen machen? Falls ja, schildern Sie die Situation(en) und reflektieren Sie deren emotionale Wirkung auf Sie.

[nebenfluss]

Herr Lehrer,
darf ich die Todsünde auch am Charakter einesMitforisten aufzeigen? Und gibt's einen Fleißstern, wenn ich ihm gleiche alle sieben auf einmal nachweise?

Lustig, lustig.

(Ja, das mit dem Live-Wortzähler
 war schon immer so.)

[Klemens_Fitte]

Der Basilisk

Ist man gezwungen, in einer verwaltungstechnischen Angelegenheit das Büro des Basilisken aufzusuchen, empfiehlt es sich, dies am frühen Morgen, noch vor Beginn der ersten Stunde zu tun – dann lauscht man kurz in den Flur, auf Geräusche aus der Küche, und weiß, ob der Basilisk gerade für den Rest des Kollegiums Kaffee kocht; in diesem Fall kann man vorsichtig die Türklinke seines Büros erproben und, falls man Glück hat, die nötigen Unterlagen heimlich auf dem Basiliskenschreibtisch ablegen. Gibt es darüber hinaus noch etwas zu klären, ist man gut beraten, eine Mail zu schreiben, auch wenn Antworten erfahrungsgemäß auf sich warten lassen.

[Sue Rovia]

Kaffee vom Basilisken - das sind die kleinen Dinge im Büroalltag, die man im Homeoffice schmerzlich vermisst.

[Klemens_Fitte]

[Klemens_Fitte]

Schweigen

»Ja, tragische Sache war das damals mit dem Latzof. Ich meine, je nach Witterung kommt das schon mal vor, dass so ein Wort brüchig wird und sich aus der Mauer des Schweigens löst. Aber dass er halt grad in dem Moment unten vorbeiläuft. Rechnet ja auch keiner mit. Hm? Ach, das Wort: Normal – kann aber auch n Synonym gewesen sein, ich kenn die Geschichte ja auch nur vom Hörensagen. – Ja, eben, ich konnt’s mir damals auch schwer vorstellen, so n gängiges, harmloses Wort. Kommt aber auf die Deutungshöhe an – je nachdem, kann’s schnell fatal sein. Wie halt damals beim Latzof.«

[Klemens_Fitte]

sag schon 2

sag schon, boo: ist das safe, dass dich das wie überfallartig erworbene instrumentarium der introspektion verstört? dass du auf einen schlag vor dem gefühlschaos und dem abgrund des eigenen menschseins stehst, dein überkommenes selbstbild: basiert – auf was? und wenn sich – stabil – der bus des erwachsenwerdens versohltet, wie alles/ *verspätet, wird dann der rest deines selbstwertgefühls unter dem osmotischen druck der sexuellen sozialisierung aus dir herausgezogen, oder löst du dich an der höheren like-konzentration deiner insta-crushes auf? wenn sich unter der folie der plötzlichen selbstständigkeit die verfärbungen zeigen, die rückstände deiner adoleszenz – wie sus bist du dir dann, boo? sag schon.

[nebenfluss]

Das liest sich so, aus müsste ich unbedingt noch "sag schon 1" lesen. (nicht gesehen oder wieder vergessen, wer weiß)

[Klemens_Fitte]

[Klemens_Fitte]

Schule

In den Pausen fragte er sich, ob es auch in seiner Adoleszenz diese Phase gegeben habe, mit ihren unumstößlichen Wahrheiten: dass Wasser nach nichts schmecke, dass Kippen und Red Bull überlebensnotwendig seien; dass jede dieser nur mit tastenden Fingern fühlbare Unebenheit des eigenen Geschmacksempfindens eine harte Begrenzung der Persönlichkeit sei, gegen die sich das Universum in seiner Ununterscheidbarkeit und Indifferenz scharf und deutlich abgrenze, ein Profil, das sich nur in neu geschaffenen, andererseits schon im Entstehen sattsam bekannten Idiomen beschreiben lasse oder in diesen determinierenden, vom Ende her gültigen Floskeln, die bislang immer den Alten, im Werden Abgeschlossenen vorbehalten schienen.

[Klemens_Fitte]

Das Geheimnis des Brautschmucks der Cousine der Frau des Wandergauklers

Die gerade achtzehnjährige Almuth rieb sich fröstelnd die Oberarme, während sie ins Dunkel des Kellergewölbes zu spähen suchte. Eine Strähne ihres goldblonden Haares hatte sich aus dem langen, kunstvoll geflochtenen Zopf gelöst und streichelte ihre Wange. Angespannt pustete Almuth sie weg. Welcher Teufel hatte ihr nur eingegeben, sich auf diesen wahnwitzigen Plan einzulassen? Ungeduldig trat sie von einem Fuß auf den anderen. Wo blieb Retardius? Der Neffe des Bruders des Truchsess’ müsste schon längst zurück sein. Sollte sie sich am Ende allein ins Dunkel wagen müssen? Sie zögerte drei Wimpernschläge, dann nahm sie all ihren Mut zusammen und stieg hinab.

[nebenfluss]

[Klemens_Fitte]