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Kaugummi [Drabble]


 
 
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FaithinClouds
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Beitrag14.08.2021 16:14

von FaithinClouds
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@SueUlmer So ein Yeti ist vielleicht auch manchmal umgänglicher als ein menschlicher Hauptdarsteller :D
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Klemens_Fitte
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Beitrag14.08.2021 18:06

von Klemens_Fitte
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Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
Theater mit Yeti. Eine feine Sache. Cool


Dieser Meinung war auch der Feuilletonist der Rhein-Neckar-Zeitung:

René von Ableben hat Folgendes geschrieben:
Ganz dicht am Zahn der Zeit gelagert, trifft die »Hamlet«-Inszenierung von Intendantin Marianne Liebreiz-Kotsassen mit unvermittelter Wucht auf die Nerven des Publikums. In der Titelrolle reüssiert mit dem Yeti ein wahrer Vollblutschauspieler, der mit virtuosem Spiel und ungeahnter Körperlichkeit die Blicke in den Bann schlug. Seine Interpretation des Königssohns als einerseits tragisch-akrobatische, andererseits von den Stahlseilen einer animalischen Rachelust angetriebene Figur hob das Stück, im wahrsten Sinne des Wortes, in neue Sphären.


FaithinClouds hat Folgendes geschrieben:
@SueUlmer So ein Yeti ist vielleicht auch manchmal umgänglicher als ein menschlicher Hauptdarsteller lol2


Das halte ich ebenfalls für nicht allzu unwahrscheinlich.


Tante Edit sagt: Willkommen im Faden smile


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Sue Rovia
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Das bronzene Floß Silbernes Licht


Beitrag14.08.2021 23:10

von Sue Rovia
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@Faithinclouds: Zumindest stelle ich mir einen Yeti sehr viel flauschiger vor als die menschlichen Hauptdarsteller. Aber das sind bestimmt nur Vorurteile...


@Klemens:
Der Yeti spielt Hamlet. Dann kann es ja gar nicht so schlecht stehen ums Theater und um die Kultur. Hach - da geht doch eine kleine Sonne in meiner betrunkenen Seele auf.
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Klemens_Fitte
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Beitrag22.08.2021 08:22

von Klemens_Fitte
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Der Mann auf dem Mountainbike


Der Mann auf dem Mountainbike existiert nicht mehr.
Er taucht an der Biegung des steil abfallenden Waldwegs auf, wir glauben, ihn zu sehen, aber weil unser Blick nichts fixieren kann, erst recht nicht etwas so Flüchtiges wie eine Existenz, ist der Mann im Moment seines Auftauchens nicht mehr da. Notdürftig ersetzt durch eine Version seiner selbst an einem anderen Punkt zu einer anderen Zeit. Eine Version, die ebenfalls nicht mehr existiert.
Es ist nicht zu sagen, ob dem Mann das Dilemma seiner Existenz bewusst ist. Vielleicht fährt er Mountainbike, um nicht darüber nachzudenken. Es ist egal – er existiert nicht mehr.

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Schreibkopf
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Beitrag22.08.2021 12:09

von Schreibkopf
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Lieber Klemens_Fitte,

selten hat mich eines deiner Drabble so tief berührt, wie der "Der Mann auf dem Mountainbike“. Das hat seinen Grund. Mit dem Phänomen, welches du darin beschreibst, beschäftige ich mich seit langem schon auf (natur-)wissenschaftlicher Ebene und möchte daher zunächst ergänzend anmerken: Die optische Wahrnehmung wird hier und da auch von akustischen Signalen begleitet. Ähnlich wie Blitz und Donner.

Vor kurzen hatte ich das große Glück, dem beschriebenen Phänomen so nahe zu kommen, dass ich die optische wie auch akustische Gleichzeitigkeit seines Auftretens unmittelbar erleben durfte. Die Versuchsbedingungen waren sehr ähnlich denen, die du beschrieben hast: abschüssiger Waldweg mit Biegung. Ich war übrigens so nah am Ereignispunkt, dass ich neben der üblichen Wahrnehmung sogar den Luftwirbel spüren konnte, den das Phänomen verursacht.

Sehr interessant waren aber die bereits erwähnten akustischen Begleiterscheinungen, die sich so nah am Ereignispunkt ganz anders als erwartet anhören. Neben dem typischen Knartzen und Schrabben konnte ich auch ein helles Geräusch wahrnehmen, das sich wohl am ehesten mit einem spitzen Schrei vergleichen lässt. Zumindest hatte ich den Eindruck. Wir reden hier schließlich von Millisekunden.

Ich will den quantenphysikalischen Aspekt meiner Untersuchung nicht unterschlagen: Demzufolge haben Ort und Zeitpunkt einer wissenschaftlichen Beobachtung starken Einfluss auf das wahrgenommene Ereignis. Sie verändern es sogar. Das war auch in meinem Fall so. Das typische Begleitgeräusch entlud sich nämlich - wie bei einem Blitzeinschlag - in einem metallischen Knall. Danach war nichts mehr zu hören.

Ich musste meinen bisherigen Standpunkt aufgeben, um jenen „anderen Punkt" (im Bereich der Biegung) zu finden, den du erwähntest. Die Veränderungen, die sich dort zeigten, warfen alle meine bisherigen Forschungsergebnisse über den Haufen.
Ich erkannte schlagartig:
Die gewohnte optische Erscheinung ist immer ein Zusammenwirken von Geist und Materie.
Der Geist nutz die materielle Form des Mountainbikes, um diesem erst Funktion zu verleihen.
Das ist fast immer ein hochdynamischer Prozess (s. Versuchsbedingungen).
Man kann fast sagen, dass die Materie von Geist besessen ist.

An jenem „anderen Punkt“ hatten sich Geist und Materie, möglicherweise durch meine Beobachtung ausgelöst, voneinander getrennt. Ich vermute in diesem Vorgang die Ursache für das unerwartet laute Geräusch.

Was danach übrig blieb, war nur noch reine Materie. Aber auch das war sehr aufschlussreich. Vom Geist befreit, verliert das materielle Mountainbike auf der Stelle seine Funktion und büßt dabei seine uns bekannte Form ein. Was ich wahrnehmen konnte, war nur noch ein Zerrbild dessen, was man sich bei flüchtiger Betrachtung unter einem Mountainbike vorstellt.
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FaithinClouds
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Beitrag22.08.2021 17:55

von FaithinClouds
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Schöner Kurztext! 😄

Ich dachte aber immer, man geht Mountainbiken, um sich auf einer Waldhütte zu besaufen😅.
Dann hat man bei der Down-Hill-Strecke auch weniger Angst.

Den letzten Satz (Es ist egal – er existiert nicht mehr.) würde ich noch streichen. Ich finde, dann kommt die Pointe besser.

Alles Gute!😺

EDIT: Ich sehe gerade: die muss aus genau 100 Wörtern bestehen... Also nevermind my Verbesserungsvorschlag
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Klemens_Fitte
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Beitrag22.08.2021 18:24

von Klemens_Fitte
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@ Schreibkopf

Es liegt eine nicht zu leugnende subversive Wucht darin, die Bearbeitung der eigenen Wahrnehmung durch eine fremde gespiegelt zu bekommen, insbesondere dann, wenn sich das eigene Verhältnis zur Phänomenologie einzig auf die Frage reduziert, ob das daraus resultierende Paradigma für ne nette Erzählung taugt. Demgegenüber stünde das Problem, was genau mit dem Mountainbike transportiert werden solle – die Antwort, scheint mir, liegt klar auf der Hand sitzt fest im Sattel.

@ FaithinClouds

FaithinClouds hat Folgendes geschrieben:
Den letzten Satz (Es ist egal – er existiert nicht mehr.) würde ich noch streichen. Ich finde, dann kommt die Pointe besser.


Auch interessant – müsste ich dem Text eine Pointe attestieren, würde ich sie tatsächlich im letzten Satz verorten. Streichen – du sagst es ja – ließe er sich nicht, höchstens notdürftig ersetzen, was wohl kein Problem wäre, denn er existiert ja spätestens im Moment des Aufschreibens nicht mehr.

Danke für eure Wortmeldungen! smile


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Sue Rovia
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Beitrag23.08.2021 11:57

von Sue Rovia
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Jetzt bin ich maximal verwirrt - ist das Ende des letzten Satzes nicht quasi der gleiche (nicht derselbe!) Satz wie der Erste und alles dazwischen nur Kontext?

*zieht verwirrt von dannen.
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Klemens_Fitte
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Beitrag23.08.2021 17:52

von Klemens_Fitte
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Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
Jetzt bin ich maximal verwirrt - ist das Ende des letzten Satzes nicht quasi der gleiche (nicht derselbe!) Satz wie der Erste und alles dazwischen nur Kontext?


Gute Frage. Wäre ich nicht prinzipiell maximal verwirrt, könnte ich mich ja auf die Suche nach einer Antwort machen. Wobei: ist Verwirrung nicht auch ein guter Ausgangspunkt für eine solche Suche?
Und wobei²: Ist nicht in allen Drabbles alles dazwischen nur Kontext?

Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
*zieht verwirrt von dannen.


Och nö, bleiben Se ruhig n bisschen. Kaffee Kaugummi?


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FaithinClouds
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Beitrag23.08.2021 18:08

von FaithinClouds
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Und wobei²: Ist nicht in allen Drabbles alles dazwischen nur Kontext?

Ist nicht alles, was wir je machen, bloß Kontext? 😳
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Klemens_Fitte
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Beitrag23.08.2021 18:34

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

FaithinClouds hat Folgendes geschrieben:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Und wobei²: Ist nicht in allen Drabbles alles dazwischen nur Kontext?

Ist nicht alles, was wir je machen, bloß Kontext? 😳


Ist man nicht mal mehr im Trashbereich vor existenziellen Fragen sicher? Shocked


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Sue Rovia
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Beitrag23.08.2021 21:54

von Sue Rovia
Antworten mit Zitat

Kaugummis mochte ich schon als Kind nicht leiden, aber ein Hustenbonbon würde ich nehmen, oder einen Löffel Klosterfrau Melissengeist. Das dann im Drabble-Faden, hach.

In diesem Sinne: Essenz vor Existenz.
Auch und gerade im Trashbereich.
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FaithinClouds
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Beitrag23.08.2021 22:50

von FaithinClouds
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Welche Existenz? Ich dachte, wir existieren schon gar nicht mehr!🥲😎 Oder gilt das nur für Mountainbiker*innen?
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Klemens_Fitte
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Beitrag24.08.2021 18:51

von Klemens_Fitte
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FaithinClouds hat Folgendes geschrieben:
Welche Existenz? Ich dachte, wir existieren schon gar nicht mehr!🥲😎 Oder gilt das nur für Mountainbiker*innen?


Muss man existieren, um sich existenzielle Fragen zu stellen?

Hilfe, mein Kopf raucht …


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nebenfluss
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Beitrag24.08.2021 19:51

von nebenfluss
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Muss man existieren, um sich existenzielle Fragen zu stellen?

Um sie sich zu stellen: Ja, ich denke schon, ist zumindest sehr kompliziert sonst.
Nicht, dass es die existenziellen Fragen jucken würde. Die existieren in jedem Fall, ob sie sich nun jemand stellt oder nicht.
Nur meine Meinung.


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FaithinClouds
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Beitrag24.08.2021 20:19

von FaithinClouds
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:


Hilfe, mein Kopf raucht …


Ungesund! Hier eine Packung Nikotinpflaster!

Gern geschehen☺️
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Klemens_Fitte
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Beitrag25.08.2021 08:22

von Klemens_Fitte
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Die Souterrainwohnung


Zunächst hielt ich es für eine von Andys Geschichten. Diese Geschichten, die seinen Mitmenschen verstörende Eigenschaften oder Verhaltensweisen zuschrieben und sein Misstrauen gegenüber der Welt rechtfertigten.
Ich lebte seit fünf Jahren in Berlin und hatte jedes Wundern über Menschen verloren.
Der Mieter über ihm, ein 150-Kilo-Mann, der nachts dezent wie eine Frankenstein-Schöpfung durch die Wohnung schlich? Die Vermieterin, die stundenlang in einen kaum hörbaren, jammernden Singsang verfiel? – Die Begleitumstände eines Mehrparteienhauses.

Ich stand im nachtfinsteren Zimmer und fühlte die Geräusche des Hauses auf mich übergreifen. Andy lag auf dem Futon. Ich wusste, er schlief nicht. Und er wusste, ich verstand.

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Sue Rovia
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Beitrag25.08.2021 11:09

von Sue Rovia
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Zitat:
... die Geräuche [...] auf mich übergreifen.


Das ist ein schwieriger Ausdruck. Gleichzeitig ist es natürlich Der Ausdruck - die eine Beschreibung des Phänomens, für das es noch keine vorgefertigten Ausdrücke, keine Schablonen gibt.
Insofern ist es an mir als Leser herauszufinden, ob der Ausdruck mir fremd ist, oder schwierig in dem Sinne, dass  er mir das Phänomen nicht näher bringt, nicht greifbarer macht, sondern eher das Gegenteil bewirkt.

Kann ich mit einem übergriffigen Geräusch etwas anfangen - auf jeden Fall. Aber das ist hier nicht gemeint. Ein übergriffiger Mensch greift ja auch nicht auf mich über. Abgesehen davorn wäre so ein Geräusch kein außergewöhnliches Phänomen.
Was auf mich übergreifen kann: Emotionen, Stimmungen.
Dinge, die ich wahrnehme, greifen nicht auf mich über. Sie wirken auf mich ein, und lösen Empfindungen aus, die wiederum auf andere übergreifen können.
Das Phänomen wären also Geräusche (oder auch andere wahrnehmbare Erscheinungen), die keinen menschlichen Zuhörer brauchen, der sie in eine Empfindung umwandelt.

So wirklich zufrieden bin ich nicht mit meinen Überlegungen. Aber weil ich nicht weiterkomme, lasse ich sie einfach mal hier stehen, und du kannst dir ja überlegen, was (für ein Drabble) du daraus machst, Klemens.

Und sonst so? Guten Morgen, ihr alle smile
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Klemens_Fitte
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Beitrag25.08.2021 18:52

von Klemens_Fitte
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Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
... die Geräusche [...] auf mich übergreifen.


Das ist ein schwieriger Ausdruck. Gleichzeitig ist es natürlich Der Ausdruck - die eine Beschreibung des Phänomens, für das es noch keine vorgefertigten Ausdrücke, keine Schablonen gibt.
Insofern ist es an mir als Leser herauszufinden, ob der Ausdruck mir fremd ist, oder schwierig in dem Sinne, dass  er mir das Phänomen nicht näher bringt, nicht greifbarer macht, sondern eher das Gegenteil bewirkt.


Die Tatsache, dass dieser Ausdruck – wie du ja schon schreibst – relativ viel für den Text leisten muss, war beim Schreiben ein echtes Problem für mich; weil alles, was sich an unterschiedlichen Lesarten oder Assoziationen/Gedankengängen in diesem Ausdruck aufbricht, dadurch natürlich noch einmal verstärkt wird.

Grade bei Drabbles, die in Richtung Suspense/Grusel gehen – zumindest war das meine Idee beim Schreiben – spüre ich die Wortbeschränkung recht deutlich. Bis das Setting geschaffen ist, die Atmosphäre, ist das Kontingent schon beinah aufgebraucht, und dann beginnt die Suche nach dem einen Ausdruck, der die Idee/Pointe transportiert; was natürlich kein einzelnes Wort leisten kann.

Ich verstand das "übergreifen" beim Schreiben tatsächlich mehr in Richtung "übergreifend" als "übergriffig" – ob es da tatsächlich eine Bedeutungsverschiebung gibt, liegt dann wahrscheinlich auch wieder im subjektiven Blick. Das "Übergreifen" der Geräusche auf das Ich ist für mich ein eher aktiver Vorgang, keine Eigenschaft, die ihnen innewohnt, weniger eine Übergriffigkeit als vielmehr ein "Besitz ergreifen".

Wie sich das anfühlt oder worin es sich äußert, klärt der Text natürlich nicht; wobei ich das an der Stelle okay finde, macht man ja gerne so, den Grusel der Fantasie des Lesers zu überlassen (wie gesagt, ob das überhaupt als Grusel/Suspense/Horror o.ä. funktioniert, sei mal dahingestellt).

Sonst alles gut. Guten Abend, ihr alle smile


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Beitrag25.08.2021 21:24

von nebenfluss
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Hallo Klemens,

obwohl ich die inhaltliche Idee mag, werde ich mit der Souterrainwohnung nicht so warm wie mit vielen anderen Drabbles.
Es liegt wahrscheinlich daran, dass die Geschichte nicht aus einer einzigen Situation/einem einzigen Dialog heraus erzählt wird, sondern das Drabble eher wie eine extrem komprimierte/gekürzte chronologische Erzählung wirkt, mit mindestens zwei Szenen (vor meinem inneren Auge drei).
Kann freilich sein, dass du das schon bei früheren Drabbles gemacht hast, ohne dass es mir negativ aufgefallen wäre, aber hier wirkt es auf mich zerstückelnd und dem Grusel eher abträglich.
Das "übergreifen" hat mich beim eigenen Lesen nicht gestört. "Wie eine Frankenstein-Schöpfung" fand ich holprig, aber dummerweise hat die Kreatur keinen spezifischen Namen. Hätte sich vielleicht etwas anderes passendes aus der Schauerliteratur finden lassen.
Zuletzt habe ich mich gewundert, warum du Andy nicht einfach neben den Prota stellst, sondern er auf dem Futon liegt (weshalb auch sein wacher Zustand erwähnt werden muss), auch den letzten Satz finde ich ziemlich redundant. Da hätte ich mir ein stärkeres Ende vorstellen können.

Meckern auf hohem Niveau, versteht sich.

Gute Nacht, ihr alle.


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Sue Rovia
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Beitrag25.08.2021 21:53

von Sue Rovia
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Die Tatsache, dass dieser Ausdruck – wie du ja schon schreibst – relativ viel für den Text leisten muss, war beim Schreiben ein echtes Problem für mich; weil alles, was sich an unterschiedlichen Lesarten oder Assoziationen/Gedankengängen in diesem Ausdruck aufbricht, dadurch natürlich noch einmal verstärkt wird.

Grade bei Drabbles, die in Richtung Suspense/Grusel gehen – zumindest war das meine Idee beim Schreiben – spüre ich die Wortbeschränkung recht deutlich. Bis das Setting geschaffen ist, die Atmosphäre, ist das Kontingent schon beinah aufgebraucht, und dann beginnt die Suche nach dem einen Ausdruck, der die Idee/Pointe transportiert; was natürlich kein einzelnes Wort leisten kann.


Das passt sehr gut zu meinem Eindruck beim Lesen: Dass da ein Ausdruck steht, der sehr viel leisten muss. Weder weiß ich, ob er das leisten kann, noch, ob ein anderer Ausdruck besseres leisten könnte. Gerade würde ich sagen, dass "Besitz ergreifen" besser passt - aber ich kann gar nicht einschätzen, ob ich dann nicht ebenso gejammert hätte. Vermutlich misstraue ich einfach dem Gewicht, das dank dieser verkürzten Erzählform auf dem Ausdruck liegt.

Ich finde all das, was der Text nicht erklärt, auch sehr okay - wichtig ist ja eigentlich nur, dass etwas nicht stimmt.
Und  wenn nebenfluss schon vor mir postet, nutze ich die Gunst der Stunde, um anderer Meinung zu sein: Ich mag die Souterrainwohnung sehr gern, auch den liegenden, nicht schlafenden Andy.
Die Frankenstein-Schöpfung hat mich auch nicht gestört, obwohl fünf Silben ganz schön lange sind für schlappe 150 Kilogramm.
Beim letzten Satz wiederum kann ich nebenfluss Einwand verstehen, wobei mich nicht stören würde, dass er redundant ist, wir befinden uns hier schließlich im Abfalleimer des dsfos. Eher finde ich, er suggeriert, dass der Ich-Erzähler und Andy hier das große Bild sehen. (Wobei der Ich-Erzähler eigentlich nur begreift, was Andy gemeint hat.)

Ansonsten genieße ich, dass meine Kommentare zum Text dreimal so lang sind wie der Text selbst. Da fühle ich mich so, als hätte ich etwas zu sagen...
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nebenfluss
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Beitrag25.08.2021 22:11

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Die Tatsache, dass dieser Ausdruck – wie du ja schon schreibst – relativ viel für den Text leisten muss, war beim Schreiben ein echtes Problem für mich; weil alles, was sich an unterschiedlichen Lesarten oder Assoziationen/Gedankengängen in diesem Ausdruck aufbricht, dadurch natürlich noch einmal verstärkt wird.

Grade bei Drabbles, die in Richtung Suspense/Grusel gehen – zumindest war das meine Idee beim Schreiben – spüre ich die Wortbeschränkung recht deutlich. Bis das Setting geschaffen ist, die Atmosphäre, ist das Kontingent schon beinah aufgebraucht, und dann beginnt die Suche nach dem einen Ausdruck, der die Idee/Pointe transportiert; was natürlich kein einzelnes Wort leisten kann.


Das passt sehr gut zu meinem Eindruck beim Lesen: Dass da ein Ausdruck steht, der sehr viel leisten muss. Weder weiß ich, ob er das leisten kann, noch, ob ein anderer Ausdruck besseres leisten könnte. Gerade würde ich sagen, dass "Besitz ergreifen" besser passt - aber ich kann gar nicht einschätzen, ob ich dann nicht ebenso gejammert hätte. Vermutlich misstraue ich einfach dem Gewicht, das dank dieser verkürzten Erzählform auf dem Ausdruck liegt.

Wenn Sue schon vor mir postet, nutze ich die Gunst der Stunde, um gleicher Meinung in anderen Worten zu sein: Eventuell muss der Leser hier einen zu hohen Anteil des Gruselns selbst übernehmen. Möglicherweise bin ich dafür aber nur nicht ausreichend begabt. Oder zu faul.

Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
Beim letzten Satz wiederum kann ich nebenfluss Einwand verstehen, wobei mich nicht stören würde, dass er redundant ist, wir befinden uns hier schließlich im Abfalleimer des dsfos.

Dieses Trash-Argument ist selbstredend selbst Trash, oder zumindest bräuchte ich dann eine Erklärung, worum ein Gutteil dieses Abfalls später wieder aus dem Eimer gefischt, auf 200g-Fotopapier gedruckt und zu einem Preis, den man immerhin in gleich zwei Burger-King-Menüs (den Liter Cola kriegt hobbes) investieren könnte, verhökert wird.


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