Kaugummi [Drabble]

[hobbes]

Ok, vergiss das mit dem Schreiben. Du solltest Selbsterfahrungs- und Motivationskurse für Autorys anbieten. 1.200 Euro für den Online-Kurs, natürlich mit dem Versprechen, dass Autory am Ende ein Buch haben wird.
Falls doch nicht, liegt das natürlich am Autory, aber kein Problem, macht ja nichts, jeder bekommt - garantiert! - ein liebliches Bild eines wuscheligen Hundes vor einem Bücherstapel (keine Sorge, ich habe dahingehend gewisse Beziehungen, eventuell müsstest du natürlich eine gewisse Provision abtreten). Das ist ja wohl mehr wert als irgendein Buch.

[Globo85]

[Klemens_Fitte]

[hobbes]

[Klemens_Fitte]

[nebenfluss]

An der Karrierebibel gefällt mir, dass man sich übersichtlicherweise nur sechs Gesetze merken muss.

[Klemens_Fitte]

Mahlzeiten

Im besten Fall gelang es dem Jungen während der gemeinsamen Mahlzeiten, sich in eine Art sensuelle Eremitage zu begeben; nichts zu hören oder zu sehen, oder zumindest das Gehörte und Gesehene nur von fern zu registrieren, von einem Ort der Fühl- und Gedankenlosigkeit aus, zu dem die Essgeräusche vom Tisch nur noch in abgeschwächter Form drangen, wie durch dünne Luft getragen; das Klappern von Besteck, das Kauen, Schmatzen und die immer gleichen Laute und Worte, die mit den gemeinsamen Mahlzeiten einhergingen und für ihn nichts weiter als die Bestätigung waren, dass sich das Leben nur in der Banalität ertragen ließ.

[wohe]

Der Ärmste! Da entgeht ihm so manche Information bezüglich einerseits des Weltgeschehens und andererseits des Umgangs seiner Mitmenschen mit ihren Kau- und Lautwerkzeugen.
Kenne ich doch einige Leute, die rhetorisch gerade während der Mahlzeiten regelrecht auftauen und zu rhetorischen Höchstleistungen auflaufen. Allerdings wirkt das manchmal aus ästhetischen und akustischen Gründen bei den Mitessern eher geschmacksreduzierend oder führt gar zur Vomitation.
Gut für Ädipöse, schlecht für Anorexiegeplagte.

[Mumienfreund]

Geht mit genau so. Immer wenn ich das C-Wort höre oder wenn ich Q-Denker sehe.

[Klemens_Fitte]

Der Mann am Beckenrand

Der Mann, der die Schwimmbrille abnimmt und die Ellbogen auf dem Beckenrand aufstützt, kann die Gedanken von Pflanzen hören. Vor Jahren, als es begann, glaubte er zunächst an Störgeräusche im Ohr. Mit der Zeit lösten sich verständliche Sätze daraus. Aber selbst dann: wie bringt man sie dazu, nicht gleichzeitig und wild durcheinander zu denken? Wie kommt man in einen Austausch? Zuvor war ihm nicht bewusst, wie allgegenwärtig Pflanzen sind. Wie beharrlich sie denken.
Hier, beim Zählen der Bahnen, beim Zählen der Fliesen, wenn er den Kopf nur zum Luftholen aus dem Wasser hebt, umgibt ihn Stille. Und er ist allein.

[Sue Rovia]

Das ist so eine schöne Geschichte.

[Globo85]

[Klemens_Fitte]

[Globo85]

Die Kunst mit den hundert Wörtern

Das ist aber ja auch nur die halbe Wahrheit. Denn die Kunst ist es ja, das Fass gerade soweit aufzumachen, dass genügend des Inhalts zum Vorschein kommt, ohne, dass jemand merkt, dass das Fass nicht einmal halbvoll ist …
Und dann muss man noch das richtige Fass auswählen, von dem man eben weiß, dass, auch wenn nur ein Stück geöffnet, das Zutagetretende überzeugen kann, der Interessent quasi zuschlägt, ohne sich zu versichern, dass der Rest des Fasses auch hält, was die Kostprobe verspricht …
Und dann muss man noch …
Doch, ich glaube, das ist eine Kunst für sich mit den hundert Wörtern.

[Klemens_Fitte]

[Klemens_Fitte]

Schreibwerkstatt 3

»Warum immer Schwimmen?«
»Was?«
»Warum muss in deinen Texten immer geschwommen werden? Warum muss einer der Protas immer Leistungs- oder Rettungsschwimmer sein und mit kräftigen Zügen durch den Pool oder durchs Meer kraulen oder den Kopf unter Wasser halten und drüber nachdenken, wie das ist, wenn man den Kopf unter Wasser hat?«
»Ich denke – ich finde, meine Texte sind auf vielen Ebenen rezipierbar. Die thematische, klar, aber die ist gewissermaßen nur die äußerste Haut der Textzwiebel …«
»Meinetwegen. Aber warum ausgerechnet Schwimmen? Ist das ein Fetisch? Verarbeitest du ein Trauma?«
»Die Trennung zwischen Text und Autor …«
»Du kannst nicht mal schwimmen!«

[wohe]

[Klemens_Fitte]

[Mumienfreund]

[Klemens_Fitte]

Die Mäuse

»Sei dir da mal nicht sicher«, hatte er gesagt, nach einem Löffel gegriffen und den Teebeutel unter Wasser gedrückt, ihn am Boden der Tasse gehalten.

Vom Waldrand schiebt sich eine milchige Wand über die Felder, zwischen sie und die letzten Häuser des Dorfes. Das hohe Singen einer Säge verbleibt. Ein Knacken in ihrem Rücken. Der Frost bricht poröses Gestein aus dem Gerippe der Bäume. Sie dunkelt ihre Ahnung für den Heimweg.

Aus dem Küchenfenster sieht sie den Küster vom Kirchturm fallen. Er schlägt zwölf Uhr auf dem Rinnstein. In der Nacht tragen Mäuse die Nachricht durch die Wände des Schlafzimmers.

[Mumienfreund]

[Klemens_Fitte]