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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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17.02.2024 08:04
von Klemens_Fitte
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Malix
Salah Malix führte die Daumenkuppe über das Liniennetz seiner Handfläche. Die feinen Verästelungen verschwanden, kehrten zurück.
Die Gespräche über Politik und planetare Topografie hatten ihn erst wachsam, dann dünnhäutig gemacht. Er meinte zu spüren, wie die Stille des Raums, gelöst in tausende unausgesprochene Worte, allmählich in sein Inneres diffundierte.
Nicht zum ersten Mal in den letzten Wochen fragte er sich, ob ein Problem, das man in unzählige Teile zerkleinerte, lösbarer wurde oder umfangreicher.
In diesem Moment hob sein Gegenüber den Kopf. »Hat er euch geschickt?«
All die Menschen in seinem Umfeld, dachte Malix, und das Kind hasst ausgerechnet den Vater.
« Was vorher geschah12345678910 11121314151617181920 21222324252627282930 31323334353637383940 41424344454647484950 51525354555657585960 61626364656667686970 71727374757677787980 81828384858687888990 919293949596979899100 101102103104105106107108109110 111112113114115116117118119120 121122123124125126127128129130 131132133134135136137138139140 141142143144145146147148149150 151152153154155156157158159160 161162163164165166167168169170 171172173174175176177178179180 181182183184185186187188189190 191192193194195196197198199200 201202203204205206207208209210 211212213214215216217218219220 221222223224225226227228229230 231232233234235236237238239240 241242243244245246247248249250 251252253254255256257258259260 261262263264265266267268269270 271272273274275276277278279280 281282283284285286287288289290 291292293294295296297298299300 301302303304305306307308309310 311312313314315316317318319320 321322323324325326327328329330 331332333334335336337338339340 341342343344345346347348349350 351352353Wie es weitergeht »
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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Globo85 Klammeraffe
Alter: 38 Beiträge: 744 Wohnort: Saarland
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17.02.2024 09:39
von Globo85
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Das mag ich wieder sehr.
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fabian Klammeraffe
Beiträge: 614
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17.02.2024 11:25
von fabian
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Yep.
Aber manchmal albern sein ist auch ok.
Die Wendung (oder besser: ihr Inhalt, ihre Bedeutung) kam unerwartet, wie der Geschmack eines Pfefferkorns vom Boden der Suppentasse.
Ab und zu schreibst Du wie von Versprechungen. Glaubst Du noch an Geschichten? Aber vielleicht sollte ich das lieber nicht fragen.
_________________ Wer an einem aufgeräumten Schreibtisch sitzt, wer das schafft, kennt keine Gnade.
Terézia Mora im Interview mit Klaus Siblewski (in: TEXT+KRITIK 221) |
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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17.02.2024 19:45
von Klemens_Fitte
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Globo85 hat Folgendes geschrieben: | Das mag ich wieder sehr. |
Merci
fabian hat Folgendes geschrieben: | Yep. |
Merci
fabian hat Folgendes geschrieben: | Ab und zu schreibst Du wie von Versprechungen. Glaubst Du noch an Geschichten? Aber vielleicht sollte ich das lieber nicht fragen. |
Ich bin mir nicht sicher, was Versprechungen meint, aber hierzu
fabian hat Folgendes geschrieben: | Glaubst Du noch an Geschichten? |
Vielleicht: wieder. Meine Auseinandersetzung damit, wie legitim es beim Schreiben ist, eine Geschichte draus zu machen, war ein recht langer und mühseliger Prozess und resultierte in einem 760-Seiten-Wälzer, der alle Facetten dieser (meiner) Auseinandersetzung in aller Ernsthaftigkeit und Mühseligkeit durchexerziert. Und vielleicht sollte es mich nicht wundern, dass die Weigerung, eine Geschichte draus zu machen, die (bislang) produktivste Phase meines schreibenden Daseins war – jedenfalls fühle ich mich (noch?) nicht dazu berufen, die hier versammelten Geschichten zu erzählen. Ich lebe und schreibe von Drabble zu Drabble und von Tag zu Tag, das ist gar nicht so unangenehm.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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Sue Rovia Klammeraffe
Alter: 30 Beiträge: 586 Wohnort: Metronom
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17.02.2024 21:25
von Sue Rovia
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: |
Ich bin mir nicht sicher, was Versprechungen meint, aber hierzu
fabian hat Folgendes geschrieben: | Glaubst Du noch an Geschichten? |
Vielleicht: wieder. Meine Auseinandersetzung damit, wie legitim es beim Schreiben ist, eine Geschichte draus zu machen, war ein recht langer und mühseliger Prozess und resultierte in einem 760-Seiten-Wälzer, der alle Facetten dieser (meiner) Auseinandersetzung in aller Ernsthaftigkeit und Mühseligkeit durchexerziert. Und vielleicht sollte es mich nicht wundern, dass die Weigerung, eine Geschichte draus zu machen, die (bislang) produktivste Phase meines schreibenden Daseins war – jedenfalls fühle ich mich (noch?) nicht dazu berufen, die hier versammelten Geschichten zu erzählen. Ich lebe und schreibe von Drabble zu Drabble und von Tag zu Tag, das ist gar nicht so unangenehm. |
Das ist eine sehr schöne Geschichte.
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4299
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17.02.2024 22:01
von hobbes
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Das ist auch eine sehr schöne Frage, finde ich. Auch (oder gerade deshalb?) weil ich gar nicht recht weiß, was gemeint ist. Wie ist das, wenn man an Geschichten glaubt, an was glaubt man dann genau?
Aber vielleicht will ich diese Frage doch lieber nicht stellen, oder nein, vielleicht will ich nur keine Antwort darauf haben. Lieber die usrpüngliche Frage noch ein wenig mit mir herumtragen.
Ansonsten schließe ich mich Globo an:
Globo85 hat Folgendes geschrieben: | Das mag ich wieder sehr. |
Virtuos, fällt mir gerade noch ein.
edit: Habe noch weiter über die Frage nachgedacht, insbesondere darüber, wie sich eine Geschichte mit dem Titel "Frau K. glaubt nicht mehr an Geschichten" anfühlen würde. Traurig, dachte ich zuerst, aber dann war ich mir gar nicht mehr so sicher.
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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18.02.2024 08:16
von Klemens_Fitte
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Eine
Eine ist darunter, die diesmal keine Fanchöre mitträgt; die sich den blau-weißen Schal vors Gesicht gezogen hat, bis unter die Augen, deren Blick sich irgendwo im Schneetreiben zwischen Tribüne und Spielfeld verliert; die den Bruder vor sich sieht, von dem ihr vergangene Nacht träumte, wie er unerwartet in der Küche ihrer Eltern steht, in den Gesichtszügen die gelöste Erschöpfung eines Mannes, der gerade ein Haus für sich und seine Familie baut, und dann wachte sie auf, bevor sie ihn fragen konnte, warum er ein Anderer werden musste; und so steht sie schweigend inmitten des Fanblocks und fürchtet den Abpfiff herbei.
« Was vorher geschah12345678910 11121314151617181920 21222324252627282930 31323334353637383940 41424344454647484950 51525354555657585960 61626364656667686970 71727374757677787980 81828384858687888990 919293949596979899100 101102103104105106107108109110 111112113114115116117118119120 121122123124125126127128129130 131132133134135136137138139140 141142143144145146147148149150 151152153154155156157158159160 161162163164165166167168169170 171172173174175176177178179180 181182183184185186187188189190 191192193194195196197198199200 201202203204205206207208209210 211212213214215216217218219220 221222223224225226227228229230 231232233234235236237238239240 241242243244245246247248249250 251252253254255256257258259260 261262263264265266267268269270 271272273274275276277278279280 281282283284285286287288289290 291292293294295296297298299300 301302303304305306307308309310 311312313314315316317318319320 321322323324325326327328329330 331332333334335336337338339340 341342343344345346347348349350 351352353Wie es weitergeht »
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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fabian Klammeraffe
Beiträge: 614
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18.02.2024 12:51
von fabian
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Versprechungen – vielleicht liegen sie darin, wie in den Texten, den Texturen, die Elemente der Augenblicke als gegenständliche und imaginierte ausgesprochen werden.
Verknüpft im Fokus einer Erzählstimme, die als wesenlose Nebensteherin, die sich einerseits an den von ihr ins Auge gefassten Moment sprechend gebunden hat und sich gleichzeitig im Wissen um sich selbst, um ihre (Lebens-)Erfahrungen, um ihre Geschichtlichkeit, wiederum diesem "Verweilen wir doch, es ist (leider nicht so schön, aber immerhin: es ist.)"-Standpunkt entzieht, den Blick erzählerisch auf den Moment als zwischen gestern und morgen angesiedelt aufweitet, ohne diese Verknüpfungen – freiwillig der Form des drabbles unterworfen – in ihren Konsequenzen auszubuchstabieren, die Geschichte tatsächlich zu erzählen.
Es gibt ja auch in der Tat nicht mehr die Stimmen, die uns berufen könnten und es wären ja auch leider keine einfachen Wahrheiten zu verkündigen.
Vielleicht könnte man in der Tat noch einmal versuchen, sich und seiner Familie ein Haus zu bauen, aber es ginge wohl nicht, ohne eine andere Familie zurück zu lassen, ohne sich die Ohren mit Honig auszustopfen, die Augen unter dem Schal zu verschließen und einen Traum zu befragen, in dem jemand ein Anderer gworden ist.
Es zeugt schon von einem gewissen Realismus, etwas Bedrohliches darin zu erkennen, eine Figur bei der Hand nehmen zu wollen.
Ich hoffe, das hat jetzt nicht zu defätistisch und wirr geklungen, ich habe diesen Text sehr gerne gelesen, und es macht meiner Meinung nach seine Qualität aus (und die vieler seiner Geschwister), dass er eine solche Zugänglichkeit auf mehreren Ebenen zulässt.
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Terézia Mora im Interview mit Klaus Siblewski (in: TEXT+KRITIK 221) |
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4299
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19.02.2024 13:11
von hobbes
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: | Eine |
Das hat mich gestern wieder total umgehauen. Gerade habe ich im In-welchem-Genre-schreibst-du-Faden geantwortet und hui, da bräuchtest du dann wohl noch 123 weitere Kategorien, denn hier findet sich ja einfach alles. Manchmal muss ich lachen, manchmal denke ich "oh, darüber sollte ich länger nachdenken" (tue es aber meistens nicht) und sowas wie das Zitierte, das haut mich Gefühlsleserin total weg. Und wie kann das nun schon wieder sein, wo doch eigentlich überhaupt keine Gefühle erwähnt werden, abgesehen von der Furcht vor dem Abpfiff - allein diese Situation ist schon fühlbar, aber alles andere noch viel mehr. Irgendwann kommentierte Lorraine mal bei einer meiner Geschichten, dass sie gar nicht weiß, ob das jetzt eigentlich im Text steht oder ob das alles nur bei ihr als Leserin stattfindet (na ja, sie hat es schöner ausgedrückt), daran muss ich gerade denken, jetzt, wo ich überlege, wie wenig da eigentlich steht und wie viel mehr bei mir passiert.
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Miles Davis |
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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21.02.2024 08:05
von Klemens_Fitte
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@fabian: Defätistisch sicher nicht, würde ich sagen, und der Moment-Gedanke gefällt mir sehr.
hobbes hat Folgendes geschrieben: | wie wenig da eigentlich steht und wie viel mehr bei mir passiert. |
Und das ist wiederum das Spannende für mich, weil ich beim Schreiben auch das Gefühl habe, sehr viel hineinzulegen, ohne es auszubuchstabieren (oder eher: ausbuchstabieren zu können), also wäre es vielleicht nicht verwegen, mich selbst als Gefühlsschreiber zu bezeichnen, was eher meint, beim Schreiben dem Gefühl zu vertrauen, als explizit über Gefühle zu schreiben, und vielleicht ist das Gefühl, dem ich vertraue: dass sich etwas weiterträgt, obwohl (oder: weil?) man es nicht benennt.
_________________ 100% Fitte
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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21.02.2024 12:43
von nebenfluss
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hobbes hat Folgendes geschrieben: | Gerade habe ich im In-welchem-Genre-schreibst-du-Faden geantwortet und hui, da bräuchtest du dann wohl noch 123 weitere Kategorien, denn hier findet sich ja einfach alles. |
Ich nehme mir dann auch mal die Zeit, mich zum Faden als Ganzes zu äußern, wobei es hoffentlich nicht ganz so lang wird, wie der Faden bis jetzt schon ist ...
Mir lag auch schon des Öfteren der Gedanke auf der Zunge, hier sei "für jeden etwas dabei". Hingeschrieben habe ich es nie, weil mir das eine unpräzise Floskel zu sein scheint; schließlich könnte man das auch vom Angebot eines Bauchladenträgys sagen, das über ein Festivalgelände schlurft und zu Wucherpreisen Traubenzucker, Tampons, Mobilrekorder, Marihuana und Kopfschmerzpillen vertickt.
Ein Versuch, es treffender zu verworten:
Selbst bei den Drabbles, die mir nichts sagen(oder denen ich z. B. eine ironische Absicht unterstelle, von der ich nach Reaktionen den Eindruck habe, sie sei gar nicht angelegt gewesen), geht das nie mit einer heimlichen Geringschätzung des Textes einher. Ausnahme sind natürlich Fälle wie der Pampelmusenfürst, wo aufgrund der "Vorgeschichte" Ernsthaftigkeit nicht zu erwarten war (und wie ärgerlich, zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehen zu können, dass es sich eigentlich um ein Bananenwesen handelt).
Dieses typische "bin wohl nicht Zielgruppe", mit dem man eine reflexhafte Abwertung höflicherweise kaschieren könnte, kommt mir hier nie in den Sinn: Ich denke eigentlich immer, Zielgruppe zu sein und frage mich bei "Unverständnis" eher, was mir gerade fehlt, damit der Text bei mir ankommt. Das ist bei mir nicht der Regelfall, irgendwas müssen diese Drabbles also haben, was mir Respekt abnötigt, und das ist wahrscheinlich ein Glauben (oder ein instinktives Empfinden), dass sie (von den offensichtlichen Ausnahmen abgesehen) mit hoher Sorgfalt und etwas, was man "Wahrheitsbedürfnis" nennen könnte, konstruiert sind.
Womit ich bei den Gefühlen bin. Wenn man etwas Eindeutiges über mein Leseverhalten sagen kann, dann: Ich bin eher Kopf- als Herzleser. Da ich es für eine höhere Kunst halte, etwas "Gefühliges" zu schreiben, das nicht an meiner Kitsch-Firewall abprallt, respektiere ich Texte, die das schaffen, um so mehr. Und die finde ich eben eher hier als dort, wo bereits das Genre verlautbart, man solle sein Herz öffnen und den Kopf besser ausschalten. So kriegt man mich szs nicht.
Die ehrlicherweise einzige Kritik, die mir zu diesem Faden einfällt, wäre die, dass sich nach meinem Eindruck (und vermutlich unvermeidbar) langsam eine gewisse Wiederholung einschleicht - also vielleicht das, was du selbst "(Klemens-)0815-Drabble" nanntest. Das sagt natürlich nichts über die Qualität der neueren Drabbles aus; sie hätten theoretisch ja auch die ersten sein können. Ich versehe das aber mit einem Fragezeichen, da ich mir ja nicht die Mühe mache, das analytisch zu vergleichen (du vielleicht schon?). Qualität ist ja ohnehin ein sehr diffuses Kriterium. Interessanter wäre wahrscheinlich, ob sich die Drabbles (trotz des Eindrucks der Wiederholung [der Form, der Art der Pointe etc. nach]) doch in irgendeiner Weise von sich selbst wegentwickelt haben - vielleicht z. B. in die Richtung einer stärkeren Emotionalität.
Jetzt wollte ich eigentlich noch meine Gedanken zu Drabbles an sich (meiner eigenen bescheidenen Erfahrung mit dem Schreiben dieser Kurzform) einfließen lassen, aber ich denke, das wird zu viel und zu selbstbezüglich. Es wird Zeit für einen .
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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22.02.2024 08:08
von Klemens_Fitte
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben: | Die ehrlicherweise einzige Kritik, die mir zu diesem Faden einfällt, wäre die, dass sich nach meinem Eindruck (und vermutlich unvermeidbar) langsam eine gewisse Wiederholung einschleicht - also vielleicht das, was du selbst "(Klemens-)0815-Drabble" nanntest. Das sagt natürlich nichts über die Qualität der neueren Drabbles aus; sie hätten theoretisch ja auch die ersten sein können. Ich versehe das aber mit einem Fragezeichen, da ich mir ja nicht die Mühe mache, das analytisch zu vergleichen (du vielleicht schon?). |
Ich? Analytisch? Nein, sicher nicht. Vielleicht entspricht dein Eindruck einer Wiederholung dem, was ich an anderer Stelle im Faden einmal so zu fassen versucht habe.
Der sich selbst zitiert hat Folgendes geschrieben: | Es gibt verschiedene Schubladen, aus denen ich die Materialien für die Drabbles nehme, das heißt, ich weiß schon vorher – muss es schon vorher wissen – was für eine Art von Drabble ich schreiben werde; ob es wie ein Ausschnitt aus einem (Genre)Roman gestaltet ist, wie ein Dialog, ob es von einem einzelnen Satz oder einer distinkten sprachlichen Verfasstheit ausgeht oder – wie in diesem Fall – von der Umsetzung eines inneren Bildes (Bild sehr konkret verstanden, ein Foto), das nicht nur die zu beschreibende Situation vorgibt, sondern auch die Stimmung – Stimmung auch dahingehend, mit welchem Material die Stimme arbeitet, das Vokabular szs, die Frage, aus welchem Fundus an Wörtern und Metaphern sich bedient werden darf. |
Es gibt für mich also szs Drabble-Templates, die natürlich begrenzt sind und die man dann noch in Stil, Stimmung, Thema durchdeklinieren (-konjugieren?) kann, begrenzt wiederum durch die sprachlichen Möglichkeiten ihres Verfassers. Ob die daraus entstehende Menge (merklich) größer oder (merklich) kleiner ist als 300, hm, keine Ahnung. Das Maß wäre ohnehin eher, wann's mir langweilig wird (derzeit nicht absehbar).
Vielen Dank für deine Betrachtung des Fadens als Ganzes und den Ausdruck des "Wahrheitsbedürfnisses", der sehr nah an dem liegt, was ich beim Schreiben als Suche nach "wahren" Sätzen bezeichne.
_________________ 100% Fitte
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Klemens_Fitte Spreu
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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23.02.2024 09:20
von Klemens_Fitte
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Drabble-Vorlage zum Selbstausfüllen
eins zwei drei vier fünf sechs sieben acht neun zehn elf zwölf dreizehn vierzehn fünfzehn sechzehn siebzehn achtzehn neunzehn zwanzig einundzwanzig zweiundzwanzig dreiundzwanzig vierundzwanzig fünfundzwanzig sechsundzwanzig siebenundzwanzig achtundzwanzig neunundzwanzig dreißig einunddreißig zweiunddreißig dreiunddreißig vierunddreißig fünfunddreißig sechsunddreißig siebenunddreißig achtunddreißig neununddreißig vierzig einundvierzig zweiundvierzig dreiundvierzig vierundvierzig fünfundvierzig sechsundvierzig siebenundvierzig achtundvierzig neunundvierzig fünfzig einundfünfzig zweiundfünfzig dreiundfünfzig vierundfünfzig fünfundfünfzig sechsundfünfzig siebenundfünfzig achtundfünfzig neunundfünfzig sechzig einundsechzig zweiundsechzig dreiundsechzig vierundsechzig fünfundsechzig sechsundsechzig siebenundsechzig achtundsechzig neunundsechzig siebzig einundsiebzig zweiundsiebzig dreiundsiebzig vierundsiebzig fünfundsiebzig sechsundsiebzig siebenundsiebzig achtundsiebzig neunundsiebzig achtzig einundachtzig zweiundachtzig dreiundachtzig vierundachtzig fünfundachtzig sechsundachtzig siebenundachtzig achtundachtzig neunundachtzig neunzig einundneunzig zweiundneunzig dreiundneunzig vierundneunzig fünfundneunzig sechsundneunzig siebenundneunzig achtundneunzig neunundneunzig einhundert
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_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4299
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23.02.2024 10:00
von hobbes
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: | Das Maß wäre ohnehin eher, wann's mir langweilig wird (derzeit nicht absehbar). |
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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Globo85 Klammeraffe
Alter: 38 Beiträge: 744 Wohnort: Saarland
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23.02.2024 10:16
von Globo85
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Jetzt ist für mich endlich die Frage beantwortet, ob die Überschrift mitzählt oder nicht.
Spoiler:
Sie zählt (wohl?) nicht mit.
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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23.02.2024 13:59
von Jenni
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben: | Womit ich bei den Gefühlen bin. Wenn man etwas Eindeutiges über mein Leseverhalten sagen kann, dann: Ich bin eher Kopf- als Herzleser. Da ich es für eine höhere Kunst halte, etwas "Gefühliges" zu schreiben, das nicht an meiner Kitsch-Firewall abprallt, respektiere ich Texte, die das schaffen, um so mehr. |
Das ist ja traurig. Also, dass du eine „Kitsch-Firewall“ hast, die dich davon abhält zu fühlen. 😢
Bei mir ist es so: Drabble Nr. soundsoviel, Das Schreien, das hat mich mal wieder komplett auf einer Gefühlsebene abgeholt, sprich erstgelesen mit totaler Beklemmung und Bildern, die irgendwas zwischen traurig und verstörend sind. Dann habe ich darüber nachgedacht und finde es auch kopfgelesen mal wieder eines der stärkeren/stärksten. Genial, wie es in der Schwebe bleibt, ob es ein lautes Schreien ist (und dann: aus Wut, Angst, Einsamkeit?) oder ein stummes Schreien (und dann: des Gegenübers oder des Selbst?).
Also: Kopf und Herz total im Einklang bei mir, zumindest was das Drabble anbelangt.
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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23.02.2024 14:18
von nebenfluss
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Jenni hat Folgendes geschrieben: | nebenfluss hat Folgendes geschrieben: | Womit ich bei den Gefühlen bin. Wenn man etwas Eindeutiges über mein Leseverhalten sagen kann, dann: Ich bin eher Kopf- als Herzleser. Da ich es für eine höhere Kunst halte, etwas "Gefühliges" zu schreiben, das nicht an meiner Kitsch-Firewall abprallt, respektiere ich Texte, die das schaffen, um so mehr. |
Das ist ja traurig. Also, dass du eine „Kitsch-Firewall“ hast, die dich davon abhält zu fühlen. 😢
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Traurig für Schnulzenschreibys, das kann sein. Für mich ist daran nichts traurig.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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23.02.2024 14:41
von nebenfluss
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anschließend an das Vorherige:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: | Das Schreien |
ist für mich insgesamt ein eher kopflastiges Drabble, ganz deutlich in der Formulierung
Zitat: | Ich möchte nur wissen |
Es fragt nach einer Systematik, versucht, die möglichen Gründe, die hinter einem Schreien stecken können, zu reflektieren. Die Erkenntnis, die sich m. E. einstellt: Das ist kein stategisches Schreien, sondern Ausdruck eines Leids. Daraus resultiert dann Empathie. Die Gefühle des Erzählenden sind dabei bewusst gedämpft (er distanziert sich, persönlich gemeint zu sein, "macht sich nicht gemein" damit), bilden aber die Klammer:
Zitat: | Es stört mich nicht. Inzwischen glaube ich sogar, es würde mir fehlen. |
Zitat: | Oder du kommst darüber nicht zum Essen. Dann beunruhigt es mich ein wenig. |
(Hervorhebung von mir)
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4299
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23.02.2024 15:05
von hobbes
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Ich denke schon die ganze Woche über Schreiben/Lesen und Gefühle nach, habe auch schon einige Male Kommentare angefangen, die ich dann doch wieder weggeklickt habe, vor allem deshalb, weil ich dachte, dass es letztendlich doch nur um mich und eine ganz konkrete Frage in Bezug auf mein Schreiben gegangen wäre. Und es doch irgendwie vermessen wäre, den zufälligen Aufhänger hier im Faden dafür auszunutzen.
Eine Idee war, anhand eines Drabbles nachzufragen und herauszufinden, wie andere das lesen. Ob die Gefühle, die bei mir während des Lesens entstehen, auch für andere "da sind" oder ob die nicht doch sehr viel mehr mit mir zu tun haben. Und ob es dann auch eine Art "Übereinstimmung" zwischen Autor und Leserin geben muss, also könnte ich überhaupt Gefühle herauslesen, die ich gar nicht habe? Andererseits gibt es so viele (Grund)Gefühle ja nun auch wieder nicht, sind die nicht eigentlich bei jedem "vorhanden"?
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: | (...) was eher meint, beim Schreiben dem Gefühl zu vertrauen, als explizit über Gefühle zu schreiben, und vielleicht ist das Gefühl, dem ich vertraue: dass sich etwas weiterträgt, obwohl (oder: weil?) man es nicht benennt. |
Sicherlich "funktioniert" das ja nicht bei jedem. Also, dass das, was nicht benannt wird, trägt. Und vermutlich nicht, weil der Autor irgendwas "falsch" gemacht hat, sondern, tja, warum eigentlich? Und natürlich ist es auch gar nicht schlimm, wenn es nicht "funktioniert", dann denkt sich Lesy eben "joa" und geht weiter zum nächsten Text.
Jetzt habe ich keine Ahnung mehr, was ich eigentlich sagen wollte und bin kurz davor, diesen Beitrag schon wieder zu löschen.
Einer der Gründe fürs bisherige Löschen war auch, dass ich gar keine Lust hatte, einen Text derart auseinanderzunehmen. Und da denke ich dann gleich wieder: Aber sollte man nicht genau das tun als Autorin? Herausfinden, wie jemand etwas gut macht, um es ebenfalls "anwenden" zu können?
Irgendwie fühlt sich es sich aber so an, als würde das etwas kaputt machen. Die Magie des Textes zerreden oder so. Stimmt vermutlich auch nicht, aber ich lasse es momentan trotzdem lieber sein.
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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