Kaugummi [Drabble]

[hobbes]

[nebenfluss]

[Klemens_Fitte]

[Klemens_Fitte]

Produktinfo

Schreibblockade, Motivationsloch, Plotprobleme? Dann haben wir etwas für Sie. Denn mit diesem ›Writer’s Desk‹ der Marke Hemingtwain heißt es künftig Wortspiel, Satz und Sieg für Ihr Projekt. Lassen Sie sich von dem edlen Design und der robusten Verarbeitung aus 100 Prozent Buchenholz zu ungeahnten literarischen Höhenflügen inspirieren. Seine geräumigen Schubladen für Charakterbögen oder verfaulte Äpfel machen diesen Schreibtisch zum unverzichtbaren Begleiter für alle angehenden und schon leicht angegangenen Schriftsteller. Ein weiterer Clou: Die verstellbare Schreibfläche, die sich mit wenigen Handgriffen an jedes Niveau anpassen lässt. Bestellen Sie jetzt und sichern Sie sich zusätzlich einen kostenlosen Brieföffner für Agentur- und Verlagsrückmeldungen.

[d.frank]

[Mumienfreund]

[Klemens_Fitte]

[Klemens_Fitte]

Abhängigkeiten

Eine Zeit lang hatte sie ernsthaft versucht, vom Beten loszukommen. Nicht aus einem Leidensdruck oder weil sie fürchtete, der letzte Rest sicheren Bodens könnte unter ihren Füßen wegbrechen, mit jedem Schritt, den sie entlang dieser Klippe tat – vielleicht nur, weil die Chance auf ein anderes Leben wie ein Lichtstreifen zwischen ihren aufgewühlten Stimmungen und dem tiefschwarzen Firmament ihrer Gedanken aufleuchtete.

Inzwischen hatte sie gelernt, damit zu leben. Und wenn sie das Gebet, das sie schließlich nach wochenlanger Arbeit ins Dunkel sprach, mit den ersten unsicheren Entwürfen verglich, dann schien es ihr gerechtfertigt, in einer ständigen Absturzgefahr durchs Leben zu gehen.

[nebenfluss]

Gut gemacht, diese Analogie zur Klippenwandererung am Meer, und das Beten als eine Art Droge, von der schwer wegzukommen ist.
Nur befriedigt mich das Ende nicht so recht:
Wenn es doch nicht ihre Furcht vor dem Absturz ist, die sie am Beten zweifeln lässt, warum rechtfertigt sie dann später die Absturzgefahr (worin die auch  bestehen mag)? Nach meiner Lesart müsste stattdessen das Aufleuchten dieses Lichtstreifens gerechtfertigt werden.

[Klemens_Fitte]

Ich glaube, ich bin heute zu unkonzentriert, um das richtig mitzuschneiden. Was soll wodurch und warum gerechtfertigt werden?
Meine Idee war: eine Leistung (ein Geleistetes) oder ein Werk, das es wert ist, sich dafür an der Kante zu bewegen. Kein anderes (einfacheres?) Leben zu wählen, weil man sich sagt: das, was ich tue (erreiche), rechtfertigt das Risiko.

So oder so ähnlich, keine Ahnung, ich glaub, so viel habe ich beim Schreiben nicht nachgedacht.

[Klemens_Fitte]

Feuer und Schwefel

Unter den Blicken des ungehobelten Kindes strömen sie in die Kirche, tauchen die Finger ins Weihwasserbecken und malen sich das Kreuzzeichen auf die Stirn, bevor sie die Fingerkuppen zur Nase führen und den betörenden Geruch von Benzin einatmen. Im Vorbeigehen berühren sie die nackten Zehen des Jesuskindes, ein Lachen steigt im Kirchenschiff auf. Der Pfarrer taucht den Sprengwedel in Terpentin und schreitet die Reihe der Heiligenfiguren ab, bis sich eine Lache bildet, ein Rinnsal, das die Kirchentreppe hinabläuft, zwischen den Steinen des Gehwegpflasters mäandert, ins Wiesental hinaus, wo das Kind auf gefrorener Erde sitzt und mit einer Schachtel Zündhölzer spielt.

[d.frank]

immer wieder erstaunt, wie viel und wie wenig man in 100 Wörter packen kann

[Klemens_Fitte]

Fragt sich, was einfacher ist: viel oder wenig?

[d.frank]

wenig

[Klemens_Fitte]

Die Toten

Er kam spät nach Hause.
Amber war auf der Couch eingeschlafen, ihre Decke zu Boden gerutscht. Das Standbild im Fernseher fragte, ob noch jemand zuschaue.
Sie seufzte leise, als er sie zudeckte. Dann formte sich die Andeutung eines zufriedenen Lächelns in ihrem Gesicht, als träumte sie von einer gelungenen Lüge – die Antwort auf seine Frage, wie sie ihren Tag verbracht habe.

Während er auf dem Balkon stand und rauchte, dachte er an die Toten. Sie lächelten nie. Wollte man wissen, wie sie gelebt hatten und gestorben waren, musste man ihre Vergangenheit durchsuchen. Die Toten selbst hatten keine Lügen zu erzählen.

[Klemens_Fitte]

Die Unterredung

In dieser fraglichen Unterredung, deren Inhalt er Bodenstein unvollständig wiedergegeben habe, so Schwartzerdt, habe er, Schwartzerdt, Luther in einem Zustand erregten Denkens erlebt, einer Haltlosigkeit des Denkens und Formulierens, die, wie er, Schwartzerdt, sofort vermutet habe, durch das nahe Fronleichnamsfest hervorgerufen worden sei, das für ihn, so Luther an jenem Tag, das allerschändlichste Fest sei, denn an keinem Fest, so Luther, so Schwartzerdt, werde Gott und Christus mehr gelästert denn an diesem Tage und sonderlich mit der Prozession, mit der man, so Luther, dem heiligen Sakrament alle Schmach tue, dass man’s nur zum Schauspiel umtrage und eitel Abgötterei damit treibe.

[hobbes]

Ich würde ja gern mal wieder was sagen, aber mir fällt nichts ein. Daher lasse ich einfach hier, dass ich immer noch hier bin und mich immer noch oder immer wieder aufs allmorgendliche Drabbel freue.

[Gast]

Moin Klemens,

die Tonalität der Drabbles verschiebt sich langsam, wie mir scheint, wird insgesamt humorloser, ernster. Aber vielleicht ist das ja auch nur meiner eigenen, Corona-getrübten Wahrnehmung geschuldet...
 
LG
DLurie

[nebenfluss]

.
(siehe hobbes)

Der ernstere Tonfall/Inhalt stört mich nicht.
(klingt schon wieder doof, als ob es darum ginge, was mich stört, aber ihr wisst wohl, wie's gemeint ist)

[Klemens_Fitte]

[Gast]

Hallo Klemens,

[Klemens_Fitte]