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Jenni
Papiertiger

Beiträge: 4314
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 06.03.2016 20:00 Licht im Dunkel von Jenni
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Licht im Dunkel
Es gab keine Leiche. Die (nicht vorhandene) Leiche war der einzige Grund für Optimismus, aber gerade das war ihr hoch anzurechnen, in Anbetracht ihrer Nichtexistenz. Niemand verschwindet, ohne eine Spur zu hinterlassen, das hatte sie schon damals an der Polizeischule gelernt. Es gab also nur zwei Möglichkeiten, und beide waren ausgeschlossen. Außer … - aber nein. Es gab keine Leiche, es gab keine Spur eines Verschwindens, und damit gab es auch keinen Fall. In dem (nicht vorhandenen) Fall gab es auch keine Geschichte. Es war spät geworden, womöglich zu spät, dunkel und kalt zudem, und sie war es müde. Sie schrieb in den Staub, der sich auf den Akten angesammelt hatte:
wo bist du?
_________
¿np ʇsıq oʍ
Auf der anderen Seite war er vielleicht gar nicht verschwunden. Das würde die fehlende Spur erklären und die fehlende Leiche. Vielleicht ahnte er nicht, dass sie noch immer nach ihm suchte. Vielleicht spazierte er gerade unbedarft (und unverschwunden) im hellsten Sonnenschein an einem Strand entlang, las ihre Worte im nassen Sand und wunderte sich darüber, dass sie auf dem Kopf standen.
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Literättin
Exposéadler
 Alter: 57 Beiträge: 2078 Wohnort: im Diesseits
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 07.03.2016 08:30
von Literättin
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Vermutlich wird es mir nicht möglich sein, angesichts der Textfülle dieses Wettbewerbs, allen Texten mit einem angemessenen Kommentar gerecht zu werden und vielleicht gehört dieser Text hier dazu. Das sagt dann aber eher etwas über meinen quantitativen Kommentierungsstress als etwas über die Qualität dieses Textes.
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HerbertH
Klammeraffe

Beiträge: 555 Wohnort: terra sol III
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 07.03.2016 10:25
von HerbertH
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neutraler kommentar, um werten zu können
_________________ schiefwinklig ist eine kunst
© herberth - all rights reserved |
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Laurids Anders
Gänsefüßchen
 Alter: 63 Beiträge: 46 Wohnort: In der Nähe von Itzehoe
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 07.03.2016 22:58
von Laurids Anders
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Schön verdreht die Geschichte! Und rückwärts will sie sich wiedererkennen. Hat mir gut gefallen
Viele Grüße, Laurids
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hobbes
Tretbootliteratin
 Moderatorin
Beiträge: 4642
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 08.03.2016 00:51
von hobbes
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Noch so einer. Noch so einer, der nicht nur als Text, sondern auch als Form(atierter Text) daherkommt. Hier nicht ganz so aufdringlich, na ja, das angegraute Licht hätte ich jetzt nicht gebraucht.
Aber auch noch so ein Text, der mehr Rätsel aufgibt, als er beantwortet, bei dem ich mich aber nicht an den fehlenden Antworten aufhänge, sondern die aufgeworfenen Fragen genieße.
Und die Sprache mag ich auch. Schön knapp und einfach (im besten Sinn), aber eben auch nicht zu einfach, sondern mit einfacher Finesse.
Punktekandidat, ganz eindeutig.
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Babella
Klammeraffe
 Alter: 60 Beiträge: 867
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 08.03.2016 13:22
von Babella
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Ok, ich verstehe es nicht, aber das muss man wohl auch nicht verstehen, das ist witzig gemacht und zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
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Oktoberkatze
Eselsohr
 Alter: 57 Beiträge: 321
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 08.03.2016 22:59
von Oktoberkatze
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Kreative Idee mit dem Spiegel, hat was Mystisches
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Seraiya
Mondsüchtig

Beiträge: 938
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 08.03.2016 23:59
von Seraiya
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Hallo Inko,
Ein weiterer Text, den ich gerne gelesen habe, der es aber leider nicht in meine Top Ten geschafft hat.
LG,
Seraiya
_________________ "Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces." |
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nebenfluss
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 5591 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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 09.03.2016 16:20
von nebenfluss
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Verstehe ich nicht.
Da ist einerseits jemand verschwunden, andererseits aber auch nicht?
Eine Polizistin oder Kriminalkommisarin ergeht sich in Gedanken über spurloses Verschwinden und fehlende Leichen, ohne dass es irgendwo hinführt. Wirkt auf mich wie Paradoxie um der Paradoxie willen.
Der Bezug zur thematischen Vorgabe kommt mir auch recht gezwungen vor.
Außerdem: Wer bitte wundert sich an einem Strand, wenn Worte im Sand auf dem Kopf stehen?
_________________ "Ich bin Ethan Figman. Ich bin der Trickfilmberater Ihrer Tochter, Mrs Jacobsen."
(Meg Wolitzer, "Die Interessanten")
"Seit ich weiß, dass bald Jüngstes Gericht ist, hab ich ganz viel Zeit."
(Klemens_Fitte, auf dsfo.de) |
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firstoffertio
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 6083 Wohnort: Irland
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 09.03.2016 22:42
von firstoffertio
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Ein zweiseitiger, oder umgekehrter Kurzkrimi. Clever gestaltet, und auch nicht ohne Substanz hinsichtlich so Fragen wie: Was können wir wissen, was ist Wahrheit, was real? Perspektivenwechsel. Gerne gelesen.
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 540
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T 09.03.2016 23:19
von tronde
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Hallo!
Die Idee, über die hier philosophiert wird, gefällt mir. Allerdings liest sich es für mich zu holprig mit den Verneinungen.
Grüße
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Heidi
Reißwolf
H Alter: 42 Beiträge: 1499 Wohnort: Hamburg
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H 10.03.2016 18:24
von Heidi
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Ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Du hast eine interessante Idee zum Thema "Nachtseite" entwickelt. Die Gegenüberstellung - auf der einen, und auf der anderen Seite - finde ich spannend und sehr anschaulich gelöst. Vor allem aber mag ich die "Einschübe" in Klammern. Das hat was.
Da ich aber nur für zehn Texte Punkte vergeben kann, geht deiner leer aus. Ich habe die Texte, die keine Punkte von mir bekommen, grob unterteilt. Deiner ist unter den ersten fünfzehn.
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Jack Burns
Reißwolf
 Alter: 53 Beiträge: 1547
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 11.03.2016 21:33
von Jack Burns
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Ja, das ist schön.
Ich mag auch, das Einbeziehen des Schriftbildes.
Was mich etwas stört, dass zu sehr im Vagen bleibt, wen sie jetzt sucht.
Muss noch überlegen, ob es Punkte gibt. So viel Konkurrenz hier.
Na gut; 2 Punkte sind drin.
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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lunapinki
Gänsefüßchen

Beiträge: 31
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 12.03.2016 01:49
von lunapinki
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Neutrale Bewertung zur Punktevergabe
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hypnobader
Eselsohr
 Alter: 62 Beiträge: 426 Wohnort: Voralpen
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 12.03.2016 12:42
von hypnobader
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Das habe ich nicht verstanden. Das ist schade. Denn ich habe das Gefühl, da steckt eine gute Idee dahinter. Aber ich checks nicht
_________________ Es gilt das gebrochene Wort |
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Einar Inperson
Reißwolf

Beiträge: 1742 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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 12.03.2016 14:07
von Einar Inperson
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Ein Text mit Seitenwechsel ohne die letzte Konsequenz, aber dennoch eine hübsche Idee, die den Text unterstreicht und innertextlich keine Trennung bedeutet.
Schon der Titel spielt mit den Möglichkeiten.
Gedankenspiele und Staubkritzeleien, Einklammerungen.
Und ich lese das. hat sie mit ihm zu tun, oder ist es ihr Job, aber kann es überhaupt ein Fall sein, wenn es keinen Fall gibt. Ein Text, der in sich spekuliert und den Leser spekulieren lässt. Überall zwei Seiten. Tag und Nacht. Wo Tag und wo Nacht. Lasst uns spekulieren.
Leider fand sich kein Platz mehr in den Punkten.
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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rieka
Sucher und Seiteneinsteiger

Beiträge: 983
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 12.03.2016 14:45
von rieka
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Die Idee finde ich gut, aber mit diesem Text tu ich mich ein bisschen schwer. Vielleicht liegt es daran, dass hier der Prota vorwiegend denkt.
Ich denke hier auch viel. Fühle wenig. Ich grübele, was genau du mitteilen möchtest und dabei fehlt mir das Fühlen als Orientierungshilfe.
Ich frage mich, wer genau wohl diese Person ist, die denjenigen in der Akte sucht.
Eine Kommissarin? Eine unvermittelt Verlassene? Beides gleichzeitig?
Vielleicht verstehe ich auch irgendeinen noch tieferen Sinn nicht, denn die auf den Kopf gestellten Worte sind ja nicht nur einfach interessant, sie haben ja eine Bedeutung. Aber aus dem Nachdenken der Prota erschließt er sich mir nicht.
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Akiragirl
Dünnhäuterin
 Alter: 33 Beiträge: 5657 Wohnort: Leipzig
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 12.03.2016 16:21
von Akiragirl
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Liebe/r PoKaPro-Teilnehmer/in,
dein Text "Licht im Dunkel" ist auf meinem dritten Platz gelandet, bekommt 8 fette, bronzene Punkte und einen Pokal.
Während mein Platz 1 mir eine Gänsehaut bereitet hat und mein Platz 2 sprachlich der (für mich) ausgefeilteste im Wettbewerb war, hat "Licht im Dunkel" bei mir mit seiner Originalität und seinem Witz gepunktet. Nach all den vielen Nacht-Texten ist es herzlich erfrischend, etwas im besten Sinne Abgedrehtes zu lesen, das durch die Wendung und das Ende dennoch auch einen leicht melancholischen Dreh bekommt.
Sehr schön zu lesen, witzig, interessant und berührend - das sind für mich genau die "Zutaten", die ein so kurzer Text haben sollte, um im Gedächtnis zu bleiben, zu beeindrucken.
Dein Text hat mich beeindruckt.
(und ich bin sehr gespannt, welcher Autor sich hinter ihm verbirgt )
Liebe Grüße
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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Mermaid
Leseratte

Beiträge: 145
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 12.03.2016 17:09
von Mermaid
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Der Text war bei mir von Anfang an, direkt nach dem ersten Lesen, der Anwärter auf die Höchstpunktzahl. Ich mag die leise Selbstironie und dass die Worte im nassen Sand auf dem Kopf stehen. Ich mag sogar die Optik, obwohl ein Text meiner Meinung nach eigentlich durch Worte wirken sollte. Ich mag die Geschichte einfach, so sieht es aus.
Danke dafür! Von mir gibt es 12 Punkte.
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Amaryllis
Forenschmetterling
 Alter: 38 Beiträge: 1999
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 13.03.2016 16:02
von Amaryllis
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Liebe/r Inko,
deinen Text finde ich gut. Du bringst die Dualität sehr gut hinaus - die Spielerei mit der Schrift hätte es für mich nicht gebraucht, das hat einen leichten Nebengeschmack von Effekthascherei für mich.
Alles in allem hat mir der Text dann aber doch so gut gefallen, dass du drei Punkte von mir bekommst.
Alles Liebe,
Ama
_________________ Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir. |
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Tjana
Reißwolf
 Alter: 62 Beiträge: 1932 Wohnort: Inne Peerle
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 13.03.2016 16:38
von Tjana
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Bei dieser Geschichte fallen mir vor lauter Nachdenken keine Kommentierworte mehr ein und das meine ich absolut positiv.
Mir gefällt der Sprachstil, wie er mich zu den Möglichkeiten führt, die sich aus dem Kopfstand ergeben (fürs Nachdenken). Super!
Mehr geht gerade nicht.
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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Piratin
Exposéadler
 Alter: 57 Beiträge: 2564 Wohnort: Mallorca
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 13.03.2016 18:40
von Piratin
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Hallo Inko,
die geteilte Welt zwischen der Seite, bei der gerade Nacht ist und der anderen, auf der Tag ist, dazu der Kniff mit der auf den Kopf gestellten Frage ... hat mir gefallen und es gibt acht Punkte.
Viele Grüße,
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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