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Strandpromenade, dahinter das Meer


 
 
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag20.11.2022 21:00
Strandpromenade, dahinter das Meer
von Jenni
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

.
      Strandpromenade, dahinter das Meer. Auf den Wellen schaukelt eine Segelyacht, in der Ferne ein Ozeandampfer, keine Wolke am Himmel, in der Gischt lacht und kreischt, hüpft - Lina? Nein, Lina liebt das Wasser nicht. Am Strand spielen Kinder, bauen eine Burg bis zum Himmel, eine Frau sammelt Muscheln und Steine in einen roten Eimer, die Augen mit einer Hand beschirmt, der Kopf mit breiter Krempe, darunter Blondhaar, deutlich blonder als Linas. Zwei liegen auf Handtüchern sich sonnend, eine liest eine Zeitschrift, ist älter als Lina, die andere ein Buch, das Gesicht schattenverdeckt, jetzt blättert sie um und ist nicht Lina. Auf der Terrasse der Strandbar sitzt ein Paar und schreibt Karten, nicht so poetisch wie Lina. Wo ist Lina? Eine kommt aus der Toilette, kleiner als Lina, am Kiosk eine Schlange, man wartet geduldig, Überschriften lesend, eine Nachricht tippend, gestenreich diskutierend, das Kleinkind zur Ruhe mahnend, die Arme verschränkt, pfeifend, abgelenkt, ist keine Lina. Lina, Lina, Lina. Lina? Unter der großen Palme telefoniert eine Frau, dreht sich um, weder von hinten noch von vorne Lina. An der Straße winkt eine ein Taxi heran, in High Heels, auf denen Lina nicht laufen kann. Die aus dem Taxi steigt, schaut missmutig drein, viel weniger fröhlich als Lina. Lina! Nein, nicht Lina. Lina kommt nicht aus der Bäckerei mit einer hohen Torte im Arm, balanciert nicht mit gestreckten Armen auf dem Rand des Brunnens, sitzt nicht wippend auf der Bank neben dem Alten mit dem Hund, Lina gießt nicht die Sonnenblumen, winkt nicht aufgeregt aus dem Fenster im obersten Stock, füttert nicht die Tauben, schiebt keinen altmodischen Kinderwagen mit Zwillingen darin, Lina macht keine Straßenmusik, sie sitzt nicht im Rollstuhl, fährt nicht auf Rollschuhen, tanzt nicht über den Zebrastreifen, Lina trägt nicht drei Koffer einhändig ins Hotel, und sie schaut auch nicht gelangweilt dabei zu. Keine der Frauen am Gemüsestand ist Lina, Lina steht nicht im Eingang des Tauchshops, Lina sucht keine Ansichtskarten aus vor der kleinen Papeterie. Lina studiert nicht die Speisekarte des Fischrestaurants, malt keine Karikaturen von Touristen, keinen Sonnenuntergang über dem Meer, und niemand malt Lina. Zurück Richtung Ufer, die Schritte schon schwer, es dunkelt, ein Wind kommt auf, weht etwas heran, einen Fetzen, eine Postkarte. Darauf Strandpromenade, dahinter das Meer. Auf der Rückseite Worte: Ich bin dann mal weg. Lina.

.

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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4298

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag27.11.2022 21:31

von hobbes
Antworten mit Zitat

Oh verdammt, dieser Text ist wunderschön. Das tut mir jetzt fast ein bisschen leid, denn es ist der erste, den ich angeklickt habe (der Titel! Großartig!) und was soll da jetzt noch kommen, wer soll da jetzt noch mithalten können? Ich fürchte, ich habe meinen Lieblingstext schon gefunden. Aber wer weiß, vielleicht stimmt es gar nicht und überhaupt ist es auch nicht sonderlich schlimm, direkt schon mal einen Lieblingstext parat zu haben.

(...)

Und es bleibt dabei: das ist mein Lieblingstext, mein erster Platz.

(...)
Hach.
Ich mag es, wie man Dinge über Lina erfährt, indem man gesagt bekommt, was/wie sie alles nicht ist. Ich mag es, wie dieser ganze Reigen an Menschen, Orten, Vorkommnissen aufgemacht wird. Ich kenne die alle. Nur Lina kenne ich nicht und das lässt mich traurig zurück, aber eine gute Traurigkeit. Wir (das scheint mir das richtige Pronomen für diese Erzählweise zu sein) wissen nicht, wo Lina ist, wir wissen auch nicht, wer sie ist. Sie ist weg. Und das ist schade, wir vermissen sie dann doch, warum sonst sehen wir sie überall, wo sie nicht ist. Wir vermissen die Möglichkeit, dass wir Lina hätten kennenlernen dürfen. Jetzt ist sie weg und ich glaube nicht, dass sie wiederkommt. Andererseits ist auch ein Trost mit dabei, denn obwohl Lina weg ist, ist sie gleichzeitig überall.

Dann auch noch eine Hommage (eventuell, weiß nicht, ob das so beabsichtigt war) an A-N-N-A, also hier:
Zitat:
weder von hinten noch von vorne Lina.

Und das passt für mich auch, dieses Lied, diese wehmütige Sehnen und gleichzeitige einverstanden sein mit der Situation.


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Don't play what's there, play what's not there.
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nebenfluss
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Beiträge: 5982
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag28.11.2022 18:42

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Ein Text wie ein Wimmelbild – „Wo ist Lina“ statt „Wo ist Walter“. Ohne, dass es explizit erwähnt werden muss, stellt man sich einen Elternteil, eine Freundin oder ein Geschwister vor, das Lina am Strand verloren hat und sie nun zwischen den Touristen sucht. Das ist gut gemacht, vom paradoxen Ende fühle ich mich dagegen eher unangenehm an der Nase herumgeführt, und das auch deshalb, weil Lina doch angeblich so poetisch ist beim Kartenschreiben – und dann ist sie ganz lässig „mal weg“, eine Reminiszenz an einen doofen, geradezu antipoetischen Bestseller von Hape Kerkeling?
Aber vielleicht ist das Bild von Lina auch falsch. Vermutlich darf man das hier auch nicht so chronologisch verstehen wie es dasteht. Dahinter verbirgt sich vielleicht die Geschichte eines Mädchens, das hier, in diesem Urlaubsidyll verschwunden ist, vielleicht gar entführt oder ertrunken, und die Familie kann das nicht akzeptieren und sucht immer wieder nach ihr. Könnte aber auch zu weit hergeholt sein. Ich geb’ dem jetzt drei Punkte und überlasse mich dann später den sonstigen Kommentaren und eventuellen Hinweisen des Autorys.


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d.frank
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Beiträge: 1129
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D
Beitrag28.11.2022 20:50

von d.frank
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Im Großen und Ganzen liest sich das wie eine Aufzählung, ein paar poetische Einsprengsel, mal mehr, mal weniger zufällig, und am Ende weht einem die Karte vor die Füße.
Was ich mag: Das Suchen. Wie in einem lebensechten Wimmelbild. Wenn man sich eben auf das Finden konzentriert, bleibt alles nur angedeutet, man überfliegt es, hat einen Tunnelblick. Das wurde  hier in die Wirklichkeit gerettet, aber es an einer Person festzumachen, funktioniert irgendwie nicht so richtig, es schließt sich gegenseitig aus, meine ich, und deshalb fehlt Tiefe, irgendwie. Auch das Detail mit der Karte - wie hingeworfen (im Wortsinn), vielleicht habe ich auch was nicht kapiert.

Wie auch immer drei Punkte sind es trotzdem.


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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tronde
Klammeraffe
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Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag28.11.2022 22:48

von tronde
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Hallo!
Gut Darstellung der Situation, an eine überfüllten Strand eine Person zu suchen, überall ist die Gesuchte dann doch nicht.
Den ersten Teil mit den extra Verneinungen gefällt mir besser als der zweite Teil, in dem die nicht-Sätze aufgezählt werden. Das finde ich langweiliger als den ersten Ansatz.
Das Ende mit der Postkarte ist mir auch zu zufällig; vielleicht wenn da nicht das letzte "Lina" gestanden hätte.
Die Stimmung kommt gut rüber.

Herzliche Grüße!
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Michel
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Beitrag29.11.2022 15:02

von Michel
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Urlaub ohne Lina, und dennoch: Lina allüberall.
Zum Glück zeigt sich die Erzählstimme selbst genervt, sonst hätte ich möglicherweise den Job übernommen. Diese Wiederholung, auf der der ganze Text beruht, ist nicht ganz ungefährlich. So wie beim Backen: Ein bisschen zu viel Salz und der ganze Kuchen schmeckt nicht mehr.
Den Schluss finde ich richtig gut gelungen, hier scheinen sich wunschgetriebene Fiktion und Realität zu durchdringen.


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FaithinClouds
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F
Beitrag30.11.2022 08:05

von FaithinClouds
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Hey😅  ich fand die Idee der Geschichte ganz gut. An sowas hab ich gedacht, als ich die Anforderungen gelesen habe: ein durchgehendes Thema und eine zusammenfassende Punchline am Ende.  Ich mochte einige der Beschreibungen des Ferienorts, fand aber manchmal gerade die aktiven Präsens-Partizipien arg gestelzt.

Zitat:

Lina studiert nicht die Speisekarte des Fischrestaurants, malt keine Karikaturen von Touristen, keinen Sonnenuntergang über dem Meer, und niemand malt Lina.


Den Satz fand ich irgendwie gut. Ich glaube, wegen dem Satzteil am Ende.😅

Also insgesamt ist der Text gelungen, würde ihn aber vielleicht ein bisschen ausdünnen und ein paar der Partizipien ersetzen.

Alles Gute!😺

Alles Gute!
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Murnockerl
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M


Beiträge: 340



M
Beitrag30.11.2022 10:57

von Murnockerl
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Was für eine stilistisch ausgeklügelte Momentaufnahme. Obwohl nichts passiert, habe ich bis zum letzten Satz gebannt gelesen. Für mich persönlich fehlt es allerdings an Inhalt, um im direkten Vergleich zu den anderen Texten Punkte dalassen zu können.
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V.K.B.
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Beitrag30.11.2022 12:40

von V.K.B.
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Jemand vermisst Lina sehr, denkt beim Anblick jeder anderen Frau an sie und vergleicht. Aber niemand ist Lina. Lina ist weg und hat ihn/sie verlassen. Die Karte am Ende lese ich eher als Erinnerung an ein plötzliches Beziehungsende, die damit wieder aufkommt. Denn das jemandem eine solche Karte zufällig vor die Füße weht, wäre doch etwas zu viel Zufall.
Generell ist das gut geschrieben, aber ist mir zu lang. Da werden immer alle mit Lina verglichen und schon nach dem ersten Drittel des Texts denke ich mir, ja, ich habe es begriffen und jetzt reicht es mal, das wird ermüdend. Wobei mir die Beobachtungen und Beschreibungen dann aber trotzdem wieder gefallen. So muss es sich wohl anfühlen, wenn einen jemand verlässt, den man noch liebt.

Verdammt viele Geschichten diesmal, und nur so wenig Punkte. Leider bleiben für diese Geschichte keine mehr übrig. Heißt aber nicht, dass ich sie schlecht fand.

Beste Grüße,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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finest.fire
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Wohnort: Berlin


Beitrag30.11.2022 16:22

von finest.fire
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Ich finde die Idee toll, auch viele schöne Bilder, aber es trägt finde ich nicht über die ganzen 400 Zeichen, dennoch punktverdächtig.
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holg
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Moderator

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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag01.12.2022 10:11

von holg
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Content Warning: gefährliche Unterströmungen

Ich mag den Flow. Wie er Fahrt aufnimmt, schwimmt, sich windet, stockt, wieder anzieht. Das nimmt mich mit.
Die Fixierung auf Lina, jede (weiblich gelesene?) Person wird mit Lina abgeglichen, da ist jemand auf der Suche, beschreibt, was und wer alles Lina nicht ist und schafft im Raum dazwischen statt einer Charakterisierung doch nur eine Silhouette der Möglichkeiten für Lina.
Schön der Bogen zurück zur Strandpromenade. Überhaupt, dieses Wimmelbild, diese sekundenscharfen Beobachtungen eines Tages im Strandbad. Das hat Leben, Bewegung, Stil, Können.
Schöner Text.


_________________
Why so testerical?
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Nachtvogel
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Alter: 32
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Wohnort: Münster


Beitrag03.12.2022 01:50

von Nachtvogel
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Dein Text ist eine sehr schöne Umsetzung des Themas "Wo ist Lina?". Beim Lesen habe ich das richtig bildlich vor Augen: der Erzähler, wie er die von Menschen überfüllte Strandpromenade absucht, jede einzelne Person überprüft, ob sie vielleicht Lina ist. Fast wie bei so einem "Where's Waldo"-Buch. Very Happy Sprachlich hast du das auch sehr schön umgesetzt. Ich mag das auch, wie die "Suche" immer schneller wird durch die kürzer werdenden Teilsätze. Die Postkarte am Ende ist eine schöne Idee, aber ist für mich ein bisschen unstimmig. Ich habe die Suche recht realistisch interpretiert, aber die angewehte Postkarte muss doch ein Produkt der Fantasie des Erzählers sein, oder? Sehr gerne gelesen!
10 Punkte
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gold
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Beiträge: 4943
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag04.12.2022 19:43

von gold
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Hallo Inko,

gute Szenenbeschreibung und originelle Idee, zu schreiben, wer Lina nicht ist. Wink

Liebe Grüße
gold


_________________
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die zetern
in wogenden Zedern

Make Tofu Not War (Goshka Macuga)

Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso)
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag05.12.2022 14:48

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bonjour sehr geehrte Postkarte

Bei 380 Wörtern mit 28x Lina bestehen 7,4% des Textes aus dem Wort "Lina". Gratulation für den 1. Platz mit der höchsten Lina-Dichte in diesem Prosa-Wettbewerb.

Was bleibt zu diesem Text noch zu sagen?
Von einem möglichen Top Ten-Kandidaten mit dem Strandszenario rutschte der Text leider immer weiter runter in meiner Beurteilung. Die Schnitzeljagd nach Lina entwickelte sich mit der Unbeschwertheit, aber fast schon paranoiden Übersteigerung der übermäßigen Lina-Erwähnung zu einem langgezogenen Witz und machte für mich aus dem Strandszenario eine Satire, die nicht ins Bild passte. Panik, dass Lina nicht gefunden wird? Fehlanzeige. Stattdessen erinnert es eher an "Ich sehe was, was du nicht siehst, aber überall ist Lina oder auch nicht". Je häufiger ich versuchte, den Witz beiseite zu schieben, umso nerviger wurde leider der Text.

Insofern, es tut mir leid. Dieser Beitrag hat mich leider nicht überzeugt: zéro points.

Merci beaucoup
Constantine
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dürüm
Wolf im Negligé

Alter: 46
Beiträge: 966
Wohnort: Cape Town
Das bronzene Eis am Stiel Das Bronzene Pfand
Der bronzene Spiegel - Lyrik Podcast-Sonderpreis
Vorlesbar I


Beitrag05.12.2022 15:52

von dürüm
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Du hattest mich bei dem Wort "Strandpromenade".

Genialer Text. Auch in Verbindung mit dem Gedicht in der Lyrik (tolle Idee, obwohl es nicht die Aufgabenstellung war, die Kombination verrät einen unabhängigen Geist, der Text Sprachbegabung.)

Lieblingsstelle:

Zitat:
Lina kommt nicht aus der Bäckerei mit einer hohen Torte im Arm, balanciert nicht mit gestreckten Armen auf dem Rand des Brunnens, sitzt nicht wippend auf der Bank neben dem Alten mit dem Hund, Lina gießt nicht die Sonnenblumen, winkt nicht aufgeregt aus dem Fenster im obersten Stock, füttert nicht die Tauben, schiebt keinen altmodischen Kinderwagen mit Zwillingen darin, Lina macht keine Straßenmusik, sie sitzt nicht im Rollstuhl, fährt nicht auf Rollschuhen, tanzt nicht über den Zebrastreifen, Lina trägt nicht drei Koffer einhändig ins Hotel, und sie schaut auch nicht gelangweilt dabei zu.


Nach diesem Text verstehe ich, warum manche Autoren weniger Punkte brauchen als andere. lol

Ich vermute einy bekannty DSFo Usy, dy schon einiges gewonnen hat. (sorry für die yyy)

Sehr sehr gerne gelesen!

10 Punkte

Gruß
Kerem


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(Seneca)
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F.J.G.
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Beiträge: 1954
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag05.12.2022 17:29

von F.J.G.
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Liebes unbekanntes schreibendes Wesen,

bei dieser Lektüre hatte ich den Eindruck, ein Wimmelbilderbuch vertextet zu sehen.

Die Frage ist, wie sehr man einen großartigen Text hinter einer durchaus geschickt gemachten Wiederholungsliste verorten kann. Denn geschickt formuliert ist der Text auf jeden Fall. Doch irgendwie lebt der Text vor allem zunächst von der Aufzählung und dann vom Ende.

Ein paar Punkte sollten sicherlich drin sein.

Lieben Gruß und besten Dank
der Kojote


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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag05.12.2022 18:03

von Heidi
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Der Titel

klingt vielversprechend und der Text erzählt dann auch genau das, was der Titel sagt.

Die Sprache

gefällt mir ausgesprochen gut. Vor allem solche Stellen:

Zitat:
[…] die Arme verschränkt, pfeifend, abgelenkt, ist keine Lina. Lina, Lina, Lina. Lina? Unter der großen Palme telefoniert eine Frau, […]


Was ich an dem Text mag, ist, dass er im wahrsten Sinne des Wortes eine (bewegte) Postkarte darstellt - zumindest in meiner Fantasie. Ich sehe das Bild vor mir, es ist in Bewegung, ich verfolge die erzählende Person auf der Suche nach Lina, erlebe all die nicht-Linas und das alles mitunter auch durch die sprachliche Umsetzung. Denn gerade im letzten Drittel des Textes kommt eine Sogwirkung, wenn es darum geht, was Lina nicht macht, was sie nicht erlebt.

Die Figur(en)

Lina wird als eine Art Mysterium lebendig. Das finde ich an diesem Text besonders. Die Abwesenheit ihrer Person rückt in den Fokus. Ihr Charakter kommt dabei auf subtile Art auf mich zu. Ich werde immer neugieriger auf Lina und verbinde sie mit all den Leuten, die eben nicht Lina sind. Sie verkörpert gerade deshalb irgendwie all diese Menschen. Als wäre sie ein Übermensch. Insofern ist die Darstellung der Figur richtig gut gelungen.

Der Inhalt

Der Inhalt ist im Grunde zwischen den Zeilen zu erfassen und schwer zu definieren. Genau das gefällt mir. Ich werde hineingezogen in das Schicksal bzw. den Verbleib von Lina.

Der Gesamteindruck

Das ist ein Text, der mich sprachlich und inhaltlich überzeugt. Es gibt eigentlich nichts, was ich anders machen würde, außer die letzten Worte:

Zitat:
Auf der Rückseite Worte: Ich bin dann mal weg. Lina.


Die bräuchte der Text nicht, aber natürlich ist mir klar, dass der Text sie aus bestimmten Gründen haben muss. Ob ich das gut finde, weiß ich nicht. Wenn ich ihn als Werk lese, das für sich alleine dastehen möchte, dann halte ich diese Worte für überflüssig.

Ansonsten kann ich nur noch einmal betonen, dass ich während Lesens und kurz danach dachte: Verdammte Scheiße, warum kann ich nicht so eine Sprache raushauen, wie ich sie hier zu lesen bekomme? Ich will das auch können!

Es gibt selbstverständlich Punkte. Zwölf davon.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag05.12.2022 19:18

von Jenni
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Ja nun, was soll ich sagen. Wo ist Walter Lina? Hier jedenfalls nicht. Die ist weg, weit weg sogar. Aber sie hat eine Postkarte geschrieben, immerhin etwas.
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 750

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag05.12.2022 22:31

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

da hat sich jemand an der Frage "Wo ist Lina?" aber mal so richtig abgearbeitet. Laughing

Gefällt mir dennoch ganz gut, wie sich der Kreis am Ende mit der Postkarte schließt, wobei ich "Ich bin dann mal weg" als nicht sonderlich poetisch empfinde. Da scheint möglicherweise jemand Lina nicht sehr gut gekannt zu haben. Vielleicht auch der Grund, warum sie ihm/ihr entfleucht ist?

Find ich alles ganz hübsch und werfe meinen letzten Punkt in den Hut.

VG
Silke
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag05.12.2022 23:15

von MoL
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Lieber Inko!

Schon geil, lieber Inko, wenn man sich die Szene so im Nachhinein vorstellt, wie es dazu kam, wie der Erzähler Lina behandelt hat usw., daher von mir gern - von anderen sicher noch mehr - 2 Punkte.


_________________
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"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
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"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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Bananenfischin
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Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag06.12.2022 10:57

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Von mir gibt es zeitbedingt leider nur einen kurzen Kommentar.
Dieser Text ist für mich im Vergleich innerhalb dieses Wettbewerbs erst mal ein unterer Punktekandidat gewesen. Er traut sich, die Aufgabe sehr wörtlich zu nehmen, das gefällt mir. Das Ende fällt für mich aber ab, ich hätte es gern unaufgelöst gehabt.
Am Ende wurde es 1 Punkt.


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Minerva
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Beitrag06.12.2022 15:44

von Minerva
Antworten mit Zitat

Vorbemerkung: Leider war meine Zeit diesmal knapp, deswegen nur ein kleiner Kommentar.

Mein Favorit, mag die Lina-ist-nicht-Idee als Herangehensweise, die Leichtigkeit des Textes und den Humor.
(Mein Verdacht ist, dass mein Favoritengedicht von gleichen Usy stammen könnte, weil die Teile wohl zusammengehören.)

12 Punkte


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