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Akiragirl
Dünnhäuterin
 Alter: 33 Beiträge: 5657 Wohnort: Leipzig
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 24.11.2013 22:00 Ein einziger Blick (Prosa) von Akiragirl
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Ein einziger Blick
Als Ansgar die Augen öffnete, wusste er nicht, ob er überhaupt noch lebte oder bereits tot war. Er spürte sich selbst nicht mehr; ein Nebelschleier schien ihn zu umgeben und alle Farben, Töne und Gefühle zu verschlucken. Träge drehte er den Kopf zur Seite und starrte auf die aufgerissene Tablettenschachtel auf dem Boden neben seinem Bett. Wie in Zeitlupe streckte er seinen Arm aus, griff nach der Schachtel und hob sie vor seine Augen. Komplett leer. Wahnsinn, was die Dinger mit einem Gehirn anstellen konnten.
Ansgar setzte sich im Bett auf und die Decke rutschte von seiner Brust. So sehr die Tabletten ihn auch zerstörten – die Alternative, nämlich bei klarem Verstand zu sein, kam nicht in Frage. Seinen Verstand zu betäuben, war das einzige, was ihm übrig blieb. Auch wenn er die Bilder dadurch nicht ganz vertreiben konnte, so wurde zumindest die Verwüstung abgedämpft, die sie in ihm anrichteten.
Während Ansgar in die Küche schlurfte, fiel sein Blick auf den Geschirrberg neben der Spüle, auf die Spiegelscherben unter dem Kühlschrank, die umgeworfenen Stühle. Zeugen seines Schmerzes; Ereignisse, die lange zurückzuliegen schienen. Er öffnete den Wasserhahn und füllte sich ein Glas, das er in seinem Zug leer trank. Dann stand er einige Sekunden lang nur da und starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit hinter der Scheibe.
Feigling, dachte er, dir steht es nicht zu, vor diesem Schmerz davonzulaufen. Du verdienst ihn, jede Sekunde davon. Er soll dich für immer daran erinnern, was du deiner kleinen Lena angetan hast.
Die Bilder des Tages, an dem er sein und Saras Leben zerstört hatte, klebten an ihm, wohin er auch ging. Niemals, solange er lebte, würde er nur die winzigste Kleinigkeit davon vergessen können.
Wie er Lena in der Babyschale festmachte, dann die Tür des Autos zuschlug. Das Handy an seinem Ohr und Stretter, der noch einen Termin dazwischenschob. Der Kombi vor ihm, der viel zu langsam fuhr. Die Hitze, die ihm Schweißperlen auf die Stirn trieb. Das Hetzen die Treppe hinauf in sein Büro. Die Besprechung, die gezückten Kugelschreiber, der Hefter voller Unterlagen. Das lasche Essen in der Kantine. Und dann diese Rufe, diese Fragen … Seine eigenen Schritte, sein keuchender Atem, als er ihnen nach draußen auf den Parkplatz folgte. Sein Wagen, mit zerschlagener Frontscheibe. Und auf dem Asphalt Lenas kleiner Körper. Seine eigenen, unmenschlichen Schreie, die nicht aufhören wollten, und die nicht wirklich aus seinem eigenen Mund zu kommen schienen.
Du hast sie umgebracht. Du hast dein Baby umgebracht.
Sara hatte ihm keine Vorwürfe gemacht. Sie hatte versucht, ihm zu verzeihen. Aber er hatte gespürt, dass sie ihn nicht mehr würde lieben können. Nie mehr. Er hatte ihr das Wertvollste genommen, ihre kleine Lena.
Als Ansgar die Küche verließ bückte er sich nach einer der Spiegelscherben unter dem Kühlschrank, hob sie auf und betrachtete sie eingehend. Es wäre so leicht … Doch selbst zu dieser Tat fehlte ihm die Kraft. Vielleicht später. Er ließ die Scherbe in die Tasche seiner Trainingshose gleiten.
Benommen taumelte Ansgar ins Badezimmer und starrte in den Spiegel, auf dem sich hunderte kleiner, kreisrunder Flecken abzeichneten. Er sah in seine eigenen Augen, in die Augen eines Mörders, die durch die Medikamente glasig geworden waren. Wenn ich doch nur … die Gedanken hatten ihn bis in jeden Winkel seines Verstandes hinein verfolgt. Wenn ich mich doch nur noch einmal umgedreht hätte, vor dem Aussteigen. Dann hätte ich gesehen, dass sie noch immer im Auto ist. Dass ich vergessen habe, sie in der Kita abzugeben. Ein Blick … Sie könnte noch leben … Wir wären noch eine Familie …
Vorsichtig berührte Ansgar mit den Fingerspitzen das kalte Glas des Spiegels. Er stellte sich vor, dass der Mann, der ihm entgegenblickte, kein Mörder war. Dass der Mann hinter dem Spiegel sich umgedreht hatte. Diesen einen, letzten Blick übrig gehabt hatte. Vielleicht, weil er nicht in eine kurzfristig eingeschobene Besprechung musste. Vielleicht aber auch, weil er einfach ein besserer Mensch, ein besserer Vater gewesen war.
Ansgar betrachtete den Mann hinter dem Spiegel mit wachsender Sehnsucht. Dieser Mann hatte alles noch; alles, das Ansgar verloren hatte. Seine Augen waren nicht glasig von Psychopharmaka, sondern nur noch etwas milchig vom Schlaf. Er würde seine Zähne putzen und dann zurück in die Küche gehen, zum Frühstück mit seiner Familie.
Ohne es wirklich steuern zu können, näherte Ansgar sein Gesicht immer weiter dem Spiegelglas. Er drückte die Stirn gegen die Scheibe, doch sie war nicht mehr kalt wie zuvor. Vielmehr fühlte es sich an, als würde er seine Stirn gegen die warme Stirn eines anderen Menschen lehnen. Ansgars Finger kribbelten. Er schloss die Augen und dachte: Ja, ja, es gibt ihn wirklich. Es gibt ihn, den anderen Ansgar. Und wie aus dem Nichts flammte in seiner Brust ein Wunsch auf, nur dieser eine; ein Gefühl, stärker, als Ansgar es sich je hätte vorstellen können: Der Wunsch, dieser Mann zu sein. Zu diesem Mann zu werden.
Tief sog Ansgar Luft in seine Lungen, drückte seinen Kopf noch dichter an den des anderen, und plötzlich war es, als würde sein Körper in zwei Hälften fallen; die Welt kippte zur Seite und er verlor den Boden unter den Füßen. Ihm wurde mehrmals hintereinander sehr kalt und sehr heiß, und dann spürte er wieder etwas unter sich: Die Badfliesen unter seinen Handflächen.
Licht blendete Ansgar durch die geschlossenen Lider hindurch. Er öffnete die Augen und blinzelte. Vor dem Badfenster strahlte ihm ein blauer Sommerhimmel entgegen. Sein Kopf schmerzte und eine Gänsehaut überzog seine nackten Oberarme.
Unsicher rappelte er sich auf und blickte sich um. Er befand sich immer noch in demselben Zimmer; nur wenige Details hatten sich verändert: Die Klobrille war heruntergeklappt; der zusammengeknüllte Waschlappen war aus der Dusche verschwunden und … als Ansgar sich zum Waschbecken umdrehte, stellte er fest, dass der Spiegel darüber verschwunden war. Benommen rieb Ansgar sich über seinen Ellenbogen und schüttelte den Kopf. Er verstand nicht, was passiert war.
Da ertönte ein Ruf, eine Stimme, die Ansgar vertraut war: „Schatz, wann kommst du endlich? Dein Kaffee wird kalt!“
Sein Herzschlag beschleunigte sich. In seinen Ohren schwoll ein eigenartiges Rauschen an. Er wagte es nicht, auch nur einen Schritt zu tun, aus Angst, die Hoffnung, diese wunderbare, alles übertreffende Hoffnung könnte zerstört werden; die Realität würde mit einem Schlag zurückkehren und diesen Spiegel zerbrechen.
„Schatz?“ Die Stimme klang nun sorgenvoller.
Ansgar setzte zum Sprechen an, doch kein Ton drang aus seiner Kehle. Er versuchte es ein zweites Mal und hauchte ein schwaches: „I… Ich komme schon.“
Dann hob er zaghaft den Fuß; tat einen Schritt, dann noch einen. Durch die Badezimmertür. Aus der Küche drang leise Radiomusik. Es roch nach frischem Kaffee und Toast. Wie von selbst beschleunigten sich Ansgars Schritte.
Dann sah er sie und blieb abrupt stehen. Es war Sara, Sara am Herd, den Kopf ihm seitlich zugewandt. Und am Tisch, in dem Kinderstuhl …
Ansgar spürte Tränen in seinen Augen und war mit einem großen Satz bei Lena. Er riss sie förmlich aus ihrem Stuhl und drückte sie an sich; spürte ihre Wärme, ihren Herzschlag. „Lena! Lena!“, rief er immer wieder und das Wort echote in seinem Kopf immer weiter. Lena lebt, Lena lebt, Lena lebt …
Sara lachte. „Was ist denn mit dir los?“ Dann sah sie die Tränen in seinen Augen und wurde augenblicklich ernst: „Ansgar … ist alles in Ordnung?“
Vorsichtig hob er Lena vor seine Augen und lächelte sie an. Sie lächelte zurück und quietschte vergnügt.
„Nichts“, sagte er leise, „nein, es ist alles … alles ist gut.“
Sara runzelte die Stirn, schmunzelte aber dabei. „Na, dann bin ich ja beruhigt. Setzt du Irrer dich jetzt hin und isst etwas?“
Ansgar nickte, setzte Lena in ihren Kinderstuhl zurück und gab Sara einen zärtlichen Kuss.
„Danke für das tolle Frühstück, Schatz“, hauchte er ihr zu.
Sie schüttelte lächelnd, aber immer noch verwirrt den Kopf. „Mensch, was ist denn heute los?“
„Ich bin einfach glücklich“, sagte er und strich sich einige Tränen aus den Augenwinkeln. „Einfach nur glücklich.“
Er setzte sich. Er verstand nicht, wie das alles möglich war; verstand nicht, was mit ihm passiert war. Wie er es geschafft hatte, tatsächlich zu dem Mann hinter dem Spiegel zu werden und in seine Welt einzutauchen, aber er war geschehen. Ansgar hatte eine zweite Chance bekommen und er schwor sich, sie dieses Mal besser zu nutzen. Er würde der beste Vater sein, der beste Ehemann, und nie wieder würde irgendetwas wichtiger sein als das.
Die Dankbarkeit, die er empfand, war so mächtig, dass es einen Moment dauerte, bis er registrierte, dass der Kaffee nicht nach Kaffee schmeckte; er war seltsam bitter und fühlte sich pelzig auf der Zunge an. Rasch nahm er die Tasse von seinen Lippen und schaute angewidert auf die blassbraune Brühe. „Irgendwas stimmt mit dem Kaffee nicht, Schatz“, sagte er, und stellte die Tasse auf den Tisch zurück.
„Was soll denn damit nicht stimmen?“ Sara hatte sich inzwischen ihm gegenüber hingesetzt und trank ihrerseits aus einer Kaffeetasse. „Er schmeckt doch wie immer.“
Ansgar blickte sie fragend an, und erst jetzt, als er sie genauer betrachtete, fiel ihm auf, dass etwas an ihr anders war. Er konnte es nicht benennen; spürte es nur beim Blick in ihre Augen. Waren sie dunkler als die Augen der Sara, die er kannte? Der Himmel draußen war noch immer strahlend Blau, doch die Farbe kam Ansgar auf einmal nicht mehr schön vor; sie war zu intensiv. Irgendwie … künstlich.
Unwirsch schüttelte er den Kopf. Was redete er sich da bloß ein? Wahrscheinlich war er immer noch nicht ganz da; die Tabletten mussten noch nachwirken.
„Entschuldige, Schatz. Ich bin heute wohl etwas neben der Spur.“
Sara lächelte. „Das habe ich schon bemerkt.“
Er hob die Tasse wieder; wahrscheinlich war der Kaffee völlig in Ordnung. Dabei glitt sein Blick durch die Küche, über den Herd, den Fensterstock, und weiter …
„Sag mal, Schatz …“, begann Ansgar, „wo ist eigentlich der Spiegel, der immer neben dem Kühlschrank hing?“
Sara zog eine Augenbraue nach oben. „Wovon redest du?“
„Na, der kleine ovale Spiegel … hast du ihn abgehängt?“
„Ich weiß nicht, wovon du sprichst …“ Saras Stimme war schlagartig kälter geworden. Sie wandte ihren Blick von ihm ab und begann stattdessen, Lena über den Kopf zu streichen. „Dein Papa ist heute wirklich komisch“, sagte sie zu ihr.
Ansgar begriff sich selbst nicht. Was kümmerte es ihn denn, ob der Kaffee komisch schmeckte, der Himmel zu blau war und ein dummer Spiegel fehlte? Was zählten all diese Dinge? Er hatte seine Lena wieder, seine Familie, sein Leben! Wieso verschwand dieses seltsame Gefühl in seiner Kehle nicht?
Während er weiter auf die leere Wand neben dem Kühlschrank starrte, fiel ihm ein, dass auch im Bad der Spiegel gefehlt hatte; der große Spiegel über dem Waschbecken, der dort schon immer gehangen hatte, seit sie in die Wohnung eingezogen waren.
Es gibt keine Spiegel …, dachte er. Warum nicht?
Ein absurder Gedanke blitzte in ihm auf: Damit er nicht zurück konnte. Aber das war lächerlich. Warum sollte er zurück wollen? Das hier war alles, alles, was er brauchte; alles, was er sich so sehnlichst gewünscht hatte. Auf der anderen Seite blieb ihm nichts.
Wie von selbst glitt seine Hand in die Tasche seiner Trainingshose; zu der Spiegelscherbe, die er, wie es ihm vorkam, vor sehr langer Zeit, in einer anderen Welt, aufgehoben hatte. Er erwartete fast, dass sie verschwunden oder zumindest in winzige Splitter zerbröckelt wäre, doch sie war noch ganz.
Er zog sie vorsichtig heraus und sah wieder zu Sara und Lena. Sein kleines Mädchen gluckste und spielte mit Saras Fingern. Sie sahen glücklich aus.
Wollte er es wirklich wissen? Ansgars Finger zitterten, als er die Scherbe über die Tischkante hob und schräg stellte, um das Spiegelbild von Lena und Sara betrachten zu können …
Die Welt um Ansgar zersprang in tausende kleinster Splitter. Er sah die Gestalten im Spiegel und gleichzeitig sah er seine Frau und seine Tochter immer noch am Tisch sitzen. Doch nun wusste er, dass sie es nicht waren. Nur Schatten.
Und als Ansgar die Augen schloss, wusste er, dass er tot war.
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Jack Burns
Reißwolf
 Alter: 53 Beiträge: 1547
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 26.11.2013 00:55
von Jack Burns
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Schön traurig ...
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Michel
Bücherwurm
 Alter: 51 Beiträge: 3700 Wohnort: bei Freiburg
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 26.11.2013 09:54
von Michel
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Bei den ersten Sätzen dachte ich an einen misslungenen Suizidversuch - hätte zu der Thematik gut gepasst. Das "einfache" Betäuben seelicher Schmerzen durch Tabletten fand ich da fast zu banal, außerdem wird der Bogen zum letzten Satz dadurch weniger gut gespannt.
Spätestens bei der Rückblende hattest Du mich am Haken. Die relativ spröde Beschreibung des Unglücks, streng in personaler Perspektive, lässt das Leid für sich sprechen, ohne es mit Worten zuzudecken. Das finde ich die stärkste Stelle des Textes, aber auch danach werde ich mitgenommen. Es gab vor ein paar Jahren mal einen Tim-Burton-Film, in dem eine Jugendliche in eine Parallelwelt gezogen wird - hat mich stark daran erinnert: Erst das Idyll, das wenig später schon wieder zerbricht, weil es falsch ist.
Ein paar Stellen lassen sich sicher noch straffen, u.a. bin ich am Anfang über zu ausführliche Handlungsbeschreibungen gestolpert.
Insgesamt: Gern gelesen!
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Kateli
Eselsohr
 Alter: 46 Beiträge: 258 Wohnort: D-Süd
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 26.11.2013 22:12
von Kateli
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Gelungen! Nichts zu meckern. Kleinste Fehlerchen, mal ein fehlendes Komma, mal ein wiederholtes Wörtchen, all das verblasst vor der gut erdachten und ebenso gut geschriebenen Geschichte.
Super! Gruselig, aber super.
LG
Nina
_________________ Zombies just want hugs |
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Akiragirl
Dünnhäuterin
 Alter: 33 Beiträge: 5657 Wohnort: Leipzig
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 26.11.2013 23:57
von Akiragirl
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Selbstbewertung:
Ich bin ganz zufrieden mit meinem Text; vielleicht ist er hier und da etwas überemotional und dadurch kitschig geworden. Das Thema vergessener Kinder im Auto und das Schicksal der betroffenen Eltern hat mich schon lange beschäftigt und sehr berührt, deshalb hat das beim Schreiben wahrscheinlich so durchgeschlagen. Ansonsten ist es natürlich auch ein wenig an „Die Damalstür“ angelehnt, nur eben mit einem Spiegel statt einer Tür. Dass Ansgar eigentlich von Anfang an Tod war und durch den Spiegel praktisch ins Jenseits übertritt, ist zwar nicht eben die originellste „Auflösung“, aber immerhin bringt sie den Text zu einem klaren Ende.
Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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Constantine
Bücherwurm

Beiträge: 3572
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 27.11.2013 01:15
von Constantine
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Ein Favorit von mir.
Stark und flüssig geschrieben. Sehr routiniert. Passt.
Die Befederung liegt im Vergleich zu den anderen Beiträgen im oberen Drittel.
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KeTam
Ungeduld
 Alter: 48 Beiträge: 6738
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 27.11.2013 15:44
von KeTam
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Ich finde deinen Text gut, er hat einen Spannungsbogen, das Ende ist unerwartet und schrecklich.
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shatgloom
Eselsohr

Beiträge: 380 NaNoWriMo: 27985 Wohnort: ja, gelegentlich
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 27.11.2013 20:32
von shatgloom
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Diesen Text habe ich auch mehrmals lesen müssen. Er gehört auch zu meinen Favoriten. Ich hänge nur am letzten Satz fest. Den kann ich nicht so recht verstehen, keine Ahnung, warum.
Ansonsten alles umgesetzt, sprachlich super, toller Schreibstil. Bei mir ist der Daumen oben!
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Gast
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28.11.2013 14:19 Interessanter Text von Gast
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Der Schluß hat mich etwas überrascht, habe nicht damit gerechnet das der Spiegel in dieser Form gemeint ist. Ansonsten erstklassig geschrieben. Vielleicht im Beginn/Mittelteil etwas langatmig. Auf jeden Fall zu empfehlender Text.
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nebenfluss
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 5591 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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 29.11.2013 21:23
von nebenfluss
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Respekt! Das sind ganz schön viele Wörter für zwei Stunden, und zwar nicht irgendwelche, sondern sie ergeben eine souverän erzählte Geschichte, die berührt.
Schade, dass sie auf einer etwas undeutlichen, ziemlich um Drama bemühten Szene basiert: Warum sollte jemand das Auto knacken und das Baby töten?
In der heilen Spiegelwelt ist etwas schwer nachvollziehbar, warum der Kaffee komisch schmeckt und es keine Spiegel gibt, aber mir ist klar, dass man da angesichts der Zeit Abstriche machen muss. Besser hat mir der zu intensive, irgendwie künstliche blaue Himmel gefallen. Erinnert mich an eine bestimmte Wahrnehmung, die ich kenne - wenn ich Fieber habe und die Augen gestresst sind.
Der Schluss hat mich nicht 100%ig überzeugt.
Insgesamt hat das aber an meiner positiven Wertung nicht viel geändert.
Im Kontext, also Vergleich zu den anderen Beiträgen dieses FFF:
7 Federn.
LG
_________________ "Ich bin Ethan Figman. Ich bin der Trickfilmberater Ihrer Tochter, Mrs Jacobsen."
(Meg Wolitzer, "Die Interessanten")
"Seit ich weiß, dass bald Jüngstes Gericht ist, hab ich ganz viel Zeit."
(Klemens_Fitte, auf dsfo.de) |
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Einar Inperson
Reißwolf

Beiträge: 1742 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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 29.11.2013 23:19
von Einar Inperson
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Hallo Autor hinter dem Spiegel.
Ich werde in meiner Bewertung keine kleinen Fehler, Logikbrüche oder einen etwas plötzlichen Abschluss der Geschichte etc. negativ einfließen lassen. Erfahrene FFF-Teilnehmer haben hier einfach Vorteile in der Schreibökonomie. Bewerten möchte ich, wie die Geschichte auf mich gewirkt hat. Also eine rein subjektive Leser-Bewertung.
Vielleicht der längste Text. Ich habe die Worte allerdings nicht nachgezählt, aber auf jeden Fall habe ich keine Zeile bereut zu lesen.
9 Federn
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Piratin
Exposéadler
 Alter: 57 Beiträge: 2564 Wohnort: Mallorca
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 30.11.2013 17:07
von Piratin
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Hallo Inko,
einfach nur: fein. Hat mir sehr gut gefallen auch durch den Kniff mit der Spiegelscherbe. Für mich vorne dabei.
Viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Nihil { }
 Moderator Alter: 33 Beiträge: 7629
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 01.12.2013 11:58
von Nihil
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Das ist eine der besten Geschichten im Wettbewerb, weil ein hohes Stilniveau auf einer langen Strecke durchgehalten wird. Zudem ist das einer der relativ wenigen Texte, die eine Begründung für das Eintreten in die Spiegelwelt liefern, auch wenn es eine relativ naheliegende (Medikamentenmissbrauch = metaphorische Spiegelwelt) ist. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die mich stören. Allen voran ist das die Sprache, die stellenweise aufgesetzt wirkt:
Zitat: | Feigling, dachte er, dir steht es nicht zu, vor diesem Schmerz davonzulaufen. Du verdienst ihn, jede Sekunde davon. Er soll dich für immer daran erinnern, was du deiner kleinen Lena angetan hast. |
Immer dieser übertriebene Pathos. Man merkt dieser Sprache an, dass sie unehrlich ist und das nicht nur, weil in Wahrheit kein Mensch so in Gedanken mit sich selbst reden würde. Wenn ich sowas lese, kommt mir immer der Begriff „düsterer Schmalz“ in den Sinn. Der gleiche Stil in einer Liebesgeschichte würde viele Menschen abschrecken, bei traurigen Texten scheint das größeren Anklang zu finden.
Der letzte Satz ist außerdem unlogisch und nur den Vorgaben geschuldet, da man ja nicht mehr denken kann, wenn man erst mal tot ist. Besser wäre gewesen, statt „tot“ „sterben“ zu schreiben. Hätte die Vorgaben sicher auch noch erfüllt und wäre logischer gewesen.
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Jay_8011
Gänsefüßchen
J Alter: 42 Beiträge: 39
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J 01.12.2013 12:24
von Jay_8011
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Hallo,
ich finde die Geschichte kommt leider etwas langsam in Fahrt, den Teil, ab dem Ansgar sich in der Spiegelwelt bewegt, finde ich dafür aber umso spannender.
Schöne Grüße
Jay
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Lapidar
Bücherwurm
 Alter: 60 Beiträge: 3374 Wohnort: in der Diaspora
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 01.12.2013 12:32
von Lapidar
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Der Wunsch Schreckliches ungeschehen zu machen und die Erkenntniss, dass dies icht geht.
Auch gefällt mir, dass zumindest mir am Schluss nicht wirklich klar ist, ob der Prota nun reell tot ist oder nur im übertragenen Sinne (also seine Seele).
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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Mardii Stiefmütterle
 Alter: 63 Beiträge: 1837
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 01.12.2013 16:10
von Mardii
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Leider habe ich nächste Woche ein volles Programm und werde nicht mehr dazu kommen, angemessene Kommentare unter jeden Beitrag zu schreiben. Ich möchte aber gerne meine Bewertung abgeben, da die Wettbewerbsleitung angemerkt hat, einige Texte hätten zu wenig Feedback. Das versuche ich mit moderaten Federn auszugleichen. Im Zweifel und bei Interesse schreibe ich euch gerne auch etwas unter eure Texte oder schicke euch eine PN. Meldet euch einfach.
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Zauberstift
Honigkuchenpferd
 Alter: 43 Beiträge: 471
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 02.12.2013 15:08
von Zauberstift
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Hallo unbekannt...Zuerst: diese Geschichte gefällt mir nicht. Das ist natürlich mein Problem, ich muss es nur loswerden. Zum Eigentlichen:
Ein Mann vergisst das Baby/ Kleinkind in der Kita abzugeben.
So was schreibt nur eine Frau, die keine Kinder hat oder ein Mann.
Nun, ich habe Kinder und deswegen ist die Geschichte unglaubwürdig. In meinen Augen. (ich hoffe du verzeihst mir)
Im ersten Satz hättest du das "oder bereits tot war" weglassen können, der erste Teil spricht dafür.
Dann hat mich das "lasche Essen in der Kantine" gestört. Hallo??? Er denkt an das Essen?? Never.
Alles in allem, du hast viel geschrieben, der Ton ist vielleicht ein Tick zu weinerlich.
Umsetzung Vorgaben:9 Federn
Plot: 3 Federn
Schreibstil: 6 Federn
Du bekommst von mir 6 Federn
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Drakenheim
Eselsohr
 Alter: 43 Beiträge: 314 NaNoWriMo: 50166 Wohnort: Daheim
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 02.12.2013 17:56
von Drakenheim
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Wow. Packend.
Mir ist noch ein wenig unklar, wie die Kleine gestorben ist. Aber das ist nebensächlich.
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Merope
Klammeraffe

Beiträge: 745 Wohnort: Am Ende des Tals
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 03.12.2013 10:25
von Merope
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Was mir gefällt:
Der letzte Satz
Was mir nicht gefällt:
Das zu Vorhersehbare (die Toten hinter dem Spiegel)
Was ich vermisse:
Nichts
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Duffydoof
Leseratte
 Alter: 33 Beiträge: 121 Wohnort: Municia
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 03.12.2013 12:17
von Duffydoof
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Hier kann ich nicht viel zu sagen. Gut, wahrlich gut.
_________________ Es trägt nicht immer faulende Früchte, wenn man einem zweifelnden Rebellenbaum Sonnenstrahlen schenkt.
11618
2166 |
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firstoffertio
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 6083 Wohnort: Irland
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 03.12.2013 23:07
von firstoffertio
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Das hat gute Ideen und Passagen. Im ersten Drittel sind mir die Beschreibungen zu gefühlsbetont-'tragisch. Das Ende enttäuscht mich. Geschrieben finde ich die Geschichte dennoch nicht schlecht.'
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Gast
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04.12.2013 16:34
von Gast
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Hallo
Diese Geschichte beeindruckt erst einmal durch ihre Länge und die Tatsache, dass sie durchkomponiert ist, trotz der kurzen Zeit, die zur Verfügung stand. Wobei das Ende mich etwas ratlos zurücklässt, weil ich nicht weiß, wie Ansgars Erlebnis in der Spiegelwelt zu interpretieren ist: Traum, Nahtod-Erfahrung, oder einfach dahingehend, dass Ansgars Leben zu Ende ist, egal ob er nun weiter existiert oder gleich an einer Überdosis zugrunde geht ... es gibt kein Zurück in die Unschuld?
Bis hierher
Zitat: | Er drückte die Stirn gegen die Scheibe, doch sie war nicht mehr kalt wie zuvor. Vielmehr fühlte es sich an, als würde er seine Stirn gegen die warme Stirn eines anderen Menschen lehnen. Ansgars Finger kribbelten. Er schloss die Augen und dachte: Ja, ja, es gibt ihn wirklich. Es gibt ihn, den anderen Ansgar. |
fand ich die Geschichte äußerst fesselnd und auch gut erzählt, der Übergang in die Welt der Spiegel, die ja selbst ohne Spiegel auskommen muss wirkte auf mich aber als Fremdkörper, als hätte das eigentliche Thema den Text negativ beladen. Vielleicht liegt es daran, dass du dich den Ängsten des Lesers sehr näherst, damit den Leser und die Rezeption für dich arbeiten lassen kannst, im ersten Teil, wobei es viel schwieriger ist, das im zweiten Teil auch zu erreichen. Ich habe dann auch das unangenehme Gefühl, nicht verstanden zu haben, wie Ansgar zu dem Schluss kommt
Zitat: | Doch nun wusste er, dass sie es nicht waren. Nur Schatten.
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Wie sollte ich das hieraus schließen?
Zitat: | Er sah die Gestalten im Spiegel und gleichzeitig sah er seine Frau und seine Tochter immer noch am Tisch sitzen. | Ich fühle mich ausgeschlossen, von Ansgars Erleben, weil mir etwas fehlt, um seine Folgerung zu verstehen.
Vielleicht wird mir ja nach dem 8. 12. klarer, was du mit diesem Schluss wolltest,
LG
Lorraine
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