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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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13.09.2015 19:00 Thema verfehlt von Tjana
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„So, dann Ruhe jetzt. Fangt an.“ Sie schaut auf die Uhr an ihrem Handgelenk.
Ezra starrt die aufgeklappte Tafel an. Das Thema der Klausur starrt zurück. Routiniert geführtes Weiß über dem schlierigen Grau, das der Schwamm immer hinterlässt. Die Worte locken ihn nicht. Ohne Leben. Der Stift in seiner Hand wehrt sich, den Weg zum linierten Block zu nehmen.
Ezra blickt Frau Sander nach, wie sie zwischen den Tischen hindurch schlendert, als befände sie sich in einem Museum und nicht auf der Suche nach versteckten, verbotenen Hilfsmitteln. In Museen ist Flüstern erlaubt und die sorgsam beleuchteten Themen an den Wänden laden zum Innehalten ein. Sie öffnen Türen im Kopf und heißen eigene Gedankenwege willkommen.
„Betreten verboten!“
Die Sander hat es mal wieder geschafft, alle Türen zuzuschlagen und nur den engen Korridor einer Sackgasse auf die Tafel geschrieben. Ezra mochte die Sander von Anfang an nicht. Sein Blick bleibt bei ihr, weil er den Block auf der bekritzelten Tischplatte nicht findet . Wie sie da herum stolziert und versucht, Autorität zu demonstrieren. Heute wirkt sie 1.70 groß, dabei sind mindestens acht Zentimeter den Absätzen geschuldet. Ezra blickt nach links und rechts. Die anderen haben scheinbar kein Problem, in den vorgegebenen Flur hinein und an den verschlossenen Türen vorbei zu gehen. Tom neben ihm hat schon eine dreiviertel Seite geschrieben. Aber Tom kann sich sowieso gut in Tunnel bewegen. Auch er demonstriert mit seinem Äußeren etwas und Ezra bezweifelt, dass Tom wirklich klar ist, was das eigentlich sein soll. Gruppenzwang. Den Coolen nacheifern. Nur eintreten, wenn ein anderer den Zutritt gestattet.
Ezras Hand beginnt zu zucken, neigt sich herb; formt Striche, die sich erst zu Buchstaben, dann zu Worten, dann zu Sätzen verdichten. Sätze aus Gedanken, die nur im Freiraum entstehen können, die Luft brauchen, die am schalen Geruch enger Korridore sterben würden.
„Noch fünfzehn Minuten! Kommt bitte zum Ende.“ Sanders Stimme schlägt auch noch die letzte Tür zu. Die Tür mit dem sanften Lichtschimmer am Ende des Tunnels. Aber Ezra ist rechtzeitig noch hindurchgeschlüpft. Er reißt zufrieden das letzte Blatt vom Block ab und nummeriert es. Dreizehn.
Zwei Wochen später leuchtet ihm in Rot von Seite dreizehn entgegen: Thema verfehlt. Drei Punkte, wegen der fehlerfreien Rechtschreibung. Er schluckt. Wieder sieht er nur eine Sackgasse vor sich. Er hatte Freude an den philosophischen Gedanken über das Tragen von Masken gehabt. Sie hatten sich wie von selbst zu einem über dreizehn Seiten langen, stimmigen Bild zusammen gefügt. Ezra schluckt erneut. Diesmal schwerer. Kreativität hängt in Museen an den Wänden. In Gebäuden wie diesem aber werden die Türen zu solchen Ausstellungen immer nur zugeschlagen
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4299
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14.09.2015 17:25
von hobbes
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Hm. Ich mag die Metapher, die Art, wie du die geschlossenen Türen ins Spiel bzw. in die Geschichte gebracht hast.
Obwohl du sie vielleicht ein bisschen überstrapazierst. Die Metapher.
Sprachlich bzw. handwerklich ist das noch nicht unbedingt vom Feinsten. Das fängt bei Kleinkram an, trägt aber auch zum nicht-fließen der Geschichte bei, hier zum Beispiel:
Zitat: | Heute wirkt sie 1.70 groß, |
Mal abgesehen davon, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass irgendjemand das in dieser speziellen Form denken würde: Oh, Frau S. wirkt heute 1.70 groß.
Was eigentlich? Meter, logisch, aber die fehlen.
Aber hauptsächlich ist das doch ziemlich willkürlich, ich meine, es weiß doch kein Mensch auf Anhieb, wie groß 1.70 ist. Na gut, irgendwie doch, im Vergleich zur eigenen Größe. Nichtsdestotrotz finde ich das als Bild, als Vergleich ziemlich schwach. Und noch dazu auch noch nicht mal wirklich groß.
Dann hast du dir "Thema verfehlt" als Titel genommen. Das finde ich jetzt nicht sonderlich einfallsreich, noch dazu in der Form, denn man weiß ja gar nicht, was das Thema war, daher kommt auch das Tragen von Masken eher aus dem Nichts und verpufft bzw. da könntest du viel mehr rausholen, wenn du dem Leser mehr an die Hand gibst. So bleibt nur, Ezra zu glauben (oder auch nicht).
Und so bleibt eben am Ende auch nicht viel mehr als ein Schulterzucken. Dabei finde ich das Thema interessant, die (gewünschte? erzwungene?) Gleichförmigkeit, das Heraustreten aus der Masse mitsamt seinen Problemen, ...
Nur wird es hier für mich nicht (genug) mit Leben gefüllt.
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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15.09.2015 00:21
von Tjana
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Der arme Junge. Sollte er lieber auf die Montessori Schule gehen?
Hmm
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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Seraiya Mondsüchtig
Beiträge: 924
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15.09.2015 20:02
von Seraiya
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Hallo Inko,
Finde ich gut. Den Titel und den dazugehörigen Text. Viel mehr fällt mir leider gar nicht ein. Gefiel mir. Hat es aber leider nicht in meine persönlichen Top Ten geschafft.
LG,
Seraiya
_________________ "Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces." |
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2832
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R 16.09.2015 18:51
von Rübenach
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In der Aufgabenstellung stand, man solle seine Metaphernwut im Zaum halten. Das ist dem Autor dieses Texts augenscheinlich nicht gelungen. Keine Tür, die nicht metaphorisch wäre. Aber nicht nur die Tür, auch der Flur, Korridore, die Sackgasse.
Nach dem jetztige Stand meiner Meinungsbildung bekommt kein Text, in dem nicht wenigstens einmal eine Tür laut zuschlägt (und zwar eine reale Tür mit einem realen Knall) keine Punkte.
Aber ganz weit nach vorne hätte es dieser Text sowieso nicht geschafft. Für einen doch relativ kurzen Text ist er sprachlich nicht prägnant genug (einmal steht imText "scheinbar" wo "anscheinend" stehen müsste, aber dies nur als Beispiel)
Inhaltlich erschließt sich mir nicht, wieso der Held auf das Themenfeld Museum und Masken kommt. Und die Größe der Lehrerin, spielt sie tatsächlich irgend eine Rolle? Du beschreibst die Lehrerin als unsichere Person, die versucht, ihre fehlende Autorität auszugleichen, Autorität lediglich zu demonstrieren. Soll das heißen, eine Lehrerin, die über Autorität verfügt, würde bei einer Klausur nicht aufs Thema achten?
Zum Titel:
Passt schon, könnte aber auch als Titel meines Kommentars fungieren.
Edit:
Keine Punkte und das relativ klar.
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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18.09.2015 11:48
von nebenfluss
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Wie stand es in den FFF-Vorgaben:
Zitat: | (1) Halte deine Metapherwut im Zaum. Bleibe thematisch sehr eng an den vorgegebenen Zeilen von Bernhard |
Das könnte auf Beiträge wie diesen zielen. Die Metaphorik der Türen im Kopf, durch die bestimmte Gedanken quasi in die Freiheit entlassen werden können (so etwa habe ich das verstanden), überzeugt mich nicht so recht.
Dabei könnte sie bestimmt funktionieren. Nur scheint sie dem Text aufgezwungen zu sein.
Ich glaube, da hat beim Schreiben einfach der Fokus nicht gestimmt.
Ich erfahre, wie hoch die Schuhabsätze der Lehrerin sind, aber nicht, in welchem Fach sie Ezra überhaupt unterrichtet.
Manche Bilder sind mir zu exotisch, wie etwa soll ich mir eine sich herb neigende Hand vorstellen?
Bei der Räumlichkeit, von der diese Türen abgehen, handelt es sich kurz hintereinander um einen Korridor, eine (Sack-)Gasse, einen Flur, einen Tunnel. Vier Begriffe, dadurch keine Wortwiederholung - dafür hätte es bei Ezras Lehrerin vielleicht ein Sternchen gegeben, aber aus Lesersicht stört mich diese Unentschiedenheit. Flur und Tunnel sind eben keine Synonyme.
Relevanter ist aber, dass diese Metaphorik so sehr behauptet und so wenig gezeigt wird. Wüsste ich, welche Aufgabenstellung an der Tafel steht und könnte Ezras Gedankengang von dort zu den Masken nachvollziehen, hätte es wahrscheinlich für eine Bepunktung gereicht.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Drakenheim Eselsohr
Alter: 44 Beiträge: 391 NaNoWriMo: 50166 Wohnort: Burg Drakenheim Gelehrtenturm
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19.09.2015 15:36
von Drakenheim
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Aye, in der Schule habe Aufsätze nicht gemocht. Zu irgendeinem Thema etwas schreiben, in der vorgegebenen Zeit fertig werden, und dann auch noch gut sein...
Themenvorgabe eher metaphorisch eingehalten, Präsens stimmt, ohne in die Ich-Perspektive zu rutschen, Titel trägt die Story und macht neugierig. Besonders, wenn er in der Liste eines FFF auftaucht.
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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19.09.2015 23:20
von Nina
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"Die Worte locken ihn nicht. Ohne Leben. Der Stift in seiner Hand wehrt sich, den Weg zum linierten Block zu nehmen." Ein Thema und die Leere, die es auslösen kann. Und dann doch etwas wie ein Funke, der das Schreiben in Gang setzt. Am Ende dann eine Art Zufriedenheit über das, was geschrieben wurde. Bis das Ganze dem Blick eines anderen ausgesetzt ist. Der das weder nachvollziehen kann, noch als treffend empfindet. Gut beschrieben. Thema verfehlt. Hier nicht. Das ist getroffen, auch wenn das mit dem Gang und dem Tunnel mir irgendwie seltsam vor kommt.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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20.09.2015 16:46
von Constantine
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Bonjour!
Ich mache es kurz:
Laut Aufgabenstellung:
Zitat: | (1) Halte deine Metapherwut im Zaum. Bleibe thematisch sehr eng an den vorgegebenen Zeilen von Bernhard - der Bezug zum Zitat muss inhaltlich klar und deutlich zu erkennen sein. [...] |
sollte die Zugeschlagene-Türen-Thematik klar und mMn in der Realität fußen. Du verwendest die Türen auf metaphorischer Ebene und das entspricht mMn nicht der Aufgabenstellung.
Es tut mir leid, du hast es nicht in meine Top Ten geschafft: zéro points.
Merci beaucoup.
Constantine
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Ynishii Eselsohr
Alter: 47 Beiträge: 355 Wohnort: Erde
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21.09.2015 11:40
von Ynishii
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Diese Geschichte gefällt mir sehr gut, weil sie in Problem beschreibt, dass ich immer wieder mitbekomme und auch schon selbst erlebt habe. In einer normalen Bildungseinrichtung verkommen kreative und hochbegabte Schüler zu Schülern zweiter Klasse, weil viele Lehrkräfte nicht qualifiziert sind Hochbegabung oder Inselbegabungen zu fördern oder überhaupt zu erkennen.
Ein Freund von mir wurde für dumm und lernschwach gehalten und rutschte an den Rand der Klasse. Später stellte sich heraus, dass er an Asperger-Syndrom leidet, allerdings erst viele Jahre später. Nachdem man dann richtig auf ihn eingehen konnte, lernte er sehr schnell, viel schneller als andere im gleichen Alter. Schwierigkeiten hat er lediglich in Mathematik, in Sprachen ist er genial.
Ein Thema, das sonst eher wenig Beachtung findet und sich hier sehr gut abhebt. Schön gemacht.
_________________ Verehrt mich nicht an dunklen Orten. Tretet hinaus in die Welt und macht sie bunt. - Arthamos, Gott der Künste (auch »Der Bunte« genannt)
Ich kann beweisen, dass dem Schöpfungsprozess eine gewisse kreative Eigeninitiative innewohnt. - Dr. Aurora Fleming |
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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22.09.2015 01:34
von Nihil
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Hm. Ähnlich wie das Gedicht im Nebenraum, scheint hier die eigene Ideenlosigkeit als Idee genommen worden zu sein. Klassenarbeit, schreiben auf Druck, Thema ist nicht richtig, was soll man da schreiben. Und obwohl erwähnt worden ist, dass man die Metaphernfreudigkeit im Zaum halten soll, wird die Vorgabe des Wettbewerbs nur kurz als Urteil auf der Bildebene eingefügt, denn die Vorgabe des Themas sei ja nur eine Sackgasse. Das Türenschlagen hätte man dabei doch leicht ins Reale bringen können, das hier Ezras Konzentration stört, in einem Altbau der Schule etwa. Nicht nur diese Situation, auch den kreativtödlichen Raum des Unterrichts hätte ich sehr gut nachvollziehen können. Hier weiß ich leider einfach nicht, was mir der Text bieten soll, wo sein Mehrwert liegt. Fast will ich deinem Beitrag die gleiche Note geben Ezras Aufsatz, die Rechtschreibung ist zumindest, soweit ich gesehen habe, in Ordnung. Drei Punkte hier im Wettbewerb würden deinen Beitrag aber unter meine Top10 setzen, und das kann ich nicht.
Der Kommentar hier klingt wahrscheinlich sehr viel säuerlicher und zickiger, als ich das eigentlich meine. Es ist nur so, dass ich nicht weiß, wo ich ansetzen soll, weil weder eine gute Idee noch eine gute Umsetzung der Vorgaben hier zu finden sind. Vielleicht soll in der Selbstironie der Twist liegen, aber dafür müsste man die Geschichte nicht nur sehr wohlwollend lesen, es würde mich darüber hinaus auch nicht schlauer oder emotional berührter zurücklassen als jetzt. Das war leider – in meinen Augen – nichts.
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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22.09.2015 10:34
von Jenni
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Die geschlossenen Türen sollen hier eine Metapher sein für die im deutschen Schulsystem zu wenig geförderte(/geforderte) Kreativität? Jedenfalls ein berechtigter Kritikpunkt, aber als Umsetzung des Themas ist mir das, so sehr du es auch versuchst, mir bildlich zu machen, schon etwas weit hergeholt.
Und gerade in diesem Versuch die Metapher zu erklären und das Thema deiner Idee überzustülpen, stellst du dir sprachlich ein Bein, indem du auf Wiederholungen und Floskeln (Sackgasse, Licht am Ende des Tunnels) zurückgreifst, die den Erzählfluss bremsen.
In den TopTen für mich eher nicht.
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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22.09.2015 11:08
von Literättin
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Eine solide geschriebene nette kleine Geschichte. Das "Feindbild" ist mir zu direkt, zu klassisch dargestellt. Ich sehe diese Lehrerinnen-Zicke zu fix und zu perfekt (klischeehaft) dort herumstöckeln. Was ich aber am bedauerlichsten finde ist, dass das Thema, an dem Ezra scheitert, nicht benannt wird. Dann hätte ich mich besser einfühlen können. Meine Neugier bleibt aber unbefriedigt. Und weshalb Ezra das Thema nun verfehlt hat, bleibt auch unklar.
Dieser Umstand hätte im Gegensatz zur Zickigen ruhig etwas deutlicher gemacht werden können. So bleibt es nur darauf beschränkt, dass die Sander und das schreckliche Schulsystem (eine zwar verständliche aber altbekannte und unzählige Male durchgekaute Kritik) schuld ist an Ezras Dilemma. Mir ist das zu einfach. Oder anders herum: ich hätte es spannender gefunden, wenn es ein wirklich saublödes, irre kompliziertes oder vielleicht auch ein völlig absurdes Thema gewesen wäre. Eines, bei dem ich als Leser gemeinsam mit Ezra aufstöhnen kann.
Die Türen schlagen hier metaphorisch zu - was sie eigentlich nicht sollten.
Von mir leider kein Punkt.
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3374 Wohnort: bei Freiburg
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23.09.2015 13:57
von Michel
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Stimmig.
Schüler findet seine depressive Weltsicht in der distanzierten Lehrerin bestätigt. Die Themaverfehlung ist da nur die logische Konsequenz: Denken verboten.
Ich habe zwei Durchgänge gebraucht, um zu merken, was mich stört. Die Erzählstimme ist, trotz ein oder zwei eher auktorial-distanzierender Formulierungen, sehr nah an der Figur. So nah, dass ich beginne, die zwei zu verwechseln und den Eindruck bekomme, mir wird da etwas untergeschoben. Denken verboten. Schule ist scheiße.
Das ist stimmig bezüglich der Figur, aber es bleibt eine Irritation. Anders denken unerwünscht? Anders denken als der Text - unerwünscht?
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shatgloom Eselsohr
Beiträge: 372 NaNoWriMo: 27985 Wohnort: ja, gelegentlich
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23.09.2015 16:49
von shatgloom
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Ezra fühlt sich durch die Vorgabe eines Themas in seiner Kreativität eingeschränkt. Für ihn sind das Türen, die ihm zugeschlagen werden, da er sich nicht frei entfalten kann.
Ich weiß jetzt nicht genau, was das Thema der Klausur war. Wurde es im Text nicht erwähnt, oder war das Thema "Betreten verboten"?
Vielleicht würde ich den Text anders lesen, wenn ich das wüsste.
Sprachlich gefällt mir der Text, Titel passt auch. Und rein aus Ezras Empfindung ist auch das Thema umgesetzt. Für ihn sind diese Vorgaben Türen, die ihm ständig zugeschlagen werden. Erst fand ich das Thema nicht genügend im Text umgesetzt, nach mehrmaligem Lesen hat mir die Geschichte immer besser gefallen.
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 522
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T 24.09.2015 00:01
von tronde
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Hallo!
Nicht ganz so flüssig zu lesen für mich wie andere Texte. Spannende Idee, eine eingeschränkte Aufgabenstellung mit zugeschlagenen Türen, vergebenen Möglichkeiten zu vergleichen.
Zitat: auch hier eher metaphorisch und nicht so ganz am Thema.
Titel/Text: ja
Grüße
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 715 Wohnort: Am Ende des Tals
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24.09.2015 11:00
von Merope
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- Thema erfüllt: Ja.
- Originalität: Sehr gut.
- Form: Nichts zu beanstanden, gut lesbar, flüssig geschrieben.
- Fehler: --
- Passt der Titel: Gefällt mir sehr gut
- Bleibt etwas davon im Gedächtnis: Alles
- Wie hat's mir gefallen: recht gut!
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halcyonzocalo Einsamer Trancer
Alter: 34 Beiträge: 1202 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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26.09.2015 18:25
von halcyonzocalo
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Ein interessanter Beitrag, wie ich finde und auch gar nicht übel. Das Bild der zugeschlagenen Türen wird hier mal auf eine ganz andere und kreative Weise in die Geschichte eingebunden, das gefällt mir gut. Sprachlich ist das Ganze solide, wenngleich auch nicht herausragend. Aber der Text ist trotzdem sehr "charmant" - was wohl ein Stück auch meinen eigenen Erfahrungen in der Schule geschuldet ist und ich mich gut mit dem Protagonist identifizieren kann. Glücklicherweise hatte ich immer Lehrer, die selbst auch gerne über den Tellerrand hatten blicken können. Insgesamt also eigentlich ein sehr unspektakulärer Text, der aber Charakter hat. Nicht schlecht.
Edit: Mein persönlicher Sieger stand direkt nach dem Lesen fest. Bei den weiteren Platzierungen habe ich mich erwartungsgemäß wieder sehr schwer getan. Letztendlich habe ich mich dafür entschieden, deinem Text 4 Punkte zu geben.
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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Nathan Pascal Gänsefüßchen
N Alter: 30 Beiträge: 39
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N 27.09.2015 04:41
von Nathan Pascal
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Okay, kommentieren wir, kurz, keine dreizehn Seiten:
1. Inhalt und Sprache
Ich schätze die klare, recht bildreiche Sprache in diesem Beitrag, mit dem die Situation und Charaktere skizziert werden. Hier erreichen die wenigen Worte, meiner Meinung nach, eine vergleichsweise große Aussagekraft.
Und wer hier in einem Schriftstellerforum kann die Problematik des Erzählers nicht nachempfinden? Da bedarf es auch keiner weiteren Worte zum Inhalt.
Achja, außer: Es ist kein Ich-Erzähler. Schockierend.
2. Thema und Titel
Widerwillig muss ich genau diese nachfühlbaren Gedanken negativ beurteilen, wenn es um die Zitatvorgabe geht, da ich auch bei anderen Texten die metaphorische Auslegung der geschlossenen Türen eher als unstimmig zur Aufgabenstellung beurteilt habe. Ironisch, was?
Daher: Thema verfehlt! Naja, ganz leicht vielleicht, aber dieses miese Wortspiel drängte sich einfach zu sehr auf. Ich schäme mich.
Mehr als das Thema finde ich leider die Titelwahl unpassend, fast so sehr, dass ich mich wie bei "Nachtruhe und Morgensturm. Oder so was" wieder auf eine Klippe stellen möchte. Zum Schreien, versteht sich.
Anstatt den Text zu bereichern, nimmt der Titel das Ende eindeutig vorweg und beraubt diesen Beitrag damit um einiges seiner literarischen Wirkung, wenn man denkt: "War klar", statt "Armer, missverstandener Philosoph Ezra".
Der Grund, warum ich aber von einer Klippe schreien wollte ist, weil mich der um so vieles passendere Titel geradezu aus dem Text anspringt:
"Betreten verboten!"
Als Titel hätte dies sowohl die realen (fiktiven) Umstände der Klassenarbeit beschrieben, als auch die metaphorische Ebene eingeschränkter Denkweisen, von der der Text ja eigentlich handelt und schließlich hätte sich durch das Ende des verfehlten Themas der Titel noch einmal bestätigt. So viel Potenzial...
Wertung:
Ich würde dem Text an sich gerne eine vergleichsweise hohe Punktzahl zuschreiben, 1. nach, aber da ich für die allgemeine Bewertung auch 2. in Betracht ziehen muss, falle ich letztlich eher auf eine mittlere Punktzahl, die sich natürlich noch mit der Konkurrenz wird auseinandersetzen müssen.
Von einer Klippe schreiend
Nathan Pascal
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
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27.09.2015 14:26
von holg
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Schülertext.
Knapp und nicht schlecht.
Die zuschlagenden Türen sind hier nur metaphorisch verarbeitet. Aber auf den ersten Blick stimmig (wobei sich bei "den engen Korridor einer Sackgasse auf die Tafel geschrieben" die Bilder schon etwas in die Quere kommen).
Leider sind Thema der Klausur und des abgelieferten Textes etwas unkonkret dargestellt. Das hätte mich nämlich interessiert.
_________________ Why so testerical? |
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Lilly_Winter Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 250 Wohnort: Dortmund
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27.09.2015 16:13
von Lilly_Winter
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Hallo Inko,
ein Prota eingesperrt in schulischen Vorgaben, die eigenen Gedanken durch Türen weggesperrt oder hindurchgelassen. Den Tunnelblick seines Mitschülers finde ich schön umschrieben. Ich musste auch ein wenig an diesen Wettbewerb denken, wie mir Dinge eingefallen sind, die nicht zu der Themenvorgabe passten oder einfach nicht in der Zeit geschrieben sein wollten und ich wohl oder übel nach zwei Stunden passen musste
lg Lilly
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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27.09.2015 20:09
von Tjana
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Hey, ich bin stolz auf mich
Leider nicht darauf, dass ich erst 1,5 Std vor Bewertungsende
Zitat Nihil
Zitat: | Einige hatten offensichtlich keinen Schubladentext verwurstet, dafür aber die Türen metaphorisch verstanden, was man eben nicht sollte. Also gabs keine Punkte. |
kapiert habe, wie das „Metapherwut im Zaum halten“ gemeint war.
Sogar beim Lesen der anderen Texte dachte ich oft: Komisch, dass allen nur echte knallende Türen einfallen … wie langweilig.
Mein erster Gedaanke war Scheidungsthema mit echt laut knallenden Türen. Aber, das macht doch jeder, dachte ich, lass dir was anderes einfallen
Aber ich bin stolz, weil ich mitgemacht, mich zum ersten Mal getraut habe. Der Wettbewerb war eine wunderbare Sache und die vor ein paar Minuten lesbaren Kommentare sind klasse. Ich kann sie für mich werten, einsehen und manche akzeptieren. Was wollte ich? Mich austesten. Das ist gelungen, und hey, ich habe sogar Punkte bekommen
Danke euch allen, auch denen, die nicht Fan des Textes wurden, ich hab ne Menge gelernt
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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