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Autor |
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holg
Exposéadler
 Moderator
Beiträge: 2365 Wohnort: knapp rechts von links
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 06.05.2018 19:00 Spätvorstellung von holg
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Dabei ist es mir eigentlich egal. Ich habe zu viel durchgemacht, Schmerzen, Erniedrigung, Selbstzerfleischung, um dahin zu kommen, wo ich bin, als dass es mich interessieren müsste, was andere von mir denken, wie ich auf sie wirke, ob ich gut ankomme.
Und dann ist da diese japanische Arthouse-Noir-Film. Dieser unglaublich gut aussehende Protagonist, schmales Kinn, hohe Wangenknochen, wuschelige Mangafrisur, eilt durch die Neonfluten eines regennassen nächtlichen Tokios, wird von Yakuza und Polizei gejagt und wirkt doch so unverschämt selbstsicher, wie ich es auch nach zweihundert weiteren Therapiesitzungen nie sein werde. Angesichts seiner Eleganz könnte ich mir grobschlächtig vorkommen, angesichts seiner Jugend welk. Aber das wäre mein altes Ich.
Es ist mir egal, und wenn es sich richtig anfühlt, lächle ich sie an, und wie sie reagiert ist ihre Sache. Und doch überkommen mich diese Momente, in denen meine Haltung zu krumm ist, mein Kehlkopf zu kantig, mein Make-up zu fahrig aufgetragen, die Haare nicht richtig liegen. Aber sie kann ja einfach wegschauen und weitergehen. Wie eben an der Kinokasse. Oder in der Schlange vorm Popcornstand. Mein Gott, ich pfeife ihr ja nicht hinterher oder grapsche ihr an den Po. Und war da nicht der Anflug eines Lächelns bevor sie sich abwandte?
Mangafrisur kommt nun doch ins schwitzen, hastet durch Nebenstraßen, bevor er sich ein Motorrad schnappt und in atemberaubenden Tempo aus der Stadt rast. Seine Haare sind vom Fahrtwind an den Kopf gepresst, die Straßenbeleuchtung wird unregelmäßiger, bis sich nur noch der Lichtkegel des Scheinwerfers durch nie Nacht fräst. Schnitt. Seine Auftraggeberin am Telefon. Er geht nicht dran. Ihr Profil ein Scherenschnitt vor einer angestrahlten Wand. Das beigeseidene Etuikleid sitzt perfekt.
Und ich wieder nur im gemütlichen Baumwollstrick, die Pumps locker an den Zehen baumelnd. Mal eben ins Kino. Spätvorstellung. Die WhatsApp-Gruppe voller Ochnös. Aber egal. Auf dem Weg vom Parkhaus eine Handvoll Passanten und keiner guckt komisch. Ist ja nicht wie das Spießrutenlaufen in der Altstadt, Freitags, wenn die cis-Rudel unterwegs sind. Das tu ich mir alleine nicht mehr an. Kino ist beinahe ein Schutzraum, und ich sehe zu, dass die Sitze neben mir frei sind. Wer ahnt schon, dass ich da an der Kasse einen Blick auffange, so weit weg vom üblichen Abschätzen und Urteilen.
Mangafrisur schlendert an den Rändern der Lichtkegel entlang, die von einzelnen Laternen geworfen werden, das Motorrad steht auf einem Parkplatz zwischen zwei Kleinlastern versteckt. Er hat den Kragen seines Jacketts hochgeklappt. Wellenrauschen. Hier und da zeichnet sich sein Profil vor erleuchteten Fenstern ab. Er zögert keine Sekunde, als dieser schwarze Minivan vorbeifährt, ganz langsam wird, als er ihn passiert, dann wieder beschleunigt. Er geht einfach weiter, als wäre nichts passiert.
Der Sitz neben mir knarzt. Ich fahre herum, direkt in Abwehrpose. Aber sie ist es nur, grinst mich an.
„Na.“
„Hast du mich erschreckt.“ Ich lache auf, halb erleichtert. Mein Herz klopft.
Der Minivan kommt wieder angefahren. Hat wohl gewendet. Aber das ist egal.
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Eliane
Klammeraffe

Beiträge: 824
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 13.05.2018 22:44
von Eliane
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Den Text mag ich. Sehr. Er nimmt mich mit in die Gedanken der Protagonistin, zieht mich hinein in ihre Unsicherheit, aus der dann - das einzige kleine Manko an der Geschichte - erst ganz am Ende die Ungewissheit wird, wie es weitergeht. Oder ist das trotzige "Egal" (aber irgendwie doch nicht) die eigentliche Ungewissheit?
Das Wechselspiel zwischen der Kinoszene und dem Geschehen auf der Leinwand (das auch die vorgegebene Szene sehr schön umsetzt) verpasst dem Text einen tollen Rhythmus, der mich die - sorry! - leider etwas zu vielen Rechtschreib-/Tippfehler überlesen lässt. Hier bleibe ich hängen:
Zitat: | Ihr Profil ein Scherenschnitt vor einer angestrahlten Wand. Das beigeseidene Etuikleid sitzt perfekt.
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Ein Scherenschnitt ist schwarz, gerade vor einer angestrahlten Wand, auf der man nur das Profil sieht. Wie soll man da Schnitt und Farbe des Kleides erkennen?
Einhaltung der Vorgaben:
Szene: klasse gemacht
Thema: krieg ich nicht ganz rausgefiltert (s.o.)
7 Punkte von mir
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Michel
Bücherwurm
 Alter: 51 Beiträge: 3333 Wohnort: bei Freiburg
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 14.05.2018 14:32
von Michel
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Sozialphobischer Er (?) sitzt im Kino. Hektische Schnitte zwischen Kinoszenen (Manga-Man), dem Weg zum Kino und Selbstreflexionen. Unsicherheit auf zwei Weisen: Kommt der Manga-Mann davon? Kommt sie ins Kino? Letztere Ungewissheit wird aufgelöst. Angenehm unaufgeregt, das Drama im Alltag, spröde und scharfkantig wie Glasscherben reflektiert in den Gedanken des Protag.
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femme-fatale233
Füßchen
 Alter: 30 Beiträge: 1915 Wohnort: München
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 14.05.2018 18:55
von femme-fatale233
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Schön, dass hier mal das Geschehen mit dem Auto aus einer mediatisierten Perspektive gezeigt wurde. Auch die angedeutete Queerness der Geschichte gefällt mir, ich empfinde das als sehr zeitgemäß.
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Heidi
Reißwolf
 Alter: 42 Beiträge: 1418 Wohnort: Hamburg
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 14.05.2018 21:00 Re: Spätvorstellung von Heidi
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Hm ... eine Egal-Geschichte.
Das Egal-Gefühl kommt gut rüber und du lässt mich tief in das Innenleben deiner Figur blicken. Es handelt sich um eine unsichere Figur, vielleicht auch deshalb immer wieder "egal". Die Figur nimmt hin, redet sich Dinge schön, vielleicht aus Selbstschutz - falls es doch nichts wird mit "ihr".
Trotzdem frage ich mich beim Lesen, warum Dein Erzähler/deine Erzählerin so stark thematisiert, dass er/sie viel durchgemacht hat und die Frage, ob er/sie bei anderen gut ankommt? Bzw. das getan hat. Handelt es sich ja um das alte Ich. Wie ist das neue Ich entstanden?
Bin etwas unschlüssig, ob das Thema des Textes diese Einzelheiten aus dem Erzähler-Ich braucht. Denn besonders nahe komme ich ihm dadurch nicht. Eher im Gegenteil.
Andererseits: Menschen sind unterschiedlich, deshalb auch Figuren in Geschichten. Diese Figur ist halt so. Eher unsicher. Und alles eher egal. Der Text ist aber zu kurz, um mir zu vermitteln, woher diese Unsicherheit kommt und auch das Egal-Gefühl, auch ist er zu kurz, um zu vermitteln, was genau die Figur an der heißen Braut, die ihr begegnet anziehend findet. Doch nicht ausschließlich Make-up und die süße Frisur und solche Sachen?
Was mir aber gefällt: Der Fluss. Der Text liest sich - unabhängig von den wenig greifbaren Eigenschaften der Figuren - angenehm.
Der Minivan, die Lichter und so weiter zum Schluss wirken eher wie Deko. Aber das betrifft freilich nicht nur deine Geschichte sondern auch viele andere im Wettbewerb. Un-Gewissheit. Keine Ahnung, so recht komme ich dem Thema im Text nicht nahe.
Und der Schluss ist dann auch egal.
Also egal. Ungewiss egal oder Gewiss egal?
Egal.
Auch wenn er fließt, bekommt Text keine Punkte. Leider.
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Constantine
Bücherwurm

Beiträge: 3284
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 15.05.2018 15:45
von Constantine
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just points
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d.frank
Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1134 Wohnort: berlin
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D 15.05.2018 21:47
von d.frank
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Das ist solide geschrieben. Ich find das auch gut, wie die Vorgaben aufgegriffen werden, so völlig losgelöst vom Eigentlichen.
Im Endeffekt lebt der Text vordergründig von der Frage nach dem Geschlecht, der Sexualität der Erzählenden (für mich jedenfalls), das Coming Out überrascht mich auch nicht wirklich, die Kinoszene läuft, bis auf einige, winzige Annäherungen so ziemlich nebenher, nimmt dafür aber jede Menge Platz ein.
Also auf deutsch ist das, was ich eigentlich gut finde, gleichzeitig auch, was mich eigentlich nervt.
_________________ Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer |
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V.K.B.
[Error C7: not in list]
 Alter: 50 Beiträge: 5924 Wohnort: in Absentia
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 16.05.2018 01:46
von V.K.B.
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Vorweg: Ich interpretiere Un-Gewissheit als zweideutig, einmal eine Ungewissheit (nicht wissen, was kommt oder los ist) und eine Un-Gewissheit wie Un-Ding (oder wie cummings das "un" in seinen Gedichten benutzt hat), also eine schlimme Gewissheit.
Hallo Inko,
einige Fehler stören beim Lesen: "diese japanische Arthouse-Noir-Film" (die Film?) und "Er geht nicht dran" (statt ran). Die Handlung klingt auch irgendwie nicht nach Arthouse, sondern eher nach Action. Aber egal, der Film ist ja egal. Und genau das ist mein Problem: Die Szene ist da drin, hat aber keine wirkliche Bedeutung für die Geschichte und wird sogar noch mit einem "Der Minivan kommt wieder angefahren. Hat wohl gewendet. Aber das ist egal." weggewischt. Damit ist die Atmosphäre und Wirkung der Szene stark verändert, und für mich leider Thema verfehlt. Eine wirkliche "Un-Gewissheit" sehe ich auch nicht, nur ein paar Ungewissheiten.
Von daher wohl eher keine Punkte, sorry.
_________________ Warning: Cthulhu may occasionally jumpscare people … |
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hobbes
Tretbootliteratin
 Moderatorin
Beiträge: 4131
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 16.05.2018 21:06
von hobbes
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Mir ist es nicht egal. Dieser Text. Das ist ja eigentlich was gutes, ein Text, der bewegt. Leider nervt er mich. Sie nervt mich. Die Welt ist scheiße, mein Leben eigentlich gelaufen, aber egal, ich habe mich damit abgefunden. Oder eben auch nicht, sonst würde ich ja nicht noch drauf rumreiten.
Ich habe gerade überlegt, warum der Text keine wenig Chancen bei mir hat, schließlich habe ich mich schon mit ganz anderen unsympathischen Protas angefreundet. Vielleicht weil er so kurz ist. Andererseits zieht das nicht wirklich als Argument, denn vermutlich hätte ich abseits des Wettbewerbs sowieso nicht weit(er) gelesen.
Also leider noch einer von der Kategorie: solider Text, aber ich kann leider nichts damit anfangen.
Immerhin weiß ich nun, was ein cis-Rudel ist.
Ach ja, die Idee, das Auto in einen Film einzubauen, finde ich richtig gut.
edit: Fünf Punkte. Wegen dem Mangatypen. Den mag ich.
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Jenni
Bücherwurm

Beiträge: 3230
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 18.05.2018 11:23
von Jenni
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Das Ich ist anders als die meisten, wahrscheinlich in Bezug auf seine/ihre sexuelle Identifikation. Im Kino begegnet sie/er einer Person, die wahrscheinlich persönliches Interesse zeigt, im Gegensatz zum Befremden der meisten Menschen, aber das fällt ihm/ihr nicht mehr leicht zu unterscheiden. Die Un-Gewissheit in diesem Text ist eigentlich eher Unsicherheit, falls ich nichts falsch verstehe, was sich aber durchaus in Verbindung bringen lässt.
Ich finde die Geschichte am Ende ganz schön insofern, als sie von authentischen Ängsten einer authentischen Figur ziemlich persönlich erzählt. Bis ich dahin kam, die eigentliche Geschichte zu verstehen, habe ich mich nur echt etwas verheddert in der erwarteten aber nicht existierenden Parallelität zur Filmhandlung - dabei geht es „nur“ um den Vergleich zwischen dem perfekten Helden und der eigenen Unsicherheit, oder? Das hat mich irgendwie abgelenkt, ist aber bei näherer Überlegung doch sinnig und rund, lag also vielleicht mehr an mir oder daran, dass die Unsicherheit des Protagonisten (/der Protagonistin) sich von meiner eigenen unterscheidet. Die Auto-Vorgabe mit der letztlich unwichtig werdenden Filmhandlung ist originell eingebaut. Ein paar Flüchtigkeitsfehler enthält der Text, das muss nicht sein bei 500 Wörtern in sieben Tagen - trotzdem fand ich ihn einen der interessanteren Texte im Wettbewerb. Gibt Punkte!
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Literättin
Reißwolf
 Alter: 57 Beiträge: 1838 Wohnort: im Diesseits
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 18.05.2018 13:45
von Literättin
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Spielt das Thema Un-Gewissheit die zentrale Rolle? Ich bin mir ein wenig unsicher. Ich fürchte nein, aber in mir als Leser nimmt die Ungewissheit im ersten Lesen eine wichtige Rolle ein: was geschieht hier?, frage ich mich unheimlich gebannt von dieser kleinen, sparsamen Erzählung, die mich von Anfang an gefangen hält - und das, wo ich kein Manga-Fan bin. Vorhanden ist das Thema in der leisen Un-Gewissheit des / der Protagonisten / Protagonistin bezüglich seiner / ihrer selbst und der Angebeteten. Die zentrale Rolle spielt mit einiger Sicherheit die existenzielle Unsicherheit, die Schwierigkeiten, die Anfeindungen, das immer wieder zu sich selbst zurück finden müssen in einer Umwelt, die nicht wirklich Raum für transidente Menschen hat. Es sei denn, man nimmt genau dieses als un-gewiss: die eindeutlge Festlegbarkeit des Geschlechts, welches sich eher auf einem gedachten Kontinuum von-bis fließend verorten lässt, als auf konkreten Endpunkten fixieren.
Eröffnet oder schließt die vorgegebene Szene den Text und bleibt ihr Charakter erhalten? Schön gemacht, die Szene in diesen Film Noir einzubauen, der quasi "im Hintergrund" läuft und in seiner Thematik des Gejagten gleichzeitig den Hintergrund der Geschichte zeichnet. Und der Charakter bleibt erhalten. Sehr schön gemacht.
Gesamteindruck - Leise, solide erzählte Geschichte, die mich berührt in ihrer Unaufgeregtheit. Ich bin sehr drin in dieser Erzählung und das, wie gesagt, obwohl mir diese Manga-Subkultur überhaupt nicht liegt. Unheimlich gern gelesen. Ein Text, der mir in Erinnerung bleiben wird.
_________________ when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -
Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -
Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.) |
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VwieMargarita
Wortedrechsler
V Alter: 39 Beiträge: 56 Wohnort: Remarque-Stadt
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V 18.05.2018 21:28
von VwieMargarita
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Ich finde, die Ungewissheit fehlt. Und die Sache mit dem Auto sollte doch an den Anfang. Sonst ist die Geschichte interessant.
_________________ "Sobald du dir vertraust, sobald weißt du zu leben".
J.W.v.G |
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Tjana
Reißwolf
 Alter: 63 Beiträge: 1791 Wohnort: Inne Peerle
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 19.05.2018 19:49
von Tjana
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Mal eine ganz andere Geschichte. Schön.
Die Vorgaben-Szene passiert nur im Film, ich erfahre eine Menge über die Erzählerin. Und die Ungewissheit breitet sich über die Zeit nach der Vorstellung aus ...
Gefällt mir!
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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traumLos Eselsohr

Beiträge: 381
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 20.05.2018 13:09
von traumLos
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Hallo, ich weiß nicht wer.
Noch ein Text, der als Text von seiner Qualität in die Punkte gehört. Realität und Fiktion, fiktionale Realität und reale Fiktion. Klasse gemacht. Dazu ist es gelungen, mit knappen Worten und Filmschnipseln eine Stimmung zu erzeugen, die sich durch diese Geschichte trägt. Der kleine Fehler zu Beginn des zweiten Absatzes geschenkt.
Aber auch hier, obwohl ich wirklich viel Freiheit bei der Umsetzung der vorgegebenen Szene, auch in meinem eigenen Text, der an die Qualität dieses Beitrags bei weitem nicht heranreicht, zugestanden habe, scheint es mir hier doch über die Grenzen der Autorenfreiheit hinausgegeangen zu sein.
Mit großem Bedauern 0 Punkte
_________________ Meine Beiträge geben nur meine Meinung wieder. Jede Einbeziehung realer oder fiktiver Personen wäre nur ein Angebot. Zwinkersmiley |
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rieka
Sucher und Seiteneinsteiger

Beiträge: 818
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 20.05.2018 20:16
von rieka
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Das ist gut, dieser Text beeindruckt mich sehr. Ein Text für ganz vorne.
Wir hatten diese emotionale Gemengelage schon einmal hier in einem Wettbewerb. Auch damals hat mich dieses im Leben ständig ungewiss dazwischen Schweben, das beschrieben wurde, beeindruckt und dies ist es auch wieder hier in dieser Geschichte. Es beeindruckt mich, weil ES, so meine ich, schwer zu beschreiben ist und doch hier im Text spürbar rüberkommt. So wie ich denke, dass es schwer zu beschreiben ist; dieses in der Welt und aus der Welt sein gleichzeitig. Und es mir auch nicht wirklich gelingt, dein Geschriebenes nochmal mit eigenen Worten zu reflektieren.
Die Küstenstadtszene hast du, unbekannter Autor, in den Arthouse-Noir-Film gepackt, die bellenden Hunde beim Verlangsamen des Wagens habe ich vermisst? Hätte es deine Geschichte zerstört, wenn du sie mitgenommen hättest?
Es gelingt mir schwer, die Identität bzw. das Selbstbild der Prota zu erfassen. Ich tendiere zu einem sich zu seiner Weiblichkeit durchgekämpften Menschen, der sich nach einer Frau sehnt. Aber dies sicher zu wissen ist gar nicht nötig, es geht um das Selbstgefühl.
Und das packend rüber zu bringen ist dir gelungen.
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Stimmgabel
Papiertiger

Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da

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 20.05.2018 22:43
von Stimmgabel
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Hallo Inko,
ein Gedanken-Movie auf dem realen Geschlechter-Asphalt, eine permanente Kopfkino-Problematik eines Mannes, der sich in einem geschlechtlichen Bi-Prozess befindet [ ob nun als Transgender oder mittels Geschlechtsangleichung, wird mir aus dem Text nicht klar ] entweder mitten in der Entscheidung hinzu seiner neuen sexuellen Selbstfindung oder schon vollzogen,
sieht sich Prota in der draußen-Wirklichkeit permanent mit diesem eigen_Problem konfontriert, will als Trans-Person nicht erkannt werden ... stellt P fest, wird er in seinem um_Prozess teils gar nicht zwie erkannt.
Also teilweise eine reale selbst_Psychologie, die hier stattfindet / beschreibt der Text recht treffend. Ebenso geschickt diese permanente Verschwimmung von realem Prota-ICH mit dem filmischen Manga-Ich ... wechseln im Text permanent draußen_Wirklichkeit mit der filmischen. Gibt sich Prota mit diesem entflieh_Mechanismus in das abgedunkelte Kino quasi jene Zeit [ Überbrückung ], jenen behutsamen Prozess in die eigene Findung, seiner neuen, schon immer empfundenen alten Identifikation, Weiß von dem Draußen, dieser anderen Normen-Wirklichkeit und jenen draußen_Augen,
(ver)sucht Schritt für Schritt dieses reale anders 'normal' konfrontieren zu können. Zwei Wirklichkeiten prallen hier aufeinander, ob freisinnig oder tabuisiert ... das ist, unabdingbar.
Inko, habe interessiert deine text_Sicht und Umsetzung gelesen, Gruß Stimmgabel ...
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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Malaga
Klammeraffe

Beiträge: 827
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 21.05.2018 13:26
von Malaga
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Die Qualen und Nöte der Erzählerin haben mich leider nicht berührt, obwohl das Thema erfüllt ist.
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Akiragirl
Dünnhäuterin
 Alter: 33 Beiträge: 3635 Wohnort: Leipzig
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 21.05.2018 20:14
von Akiragirl
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Ich mochte diesen kleinen Text, der auf angenehm un-aufdringliche Weise das Thema transgender und Identität anschneidet, ohne belehrend zu wirken. Ein kleiner Ausschnitt aus einem Leben, klassische Kurzgeschichte.
Die Sprache ist klar und wenig verspielt, was ich aber als angenehm und passend zum Inhalt empfunden habe. Außerdem finde ich es eine schöne und interessante Variation der Vorgabe, dass hier das Auto in einem Film vorbeifährt und nicht in der Realität.
Eventuell hätte das Verhältnis von Film- zu realer Handlung ein bisschen mehr zugunsten letzterer verschoben sein können, zumal die Filmhandlung ja keine wirklich große Rolle spielt, abseits von der Identifikation der/des Prota mit dem Filmhelden.
Die Umsetzung des Themas Ungewissheit war mir hier ein wenig zu indirekt. Ich schätze, es soll um die Ungewissheit über die eigene Identität gehen, aber die scheint dein/e Prota ja schon mehr oder weniger überwunden zu haben. Oder geht es eher um die Ungewissheit bezüglich des Mädels an der Kinokasse? Hätte etwas deutlicher herausgearbeitet sein können.
7 Punkte von mir.
LG
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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firstoffertio
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 5857 Wohnort: Irland
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 21.05.2018 22:21
von firstoffertio
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Ich glaube, hier nimmt mir das Kino zu viel Raum ein.
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Amarenakirsche
Eselsohr
 Alter: 30 Beiträge: 400 Wohnort: tief im Westen
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 22.05.2018 08:28
von Amarenakirsche
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Hallo.
Ich mag das Thema deiner Geschichte. Vor allem, dass du das trans-sein lediglich andeutest und nicht genau in Worte fasst. Zum Beispiel hierdurch:
Zitat: | wenn die cis-Rudel unterwegs sind |
Insgesamt kam mir der Text jedoch relativ träge vor. Es passiert eben nicht viel und ich weiß, das ist okay, aber haben die längeren Beschreibungen des Films einen tieferen Sinn?
Dazu kommt, dass manche Worte, die du wählst, ein bisschen unpassend scheinen:
Zitat: | Selbstzerfleischung |
Leider keine Punkte von mir.
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Aneurysm
Eselsohr

Beiträge: 462
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 24.05.2018 14:57
von Aneurysm
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Vielleicht liegt es an mir, oder die guten Texte sind wirklich zumeist hinten im Alphabet.
Der Text ist meines Erachtens routiniert geschrieben, und der Wechsel zwischen dem Film und den Gedanken des Ich-Erzählers schafft eine gelungene Abwechslung. Die Szene ist unverfälscht enthalten. Mich stören nur zwei Dinge: Erstens sehe ich keine Ungewissheit, sondern eher eine Unsicherheit oder Ängstlichkeit gegenüber anderen Menschen. Zweitens habe ich nicht verstanden, ob der Ich-Erzähler jetzt ein Er oder eine Sie ist. Das Wort Cis-Rudel legt nahe, dass es sich um einen Transsexuellen handelt, aber sicher bin ich mir nicht. Diese Probleme liegen vielleicht nicht im Text, sondern am Zeitdruck und meiner Unfähigkeit zu lesen, aber einbeziehen muss ich sie trotzdem.
Deshalb gibt es nur zwei Punkte – da wäre mehr drin gewesen.
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Terhoven
Eselsohr

Beiträge: 401
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 24.05.2018 22:08
von Terhoven
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Hallo Inko. Ich kann nicht ohne Stichpunktzettel.
Gesamteindruck:
Also ich hab erstmal Bahnhof verstanden. Das hat mich allerdings aufgeregt, also habe ich solange gelesen, bis ich dahintergestiegen bin.
Und dann fand ich es toll!
Umsetzung der Regeln:
Thema Un-Gewissheit -- Auf jeden Fall auf meiner Seite. Erst bei den Pumps war ich relativ gewiss, dass die Erzählstimme weiblich ist.
Autoszene -- Sehr schön eingebaut. Im Film quasi. Aber die Hunde fehlen. Das prangere ich an, aber Details dürfen ja weggelassen werden.
Bester Satz: Zitat: | ...und wirkt doch so unverschämt selbstsicher, wie ich es auch nach zweihundert weiteren Therapiesitzungen nie sein werde |
Unklarheiten/Textliches:
Zitat: | Und ich wieder nur im gemütlichen Baumwollstrick, die Pumps locker an den Zehen baumelnd. | Wenn beide Pumps an den Zehen baumeln, müsste sie doch ziemlich klein sein
Was sind den cis-Rudel? cis als Gegenteil von trans? Da werde ich gleich wieder unsicher, ob der Protagonist wirklich eine Frau ist. Ich brauche doch die Gewissheit für mein Schubladendenken.
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