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Nachtvogel Leseratte
Alter: 32 Beiträge: 117 Wohnort: Münster
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20.11.2022 21:00 Lauf, Lina, lauf von Nachtvogel
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Lauf, Lina, lauf
Die Pupillen sind wie Abgründe, die drohen, einen zu verschlingen, wenn man nur einen Moment zu lange hineinsieht. Vielleicht ist dieser Moment schon vergangen, vielleicht wurde sie schon längst verschlungen. Es fühlt sich zumindest so an. Sie blickt in die Augen, und die Augen blicken zurück, und die Zeit bleibt stehen. Oder dreht sich im Kreis wie ein unendlicher Mahlstrom. Ist das wirklich Lina da im Spiegel?
Die Lina vor dem Spiegel gibt alles, dem durchdringenden Blick der anderen Lina zu entkommen. Angestrengt richtet sie ihren Blick auf andere Stellen des Gesichts – die Stelle zwischen den Augenbrauen, an der sich schon Falten abzeichnen. Die zwei großen, tiefen Schatten unter den Augen. Die roten Flecken auf den Wangen. Waren die schon immer da?
Wo ist Lina? Hinter der Lina im Spiegel sind helle Wandfliesen zu erkennen. Die Lina vor dem Spiegel verschiebt ihren Fokus, versucht sich jetzt auf den Spiegel selbst und nicht die Welt darin zu konzentrieren. Auf die Wasserflecken auf der Spiegeloberfläche. Auf die obere rechte Ecke des Spiegels, von der ein Stück abgebrochen ist. Lina geht einen Schritt zurück, weg von dem versifften Waschbecken unter dem Spiegel. Der Wasserstrahl läuft noch. Rechts und links sind zwei weitere Waschbecken. An den Wänden weiße Fliesen, ein Papierspender. Ein Badezimmer, ein öffentliches. Lina muss hier weg.
Wo ist Lina? An der Fensterscheibe ziehen Geschäfte vorüber. Graue Gebäude, die ineinander übergehen, durchsetzt von dröhnender Leuchtreklame. Lina sitzt eingepfercht zwischen dem Fenster und einem alten Mann. Die Luft ist muffig. Über das Fenster erstreckt sich eine Spur Vogelkot. Der Mann riecht nach Schweiß und Zigarettenqualm. Lina möchte aussteigen, jetzt sofort, egal wo. Aber dann müsste sie sich an ihm vorbeizwängen. Lina bleibt sitzen.
Wo ist Lina? Ein Vibrieren in ihrer Kleidtasche. Ist das ihr Handy? Lina sitzt auf einer Parkbank. Sie zieht das Handy aus der Tasche. Das Display leuchtet. Elf verpasste Anrufe. Der Text einer SMS im Sperrbildschirm: „Wo bist du?“
Lina legt das Handy neben sich auf die Bank. Ganz langsam steht sie auf, schaut nach rechts und links, und geht dann in die Richtung mit den wenigsten Menschen.
Eine Stimme von hinten: „He, Sie haben Ihr Handy vergessen!“
Lina rennt.
Weitere Werke von Nachtvogel:
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UtherPendragon Eselsohr
U
Beiträge: 402
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U 28.11.2022 16:54
von UtherPendragon
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Der zweite Teil des Textes hat mir besser gefallen als der erste, da ich ihn sehr gut geschrieben finde. Den Übergang vom ersten zum zweiten ("Komma ein öffentliches") habe ich etwas unbeholfen gelesen und ich durchdringe die Essenz des Textes auch noch nicht ganz
Derzeit für mich im Mittelfeld, aber vielleicht komme ich einem kohärenten Gefühl hinter den Zeilen noch auf die Spur, welche Art Identitätskrise sich hier anbahnt bspw., denn ich fühle, dass es da vielleicht noch eine Kleinigkeit zu entdecken gibt.
Gespannte Grüße,
UP
_________________ Dies ist ein Text, der an jeden Deiner Beiträge angehangen werden kann. Es besteht ein Limit von 400 Buchstaben. |
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3374 Wohnort: bei Freiburg
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29.11.2022 15:07
von Michel
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o ist Lina? Hier stellt sie sich die Frage selbst, in verschiedenen Szenen, die per hartem Schnitt verbunden werden: Badezimmer (öffentlich), Zugabteil (in einem Land, wo im Zug noch geraucht wird), Parkbank (wo ihre eigene Sprache gesprochen wird).
Meine Assoziation: Traumatisiert, dissoziiert oder psychotisch. Aber das ist vielleicht nur dem beruflichen Blickwinkel geschuldet. Wie nach einer Fugue wacht sie sozusagen auf, versucht sich in einer Orientierung und versinkt dann wieder. Harter Schnitt. Neue Szene. Zusammen mit der abgehackten Sprache, die wie beginnende Spracharmut klingt, mache ich mir Sorgen, dass diese Lisa gerade in eine akute Psychose rutscht und sich verfolgt wähnt.
Gefällt mir nicht, das wäre der falsche Ausdruck, die Geschichte will nicht gefallen. Ich finde sie gut.
_________________ Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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30.11.2022 16:22
von nebenfluss
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Ein Mensch betrachtet sich im Spiegel und fragt sich, wo (oder vielmehr wer) er ist – das liest man nicht gerade zum ersten Mal ... Zwar ist das nicht schlecht geschrieben, nur bin ich Leser nach Ende der Selbstinspektion kein bisschen schlauer. Daran wird sich auch im Weiteren nichts ändern. Lina setzt sich in einen Zug oder Bus, womit auch die Geschichte Fahrt aufnehmen soll. Dann versetzt eine SMS mit der simplen Frage, wo sie ist, sie dermaßen in Panik, dass sie anfängt zu rennen – wohin auch immer man in einem überfüllten, öffentlichen Verkehrsmittel hinrennen könnte, zu welchem Zweck, mit welchem Erfolg – und lässt dabei das Handy zurück.
Der Titel – offenbar eine Anspielung auf den in die Jahre gekommenen Bestseller „Lauf, Jane, lauf“ von Joy Fielding – legt es schon nahe: Hier wurden offenbar schlicht typische Versatzstücke aus dem Psychothriller-Arsenal zusammengeklebt, als wäre die Leserschaft schon allein dadurch zu packen und eine verständliche Hintergrundstory völlig entbehrlich – im Grunde ein sehr ähnliches Problem wie bei „Das Mädchen im Wald“, „Lichtschatz“ und „Vaterliebe“. Vorgaben sind einigermaßen erfüllt, aber die unfreiwillige Komik gegen Ende ließ diesen Beitrag für meine Punkteränge nicht in Betracht kommen.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 522
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T 30.11.2022 23:37
von tronde
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Hallo!
Der Anfang mit dem mal anderen Spiegelblick gefällt mir.
Die Geschichte ist gut geschrieben.
Das "Wo ist Lina?" holt mich aus dem Fluss, weil mir scheint, die Prota redet von sich selbst in der dritten Person.
Das offene Ende gefällt mir.
Herzliche Grüße!
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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1129 Wohnort: berlin
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D 01.12.2022 01:15
von d.frank
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Sehr viel Spiegel, sehr viel auf.
Leider nicht meins, obwohl das Thema Handy und Verbindung an sich nicht schlecht ist.
_________________ Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer |
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6157 Wohnort: Nullraum
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01.12.2022 13:34
von V.K.B.
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Lina ist auf der Flucht, vor der menschlichen Gesellschaft und vor sich selbst. Zuerst betrachtet sie sich im Spiegel in einer öffentlichen Toilette, dann sitzt sie im Zug und schließlich auf einer Parkbank, wo sie absichtlich ihr Handy zurücklässt. Die Gründe für ihre Flucht kennen wir nicht und können sie höchstens erahnen.
Immer eingeleitet durch die "Wo ist Lina?"-Fragen (die Wiederholung hat mich beim Lesen gestört, zumal es das vorgegebene Thema ist und es mir daher so vorkam, als würde nur darauf herumgeritten, damit die Geschichte zur Vorgabe passt), die aber sofort beantwortet wird. So bleibt also nur die Frage, wo sie im Verhältnis zur Gesellschaft ist.
Was mir auf jeden Fall gefiel, war der Schreibstil und die Herangehensweise, wobei es die ständig wiederholte Frage wie gesagt aber nicht gebraucht hätte. Streicht man die raus, liest sich der Text noch wesentlich besser, finde ich.
7 Punkte von mir
Beste Grüße,
Veith
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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Murnockerl Eselsohr
M
Beiträge: 340
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M 03.12.2022 12:07
von Murnockerl
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Stilistisch gut. Um mich wirklich in Linas Situation hineindenken zu können, fehlen mir jedoch die Hintergründe. Das mag mein persönliches Empfinden sein - als jemand, der, außer hier im Forum, praktisch nur Romane liest -, aber ich brauche einfach ein bisschen Kontext, um Linas Flucht wirklich verstehen und nachempfinden zu können.
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4299
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03.12.2022 18:02
von hobbes
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Lina rennt vor sich selbst davon. Das ist so eine Geschichte, bei der ich denke, die müsste ich mögen wollen, aber irgendwas daran widerstrebt mir, ich will sie nicht mögen.
(...)
Warum nur muss ich beim Titel immer an Lola rennt denken?
*geht nachlesen, was es mit diesem Film eigentlich auf sich hatte*
Vermutlich hat der nichts mit dem Text zu tun. Wobei die Frage "Wäre alles anders, wenn ich statt x y getan hätte?" vielleicht auf alle Texte irgendwie zutrifft.
Lina, von außen betrachtet. Lina, die auf Distanz zu sich selbst geht. Warum eigentlich? Kann sie sich selbst nicht leiden, ist etwas schlimmes geschehen, hat sie eine psychische Krankheit, läuft sie vor jemandem davon? Warum?
Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es das, was ich dem Text übel nehme. Dass er sich mir entzieht. Dass Lina sich mir entzieht. Und mir so gar nichts an die Hand gibt, wer sie eigentlich ist. Was mit ihr ist. Ob sie generell so ist oder ob es einen Auslöser gab.
Zitat: | Ein Vibrieren in ihrer Kleidtasche. |
Ha! Das ist ja wohl absolut unrealistisch. Ein Kleid mit Tasche! In die ein Handy reinpasst! Niemals.
Okay, jetzt war ich nur bei negativen Dingen. Dabei mag ich die Art, wie hier erzählt wird. Ich mag das Distanzierte, ich finde es auch gelungen, also gelungen in dem Sinn, wie es erzählt wird. Ich mag die Art, wie die Beobachtungen einfliessen und wie ich dann doch etwas über sie (Lina) erfahre, anhand dessen, was sie sieht und wie sie es sieht. Was ja eben auch dieses Distanzierte ausmacht, es erinnert mich gerade an diese Übungen, die man machen kann, wenn man in Panik gerät. Was siehst du? Nenn mir fünf weiße Dinge im Raum.
So in die Richtung.
(...)
Sechs Punkte.
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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silke-k-weiler Klammeraffe
Alter: 49 Beiträge: 750
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04.12.2022 21:43
von silke-k-weiler
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Lieber Text,
Deine Lina ist - Überraschung! - ganz offensichtlich auf der Flucht. Auf irgendeinem Siffklo an einem Bahnhof o.ä. hält sie kurz inne und betrachtet sich im Spiegel. Scheint sich nicht mehr wiederzuerkennen. Wo ist Lina - was ist aus ihr geworden?
Sind Drogen im Spiel?
Häusliche Gewalt?
Wir wissen es nicht. Kaum habe ich als Leserin Lina kurz im Fokus, ist sie schon wieder weg. Und aus dem wenigen, was ich erhaschen durfte, mir ein Bild mit vielen Leerstellen machen, die meine Fantasie mehr oder weniger auszufüllen versucht.
Gefällt mir aber gut, womöglich ein Punktekandidat.
Viele Grüße
Silke
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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05.12.2022 14:50
von Constantine
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Bonjour sehr geehrte Postkarte
Gratulation für den 2. Platz mit der zweithäufigsten Lina-Quote im Text: 17x Lina bei 363 Wörter (ca. 4,7 %).
Was den Text angeht, verwirren die sprunghaften Wechsel der Orte:
Von einer öffentlichen Toilette
Zitat: | Ein Badezimmer, ein öffentliches. |
in ein öffentliches Verkehrsmittel
Zitat: | Lina sitzt eingepfercht zwischen dem Fenster und einem alten Mann. [...] Lina möchte aussteigen, jetzt sofort, egal wo. Aber dann müsste sie sich an ihm vorbeizwängen. Lina bleibt sitzen. |
auf eine Parkbank
Zitat: | Lina sitzt auf einer Parkbank. |
Warum diese Sprünge? Woher das Gehetzte? Wie kommt Lina in die öffentliche Toilette? Was war davor?
Was ich dem Text leider ziemlich ankreiden muss, ist ein für mich ziemlich verhunzter erster Abschnitt:
Zitat: | Die Pupillen sind wie Abgründe, die drohen, einen zu verschlingen, wenn man nur einen Moment zu lange hineinsieht. Vielleicht ist dieser Moment schon vergangen, vielleicht wurde sie schon längst verschlungen. |
Zitat: | Sie blickt in die Augen, und die Augen blicken zurück, und die Zeit bleibt stehen. |
Das Bild mit dem Abgrund, in den man hineinschaut und dieser zurückblickt. Tut mir leid, bereits mit dieser holzhammermäßiger Referenz an Nietzsche schwindet mein Interesse an den Text und an Lina.
Schwierig wird es dann, wenn mit einem Wortbudget von max. 400 Wörtern eine inflationäre Beschreibungswut folgt
Zitat: | Hinter der Lina im Spiegel sind helle Wandfliesen zu erkennen. [...] Auf die Wasserflecken auf der Spiegeloberfläche. Auf die obere rechte Ecke des Spiegels, von der ein Stück abgebrochen ist. Lina geht einen Schritt zurück, weg von dem versifften Waschbecken unter dem Spiegel. Der Wasserstrahl läuft noch. |
und die Hässlichkeit von öffentlichen Toiletten, ich mich dann frage, wozu dieser Satz da ist:
Zitat: | Rechts und links sind zwei weitere Waschbecken. An den Wänden weiße Fliesen, ein Papierspender. |
und ich mich frage, hätte man den nicht einsparen können, um anschließend in ein öffentliches Verkehrsmitteln zu wechseln, mit unangenehmen Gerüchen
Zitat: | Die Luft ist muffig. Über das Fenster erstreckt sich eine Spur Vogelkot. Der Mann riecht nach Schweiß und Zigarettenqualm. |
um schließlich in eine Situation an einer Parkbank zu springen, wo sehr wenig äußeres beschrieben wird:
Zitat: | Lina sitzt auf einer Parkbank. Sie zieht das Handy aus der Tasche. Das Display leuchtet. Elf verpasste Anrufe. Der Text einer SMS im Sperrbildschirm: „Wo bist du?“
Lina legt das Handy neben sich auf die Bank. Ganz langsam steht sie auf, schaut nach rechts und links, und geht dann in die Richtung mit den wenigsten Menschen. |
Das wenige, das Lina direkt angeht, ist:
Zitat: | Es fühlt sich zumindest so an. |
Zitat: | dem durchdringenden Blick der anderen Lina zu entkommen. |
Zitat: | verschiebt ihren Fokus, versucht sich jetzt auf den Spiegel selbst und nicht die Welt darin zu konzentrieren. |
Der Erzähler macht einen allwissenden Eindruck, beschreibt mir Lina, aber es gelingt ihm nicht, mir Lina nahe zu bringen, mir ihre Situation der Großstadtflucht und der Flucht vor jemandem (SMS und verpasste Anrufe) zu verdeutlichen. Für mich verpufft leider vieles.
Es ist eine Herausforderung mit max. 400 Wörter einen einigermaßen sinnigen Text zu verfassen. Diesen Text empfinde ich leider als nicht gelungen. Es tut mir leid: zéro points.
Merci beaucoup
Constantine
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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05.12.2022 17:59
von Heidi
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Der Titel
klingt dynamisch und erzeugt sofort ein Bild, erinnert auch ein wenig an den Film „Lola rennt“. Da die Themenvorgabe den Namen Lina mit beinhaltet, hätte ich eine Wahl ohne diesen besser gefunden, aber in diesem Fall geht das eigentlich auch ganz gut.
Die Sprache
Ganz leicht ist eine eigene Stimme zu erkennen; ich mag etwa die Wiederholung von „Wo ist Lina?“ im Text, sie wird in diesem Fall als Stilmittel eingesetzt und wirkt auch entsprechend.
Die Figur(en)
Lina kommt als nicht-Figur gut raus. Eine Spiegel-Szene ist zwar eigentlich nicht mein Ding und sicher auch etwas abgedroschen, in diesem Fall funktioniert sie aber ganz gut. So eine Szene bietet sich bei diesem Thema ja auch an.
Der Inhalt
Erst guckt Lina in einen Spiegel, sie kennt aber den Raum in dem sie sich befindet offensichtlich nicht. Weiße Fliesen usw. Dann merkt sie, dass sie in einer öffentlichen Toilette ist und wegmuss. Dann sitzt sie neben einem Mann der nach Zigaretten und Schweiß riecht.
Es wird nicht klar, ob es ein Auto ist in dem sie sitzt, jedenfalls ist es ein Fahrzeug, vielleicht auch die U-Bahn oder der ICE. Sie wird gesucht, es wurde bereits verstärkt bei ihr angerufen, was ihr nicht aufgefallen ist. Am Ende wird Lina darauf hingewiesen, dass sie iher Handy vergessen hat.
Der Gesamteindruck
Ganz kapier ich den Text inhaltlich nicht. Irgendwie mag ich zwar den Wechsel verschiedener Settings und auch das teils Wirre am Text, dann aber kommt doch nicht viel rüber und am Ende bin ich selbst nur verwirrt und frage mich: Warum der Spiegel? Warum eine öffentliche Toilette? Woher kommt plötzlich der Mann? Welche Bedeutung hat er für Lina?
Sprachlich und von der Idee her eine angenehme Geschichte. Denn ich vermute, dass diese Spiegelsache schon auch mit Selbstbewusstsein von Lina zu tun haben soll, dass sie irgendwie anwesend ist, letztlich aber doch nicht. Alles andere verwirrt mich mehr, als dass es mich weiterbringt.
Es gibt leider keine Punkte.
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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05.12.2022 19:41
von Jenni
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Lina ist auf der Flucht, vor sich selbst, wie die Spiegelszene nicht nur andeutet, an fremden Orten, die sie selbst nicht mehr benennen oder auseinanderhalten kann. Mir gefällt, wie der Text erzählt ist, wie Dias verschiedener Momente, die sich übereinanderschieben, was sehr gut zu der geschilderten Person und Situation passt. Ein Punktetext, vielleicht sogar ein Treppchentext.
Ja, 8 Punkte. Lauf, Lina!
Nebenbei bemerkt und beim Lesen für mich höchst irritierend: In einem Manuskript, an dem ich gerade arbeite, spielt ebenfalls eine nur im Sperrbildschirm zu lesende SMS des gleichen Wortlautes (»Wo bist du?«) eine nicht unwesentliche Rolle. Jetzt frage ich mich natürlich: Wer bist du? Weil ich bin es nicht.
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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06.12.2022 10:59
von anderswolf
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Lina flieht vor dem inneren Abgrund, vor der Hölle der Anderen oder nur vor der (sich der Bewerbsvorgabe bewussten) Erzählstimme, die wiederholt den physischen wie psychischen Verbleib von Lina hinterfragt, dabei aber dermaßen fragmentiert springt, dass ich nicht mehr folgen kann/will.
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F.J.G. Bitte keinen Weichspüler verwenden
Alter: 33 Beiträge: 1955 Wohnort: Wurde erfragt
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06.12.2022 12:36
von F.J.G.
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Wertes unbekanntes schreibendes Wesen,
ein guter Text, wie ich finde, der einer Charakterstudie gleichkommt.
Lina hat offensichtlich eine Sozialphobie. Oder irgendeine Art von Angst, die auf schlechten Erfahrungen beruht. Das kommt deutlich rüber, ohne Zaunspfahl.
Man kann förmlich mitfühlen. Daher gibt es auch für diesen Text von mir Punkte.
Vielen Dank für den Text,
Kojote
_________________ Ab sofort erhältlich: Achtung Ungarn! Ein humorvolles Benutzerhandbuch |
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dürüm Wolf im Negligé
Alter: 46 Beiträge: 966 Wohnort: Cape Town
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06.12.2022 12:54
von dürüm
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Lina in einem öffentlichen Waschraum/Toilettenbereich.
Lina sieht und beschreibt sich selbst. Flüchtet und lässt dann ihr Handy liegen, offensichtlich um bestimmte soziale Kontakte komplett abzubrechen.
Das Ende wirkt wie ein Tabubruch, da die meisten Menschen inzwischen ihr ganzes Leben in ihrem Handy haben.
Und das bewusst liegen zu lassen ist schon ein willentlicher Akt.
Sprachlich leider nicht meins, deshalb kein Punkte.
Gruß
Kerem
_________________ Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca) |
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Minerva Nachtfalter
Beiträge: 1150 Wohnort: Sterndal
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06.12.2022 15:42
von Minerva
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Vorbemerkung: Leider war meine Zeit diesmal arg knapp, deswegen nur ein kleiner Standard-Kommentar. (Sorry)
Nach meiner Ansicht waren alle Beiträge von hoher Qualität und unterhaltsam. Weswegen es deiner nicht auf meine Punkteliste geschafft hat, weiß ich nicht. Das Aussortieren, auch deines Beitrags, ist mir schwer gefallen.
_________________ ... will alles ganz genau wissen ... |
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5339 Wohnort: NRW
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06.12.2022 19:02
von Bananenfischin
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Von mir gibt es zeitbedingt leider nur einen kurzen Kommentar.
Dieser Text ist für mich im Vergleich innerhalb dieses Wettbewerbs ein unterer Punktekandidat gewesen. Da es mir mit mehr Texten so ging, als ich Punkte zu vergeben hatte, ging dieser Text letztlich leer aus. Ich mag zwar das Thema, aber der Text spricht mich stilistisch nicht an und hat mich auch emotional nicht gekriegt.
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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Gast
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07.12.2022 23:39
von Gast
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Keine Punkte, sorry.
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fabian Klammeraffe
Beiträge: 616
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08.12.2022 15:37 Re: Lauf, Lina, lauf von fabian
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Hallo Text.
Manchmal kann man wirklich nur noch versuchen, wegzulaufen, da stimme ich dir zu. Ein wenig bombastisch, der Anfang, du hättest dich auf den isometrischen Blick konzentrieren können, da ist mir am Anfang zuviel Kopfkino. Aber in diesem Feld gibts wahrscheinlich irgendwas um
4 Punkte
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Nachtvogel Leseratte
Alter: 32 Beiträge: 117 Wohnort: Münster
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13.12.2022 23:19
von Nachtvogel
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Vielen Dank an alle, die kommentiert und mir teilweise auch Punkte dagelassen haben! Ich habe mich riesig gefreut, mit meinem allerersten Wettbewerbsbeitrag im Mittelfeld gelandet zu sein, und vor allem auch, dass doch einige von euch etwas mit der Geschichte anfangen konnten.
Ich würde gerne demnächst noch etwas genauer auf einzelne Kommentare eingehen, sowie darauf, was ich mir mit dem Text überhaupt gedacht habe. Ich brauche aber noch ein bisschen Zeit dafür. Deshalb mache ich es zunächst einmal V.K.B. nach und teile mit euch, was die KI ChatGPT zu meiner Geschichte sagt. Und ich muss sagen, dass diese Interpretation sehr nah an das kommt, was ich mit dem Text ausdrücken wollte.
(Das Einzige, was nicht passt, ist die "überfüllte" Toilette.)
ChatGPT hat Folgendes geschrieben: | Die Geschichte "Lauf, Lina, lauf" handelt von einer Person namens Lina, die sich verloren und von ihrer Umgebung und sich selbst abgekoppelt fühlt. Sie versucht, ihrem Spiegelbild, der überfüllten öffentlichen Toilette und der unangenehmen Situation im Bus zu entkommen, aber letztendlich fühlt sie sich gefangen. Sie ist ständig in Bewegung, rennt von einem Ort zum nächsten, findet aber nie ein Gefühl der Zugehörigkeit oder des Friedens. Der Titel "Lauf, Lina, lauf" spiegelt dieses Gefühl der ständigen Bewegung und Ungewissheit ebenso wider wie das Gefühl der Dringlichkeit, das Lina verspürt, um ihrer aktuellen Situation zu entkommen. |
(übersetzt mit www.DeepL.com/Translator)
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