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Eliane Klammeraffe
Beiträge: 823
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06.03.2016 20:00 In den Schatten von Eliane
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Dumpf schlägt die Haustür zu. Der gelbe Lichtkegel, der durch ihr Glas fällt, versucht mich festzuhalten, doch ich entkomme ihm. Ein kalter Windhauch liebkost mein Gesicht. Er zerschneidet die letzten Fesseln des Lichts. Befreit tauche ich ins Dunkel, und es empfängt mich mit offenen Armen.
Mein Atem fließt frei, endlich. Ich verschmelze mit den Schatten, werde unsichtbar. Selbst für den Mann, der ein paar Schritte weiter mit seinem Hund das letzte Mal für heute um den Block geht. Der Hund wittert mich, dreht den Kopf – sein Herr, begierig auf Flachbildschirm und Bier, zerrt ihn weiter. Er sieht mich nicht. Ich sehe alles.
Dem Licht der Straßenlaternen, dessen Klauen mich packen wollen, weiche ich geschmeidig aus. Adrenalingetränkt schießt das Blut durch meine Adern. Es weitet meine Nase: Holzfeuerrauch und Schnee. Es öffnet meine Ohren: Nur ein einziger Laster, zwei Straßen von hier. Es überwindet die engen Grenzen meines Körpers: Die Welt vibriert, und ich mit ihr.
Zurückhaltend, klein, unbedeutend, so bin ich für die Menschen. Meine Tagseite, offenkundig für alle, jämmerlicher Bruchteil meiner selbst. Hier bin ich mehr, ich bin ganz. Und sie wissen nichts. Ich werde eins mit meiner Nacht. In ihr löse ich mich auf.
Weitere Werke von Eliane:
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Oktoberkatze Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 314
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06.03.2016 23:15
von Oktoberkatze
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Gut geschrieben und eigentlich möchte ich lieber nicht wissen, was dein Prota so alles in seiner Nacht unternimmt.
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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07.03.2016 01:02
von hobbes
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"... liebkost ... die ... Fesseln des Lichts. Befreit tauche ..."
-> einer der Gründe, warum diese Geschichte für mich nicht als Punktekandidat in Frage kommt. Im Grunde der Grund (natürlich nicht nur diese Schnipsel, sondern der Stil, den sie ausmachen, der Stil, in dem diese Geschichte daherkommt).
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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07.03.2016 08:26
von Literättin
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Vermutlich wird es mir nicht möglich sein, angesichts der Textfülle dieses Wettbewerbs, allen Texten mit einem angemessenen Kommentar gerecht zu werden und vielleicht gehört dieser Text hier dazu. Das sagt dann aber eher etwas über meinen quantitativen Kommentierungsstress als etwas über die Qualität dieses Textes.
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HerbertH Klammeraffe
Beiträge: 544 Wohnort: terra sol III
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07.03.2016 10:29
von HerbertH
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neutraler kommentar, um werten zu können
_________________ schiefwinklig ist eine kunst
© herberth - all rights reserved |
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Laurids Anders Gänsefüßchen
Alter: 64 Beiträge: 46 Wohnort: In der Nähe von Itzehoe
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07.03.2016 23:49
von Laurids Anders
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Hundeschnauze. Gute Idee. Die Worte säuseln ein wenig (ein Hund eben)
Viele Grüße, Laurids
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Babella Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 890
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08.03.2016 18:50
von Babella
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Spricht mich an. Das möchte ich auch mal erleben: So im Dunkel verschwinden und Nichts sein und doch Etwas...
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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09.03.2016 21:46
von Heidi
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Mir gefällt die Atmosphäre, die du in diesem Text erschaffst, und auch die bildhafte Sprache. Dass du das Thema "Nachtseite" positiv dargestellt hast, finde ich schön. Es sind bei diesem Wettbewerb doch sehr viele Texte entstanden, die die dunkle Seite der Nacht zeigen.
Deine Geschichte ruft starke Empfindungen hervor und lädt zum träumen ein.
Du bekommst Punkte von mir.
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Seraiya Mondsüchtig
Beiträge: 924
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09.03.2016 22:55
von Seraiya
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Hallo Inko,
Sehr gerne gelesen, schöner Text. Ich hätte gerne mehr Punkte zu verteilen.
LG,
Seraiya
_________________ "Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces." |
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 522
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T 09.03.2016 23:02
von tronde
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Hallo!
Schöne Beschreibung eines Nachtwesens, eine Art Vampir ist meine erste Assoziation. Am Schluss die Erklärung nimmt für mich wieder den Schwung raus.
Grüße
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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10.03.2016 00:38
von nothingisreal
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Hallo Inka/o,
leider lässt mich diese Geschichte fragend zurück. Über das „ihr“ im zweiten Satz stolperte ich. Bei manchem fragte ich mich, warum muss ich das wissen (Bsp.: "begierig auf Flachbildschirm und Bier").„Herr“ klingt für mich nach einem Sklavenbesitzer.
Ich vermute, dieser Text wird leider keine Punkte von mir erhalten. Tut mir Leid.
LG NIR
Dieser Kommentar spiegelt meine persönliche Meinung wider und ist aus zeitlichen Gründen kurz und direkt gehalten - wie auch alle anderen Kommentare. Er ist auf jeden Fall nicht böse gemeint.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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11.03.2016 01:16
von firstoffertio
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Hier ist mir die Geschichte zu klein, glaube ich.
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shatgloom Eselsohr
Beiträge: 372 NaNoWriMo: 27985 Wohnort: ja, gelegentlich
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11.03.2016 16:39
von shatgloom
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Dieses Thema schreit geradezu nach einem Vampir.
Womöglich habe ich hier einen gefunden? Zumindest jemand, der sich
nachts wohler fühlt als am Tag.
Gefällt mir ganz gut, der Text landet bei mir im vorderen Drittel.
Und es tut mir hier auch sehr leid, dass ich keine Punkte mehr zu vergeben habe.
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shatgloom Eselsohr
Beiträge: 372 NaNoWriMo: 27985 Wohnort: ja, gelegentlich
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11.03.2016 16:39
von shatgloom
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doppelt
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
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11.03.2016 21:16
von Jack Burns
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Ja, das hat was.
Hier habe ich den Faden verloren.
Zitat: | das Blut durch meine Adern. Es weitet meine Nase: Holzfeuerrauch und Schnee. Es öffnet meine Ohren: Nur ein einziger Laster, zwei Straßen von hier. Es überwindet die engen Grenzen meines Körpers |
Das wiederholte "es" bezieht sich anscheinend auf das zuvor benannte "Blut". Das ergibt aber nicht viel Sinn. So interpretiere ich das als den inneren Drang. Etwas unsauber gestaltet.
Trotzdem ein Text in der oberen Hälfte.
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4943 Wohnort: unter Wasser
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12.03.2016 07:09
von gold
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Dieser Text hat m.E. eine Höherbewertung verdient.
Das einzige kleine Problem, das ich habe, ist die Stelle: Zitat: | ein kalter Windhauch liebkost mein Gesicht. |
Das klingt paradox, ist aber vor dem Hintergrund des Inhaltes verständlich.
Mir gefällt die Darstellung der Verschmelzung mit der Nacht.
Den Titel finde ich im Vergleich zum Text etwas phantasielos.
Ich gebe acht Punkte.
LG gold
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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hypnobader Eselsohr
Alter: 63 Beiträge: 420 Wohnort: Voralpen
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12.03.2016 12:39
von hypnobader
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Ja, das Eingehen, sich auflösen ins Schattenreich jenseits aller, auch moralischen, Begrenzungen ganz gut beschrieben.
Punkte im unteren Bereich.
_________________ Es gilt das gebrochene Wort |
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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12.03.2016 13:36 Re: In den Schatten von Einar Inperson
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Die einzige Geschichte, zu der ich keinen Zugang gefunden habe, mich Prota nicht nähern konnte. Nichtsdestotrotz gerne gelesen. Die Geschichte hat etwas Fesselndes, grübeln Lassendes. Etwas, trotz Unverstehen, Hineinziehendes. Sätze, die sich noch einmal und noch einmal lesen lassen.
Leider hat es für die Punkte nicht gereicht.
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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rieka Sucher und Seiteneinsteiger
Beiträge: 816
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12.03.2016 14:42
von rieka
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Ja, ich kann dem folgen. So meine ich wenigstens. Man kann im Dunkeln aufgehen, frei sein, frei werden. Genauso wie im vollständigen Weiß, alles kann eins werden. Ein wunderschöner Gedanke.
Was mich befremdet ist der Satz: > Adrenalingetränkt schießt das Blut durch meine Adern.<.
Adrenalin? Das reißt mich raus. Habe ich den Text doch nicht verstanden?
Ich meine, wenn ich es richtig verstanden habe, ist es eine gute Idee.
Aber durch diese Unklarheit schafft er es nicht ganz in meine ersten Zehn.
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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13.03.2016 15:15
von Tjana
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Die Idee gefällt mir (vielleicht, aber bestimmt nicht nur, weil ich ursprünglich eine ähnliche hatte).
Ein Mensch lebt tagsüber mit (hinter) einer Maske aus Belanglosigkeit. Erst nachts ist ihm Entfaltung und Freiheit möglich.
Guter Schreibstil, kaum ein Wort zu viel (bis auf „geschmeidig“ vielleicht hihi)
Durchaus im oberen Drittel
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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Amaryllis Forenschmetterling
Alter: 38 Beiträge: 1380
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13.03.2016 15:38
von Amaryllis
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Liebe/r Inko,
deiner ist einer der Texte, die mir im 2. Durchgang wesentlich besser gefallen, als beim ersten. Beim ersten Lesen hatte ich mir nur "zu abstrakt" notiert, aber beim 2. Durchgang finde ich, dass es eigentlich nicht wichtig ist, was für eine Art von Wesen dein/e Prota eigentlich ist.
Mir gefällts gut, aber ich finde die Umsetzung vl. eine Spur zu plakativ, also mit der direkten Erwähnung der "Nachtseite", das wäre vielleciht auch anders lösbar gewesen?
Alles in allem reichts wohl nicht für die Punkteränge, da es Texte gibt, die mich dann doch mehr überzeugt haben.
Liebe Grüße,
Ama
_________________ Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir. |
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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13.03.2016 18:30
von Piratin
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Hallo Imko,
fast lyrisch anmutend mit vielen Bildern, die im Kopf entstehen. Hat mir gefallen und es gibt vier Punkte.
Viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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