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6600 Kilometer in zehn Stunden


 
 
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag18.06.2012 20:00
6600 Kilometer in zehn Stunden
von Jenni
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6600 Kilometer in zehn Stunden

"Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt."
(G.W.F. Hegel, aus: Phänomenologie des Geistes)


Gefangen in deiner kleinen Welt, hat die Lilly gesagt.
Hat sie sich sagen getraut, zu ihrer Mutter. Da hat sie sich allerdings gehörig getäuscht, das wird sie sehen, wenn die Mama morgen vor ihrer Tür steht. Haben Wolkenkratzer überhaupt Türen? Betreten muss man die aber irgendwie können, kommt Zeit, kommt Rat. Die wird gucken, die Lilly. Das hat sie ihrer Mama nicht zugetraut, mit dem Internet. Aber der Huber-Bub, der hat ihr geholfen. Hat im Internet nachgeschaut und einen Flug gebucht. Neun Stunden und fünfundvierzig Minuten muss die Brigitte im Flugzeug sitzen. Einmal umsteigen muss sie, in Frankfurt. Neun Stunden und fünfundvierzig Minuten fliegen, plus die 15 Minuten nach Salzburg zum Flughafen. Aber nur dank dem Seppl, mit seinem fliegenden Taxi. Zehn Stunden sind es nur, und 6600 Kilometer, bis zur Lilly.

Trotzdem, New York, warum das hat sein müssen. Jeden Tag kann sie die Freiheitsstatue sehen, auf dem Weg zur Arbeit, hat die Lilly am Telefon gesagt. Die Freiheitsstatue: was weiß die denn wohl von Freiheit. In den Siebziger Jahren, das hätte sie erleben müssen, die Lilly, dann könnte sie mitreden über Freiheit. Da hat es sich noch zu kämpfen gelohnt. Heute halten die das alles für normal, die jungen Mädchen: Jeanshosen und Studieren. Ein Jahr ins Ausland, komm schon, Mama, das machen alle. Konkurrenzfähig will sie bleiben, drei Fremdsprachen sprechen, und eine Ausstellung in New York. Nicht als Glucke am Herd enden, schau dich an, Mama, bist du etwa glücklich?
Und du, Lilly, bist du glücklich, in deiner großen Welt. In der du fünf Kontinente bereist haben, und drei Fremdsprachen sprechen musst, um mitreden zu können. Du, der die ganze Welt offensteht: Heute hier und Morgen da. Die du niemals irgendwo ankommst. Und schon gar niemals mehr dahoam im Chiemgau. Schau sie dir an, deine große Welt, in der jeder für sich alleine kämpft, und nicht mal mehr genau weiß, wofür. Nicht wie bei uns, wo man noch füreinander einsteht. Gemeinsam lacht. Und gemeinsam weint. Fehlen tut sie ihr, die Lilly.

Morgen können sie gemeinsam die Freiheitsstatue besuchen gehen. Brigitte krallt die Finger in ihre Handtasche. Alles Wichtige ist da drin. Für den Pass musste sie extra in die Stadt, zum Bürgeramt, und dann noch einmal, sechs Wochen später, zum Abholen. Auf dem Foto schaut sie so unfreundlich, weil der Hans ihr gesagt hat, lächeln sollte sie da grad nicht. Hoffentlich darf sie damit überhaupt einreisen, nach Amerika. Die sind da sehr vorsichtig, wen sie reinlassen, die Amerikaner, wegen der Terroristen nämlich. Das hat die Kerstin ihr gesagt, die Tochter von der Marianne: Die kennt einen Amerikaner, einen Soldaten. Die Kerstin kann auch gut englisch sprechen, trotzdem hat sie zwei Kinder bekommen mit ihrem Soldaten, und ihre Mutter besucht sie alle zwei Wochen, die hat nicht vergessen, wo sie herstammt. Und aus dem Michl von der Hilde ist doch auch was geworden, ein Anwalt sogar, ohne dass der jemals in New York gelebt hätte.
Der Flugschein. Wenn die den überhaupt akzeptieren, wo der Huber-Bub den auf ein ganz normales Papier ausgedruckt hat. Um 18:50 Uhr geht es los, mit Singapore Airlines, dabei fliegt sie gar nicht nach Singapore. Singapore ist in Asien, die Kerstin kennt nämlich einen, der da schon mal war. Aber der Huber-Bub, der hat gesagt, das habe alles seine Richtigkeit mit dem Singapore, das amerikanische Geld hat sie dabei und ein Wörterbuch. Einen Krimi für den Flug. Die Brezn und die Wurst und die Gummibärli für die Lilly sind im großen Koffer, damit die mal wieder was gescheites zu essen bekommt.

Einmal ist sie schon geflogen, die Brigitte. Vor 21 Jahren, da war die Lilly noch ganz klein. Da haben sie die Hochzeitreise nachgeholt, wie es der Georg ihr versprochen hatte, als sie hochschwanger vor dem Traualtar stand. Für zwei Wochen nach Ibiza sind sie geflogen, in ein nobles Hotel, mit einem Schwimmbecken und einer Bar. Da hat der Georg dann abends alleine unten gesessen, weil die Lilly Zähne bekommen hat, und Durchfall. Da hat der Georg dann auch die Sibylle kennengelernt, aber das hat die Brigitte ihm schließlich schon lange vergeben und vergessen. Nur der Rückflug war nicht so schön, voller Streit und Turbulenzen. Brigitte späht aus dem Fenster: Ob es heute wohl Turbulenzen geben wird?
Schade, dass der Georg nicht mitkommen kann, die Lilly besuchen, aber irgendeiner muss schließlich das Geld verdienen, fahr doch du ruhig alleine hin. Er käme auch mal für zwei Wochen ohne sie aus, dabei wollte sie eigentlich nur eine Woche wegbleiben. Will er etwa zwei Wochen lang Spiegeleier essen, und wer bügelt ihm dann die Hemden. Brigitte hat ihm lieber etwas gescheites gekocht, und eingefroren. Und draufgeschrieben, an welchem Tag er das auftauen soll, hat sie, er kommt ja nicht alleine klar. Wie ein Kind, der Georg, wenn man sich um den nicht kümmert.

Ob sie die Lilly doch lieber anrufen soll, damit die sie am Flughafen abholen kommt. Schön wäre es ja, sie zu überraschen, einfach vor der Tür zu stehen. Brigitte freut sich auf ihr Gesicht. Bloß, so ganz alleine nach Brooklyn fahren, mit der U-Bahn, wer weiß wo sie da raus kommt - wenn überhaupt. Ein Taxi könnte sie nehmen, das wäre vielleicht besser, wobei man da auch an den Falschen geraten kann, das weiß sie aus dem Fernsehen. Der Georg hat ihr das Handy gegeben, vielleicht ruft sie die Lilly lieber an.
Was die Lilly wohl sagen wird, Mama, du hier. Zehn Stunden, so weit ist das gar nicht, wird die Brigitte abwinken. Die 6600 Kilometer, da bin ich eben schnell mal rüber gechattet. Was willst du überhaupt hier, musst du dich immer in alles einmischen. Glaubst du, ich schaffe das nicht, ein paar Monate lang alleine zu leben. Habe ich doch in München auch. Aber nein, nicht einmal am anderen Ende der Welt ist man vor dir sicher. Das machst du immer, willst immer alle kontrollieren, mich, den Papa, davon kommt dein Emmilein auch nicht zurück. Das ist mein Leben, und ich kann selbst auf mich aufpassen. Was verstehst du schon von meinem Leben. Wie solltest du: gefangen in deiner kleinen Welt. Da schimpft die Lilly sie wieder, selbst in Brigittes Kopf. Die Emma hat nie geschimpft, außer wenn die Milch mal zu heiß war.

Sie sieht zur Digitalanzeige am Herd. Fast Acht ist es, vielleicht sollte sie dem Georg das Essen warm machen, dann freut er sich. Wo der überhaupt bleibt.
Gut, dass sie die Lilly nicht angerufen hat. Die kommt ja bestimmt sowieso an Weihnachten nach Hause. Und der Georg, der wird sich freuen.

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Beobachter
Klammeraffe


Beiträge: 617



Beitrag18.06.2012 20:55

von Beobachter
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Also, ich habe keinen Plan von E-Literatur, also muss ich mich mit dem gesunden Menschenverstand behelfen. Der Text gefällt mir. Die Vorgaben sind gut und subtil verarbeitet, das Ganze flüssig zu lesen. Nach meiner Ansicht über dem Durchschnitt.

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Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt.
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gold
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Beiträge: 4944
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Beitrag18.06.2012 21:49

von gold
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hallo,

es tut mir Leid, aber ich denke, du hast das Motto nicht richtig umgesetzt.
die Brigitte ist ja bekannt und erkannt; sie kommt eben nicht aus ihrer Welt heraus, wie das die Lilly erkannt hat.

Außerdem kann ich dem Inhalt nicht ganz folgen: es liest sich so, als ob die Brigitte tatsächlich verreist, also im Flugzeug sitzt, dann aber gubt es einen logischen Bruch zum Schluss, indem sie dann doch zuHause ist und
ihrem Mann etwas kocht.

Das Auftauchen der Emma verstehe ich auch nicht, es wird nicht klar, wer das ist.

Schade, kann dir leider nicht viele Federn geben.


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TomNeuter
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 68
Beiträge: 37
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Beitrag18.06.2012 23:30

von TomNeuter
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Eine sympathische Auslegung des Themas, sozusagen aus der Provinz. Sorry, liebe Bayern!
Ein formal geschlossener, schnörkelloser Text, noch etwas Ernsthaftigkeit zum Schluß, wenn auch etwa einfach. Und "da bin ich eben schnell mal rüber gechattet." gefällt mir besonders. Ist der "Chat" eigentlich ein beabsichtlichtigter Lapsus?
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Schreibmaschine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 529



Beitrag19.06.2012 09:37

von Schreibmaschine
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Es fiel mir sehr schwer den Text zu lesen, da er (grammatikalisch) nicht auf Hochdeutsch geschrieben war.

Der Text hat mich leider überhaupt nicht angesprochen und ich musste mich zwingen, ihn ganz zu lesen.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag19.06.2012 21:36

von BlueNote
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Hübsche Geschichte mit einem ungewöhnlichen, weil kindlichen Erzählton - allerdings konsequent durchgehalten.
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akshada
Erklärbär
A


Beiträge: 1



A
Beitrag20.06.2012 11:02

von akshada
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Der erste Text fesselt mich leider nicht.
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4301

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag20.06.2012 12:24

von hobbes
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Na sowas. Irgendwie kommt mir das bekannt vor smile
Der Huber-Bub smile. Der ist gut. Überhaupt gefällt mir das.

Am Anfang habe ich gedacht, die Mama erzählt selbst. Ich glaube, das hätte mir auch tatsächlich besser gefallen. Der Ton ist super getroffen, auch dieses hin- und herspringen, vom Pass zur Freiheit, zum Seppl, zum Hans, ... Ich hab das Gefühl, ich kenne sie (und irgendwie tu ich das ja auch). Wenn ich sowas wie das hier lese:
Zitat:
Der Flugschein. Wenn die den überhaupt akzeptieren, wo der Huber-Bub den auf ein ganz normales Papier ausgedruckt hat.

Ja, das kommt mir sehr bekannt vor smile

Und wer ist da jetzt in seinen Vorstellungen gefangen? Tja.

Wer ist eigentlich die Emma? Hört sich so an, als wäre hier noch eine Geschichte verborgen. Oder der Grund, warum die Brigitte so ist, wie sie ist. Ja, das haut hin. Kontrollzwang weil es da mal jemanden gab, auf den sie (wie sie vielleicht meint) nicht genug aufgepasst hat. Ui, das gibt dem Ganzen gleich nochmal eine traurigere Richtung.

Mir ist noch nicht so ganz klar, was eigentlich passiert. Am Anfang denke ich, sie wartet auf den Seppl, der sie zum Flughafen fährt. Überlegt sie es sich anders, fährt sie nicht? Aber was sagt der Georg dann, wenn sie das Flugticket einfach so verfallen lässt?
Hm.

Das Zitat deute ich in dem Fall in Richtung: Mehrere Vorstellungen von Wirklichkeit - welche ist denn nun "die Richtige"?

Also: gefällt mir. Gut.
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DoroThea
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Beiträge: 90
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Beitrag20.06.2012 16:58

von DoroThea
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Spannend erzählte Geschichte, man möchte erfahren, ob Brigitte nun ins Flugzeug steigt. Der volkstümliche Stil, man weiß, warum, das imponiert. Ein wenig zu viele Personen in dem Stück Text. "Gefangen in der kleinen Welt" - ja so sehen das sicher viele junge Erwachsene und denken so über ihre Eltern. Dass da ein paar Klischees auftauchen, die heutzutage sicher unhaltbar sind - auch in der Elterngeneration- (Internet, Fliegen, Essen vorkochen für den Mann) - ist verzeihlich, da unterhaltsam. Offen bleibt: wer ist Emma? Ein verlorenes Kind? Und deshalb die Konzentration auf Lilli, die einzig verbliebene Tochter? 'Brigitte wird wahrscheinlich nicht fliegen, oder....?

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DoroThea
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Ei 2


Beitrag20.06.2012 17:42

von Piratin
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Lieber Teilnehmer / Liebe Teilnehmerin,

eine schöne Idee, die die Zeichenzahl aufgreift. Auch das Motiv der Gefangenschaft in sich selbst ist gut aufgegriffen. Ich verstehe, die Protagonistin durchaus als schlichtes Gemüt, jedoch stört mich die Gedankensprache mit ihren vielen Artikeln, denn die braucht es nicht, um die Prota zu charakterisieren.
Liebe Grüße
Piratin


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Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen.
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Kissa
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 630
Wohnort: Saxonia
Der silberne Spiegel - Lyrik Silberne Neonzeit


Beitrag20.06.2012 18:17

von Kissa
Antworten mit Zitat

Zitat:
eben schnell mal rüber gechattet.

Hier meinst du sicher das Jetten.  wink

Meines Erachtens las ich hier die typischen Gedanken einer Mutter. Sehr gut!

Viel Glück!
Kissa


_________________
"Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."

Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller

------------------------------------------------
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Fao
wie Vendetta

Alter: 33
Beiträge: 1994



Beitrag20.06.2012 22:11

von Fao
Antworten mit Zitat

Hallo Zehnler,

Sei mir nicht bös, falls meine Kritik zu hart rüberkommen sollte. Doch ich musste mich schon anstrengend, deinen Text vollkommen zu Ende zu lesen. Und wirklich belohnt wurde ich dann auch nicht (Wandlung in der Figur oder um ihr herum? Eine Wendung? Eine Pointe? Ein Aha-Effekt? Eine Erkenntnis? Etwas Neues? Für mich nicht vorhanden, daher war ich enttäuscht).
Der Ton deiner Geschichte hat mich irgendwann beinahe aggressiv gemacht, ich war ihm rasch überdrüssig. Ich weiß auch nicht recht, auf wessen Seite ich mich nun schlagen soll, denn da wird ein "verzogenes Gör" vorgestellt, das an Dankbarkeit etwas mangelt; eine etwas 0815-Figur, und ein bissl wird sie mit der Holzhammerkritik kleingeklopft. Dann die Mutter, ja, also ehrlich, m.M. nach wird sie ins lächerliche gezogen.

Sprachlich gefällt mir das einfach nicht; nicht im Kontext des Wettbewerbes im Sinne von E.-Literatur. Zwar ganz nett mal am Anfang, aber auch nicht mehr. Irgendwie eine 1:1 - Übertragung von Hausfrauen - Gedanken, die mich nicht interessieren, denn es wird hier für mich nichts transportiert, ich lese den Text, und er gibt mir leider nichts, sorry.
Meine Probleme habe ich auch etwas mit der Themenumsetzung, auch wenn ich nicht näher darauf eingehen werde, denn der Text wurde schließlich von den Orgas zugelassen. Die Gefangenschaft... Gefangen ist die Tochter? In ihrer "freien Welt"? Naja. Oder die Mutter, denn, macht sie sich denn nun wirklich auf die Reise, oder sind das nur Gedanken von ihr? Schon interessanter.

Befederung am Ende im Vergleich, aber nicht über 5. Vermutlich niederiger. Muss nochmal drüber nachdenken, insgesamt recht solide geschrieben.
Solche Dinge gefallen aber nicht:

Zitat:
Ein Jahr ins Ausland, komm schon, Mama, das machen alle. Konkurrenzfähig will sie bleiben, drei Fremdsprachen sprechen, und eine Ausstellung in New York. Nicht als Glucke am Herd enden, schau dich an, Mama, bist du etwa glücklich?
Und du, Lilly, bist du glücklich, in deiner großen Welt. In der du fünf Kontinente bereist haben, und drei Fremdsprachen sprechen musst, um mitreden zu können



Nichts für ungut,
Fao


Anm.: Leider muss ich aufgrund von Zeitmangel relativ schnell mit bewerten und kommentieren vorangehen. Das ist etwas ungünstig, allerdings versuche ich, mir trotzdem so viel Mühe wie möglich zu geben. Zwischen lesen & bewerten liegt mind. ein Tag. Texte, bei denen ich allerdings von Anfang an das Gefühl habe, dass  hier (für mich) nicht viel rauszuholen gibt, werden von mir niedrig eingestuft, auch der subjektive Geschmack spielt hierbei eine Rolle.


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Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
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firstoffertio
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Beitrag20.06.2012 22:33

von firstoffertio
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Mir gefällt dieser Text. Von der Idee her, Situation, auch von der Schreibweise, die so ein bisschen dialektal geprägt ist. Oder eben süddeutsch. Mir gefällt auch, wie die Protagonistin sich "neue" Gedanken macht sowohl über sich, als auch über ihre Tochter. Mir gefällt die Stelle, wo sie auch das Selbstverständnis der Tochter hinterfragt:

"Und du, Lilly, bist du glücklich, in deiner großen Welt. In der du fünf Kontinente bereist haben, und drei Fremdsprachen sprechen musst, um mitreden zu können. Du, der die ganze Welt offensteht: Heute hier und Morgen da. Die du niemals irgendwo ankommst..."

Was mir nicht deutlich genug wird: Hat sie nun wirklich die Reise vorbereitet, oder tagträumt sie? Das letztere würde mir besser gefallen, aber die Details sind so genau beschrieben, als ob sie wirklich eine Reise vorbereitet hätte. Dazu wäre mir der Schluss aber zu unpassend, unglaubhaft.
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Fao
wie Vendetta

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Beitrag20.06.2012 22:40

von Fao
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Noch eines: Der Titel ist leider auch nichts sehr prickelnd  Sad

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KeTam
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Beitrag21.06.2012 09:10

von KeTam
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Mir gefällt dieser Text sehr gut. Vor allem der Tonfall. Er passt zur Protagonistin, so wie ich sie mir vorstelle. Obwohl ihre Tochter ihr sagt, dass sie in ihrer Welt gefangen ist, realisiert die Protagonistin das nicht.
In ihren Gedanken plant sie eine Reise, bekommt dann aber Angst vor ihrer eigenen Courage. Und machte es natürlich nicht.
Aber gesteht sich nicht ein, dass ihre Tochter mit ihrer Aussage Recht hat.
Sie bemerkt nicht, dass sie in ihrer Welt gefangen ist.
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Pat Langdon
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Wohnort: Siegburg
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Beitrag22.06.2012 13:29

von Pat Langdon
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Die Idee kann ich schon nachvollziehen, nur finde ich die Ausführung leider nicht gelungen. Die ständigen Wortwiederhollungen von "die Lilly" stört mich beim Lesen.
LG
Traumfänger


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"Wirklich gut bist du nur, wenn du einmal mehr aufstehst, als du gefallen bist" (Pat Langdon)

#Palliative Begleitung - Abschied nehmen" Pat Langdon
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Fao
wie Vendetta

Alter: 33
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Beitrag22.06.2012 22:42

von Fao
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Anmerkung: Habe mich entschieden, strenger zu sein, und (für mein Empfinden) nicht-E.Literatur bzw. nicht ansprechende Literatur, vorallem im Vergleich, niedriger zu bewerten.

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Herbert Blaser
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Wohnort: Basel


Beitrag23.06.2012 16:05

von Herbert Blaser
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Die Gedanken, die Konflikte; wie aus dem Bilderbuch meiner Seele. Habe als Emmentaler-Landei zwei Jahre in New York verbracht und damit meine Welt auf den Kopf gestellt. Dieser "clash of cultures" ist gut eingefangen. Mir fehlt aber in dem Gedankenmonolog die aktive Szene. Die Geschichte ist mir ein wenig zu reflektiert.  

6 Federn


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Wie haben wir den Mut in einer Welt zu leben, in der die Liebe durch eine Lüge provoziert wird, die aus dem Bedürfnis besteht, unsere Leiden von denen mildern zu lassen, die uns zum Leiden brachten?

Marcel Proust
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anuphti
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Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
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Beitrag23.06.2012 20:25

von anuphti
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Warum erinnert mich das so an Evelyne von James Joyce ...

Die Vorstellung etwas zu tun, um auszubrechen, nur um es dann doch nicht zu tun.

Die Vorgabe, dass der Prota am Anfang nicht bewusst ist, dass sie gefangen ist, sehe ich in diesem Text nicht gegeben. Und ich sehe tatsächlich auch keinen Grund dafür, dass die Frau nicht geflogen ist, weil doch schon alles organisiert war, sogar Georg sich sein Essen selber gemacht hätte. SO wirkt es, also ob sie selbst die Entscheidung trifft daheim zubleiben. Aber das ist für mich nicht die Definition von "gefangen sein".

Also warum ist sie nicht geflogen? Ich weiß es nicht.

Besser gefallen hätte mir, wenn die Prota während der Geschichte zur Einsicht gelangt wäre, dass sie tatsächlich einmal aus ihrer kleinen Welt heraus sollte, und es dann auch tatsächlich wagt ...


So gibt das von mir nur 4 Federn

LG Nuff


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Malaga
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Beiträge: 826



Beitrag24.06.2012 10:55

von Malaga
Antworten mit Zitat

Gefangen in ihrer kleinen Welt, kein Mut den Schritt zur Tochter in die "Neue Welt" Amerika zu tun, nicht mal besuchsweise.
Ob das psychologisch so stimmig ist?
Vor allem da sich die Erzählerin wohl den 68ern zugehörig fühlt. Und dann dieser Rückfall in die zaghafte HausfrauEhefrauMuttermäuschenrolle?
Der Titel ist wohl eher der Wettbewerbsaufgabe als der Geschichte geschuldet.
Die Sprache ist stimmig auf die Erzählerin bezogen.
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

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Beitrag24.06.2012 13:57

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo Inko.

Kurz gesagt finde ich den Text gar nicht schlecht. Allerdings fand, dass du zwei Mal den Holzhammer gezückt hast.
Zum einen die Erkenntnis, dass Lili in der neuen Welt gefangen ist, in der man stets funktionieren muss, bereit dazu sich vollkommen verbiegen zu lassen, zum Anderen die Gefangenschaft der Mutter, quasi nur das eigene Dorf zu kennen und Heimchen am Herd zu sein.
In beiden Fällen hätte ich die Gefangenschaft nicht so offensichtlich genannt.
Schön finde ich dennoch die empfundene Neutralität des Textes, und dass du ohne übertriebene Metaphorik ausgekommen bist. Mit Neutralität meine ich, dass zum einen die Mutter ihre Gefangenschaft nicht wahr haben will, zum anderen aber auch der Tochter ihre Situation wohl nicht ganz klar ist. Damit sind wohl alle Menschen in irgendeiner weise gefangen. Wolltest du das so ausrücken, oder spinne ich mir was zusammen?
Sprache: Mir ist nichts aufgefallen, was nicht wohl auch von dir so beabsichtigt war. Dennoch hätte ich auf Kunstwörter (Dialekt) verzichtet, der aber gleichzeitig zum Stil gehört (daher hat diese Kritik keinen Einfluss auf die Befederung).
Stil: Gefällt mir und verdeutlicht mir den „Dorfcharme“ der Protagonistin.
Vorgabe: Ist natürlich umgesetzt, würde mir ja sonst widersprechen müssen.


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Mercedes de Bonaventura
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Alter: 40
Beiträge: 1254
Wohnort: Graz


Beitrag24.06.2012 18:23

von Mercedes de Bonaventura
Antworten mit Zitat

Zitat:
Haben Wolkenkratzer überhaupt Türen?

Vielleicht ein klein wenig zu krass Landei?


Hab mich drankriegen lassen und den Braten erst gegen Ende gerochen. smile
Gern gelesen.


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(Virginia Woolf)
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