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Fröhliche Weihnacht fast überall

 
 
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag24.12.2009 18:08
Fröhliche Weihnacht fast überall
von BlueNote
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Er bekam sein Zeichen, Abend für Abend, regelmäßig um 23 Uhr 17. Er schenkte ihm kaum noch Beachtung. Öfter lag er schon im Bett und sah, wenn es sich meldete, nicht einmal auf. Die Lektüre war wieder anspruchsvoll und machte um so zuverlässiger müde.
So verstand er auch am 12. April das Telefonläuten als Mahnung, das Licht zu löschen. Da läutete es ein drittes Mal. Vielleicht wäre er nicht aufgeschreckt, doch die Katze sprang augenblicklich von Ruths Bett und verkroch sich unter ihm. Die Bewegung suggerierte so zweifellos das Eintreten einer fremden Gegenwart, dass er sich aufrichtete und lauschte. Ist jemand da?, fragte er halblaut. Als Antwort kam jedoch nur ein gehässiges Lachen zurück. Danach folgten die üblichen Beschimpfungen, deren Wortlaut er nicht verstehen konnte. Der Raum wurde weit und ein dumpfes, beklemmendes Gefühl erfasste ihn. Er wollte aufstehen, den kurzen Abstand bis zur offenen Türe überwinden. Ruth saß im Wohnzimmer. Es gelang ihm aber nicht, auch nur einen einzigen Schritt vorwärts zu kommen. Aber was sollte er Ruth auch sagen? Heute war es nicht anders als gestern und die Tage zuvor. Ruth hatte viel Verständnis für ihn, aber auch genügend eigene Probleme. Der ganze Spuk war jedes Mal nach kurzer Zeit wieder vorbei. Mit seiner Therapeutin besprach er diese Vorfälle immer  wieder aufs Neue. Sie stellte viele Fragen, gab aber niemals eine befriedigende Antwort. Er könnte regelrecht darauf warten, dass die Stimmen kurz vor Mitternacht wieder kämen, berichtete er ihr. Die Regelmäßigkeit irritierte ihn. Und dass es nicht möglich war, sich dagegen zu wehren. Er versuchte, in diesem Zustand an etwas anderes zu denken, als an die verdammten Wahnvorstellungen. Die Fachleute hatten ihm geraten, den allabendlichen Einflüsterungen und Beschimpfungen einfach keine Aufmerksamkeit zu schenken. Die Stimmen, aber auch die eingebildeten Geräusche wie Telefonklingeln oder Türenschlagen, konnte er auf diese Weise jedoch nicht abschütteln. Die Therapeutin versuchte hartnäckig, mit ihren Fragen den Grund für diese Halluzinationen herauszufinden. Hatte es etwas mit Ruth zu tun? Stimmte irgendetwas mit ihrer Beziehung nicht mehr? Nein, alles war normal. Vielleicht zu normal. Ihr beider Leben verlief ohne besondere Höhepunkte. Sie hatten sich im Laufe der Jahre an das Einerlei gewöhnt. Die Kinder waren auch schon aus dem Haus. Seither ließen sie sich selten bei ihnen blicken. Die 50 Kilometer Autofahrt waren ihnen einfach zu weit, sagten sie.

Womöglich käme als Auslöser für sein psychisches Problem doch eher der Beruf in Frage, grübelte er. Vielleicht würde er mit den immer größer werdenden Anforderungen nicht mehr zurechtkommen? Immer redete er sich ein, alles im Griff zu haben. Nur keine Schwäche zeigen. Er musste stark sein, in jeder Situation. Aber die Stimmen kamen wieder. Immer in der Nacht. Gott sei Dank nur in der Nacht. Schlimmer wären sie am Tage. Er konnte nie herausfinden, was die Stimmen sagten, so sehr er sich auch bemühte. Vielleicht gäben ihm die Inhalte einen wichtigen Hinweis auf die Ursache der Wahnvorstellungen. Und wenn sie ihm Wahrheiten über ihn selbst sagten, die er gar nicht wissen wollte? Zu viel Stress im Beruf. Keine befriedigende Beziehung. Kein Sex mehr. Keine Freude. Am Leben? Dieser Gedanke erschreckte ihn. Vielleicht wuchs ihm wirklich bald alles über den Kopf. Manchmal jedenfalls wünschte er sich weit fort, von dieser Gegend, den Nachbarn, den Arbeitskollegen, seiner Familie - und von diesen schrecklichen Stimmen. Akustische Halluzinationen, schrieb die Ärztin in ihren Bericht. Klar, die Stimmen existierten nicht wirklich, aber sie waren da. Jeden Tag. Andere Betroffene, so las er im Internet, seien viel stärker von diesem Leiden betroffen. Sie hörten ständig Stimmen, die ihnen beispielsweise befahlen, von einem Hochhaus zu springen. So weit war es bei ihm aber noch nicht. Dann würde es Leute geben, die weiße Mäuse sähen. Verrückte eben. Ja, verrückt, so wie er selbst es war. Und er konnte nichts dagegen tun. Akustische und optische  Halluzinationen seien die Vorstufe zur Schizophrenie, las er.  Befand er sich bereits auf dem Wege zu einer  Persönlichkeitsspaltung? Was würde dann mit ihm geschehen? Irgendwann könnte er dann nicht mehr klar denken. Würde ihn deswegen seine Frau verlassen, sich die Kinder von ihm lossagen, weil sie mit so viel Verrücktheit nicht umgehen könnten? Würde er allein in irgendeinem einsamen Loch hausen und nicht mehr wissen, was er täte? Nein, ganz sicher würden sie ihn nicht zu hause lassen, sondern kurzerhand in ein Pflegeheim stecken. All das Verständnis, mit dem ihn seine Familie jetzt begegnete, war sicher nur vorgetäuscht. Im Heim müsste er dann von allem, was er liebte, Abschied nehmen. Den ganzen Tag würde er nur vor sich hin vegetieren und sehnsüchtig darauf warten, dass ihn jemand besuchte. Doch sie würden ihn in seinem Gefängnis allein zurücklassen, weil das Leben draußen wichtiger wäre. Und irgendwann würde er dann selbst nicht mehr wissen, wer er war. Er stellte sich vor, dass er aus dem Heim ausbräche, draußen zum skrupellosen Mörder würde und sich anschließend an nichts mehr erinnern könnte. Zur Mordbestie werden und junge Frauen aufschlitzen, oder Kinder quälen. Kein Zweifel, so war Schizophrenie. Vielleicht würde es die eigene Familie sein, die er misshandelte. Oder er bastelte eine Bombe und viele tausend unschuldige Menschen müssten sterben. Alles war möglich. Er würde vollständig die Kontrolle über sich verlieren und unberechenbar sein. Nichts könnte er mehr kraft seines eigenen Willens durchführen. Alles würde nur noch mit ihm geschehen, ohne dass er Einfluss auf sein Handeln hätte oder irgendetwas noch verhindern könnte.  

Deswegen nahm er seine Walther P99, die schon lange versteckt hinter seinen Politikmagazinen im Arbeitszimmerregal lag, und schoss sich damit ohne zu Zögern in den Mund.

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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag25.12.2009 21:21

von Alogius
Antworten mit Zitat

Hi Autor,

(Ich werte im ganzen Spektrum, um wirklich differenzieren zu können.)

Der Text ist weniger eine Geschichte, sondern eine Zustandsbeschreibung (was an sich die Wertung nicht ändern wird), gefolgt und vermengt mit den Gedankenabfolgen des Protagonisten.
Relativ schnell wird deutlich gemacht, dass er wohl an akustischen Halluzinationen leidet (werden anschließend sozusagen medizinisch bestätigt). Aus medizinischer Sicht treffen einige Dinge so zwar nicht zu (bzw. finden "anders" statt), z.B. halte ich es für unwahrscheinlich, dass ein wirklich schizophrener Mensch immer in der Lage ist, über seine Erkrankung zu reflektieren. Er würde - ich habe es selbst gesehen bei Betroffenen - die Symptome als solche oft nicht wahrnehmen oder zugeben.
Aber:
Ich habe ohnehin den Eindruck, dass die Figur sich vieles einredet, was auch deutlich wird in der absurden Steigerung seiner Gedanken. Gleich denkt er an Massenmord, an Anschläge und so weiter. So verfällt er in ein Wahnbild, das er nicht los wird. Zwar ist der Text sprachlich gut umgesetzt, aber gerade die absurden Ideen hätten meiner Meinung nach eine krassere Sprache, lange übertrieben verschachtelte Sätze beispielsweise, erforderlich gemacht, um auch formal den Gedankengängen zu entsprechen.
Der letzte Satz, das Ende, wirkt darum nicht. Es schockt nicht und wirkt angesichts der nicht immer glaubwürdigen Wahngedanken (bezogen auf die stilistische Darstellung) passend.
Zumal er zu Beginn doch recht sachlich beschreibt und dann erst abrutscht in seine Ideenwelt.
Fazit:
Guter Text, aber es mangelt aus meiner Sicht an manchen Stellen in der Ausführung.

Gruß

Tom


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag25.12.2009 23:16

von Biggi
Antworten mit Zitat

Liebe(r) Autor(in),

dieser Text ist sprachlich relativ solide, dabei aber sehr trocken und berichtend gehalten. Er lässt mich als Leser nicht genügend herankommen, um mitzufühlen.
Zudem erscheint mir der Charakter psychologisch nicht ganz durchdacht. Jemand, der (gerade) Wahnvorstellungen hat, denkt nicht so klar. Wird sich also im Geiste nicht mit den Eintragungen in seiner Patientenkarte oder anderen Betroffenen befassen können.
Das Ende erscheint mir recht aufgesetzt. Aus heiterem Himmel kommt der Entschluss und ohne zu zögern ausgeführt.

Gruß,
Biggi
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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag26.12.2009 16:23

von femme-fatale233
Antworten mit Zitat

Guten Morgen, Unbekannte/r!
Erst einmal wünsche ich Dir fröhliche Weihnachten.

Deine Geschichte ist die erste, die ich gelesen habe, bis jetzt habe ich noch keinen Vergleich mit den anderen Texten, deswegen schreibe ich nun auch erst mal nur meine Eindrücke nieder, die ich beim Lesen hatte:

Die Einbindung der vorgegebenen Pasage in den Text finde ich hast du gut gemacht, das ist ein erster Pluspunkt, auch vom Stil her hat es mir ganz gut gefallen, Pluspunkt Nummer 2.

Leider gab es aber auch Dinge, die mich weniger ansprachen:
1. Durch die wenigen Absätze finde ich den Text persönlich etwas schwer zu lesen, aber das ist Geschmackssache.
2. Das Umfeld, im dem die Hauptfigur lebt, wirkt mir zu stereotyp. Da ist das leicht abgekühlte Verhältnis zwischen zwei langjährigen Ehepartnern, die Kinder, die sich nicht mehr um Papa kümmern und der Druck, der immer größer zu werden scheint. Klar, es passt gut zur Situation, aber mir fehlt trotzdem ein bisschen die Innovation bei der ganzen Sache.
3. Mir persönlich sind es ein bisschen zu viele rhetorische Fragen, die du stellst. Aber das ist - denke ich - Geschmackssache.
4. Womit ich mich wenig anfreunden kann ist das Ende.

Zitat:
Deswegen nahm er seine Walther P99, die schon lange versteckt hinter seinen Politikmagazinen im Arbeitszimmerregal lag, und schoss sich damit ohne zu Zögern in den Mund.


Das ist mir persönlich zu platt geschrieben. Es passt nicht zum Rest des Textes - er beginnt gut, aber endet schwach.

So, das war mein erster Eindruck, wie viele Federn ich vergebe wird sich noch zeigen.

Liebe Grüße,
Caro
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*Gast*
Klammeraffe
*


Beiträge: 504
Wohnort: Rheinland-Pfalz


*
Beitrag27.12.2009 12:23

von *Gast*
Antworten mit Zitat

Hallo,

ein Versuch, das Zeichen in ein Wahngebilde einzubauen. Interessante Variante, finde ich.

Wobei mir gen Ende zu viel Horrorvorstellungen über Schizophrenie eingebaut wurden. Dieses Reflektieren passt für mich nicht so richtig in ein Wahngebilde und manche der Vorstellungen scheinen mir etwas weit hergeholt - z. B. die Mordbestie. Anders wäre es, wenn der Protagonist von den Stimmen Befehlte erhielte, jemanden umzubringen. Dann könnte er sich in einem "klaren" Moment vielleicht wirklich selbst töten, um das zu verhindern.

Die Idee fand ich gut, wenn auch noch nicht ganz durchdacht.

Gruß
Sabine
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Gast







Beitrag27.12.2009 13:40

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo liebe(r) Unbekannte(r),

zunächst finde ich auch hier die Idee nicht schlecht, wobei mich schon beim ersten Lesen gestört hat, dass hier die Schizophrenie mit der klassischen Persönlichkeitsspaltung gleichgesetzt wird. Nun bin ich natürlich im Zweifel, ob dies aus Unkenntnis heraus entstanden ist, oder ob sich die psychische Krankheit des Protagonisten eben genau in dieser Panik vor einer in der Zukunft erfolgenden Persönlichkeitsspaltung äußert. Wenn zweiteres der Fall ist, dann finde ich das nicht besonders glücklich - das Denken eines Schizophrenie-Erkrankten ließe sich meines Erachtens an übersteigertem Verfolgungswahn, Verschwörungstheorien und enormer Ich-Bezogenheit besser verdeutlichen. Insgesamt finde ich den inneren Monolog des Protagonisten zu ausufernd und weitschweifig, außerdem auch zu logisch und "außenstehend", um wirklich zu fesseln. Er erscheint mir zudem nicht wirklich glaubwürdig. Der durch die Weitschweifigkeit entstehende Kontrast zum knappen Ende gefällt mir jedoch wieder ganz gut. Sprachlich ist das bis auf ein paar kleine Hänger in meinen Augen in Ordnung.Die vorgegebene Textstelle fügt sich gut ein, daran habe ich nichts zu meckern.

LG

Soraya
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Estelle
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 57
Beiträge: 44
Wohnort: Berlin


Beitrag27.12.2009 23:00

von Estelle
Antworten mit Zitat

Die Textvorgabe ist einwandfrei integriert.
Auch die Idee des Stimmen Hörens, damit ein Problem aus dem realen Leben zu nehmen, gefällt mir.
Doch der Text selbst ist farblos. Dadurch, dass der Protagonist nur vor sich hin sinniert, entsteht keine Spannung,

Der Text könnte unbedingt ein paar Absätze verpasst bekommen.
Auch das Einbringen von wörtlicher Rede mit Ruth könnte ihn auflockern.
Das Ende ist zwar eine vielleicht logische Schlussfolgerung, reißt mich jedoch nicht vom Hocker.  
Und der Titel passt für mich nicht. Es gibt dazu keinen Bezug im Text.  

Auffallend ist, dass der Text von Füllwörtern wimmelt, die sich zudem noch wiederholen.
Zitat:
Es gelang ihm aber nicht, auch nur einen einzigen Schritt vorwärts zu kommen. Aber was sollte er Ruth auch sagen? Heute war es nicht anders als gestern und die Tage zuvor. Ruth hatte viel Verständnis für ihn, aber auch genügend eigene Probleme. Der ganze Spuk war jedes Mal nach kurzer Zeit wieder vorbei. Mit seiner Therapeutin besprach er diese Vorfälle immer wieder aufs Neue. Sie stellte viele Fragen, gab aber niemals eine befriedigende Antwort. Er könnte regelrecht darauf warten, dass die Stimmen kurz vor Mitternacht wieder kämen, berichtete er ihr.


Ein paar weniger "und" "würde" "war" schaden dem Text ebenfalls nicht.  

4 Punkte

LG
Estelle
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag28.12.2009 20:35

von Jocelyn
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Liebe(r) Autor(in) von Fröhliche Weihnacht fast überall!

Titel:
Erfüllt nicht meine Erwartungen, die gingen eher Richtung Schwarzen Humors.
Einen, bei dem man Lachen kann.
Hier gibt es aber gar keinen Humor.
Deshalb finde ich deine Wahl nicht so gut.
4 Punkte

Idee:
Mager.
Wahnvorstellungen, dann Selbstmord,
2 Punkte

Einbindung der Vorgabe:
Schlecht. Keinen inhaltlichen Bezug, abgesehen von der Telefonklingel, aber selbst die Tatsache, dass sie ein drittes Mal schellt, wird nicht aufgenommen.
1 Punkt

Rechtschreibung und Grammatik:
Sauber.
Zitat:
Kein Sex mehr

Keinen Sex, das wäre richtiger.
8 Punkte

Unterhaltung:
Gähnende Langeweile, kein Kopfkino, keine Handlung.
1 Punkt

Spannung:
Null.
1 Punkt

Stil:
Langweilige Abhandlung, artiger Aufsatzstil.
3 Punkte

Ende:
Effekthascherei.
3 Punkte

Durchschnittspunktzahl: 3


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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Bananenfischin
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Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag29.12.2009 01:51

von Bananenfischin
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Dieser Text ist gut geschrieben, mir aber etwas zu "einfach" aufgebaut.
Fast sofort erfährt der Leser, dass es sich lediglich um Wahnvorstellungen handelt, der Rest der Handlung besteht aus einem langen Monolog, in dem der Protagonist praktisch zusammen mit dem Leser herauszufinden versucht, woher diese kommen und welche Folgen sie haben könnten. Das ist mir größtenteils zu sehr "Holzhammer"; ein schönes Beispiel für mehr Subtilität ist für mich die Erwähnung der Kinder, denen die 50 km "zu weit" sind.

Das Ende kommt für mich ein wenig abrupt, da hätte ich mir gewünscht, dass zumindest erwähnt wird, dass er all diese Gedanken schon oft gedacht und die Verzweiflung sich immer mehr gesteigert hat.

Was mich sehr stört ist die Tatsache, dass der Protagonist in deinem Text weiß, dass seine Halluzinationen nur eingebildet sind. In der Tat gehört es aber zur Symptomatik, dass jemand, der z.B. Stimmen hört, diese auf jeden Fall für real hält.
Einen Bezug des Titels zum Text habe ich auch nicht finden können.


_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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EdgarAllanPoe
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Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag29.12.2009 20:47

von EdgarAllanPoe
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Der letzte Satz besitzt die erschütternde Wirkung eines Pistolenknalls und ist in seiner Wucht wahrscheinlich auch beabsichtigt. Stilistisch finde ich diesen Text wunderbar, auch die Vorlage wurde gut eingearbeitet. Nur ein paar Absätze hätten nicht geschadet. - Das Inhaltliche ist auch hervorzuheben; hier blickt der Leser in einen psychisch Kranken, in viele seiner Widersprüchlichkeiten - der Realität scheint dies in meinen Augen schon recht nahe zu kommen. Symptome der Schizophrenie sind erkennbar - und auch der Depression, was den Mann wohl in einen sehr starken Zwiespalt zwingt. Für diesen sehr gelungenen Text gibt es von mir 8 FEDERN.

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(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
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Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Mardii
Stiefmütterle

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Beiträge: 1774



Beitrag29.12.2009 21:54

von Mardii
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Die Geschichte ist sehr hart. Sie suggeriert eine Folgerichtigkeit im Handeln des Protagonisten, der man sich schlecht entziehen kann.
Der Vorgabetext passt sich gut in den Gesamttext ein.

Ein wenig stört mich, dass so viele Vorurteile gegen psychisch Kranke in dem Text verarbeitet werden, ohne sie infrage zu stellen. Da man sich so schlecht von dem Text distanzieren kann, zieht das eine ganze Gruppe Menschen in ein fragwürdiges Licht.

Der Vorgabetext impliziert sehr stark ein Psychothema oder ScienceFiction anzusteuern. Mich würde stark reizen daraus etwas anderes zu machen.

Im Ganzen finde ich den Text aber nicht schlecht. Aber den Titel finde ich etwas daneben gegriffen.
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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

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Beiträge: 1178



Beitrag30.12.2009 15:13

von Traumtänzerin
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Der ganze Text scheint einzig als Erklärung/Erläuterung des letzten Satzes zu dienen. Eine Art schneller Rückblick über ein Leben und den Entschluss desjenigen, der es in der Hand hat, jenes auszulöschen. Sagt mir leider nicht so zu.
LG,
Traumtänzerin


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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Maria
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Beiträge: 5998

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Beitrag30.12.2009 15:18

von Maria
Antworten mit Zitat

Hallo,
von mir eine 5
Sprachlich zwar einwandfrei und flüssig, allerdings wurde es mir dann zäh und dann wars aus mit flüssig.
Die Selbstdiagnose hat mich nicht überzeugt, aber ich kenn mich auch nicht aus, auf dem Gebiet, kenne nur eine Person flüchtig, die ist weit davon entfernt, zu reflektieren.
Ist es einem kranken Geist möglich, so klar zu denken, erinnern etc., all diese Gedanken in dieser klaren Reihe so zu formulieren und zu fassen. Hatte ein bisschen die Anmutung eines Arztberichts.
Das Ende sollte dann überraschen oder schocken, ich fands allerdings nicht wirklich passend. Also im Sinne von konstruiert. Vielleicht weil es nach den zwei sachlichen diagnostischen Textblöcken die einzige Handlung war? Keine Ahnung.
Kam also nicht gut ran an die fröhliche Weihnacht, nix für ungut. wink


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Tyrion Lannister
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Parabolo
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Beiträge: 24



P
Beitrag31.12.2009 14:14

von Parabolo
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Hi,

das Zitat als Einstieg zu einer Halluzinationsgeschichte in Monologform mit einem Ende im Selbstmord. Das kann nur eine Kurzschlusshandlung gewesen sein, denn angekündigt wird sie im eigentlichen Sinne nicht.
Sprachlich finde ich die Gestaltung recht ansprechend, sie könnte an manchen Stellen noch treffender bzw. straffer sein.

Gruß, Parabolo
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Nihil
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Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag01.01.2010 16:22

von Nihil
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Das ominöse Zeichen existiert in dieser Geschichte nur im Kopf des Protagonisten, der in einem zu langen Gedankenstrom über den eigenen Wahnsinn und die eigenen Probleme nachdenkt, die den anschließenden Selbstmord aber nicht rechtfertigen. Zwei Ausflüchte, die den Plot wahrscheinlich interessanter machen sollten, aber meiner Ansicht nach (tut mir Leid, es klingt sehr hart) von dramaturgischer Hilflosigkeit zeugen.

Zudem hat mich gleich am Anfang gestört, dass die Wahnvorstellungen sich nicht einfach an die Textvorgabe anschließen lassen. Der Protagonist redet zwar von den Stimmen, dem Telefonklingeln, aber letztendlich wacht er nur auf, weil die Katze aufgesprungen ist und sich unter ihm verkroch. Das hat er sich ja nicht eingebildet, also liegt näher, dass da tatsächlich etwas ist und es sich nicht nur um Halluzinationen handelt. Außerdem macht auf diese Weise keinen Sinn, dass das Klingeln eine Mahnung ist, das Licht auszuschalten. Was passierte denn, wenn er es nicht täte? Es steht nirgends, dass er sich vor den Stimmen verstecken will oder sie leiser werden, was weiß ich, wenn er es tut. Die Vorgabe steht unbeachtet im Raum.

Unsinnig ist außerdem, dass der Mann anfangs zwar weiß, dass es sich bei den Stimmen um Beleidigungen handelt. Später im Text versteht er sie aber nicht mehr und erhofft sich durch die Stimmen Wahrheiten über sich selbst. Das passt nicht zusammen. Hast du vielleicht den Anfang deiner eigenen Geschichte vergessen?

Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass die Geschichte bis auf den Anfang und das krze Ende nur aus einem Gedankenstrom besteht. Anfangs ist es noch ganz interessant, von der geistigen Störung des Protagonisten zu erfahren. Aber je länger er vor sich hin denkt, desto langweiliger wird die Geschichte leider. Das liegt teilweise daran, dass man Aktionen vermisst, Dialoge, Handlungen. Gedankenketten allein können einen Text meiner Meinung nach nicht tragen. Ein anderes Problem ist die Flachheit, mit der du die Probleme und Gefühle des Protagonisten beschreibst. Die Ehe, die Arbeit, die Kinder - alles wird so am Rande abgehakt, dass man als Leser das kaum als Problem wahrnimmt. Es fehlen die Ursachen dieser Probleme: Warum reden seine Frau und er nicht mehr miteinander? Warum kein Sex mehr? Warum wollen die Kinder mit ihnen nichts mehr zu tun haben? Warum ist die Arbeit stressig? Wenn du hier ein paar Gründe geliefert hättest, wären die Halluzinationen sicher auch nachvollziehbarer gewesen. So scheint es sie nur deshalb zugeben, weil man sie nun einmal irgendwie einbringen musste. Und wegen dieser fehlenden Motivation, die alles durchzieht, wirkt auch der Selbstmord am Ende wie eine Verzweiflungstat. Des Autors, weniger des Protagonisten. Denn dem nimmt man die Vezweiflung als Leser nicht ab, einfach weil seine Probleme alltäglich, seine Ängste nur allgemein bleiben.

Der Selbstmord am Ende wirkt auch deshalb so lächerlich, weil er ganz plötzlich eine Pistole unter seinem Kopfkissen hat, die selbst Ruth noch nicht bemerkt hat. Und das alles nur, weil er fürchtet, irgendwann die Kontrolle zu verlieren. Ich bemerke die Ironie, kann sie aber nicht wirklich wertschätzen, weil der Vorlauf des Selbstmordes eher ein resigniertes Einschlafen rechtfertigen würde als den Freitod. Beim Ich-Erzähler ergibt sich dadurch auch schon ein formales Problem: Wie kann er berichten, wenn er sich am Ende selbst umbringt? Das ist unlogisch, aber nicht das größte Problem der Geschichte.

Ach ja: Wie kommt es zu diesem völlig vom Inhalt losgelösten Titel? Hattest du erst eine andere Geschichte geplant oder ist dir nichts anderes eingefallen?
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sleepless_lives
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Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag02.01.2010 00:18

von sleepless_lives
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Die Einbindung der Vorlage wirkt auf den ersten Blick gelungen, weil die Geschichte direkt danach konsistent anschließt. Auf den zweiten Blick stellt sich doch heraus, dass eigentlich nichts davon aufgegriffen wurde. Das Telefon-Zeichen und seine erwartetes und beinahe ignoriertes Eintreffen wird überhaupt nicht berücksichtigt. Inhaltlich krankt die Geschichte am mangelnden Wissen und fehlender Recherche über psychische Erkrankungen und ihre Therapien. Stimmen zu hören ist ein absolutes Warnsignal, dass kein Therapeut mit ein bisschen Gesprächstherapie behandeln würde.
Da hier
Zitat:
Die Fachleute hatten ihm geraten, den allabendlichen Einflüsterungen und Beschimpfungen einfach keine Aufmerksamkeit zu schenken.

ist einfach absurd. Genauso die Vermutungen, dass die Ursache in beruflichem Stress oder Beziehungsproblemen zu finden sein könnte. Hey, wir sprechen hier von einer Psychose.
Damit geht die Geschichte und ihr aufgesetzter Schluss leide unter und es hilft auch nicht gerade, dass sie sprachlich schwerfällig erzählt wurde.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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hobbes
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Beitrag03.01.2010 00:33

von hobbes
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Der "Held" der Geschichte nervt mich ein bisschen mit seiner ermüdenden Litanei, was alles passieren könnte. Die ist mir zu lang.
Im Gegensatz dazu entschliesst er sich ganz plötzlich ("ohne zu zögern") zum Schuß. Das nehme ich ihm nicht ab, gerade wegen der vorausgegangen hin und her Grübelei.
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Aknaib
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DSFo-Sponsor Lezepo IV


Beitrag03.01.2010 23:17

von Aknaib
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Der Text ist sehr kompakt, damit meine ich, es wird hintereinander weg geschrieben. Mir fehlen zur besseren Lesbarkeit Absätze. Ich meine nicht Leerzeilen, sondern an passender Stelle eine neue Zeile anfangen.
Daher ist mir am Anfang nicht klar, wer da gehässig lacht. Ist es Ruth?

Die Vorgabe geht flüssig in den Text über.

Der Text jedoch dümpelt vor sich hin. Spannung kommt nicht auf.
Ein Gespräch zwischen den Eheleuten würde den Text sicher bereichern.

Der Titel hat nichts mit dem Text zu tun.
Er scheint mir zufällig gewählt, weil der Wettbewerb in die Weihnachtszeit fiel.

Auffallend sind sehr, sehr viele Füllwörter.


Mit Grüßen
Bianka

3 Federn
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lupus
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Beitrag05.01.2010 23:35

von lupus
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hi,

sprachlich einwandfrei, konnt's nicht glauben, aber ich hab keinen einzigen wirklichen fehler gefunden. chapeau, auf jeden Fall gewissenhaft gearbeitet.

A propos Wissen: Das is genau das Problem des Textes. Es weiß zu viel. Und fühlt nix. liest sich bisweilen wie ein ratgeber, wird deshalb zu sachlich, trocken, läßt keine Beziehung zum Prota entstehen. Der Text bleibt so leider für mich langweilig. Bleibt ein Aufsatz, der nicht zu einem 'echten' Text werden will.

der letzte Satz kommt einerseits nicht unerwartet, aber er hängt trotzdem in der Luft, weil die verzweiflung keinen aufbau findet. Es passiert nix.

leider - trotz der Sorgfalt - nur 5 Federn


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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BlueNote
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Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag07.01.2010 14:50

von BlueNote
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Hi Leute!

Danke für euere Kritik und euere klaren Hinweise. Ich suche mir jetzt ein anderes Hobby wink

Nun geht es ja nicht darum, jetzt noch Verbesserungen am Text vorzunehmen. Die Füllwörte würde ich wohl tatsächlich stark reduzieren.

Bei meinem Text war es mir weniger wichtig, eine spannende Geschichte zu erzählen, als vielmehr den Leser in die Gedankenwelt des Protagonisten hineinzuversetzen, die ihn dann letztendlich zu einer Kurzschlussreaktion veranlasste. Die Symptome der aktustischen Halluzinationen sind schwach, der Protagonist malt sich allerdings seine eigene Entwicklung in den düstersten Farben aus.
Ich möchte ein bisschen dem Eindruck entgegen treten, dass ich mich mit der geschilderten Thematik nicht auskennen würde (das Gegenteil ist leider der Fall). Der Protagonist hört täglich nur wenige Sekunden die bedrohlichen Stimmen, ansonsten ist er in keinster Weise beeinträchtigt, kann sein "Krankheitsbild" also durchaus reflektieren. Richtig ist allerdings, dass die Gleichsetzung von Schizophrenie mit Persönlichkeitsspaltung eine eher triviale (unszutreffende) Sicht ist. Dies ist jedoch die Sicht des Protagonisten und Anlass für ihn, sich in eine Sicht der Ausweglosigkeit hineinzusteigern.

@Alogius
Zitat:

Aus medizinischer Sicht treffen einige Dinge so zwar nicht zu (bzw. finden "anders" statt), z.B. halte ich es für unwahrscheinlich, dass ein wirklich schizophrener Mensch immer in der Lage ist, über seine Erkrankung zu reflektieren. Er würde - ich habe es selbst gesehen bei Betroffenen - die Symptome als solche oft nicht wahrnehmen oder zugeben.

Im Text heißt es, der Protagonist habe gelesen, dass "Stimmen hören" die Vorstufe von Schizophrenie sei und dass er glaube, dass ihm das nun auch blühe. Er hört tatsächlich nur Stimmen und ist ansonsten so gut wie gar nicht beeinträchtigt. Er sieht seine Lage schlimmer, als sie ist und das ist das Fatale an seinem Zustand.
Zitat:

Zwar ist der Text sprachlich gut umgesetzt, aber gerade die absurden Ideen hätten meiner Meinung nach eine krassere Sprache, lange übertrieben verschachtelte Sätze beispielsweise, erforderlich gemacht, um auch formal den Gedankengängen zu entsprechen.

Der Protagonist ist nicht wirklich "wahnsinnig", er hat nur einen kleinen Defekt.
Zitat:

Der letzte Satz, das Ende, wirkt darum nicht.

Das kann sein. Absicht war jedenfalls, dass am Ende ein großes "Warum?" steht und dass sich der Leser denkt, zu dieser Tat gab es doch gar keinen Anlass.

@Biggi
Zitat:

sehr trocken und berichtend gehalten

Habe ich für passend gehalten, die Leser in diesem Wettbewerb aber offensichtlich nicht. Ich wollte keine Sensationsstory schreiben.
Zitat:

Jemand, der (gerade) Wahnvorstellungen hat, denkt nicht so klar.

Die Erfahrungen, die mir geschildert wurden, sind so, dass zwar ein Angstgefühl zurückbleibt, das Denken nach so einem "Anfall" aber in keinster Weise beeinträchtigt ist - zumindest in dieser leichten Ausprägung, um die es hier ging.

@femme-fatale233
Zitat:

Durch die wenigen Absätze finde ich den Text persönlich etwas schwer zu lesen

Und ich hatte die Absätze auch noch reduziert, ich Dummie.
Zitat:

Das Umfeld, im dem die Hauptfigur lebt, wirkt mir zu stereotyp.

Verstehe! Alles wird nur aufgezählt ...
Zitat:

Womit ich mich wenig anfreunden kann ist das Ende.

Wahrscheinlich war das Ende nur das Bemühen, doch noch eine Geschichte aus dem "Fall" zu machen.

@SabineK63
Zitat:

ein Versuch, das Zeichen in ein Wahngebilde einzubauen. Interessante Variante, finde ich.

Die Textvorlage hatte mir nicht wirklich gefallen - oder ich wollte mich nicht wirklich auf sie einlassen. Ich hatte gehofft, dass irgendwer schreibt: "Interessante Variante" wink
Bei den Dingen, die er sich nur vorstellt, handelt es sich übrigens nicht um "Wahngebilde" - nur bei den Stimmen und Geräuschen. Eigentlich ist der Protagonist ein ganz normaler Mensch, der seine Situation viel schlimmer sieht als sie ist.

@Soraya
Zitat:

wobei mich schon beim ersten Lesen gestört hat, dass hier die Schizophrenie mit der klassischen Persönlichkeitsspaltung gleichgesetzt wird.

Sehr gut bemerkt. Dieser Fehler ist allerdings Teil des Gedankengebildes des Protagonisten.
Du schreibst es hier ja sogar
Zitat:

Nun bin ich natürlich im Zweifel, ob dies aus Unkenntnis heraus entstanden ist, oder ob sich die psychische Krankheit des Protagonisten eben genau in dieser Panik vor einer in der Zukunft erfolgenden Persönlichkeitsspaltung äußert.

So ist es.
Zitat:

Wenn zweiteres der Fall ist, dann finde ich das nicht besonders glücklich - das Denken eines Schizophrenie-Erkrankten ließe sich meines Erachtens an übersteigertem Verfolgungswahn, Verschwörungstheorien und enormer Ich-Bezogenheit besser verdeutlichen.

Der Protagonist hat einen leichten Schnupfen und glaubt, dass er irgendwann die Schwere Grippe haben würde. Er ist also kein an Schizophrenie Erkrankter - er hört nur ein bisschen "Stimmen". Genau dieses Zwischending wollte ich beschreiben. OK - ist misslungen. *Keule selber auf den Kopf hau*.

@Estelle
Ist ja wirklich schrecklich, die ganzen Füllwörte - wenn die einen so in Rot anstarren.
Zitat:

Doch der Text selbst ist farblos.

 cry
You see me suffering.
Zitat:

Und der Titel passt für mich nicht.

Du hast einfach recht ...

@Jocelyn
Zitat:

Erfüllt nicht meine Erwartungen, die gingen eher Richtung Schwarzen Humors.
Einen, bei dem man Lachen kann.

Um Gottes Willen! Nach Humor war mir beim Erzählen wirklich nicht. Achso, wegen des Titels ... Ja, der ist einfach blöde.
Zitat:

Idee:
Mager.

Aber für die Idee, sich aus dieser Textvorgabe ein bisschen herauszuwinden, hätteste schon noch einen Punkt geben können wink
Zitat:

Einbindung der Vorgabe:
Schlecht.

Ach, die Textvorlage! An der habe ich ja schon im Vorfeld rumgemosert wink

Hey, Rechtschreibung 8 Punkte. Ich liebe dich!
Zitat:

Unterhaltung:
Gähnende Langeweile
Spannung:
Null.

Ich glaub, ich überlegs mir doch noch (s.o.)

@Bananenfischin

Zitat:

mir aber etwas zu "einfach" aufgebaut

Ich glaube, mir erschien der Text deswegen nicht als einfach, weil ich die Realität kenne und die Gefahr, die sich ergibt, wenn man sich selber in ein Krankheitsbild hineinsteigert. Für Leute, für die das nicht relevant ist, ist es wohl auch etwas uninterressant - oder sie wollen einfach mehr Action, mehr "Wahn" haben. Dein Hinweis auf mehr Subtilität ist hilfreich.
Zitat:

Was mich sehr stört ist die Tatsache, dass der Protagonist in deinem Text weiß, dass seine Halluzinationen nur eingebildet sind. In der Tat gehört es aber zur Symptomatik, dass jemand, der z.B. Stimmen hört, diese auf jeden Fall für real hält.

Ich habe mich hier durchaus an einem Fall aus der Realität angelehnt. Die von dir geschilderte Symptomatik ist dann wohl viel fortgeschrittener. Mich interessierten jedoch die Anfänge bzw. die ganz leichte Form, die man sich schlimmer denkt (man könnte fast sagen: der ganz normale Wahnsinn).
Ja, Titel ist schlecht, das weiß ich jetzt.

@EdgarAllanPoe
Einmal 8 Federn von dir und dann werden sie von irgend so einem Rechenverfahren beschnitten. Das ist für mich die eigentliche Tragik dieses Wettbewerbs. Interessant, dass auch du das mit den Absätzen schreibst.
Zitat:

blickt der Leser in einen psychisch Kranken, in viele seiner Widersprüchlichkeiten - der Realität scheint dies in meinen Augen schon recht nahe zu kommen. Symptome der Schizophrenie sind erkennbar - und auch der Depression,

Die "Widersprüchlichkeiten" möchte ich hervorheben. Vielen Lesern schien die "Wahnschilderung" nicht logisch genug. Muss man deswegen einen Bilderbuch-Wahn aus der Phantasie schildern und auf die Widersprüchlichkeiten des Lebens verzichten?

@Mardii
Zitat:

Ein wenig stört mich, dass so viele Vorurteile gegen psychisch Kranke in dem Text verarbeitet werden

Das habe ich beim Schreiben auch als problematisch angesehen. Einem psychisch Kranken hilft der Text nicht weiter. Die Vorurteile sind jedoch die des Protagonisten und Teil seines "Untergangsszenarios".

Zitat:

Mich würde stark reizen daraus etwas anderes zu machen.

Dann tu es!

@Traumtänzerin
Zitat:

Sagt mir leider nicht so zu.

 cry  cry

@Maria
Zitat:

Ist es einem kranken Geist möglich, so klar zu denken, erinnern

Der Leser schließt sehr schnell auf einen "kranken Geist" - und überliest, dass sich der Protagonist vieles einredet. Wenn ich den Text verbessern würde, müsste das geändert werden. Ich denke aber, es macht keinen Sinn, den Text noch zu retten.
Zitat:

Vielleicht weil es nach den zwei sachlichen diagnostischen Textblöcken die einzige Handlung war?

Aufschlussreiche Sichtweise

Rest folgt später - oder ist das nich üblich?
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag07.01.2010 22:33

von BlueNote
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So, nun weiter ...

@Parabolo
Ich kann dir eigentlich nicht widersprechen ...

@Nihil
Zitat:

der in einem zu langen Gedankenstrom über den eigenen Wahnsinn und die eigenen Probleme nachdenkt,

Das Wort "Wahnsinn" als Klassifizierung gefällt mir hier nicht besonders. Er sieht es so, es ist aber nicht so (extrem). Und: Über was sollte er denn sonst nachdenken?

Zitat:

von dramaturgischer Hilflosigkeit zeugen.

Der Nihil lässt es wieder krachen. Wart nur, wenn ich dich das nächste Mal erwisch wink
Zitat:

aber letztendlich wacht er nur auf, weil die Katze aufgesprungen ist und sich unter ihm verkroch.

Tatsächlich? Ich dachte, er war schon wach. Muss ich doch glatt meinen Text noch einmal lesen.
Zitat:

Außerdem macht auf diese Weise keinen Sinn, dass das Klingeln eine Mahnung ist,

Mist! Er hat's gemerkt!
Zitat:

Unsinnig ist außerdem, dass der Mann anfangs zwar weiß, dass es sich bei den Stimmen um Beleidigungen handelt. Später im Text versteht er sie aber nicht mehr

Gut erkannt!
Es ist scheinbar so, dass man das Gefühl hat, beschimpft/beleidigt zu werden, auch wenn man die Worte nicht versteht.
Zitat:

Wenn du hier ein paar Gründe geliefert hättest, wären die Halluzinationen sicher auch nachvollziehbarer gewesen.

Du hast recht damit, dass für seine Probleme (Entfremdung zur Frau etc.) keine Gründe genannt werden. Ein Grund für seine Probleme wäre ein allzu direkter Hinweis auf den Grund seiner Stimmen - was so schnelle Begründung nicht realistisch wäre.
Zitat:

weil er ganz plötzlich eine Pistole unter seinem Kopfkissen hat

Im Regal hinter seinen Zeitschriften.
Zitat:

Beim Ich-Erzähler ergibt sich dadurch auch schon ein formales Problem: Wie kann er berichten, wenn er sich am Ende selbst umbringt? Das ist unlogisch, aber nicht das größte Problem der Geschichte.

Die Geschichte hat keinen Ich-Erzähler.

Titel war Schnelllösung.

@sleepless_lives
Zitat:

Inhaltlich krankt die Geschichte am mangelnden Wissen und fehlender Recherche über psychische Erkrankungen und ihre Therapien.

Das ist der einzige Einwurf, den ich nicht gelten lassen will.
Zitat:

Stimmen zu hören ist ein absolutes Warnsignal, dass kein Therapeut mit ein bisschen Gesprächstherapie behandeln würde.

Sondern? Elektroschock?
"Stimmen hören" ist weiter verbreitet als man denkt. Ich halte es nicht für richtig, es als "absolutes" Warnsignal zu bezeichnen. Hier befinden wir uns mitten drin in der Problematik: Was tue ich, wenn ich nun "absolut" gewarnt bin? Das ist es nämlich! Was tut man? Der Protagonist deutet das Warnsignal jedenfalls zu absolut.

Zitat:

Genauso die Vermutungen, dass die Ursache in beruflichem Stress oder Beziehungsproblemen zu finden sein könnte. Hey, wir sprechen hier von einer Psychose

Du vielleicht ...
Der Protagonist hat die Therapie nicht als hilfreich empfunden und macht sich deswegen eigene, laienhafte Gedanken.

@hobbes
Zitat:

Der "Held" der Geschichte nervt mich ein bisschen

Dann schießen wir ihn am Besten in das Nirwana unserer Gedanken.

@Aknaib
Gut, dass ich jetzt weiß, was Absätze sind wink
Zitat:

Daher ist mir am Anfang nicht klar, wer da gehässig lacht. Ist es Ruth?

Die eingebildeten Stimmen.
Der Rest den du schreibst, stimmt vermutlich.

@lupus

Zitat:

 Das is genau das Problem des Textes. Es weiß zu viel. Und fühlt nix.

Solche Texte liebe ich halt, die alles wissen und nix fühlen UND!! vor allem keine "Bilder" haben wink Ich weiß, da bin ich der Einzige hier wink

Hurra, ich bin durch!

BN
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag08.01.2010 00:54

von Nihil
Antworten mit Zitat

Hallo, BlueNote!

Verflucht, hier hab ich wirklich ein paar peinliche Schnitzer gebracht, die ich aus Scham nicht nochmal zitiere... :) Dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich hätte da nochmal über meinen eigenen Text drüberlesen müssen. Ein paar andere Sachen gibt es aber, die ich nochmal aufgreifen möchte.

Zitat:
Tatsächlich? Ich dachte, er war schon wach. Muss ich doch glatt meinen Text noch einmal lesen.


Das Verb aufwachen war falsch von mir, aber der Vorwurf bleibt. Schließlich schreckt der Protagonist nur auf, weil die Katze hochgesprungen ist. Das heißt, die Halluzinationen dürften eigentlich keine sein.

Zitat:
Gut erkannt!
Es ist scheinbar so, dass man das Gefühl hat, beschimpft/beleidigt zu werden, auch wenn man die Worte nicht versteht.


Ist ja schön und gut, dass das auch in der Wirklichkeit bei Halluzinationen so zu sein scheint, aber ich als psychologisch nicht ausgebildeter Leser wusste das nicht. Ich hätte mir da ein wenig mehr Beschreibungen gewünscht.

Zitat:
Ein Grund für seine Probleme wäre ein allzu direkter Hinweis auf den Grund seiner Stimmen - was so schnelle Begründung nicht realistisch wäre.


Es müsste auch kein eindeutiger Grund sein. Aber etwas drastischer als Stress bei der Arbeit sollte es schon sein. Das haben Millionen Menschen in Deutschland, aber wie viele haben Halluzinationen? Du sprichst von zu schneller Begründung  - aber selbst wenn man die Ursache einer Krankheit kennt, wird sie dadurch doch noch nicht behoben.
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