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Alogius
Kinnbeber
 Alter: 46 Beiträge: 3207

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 23.01.2011 23:52 Die grünen Inseln (Prosa) von Alogius
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Die grünen Inseln
Die Weite der Felder ließ ihn erstarren. Kaum dass die Türen sich hinter ihm geschlossen hatten, ließen seine Augen nicht mehr ab von den im Wind schaukelnden Ähren. Wie sie tanzten, langsam und gleichmäßig, fühlte Jakob, am rechten Ort zu sein. Hier wohnte niemand.
Als er sich endlich wieder rühren konnte und den Blick langsam zurück auf die Landstraße richtete, sah er er, wie der Bus sich langsam entfernte. Er, der einzige Fahrgast, war ausgestiegen und atmete nun tief ein, nahm den Duft des Getreides in sich auf und hielt inne. Dort, wo ein Bachlauf in einen Weiher floss, stand eine hohe Platane. Dahinter wuchs das Grün der Wiesen zu einem Wald heran. Jakob fühlte sich am Ziel der Reise.
Vorsichtig, um nichts zu zerstören, ging er ein paar Schritte. Das Wartehäuschen der Bushaltestelle, klein und aus Holz gebaut, schien das einzige Zeichen von Menschenwerk zu sein, während die Felder niemals geerntet werden würden. Eine nie gekannte Ruhe hatte Jakob ergriffen. Für einige Augenblicke berührte er die Wände des verfallenen Häuschens. Etwas Moos wuchs vom Boden hinauf, und die Bank im Inneren war auch nicht im besten Zustand. Obschon es ihn früher beunruhigt hätte, spürte er jetzt, dass es gut war. Er ging zur anderen Seite des Häuschens. Dort stand ein Fahrrad. Auch das ließ ihn kaum daran zweifeln, dass er allein war. Dieses Fahrrad war für ihn bestimmt – er saß wie von allein im Sattel und folgte der kleinen Straße, die von der Haltestelle in den Wald führte.
An die Busfahrt konnte er sich kaum erinnern. Das Grau der Städte hatte ihn so lang verfolgt, dass er eines Tages beschlossen hatte, ihm zu entkommen. Seine Arbeit hatte ihn sehr in Anspruch genommen. Jeden Tag hatte er Dinge getan, die er von Stunde zu Stunde weniger verstanden hatte. Das sollte nun vorüber sein. Nie wieder würde er die schwarze Uniform tragen und auf die Befehle Bürdings hören. Keine Unsaat mehr, keine Verklärung. Diese Zeiten sollten für immer vorbei sein. Wie er einen kurzen Halt am Weiher machte, um frisches Wasser zu trinken, dachte er an Magda. Ob sie ihm vergeben könnte? Sie waren sich in der Vorhalle begegnet:
Jakob hatte gerade einen Aufständischen zur Unsaat bestellt, als ihm der Sekretär Bürdings bereits eine neue Anforderung durch das Sprachrohr schickte. Ein Arbeiter hatte bei der Morgenandacht zum Wohl der Großweisen sein Banner ausgetauscht mit den Farben des Widerstandes. Dieser Verstoß gegen das Gesetz musste geahndet werden.
Magda war es, die ihm die Papiere des Arbeiters überbrachte. Es war um ihn geschehen, als ihre Finger sich kurz berührt hatten. Sie gab ihm die Dokumente, er nahm sie in seine Hand; es waren Sekunden. Dann schenkte sie ihm ein freundliches Lächeln und verschwand wieder in den Hallen der Weisheit. So nannte man die Abteilung zur Überführung von Aufständischen.
War sie eine Gehilfin des Sekretärs? Er hatte sie nie zuvor gesehen. Ihr pechschwarzes Haar, das blasse Gesicht und die tiefen Augen vergaß er nicht mehr. Sie war nicht schön, aber sie hatte ihn angesehen.
Man durfte sich nicht erlauben, sich während der Arbeit einer Zerstreuung hinzugeben, gleich welcher Art sie auch sein mochte. Jeden Tag gab es neue Berichte über die Anschläge des Widerstandes in den Geschäftsvierteln der Stadt. Die Großweisen, der Rat der wichtigsten Fabrikanten, waren auf die Hilfe aller Angestellten angewiesen. Jakob wollte stets seinen Teil beitragen, die Menschen zu schützen. Also prüfte er die Papiere des Arbeiters, stellte die Schuld fest, die er anschließend durch ein Sprachrohr verkünden ließ: „Es hat sich zugetragen, und es ist geschehen: Dieser Mann hat Schuld auf sich geladen und ist zur Unsaat bestellt.“
Alle Menschen in der Halle hielten inne zur Andacht. Sie galt den Großweisen, die mit jedem überführten Widerständler die Stadt sicherer machten. Schließlich ging man wieder an die Arbeit, während Jakob den Aufständischen zur Verklärung abholte.
Er dachte an Magda. Bei der nächsten Gelegenheit würde er sie fragen, ob sie Interesse haben könnte, mit ihm den Cinematographen aufzusuchen. Das war eine neue Erfindung. Statt einer starren Photographie betrachtete man tatsächlich bewegte Bilder. Zwar stand er diesen neuen Dingen mit Zweifeln gegenüber, doch vielleicht könnte er Magda ein wenig beeindrucken. Die Menschen im Allgemeinen liebten das Neue. Er hingegen wahrte im Rahmen seiner Möglichkeiten lieber das, was war.
Das Wasser erfrischte ihn. Er kniete noch vor dem Weiher, als der Wind stärker wurde und die Platane kräftig schüttelte. Jakob erhob sich, berührte mit den Fingern das mosaikartige Geflecht der Baumrinde, bevor er seinen Weg fortsetzte. Er konnte sich nicht erinnern, jemals Fahrrad gefahren zu sein, aber dafür machte er sich in seinen Augen ganz gut. Den Wind hatte er im Rücken, und er kam gut voran. Wie sich zu allen Seiten hin die Wiesen ausbreiteten, dachte er an den Ausflug in den Cinematographen. Magda hatte mit Erstaunen und Neugier die Bilder vom Ozean und den grünen Inseln betrachtet.
„Meinst du, das werden wir eines Tages sehen?“, fragte sie.
„Sei nicht albern.“
Sie lachte. „Ich meine es aber so. Was denkst du, ob sie uns lassen?“
Jakob antwortete nicht. Vorsichtig legte er einen Arm um sie und gab ihr einen Kuss. In der wenigen Freizeit war man dazu angehalten, Verbindungen einzugehen. Bürding selbst hatte mehrere. Mal war es eine seiner Sekretärinnen, dann eine Tänzerin aus der Vorstadt oder eine Frau aus dem Musikantenviertel. Insgesamt förderten diese Bindungen die Moral, wie Bürding oft erklärte, wenn er hörte, dass man über ihn und seine Freizeit tuschelte.
„Sag doch etwas.“
„Du weißt doch, wie das ist“, antwortete Jakob. Er hoffte, auf diese Weise herauszufinden, ob das hier eine Verbindung war oder mehr. Aber Magda lachte nur.
Am nächsten Tag war die Verklärung des Arbeiters abgeschlossen. Jakob öffnete die Ledergurte an den Handgelenken und Unterschenkeln, entfernte das Gestell vom noch dampfenden Schädel des Mannes und half ihm auf. Der Arbeiter lächelte – die Verklärung war erfolgreich verlaufen. Seit der neuen Erfindung waren nicht mehr einfache Photographien notwendig; heute konnte man den Verurteilten ihre Schuld und das, was sie dadurch verloren hatten, in bewegten Bildern zeigen, was die Wartezeiten bis zur Unsaat erheblich verkürzte. Der gesamte Arbeitsablauf war angenehmer geworden – für beide Seiten.
In der Halle der Weisheit war der Apparat vorbereitet worden. Den abwesend lächelnden Arbeiter legte man auf den hölzernen Tisch, der sofort von Ketten und Zahnrädern unter die Maschine gezogen wurde. Jakob hatte die Aufgabe, die Unsaat zu überwachen.
„Das ist die siebte, oder?“, fragte Bürding.
„Ja, Herr Obersekretär, meine siebte Unsaat.“
„Sie machen sich.“
Lob von Bürding. Jakob drückte zufrieden den Schalter und ließ die Unsaat beginnen. Eine Walze fuhr auf den Arbeiter zu. Auf der metallisch glänzenden Oberfläche standen zahllose Messer, die durch eine komplizierte Verbindung von Keilriemen und weiteren Rädern in Bewegung gesetzt wurden. Jetzt ließ die Verklärung einen Augenblick nach. Dies erfolgte mit fester Absicht. Der zur Unsaat bestellte Aufständische musste die Bestrafung fühlen, bevor sie ihn auch körperlich ergreifen würde. Der Mann schrie und zappelte, aber Klammern, die aus der Tischplatte kamen und seinen Leib einschnürten, verhinderten eine Flucht. Die Walze drehte sich, und die Messer kreisten um sich selbst und in die entgegengesetzte Richtung der Walze. Dann erfassten sie ihn und kämmten Fleisch und Knochen in feine Stückchen. Die Überreste fing ein Becken ein, das an der gegenüber liegenden Wand befestigt war. Die grünen Inseln wurden mit der Saat des Saatlosen fruchtbar gemacht.
Nach getaner Arbeit schaltete Jakob die Maschine ab. Er warf einen Blick durch die Halle, da sah er Magda. Sie hielt sich ein Tuch vor den Mund. Weinte sie etwa?
Die Straße ging allmählich in einen Pfad über. Er erreichte den Wald. Die Bilder des Cinematographen hatten nicht gelogen, denn es war wunderschön. Die Bäume ragten hoch empor, und das Dickicht schien Jakob in sich aufzunehmen. Nein, es machte ihm nichts, sich hier zu verlieren. Es hätte Magda gefallen.
Sie hatte ihm nach der Unsaat erklärt, dass sie sich für die Menschen einen schnelleren und weniger schmerzvollen Tod wünsche. Und wieder hatte sie Jakob gefragt, ob sie eines Tages die grünen Inseln sehen würden.
„Wir sind keine Großweisen. Ohne eine Sondergenehmigung wird man das nicht erlauben. Wir haben eine Aufgabe hier. Der Widerstand, er ist noch immer wie ungebrochen. Was, wenn Bürding uns beobachten lässt? Ich habe gehört, so ergeht es vielen.“
„Ich möchte weg von hier, Jakob.“
„Was sagst du da? Wenn man dich hört, dann wird man uns beide entlassen. Oder schlimmer.“
Magda nickte. „Ich liebe dich.“
Sie wollte mehr als eine Verbindung. Jakob glaubte nicht, was er hörte. Hatte er nicht selbst vor einigen Wochen versucht, genau das zu erfahren? Ihm war, als würde ein Traum wahr werden. Für einen Moment konnte er nichts sagen, da nahm sie ihm die Antwort ab: „Wenn du mich auch liebst, warum gehen wir nicht fort, verlassen die Stadt für immer?“
Und seine Aufgabe? Der Widerstand forderte mehr Rechte für die Arbeiter, mehr Lohn und die Freiheit, die Felder und Wiesen der grünen Inseln zu sehen. Nur die Großweisen, ihre Sekretäre und die Fabrikanten hatten dieses Recht. Ihnen oblag die Verantwortung, die Befehlsgewalt und die Bürde, zu entscheiden. Wie kam dann ein einfacher Arbeiter darauf, das zu hinterfragen?
Trotzdem gefiel ihm der Gedanke, mit Magda weit weg zu gehen; die Stadt in ihrem Grau zu verlassen, allem zu entkommen und ein ruhiges Leben zu führen – er hatte eine Ahnung, wie es sein würde.
„Man wird uns verfolgen, Magda.“
„Mein lieber Jakob, wir sind so unwichtig. Lass uns gehen.“
Er überdachte die Entscheidung nicht. „Lass uns gehen.“
Magda berichtete von ihren losen Kontakten zum Widerstand. Sie kannte Treffpunkte, geheime Zeichen und wusste, wie man die Stadt durch die Kanäle verlassen konnte. Der Widerstand hatte mehrere Fahrzeuge aus Fabriken gestohlen. Dann wären sie frei.
Eilig hielt er an. Von Mauern auf den grünen Inseln hatte er nie gehört. Er kehrte um, fuhr einige Minuten und suchte einen anderen Weg. Aber wohin er auch fuhr, immer beendete grauer Beton seine Reise durch den Wald. Entsetzt fuhr er zurück über den Pfad, erreichte die Straße. Vielleicht war ihm die lange Busfahrt nicht bekommen. Ein Schluck aus dem Weiher und eine Pause, dann würde er es noch einmal versuchen.
Aber da war kein Weiher mehr. Die Platane löste sich im Sturm auf. Das Getreide bebte, und Jakob erkannte den Grund:
Riesige Messer fuhren durch das Feld. Das Korn zerschnitten sie in kleine Stücke. Bald war nichts mehr übrig. Jakob schrie auf, als nach der Rodung schwarze Erde geblieben war. Ihm ging auf, wie am Tage der Flucht Männer in schwarzen Uniformen durch die Kanäle liefen, wie er Magdas Hand nicht mehr halten konnte, als sie stürzte.
Er wollte fliehen, aber die Klammern drückten ihn fest an den Tisch. Für einen Augenblick hatte er die grünen Inseln gesehen, und sie waren schöner als die Bilder des Cinematographen.
Weitere Werke von Alogius:
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Alogius
Kinnbeber
 Alter: 46 Beiträge: 3207

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 24.01.2011 17:00
von Alogius
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Bämdabambämdibum!
Oklolo? Lakiheckiplups. Schnigagel haga blams. Akuli luko tekinalepum.
Mensch, Tom, lern Blockflöte.
Oder Rasenmähen.
Aber schreib nie wieder so eine Scheiße.
Tomaten, ich mag Tomaten. Es stört Sie nicht, wenn ich Sie Frankie nenne, oder? gooooooorn, it has got a sort of... wooden quality: gooooooooorn.
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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derSibirier Reißwolf
D
Beiträge: 1250
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D 24.01.2011 18:43
von derSibirier
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Sehr sichere Schreibweise, wenige Fehler und gut geschrieben.
Kennst du von Kafka "Die Strafkolonie"?
deine Maschine, lächle, die hast du beim Franz ausgeliehen.
Sibirier
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Mardii Stiefmütterle
 Alter: 64 Beiträge: 1775
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 24.01.2011 21:42
von Mardii
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Hi,
habe, um mich zu strukturieren, meinen eigenen Bewertungsmodus gebaut. Die Verteilung auf die fünf Punkte ist festgelegt: 3, 3, 1,1,1. (Ich bin bescheiden, will meine Willkür nicht so ausufern lassen.) Um den Wettbewerbsbedingungen Rechnung zu tragen, lege ich die Gewichtung auf die Erfüllung der Vorgaben und die Idee der Geschichte, weil ich glaube damit den unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmer gerecht zu werden. (Außerdem möchte ich vermeiden, hier 69mal herum zu stammeln. Mr. Green.)
Vorgaben: 3
Plot/Spannungsbogen: 3
Stil & Handwerk: 1
Titel: 1
mein eigenes federchen: 1
Das erinnert mich stark an Alogius. Tolle Leistung in zwei Stunden. Nicht nur der Länge des Textes wg., die mich überhaupt nicht gelängt hat. Der Titel ist mir das Schönste fast, leider habe ich dafür nur einen Punkt zur Verfügung.
Zum Plot: erinnert mich an „Die Strafkolonie“ und „Soylent Green“. Aber das kann ich durchaus gutheißen.
Gruß von Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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CAT Gänsefüßchen
C
Beiträge: 32
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C 25.01.2011 10:52
von CAT
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Beunruhigend.
Die ganze Geschichte erinnert mich sehr an Georg Owells 1984 - vielleicht sogar ein bisschen ZU sehr.
Auf jeden Fall sehr gut geschrieben. Schöner Schreibstil, schöner Aufbau, gut durchdacht.
Ich hatte die Geschichte beim Lesen ziemlich bildlich vor Augen. Gänsehautfeeling, dabei bin ich absolut kein Fan von solchen Geschichten.
Das Einzige, das mich - neben der Tatsache, dass die Paralellen zu 84 schon sehr auffällig sind - wirklich gestört hat war, dass die Aufgabenstellung des Wettbewerbs nur ziemlich am Rande eine Rolle spielt. So durchdacht wie der restliche Text wirkt, entsteht fast der Eindruck, dass Anfang und Ende einer bestehenden Geschichte dahin verändert wurden, dass sie auf den Wettbewerb passen.
Ich will dir nichts unterstellen, aber Bus, Fahrrad, Haltestelle... sind einfach überflüssige Objekte in deiner Geschichte, bzw. Objekte, ohne denen die Story genauso gut - wenn nicht besser - funktionieren würde.
Insofern begründe ich in diesen beiden Punkten meinen Federnabzug und entschuldige mich vielmals, falls ich dir Unrecht tue.
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Nihil { }
 Moderator Alter: 33 Beiträge: 6041
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 25.01.2011 14:04
von Nihil
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Die beklemmende Atmosphäre mit der schwer fassbaren Angst gefiel mir an dieser Geschichte besonders gut. Leider fand ich stellenweise auch die Handlung schwer fassbar. Die Protagonisten befinden sich in irgendeiner Art von Diktatur und können nicht entfliehen, weil jenseits der grünen Wälder hohe Mauern aufgebaut wurden, die die Einwohner einsperren. Die Unsaat ist der Name der Hinrichtung, die Verrätern blüht. Aber dennoch hätte ich mir gewünscht, dass diese doch sehr ungewöhnliche Welt näher beschrieben würde. Warum der Name Unsaat? Zudem war es schwierig, sich die Prozedur im Einzelnen vorzustellen, wie die Opfer auf dem Tisch und unter dem Cinematographen installiert werden. Das mutet zu kompliziert an und macht für mich auch die größte Schwachstelle des Textes aus. Gut geschrieben ist der Text aber auf jeden Fall und er hat auch eine Spannung entwickelt. Und die schiere Menge an Text ist auch beeindruckend. Mit ein paar mehr Erklärungen und einer nachvollziehbareren Handlung wäre noch mehr drin gewesen.
Ein Text unseres kürzlich wieder aufgetauchten Holzpüppchens?
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Maria Magdalena
Eselsohr

Beiträge: 275 Wohnort: Schweiz
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 25.01.2011 23:37
von Maria Magdalena
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Erstaunlich, was du in zwei Stunden hingekriegt hast. Kompliment. Aber es war unglaublich mühsam, sich durch deinen Text zu lesen, obwohl du stilistisch nicht schlecht schreibst.
Du hast offensichtlich eine grenzenlose Phantasie. Das ist ganz toll, aber es ist wichtig, dass sie verständlich und lebendig rüberkommt für den Leser. Das geschieht, indem du weniger erklärst und mehr Handlung, Dialoge und personennahes Zeigen reinbringst.
Ich gebe dir ein Beispiel:
Zitat: | Jeden Tag hatte er Dinge getan, die er von Stunde zu Stunde weniger verstanden hatte. Das sollte nun vorüber sein. Nie wieder würde er die schwarze Uniform tragen und auf die Befehle Bürdings hören | Lass ihn das denken oder jemandem erzählen oder noch besser, zeige es szenisch.
Mit dieser Kurzgeschichte könntest du womöglich einen Roman verfassen, wenn du alle Erklärungen in Szene setzen würdest, denn du hast enorm viele drin.
_________________ Wenn die Sterne fallen und die Zeit sich für einen Moment der Ewigkeit anvertraut, finde ich nach Hause, in den Regenbogen der Menschheit. GH |
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Akiragirl
Dünnhäuterin
 Alter: 33 Beiträge: 3635 Wohnort: Leipzig
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 26.01.2011 01:42
von Akiragirl
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Eine sehr gut inszenierte und formulierte Geschichte mit eindrücklichen Bildern und für 2 Stunden auf jeden Fall auch sehr lang – Respekt!
Diese Zukunftsvision (so habe ich es mal interpretiert) wurde gut geschildert in der Kürze der Zeit, hat mich ein wenig an 1984 erinnert.
Mein einziger Kritikpunkt ist hier, dass die „Geschichte“ eigentlich nur als Rückblende erzählt wird. Das ist in meinen Augen nicht die spannendste Art, etwas zu erzählen, aber wahrscheinlich der Vorgabe mit dem Bus „geschuldet“.
Ansonsten guter Text, sehr angenehm zu lesen. Besonders der Satz „Dann erfassten sie ihn und kämmten Fleisch und Knochen in feine Stückchen“ hat mich schwer beeindruckt und hinterlässt ein ziemlich mulmiges Gefühl …
Liebe Grüße
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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Stimmgabel
Papiertiger

Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da

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 26.01.2011 02:17
von Stimmgabel
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Ehrlich gesagt, so recht weiß ich nicht, was ich zu dieser extrem nah adaptiven Geschichte - angelehnt an "1984" und Vermengungen mit "brave new world" - sagen soll?????
Selbst dieses u.a. ist purest übernommen:
"Magda nickte. „Ich liebe dich.“ "
Im Orig: Junge Frau / Botschaft/Zettel: „Ich liebe dich“ .
Auch sehe ich die Aufgaben-Vorgabe hier nur gerändelt eingebracht....., da hier primär die Adaption fungiert.
Mit dem Abschluss der Geschichte wird hier für mich der versteckte(interessante) Plot geöffnet - in dem der Prota selbst nun wohl auf der Foltermaschine liegt, und nun wohl zerschnibbelt wird?
Seine fehlgeschlagene Flucht mit Magda und seine Fahrrad-Natur-Visionen sind wohl der vom Regime erlaubte Gedankenabschluss seines Lebens - oder? / vielleicht?
Doch zurück zu der mir selbst gestellten Frage - irgendwie kenne ich diese Geschichte eben aus den Orig-Büchern... / mmmhhhh???
Das verwirrt mich nun.....
..auch ist mir die hier geschriebene Geschichte etwas zu schwammig insofern, dass das Thema Widerstand und Aufständige und Überwachung nur als permanentes Randgerüst erscheinen, ohne je in ihrer immanenten Intention/Funktion erklärt zu werden - es ist halt so!
Ja, gerade so, als sollte ich hier als Leser die Buchvorlage 1984 mit dazu mengen - denn auch mir erscheint dieser Text als irgendwie Ausschnit aus einem größeren Umfang.
Soll heißen,
so einiges ist mir hier zu unergiebig zuviel erzählt, und andere Daten fehlen - zumindest mir...
Mal soviel von meiner Seite dazu : -)))
einen Gruß, Stimmgabel
--
_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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gepuzzelt Eselsohr
G
Beiträge: 289 Wohnort: Australien
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G 26.01.2011 03:06
von gepuzzelt
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Unglaublich was dir zu dem vorgegebenen Thema eingefallen ist. Hut ab dafür.
Es ist nicht so mein Genre, muss ich gestehen, und bei Folterszenen dreht sich mir der Magen um, besonders bei dieser. Die hättest du dir, wenn es nach mir ginge, sparen können.
Es gibt ein paar Oopsis, wie die Australier zu sagen pflegen. Nur ein paar Beispiele:
Zitat: | Das Wartehäuschen der Bushaltestelle, klein und aus Holz gebaut, schien das einzige Zeichen von Menschenwerk zu sein, während die Felder niemals geerntet werden würden (geerntet worden waren?). |
Zitat: | Etwas Moos wuchs vom Boden hinauf, und die Bank im Inneren war auch nicht im besten Zustand. |
Finde ich ein bisschen salopp formuliert und verhindert das Entstehen eines Bildes im Kopf.
Zitat: | Dieses Fahrrad war für ihn bestimmt – er saß wie von allein (was meinst du denn damit?) im Sattel |
usw.
puzz
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Enfant Terrible
alte Motzbirne
 Alter: 30 Beiträge: 7283 Wohnort: München

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 26.01.2011 12:14
von Enfant Terrible
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Uhh. Eine beklemmende Alternativwelt-Geschichte, die an bekannte Dystopien wie 1984 mahnt. Eine völlig überraschende Idee, spannend umgesetzt, der Text fesselt mit stimmigen Einfällen, sehr dramatisch, gerade durch die kühle Atmosphäre. Sehr realitätsnah, obwohl es ja eigentlich eine Kurz-Dystopie ist. Beunruhigend. Toll.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Rosanna Richter und Henker
 Alter: 29 Beiträge: 1056
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 26.01.2011 14:49
von Rosanna
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Für mich eindeutig der beste Beitrag. Originell, sprachlich größtenteils sehr gut- klasse.
Nur frage ich mich ehrlich: Hast du die Geschichte in zwei Stunden geschrieben? Hast du nicht- ich glaube, das das hier der im Forum heiß diskutierte Text ist- nur den ersten Absatz eingefügt und den letzten modifiziert? Vor allem, da der Anfang sprachlich weit weniger brilliant ist als der Rest. Ich bin eigentlich davon überzeugt, aber ich will dir nicht unrecht tun.
Ich werde dir deshalb keine Federn geben- eigentlich würde ich dir am liebsten 9 geben, dann nur wieder eine, weil ich mich leicht verars... fühle. Ich hoffe, du verstehst das (wenn ich jetzt wüsste, wer du bist, würde ich dich per pn fragen und mich überzeugen lassen. Geht aber leider nicht. Ich kann dir nur sagen: Falls du diesen Text wirklich komplett in der vorgegebenen Zeit geplant und geschrieben hast, bist du der Sieger. Ohne Frage. Falls!)
Liebe Grüße,
Rose
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
nadelihremendepunkt |
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Myrine
Eselsohr
 Alter: 34 Beiträge: 479 Wohnort: München
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 26.01.2011 14:55
von Myrine
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Also erst mal, muss ich dir ein Kompliment machen - an eine Science-Fiction-Story hätte ich mich in der kurzen Zeit nie herangetraut!
Und für dieses Zeitlimit finde ich die Geschichte auch sehr gut gelungen. Klar, kleinere Holperer sind drinnen (Er kehrt am Ende vor einer Mauer um, von der man gar nicht gehört hat, dass sie ihm den Weg versperrt), aber gut.
Was ich wirklich beachtlich finde, ist, wie du nach und nach alle Informationen zu diesem Diktaturstaat einfließen lässt, ohne den Leser damit zu erschlagen und ohne, dass die Geschichte unverständlich wird. Ein differnziertes Bild von Jakob erhält man auch - es bleibt zwar etwas mosaikartig (wie kommt er dazu, den Schritt vom linientreuen Arbeiter zum Widerstand zu machen?), aber das ist für die kurzen Rückblenden ja durchaus normal.
Gerne gelesen,
Myrine
_________________ Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.
(Joseph Freiherr von Eichendorff) |
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SylviaB
Schnupperhasi
 Alter: 57 Beiträge: 6333 Wohnort: Köln
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 26.01.2011 19:45
von SylviaB
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Da steckt soviel Phantasie drin, unglaublich. In zwei Stunden geschrieben? Wahnsinn. Echt ...
Lieben Gruß
Sylvia
PS: unglaublich gut!
_________________ Scheint dat Sönnsche dir aufs Hirn,
hassu wohl ne offne Stirn.  |
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Aiyra
Wortedrechsler
 Alter: 28 Beiträge: 76
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 26.01.2011 20:55
von Aiyra
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Die ersten paar Abschnitte lang ist es schwierig, sich in die Situation einzufinden. Allerdings erklärst du in den folgenden Abschnitten dann ja die unbekannten Begriffe. Gute Geschichte !!
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BlueNote
Stimme der Vernunft
 Alter: 60 Beiträge: 7253 Wohnort: NBY

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 26.01.2011 21:56
von BlueNote
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Ich finde, dieser Beitrag entfernt sich zu sehr von der Vorgabe.
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anuphti
Trostkeks
 Alter: 58 Beiträge: 4300 Wohnort: Isarstrand
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 26.01.2011 22:21
von anuphti
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Hallo Inko,
dieser Text ist gedanklich so ausgereift, dass Du Dich sicher schon vor dem FFF mit diesem System auseinandergesetzt hast.
Die Verarbeitung mit der Vorgabe ist für mich gelungen, sicher einer der besten Texte im FFF.
Was mir aufgefallen ist, in diesem stilistisch sehr sicheren Text ist, dass Du "wie und als" manchmal verwechselst (typisch bayerischer Dialekt würde ich sagen?)
Abgesehen davon für mich oberes Drittel, auch wenn ich mir ein Happy End gewünscht hätte.
Gerne und mehrfach gelesen.
Liebe Grüße
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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MrPink
Lyromane
 Alter: 52 Beiträge: 2431 Wohnort: Oberbayern
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 26.01.2011 22:37
von MrPink
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Bleibt mir nicht viel zu sagen; richtig gut.
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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The Brain
Reißwolf
 Alter: 65 Beiträge: 1967 Wohnort: Over the rainbow
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 27.01.2011 00:28
von The Brain
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George Orwell lässt grüßen.
Brain auch
_________________ Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz
(Laotse)
***********
Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.
***********
Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.
(Hermann Hesse) |
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Einherjer
Klammeraffe

Beiträge: 545
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 27.01.2011 01:27
von Einherjer
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Hallo.
Auch hier glaube ich, dass der Plot, beziehungsweise die Hintergrundgeschichte schon früher existiert hat, und die Bushaltestelle und das Fahrrad in einen "Die Insel"-Klon nachträglich eingeflochten wurde.
Das kann ich aber natürlich nicht nachweisen und daher gibt es dafür auch keinen Punktabzug. Leider entfernt sich die Handlung aber weit von der Situation aus der Aufgabenstellung.
Die Erzählebene mit dem Fahrrad und der Bushaltestelle ist zusammengefasst etwa diese:
Mann steigt aus einem Bus, fährt Fahrrad und wird von einer Messerwalze zerteilt.
Das macht nicht viel her.
Vorläufig 2 Federn.
_________________ Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt (Jean Cocteau)
Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. (Mark Twain) |
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DasProjekt
Exposéadler

Beiträge: 2904 Wohnort: Ørbæk, Nyborg, Dänemark
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 27.01.2011 08:22
von DasProjekt
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Ah, einer der Texte, die ganz augenscheinlich NICHT innerhalb des Wettbewerbs entstanden sind. Das geht gar nicht.
Und deswegen gibt es erheblichen Abzug, auch wenn stilsicher und handwerklich robust geschrieben. Leider nimmt mich das Thema gar nicht mit, so futuristisches Kram ist nicht meins.
_________________ 25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever" |
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Ruth
Klammeraffe
 Alter: 43 Beiträge: 831 Wohnort: Monnem
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 27.01.2011 21:47
von Ruth
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Sehr gut geschrieben, schöner Stil, ohne Längen. Aber was ich nicht verstehe: Der Cinematograph war Ende des 19. Jahrhunderts neu. Damals gab es doch noch keine Linienbusse???
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