|
|
Autor |
Nachricht |
Piezke Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 132
|
30.03.2014 19:00 Bann [Prosa] von Piezke
|
|
|
Bann
Die Vergangenheit hing wie Silberdraht über dem Westwald und ihre Wächter perlten ihn entlang, um die Ausdehnung des Wildwuchses totzustarren. Doch seit 2007, seit Orkan Kyrill waren sie eigentlich nur noch Protokollanten. Am Horizont sah der Wald aus, als hätte man ihm einen Iro verpasst.
"Da vorne is ne Lichtung, die war letztes ma no nich da." Ein Junge in Flanelluniform wies einen Hügel hoch. Dabei malte er mit offener Hand Kreise in die Luft.
"Zeich ma." Sein Vater ging vor und klopfte beiläufig an eine Fichte. "Hörste, wie hohl das klingt? Steckt der Käfer drin." Und im Nuschelton zu sich selbst: "Nich der Wurm - der Käfer."
Zwei Männer begleiteten sie zum Zentrum des Waldes. Sie hielten Klemmbretter in der Hand, mit der sie früher den Seilzugstarter ihrer Kettensägen bedient hatten.
"Hier isse", sagte der Junge. Die drei Männer schauten sich um; sein Vater seufzte, die anderen trugen Zahlen in Tabellen ein.
"Deine Lichtung is keine Lichtung. Das hier is was Schlimmeres." Der Vater kniete sich vor eine abgeknickte Fichte und löste ein Stück Rinde. Darunter waren Fraßspuren in den Stamm geprägt, wie fremdartige sakrale Muster. Er fuhr sie mit dem Zeigefinger ab, ehe sie sich in alle Richtungen verliefen. Danach verdeckte er die nackte Stelle wieder.
"Is immer so. Erst kommt der Sturm, dann die Parasiten und am Ende wimmelts von neuen Kulturen."
Die Rede verfehlte ihren Adressaten. Sein Sohn stand schon in der Mitte des Holzfriedhofs, mit dem Kopf im Nacken.
"Was sind das für welche?"
Zwischen dem Windbruch ragte ein einsames Paar dicker, obsidianfarbener Stämme hervor bis zum Kronendach. Nachts wären sie gar nicht aufgefallen.
"Die gehörn hier nich hin, aber jetzt sind ses", sagte sein Vater und rieb sich das Kinn.
"Was kann man da machen?"
"Gib ma mein Messer." Er schnitt tiefe Kreuze in die Bäume und hobelte einen Streifen Rinde in ein Plastikdöschen.
"Sollen se ruhich hierbleiben, n angenehmes Leben bleibts nich."
Er markierte ihre Position auf der Karte, dann zogen sie weiter.
Weitere Werke von Piezke:
|
|
Nach oben |
|
|
BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7306 Wohnort: NBY
|
31.03.2014 16:49
von BlueNote
|
|
|
Was sind "sakrale" Muster? Borkenkäferfraßspuren sind für mich wenig sakral
Die Geschichte erscheint mir manchmal ein bisschen aufgeblasen durch etwas gewollt spektakuläre Formulierungen.
So richtig warm werden tu ich mit der Geschichte nicht.
|
|
Nach oben |
|
|
Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
|
31.03.2014 17:34
von Piratin
|
|
|
Hallo Inko,
ich tu mich immer schwer mit Dialekt, besonders bei einem Kurztext, der mich nicht viel über die Charaktere erfahren lässt oder deren Umfeld, sodass der Dialekt eher wie ein Fremdkörper im Text steht. Auch das Bild mit dem Silberdraht der Vergangenheit (soll wohl die Brücke sein) und seiner Wächter kommt unvermittelt zu Beginn, ohne dass ich hier den Zusammenhang zu den weiteren Texteilen erkennen kann. Ich habe also Schwierigkeiten, hier die "Wacht" als solche zu erkennen und auch den flüchtigen Augenblick sehe ich nicht.
So nun zu meinen Federn, die ich versuche in ein Schema zu bringen (Themaerfüllung -> maximal 3 Federn, Idee -> maximal 3 Federn, Sprache und allgemeiner Eindruck -> maximal 2 Federn, maximal einen Zusatzpunkt für persönliches besonderes Gefallen):
Themaerfüllung: 0
Idee: 2
Sprache und allgemeiner Eindruck: 0
macht 2 Federn
Viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
|
Nach oben |
|
|
Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
|
31.03.2014 19:11
von Rainer Zufall
|
|
|
Hallo,
das ist ein interessanter Text. Mir gefällt die Idee, dass die Wächter Förster sind. Auch dass die Burkakerle hier zwei Bäume sind, find ich okay. Aber mir fehlt die Brücke oder zumindest irgendeine metaphorische Verbindung zu einer Brücke.
Was mir auch Schwierigkeiten machte, war der Anfang. Das ist sprachlich sehr schön, aber es passt für mich nicht so ganz zu dem Rest. Das hat so wenig gepasst, dass ich erst spät kapiert hab, dass Orkan nicht ein Vorname ist, sondern ein dicker Sturm.
Aber auf jeden Fall interessant.
Viele Grüße.
Zufall
|
|
Nach oben |
|
|
Nicnak Eselsohr
Alter: 39 Beiträge: 206 Wohnort: Pendler zwischen Berlin und Bayern
|
31.03.2014 19:53
von Nicnak
|
|
|
Hmm, die Geschichte gibt mir leider Garnichts.
Das Thema sehe ich verfehlt, und der Text ist recht ... joar ... Inhaltslos.
Keine Spannung, keine Dramatik. Nur Waldarbeiter die ihre Route abchecken.
|
|
Nach oben |
|
|
Ithanea Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1062
|
31.03.2014 21:26
von Ithanea
|
|
|
Deine Geschichte gefällt mir sehr gut.
Schön geschrieben. Ich mag diesen Vater und seinen Sohn sehr gerne.
Den flüchtigen Augenblick kann ich aber nicht erkennen.
Ich federe erst am Schluss und bewerte nach Themenumsetzung (Eingehalten und Kreativität), Inhalt und Sprache/Stil.
_________________ Verschrieben. Verzettelt. |
|
Nach oben |
|
|
Dienstwerk Reißwolf
Alter: 55 Beiträge: 1254 Wohnort: Gera/Markkleeberg
|
31.03.2014 22:32
von Dienstwerk
|
|
|
Liebe/r Pokapro-Teilnehmer/in!
Herzlichen Glückwunsch, Du hast es geschafft, einen Text zu schreiben, der auf eine Postkarte passen könnte, zumindest, wenn man ihn mit einer Lupe liest. Möglicherweise ist Dein Werk ein Gewinnertext, vielleicht landet er im guten Mittelfeld, unter Umständen fällt er auch völlig durch und purzelt auf den stark umkämpften letzten Platz.
Erhält Deine Ministory unterirdisch wenige Federn von mir, dann könnte das an mir liegen, weil ich sie nicht verstanden habe oder an Dir, weil Du es nicht verstanden hast, sie mir verständlich zu machen. Vermutlich kommt eine Mischung aus beiden Gründen in Betracht. Gleiches gilt für übermäßig viele Federn - nur umgekehrt.
Ich bewerte nach Bauchgefühl, persönlichem Gefallen, tagesformabhängig und ich versuche, fair zu sein. Manchmal ist es draußen schon dunkel, oft ist es gar nicht mehr hell. Es ist wirklich sehr schwierig, um diese Uhrzeit die Sonnenuhr zu lesen. Aber ich gebe mir Mühe. Ah, cool - der Mond scheint und da unten rechts blinkt 22.20. So, es geht los. Ich beginne zu lesen:
Thema:
„Die Wacht“ (Wächter, Wache, Aufsicht, Bewahrer, wachen, überwachen, bewachen, bewahren, beobachten, aufpassen, kontrollieren etc.) - szenischer Augenblick, OHNE Pointe (aber nicht zwangsläufig ohne Spannung), direkter oder metaphorischer Bezug zum Bild (Brücke/Übergang, Leute, Gestalten/Schatten/Hügel, Wald/Schlucht/Abgrund...)
Meine Bewertungskriterien:
- Thema nicht getroffen, teilweise, gut bis perfekt getroffen (0-3)
- Thema sauschlecht, irgendwie, gut oder grandios umgesetzt (0-3)
- Zusatzfedern für Idee, Sprachgefühl, nach Gutdünken oder als Trost (1-3)
- Titel lasse ich außen vor, es sei denn, er ist total daneben, dann Abzug
Anmerkung:
Bewertung erfolgt erst, wenn ich alle 41 40 Texte gelesen habe, aber ich mache mir natürlich zu jedem einzelnen Text meterweise Notizen. Schließlich kann sich nach oben oder unten bis zur letzten Sekunde noch was ändern. Eine Feder hast Du in jedem Fall sicher.
Vorweg: Ich mag übertriebene Umgangssprache bzw. Dialekt in geschriebener Form nicht. Auch nicht in wörtlicher Rede. Ich glaube, es gibt mindestens noch einen Text, der so ähnlich aufgebaut ist. Aber der Kontrast zur Beschreibung ist stark. Vorgaben eingehalten. Zwei alte Bäume, die noch eine Weile dem Verfall trotzen. Die Brücke als Silberdraht - schön. Insgesamt gelungen, auch sprachlich, trotz Nuschelidiome. Federn zu gegebener Zeit.
Ende blinkt: 22.33
Liebe Grüße, Ana
*
*
*
Nachtrag 04.04.14
Meine Bewertungen im Detail:
2 x 1
9 x 2
9 x 3
4 x 4
5 x 5
4 x 6
4 x 7
1 x 8
1 x 9
Nachtrag 08.04.14
Ich korrigiere mich bei diesem schönen Text um einen Bewertungspunkt nach oben, also 7 Federn. Nun schmeiße ich aber nicht 40x den Durchschnitt um. Rest bleibt so.
|
|
Nach oben |
|
|
Nordlicht Waldschrätin
Beiträge: 3755
|
01.04.2014 05:21
von Nordlicht
|
|
|
Hm. Der erste Satz passt so rein gar nicht zum Resttext und ist mir auch zu blumig-kryptisch nichtssagend, so eine Art Wortsahne ohne Inhalt. Der restliche Text besticht dann hauptsächlich durch sein Nuscheln Insgesamt kann ich mit deinem Text eher wenig anfangen, für mich kommt da kaum Stimmung rüber, da er hauptsächlich aus dem Nuscheldialog besteht. So hie und da etwas mehr Beschreibung sowie Sinneseindrücke würden die Szene interessanter machen, finde ich
Das Thema Wacht und den Augenblick hast du gut eingefangen, wobei das mit den andersartigen Bäumen, die er markiert, schon eher nach einer Pointe riecht (da die Szene durch die Lichtungssuche darauf hinarbeitet).
_________________ If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood |
|
Nach oben |
|
|
Sanuk Wortedrechsler
S Alter: 60 Beiträge: 61 Wohnort: Frankfurt am Main
|
S 01.04.2014 13:21
von Sanuk
|
|
|
Bei dem Wort "perlten" komme ich ins Stolpern. Das scheint mir leider nicht ganz zu passen. Nachdem ich mich wieder hochgerappelt habe, stosse ich auf oder vielmehr gegen die Dialoge.
Die Umgangssprache stört mich daran nicht, aber was gesagt wird, ist ... mir ein wenig zu nichtssagend.
|
|
Nach oben |
|
|
fancy Schmuddelkind
Alter: 64 Beiträge: 2759 Wohnort: Im sonnigen Süden
|
01.04.2014 13:24
von fancy
|
|
|
Hallo,
auch diese Geschichte enthält sich er mehr, als sich mir nach der ersten Lektüre erschließt. Später ggf. mehr.
Die Brücke habe ich auf den ersten Blick nicht entdeckt.
Ob Protokollanten auch Wächter sind? Auf eine Art sicher.
Liebe Grüße
fancy
Federn von mir.
_________________ Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)
https//mlpaints.blogspot.com |
|
Nach oben |
|
|
holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
|
01.04.2014 19:02
von holg
|
|
|
Bild - Wald und seltsame Gebilde sind da. Der Silberdraht vielleicht die Brücke?
Wacht - die Waldwächter sind auf Streife
Moment - ja, ist eine Momentaufnahme
Es sind einfache Leute, die nicht recht zu der gar nicht einfachen Sprache des Textes passen wollen. Das tut gut. Das:
"ihre [der Vergangenheit] Wächter perlten ihn [Silberdraht] entlang, um die Ausdehnung des Wildwuchses totzustarren"
klingt toll. Ich tu mich nur schwer, dem einen Sinn zu entnehmen.
Flanellhemden habe ich schon gesehen, eine ganze Uniform aus dem Stoff noch nicht.
Aber das sind Erbsen. Die Stimmung trägt und die Geschichte ist schön mystisch. Es wird nicht herumerklärt. Ich muss mir selbst was dabei denken.
Das Motiv der Wacht ist mir ein bisschen unterbeleuchtet. Sonst gefällt mir, was ich lese im Großen und Ganzen.
_________________ Why so testerical? |
|
Nach oben |
|
|
timcbaoth Leseratte
Beiträge: 114
|
01.04.2014 20:43
von timcbaoth
|
|
|
Die Geschichte weckt stark mein Interesse, aber ich komme nicht dahinter, worum es eigentlich geht. Der Text gefällt mir sehr gut, könnte ich mir als Prolog einer längeren Story vorstellen. Ich sehe leider die Vorgaben nicht völlig erfüllt, da mir die Handlung zu lang vorkommt.
Idee: 7
Stil: 8
Vorgaben: 6
Gefühl: 9
=> 8 Punkte
_________________ Liebe Grüsse |
|
Nach oben |
|
|
Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
|
01.04.2014 21:01
von Einar Inperson
|
|
|
Hallo Pokaproschrei,
jetzt erst einmal still, ich muss mich konzentrieren.
Zitat: | Die Vergangenheit hing wie Silberdraht über dem Westwald und ihre Wächter perlten ihn entlang, um die Ausdehnung des Wildwuchses totzustarren. |
Der Eingangssatz passt sprachlich nicht zum übrigen Text. Da warst du etwas inkonsequent.
Und sonst? Darf man Protas in Schriftsprache so reden lassen. Ich denke durchaus. Allerdings sollte dann dieser laxe Umgang nicht im Text übernommen werden.
Zitat: | Am Horizont sah der Wald aus, als hätte man ihm einen Iro verpasst. | Hier spricht kein Prota, sondern der Autor.
Ich kann nicht beurteilen, ob die Sprache authentisch ist. Unterstelle das aber mal.
Gut gefallen hat mir, dass dein Text sich deutlich von allen anderen in seiner Thematik unterscheidet. Alle Vorgaben kann ich heraus spüren.
5 Federn
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
|
Nach oben |
|
|
Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
|
01.04.2014 21:33
von Constantine
|
|
|
Positiv:
Die Vorgabe der maximalen Wortanzahl wurde beibehalten: hier 329 Wörter. check.
Thema. Die Wacht. ja. check.
Teile des Bildmotivs wurden verwendet. check.
Formale Umsetzung: gut und flüssig geschrieben.
Negativ:
-Pointe: In einer Schneise eines Waldes im Tal, die irrtümlich für eine Lichtung gehalten wurde und eher wie ein Waldfriedhof aussieht, werden zwei ungewöhnliche obsidianfarbene Bäume entdeckt. Für mich eine ungewöhnliche Entdeckung, die nur vom Jungen mit Beachtung bedacht wird.
-Inhalt:
Dass diese beiden Bäume auf der "Lichtung" niemandem außer dem Sohn zuerst auffallen, kommt mir vom Szenenablauf etwas konstruiert daher. Man müsste diese auffälligen Bäume spätestens beim Betreten der Schneise sehen, wenn nicht sogar schon vorher.
Auch der Sohn spricht im Akzent, aber dies wird an zwei Stellen nicht durchgezogen:
"Was sind das für welche?"
"Was kann man da machen?"
Die Charakterisierung des Vaters: Einen angefressenen Baum fährt er mit seinem Zeigefinger ab und sinniert über dem Käferbefall, aber die beiden ungewöhnlichen obsidianfarbenen Bäume nimmt er mit einem Schulterzucken wahr, entnimmt eine Probe und markiert sie. Warum sinniert er nicht darüber, warum sie her sind, obwohl sie nicht hier hingehören? Woher kommen diese beiden Bäume? Der Vater scheint es zu wissen, erklärt es seinem Sohn aber nicht.
Von der Befederung her liegt dieser Text für mich im zweiten Drittel.
|
|
Nach oben |
|
|
Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2699 Wohnort: in der Diaspora
|
02.04.2014 08:39
von Lapidar
|
|
|
Neugierig bleibt mir die Frage: welche Bäume sind das? Mammutbäume?
Die über blieben? Den Käferfraß überlebten?
Waldsterben. Borkenkäfer.
Interessante Umsetzung.
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
|
Nach oben |
|
|
Eulenbaum Klammeraffe
E
Beiträge: 867
|
E 02.04.2014 09:55
von Eulenbaum
|
|
|
Zitat: | Die Vergangenheit hing wie Silberdraht über dem Westwald und ihre Wächter perlten ihn entlang, um die Ausdehnung des Wildwuchses totzustarren. |
Hört sich erstmal gut an, gekonnt, ist aber letztlich nicht verständlich für mich.
Aber von vorn:
Thema "Wacht" ist umgesetzt, Postkartenmotiv verwendet (Wald, Abhang, die Stämme am Schluß sind, denke ich, die zwei Felsen/Figuren der Postkarte). Offenes Ende.
Ich sehe alles vor mir, die Geschichte ist so erzählt, daß man die Probleme der Figuren nachvollziehen kann.
Schöne Stelle:
Zitat: | "Is immer so. Erst kommt der Sturm, dann die Parasiten und am Ende wimmelts von neuen Kulturen."
Die Rede verfehlte ihren Adressaten. Sein Sohn stand schon in der Mitte des Holzfriedhofs, mit dem Kopf im Nacken. |
Auch schön und die Farbe ist natürlich Klasse:
Zitat: | einsames Paar dicker, obsidianfarbener Stämme |
Ich sehe die beiden Protas vor mir, sehe die Landschaft, in der sie sich bewegen, sehe die Genauigkeit des Vaters bei der Arbeit, der Sohn macht die Arbeit auf seine Weise, ist eher der Impulsgeber.
Der Anfang ist da anders. Eine Wendung ist gelungen, wichtig, zum Freuen:
Zitat: | Doch seit 2007, seit Orkan Kyrill waren sie eigentlich nur noch Protokollanten | .
Das Andere ist mir zu gewollt, am Ende flappsig.
Der Text hätte dichter bei den Figuren beliebn sollen, der Anfang dreht sich zum teil um sich selbst, ist der Geschichte ohne wirklich verknüpfte Begründung "überstellt", laso nicht auf der ebene der Geschichte, sondern etwas freischwebend, mit eigenem, versuchten, aber nicht stringent durchgehaltenen Ton. Selbst wenn der dem Anfang eigene Ton durchgehalten sein würde, würde das immer noch außerhalb der Geschichte stehen, ohne Motivation aus der Geschichte heraus.
Dadurch verliert die Geschichte an Bild-Schärfe, die sie durch die eigenwillige Figurenzeichnung an sich hat.
Gruß,
Eulenbaum
|
|
Nach oben |
|
|
Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
|
02.04.2014 09:59
von Jenni
|
|
|
Waldzerstörung, die Wächter des Waldes haben nicht mehr viel zu tun als seinen Untergang zu protokollieren ... Mich wundert, dass du einen Orkan hast den Wald zerstören lassen, eine Naturgewalt, und nicht den Menschen.
Ich finde das gut. Denn genau so eine schicksalsergebene Resignation ist genau die Stimmung, die der Text mir vermittelt. Da kann man nichts machen ...
Sprachlich fand ich das ganz erfreulich zu lesen. Ich empfinde die Szene als sehr bildlich.
|
|
Nach oben |
|
|
KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
|
02.04.2014 11:05
von KeTam
|
|
|
Ein Text der mich gezwungen hat genauer hinzuschauen. Das gefällt mir.
Es hat eine ganze Weile gebraucht, bis mir klar war, was mir der Text sagen will ...
Ich finde deine Umsetzung des Themas sehr eigen, hebt sich auf jeden Fall ab!
|
|
Nach oben |
|
|
Belzustra Eselsohr
Alter: 38 Beiträge: 344 Wohnort: Belgien
|
02.04.2014 17:04
von Belzustra
|
|
|
Hallo,
so richtig gefallen will mir dein Text irgendwie nicht, obwohl ich die Dialoge mag, die du deinen Figuren in den Mund legst. An einer Stelle jedoch hätte ich eine andere Wortwahl verwendet.
Zitat: | "Was sind das für welche?" |
Vielleicht eher: "Was sin n das für welche?" oder so ähnlich.
5 Federn
LG
_________________ Vivre est une chanson dont mourir est le refrain. Victor Hugo |
|
Nach oben |
|
|
Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
|
02.04.2014 21:34
von Jack Burns
|
|
|
Die Vorgaben sind excellent erfüllt.
Das Thema ist interessant und sehr originell gewählt.
Der Stil ist professionell.
ganz viele Federn
Martin
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
|
Nach oben |
|
|
Berti_Baum Reißwolf
Beiträge: 1213 Wohnort: Immerheim
|
03.04.2014 08:03
von Berti_Baum
|
|
|
Ich überlege die ganze Zeit, was es mit den obsidianfarbenen Stämmen auf sich haben könnte; vermutlich der Bezug zu den beiden schwarzen Gestalten im Bild. Eigentlich ein ganz nette Geschichte mit einiger Tiefe. Trotzdem bleibe ich irgendwie ratlos zurück.
Edit: Habe jetzt nach mehrmaligem Lesen +1 gegeben, da sich die Geschichte durch seine Außergewöhnlichkeit doch deutlich von der Masse abhebt.
_________________ Der Junge, der Glück brachte (Jugendbuch/2013)
Das Mädchen, das Hoffnung brachte (Jugendbuch/ November 2014)
Tod und tiefer Fall (Thriller/18. Mai 2015)
Rache und roter Schnee (Thriller/Oktober 2015)
Blut und böser Mann (Thriller/März 2016)
Asche und alter Zorn (Thriller/August 2016)
Ein kleines Verbrechen (Thriller/Dezember 2016)
Blinde Krähen (Thriller/März 2017) |
|
Nach oben |
|
|
DoroThea Wortedrechsler
Alter: 57 Beiträge: 90 Wohnort: Dresden
|
04.04.2014 18:57
von DoroThea
|
|
|
Anfangs wusste ich nicht, ob mir die bewusst gewählte Umgangs-/Dialekt/-Sprache gefallen würde. Die ersten beiden Sätze sind für meinen Geschmack auch zu konstruiert. Ein ziemlicher Gegensatz zur dann für den Dialog gewählten Sprache. Die Idee des Waldfriedhofs mit den obsidianfarbenen "Bäumen" gefällt mir sehr gut, weil sie konkret mit einer Naturgewalt verbunden ist.
_________________ DoroThea |
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 1 von 2 |
Gehe zu Seite 1, 2 |
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
|
Empfehlung | Buch | Empfehlung | Empfehlung | Buch | Buch | Empfehlung | Buch | Empfehlung | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|