Meine sogenannte lyrische Prosa (ein altes Jugend-Experiment)

[Struwwelpeter]

Da meine derzeitigen ernsten Projekte noch nicht bereit für den Einstand sind, habe ich etwas anders hervorgekramt, zu dem ich wirklich gern eure Meinung hören würde. Es ist nicht zur Veröffentlichung gedacht, gefällt mir aber noch immer. Es handelt sich um einen Abschnitt aus einer surrealen Erzählung. Krambambuk ist eine Art Forschergeist, dessen Kopf mit Efeu umrankt ist, dessen Augen Okulare sind etc. Er erforscht zwar alles, lässt seine Forschungsobjekte allerdings sein - er urteilt nicht, manipuliert nichts, er will die Welt nicht verstehen, um sie zu verändern. Er dreht jedoch durch und stiehlt plötzlich u.a. Fäuste und Arme.

Hier nun die Textstelle:

Gestohlene Körperteile, Gliedmaßenraub, Krambambambambukala, wir verstehen dich nicht, doch übersehen wir nicht, dass du nicht jenes Unverstanden-Unverständliche bist, das wir lieben und ehren, sondern ein irres, ein wirres, ein kirres Ding der Verheerung, das vergessen hat, was es einst war: Anlass zur Verehrung. Was willst du mit den Armen? Wir vermuten dich, wie du sie an einer Wäscheleine aufhängst, nachdem du sie gewaschen und gebügelt hast, und nun vor dem Trockner stehst und sie mit Wind aus selbst geschusterten Ventilatoren umwehst. Mikroskopierst du, sezierst du sie? Was fabrizierst du? Stammst du doch von der Technik und brannte dir ein Kabel durch, ein Glasfaserstrick riss, ein Mikrochip platzte, wir wollten deinen Kopf gegen die Wand hämmern, bis dir die Sonde aus der Nase fällt, die dich kontrolliert und entstellt. Verstellt ist uns der Weg zu dir, wir müssen ihn uns bahnen, dein Gestrüpp wuchert wild, wir können nur erahnen, dass irgendwo zwischen Winden und Flechten doch noch ein Stückchen unseres Krambambuks steckt. Wir lechzen danach, dich zu finden. Du bist verloren wie unsere Sprache, unsere Stimme, aber einen neuen wie dich finden wir nicht. Krambambuk, wir vermissen dich und werden hier harren bis zum Erstarren. Oder bis du wieder auftauchst.

[Günter Wendt]

Schade, dass du diese Geschichte nicht veröffentlichen willst.
Die hat Kult-Charakter.

[Struwwelpeter]

Mit so einer Antwort hatte ich nicht gerechnet.
Die Geschichte ist ja ein paar Seiten länger und durchweg in ähnlicher Form. Den bisherigen Lesern war sie zu experimentell für eine unterhaltsame Lektüre, da dadurch ungewohnt und anspruchsvoll. Jeder Satz ein gefundenes Fressen für Literaturwissenschaftler sozusagen. ;D

[Günter Wendt]

[Günter Wendt]

Nicht aufgeben!

PS
Hat was von H. P. Lovecraft und seinem Cthulhu-Mythos.

[Struwwelpeter]

Wenn ich das nächste Mal in Krambambuk-Laune bin, stricke ich vielleicht etwas daraus. Eine Kurzgeschichte ist es tatsächlich nicht. Man könnte aber eine daraus machen und gleich alles ausmerzen, was damals mit 19 noch hineingeraten ist. Dann verstaubt es doch nicht im Bücherregal (habe ein gedrucktes Exemplar).

Ob „lyrische Prosa“ und Du- sowie Wir-Erzähler dadurch salonfähig werden, steht auf einem anderen Blatt. ;D Schön auf jeden Fall, dass es dir gefällt.

[MDK]

Ich finde, dein Text hat eine schöne und ungewöhnliche Satzmelodie, das macht ihn beim Lesen so angenehm dahinplätschern, auch wenn er viel Raum für Interpretation lässt. Aber genau das ist gut, in jedem Kopf dürften dadurch andere Bilder entstehen. Gefällt mir

[Günter Wendt]

Könnte sogar die Geburt einer neuen Richtung sein.
Steamblues (im Gegensatz zu Steampunk)?
Steamthrill?

[Struwwelpeter]

Du meine Güte. Schon zwei lesende Ohren, die meine Musik in den Sätzen hören. Ich nähere mich der Krambambuk-Laune.
Danke schon einmal für eure beiden Meinungen!

Ich, die Vorreiterin? Avantgarde ist man nur leider häufig erst, wenn man tot ist. Aber ich bin ja noch jung. ;D