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Kurzgeschichte „Der Wald"


 
 
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Struwwelpeter
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 157



Beitrag25.09.2023 15:55
Kurzgeschichte „Der Wald"
von Struwwelpeter
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

Mich interessiert unter anderem eure Deutung. Ein, zwei Sätze gefallen mir noch nicht ganz. Außerdem schwanke ich, ob die eintönige Satzstellung inklusive Satzanfänge als Stilmittel der Verdichtung durchgeht oder eher schlecht gewählt ist. Ich mache es manchmal gern, wie ein Stakkato, in meinem Kopf klingt es gut, aber in eurem womöglich nicht.

Vielen Dank fürs Lesen. Ist ansonsten eine schlichte Kurzgeschichte.

Der Wald

So weit war er noch nie gewandert. Von Hütte zu Hütte, bis es keine Hütten mehr gab und er unter den Sternen schlief.

Die Erde roch würzig. Tannen- und Kiefernnadeln bedeckten den Boden wie ein Teppich. Die Wipfel wogten im Wind, die Stämme knarzten, die Zweige unter seinen Füßen knackten und abends knisterte das Feuer. Er könnte niemals zurückkehren.

Seine Haut roch nach Sonne und frischer Luft. Der Wald wurde dichter und verschluckte das Licht. Alles wurde dunkelgrün und schwarz. Das hier war ein Urwald, ein echter. Kein Forst, gerade Reihen von Bäumen ohne Unterholz, die mit nicht einmal 60, 80 Jahren in ihrer Jugend gefällt wurden. Es war einer der letzten unberührten Wälder, den seine Schritte zu verunglimpfen schienen. Oder nein. Was sollte es ihn schon stören, dass er sich seinen Weg hindurchbahnte und immer wenn er sich umsah, das Gefühl hatte, das Gestrüpp würde sich hinter ihm verschließen. Er war diesen alten Bäumen klar unterlegen. In seinen Augenwinkeln tanzten immerzu Schatten. Sobald er sie zu fokussieren versuchte, verschwanden sie. Es war so still, dass sein Gehirn anfing, Geräusche zu hören, die nicht da waren. Ein Rauschen wie aus einer Muschel, obwohl kein Wind wehte. Ein Raunen wie von weit entfernten Stimmen.

Er blieb stehen. Vielleicht sollte er umkehren, bevor er sich verirrte. Er drehte sich um und zögerte. Stand dieser Baum mit den krüppeligen, nach unten hängenden Ästen eben nicht woanders? Er schüttelte den Kopf und lief los. Der Wald kam ihm dichter vor. Die Baumkronen löschten die Sonnenstrahlen aus. Er beschleunigte seinen Schritt. Stolperte. Fluchte. Sein Fuß verfing sich in einer Wurzel. Er hockte sich hin und blickte zu Boden. War der Boden vorhin auch so mit Wurzeln übersät?

Er stand auf. Die Bäume rückten in Formation vor. Sie wollten ihm den Weg versperren. Nein. So war es, wenn man sich verirrte. Er holte seinen Kompass hervor, verfolgte die zitternde Nadel. Er blickte wieder auf. Er war umzingelt. Die Bäume schoben sich näher und näher, gespenstisch, ohne Ton. Er sah es und sah es nicht. Wann bewegten sie sich? Wenn er blinzelte? Er stürzte weiter, wich den Stämmen aus, verhakte sich in Wurzeln (oder packten sie ihn?), Äste zerkratzten ihm das Gesicht. Er sah das Licht, einen schmalen Spalt. Er blieb stehen. Wollte er je wieder zurückkehren?, dachte er, während das Dickicht wuchs. Er tat den letzten Schritt und war frei.

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Arminius
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1241
Wohnort: An der Elbe


Beitrag25.09.2023 18:09

von Arminius
Antworten mit Zitat

Hallo Struwwelpeter,
Der Wechsel von der freien Landschaft (...unter den Sternen schlief) zum Wald (Tannen- und Kiefernnadeln bedeckten den Boden...) kommt etwas überraschend.

Seine Haut roch nach Sonne und frischer Luft. Dieser Satz steht merkwürdig isoliert; er beschreibt den Prota (was soll uns der Duft nach Sonne und frischer Luft mitteilen?), aber ab dem nächsten Satz geht es ausführlich um den Wald. Das ist ein ziemlich harter Schnitt.

Es war einer der letzten unberührten Wälder, den seine Schritte zu verunglimpfen schienen. Ist verunglimpfen wirklich das passende Wort? Meinst Du entweihen, entwürdigen? Oder herausfordern, provozieren?

Auf Füllwörter wie schon oder klar könnte man ohne negative Folgen für den Text verzichten.

...dass sein Gehirn anfing, Geräusche zu hören... ...dass er glaubte, Geräusche zu hören,...

Er schüttelte den Kopf und lief los. Hier wird nicht ganz klar, in welcher Richtung. Zurück, oder doch wieder nach vorn (was im Kontext mehr Sinn machen würde).

Sie wollten ihm den Weg versperren. Ist der Perspektivwechsel gewollt? Vielleicht als Frage formulieren: wollten sie ihm den Weg versperren?

Der Schluss wird nun vollends märchenhaft, mit z.T. widersprüchlichen Aussagen: Die Bäume schoben sich näher und näher, gespenstisch, ohne Ton. Er sah es und sah es nicht. Wann bewegten sie sich?

Er tat den letzten Schritt und war frei. Das erinnert daran, wie die Pechmarie im Märchen von Frau Holle in den Brunnen springt und ihre bedrückenden Sorgen hinter sich lässt.

Interessanter Text, aber ob ich seinen Sinn erfasst habe Question


_________________
A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 749



Beitrag25.09.2023 18:15

von Eris Ado
Antworten mit Zitat

Ich denke, dass der Protagonist eine Panikattacke erleidet. Er ist ein Ausgestossener, der durch den Wald geht. Ziel: unbekannt. Die Bäume bedrängen ihn nicht. Das alles spielt sich in seinem Gehirn ab.
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Struwwelpeter
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 157



Beitrag26.09.2023 16:18

von Struwwelpeter
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Satz soll sagen, dass es nichts weiter über den Protagonisten zu sagen gibt.

Entweihen ist sehr gut. Das ist einer der Sätze, mit denen ich gehadert habe.

Nach den Füllwörtern muss ich schauen. Wahrscheinlich ein Anfängerfehler. Ohne sie kommen mir manche Sätze so nackt vor. Ich habe sogar einmal einen Roman nach Füllwörtern abgesucht, um herauszufinden, ob ich zu viele davon verwende.

Ja, er läuft zunächst weiter nach vorn.

Das sollen seine Gedanken sein. Lieber Anführungszeichen nutzen.

Das ist der Fantasy-Anteil. Es muss keine realistische Geschichte sein. Wenn dann wäre die Deutung mit den Wahnvorstellungen natürlich naheliegend.

Gerade der letzte Satz ist mehrdeutig. Ich habe meine bevorzugte Lesart, wollte aber das Ende bewusst offen lassen. Es ist nicht klar, in welche Richtung sein letzter Schritt geht und welche Freiheit er erlangt. Ob er dem Wald entkommt oder seinem Leben entrinnt. Ganz düster könnte es seinen Tod bedeuten.
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Günter Wendt
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2865



Beitrag27.09.2023 02:33
Re: Kurzgeschichte „Der Wald"
von Günter Wendt
Antworten mit Zitat

Struwwelpeter hat Folgendes geschrieben:
Er stürzte weiter, wich den Stämmen aus, verhakte sich in Wurzeln (oder packten sie ihn?), Äste zerkratzten ihm das Gesicht


Er stürzte weiter, wich den Stämmen aus, die Wurzeln griffen nach ihm, packten seine Füße, Krallenhände der Äste zerkratzten ihm das Gesicht.

So würde ich es ändern. Ansonsten finde ich es sehr gut.
Die Ursachen warum er das alles wahrnimmt, spielt keine Rolle.
Es kann alles mögliche sein. Panikattacke ist es auf jeden Fall NICHT. Die verläuft anders.
Vielleicht Drogen, Dehydierung, wer weiß.
Sehr anschaulich, mitreißend und bedrückend.
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Struwwelpeter
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 157



Beitrag27.09.2023 13:00
Re: Kurzgeschichte „Der Wald"
von Struwwelpeter
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:


Er stürzte weiter, wich den Stämmen aus, die Wurzeln griffen nach ihm, packten seine Füße, Krallenhände der Äste zerkratzten ihm das Gesicht.

So würde ich es ändern. Ansonsten finde ich es sehr gut.


Ich würde den Leser gern im Ungewissen lassen, ob die Wurzeln ihn packen oder er bloß vor Panik stolpert.

Oder der Wald ist lebendig und greift wirklich nach ihm. Die Ursachenforschung darf breit gefächert sein.

Danke an alle für ihr Feedback bisher. In einer ruhigen Minute werde ich eine neue Version einstellen.
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Nordfee
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
N

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Beiträge: 16
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N
Beitrag28.09.2023 10:08

von Nordfee
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Hallo,

ließt sich spannend und das Tempo finde ich auch in Ordnung.

Kein Forst, gerade Reihen von Bäumen ohne Unterholz, die mit nicht einmal 60, 80 Jahren in ihrer Jugend gefällt wurden.

über diesen Satz bin ich gestolper.
Kein Forst, mit geraden Reihen von .... So würde es, für mich jetzt, flüssiger zu lesen sein.
.
VG
Nordfee
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Struwwelpeter
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 157



Beitrag28.09.2023 13:03

von Struwwelpeter
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Hallo Nordfee, danke! Das finde ich auch besser. Werde es einarbeiten.
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5982
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag28.09.2023 13:47
Re: Kurzgeschichte „Der Wald"
von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo Struwwelpeter,
Struwwelpeter hat Folgendes geschrieben:
Mich interessiert unter anderem eure Deutung. Ein, zwei Sätze gefallen mir noch nicht ganz. Außerdem schwanke ich, ob die eintönige Satzstellung inklusive Satzanfänge als Stilmittel der Verdichtung durchgeht oder eher schlecht gewählt ist. Ich mache es manchmal gern, wie ein Stakkato, in meinem Kopf klingt es gut, aber in eurem womöglich nicht.

Zur Deutung:
Das Ende mit dem Licht und der finalen Freiheit würde ich ganz konventionell als Erlösung durch Tod deuten. Wenn wir deshalb von einem bereits sehr betagten Prota ausgehen, könnte er zuvor an Demenz bzw. Alzheimer erkranken/erkrankt sein.
Dem entgegen stehen die etwas widersprüchlichen Gedanken zu der Möglichkeiten einer Umkehr.
Eigentlich scheint mit dem Satz
Zitat:
Er könnte niemals zurückkehren.

bereits alles gesagt. Das könnte die Erkenntnis eines krankheitsbedingt Verwirrten in einem hellen Moment sein.
Später heißt es dann aber
Zitat:
Vielleicht sollte er umkehren, bevor er sich verirrte.

und
Zitat:
Wollte er je wieder zurückkehren?, dachte er, während das Dickicht wuchs.

was eine freie Wahl suggeriert.

Was die Satzlänge angeht, sehe ich Stakkato als etabliertes Stilmittel für den Beginn der "Action": Erhöhung der Dynamik, der Prota gerät in Panik, kann nicht mehr in ganzen Sätzen denken:
Zitat:
Er beschleunigte seinen Schritt. Stolperte. Fluchte.

Wie gesagt, ein altbekannter "Trick", aber das passt so.

Ob man das in der vorhergehenden ruhigen Passage noch stärker durch variierenden Satzbau abgrenzen sollte, würde ich von der Atmosphäre abhängen machen, die du vermitteln willst. In diesem abgehackten Stil kommt wenig Freude über die Wanderung rüber. Wenn der Prota ganz beschwingt loslaufen soll, würde ich hier auch mehr Fluss, mehr "blumigen Fabulieren", mehr Variation der Satzlänge reinbringen, auch mehr mit Zeichensetzung spielen.
Ein paar Redundanzen wären noch zu entfernen. So muss man beispielsweise der Leserschaft nicht erklären, dass ein Urwald kein Forst ist.
Ansonsten spare ich mir detaillierte Werkstatt-Arbeit, da hat Arminius schon gut vorgearbeitet. Insbesondere über "verunglimpfen" bin ich auch gestolpert.

Insgesamt ein Text mit Potenzial, dem aber vielleicht noch ein Extra fehlt ... was das sein könnte, hängt wahrscheinlich von der Deutung ab, die du dem Leser nahelegen möchtest (wenn du das möchtest).
Bin gespannt auf die überarbeitete Version!


_________________
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Struwwelpeter
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 157



Beitrag29.09.2023 07:01

von Struwwelpeter
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Guten Morgen Nebenfluss,

danke auch dir für deine ausführliche Rückmeldung. An eine Krankheit des Protagonisten habe ich noch nie gedacht. Diese Deutung scheint häufig vertreten zu sein. Musste eben nachsehen, ob ich wirklich das Licht am Ende erwähne. Da werde ich sicher etwas ändern.
Er läuft zielstrebig, dann passt der Satzbau.
Mal sehen, ob ich das gewisse Etwas herbeischreiben kann. smile
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Struwwelpeter
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 157



Beitrag01.10.2023 13:05

von Struwwelpeter
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe ihn bearbeitet. Ob dadurch die Deutung vom kranken Protagonisten weniger wahrscheinlich wird? Wie gesagt, ist die Geschichte durchaus nicht realistisch zu lesen.

Der Wald
So weit war er noch nie gewandert. Von Hütte zu Hütte, bis es keine Hütten mehr gab und er abwechselnd unter den Baumkronen und unter den Sternen schlief.

Die Erde roch würzig. Tannen- und Kiefernnadeln bedeckten den Boden wie ein Teppich. Die Wipfel wogten im Wind, die Stämme knarzten, die Zweige unter seinen Füßen knackten und abends knisterte das Feuer. Seine Haut roch nach Sonne und frischer Luft. Sein athletischer Körper verschmolz schier mit den Elementen. Er könnte niemals zurückkehren.

Der Wald wurde dichter und verschluckte das Licht. Alles wurde dunkelgrün und schwarz. Das hier war einer der letzten unberührten Wälder, den seine Schritte zu entweihen schienen. Oder nein. Was sollte es den Wald stören, dass er sich seinen Weg hindurchbahnte und immer wenn er sich umsah, das Gefühl hatte, das Gestrüpp würde sich hinter ihm verschließen? Er war diesen alten Bäumen klar unterlegen. In seinen Augenwinkeln tanzten immerzu Schatten. Sobald er sie zu fokussieren versuchte, verschwanden sie. Es war so still, dass er anfing, Geräusche zu hören, die nicht da waren. Ein Rauschen wie aus einer Muschel, obwohl kein Wind wehte. Ein Raunen wie von weit entfernten Stimmen.

Er blieb stehen. Vielleicht sollte er umkehren, bevor er sich verirrte. Er drehte sich um und zögerte. Stand dieser Baum mit den krüppeligen, nach unten hängenden Ästen eben nicht woanders? Er schüttelte den Kopf und lief weiter. Der Wald kam ihm dichter vor. Die Baumkronen löschten die Sonnenstrahlen aus. Er beschleunigte seinen Schritt. Stolperte. Fluchte. Sein Fuß verfing sich in einer Wurzel. Einen Moment lang schien es, als würden sie miteinander verwachsen. Er hockte sich hin und blickte angestrengt zu Boden. War er vorhin auch so mit Wurzeln übersät?

Er stand auf. Die Bäume rückten in Formation vor. Sie wollten ihm den Weg versperren. Nein. So war es, wenn man sich verirrte. Er holte seinen Kompass hervor, verfolgte die zitternde Nadel. Er blickte wieder auf. Er war umzingelt. Die Bäume schoben sich näher und näher, gespenstisch, ohne Ton. Er sah es und sah es nicht. Wann bewegten sie sich? Wenn er blinzelte? Er stürzte weiter, wich den Stämmen aus, verhakte sich in Wurzeln (oder packten sie ihn?), Äste zerkratzten ihm das Gesicht. Er sah den Horizont, einen schmalen Spalt offener Landschaft. Er blieb stehen. „Wollte er je wieder zurückkehren?", dachte er, während das Dickicht wuchs. Er tat den letzten Schritt und war frei.
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Line Kölsch
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 38



Beitrag07.10.2023 19:17

von Line Kölsch
Antworten mit Zitat

Hallo Stuwwelpeter, ich habe deine überarbeitete Version gelesen und von der Stimmung her konnte ich voll in die Szene reintauchen. Sie hat mir sehr gut gefallen. Über das einzige was ich gestolpert bin, waren in den letzten zwei Absätzen, dass deine Sätze häufig mit "Er" anfangen. Wenn du das als Stilmittel nutzt, was ich nicht weiß, finde ich das ok. Nur ich persönlich bin drüber gestolpert und hätte ein paar Sätze anderst begonnen. Z.B. dein... Er drehte sich um und zögerte. Zögerlich drehte er sich um... oder statt... Er schüttelte den Kopf... Kopfschüttelnd lief er weiter. Sind nur Vorschläge, aber sonst toll!!
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SannyB
Geschlecht:weiblichLeseratte
S


Beiträge: 174
Wohnort: BaWü


S
Beitrag08.10.2023 16:14

von SannyB
Antworten mit Zitat

Hallo Struwwelpeter,

gefällt mir sehr gut! Man taucht richtig in den Wald ein. Dann entwickelt es sich zu einem Alptraum, der mich an die steinernen Engel von Dr. Who erinnert.

Ich bin ein bisschen am "Oder nein." hängengeblieben. Dieser Umbruch ist sehr hart/ ruppig. Da würde ich eher mit "den seine Schritte zu entweihen schienen. Wobei... Was sollte es den Wald stören," arbeiten. Da werden die Gedanken des Protagonisten etwas sanfter umgeleitet.

Das zweite "Nein." würde ich ganz weglassen:
"Sie wollten ihm den Weg versperren. So war es, wenn man sich verirrte."

Gern gelesen,
Sanny
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DieGunkel
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 64
Beiträge: 146
Wohnort: Zwischen Pegnitz und Regnitz


Beitrag10.10.2023 11:57

von DieGunkel
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Hallo Struwwelpeter,
ich bin ebenfalls in deine Erzählung eingetaucht, in dieser gewissen Stimmung mitgeschwungen, wie in einem Alptraum. Vielleicht ist es einer?! Das ist wohl jedem Leser selbst überlassen.  
Mal was anderes, gefällt mir!
Grüßle, Die Gunkel
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Struwwelpeter
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 157



Beitrag10.10.2023 13:32

von Struwwelpeter
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Vielen lieben Dank für die Antworten auf die neue Version. Die Anmerkungen prüfe ich. smile
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Queenpi
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 17
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein


Beitrag12.10.2023 16:01

von Queenpi
Antworten mit Zitat

Hi Struwwelpeter, zum Stil und zur Wortwahl ist genug gesagt. Mir ist in der überarbeiteten Version auch aufgefallen, dass viele Sätze mit 'Er' beginnen, das hat mich etwas gestört.
Aber die Stimmung ist sehr gut herausgearbeitet. Ich habe die Bedrängnis, die Angst, in der sich Deine Person befindet, förmlich gespürt. Und wenn der letzte Satz nicht wäre, hätte ich an Roald Dahl gedacht!


_________________
Sonnige Pfalzgrüße
Regina P.
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Struwwelpeter
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 157



Beitrag13.10.2023 15:46

von Struwwelpeter
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Das war auch eine meiner Eingangsfragen, ob die monotonen Satzanfänge stören. Danke für dein Feedback.
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IngoK75
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
I

Alter: 48
Beiträge: 15
Wohnort: Hamburg


I
Beitrag15.10.2023 14:02

von IngoK75
Antworten mit Zitat

Hallo Struwwelpeter,

deine Kurzgeschichte gefällt mir gut. Sie ist atmosphärisch sehr stimmig geschrieben und ich habe sie gern bis zum Ende gelesen.

Bei deiner überarbeiteten Version bin ich jedoch über diesen Satz gestolpert:

Struwwelpeter hat Folgendes geschrieben:
Sein athletischer Körper verschmolz schier mit den Elementen.


Den Satz habe ich als Fremdkörper empfunden. Warum hast du ihn eingefügt? Spielt die Athletik eine Rolle? Mir schien es nicht so. Ich hatte beim Lesen - wie andere offenbar auch - eher den Eindruck, dass die Geschichte eine Allegorie zum Thema Krankheit/Tod sein könnte.

Beste Grüße, Ingo


_________________
Mitte Mai 2024 erscheint Band I meiner Science-Fiction-Trilogie Mater Terra. Für mehr Infos siehe
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Struwwelpeter
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 157



Beitrag17.10.2023 13:33

von Struwwelpeter
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Lieber Ingo,

danke für das erneute Lesen. Ich habe diesen Satz eingefügt, weil ich die Lesart Richtung Krankheit und Tod nicht forcieren wollte. Da du diese Deutung nun schon entwickelt hattest, wirkt der Satz sicher deplatziert.
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Gast







Beitrag19.10.2023 10:10

von Gast
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Hallo @Struwwelpeter, Deine Kurzgeschichte hat mir inhaltlich und von der Stimmung her sehr gut gefallen, ich finde die neue Version besser.
Ein weiteres "Feintuning" am Text kann Unebenheiten im Ausdruck beheben, dazu mein Vorschlag zur Bearbeitung:
So weit war er noch nie gewandert - als es keine Hütten mehr gab, saß er abends am knisternden Feuer, danach schlief er abwechselnd unter den Baumkronen und unter Sternen.
Die Erde unter ihm roch würzig nach Tannen- und Kiefernnadeln, die den Boden wie ein Teppich bedeckten. Die Wipfel der Bäume wogten im Wind, ihre Stämme knarzten, während unter seinen Füßen abgebrochene Zweige knackten.
Als der Wald dichter wurde, schien er die Sonnenglast zu verschlucken und alles in dunkelgrünes und schwarzes Dämmerlicht zu tauchen. Er bahnte sich mühsam seinen Weg durch diesen unberührten Wald. Wenn er sich umsah, hatte er das Gefühl, das Gestrüpp würde sich hinter ihm verschließen. In diesem Biotop fühlte er sich klar unterlegen. In seinen Augenwinkeln tanzten Schatten. Sobald er sie zu fokussieren versuchte, verschwanden sie. Es war so still, dass er seltsame Geräusche hörte. Sie waren wie das Hintergrundrauschen aus einer Muschel oder wie das Raunen weit entfernter Stimmen.
Er blieb stehen. Vielleicht sollte er umkehren? Er drehte sich zögernd um. Hatte er diesen Baum mit den krüppeligen, nach unten hängenden Ästen nicht schon einmal gesehen? Er lief weiter. Der Wald wurde wieder dichter, er beschleunigte seinen Schritt, stolperte, fluchte. Sein Fuß verfing sich in Baumwurzeln, die ihn zu umklammern schienen. Er hockte sich erschöpft hin, sein Blick zu Boden gerichtet, der mit Wurzeln übersät war. Als er sich umsah, schien eine Armee von Baumstämmen in Formation vorzurücken, als wolle sie ihm den Weg versperren. Er fühlte sich umzingelt von Bäumen, die sich gespenstisch näher und näher heranschoben. So war es also, wenn man sich verirrte.
Hastig zog er seinen Kompass hervor, verfolgte die zitternde Nadel.  Er richtete sich auf, blinzelte, stürzte weiter, wich den Stämmen aus, verhakte sich wieder und wieder in Wurzeln (oder packten sie ihn?), Äste zerkratzten ihm das Gesicht. Dann endlich ein schmaler Spalt offener Landschaft, ein Horizont. Ein letzter Schritt und er war frei.
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Struwwelpeter
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 157



Beitrag19.10.2023 11:28

von Struwwelpeter
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Hallo  Miss Purple, danke für deinen ausführlichen Bearbeitungsvorschlag. Der Text wirkt auf mich zu fließend und glatt durch die Nebensatzkonstruktionen. Ich lese am besten beides mit etwas Abstand.
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Gast







Beitrag19.10.2023 12:46
Re: Kurzgeschichte „Der Wald"
von Gast
Antworten mit Zitat

Struwwelpeter hat Folgendes geschrieben:
Außerdem schwanke ich, ob die eintönige Satzstellung inklusive Satzanfänge als Stilmittel der Verdichtung durchgeht oder eher schlecht gewählt ist.


War mein Fehler: Sätze wie diesen in der Werkstatt ernst zu nehmen.
Erste Regel bei der Textbearbeitung: "Kill your darlings" - nicht: "Kill other darlings".
Ich lasse es besser hier mit Textarbeit.
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