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Genezareth


 
 
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Piezke
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 132



Beitrag18.11.2013 19:35
Genezareth
von Piezke
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das übergelaufene Wachs der Grabkerze krallte sich am Rand der ausgegrauten Kommode fest, und formte ein Muster wie auf einem Bidschar-Teppich. Der Alte saß, gefesselt an einem Stuhl, davor. Im Feuerschweif des heruntergebrannten Lichts, pulsierte der Glanz seiner Augen.

Der Alte war Jünger. Ein schönes Mädchen predigte ihm Schmerz. Einmal im Monat suchte es ihn heim und prügelte den Altersrost aus ihm heraus, wie Staub aus einem Sofa. Dabei ging der Alte auf Zeitreise. Jede Züchtigung rief eine Erinnerung wach, so intensiv wie der Begleitschmerz. Rente. Hausbau. Heirat. Arbeit. Kindheit. Je näher er dem Tod kam, desto weiter reiste er zurück. Und er wollte weiter zurück. Immer weiter. Bis zum Ursprung. Bis zum Eisprung.

Seine Herrin umkreiste ihn wie ein Lehrer, der über eine Strafe für einen ungezogenen Schüler nachdachte. Die Pfennigabsätze ihrer Lackstiefel stigmatisierten den morschen Holzboden. Sie befanden sich in der kleinen, schäbigen Dachkammer des Alten, die sich beim Betreten auftat wie der Rachen eines Wales. Feuchtigkeit hatte das Holz aufgequollen und eine Empore in der Raummitte herausgearbeitet. Wie gemacht für einen Propheten.

"Die Kerze ist gleich aus, aber ich bin noch lange nicht fertig mit dir", verhieß sie in seinem Rücken. "Guck mich nicht an, guck nach vorne!" Sie holte mit der Reitgerte aus und geißelte dreimal dieselbe Stelle. Das Fleisch platzte auf, teilte sich, wie Mose einst das Rote Meer teilte. Zu den Füßen des Alten bildete sich sein eigenes Rotes Meer. Ein Wunder ohne Zeugen, aber ein Wunder bestimmt. Er stöhnte in Ekstase;
stand vor seinen Arbeitskollegen im Foyer, die Applaus spendeten, während sein Chef ihm einen Strauß Mainelken überreichte, Anekdoten erzählte, die üblichen Abschiedsfloskeln loswurde und einen schönen Ruhestand wünschte.
Sein Gestöhn wuchs an. Nicht, weil der Schmerz zunahm, sondern weil er verblasste wie ein altes Kleidungsstück. Und mit ihm die Erinnerung. Sie verstand ihr Opferlamm inzwischen. Die Regungen des Alten, impulsiv und unverbraucht, beteten um ihre Gnadenlosigkeit. Wenn sie aufhörten und seine Augen müde wurden, war ihre Mission erfüllt.

Sie schritt zur Kommode und öffnete die oberste Schublade. Die Kerze flackerte heftig. In der Schublade ruhten Arbeitsutensilien des Alten, Fragmente seiner Vergangenheit und Gegenwart, Ritualwerkzeuge. Sie holte eine Zigarrenkiste hervor, entnahm die letzte Zigarre und kürzte sie auf drei Finger Breite. Er rauchte nicht mehr, schätzte aber das Aroma. Den Stumpen entzündete sie am Docht und paffte zweimal daran. Mit dem Qualm weihte sie die Kammer. Dann nahm sie einen tiefen Zug, beugte sich runter zu dem Alten und blies ihm den blauen Dunst ins Gesicht. Er schloss die Augen. Sie wippte den Zigarrenstummel zwischen Zeige- und Mittelfinger wie ein Trommler seinen Schlägel. Ihr Blick fixierte einen Punkt am Körper des Alten. Sie zwirbelte das brennende Ende in seine Oberschenkelinnenseite, knapp neben dem Penis. Es zischte. Sie öffnete ihm die Augen.
Vor dem Rohbau seines Hauses kauerte er unter einem Stück Bauplane. Er gedachte dem plötzlichen Tod seiner Frau und dem gemeinsamen Traum vom Landhaus, indem er davor wachte. Trauer, Wut und Hoffnung - die Dreifaltigkeit des Verlustes.
Zehn Ave Marias lang hielt das Feuermartyrium an, dann waren die Nervenenden zerstört. Der Alte trat wieder stöhnend zurück in die Gegenwart. Seine Herrin war darüber erfreut. Sie genoss seine Hingabe.

Um sie herauszufordern, stampfte der Alte auf dem Boden wie ein Kleinkind, das nicht im Hochstuhl sitzen wollte. Seine Taktlosigkeit missfiel ihr. Sie lehrte ihn Gefühl, indem sie mit einem Präludium aus Ohrfeigen fast seinen Unterkiefer brach. Sie klatschte sich in Trance und verlor die Kontrolle. Faustschläge gingen auf ihn nieder. Hämatome übersäten seinen Körper wie Druckstellen eine überreife Frucht. Der Alte ließ alles über sich ergehen. Er hatte sowieso keine Wahl.
Die Folterkammer verwandelte sich in einen Ort sakralen Glücks. Er hielt die Hand seiner frischgebackenen Ehefrau. Als er sich zur Hochzeitsgesellschaft drehte, fand er seine Arbeitskollegen vor sich, das Großraumbüro seiner ersten Versicherung, den wutschnaubenden Studienprofessor, und sah an den schier endlosen Beinen seiner Mutter hoch, die ihn zu Eifer, Gehorsam und Gottesfürchtigkeit ermahnte.
Dem Alten standen Tränen in den Augen. Sie mischten sich mit Blut. Das gerade lief zu schnell ab. Er erkannte die verschwommene Figur seiner Peinigerin und Wohltäterin. Sie hockte vor der Kommode, hielt sich eine Hand zittrig vor die Brust und hatte den Kerzenschein hinter ihrem Kopf. Er hielt es für ein Marienbildnis.

Der Alte schüttelte sich wie ein nasser Hund. Er brüllte in den Knebel, stürzte mit dem Stuhl vor, dass er umkippte. Mit erneuerter Souveränität, kroch sie auf allen Vieren zu ihm. "Hast du etwa immer noch nicht genug?" Sie lächelte süffisant. Zur Antwort trat er nach ihr. Als er sie am Schienbein traf, verdunkelte sich ihre Miene. Sie umklammerte seinen Hals, drückte zu und ließ locker im Intervall der Atmung. Er zappelte wie bei einer Massenevangelisation. Sie änderte das Intervall, würgte ihn länger und härter, und verkürzte die Ruhephase. Auf dem langsamen Weg zur Bewusstlosigkeit, während sein Kehlkopf brach, erlangte der Alte Transzendenz.
Er hatte seine Knie angezogen, den Kopf darauf gelegt. Er schwamm im Fruchtwasser der Jungfrau.

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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag19.11.2013 00:22

von Constantine
Antworten mit Zitat

Herzlich Willkommen, Piezke.

Bevor ich auf deinen starken Text etwas detailierter eingehe, möchte ich zuerst sagen: Mir gefällt er. Deine Verflechtung von Symbolen und Redewendungen des Christentums/Katholizismus in deiner Geschichte finde ich prima, macht Spaß und hat mich aufgrund der sprachlichen Ideen hier und da schmunzeln lassen. Smile
Die Idee, dass der Alte nur mit Schmerz seiner Rentner-Realität entkommen und sich an Vergangenes erinnern kann, finde ich insgesamt toll, aber für mich kommt nicht richtig heraus, warum er es tut. Warum ist Züchtigung bzw. zugefügter Schmerz seine Wahl, um seiner trostlosen Realität zu entkommen?
Was du in deiner Zwei-Personengeschichte variieren könntest ist "der Alte". Du schreibst das sehr oft und könntest hier und da öfter ein "er" einstreuen.

Meine Kommentare zum Text. Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei:

Piezke hat Folgendes geschrieben:
Das übergelaufene Wachs der Grabkerze krallte sich am Rand der ausgegrauten Kommode fest <-- starker Anfang zur Einstimmung , und formte ein Muster wie auf einem Bidschar-Teppich. Der Alte saß, gefesselt an einem Stuhl,<-- Der Alte ist gefesselt. Wie schafft er es am Ende sich in die Embryohaltung zu krümmen?  davor. Im Feuerschweif des heruntergebrannten Lichts, pulsierte der Glanz seiner Augen. <-- "Heruntergebrannt" heißt für mich, dass die Kerze heruntergebrannt und somit aus ist. Insgesamt würde ich den Satz anders formulieren, weil er für mich in dieser Form keinen Sinn ergibt: Der pulsierende Feuerschweif des herunterbrennenden Lichts glänzte in seinen Augen.

Der Alte war Jünger. <-- dieser Satz hat mich zunächst herausgerissen. Entweder könntest du zwischen "war" und "Jünger ein "ein" positionieren, oder es in dem Sinne formulieren, dass der Alte ein Jünger Jesu war. Ein schönes Mädchen predigte ihm Schmerz. Einmal im Monat <-- eine zeitlich streng festgelegte Art und Weise seiner Realität zu entfliehen. Warum einmal im Monat? Warum "bestellt" der Alte seine Züchtigung nicht bei Bedarf oder wie ein Junkie, weil es ihn nach Züchtigung bzw. einer Zeitreise giert.  suchte es ihn heim und prügelte den Altersrost aus ihm heraus <-- stark! , wie Staub aus einem Sofa. Dabei ging der Alte auf Zeitreise. Jede Züchtigung rief eine Erinnerungen wach, so intensiv wie der Begleitschmerz. Rente. Hausbau. Heirat. Arbeit. Kindheit. Je näher er dem Tod kam <-- Die Frage für mich: Treibt den Alten eine Todessehnsucht an oder möchte er eher einen Reset und wünscht sich wiedergeboren zu werden? Hier könntest du seine Motivation genauer andeuten. Im Gesamtkontext gesehen, verstehe ich eher: Je intensiver der Schmerz wurde, desto weiter reiste er zurück. Und er wollte weiter zurück. Immer weiter. Bis zum Ursprung. Bis zum Eisprung. <-- Warum möchte er das?

Seine Herrin umkreiste ihn wie ein Lehrer <-- hier könntest du einen religiöseren Vergleich nehmen: eine Äbtin, der über eine Strafe für einen ungezogenen Schüler eine sündige Novizin nachdachte. Die Pfennigabsätze ihrer Lackstiefel stigmatisierten den morschen Holzboden. Sie befanden sich in der kleinen, schäbigen Dachkammer des Alten<-- ich würde diesen Satz an den Anfang dieses Absatzes stellen. , die sich beim Betreten auftat wie der Rachen eines Wales. <-- Ich mag den Vergleich nicht und finde ihn unpassend. Wenn du ihn behalten möchtest, müsstest du entweder anstelle "auftat" "aufgetan hatte" verwenden, ansonsten würde ich ihn weglassen. Feuchtigkeit hatte das Holz aufgequollen und eine Empore in der Raummitte herausgearbeitet. Wie gemacht für einen Propheten. <-- Vielleicht solltest du dich entscheiden, was deine Vergleiche angeht. Entweder ist der Alte ein Jünger oder ein Prophet. Oder ein Heiliger?

"Die Kerze ist gleich aus, aber ich bin noch lange nicht fertig mit dir", verhieß sie in seinem Rücken. "Guck mich nicht an, guck nach vorne!" Sie holte mit der Reitgerte aus und geißelte dreimal dieselbe Stelle. Das Fleisch platzte auf, teilte sich, wie Mose einst das Rote Meer teilte. <-- auf das zweite "teilte" kannst du verzichten. Vielleicht solltest du klarstellen, ob der Alte nackt oder gekleidet auf dem Stuhl gefesselt ist. Ich bezweifle, dass das Mädchen mit einer Reitgerte dermassen Wunden schlägt. Wie wäre es mit einer neunschwänzigen Katze, eine Peitsche, an deren Enden Knoten oder Gewichte aus Metall sind? Diese Peitsche würde die Haut definitiv stärker verletzen und der Geißelung besser dienen. Zu den Füßen des Alten bildete sich sein eigenes Rotes Meer. <-- so schnell wie das Blut hinabläuft und eine Pfütze bildet, tippe ich auf nackt. Ein Wunder ohne Zeugen, aber ein Wunder (Komma?) bestimmt. <-- Bluten aufgrund der Geißelung würde ich persönlich nicht als Wunder ansehen. Vielleicht kannst du den Gedanken des Wunders an einer anderen Stelle sinnvoller verwenden. Er stöhnte <-- weil du etwas weiter unten "Gestöhn" verwendest ,würde ich dieses Verb hier ersetzen. Z.B. "klagte", "seufzte" in Ekstase;
stand vor seinen Arbeitskollegen im Foyer, die Applaus spendeten, während sein Chef ihm einen Strauß Mainelken überreichte, Anekdoten erzählte, die üblichen Abschiedsfloskeln loswurde und einen schönen Ruhestand wünschte.
Sein Gestöhn wuchs an. Nicht, weil der Schmerz zunahm, sondern weil er verblasste wie ein altes Kleidungsstück. Und mit ihm die Erinnerung. Sie verstand ihr Opferlamm inzwischen. <-- Für mich ein harter Übergang von ihm zu ihr. Meiner Meinung nach könntest du beide Sätze durch einen Absatz trennen, um auch den Perspektivwechsel zu verdeutlichen. Die Regungen des Alten,<-- welche Regungen? Bisher stöhnt der Alte nur. Die Regungen könntest du beschreiben.  impulsiv und unverbraucht, beteten um ihre Gnadenlosigkeit. Wenn sie <-- die Regungen, oder? aufhörten und seine Augen müde wurden, war ihre Mission erfüllt.

Sie schritt zur Kommode und öffnete die oberste Schublade. Die Kerze flackerte heftig. In der Schublade ruhten Arbeitsutensilien des Alten,(Doppelpunkt) Fragmente seiner Vergangenheit und Gegenwart, Ritualwerkzeuge. Sie holte eine Zigarrenkiste hervor,Aus einer Zigarrenkiste entnahm sie die letzte Zigarre und kürzte sie auf drei Finger Breite. Er rauchte nicht mehr, schätzte aber das Aroma. <-- harter Übergang von ihr zu ihm zu ihr. Versuch es aus ihrer Sicht zu schreiben. Z.B. Sie wusste, dass er nicht mehr rauchte, aber das Aroma schätzte. Den Stumpen entzündete sie am Docht und paffte zweimal daran paffend. Mit dem Qualm weihte sie die Kammer. Dann nahm sie einen tiefen Zug inhalierte sie, beugte sich runter zu dem zum Alten und blies ihm den blauen Dunst ins Gesicht. (Absatz) Er schloss die Augen. (Absatz) Sie Wie ein Trommler seinen Schlägel wippte sie den Zigarrenstummel zwischen Zeige- und Mittelfinger wie ein Trommler seinen Schlägel. Ihr Blick fixierte einen Punkt am an seinem Körper des Alten. Sie und zwirbelte das brennende Ende zischend in seine Oberschenkelinnenseite, knapp neben dem Penis. Es zischte. Sie öffnete ihm die Augen.<-- Der Schmerz liess ihn die Augen öffnen, oder?
Vor dem Rohbau seines Hauses kauerte er unter einem Stück Bauplane. Er gedachte dem plötzlichen Tod seiner Frau und dem gemeinsamen Traum vom Landhaus, indem er davor wachte. Trauer, Wut und Hoffnung - die Dreifaltigkeit des Verlustes. <-- Prima. Intensiverer Schmerz und weiter zurück in seinem Leben. Und wie du siehst, dieser eine Schmerz löst in ihm mehrere Erinnerungen aus, bezugnehmend auf deine obige Formulierung, dass jede Züchtigung eine Erinnerung in ihm wachruft.
Zehn Ave Marias lang hielt das Feuermartyrium an, dann waren die Nervenenden zerstört. trat der Alte trat wieder stöhnend zurück in die Gegenwart. Seine Herrin war darüber erfreut. Sie genoss erfreut seine Hingabe.

Um sie herauszufordern, stampfte der Alte er auf dem Boden wie ein Kleinkind, das nicht im Hochstuhl sitzen wollte. Seine Taktlosigkeit missfiel ihr. Sie lehrte ihn Gefühl<-- eher Respekt, oder?, indem sie mit einem Präludium aus Ohrfeigen fast seinen Unterkiefer brach.<-- was sind das für Ohrfeigen? Die junge Frau erinnert hier eher an Bud Spencer. Sie klatschte sich in Trance und verlor die Kontrolle.<-- eine Domina ist professionell. Sie verliert nicht die Kontrolle!Diese Formulierung würde ich entfernen.  Faustschläge gingen auf ihn nieder. Hämatome übersäten seinen Körper wie Druckstellen eine überreife Frucht. Dankbar Der Alte ließ er alles über sich ergehen. Er hatte sowieso keine Wahl.
Die Folterkammer verwandelte sich in einen Ort sakralen Glücks. Er hielt die Hand seiner frischgebackenen Ehefrau. Als er sich zur Hochzeitsgesellschaft drehte, fand er seine Arbeitskollegen vor sich, das Großraumbüro seiner ersten Versicherung, den wutschnaubenden Studienprofessor, und sah an den die schier endlosen Beinen seiner Mutter hochhinauf, die ihn zu Eifer, Gehorsam und Gottesfürchtigkeit ermahnte.
Dem Alten In seinen Augen bildeten sich Tränen. standen Tränen in den Augen. Sie mischten sich mit Blut. Das <-- Was lief zu schnell ab? Der Riss des Fadens der Zeitreise? Hier könntest du detailierter werden. gerade lief zu schnell ab. Er erkannte die verschwommene Figur seiner Peinigerin und Wohltäterin. Sie hockte vor der Kommode, und hielt sich eine Hand zittrig eine Hand vor die Brust. und hatte Der Kerzenschein hinter ihrem Kopf tauchte sie ein wie . Er hielt es für ein Marienbildnis.

Der Alte schüttelte sich wie ein nasser Hund.<-- vielleicht: wie bei der Taufe  Er brüllte in den Knebel <-- oha, gefesselt und geknebelt. Den Knebel würde ich erwähnen, wo du ihn zum ersten Mal gefesselt auf dem Stuhl beschreibst. , stürzte und kippte mit dem Stuhl vor zur Seite <-- wenn er nach vorne stürzt, dann fällt er mitten auf sein Gesicht, oder? anstelle "vor" vielleicht "zur Seite", dass er umkippte. Mit erneuerter Souveränität, kroch sie auf allen Vieren zu ihm auf ihn zu.
"Hast du etwa immer noch nicht genug?" Sie lächelte süffisant.
Zur Antwort trat er nach ihr. Als er sie am Schienbein traf, verdunkelte sich ihre Miene. Sie umklammerte seinen Hals, drückte zu und ließ locker im Intervall der Atmung locker. Er zappelte wie bei einer Massenevangelisation. Sie änderte variierte das Intervall, würgte ihn länger und härter kräftiger, und verkürzte die Ruhephase. Auf dem langsamen Weg zur Bewusstlosigkeit, während sein Kehlkopf brach, gelangte der Alte zur Transzendenz Er hatte seine Knie angezogen, den Kopf darauf gelegt. Er schwamm im des Fruchtwassers der Jungfrau.


LG,
Constantine
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Gast







Beitrag19.11.2013 12:27

von Gast
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Hallo Piezke!

Ich habe nur den ersten Absatz des Textes gelesen - einmal, weil ich nicht gerne Prosa lese am Bildschirm, dann aber auch, weil mir dieser erste Absatz überhaupt nicht gefallen hat. Ich gehe ihn mal durch:

Das übergelaufene Wachs der Grabkerze krallte sich am Rand der ausgegrauten Kommode fest, ...

Derlei lässt mich sofort misstrauisch werden gegenüber einem Text, es nimmt mich gegen ihn ein: Es wird eine Bildlichkeit bemüht, der sich "festkrallende" Wachs, die nur um ihrer selbst Willen da ist, aber nicht im Dienst der Geschichte steht.

Der Alte saß, gefesselt an einem Stuhl, davor.

Ich glaube, man sagt "an einen"? Dann solltest du das "davor" nicht so vereinzeln durch den Einschub; der Satz hat so überhaupt keinen Fluss. Und schließlich: Was meint "davor"? Vor dem Muster? Der Kommode? Da wäre es sicher besser, du nennst den entsprechenden Gegenstand. Du siehst die Szene vor dir als Verfasser - der Leser nicht!

Im Feuerschweif des heruntergebrannten Lichts, pulsierte der Glanz seiner Augen.

Das ist grässlich! Erstens kommt da kein Komma hin, aber vor allem diese völlig aus der Luft gegriffene Bildlichkeit, bei der nichts zusammenpasst, schreckt mich ab. "Im Feuerschweif des heruntergebrannten Lichts"?! Was soll ich mir dabei vorstellen? Der "pulsierende Glanz" ist nicht viel besser.

Ich denke, du solltest wirklich versuchen, die Dinge erst einmal nüchtern zu beschreiben. Zeig dem Leser, was ist, statt zu versuchen, ihn mit ausgefallenen Bildern zu beeindrucken. Das gelingt weit seltener, als man das als Verfasser wahrhaben möchte ...

Gruß,

Ferdi
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Christian Svensson
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 64
Beiträge: 24
Wohnort: Schwerin


Beitrag19.11.2013 12:42
Das Gute
von Christian Svensson
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ist dieser Teil:
Zitat:
Sie schritt zur Kommode und öffnete die oberste Schublade. Die Kerze flackerte heftig. In der Schublade ruhten Arbeitsutensilien des Alten, Fragmente seiner Vergangenheit und Gegenwart, Ritualwerkzeuge. Sie holte eine Zigarrenkiste hervor, entnahm die letzte Zigarre und kürzte sie auf drei Finger Breite. Er rauchte nicht mehr, schätzte aber das Aroma. Den Stumpen entzündete sie am Docht und paffte zweimal daran. Mit dem Qualm weihte sie die Kammer. Dann nahm sie einen tiefen Zug, beugte sich runter zu dem Alten und blies ihm den blauen Dunst ins Gesicht. Er schloss die Augen. Sie wippte den Zigarrenstummel zwischen Zeige- und Mittelfinger wie ein Trommler seinen Schlägel. Ihr Blick fixierte einen Punkt am Körper des Alten. Sie zwirbelte das brennende Ende in seine Oberschenkelinnenseite, knapp neben dem Penis. Es zischte. Sie öffnete ihm die Augen.


Liest sich flüssig, erzeugt auch Bilder. Bis hierhin würde ich normalerweise aber nicht kommen, da ich nach den ersten zwei Sätzen aussteigen würde.

Ich habe das Gefühl, dass du mehr Wert auf die Konstruktion von Bildern legst als auf die Story. Das tötet sie. Wie mein Vorredner sagte - schreib erst die Geschichte mit "normalen"Worten und dann überarbeite sie. Bilder und Vergleiche sind nur ein Mittel, um eine Story plastischer, besser und deutlicher zu machen. Hier erweckst du den Eindruck, als nutzt du die Story, um deine Fähigkeit, Bilder zu erschaffen, zu präsentieren.
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Piezke
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 132



Beitrag20.11.2013 01:09

von Piezke
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Vielen Dank euch. Damit kann ich was anfangen.

@Constantine: Uff, das ist ein Brett. Auf ein paar Anmerkungen gehe ich gesondert ein, aber ich berherzige alle.

Wer an der Schwelle zum Tod ist, sieht sein Leben an sich vorbeiziehen. Viele haben davon als religiöses Erweckungserlebenis berichtet. Diesen Gedanken habe ich weitergesponnen. Kleine Gewalttaten wecken späte Erinnerungen, große frühe. Das Verhältnis Domina zu Freier passt so gut dazu, weil es voller religiöser Parallelen ist.

Zitat:
Der Alte ist gefesselt. Wie schafft er es am Ende sich in die Embryohaltung zu krümmen?
Kursive Abschnitte sind Erinnerungen. Er war also nicht wirklich in Embryonalstellung, ist nur zum frühesten Punkt seiner Existenz zurückgekehrt.
Zitat:
Warum "bestellt" der Alte seine Züchtigung nicht bei Bedarf oder wie ein Junkie, weil es ihn nach Züchtigung bzw. einer Zeitreise giert.
Es ist ein teures Vergnügen und religiöse Zusammenkünfte funktionieren am besten zyklisch.
Zitat:

Die Frage für mich: Treibt den Alten eine Todessehnsucht an oder möchte er eher einen Reset und wünscht sich wiedergeboren zu werden? Hier könntest du seine Motivation genauer andeuten.
Konkreter will ich nicht werden. Der Alte würde dadurch an Profil gewinnen, aber der Glaube als vages Gefühl verlieren.
Zitat:
Ich mag den Vergleich nicht und finde ihn unpassend. Wenn du ihn behalten möchtest, müsstest du entweder anstelle "auftat" "aufgetan hatte" verwenden, ansonsten würde ich ihn weglassen.
Schade, denn der hat mich richtig selbstzufrieden gemacht. Razz Plusquamperfekt halte ich an der Stelle für unnötig. Die Kammer stellte sich immer so dar.
Zitat:

Vielleicht solltest du dich entscheiden, was deine Vergleiche angeht. Entweder ist der Alte ein Jünger oder ein Prophet. Oder ein Heiliger?
Prophetin wäre hier richtig, denn sie ist es, die sich vor ihren Jünger stellt.
Zitat:
Wie wäre es mit einer neunschwänzigen Katze, eine Peitsche, an deren Enden Knoten oder Gewichte aus Metall sind? Diese Peitsche würde die Haut definitiv stärker verletzen und der Geißelung besser dienen.
Ja, das schreit nach Recherche! In meinen Vorstellungen ist der Alte nackt. Bringe ich ein.
Zitat:
Der Schmerz liess ihn die Augen öffnen, oder?
Schon, aber das Fräulein ist seine Überbringerin.
Zitat:
eher Respekt, oder?
Taktgefühl. Es bezieht sich auf die Taktlosigkeit des Alten.

Zitat:
was sind das für Ohrfeigen? Die junge Frau erinnert hier eher an Bud Spencer.
Oh, Kieferbrüche sind nicht ungewöhnlich. Der Handballen hat viel Kraftpotenzial.


@ferdi: Wie kannst du einem Satz Bildlichkeit als Selbstzweck unterstellen, wenn dir der Gesamtkontext fehlt? Wachs und Kommode sollen stellvertretend den Alten charakterisieren. Das hielt ich für eine elegante Weise. Wenn es beim Leser nicht so ankommen kann, das wäre schlecht.

Beim zweiten Satz gebe ich dir Recht. Kein Fluss. Was "davor" meint, habe ich nicht weiter spezifiziert, weil Kerze, Kommode und Muster Teile einer Anordnung sind. Das hielt ich für eine Information, die der Zusammenhang überflüssig macht.

Satz drei: Ebenfalls Zustimmung. Das Flackern der Kerze spiegelt sich in seinen Augen wieder. Warum ich es nicht genau so geschrieben habe? Gute Frage. Das Bild soll verdeutlichen, dass im Alten noch die Lebenssäfte sprudeln.


@Christian Svensson: An deinem Gefühl ist was dran. Der Text fing als Übung an, Gegenstände zu charakterisieren und in einen symbolhaften Kontext zu setzen. Es hat sich aber recht früh eine Geschichte herauskristallisiert, die ich zu einem Ende bringen wollte. Die inflationär anmutende Bildhaftigkeit ist vielen, vielen Überarbeitungsschritten geschuldet. Ich fand: wenn ein Thema nicht in Bildern erstickt, dann Religion.


Ich schreibe nicht grundsätzlich in diesem Stil. Dass nüchterne Beschreibungen rar sind, liegt daran, dass ich sie nicht drin haben wollte. Mein Ziel war Verdichtung.

Nochmals vielen Dank für eure Mühe. Smile
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag20.11.2013 12:20

von Constantine
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Hallo Piezke,

danke für deine Antworten auf meine Fragen.

Zitat:

Zitat:
Warum "bestellt" der Alte seine Züchtigung nicht bei Bedarf oder wie ein Junkie, weil es ihn nach Züchtigung bzw. einer Zeitreise giert.


Es ist ein teures Vergnügen und religiöse Zusammenkünfte funktionieren am besten zyklisch.


Du hast recht. Ganz zu schweigen von der monatlichen Arztrechnung nach jeder Züchtigung. Vor allem, wenn Kieferbrüche und sonstige körperliche Schäden auftreten.

Zitat:
Zitat:
Vielleicht solltest du dich entscheiden, was deine Vergleiche angeht. Entweder ist der Alte ein Jünger oder ein Prophet. Oder ein Heiliger?

Prophetin wäre hier richtig, denn sie ist es, die sich vor ihren Jünger stellt.

Dass du mit "Prophet" die junge Frau meinst, kam bei mir nicht heraus, weil du davor das Zimmer beschreibst. Aus wessen Sicht wird sie als Prophet angesehen? Wenn er in ihr eine Prophetin sieht, dann würde ich das verdeutlichen. Meiner Meinung nach passt dieser Begriff nicht zu der Frau, weder aus ihrer von aus seiner Sicht. Was prophezeit sie? Welche göttliche Wahrheit verkündet sie? Und, ich gehe davon aus, dass Propheten eine gewisse religiöse Autorität besitzen. Der Alte tritt nach ihr. Was ich mir eher vorstellen könnte wäre vielleicht ein Vergleich mit einer Inquisitorin.

Zitat:
Sie öffnete ihm die Augen.

Das Fräulein ist die Überbringerin des Schmerzes. Soweit ok. In deinem Satz verstehe ich aber, dass sie an seine Augen fasst und seine Lider auseinander drückt, damit er sie ansieht. Vielleicht könntest du dein Anliegen anders beschreiben.

Zitat:
Wachs und Kommode sollen stellvertretend den Alten charakterisieren. Das hielt ich für eine elegante Weise. Wenn es beim Leser nicht so ankommen kann, das wäre schlecht.

Kam bei mir leider nicht so an. In deinem ersten Satz weiß der Leser noch nichts vom Alten. Der wird im zweiten Satz gefesselt davor sitzend beschrieben. Dass ein charakterisierender Zusammenhang zwischen Wachs, Kommode und dem Alten besteht, müsstest du dann verdeutlichen, wenn es dir wichtig erscheint. Für mich braucht es diesen Zusammenhang nicht, weil du bereits genug Metaebenen in deiner kurzen Geschichte hast.

LG,
Constantine
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BirgitJ
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Beitrag20.11.2013 12:42

von BirgitJ
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Moin Piezke,

ich habe den Text ganz durchgelesen, weil er nicht so lang ist. Noch weiter würde ich nicht lesen wollen. Die Bildhaftigkeit erdrückt mich. Satz für Satz hämmern die Bilder auf mich ein und wirken mehr und mehr, als hättest du dich an ihren berauscht. Sie wirken wie ein Selbstzweck und nicht mehr als würden sie eine Geschichte unterstützen. Zur Detailkritik bin ich deswegen auch gerade nicht in der Lage.

Gruß BirgitJ
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Piezke
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Beitrag21.11.2013 12:44

von Piezke
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Danke für eure Mühe. Smile

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ganz zu schweigen von der monatlichen Arztrechnung nach jeder Züchtigung.
Laughing
Zitat:
Dass du mit "Prophet" die junge Frau meinst, kam bei mir nicht heraus
Ich ging davon aus, die religiöse Terminologie davor würde das herausstellen. Sie "predigte" ihm Schmerz und "stigmatisierte" den morschen Holzboden. Die Erinnerungen des Alten sind die Prophezeiungen - ein bisschen weit hergeholt, ja?
Bei all den religiösen Bildern ist sie die einzige Autoritätsfigur. Er empfindet ihre Treffen als Akt der inneren Einkehr - sie verschafft ihm diese. Die Inquisition hat gegen Häresie gewirkt, aber der Alte ist ja ein Gläubiger.
Ich versuche den Text da eindeutiger zu machen.
Zitat:
In deinem Satz verstehe ich aber, dass sie an seine Augen fasst und seine Lider auseinander drückt, damit er sie ansieht.
Das Öffnen der Augen ist doppeldeutig. Daran an schließt eine Erinnerung. Der Schmerz hat also sein geistiges Auge geöffnet. Es mag Selbstgefälligkeit sein, aber gerade von solchen Doppeldeutigkeiten trenne ich mich ungerne.
Zitat:
Kam bei mir leider nicht so an.
Hm ... Ich hatte in einer früheren Fassung einen näheren Zusammenhang beschrieben, ihn aber während der Überarbeitung gestrichen, weil er mir zu bevormundend vorkam:

Das übergelaufene Wachs der roten Grabkerze krallte sich am Rand der ausgegrauten, abgestoßenen, zerkratzten und verlebten Kommode fest, und formte ein Muster wie auf einem Bidschar-Teppich. Der Alte saß, gefesselt an einem Stuhl, davor. Sein Körper war wie das Möbel, seine Haut wie das Wachs, aber der Glanz seiner Augen pulsierte im Feuerschweif des heruntergebrannten Lichts. Der Glanz zeugte von einem immer noch lebendigen Geist.


@BirgitJ: Immerhin habe ich mit der Länge richtig gelegen. Mir war klar, dass die Sprache keine Pause gönnt, deshalb wollte ich nicht noch mit Überlänge quälen.
Ziel der Bildhaftigkeit war durchaus Ausschweifung, Rausch - Wesensmerkmale von Sexualität und einigen Spielarten der Religion. Abgesehen von den Momenten der Erinnerung ist die Geschichte hauptsächlich Rausch.
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag21.11.2013 14:58

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Piezke,

Zitat:
Die Erinnerungen des Alten sind die Prophezeiungen - ein bisschen weit hergeholt, ja?

Meiner Meinung nach: ja. Wie gesagt, ich mag deine Geschichte und deine religiösen Wortspielereien/Doppeldeutigkeiten. In manchen Fällen klappt's, in anderen nicht und wirkt eher verkrampft. In dem Sinne: Einmal Brainstormen, welche Ausdrücke mir beim Begriff Katholizismus einfallen, und versuchen, so viele wie möglich in die Geschichte einzubauen.
Was die Inquisition angeht, so hat sie weitaus mehr gemacht, als nur gegen Häresie gewirkt, auch viele Gläubige sind ihr zum Opfer gefallen. Wenn ich mich recht erinnere, so fiel z.B. Johanna von Orléans der Inquisition zum Opfer, wurde später rehabilitiert und in diesem Jahrhundert heilig gesprochen. Ich persönlich fände den Begriff "Inquisitorin" für das Mädchen besser, in dem sie ihn züchtigt und ihn mit dem Schmerz seinem Glauben näher bringt/regelrecht einbläut. Als Prophetin sehe ich sie vergleichsweise nicht. Für dich passt der Begriff "Prophetin", so wäre mein Vorschlag es aus der Sicht des Alten zu vermitteln. Er sieht in ihr seine Prophetin. Ich glaube nicht, dass die Domina sich selbst als Prophetin ansieht.


Zitat:
Das übergelaufene Wachs der roten Grabkerze krallte sich am Rand der ausgegrauten, abgestoßenen, zerkratzten und verlebten Kommode fest, und formte ein Muster wie auf einem Bidschar-Teppich. Der Alte saß, gefesselt an einem Stuhl, davor. Sein Körper war wie das Möbel, seine Haut wie das Wachs, aber der Glanz seiner Augen pulsierte im Feuerschweif des heruntergebrannten Lichts. Der Glanz zeugte von einem immer noch lebendigen Geist.

Deine frühere Fassung leidet bei der Kommode an zu vielen Adjektiven und ich kann verstehen, warum du diesen Abschnitt überarbeitet hast. Sehr erklärend, damit man deinen beabsichtigten Vergleich sieht.
Meiner Meinung nach bedarf es dieses Bezuges der Kommode und Kerze zum Alten nicht. Da dein Text sehr kompakt ist, kann ich verstehen, dass du Gegenstände als Charakterisierung für deinen Prota einsetzen möchtest.
Wie wäre es mit diesem Vorschlag:
"Gefesselt an einem Stuhl, ruhte der Blick des Alten auf dem übergelaufenen Wachs der Grabkerze, die sich am Rand der ausgelebten Kommode festkrallte. Der pulsierende Feuerschweif des herunterbrennenden Lichts glänzte in seinen Augen."

LG,
Constantine
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Christian Svensson
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 64
Beiträge: 24
Wohnort: Schwerin


Beitrag22.11.2013 01:03
Ich noch mal
von Christian Svensson
Antworten mit Zitat

Bei dem geballten Symbolismus, den du verwendest, solltest du aufpassen, dass du nicht etwas als Fakt anerkennst, was keiner ist.

Zitat:
Wer an der Schwelle zum Tod ist, sieht sein Leben an sich vorbeiziehen.


Das ist schlichtweg nicht war. Es ist eine Legende, mehr nicht. Diejenigen, die tot waren danach, konnten es nicht mehr berichten. Es gibt Menschen, die aus einem Koma erwacht sind und das behaupten. Niemand kann das prüfen. Es gibt sehr viel mehr Menschen, die über ihre Nahtoderfahrungen etwas ganz anderes aussagen. So, als absolute Behauptung, wie du es schreibst, ist es ganz einfach falsch.
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Piezke
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 132



Beitrag22.11.2013 01:43

von Piezke
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Constantine hat Folgendes geschrieben:
auch viele Gläubige sind ihr zum Opfer gefallen.
Eben deshalb tendiere ich zur Prophetin, weil die Verhältnisse zwischen dem Alten und seiner Gönnerin klar sind. Deutlich machen, dass sie von seiner Warte aus eine Prophetin ist, das macht Sinn.

Deine Alternative zu meinem ersten Absatz finde ich gut gedacht, aber das Kerzenbild und die Einführung des Alten werde ich getrennt halten. In einem Satz wären das zu viele Informationen und gänzlich beschneiden will ich die Situation nicht. Da findet sich bestimmt eine gute Lösung.

@Christian Svensson: Ist mir bewusst. Ich dachte der Folgesatz hätte klargestellt, dass es mir um die konkreten Berichte von Menschen mit Nahtoderlebnissen ging, die angeblich ihr Leben als Film an sich vorbeiziehen sahen, und das als religiöses/spirituelles Ereignis empfanden. Aber danke für die Klarstellung, denn als Wahrheit wollte ich das nicht verkaufen (sonst hätte ich auch nicht von einem "Gedanken" gesprochen).
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag22.11.2013 15:37

von Constantine
Antworten mit Zitat

Zitat:
Eben deshalb tendiere ich zur Prophetin, weil die Verhältnisse zwischen dem Alten und seiner Gönnerin klar sind. Deutlich machen, dass sie von seiner Warte aus eine Prophetin ist, das macht Sinn.

 Daumen hoch

Zitat:
Deine Alternative zu meinem ersten Absatz finde ich gut gedacht, aber das Kerzenbild und die Einführung des Alten werde ich getrennt halten. In einem Satz wären das zu viele Informationen und gänzlich beschneiden will ich die Situation nicht. Da findet sich bestimmt eine gute Lösung.

Ja, der alternative erste Satz ist recht "voll" geworden. Die eigentliche Idee ist den Alten zuerst zu erwähnen, bevor du die Kerze und die Kommode beschreibst. Somit würdest du dich mMn eher deiner Intention nähern, dem Leser eine mögliche Assoziation des Alten zu den Gegenständen zu erlauben.
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Piezke
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 132



Beitrag25.11.2013 00:50

von Piezke
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ahh, klar, verstehe. Smile Ich habe ein paar Umformungen ausprobiert (eher probiert sie zu auszuprobieren), um zu sehen, wie man die Verbindung besser herausarbeiten könnte, ohne mit dem Finger drauf zu zeigen. Es ist mir nicht gelungen. Ich hänge wohl zu sehr am ersten Satz und der Text ist noch sehr frisch in meinem Bewusstsein.
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Mark_Brandis
Geschlecht:männlichWortedrechsler
M

Alter: 52
Beiträge: 86
Wohnort: München


M
Beitrag08.12.2013 02:32

von Mark_Brandis
Antworten mit Zitat

Den "krallenden Wachs" fand ich auch übertrieben. Ansonsten ist die Story aber spannend und interessant zu lesen. Weiter so.
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nilswundertsich
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 32
Beiträge: 101

Ei 7


Beitrag17.01.2014 17:26

von nilswundertsich
Antworten mit Zitat

Erstmal finde ich den Text auf einer Wirkungsebene sehr gut gelungen. Durch die vielen Bilder bleibt eine Athmosphäre hängen, ich hatte andauernd Filmszenen im Kopf. Sprachlich ist er tatsächlich etwas überladen, was mich aber nicht gestört hat, da ich die Intention verstanden habe. Ich glaube aber, dass daraus noch eine viel spannendere Geschichte werden könnte, wenn du sie wirklich verlängerst. So ist sie erstmal auf ihre Idee und ihre Symbolik reduziert, wenn du das alles quasi "verdünnst", könnte der Text noch etwas mehr atmen. Wahrscheinlich möchtest du das aber garnicht so haben^^

Trotzdem: Grade die Momente, in denen die Erinnerungen im Kopf des Alten auftauchen, oder die Momente, in denen die "Domina" auch direkt spricht, sind in der Form fast sowas wie Erholpausen. Du kannst, denke ich, die Geschichte wirklich etwas "durchlöchern" und "verdünnen", ohne dass die Rauschhaftigkeit verloren geht, indem du mehr trockene Details einfügst, die die Situation greifbarer machen. Oder du machst daraus einen Kurzfilm, der bräuchte das dann nicht wink Finde die Geschichte auch sehr geeignet dafür. Insgesamt sowieso sehr stark.


_________________
Du, Hase?, sagte der Bär. Bist du auch so müde?
Ja, sagte der Hase. Lass uns schlafen gehen.
Und Hase und Bär schliefen bis an ihr Lebensende.
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