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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2014
Bann [Prosa]

 
 
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Piezke
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 132



Beitrag30.03.2014 19:00
Bann [Prosa]
von Piezke
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Bann

Die Vergangenheit hing wie Silberdraht über dem Westwald und ihre Wächter perlten ihn entlang, um die Ausdehnung des Wildwuchses totzustarren. Doch seit 2007, seit Orkan Kyrill waren sie eigentlich nur noch Protokollanten. Am Horizont sah der Wald aus, als hätte man ihm einen Iro verpasst.

"Da vorne is ne Lichtung, die war letztes ma no nich da." Ein Junge in Flanelluniform wies einen Hügel hoch. Dabei malte er mit offener Hand Kreise in die Luft.
"Zeich ma." Sein Vater ging vor und klopfte beiläufig an eine Fichte. "Hörste, wie hohl das klingt? Steckt der Käfer drin." Und im Nuschelton zu sich selbst: "Nich der Wurm - der Käfer."
Zwei Männer begleiteten sie zum Zentrum des Waldes. Sie hielten Klemmbretter in der Hand, mit der sie früher den Seilzugstarter ihrer Kettensägen bedient hatten.

"Hier isse", sagte der Junge. Die drei Männer schauten sich um; sein Vater seufzte, die anderen trugen Zahlen in Tabellen ein.
"Deine Lichtung is keine Lichtung. Das hier is was Schlimmeres." Der Vater kniete sich vor eine abgeknickte Fichte und löste ein Stück Rinde. Darunter waren Fraßspuren in den Stamm geprägt, wie fremdartige sakrale Muster. Er fuhr sie mit dem Zeigefinger ab, ehe sie sich in alle Richtungen verliefen. Danach verdeckte er die nackte Stelle wieder.
"Is immer so. Erst kommt der Sturm, dann die Parasiten und am Ende wimmelts von neuen Kulturen."
Die Rede verfehlte ihren Adressaten. Sein Sohn stand schon in der Mitte des Holzfriedhofs, mit dem Kopf im Nacken.
"Was sind das für welche?"
Zwischen dem Windbruch ragte ein einsames Paar dicker, obsidianfarbener Stämme hervor bis zum Kronendach. Nachts wären sie gar nicht aufgefallen.
"Die gehörn hier nich hin, aber jetzt sind ses", sagte sein Vater und rieb sich das Kinn.
"Was kann man da machen?"
"Gib ma mein Messer." Er schnitt tiefe Kreuze in die Bäume und hobelte einen Streifen Rinde in ein Plastikdöschen.
"Sollen se ruhich hierbleiben, n angenehmes Leben bleibts nich."
Er markierte ihre Position auf der Karte, dann zogen sie weiter.

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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag31.03.2014 16:49

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Was sind "sakrale" Muster? Borkenkäferfraßspuren sind für mich wenig sakral

Die Geschichte erscheint mir manchmal ein bisschen aufgeblasen durch etwas gewollt spektakuläre Formulierungen.

So richtig warm werden tu ich mit der Geschichte nicht.
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag31.03.2014 17:34

von Piratin
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

ich tu mich immer schwer mit Dialekt, besonders bei einem Kurztext, der mich nicht viel über die Charaktere erfahren lässt oder deren Umfeld, sodass der Dialekt eher wie ein Fremdkörper im Text steht. Auch das Bild mit dem Silberdraht der Vergangenheit (soll wohl die Brücke sein) und seiner Wächter kommt unvermittelt zu Beginn, ohne dass ich hier den Zusammenhang zu den weiteren Texteilen erkennen kann. Ich habe also Schwierigkeiten, hier die "Wacht" als solche zu erkennen und auch den flüchtigen Augenblick sehe ich nicht.

So nun zu meinen Federn, die ich versuche in ein Schema zu bringen (Themaerfüllung -> maximal 3 Federn, Idee -> maximal 3 Federn, Sprache und allgemeiner Eindruck -> maximal 2 Federn, maximal einen Zusatzpunkt für persönliches besonderes Gefallen):
Themaerfüllung: 0
Idee: 2
Sprache und allgemeiner Eindruck: 0
macht 2 Federn
Viele Grüße
Piratin


_________________
Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen.
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag31.03.2014 19:11

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo,
das ist ein interessanter Text. Mir gefällt die Idee, dass die Wächter Förster sind. Auch dass die Burkakerle hier zwei Bäume sind, find ich okay. Aber mir fehlt die Brücke oder zumindest irgendeine metaphorische Verbindung zu einer Brücke.
Was mir auch Schwierigkeiten machte, war der Anfang. Das ist sprachlich sehr schön, aber es passt für mich nicht so ganz zu dem Rest. Das hat so wenig gepasst, dass ich erst spät kapiert hab, dass Orkan nicht ein Vorname ist, sondern ein dicker Sturm. smile
Aber auf jeden Fall interessant.
Viele Grüße.
Zufall
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Nicnak
Eselsohr

Alter: 39
Beiträge: 206
Wohnort: Pendler zwischen Berlin und Bayern


Beitrag31.03.2014 19:53

von Nicnak
Antworten mit Zitat

Hmm, die Geschichte gibt mir leider Garnichts.

Das Thema sehe ich verfehlt, und der Text ist recht ... joar ... Inhaltslos. Embarassed

Keine Spannung, keine Dramatik. Nur Waldarbeiter die ihre Route abchecken.
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag31.03.2014 21:26

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Deine Geschichte gefällt mir sehr gut.
Schön geschrieben. Ich mag diesen Vater und seinen Sohn sehr gerne.
Den flüchtigen Augenblick kann ich aber nicht erkennen.

Ich federe erst am Schluss und bewerte nach Themenumsetzung (Eingehalten und Kreativität), Inhalt und Sprache/Stil.


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag31.03.2014 22:32

von Dienstwerk
Antworten mit Zitat

Liebe/r Pokapro-Teilnehmer/in!

Herzlichen Glückwunsch, Du hast es geschafft, einen Text zu schreiben, der auf eine Postkarte passen könnte, zumindest, wenn man ihn mit einer Lupe liest. Möglicherweise ist Dein Werk ein Gewinnertext, vielleicht landet er im guten Mittelfeld, unter Umständen fällt er auch völlig durch und purzelt auf den stark umkämpften letzten Platz.

Erhält Deine Ministory unterirdisch wenige Federn von mir, dann könnte das an mir liegen, weil ich sie nicht verstanden habe oder an Dir, weil Du es nicht verstanden hast, sie mir verständlich zu machen. Vermutlich kommt eine Mischung aus beiden Gründen in Betracht. Gleiches gilt für übermäßig viele Federn - nur umgekehrt.

Ich bewerte nach Bauchgefühl, persönlichem Gefallen, tagesformabhängig und ich versuche, fair zu sein. Manchmal ist es draußen schon dunkel, oft ist es gar nicht mehr hell. Es ist wirklich sehr schwierig, um diese Uhrzeit die Sonnenuhr zu lesen. Aber ich gebe mir Mühe. Ah, cool - der Mond scheint und da unten rechts blinkt 22.20. So, es geht los. Ich beginne zu lesen:

Thema:
„Die Wacht“ (Wächter, Wache, Aufsicht, Bewahrer, wachen, überwachen, bewachen, bewahren, beobachten, aufpassen, kontrollieren etc.) - szenischer Augenblick, OHNE Pointe (aber nicht zwangsläufig ohne Spannung), direkter oder metaphorischer Bezug zum Bild (Brücke/Übergang, Leute, Gestalten/Schatten/Hügel, Wald/Schlucht/Abgrund...)

Meine Bewertungskriterien:
- Thema nicht getroffen, teilweise, gut bis perfekt getroffen (0-3)
- Thema sauschlecht, irgendwie, gut oder grandios umgesetzt (0-3)
- Zusatzfedern für Idee, Sprachgefühl, nach Gutdünken oder als Trost (1-3)
- Titel lasse ich außen vor, es sei denn, er ist total daneben, dann Abzug

Anmerkung:
Bewertung erfolgt erst, wenn ich alle 41 40 Texte gelesen habe, aber ich mache mir natürlich zu jedem einzelnen Text meterweise Notizen. Schließlich kann sich nach oben oder unten bis zur letzten Sekunde noch was ändern. Eine Feder hast Du in jedem Fall sicher. wink

Vorweg: Ich mag übertriebene Umgangssprache bzw. Dialekt in geschriebener Form nicht. Auch nicht in wörtlicher Rede. Ich glaube, es gibt mindestens noch einen Text, der so ähnlich aufgebaut ist. Aber der Kontrast zur Beschreibung ist stark. Vorgaben eingehalten. Zwei alte Bäume, die noch eine Weile dem Verfall trotzen. Die Brücke als Silberdraht - schön. Insgesamt gelungen, auch sprachlich, trotz Nuschelidiome. Federn zu gegebener Zeit.

Ende blinkt: 22.33

Liebe Grüße, Ana

*
*
*

Nachtrag 04.04.14

Meine Bewertungen im Detail:

2 x 1
9 x 2
9 x 3
4 x 4
5 x 5
4 x 6
4 x 7
1 x 8
1 x 9

Nachtrag 08.04.14

Ich korrigiere mich bei diesem schönen Text um einen Bewertungspunkt nach oben, also 7 Federn. Nun schmeiße ich aber nicht 40x den Durchschnitt um. Rest bleibt so.
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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3761



Beitrag01.04.2014 05:21

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

Hm. Der erste Satz passt so rein gar nicht zum Resttext und ist mir auch zu blumig-kryptisch nichtssagend, so eine Art Wortsahne ohne Inhalt. Der restliche Text besticht dann hauptsächlich durch sein Nuscheln Laughing Insgesamt kann ich mit deinem Text eher wenig anfangen, für mich kommt da kaum Stimmung rüber, da er hauptsächlich aus dem Nuscheldialog besteht. So hie und da etwas mehr Beschreibung sowie Sinneseindrücke würden die Szene interessanter machen, finde ich smile
Das Thema Wacht und den Augenblick hast du gut eingefangen, wobei das mit den andersartigen Bäumen, die er markiert, schon eher nach einer Pointe riecht (da die Szene durch die Lichtungssuche darauf hinarbeitet).


_________________
If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
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Sanuk
Geschlecht:männlichWortedrechsler
S

Alter: 60
Beiträge: 61
Wohnort: Frankfurt am Main


S
Beitrag01.04.2014 13:21

von Sanuk
Antworten mit Zitat

Bei dem Wort "perlten" komme ich ins Stolpern. Das scheint mir leider nicht ganz zu passen. Nachdem ich mich wieder hochgerappelt habe, stosse ich auf oder vielmehr gegen die Dialoge.
Die Umgangssprache stört mich daran nicht, aber was gesagt wird, ist ... mir ein wenig zu nichtssagend.
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fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2758
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag01.04.2014 13:24

von fancy
Antworten mit Zitat

Hallo,

auch diese Geschichte enthält sich er mehr, als sich mir nach der ersten Lektüre erschließt. Später ggf. mehr.
Die Brücke habe ich auf den ersten Blick nicht entdeckt.

Ob Protokollanten auch Wächter sind? Auf eine Art sicher.

Liebe Grüße

fancy
Federn von mir.


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Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag01.04.2014 19:02

von holg
Antworten mit Zitat

Bild - Wald und seltsame Gebilde sind da. Der Silberdraht vielleicht die Brücke?
Wacht - die Waldwächter sind auf Streife
Moment - ja, ist eine Momentaufnahme

Es sind einfache Leute, die nicht recht zu der gar nicht einfachen Sprache des Textes passen wollen. Das tut gut. Das:
"ihre [der Vergangenheit] Wächter perlten ihn [Silberdraht] entlang, um die Ausdehnung des Wildwuchses totzustarren"
klingt toll. Ich tu mich nur schwer, dem einen Sinn zu entnehmen.

Flanellhemden habe ich schon gesehen, eine ganze Uniform aus dem Stoff noch nicht.
Aber das sind Erbsen. Die Stimmung trägt und die Geschichte ist schön mystisch. Es wird nicht herumerklärt. Ich muss mir selbst was dabei denken.

Das Motiv der Wacht ist mir ein bisschen unterbeleuchtet. Sonst gefällt mir, was ich lese im Großen und Ganzen.


_________________
Why so testerical?
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timcbaoth
Leseratte


Beiträge: 114



Beitrag01.04.2014 20:43

von timcbaoth
Antworten mit Zitat

Die Geschichte weckt stark mein Interesse, aber ich komme nicht dahinter, worum es eigentlich geht. Der Text gefällt mir sehr gut, könnte ich mir als Prolog einer längeren Story vorstellen. Ich sehe leider die Vorgaben nicht völlig erfüllt, da mir die Handlung zu lang vorkommt.

Idee: 7
Stil: 8
Vorgaben: 6
Gefühl: 9

=> 8 Punkte


_________________
Liebe Grüsse
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag01.04.2014 21:01

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo Pokaproschrei,

jetzt erst einmal still, ich muss mich konzentrieren.


Zitat:
Die Vergangenheit hing wie Silberdraht über dem Westwald und ihre Wächter perlten ihn entlang, um die Ausdehnung des Wildwuchses totzustarren.


Der Eingangssatz passt sprachlich nicht zum übrigen Text. Da warst du etwas inkonsequent.

Und sonst? Darf man Protas in Schriftsprache so reden lassen. Ich denke durchaus. Allerdings sollte dann dieser laxe Umgang nicht im Text übernommen werden.

Zitat:
Am Horizont sah der Wald aus, als hätte man ihm einen Iro verpasst.
Hier spricht kein Prota, sondern der Autor.

Ich kann nicht beurteilen, ob die Sprache authentisch ist. Unterstelle das aber mal.

Gut gefallen hat mir, dass dein Text sich deutlich von allen anderen in seiner Thematik unterscheidet. Alle Vorgaben kann ich heraus spüren.

5 Federn


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag01.04.2014 21:33

von Constantine
Antworten mit Zitat

Positiv:
Die Vorgabe der maximalen Wortanzahl wurde beibehalten: hier 329 Wörter. check.
Thema. Die Wacht. ja. check.
Teile des Bildmotivs wurden verwendet. check.
Formale Umsetzung: gut und flüssig geschrieben.


Negativ:
-Pointe: In einer Schneise eines Waldes im Tal, die irrtümlich für eine Lichtung gehalten wurde und eher wie ein Waldfriedhof aussieht, werden zwei ungewöhnliche obsidianfarbene Bäume entdeckt. Für mich eine ungewöhnliche Entdeckung, die nur vom Jungen mit Beachtung bedacht wird.

-Inhalt:
Dass diese beiden Bäume auf der "Lichtung" niemandem außer dem Sohn zuerst auffallen, kommt mir vom Szenenablauf etwas konstruiert daher. Man müsste diese auffälligen Bäume spätestens beim Betreten der Schneise sehen, wenn nicht sogar schon vorher.

Auch der Sohn spricht im Akzent, aber dies wird an zwei Stellen nicht durchgezogen:
"Was sind das für welche?"
"Was kann man da machen?"


Die Charakterisierung des Vaters: Einen angefressenen Baum fährt er mit seinem Zeigefinger ab und sinniert über dem Käferbefall, aber die beiden ungewöhnlichen obsidianfarbenen Bäume nimmt er mit einem Schulterzucken wahr, entnimmt eine Probe und markiert sie. Warum sinniert er nicht darüber, warum sie her sind, obwohl sie nicht hier hingehören? Woher kommen diese beiden Bäume? Der Vater scheint es zu wissen, erklärt es seinem Sohn aber nicht.


Von der Befederung her liegt dieser Text für mich im zweiten Drittel.
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag02.04.2014 08:39

von Lapidar
Antworten mit Zitat

Neugierig bleibt mir die Frage: welche Bäume sind das? Mammutbäume?
Die über blieben? Den Käferfraß überlebten?
Waldsterben. Borkenkäfer.
Interessante Umsetzung.


_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
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Eulenbaum
Klammeraffe
E


Beiträge: 867



E
Beitrag02.04.2014 09:55

von Eulenbaum
Antworten mit Zitat

Zitat:
Die Vergangenheit hing wie Silberdraht über dem Westwald und ihre Wächter perlten ihn entlang, um die Ausdehnung des Wildwuchses totzustarren.


Hört sich erstmal gut an, gekonnt, ist aber letztlich nicht verständlich für mich.

Aber von vorn:
Thema "Wacht" ist umgesetzt, Postkartenmotiv verwendet (Wald, Abhang, die Stämme am Schluß sind, denke ich, die zwei Felsen/Figuren der Postkarte). Offenes Ende.

Ich sehe alles vor mir, die Geschichte ist so erzählt, daß man die Probleme der Figuren nachvollziehen kann.

Schöne Stelle:
Zitat:
"Is immer so. Erst kommt der Sturm, dann die Parasiten und am Ende wimmelts von neuen Kulturen."
Die Rede verfehlte ihren Adressaten. Sein Sohn stand schon in der Mitte des Holzfriedhofs, mit dem Kopf im Nacken.


Auch schön und die Farbe ist natürlich Klasse:
Zitat:
einsames Paar dicker, obsidianfarbener Stämme

Ich sehe die beiden Protas vor mir, sehe die Landschaft, in der sie sich bewegen, sehe die Genauigkeit des Vaters bei der Arbeit, der Sohn macht die Arbeit auf seine Weise, ist eher der Impulsgeber.

Der Anfang ist da anders. Eine Wendung ist gelungen, wichtig, zum Freuen:
Zitat:
Doch seit 2007, seit Orkan Kyrill waren sie eigentlich nur noch Protokollanten
.

Das Andere ist mir zu gewollt, am Ende flappsig.

Der Text hätte dichter bei den Figuren beliebn sollen, der Anfang dreht sich zum teil um sich selbst, ist der Geschichte ohne wirklich verknüpfte Begründung "überstellt", laso nicht auf der ebene der Geschichte, sondern etwas freischwebend, mit eigenem, versuchten, aber nicht stringent durchgehaltenen Ton. Selbst wenn der dem Anfang eigene Ton durchgehalten sein würde, würde das immer noch außerhalb der Geschichte stehen, ohne Motivation aus der Geschichte heraus.

Dadurch verliert die Geschichte an Bild-Schärfe, die sie durch die eigenwillige Figurenzeichnung an sich hat.

Gruß,
Eulenbaum
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag02.04.2014 09:59

von Jenni
Antworten mit Zitat

Waldzerstörung, die Wächter des Waldes haben nicht mehr viel zu tun als seinen Untergang zu protokollieren ... Mich wundert, dass du einen Orkan hast den Wald zerstören lassen, eine Naturgewalt, und nicht den Menschen.
Ich finde das gut. Denn genau so eine schicksalsergebene Resignation ist genau die Stimmung, die der Text mir vermittelt. Da kann man nichts machen ...

Sprachlich fand ich das ganz erfreulich zu lesen. Ich empfinde die Szene als sehr bildlich.
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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4952

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag02.04.2014 11:05

von KeTam
Antworten mit Zitat

Ein Text der mich gezwungen hat genauer hinzuschauen. Das gefällt mir.
Es hat eine ganze Weile gebraucht, bis mir klar war, was mir der Text sagen will ...
Ich finde deine Umsetzung des Themas sehr eigen, hebt sich auf jeden Fall ab!
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Belzustra
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 37
Beiträge: 344
Wohnort: Belgien


Beitrag02.04.2014 17:04

von Belzustra
Antworten mit Zitat

Hallo,

so richtig gefallen will mir dein Text irgendwie nicht, obwohl ich die Dialoge mag, die du deinen Figuren in den Mund legst. An einer Stelle jedoch hätte ich eine andere Wortwahl verwendet.

Zitat:
"Was sind das für welche?"

Vielleicht eher: "Was sin n das für welche?" oder so ähnlich.

5 Federn
LG


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Vivre est une chanson dont mourir est le refrain. Victor Hugo
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1444



Beitrag02.04.2014 21:34

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Die Vorgaben sind excellent erfüllt.
Das Thema ist interessant und sehr originell gewählt.
Der Stil ist professionell.

ganz viele Federn wink

Martin


_________________
Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows.
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Berti_Baum
Reißwolf


Beiträge: 1214
Wohnort: Immerheim


Beitrag03.04.2014 08:03

von Berti_Baum
Antworten mit Zitat

Ich überlege die ganze Zeit, was es mit den obsidianfarbenen Stämmen auf sich haben könnte; vermutlich der Bezug zu den beiden schwarzen Gestalten im Bild. Eigentlich ein ganz nette Geschichte mit einiger Tiefe. Trotzdem bleibe ich irgendwie ratlos zurück.

Edit: Habe jetzt nach mehrmaligem Lesen +1 gegeben, da sich die Geschichte durch seine Außergewöhnlichkeit doch deutlich von der Masse abhebt.


_________________
Der Junge, der Glück brachte (Jugendbuch/2013)
Das Mädchen, das Hoffnung brachte (Jugendbuch/ November 2014)
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Rache und roter Schnee (Thriller/Oktober 2015)
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Asche und alter Zorn (Thriller/August 2016)
Ein kleines Verbrechen (Thriller/Dezember 2016)
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DoroThea
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 57
Beiträge: 90
Wohnort: Dresden


Beitrag04.04.2014 18:57

von DoroThea
Antworten mit Zitat

Anfangs wusste ich nicht, ob mir die bewusst gewählte Umgangs-/Dialekt/-Sprache gefallen würde. Die ersten beiden Sätze sind für meinen Geschmack auch zu konstruiert. Ein ziemlicher Gegensatz zur dann für den Dialog gewählten Sprache. Die Idee des Waldfriedhofs mit den obsidianfarbenen "Bäumen" gefällt mir sehr gut, weil sie konkret mit einer Naturgewalt verbunden ist.

_________________
DoroThea
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