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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3374 Wohnort: bei Freiburg
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24.11.2013 22:00 Die Welt hinter den Spiegeln (Prosa) von Michel
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„Sie werden es nicht bereuen.“
Die Rezeptionistin lächelt mir aufmunternd zu, als ich das Patientenformular unterschreibe. Woher sie ihre Gewissheit nimmt, sagt sie nicht. Wer dorthin gegangen ist, wohin ich ich heute reise, kommt nicht zurück, um über seine Erfahrungen zu berichten.
Ein zweites Formular geht sie gemeinsam mit mir durch. Info-Seminar „Interspeculare Conclusio“ besucht? Häkchen. Patientenverfügung unterschrieben? Häkchen. Dann testet sie, ob ich tatsächlich verstanden habe, worauf ich mich da einlasse. Spiegeltherapie, was ist das? Eingeschlossen zwischen hochreflektierende Spiegel, dann hinter die Spiegel katapultiert, außerhalb der bekannten Zeit – hochtrabender Nonsens oder reale Forschung? Ich habe keine Ahnung, trotzdem bestätige ich mein Vertrauen in die Wissenschaft der Reflexion. Eine ganze Weile geht das so weiter, bis ich mich zurück an die Uni versetzt fühle, ins Prüfungsamt, wo ich nicht nur Schein türken musste, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Hier dagegen geht alles glatt. Bescheinigung zweier unabhängiger Ärzte über terminale Erkrankung? Wunderbar, letztes Häkchen. Sie druckt ein weiteres Formular aus und lässt mich unterschreiben, dass ich über das Verfahren und seine Risiken und Nebenwirkungen ausführlich informiert worden bin.
Bin ich das? Wie gut kann man aufgeklärt werden, wenn die Behandler nicht einen einzigen ihrer Patienten wiedersehen, um ihn zu befragen? Das hier ist die letzte Reise.
Egal, denke ich. Wenn es schief geht, werde ich keine Gelegenheit haben, mich zu beschweren. Also packe ich den Kugelschreiber und setze die vielleicht letzte Unterschrift meines Lebens auf den feinen Strich rechts unten.
Ob ich Familie dabei habe? Ich schüttle den Kopf. Eltern tot, keine Geschwister. Freunde? Fehlanzeige. Ich habe meine Gründe, hier zu sein.
Sie geht mir voraus, einen dezent ausgeleuchteten Gang entlang. An der Wand Vitrinen mit einer Maus, einer Katze, einem Affen darin, ausgestopft.
„Die haben wir alle lebend zurückgeholt“, erklärt die Rezeptionistin und verschweigt, dass die Tiere die Rückkehr nur um wenige Atemzüge überlebt haben. Immer noch besser als Laika, die von den Russen ins All geschossen wurde und dort binnen kürzester Zeit verreckte. Wohin sie mich schießen, weiß ich nicht, aber der Orbit ist ein Klacks dagegen.
Was soll's, meine Unterschrift hat sie ja schon.
Der Boden schluckt jedes Geräusch ihrer Louboutins, und ich komme nicht umhin, ihre makellosen Waden zu bewundern. Ich bemühe mich, mit ihr Schritt zu halten, aber als wir den Bürotrakt verlassen und sie vor einer breiten Tür ohne Klinke anhält, schnappe ich doch nach Luft und versuche gekrümmt eine Position zu finden, in der ich die Schmerzen ertragen kann.
Die Rezeptionistin übergibt mich ihrer Kollegin von der Forschungsabteilung. Gleiche Schuhe, registriere ich, aber darüber ein weißer Kittel mit etlichen Kugelschreibern, eine lächerliche Maskerade, als werde sie mir gleich Blut abnehmen und mich an den Tropf hängen. Ihre weißblonden Haare hat sie in einen strengen Knoten gezwungen, ihr Make-Up ist dezent, ihr Parfum nur eine Andeutung. Sogar ihr Lächeln wirkt steril, als sie die Routinen mit mir durchgeht.
„Das Verfahren ist neu. Was zwischen den Spiegeln passiert, kann niemand genau sagen – noch nicht. Wir vermuten mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Lichteffekt Sie hinter die Spiegel führt. Was genau dort ist, wissen wir nicht. Wir wissen nur: Wenn wir Sie zurückholen, sterben Sie innerhalb weniger Augenblicke. Aber wenn die Wissenschaft so weit ist, Ihre Krankheit zu heilen, sollten wir auch dieses Problem gelöst haben.“
Und das soll Wissenschaft sein.
„Sie haben jetzt die Gelegenheit, Ihren Schritt noch einmal zu überdenken. Wenn wir mit der Behandlung beginnen, gibt es – im Wortsinne! – kein Zurück.“
Ich überdenke nicht, ich will einfach, dass es jetzt endlich los geht, und das sage ich auch. Sie nickt knapp und geht voran. Das Geräusch der Tür, die sich hinter uns schließt, weckt Bilder der Radiologiestationen, die ich in den letzten Jahren kennen gelernt habe. Aber anders als im Krankenhaus öffnet sich kein Saal voller obskurer Maschinen, sondern eine Kammer, die an die Umkleide eines mondänen Schwimmbades erinnert und nur wenig kühler ist als eine Privatsauna.
Schön. Dann werde ich in den letzten Minuten wenigstens nicht frieren.
Eine knappe Erklärung der kühlen Blonden, die kein Wort der Aufmunterung verliert, keinen Abschiedsgruß, wofür ich ihr dankbar bin. Dann schnappt auch diese Tür hinter mir ins Schloss. Ich entkleide mich, hänge Hemd und Hose ordentlich auf die bereitgestellten Bügel und packe Socken und Unterwäsche in einen Abfallsack, den ich verknote. Wenn ich gehe, will ich keine Spuren hinterlassen, auch keine riechenden. Im Spiegel vor mir betrachte ich noch einmal die zahllosen Narben, die der vergebliche Kampf der High-Tech-Medizin um mein Leben hinterlassen hat, und die nicht zu übersehenden Spuren der Krankheit. Gut, dass dieses Kapitel nun abgeschlossen ist.
Dann wird mit einem hässlichen Summen die zweite Tür entriegelt. Ich trete hindurch in einen Raum, der noch kleiner ist als die Umkleidekabine. Er hat eher das Format eines etwas zu großen Sargs und ist vollständig von Spiegeln ausgekleidet. Boden, Decke, Wände: Überall blickt mir mein von der Krankheit gezeichnetes Ebenbild entgegen, wird von den Spiegeln vor, hinter, neben, über, unter mir zurückgeworfen und ins Unendliche vermehrt. Anders als im Spiegelkabinett auf dem Jahrmarkt sind diese Spiegel perfekt gefertigt und so exakt ausgerichtet, dass ich nicht die leiseste Krümmung in der endlosen Folge kranker Körper sehen kann, die sich im Gleichtakt bewegen wie ein morbides Ballett des Sterbens. Dann fällt die Tür zu, und ich stehe im absoluten Dunkel.
„Wir werden zunächst den Raum noch einmal kalibrieren“, tönt die Stimme der Blonden aus einem unsichtbaren Lautsprecher. „Dazu führen wir eine minimale Menge Lichtenergie zu.“
Gesagt, getan. Von irgendwo blitzt es kurz auf, ein winziger Lichtpunkt nur, aber der wird von den Spiegeln und ihrer Spiegelung zurückgeworfen. Ich stehe nackt in der Mitte all dessen und stelle mir vor, wie die Photonen wie Billardkugeln von den Spiegeln abprallen, nur um einen nicht messbaren Augenblick später auf weitere Spiegel zu treffen. Völliger Irrsinn, physikalisch gesehen, aber es funktioniert. Noch lange nach dem Einschuss des Lichtes blitzen in allen Richtungen winzige Lichter auf, als seien sie erst am Rand des Universums gespiegelt worden und kehrten jetzt zögernd zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
„Jetzt geradeaus blicken und nicht mehr bewegen“, ertönt die Stimme der Blonden. „Ich zähle von fünf rückwärts. Bei zwei halten Sie bitte die Luft an. Fünf – vier – drei – zwei ...“
Ich höre auf zu atmen. Die letzten zwei Sekunden meines Lebens, denke ich noch, da kommt schon der Blitz.
Für einen winzigen Moment kann ich in der blendenden Helligkeit um mich herum die Armee kranker Körper erkennen, ihre Operationsnarben, die von der Strahlenbehandlung verbrannten Hautstellen, dann wird es schlagartig dunkel.
Ich bin tot.
Jetzt müsste ich fallen, mein entseelter Körper müsste auf dem verspiegelten Boden zusammenbrechen, Kot und Urin lassen – hoffentlich muss die Rezeptionistin das alles aufwischen, denke ich in einer Art Post-Mortem-Ironie. Dann merke ich, dass ich nicht falle. Da ist kein Boden. Da sind keine Wände. Da ist – nichts. Ich schwebe in einer Art dunkelgrauem Nichts ohne Wegmarken und Grenzen, ein Raumfahrer in der Schwerelosigkeit, nur ohne Raumanzug. Vor mir sehe ich meine Hände, kann sie bewegen, mir an die Nase fassen, an den Bauch, an die zahllosen Beulen und Dellen meines misshandelten Körpers. Ich spüre ihre Berührung.
Und den Schmerz.
Mein alter Bekannter ist wieder da, unbeeindruckt von dem grauen Nichts um uns herum. Ich krümme mich in der Schwerelosigkeit, ächze – nichts ist zu hören, zu riechen, zu sehen. Nur der Schmerz ist da, um mir Gesellschaft zu leisten. Die zahllosen Spiegelbilder – fort, die Stimme aus dem Lautsprecher – verschwunden. Ich bin allein.
Ich rudere herum, suche nach irgend einem Hinweis, wo ich bin, wo oben ist, wo ich hergekommen bin. Nichts. Ich kann nicht sagen, ob ich mich drehe wie ein Brummkreisel oder mit hoher Geschwindigkeit dahinfliege. Nichts, nur Grau nach allen Seiten. Und Schmerzen.
Ich fluche lautlos – auch meine eigene Stimme kann ich nicht hören. Ich rufe um Hilfe, ich schreie jämmerlich, aber kein Laut dringt an meine Ohren, auch nicht der meiner versagenden Stimmbänder.
Ich werde es nicht bereuen? Wenn ich den Weg zurück finde, werden sie es bereuen, bitterlich werden sie es bereuen!
Weitere Werke von Michel:
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
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25.11.2013 16:40
von Jack Burns
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Gemessen an die knappe Zeit, ist das hervorragend geschrieben.
Inhaltlich erinnert mich das Ende an Poe.
Da wird reichlich gefedert!
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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25.11.2013 21:31
von Einar Inperson
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Das Nichts, wie ich es mir ähnlich auch vorstelle. Starker Text.
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Akiragirl Dünnhäuterin
Alter: 33 Beiträge: 3632 Wohnort: Leipzig
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26.11.2013 23:56
von Akiragirl
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Liebe/r FFF-Teilnehmer/in!
Aufgrund von chronischem Zeitmangel kann ich diesmal leider nur kurze Kommentare, stichpunktartige abgeben. Ich habe jedoch jeden Text mindestens zweimal gelesen und mich um annähernd objektive Kriterien bemüht. Pluspunkte gab es für eine originelle Umsetzung des Themas, interessante Figuren, einen guten Stil und Geschichten mit richtigem Anfang und Ende sowie einem klar erkennbaren Verlauf/Spannungsbogen. Abzüge dagegen für allzu viele Fehler im Text (ein paar sind verzeihbar beim FFF), stereotype Darstellungen, Logikprobleme oder „unrunde“ Geschichtsfragmente. Bei alldem habe ich die knappe Zeit immer versucht im Hinterkopf zu behalten.
Zur Geschichte „Die Welt hinter den Spiegeln“:
+ tolle Idee, die sich von anderen Geschichten abhebt und nicht naheliegend war
+ Anfang weckt direkt Interesse und baut Spannung auf
+ einige sehr gute Sätze und Vergleiche drin, z.B. „morbides Ballett des Sterbens“
+ klarer Verlauf; „Pointe“ am Schluss, die so nicht vorhersehbar war
- eventuell etwas viel „reingepackt“ in eine relativ kurze Geschichte
Bewertung: 8 Federn.
Meine Durchschnittswertung war: 4,7 Federn
Liebe Grüße
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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27.11.2013 01:13
von Constantine
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Die Idee der Geschichte finde ich interessant. Sprachlich zu Beginn etwas zu hektisch und holprig geschrieben, aber ab der Mitte wird's besser.
Spiegel-Thema ok umgesetzt und der 1. und letzte Satz passen auch.
Die Befederung ist im Vergleich zu den anderen Beiträgen im mittleren Drittel.
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shatgloom Eselsohr
Beiträge: 372 NaNoWriMo: 27985 Wohnort: ja, gelegentlich
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27.11.2013 20:25
von shatgloom
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Bei diesem Text gefällt mir die Sprache. Die Vorgaben sind erfüllt, der Text liest sich flüssig und das Thema ist originell umgesetzt, wenn ich auch nicht alles verstehe.
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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27.11.2013 20:33
von KeTam
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Ich find deinen Text interessant und auch sehr flüssig geschrieben. Naja, ganz glaubhaft ist das natürlich nicht, dass die Protagonistin sich in dieses Abenteuer begibt, schon etwas leichtsinnig und unüberlegt. Auch mit dem Hintergrund ihrer Schmerzen. Trotzdem hats mich reingezogen und gefallen auch.
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Gast
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28.11.2013 14:52 Eine interessante Idee, von Gast
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den Spiegel mit einer Behabdlung im Krankenhaus zusammen zubringen. Schließ ihn weg und wenn wirs behandeln können holen wir ihn zurück. Wie man sich in der Dunkelheit zurüchtfindet sei dahingestellt.
Ich bin mir nicht sicher ob einige wissenschaftlich angehauchten Wörter sein müssen. Von der Logik her tut das keinen Abbruch, aber für den Leser kann das schwierig werden. Schöne Geschichte, gern gelesen!
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Kateli Eselsohr
Alter: 47 Beiträge: 256 Wohnort: D-Süd
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28.11.2013 19:02
von Kateli
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Ächz ...
Mist, wie gut ist das denn! Versteh mich nicht falsch, ich gönn dir die gute Idee, aber sie zu lesen nimmt mich wirklich mit ... also ist sie gut gemacht
Erinnert mich ein bisschen an ein Ding von Stephen King, "The Jaunt" oder "Travel", habe beides im Kopf. Man sollte sich nur auf Dinge einlassen, von denen man eine vage Vorstellung hat ... wer weiß, wie es den ganzen schockgefrosteten Kryo-Zeit-Überdaurern geht, die auf Heilung im nächsten Jahrhundert/-tausend warten? Wobei die ja beim Einfrieren schon hinüber sind (hoffe ich).
Die Idee gefällt mir wirklich gut, und die Umsetzung ist für die zwei Stunden und auch für die Länge des Textes gut gelungen - wäre es meine, würde dennoch beim Überarbeiten ein Großteil des "Vorlaufs" rausfliegen. Manches geht mir zu sehr ins Detail, nicht, dass deswegen was unglaubwürdig wäre, sicher geht einem all das durch den Kopf, aber ich würde etwas mehr Tempo bevorzugen, die Vergangenheit nur angerissen haben wollen. Ich hatte öfters das Gefühl, es soll mir etwas als plausibel verkauft, Motive erklärt werden. Normalerweise ist das auch echt wichtig - aber das hier ist eh so abstrus und lebt auch nicht unbedingt nur von Glaubwürdigkeit, dass ich mir das kürzer, knapper, knackiger, selbstverständlicher vorstellen könnte, ohne dass ich das Gefühl hätte, nachfragen zu müssen.
Gott, ich hab mich glaub ich auch schon mal verständlicher ausgedrückt - sorry.
Komisch fand ich, dass ich nicht einschätzen konnte, ob da ein Mann oder eine Frau erzählt. Ist das wichtig?, fragte ich mich dann, muss man das? Oder darf ich das dem Leser überlassen? Klar, eigentlich schon. Ich stelle mir also eine Frau vor. Dann kommen die Schuhe mit den hohen Absätzen und der roten Sohle, passt, eine Frau erkennt die. Aber bewundert sie auch die fremden Waden?
Vielleicht ja, weil sie so gesund aussehen, eher neidvolles Bewundern also. Vielleicht aber auch nicht, weil zu weltlich, zu profan, und wenn der Schmerz mein Denken und meinen Körper so sehr beherrscht, dass ich freiwillig eine Reise nach Never-come-back antrete - fallen mir dann High Heels und Waden auf??
Das Ende ist dann schon ein Knaller. Düster, grauenhaft, ich nehme an, so sollte es sein.
Allerdings scheint mir der Rachegedanke hier nicht ganz passend und eher der Vorgabe mit dem Klammersatz geschuldet (denn vorrangig dürfte die nicht erträgliche gegenwärtige Situation sein, vielleicht also die Frage: Kann ich mich irgendwie selbst von meinem Leid erlösen? oder so) - was aber der Geschichte als solche keinen Abbruch tut.
Fazit: Düsteres, gut gemachtes Ding mit einem bisschen Überarbeitungsbedarf, bisschen straffen, knackiger machen und nochmal auf logische Ungereimtheiten abklopfen - dann wird's klasse.
LG
Nina
_________________ Zombies just want hugs |
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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28.11.2013 21:51
von Einar Inperson
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Hallo Autor hinter dem Spiegel.
Ich werde in meiner Bewertung keine kleinen Fehler, Logikbrüche oder einen etwas plötzlichen Abschluss der Geschichte etc. negativ einfließen lassen. Erfahrene FFF-Teilnehmer haben hier einfach Vorteile in der Schreibökonomie. Bewerten möchte ich, wie die Geschichte auf mich gewirkt hat. Also eine rein subjektive Leser-Bewertung.
Der Prota dieses Romananfangs (?) in Hoffnung, Zweifel, Abscheu, Wut und Hass wird plastisch dargestellt. Sehr gut durch Anfangs- und Schlusssatz eingerahmt, nimmt mich die Geschichte immer weiter mit.
8 Federn
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Malaga Klammeraffe
Beiträge: 826
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29.11.2013 19:22
von Malaga
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Ist das gruslig! Aber gut!
Das einzige, was mich bei der Bewertung zögern lässt: unglaublich, dass jemand das unter Zeitdruck von zwei Stunden hinkriegt.
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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30.11.2013 14:33
von Nihil
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Gleich zu Beginn hat mich persönlich die versucht wissenschaftliche Annäherungsweise an das Thema gestört. Zwar gibt es noch andere Texte, die man als Sci-Fi bezeichnen könnte und bei denen ich das nicht so zum Ausdruck gebracht habe, aber die Verknüpfung von Krebsforschung mit der Teleportation hinter Spiegel, ist mir dann doch zu willkürlich und vor allem, nicht gut genug begründet. Warum gerade Spiegel? Was soll das helfen? Aber die Forscher wissen es ja selbst nicht, außer dass sie wissen, dass es funktioniert (der Teleport). Dass man in zwei Stunden nicht Wunder was zaubern kann, ist klar, aber bei diesem Text schreit mir wirklich jede Zeile das Thema entgegen. Ein paar mehr Worte zur eigentlichen Spiegelwelt hätte ich mir auch sehr gewünscht, weil das ja ausdrücklich in der Vorgabe betont wurde. Dass es dort grau sind und die Schmerzen wider Erwarten doch nicht aufhören, ist mir als Information zu wenig. Insgesamt finde ich den Text aber nicht schlecht geschrieben.
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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30.11.2013 17:05
von Piratin
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Hallo Inko,
hier ist die Andersartigkeit der Welt hinter dem Spiegel knapp gestaltet als das Nichts und Schmerz, jedoch ist der ganze Ablauf bis dahin spannend geschrieben und hat mir gefallen. Auch Anfangssatz und Ende wirken nicht erzwungen.
Viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Jay_8011 Gänsefüßchen
J Alter: 43 Beiträge: 39
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J 01.12.2013 12:14
von Jay_8011
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Hallo,
ein sehr eindrucksvoller Text. Düstere Atmosphäre gut eingefangen. Kreative Umsetzung des Themas. ME stilistisch gut geschrieben und flüssig zu lesen.
Mehr fällt mir dazu gerade nicht ein.
Schöne Grüße
Jay
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2699 Wohnort: in der Diaspora
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01.12.2013 12:36
von Lapidar
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Erschreckend. Aber logisch. Wer sagt denn immer, dass es woanders besser sein muss?
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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01.12.2013 16:09
von Mardii
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Leider habe ich nächste Woche ein volles Programm und werde nicht mehr dazu kommen, angemessene Kommentare unter jeden Beitrag zu schreiben. Ich möchte aber gerne meine Bewertung abgeben, da die Wettbewerbsleitung angemerkt hat, einige Texte hätten zu wenig Feedback. Das versuche ich mit moderaten Federn auszugleichen. Im Zweifel und bei Interesse schreibe ich euch gerne auch etwas unter eure Texte oder schicke euch eine PN. Meldet euch einfach.
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Drakenheim Eselsohr
Alter: 44 Beiträge: 389 NaNoWriMo: 50166 Wohnort: Burg Drakenheim Gelehrtenturm
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01.12.2013 21:04
von Drakenheim
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Einfrieren wäre sicherer gewesen.
Gut und flüssig geschrieben, auch wenn ich an einigen Stellen gestolpert bin.
Zitat: | Wer dorthin gegangen ist, wohin ich heute reise, kommt nicht zurück, um über seine Erfahrungen zu berichten. | Den Satz musste ich zweimal lesen. Er ist lang und ausgerechnet im Zeilenumbruch an meinem Rechner.
Ich wundere mich, dass das LI sich darauf einlässt. Er ist von Anfang an skeptisch gegen die Technik und abweisend gegen das Personal.
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Zauberstift Honigkuchenpferd
Alter: 44 Beiträge: 389
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02.12.2013 14:42
von Zauberstift
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Du bist ein geübter Schreiberling. Schreibstilmässig nichts auszusetzen. Auch die Vorgaben bestens erfüllt. Trotzdem frage ich mich am Ende des Lesens, was genau ist das, wo der Todkranke hin will. Fühlt sich an, als fehle da etwas im Text. Statt der ausführlichen Personenbeschreibung der Rezeptionistin hättest du den Fokus darauf legen können. Und ich frage mich, warum ein Todkranker solch Wagnis eingeht. Hat er wirklich Sinn für solche Experimente?? Diese Menschen sind einfach nur müde. Warum hat er nicht Exit gewählt? (Sterbebegleitung)
Umsetzung Vorgaben: 9 Federn
Plot: 5 Federn
Schreibstil: 9 Federn
Du bekommst von mir 8 Federn
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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03.12.2013 17:30
von nebenfluss
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Für mich einer der besseren Texte in diesem FFF; Platz 4 in meinen 'Privat-Charts'.
Der Prota möchte den Leiden einer Krebserkrankung entkommen und lässt sich dafür auf ein Experiment ein, das nicht die gewünschte Erlösung bringt. Er ist alleine, findet keinen Trost im Leben und versucht eine Art Selbstauslöschung, die keine Spuren hinterlässt. Das Ganze erzählt in einem Tonfall, der nicht schont, nicht verschweigt, aber nicht vordergründig auf Mitleid setzt. Der Prota ist entschlossen zu handeln und bewegt sich in einer nüchternen Umgebung, vermittelt durch eine dazu passende, recht kühle Sprache. Die Vermutung liegt nahe, dass man sich hier mit irgendeinem Humbug an den Todkranken bereichert.
Meinem Eindruck nach ist hier ein routinierter Autor am Werk, der die richtigen Schlaglichter wirft, etwa auf die ausgestopften Ergebnisse der Tierversuche, die den Erfolg der Methode vermitteln sollen.
Doch was wäre Erfolg? Darüber weiß niemand etwas. Trotzdem behauptet die Rezeptionistin am Anfang, Ich werde es nicht bereuen und Ich fühlt sich am Ende betrogen, droht gar im letzten Satz - nur um den ersten zu spiegeln? Ich ist ausgeliefert, welche Gefahr könnte von ihm noch ausgehen? Fragen, die mir am Schluss übrig blieben.
Auch verstehe ich nicht ganz, warum die "Patienten" (oder wie man sie nennen soll) am Ende kurz vor (statt nach) dem Tod, für ein paar Atemzüge, zurückgeholt werden. Im Widerspruch dazu meint das Ich, es müsse bereits tot sein, wenn das Experiment beginnt. Wenn da ein konkreter Gedanke dahintersteckt, hat er sich mir nicht erschlossen.
Etwas gestolpert bin ich hier:
Guy Incognito hat Folgendes geschrieben: | Er hat eher das Format eines etwas zu großen Sargs und ist vollständig von Spiegeln ausgekleidet. [...]Ich stehe nackt in der Mitte all dessen |
Ich weiß nicht, ob du die naheliegende Assoziation "Sarg" hier unbedingt brauchst. Jedenfalls dachte ich instinktiv, der Prota legt sich da rein, und dann steht er auf einmal. Vielleicht ein aufrecht stehender Sarg?
Sieben Federn - ausgehend von neun, je 1x Abzug für die m. E. suboptimale Integration von ersten/letzten Satz sowie die mangelnde Schärfe in manchen Passagen des Textes.
LG
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Duffydoof Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 121 Wohnort: Municia
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03.12.2013 20:03
von Duffydoof
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Und jetzt? - fragt man sich nach dieser Geschichte. Da fehlt doch was.
Oft genug wurde vorher erwähnt, dass er hätte abbrechen können. Dass er nur einen Zweifel hätte äußern müssen.
Ist es so, weil der Autor sagen will, dass es sozusagen keine andere Welt gibt? Und sie nur als minimiertes Etwas existiert, in einem Spiegel selbst?
Ich verstehe hier nichts ganz. trotzdem bewerte ich relativ hoch, nur, weil es mich so viel hat Fragen lassen, dieses Werk!
_________________ Es trägt nicht immer faulende Früchte, wenn man einem zweifelnden Rebellenbaum Sonnenstrahlen schenkt.
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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03.12.2013 20:59 Re: Die Welt hinter den Spiegeln (Prosa) von nebenfluss
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sorry, falsch gepostet
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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03.12.2013 22:57
von firstoffertio
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Ja, also, dass ist auch fantasy oder science fiction, was ich ja nicht so mag. Aber was mir gefällt, ist, dass - und ich nehme an,e s geht hier darum, dass der Protagonist stirbt -, dass damit der Schmerz nicht aufhört. Das ist gegen das übliche Denken, und daher ein interessanter, erschreckender Gedanke.
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