18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 11/2015
Nachbereitung/Diskussion

 
 
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
Der goldene Spiegel - Prosa DSFo-Sponsor


Beitrag29.11.2015 14:50

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Zur Meinungsäußerung des Autors käme für mich noch der wichtige Punkt hinzu, dass diese Meinung dann aber auch gesellschaftlich kontrovers sein müsste. Mir begegnen oft Texte, in denen Autoren "Botschaften"/"Meinungen" vermitteln wollen, die aber sehr flach und jedem gesund denkenden Menschen sowieso schon klar sind. Offene Türen einrennen gewissermaßen. Also ein Text darüber, dass Stehlen falsch ist, wäre für mich U. Ein Text darüber, dass Stehlen in bestimmten Situationen auch richtig sein kann, geht schon mehr Richtung E, aber ist ansich auch schon bei den meisten Leuten Konsens. Wenn aber nun ein Text dem Stehlen eine neue Nuance abgewinnt, moralisch überhaupt nicht mehr entscheidbar ist und ich als Leser gar nicht mehr weiß, wie ich jetzt dazu stehen soll ... Das ist dann schon eher das, was mich an E denken ließe.

_________________
"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag29.11.2015 16:58

von lupus
Antworten mit Zitat

Akira,

ein sehr guter Punkt, ein wichtiger. Aber er stößt gleichzeitig ein weiteres Tor auf:

Es gibt tatsächlich so no-na-Themen, wo sich der Autor ziemlich sicher sein kann, ja nirgends anzuecken. Mir fallen Dinge ein wie: Kirchenkritik, queer-Themen, Anti-Semitismus ...

So, soll man nun nicht mehr die Kirche kritisieren, nicht mehr für die Gleichberechtigung von etwa Homosexuellen anschreiben?

oder umgekehrt: wird ein Text zum E-Text, wenn man gegen die Gleichberechtigung schreibt?


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag29.11.2015 17:25

von Nihil
Antworten mit Zitat

lupus hat Folgendes geschrieben:

Es gibt tatsächlich so no-na-Themen, wo sich der Autor ziemlich sicher sein kann, ja nirgends anzuecken. Mir fallen Dinge ein wie: Kirchenkritik, queer-Themen, Anti-Semitismus ...

So, soll man nun nicht mehr die Kirche kritisieren, nicht mehr für die Gleichberechtigung von etwa Homosexuellen anschreiben?

oder umgekehrt: wird ein Text zum E-Text, wenn man gegen die Gleichberechtigung schreibt?


Kann man auch nicht so absolut sagen, genau so wenig wie das Gefühlskriterium. Ich bleibe dabei, dass das Entscheidende dabei ist, die Abstraktion zu verlassen. Weg von Symbolen, hin zu Einzelfällen. Einen Baum zeichnen heißt auch nicht, zwei parallele Linien mit einer Linie aus Halbkreisen darüber zu zeichnen. So gibt es natürlich auch noch interessante Diskurse in der Kirchenkritik, die man vielleicht sogar theologische Debatten nennen könnte. Etwas, das über „die Kirche ist ein verkrustetes System und macht nur Böses“ hinausgeht. Genau so beim Antisemitismus. Ein Text könnte Religionsfreiheit propagieren, aber Beschneidung kritisieren. (Wenn ich mich an die Diskussionen darüber vor Kurzem erinnere, würde man damit ganz sicher anecken. In der Torah könnte auch stehen, dass man täglich drei Liter Wasser trinken muss, um den Bund mit Gott aufrecht zu erhalten. Auch das wäre „gesund“, so ja das Argument für die Beschneidung aus (scheinbar) objektiver Sicht.)

Für mich steht fast zu jedem Thema der Debatte fest: 1) Ins Detail gehen statt abstrakt zu bleiben. Darauf weist uns sogar unser alter Freund Show, don't Tell hin, wenn man es genau nimmt. 2) Und eine neue, spielerische Perspektive zum Thema einnehmen.


Zum Thema Fragment hätte mir auch das gute alte „Rhizom“ von Gilles Deleuze und Félix Guattari einfallen können. „Wir wollen keine Bäume mehr, nur noch Verwurzelungen“, so sinngemäß die Aussage. Nichts Gewachsenes, Vertikales, sondern etwas Verteiltes, Ausgebreitetes, Horizontales. Nach der Definition sind manche der Texte im WB schon eindeutig zuzuordnen mMn.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Eredor
Geschlecht:männlichDichter und dichter

Moderator
Alter: 32
Beiträge: 3415
Wohnort: Heidelberg
Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag29.11.2015 19:09

von Eredor
Antworten mit Zitat

holg hat Folgendes geschrieben:
Jeder gut geschriebene Krimi kann mehr Kunst, kann mehr E sein, als alles salbungsvolle, kulturphilosophische Geschwätz irgendwelcher intellektueller Popanze, wenn er gut gemacht ist, die Welt, in der er spielt, reflektiert, über das bloße Bedienen von Erwartungen hinaus geht, die Grenzen seines Genres sprengt.


Ein Krimi, sofern er nur der triviale Krimi sein möchte, ein unterhaltender Krimi, kann mMn. niemals Kunst sein. Unterhaltung definiere ich übrigens nicht in Abgrenzung zu Ernsthaftigkeit, sondern als Medium, das nur für die Unterhaltung geschaffen worden ist. So gesehen kann auch E unterhaltend sein, aber eben mit einem fundamentalen Unterschied: Der Text steht für sich. Er steht nicht für die Erwartungen eines Massenpublikums, er steht nicht für eine geplante Wirkung (zumindest nicht vordergründig), sondern das Kunstwerk, also das Ergebnis, genügt sich selbst.
Aber zurück zu Kunst: Für mich ist Kunst kein Stempel, der etwas qualitativ aufwertet. Daher irritieren mich auch Menschen, die eine besonders gelungene Form der Unterhaltung auf ein Podest stellen wollen, indem sie sagen: "Das ist Kunst." - Bspw., um mal abzuschweifen: Videospiele. Für mich sind Videospiele keine Kunst, es sind halt Videospiele, also Medien, die vor allem zur Unterhaltung eines Individuums konstruiert worden sind. Videospiele können aber kunstvoll gemacht sein. Oder Themen kontrovers behandeln. World of Goo, Limbo, Contrast, das sind hochästhetisch aufgemachte Videospiele, die sich auch Elementen einer Kunst bedienen. Ziel der Spiele ist es aber mMn. nicht vordergründig, in seiner Konstitution für sich zu stehen, sondern, wie gesagt, dem Gamer durch die ästhetische Form ein größeres Unterhaltungserlebnis zu bieten. Für mich würde ein Videospiel zu Kunst, wenn es die Unterhaltung für sich nutzt und nicht auf sie hinzielt. So könnte z.B. aus meiner Sicht GTA Kunst werden, wenn man nach dem Verrichten eines Massakers verhaftet wird, dann aber nicht direkt wieder weiterspielen darf, sondern je nach Schwere des Vergehens so und so viele Jahre im (virtuellen) Gefängnis verbringen müsste. Kann man das nachvollziehen, worauf ich hinauswill? Es ist tatsächlich ein Für-Sich-Stehen, das E, und gleichzeitig auch Kunst, für mich ausmacht. Und wenn wir wieder beim Krimi sind: Dürrenmatts 'der Richter und sein Henker' ist für mich E, ist für mich Kunst,  Agatha Christies 'Mord im Orientexpress' ist für mich U. Warum? Dürrenmatt benutzt den Krimi für sich, für seine Zwecke. Er spricht durch den Krimi hindurch. Agatha Christie spricht aber im Rahmen des Krimis.

Aber wenn Nihil schon schreibt, man solle weniger abstrakt sein - das zwar in einem anderen Zusammenhang, passt aber trotzdem, weil er vom Zeichnen eines Baumes redet, und das erinnert mich an - huch, wo war ich? Shocked Der Baum erinnert mich an einen Baum, den ich mal im ersten Semester gezeichnet habe, zur Verdeutlichung des Unterschieds zwischen Signifikant (Bezeichnendes) und Signifikat (Bezeichnetes). Da wurde gesagt: BAUM als Signifikant ist nur ein Symbol für die vielen verschiedenen Signifikate, die es dazu gibt. Wenn wir jetzt 20 Menschen fragen, an welche Art von Baum sie denken, wenn sie das Wort Baum hören, gäbe es 20 verschiedene Antworten. Worauf ich hinauswill: U bemüht sich nicht (vorrangig!) darum, dem Leser neue Signifikate anzubieten, sondern verwendet bestimmte Signifikanten, deren Signifikate dem Leser bereits geläufig sind. Gewissermaßen bewegt sich U innerhalb der Signifikate des Lesers, ohne daran zu rütteln. Das macht U so leicht verständlich, so zugänglich, so populär. Der Leser braucht nichts zu hinterfragen, sondern muss einfach weiterlesen, der Rest klärt sich schon, da kann man dem Autor vertrauen. Und das macht U für mich auch so intelligent, so bewundernswert - das Schreiben eines Textes, der nicht mit den Signifikaten der Leser aneckt, sondern aus den Signifikanten heraus eine Ansammlung von Gemeinplatz-Signifikaten generiert, ist eine intellektuelle Meisterleistung. Nur jetzt, wo es schon so viele Ratgeber für U Texte gibt, ist es nur noch ein Lernen und Anwenden ohne die Frage nach dem Warum (finde ich übrigens schade, weil das selten als Grundlage zu einer Weiterentwicklung von U genutzt wird, und ich glaube es sind die wenigen Beispiele, in denen U-Medien tatsächlich weiterentwickelt worden sind, die von vielen Rezipienten dann als "Kunst" aufgewertet werden wollen).
Und E sagt eben BAUM und zeichnet dann eine blutverschmierte Eiche, die statt Blättern Geldnoten hat, o.Ä. - E setzt radikal das Signifikat des Autors durch - in Sprache, Bildern, Symbolen - und vermag somit auch das Signifikat des Lesers ummodellieren. Ich werde bpsw. nie wieder Szenen aus einer Schlachterei sehen können, ohne dabei an Berlin, Alexanderplatz denken zu müssen. Döblin hat meiner Assoziation mit "Schlachthaus" all seine Beschreibungen und Analogien zur Menschlichkeit hinzugefügt. Könnte man nicht sogar sagen: E arbeitet vodergründig auf assoziativer Ebene, während U vordergründig auf inhaltlicher Ebene arbeitet?
Also hab ich mich jetzt schon wieder ins Abstrakte verlaufen.

Was einen Schreibratgeber für E angeht, stimme ich Maria darin zu, dass das so gut wie unmöglich ist. Selbst Kurt Drawert mit "Schreiben. Vom Leben der Texte" kann hier nur sehr abstrakt und essayistisch den Gegenstand "E-Literatur" umkreisen. Hier mal ein Auszug über "starkes" und "schwaches" Subjekt, der mir ganz passend erscheint - ich stimme aber nicht mit allem überein:  

Zitat:
"1.5.1 Aber auch diese Vorstellungen imaginieren das Andere nicht. Das schwache Subjekt sieht, was alle sehen, und es sieht es so, wie alle es sehen. So werden die Bücher überflüssige Bücher. Oder was hätte Odysseus zu erzählen gehabt, wäre er bei Penelope geblieben?
1.5.2 Das starke Subjekt, das in seinem Sprechen hinaustreibt auf die offene See, ist nicht stärker dadurch, dass es stärker ist, sondern dass es seine Schwächen anschauen kann. Seine Ahnung, dem fremden, noch ungeschriebenen Text gegenüber, kommt aus einer Krise, seinem problematischen Verhältnis, das es zu sich und dem Anderen, der immer ein Spiegel des Eigenen ist, unterhält. Diese Ahnung ist eine Verletzung, die ein schwaches Subjekt nur in seiner Schwäche an sich, nicht aber in einem Objekt dieser Schwäche besitzt.
1.5.3 Das schwache Subjekt ist schwach, weil es seine Schwäche nicht als seine Stärke versteht. In 'Madame Bovary' - ein Roman, der auch eine komplette Schule des Schreibens in sich verbirgt - ist es der Klumpfuß des Stallknechts Hippolyte, der vom ehrgeizigen Apotheker Homais als doch 'sehr unschön' beanstandet wird und am Ende operiert werden soll (was natürlich misslingt). Dieser Klumpfuß aber ist, da er viel energischer beansprucht wurde, das stärkere Bein."
- Kurt Drawert (2012), Schreiben. Vom Leben der Texte (S.17f), München, Verlag C.H. Beck


Jetzt wollte ich noch irgendwas sagen, hab das aber natürlich beim Abtippen der Textstelle vergessen. Confused Aber ich hab sowieso schon zu viel geschrieben. Verstecken


_________________
"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
Der goldene Spiegel - Prosa DSFo-Sponsor


Beitrag29.11.2015 20:25

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Eredor, das was du über die Darstellung um des Effekts Willen oder um ihrer selbst Willen bzw. um tatsächlich etwas anzuregen im Rezipienten gesagt hast, finde ich einen sehr guten Ansatz! Je länger ich darüber nachdenke, desto stimmiger scheint mir das.
Ich dachte z.B. sofort an die Filme "Saw" und "Funny Games". In beiden Filmen geht es darum, Leute mehr oder weniger sinnlos und "zum Spaß" grausam zu töten. Und doch ist das eine für mich reinste U, das andere E (filmisch eben). Weil in "Saw" die Gewalt zwar pro-forma als böse benannt wird, de facto aber ja gerade in der Gewaltdarstellung der Unterhaltungswert der Filme liegt. Während in "Funny Games" die Gewalt ja überhaupt nicht unterhaltsam ist. Der Film ist eigentlich das genaue Gegenteil von Unterhaltung, danach fühlte ich mich einfach nur a) vom Film verarscht und b) beschmutzt, genau, was Haneke erreichen wollte, indem er die Erwartungen des Zuschauers bricht und Gewalt als nicht konsumierbar entlarvt.

Okay, das wollte ich noch loswerden. Und dass ich selbst am liebsten Mischtexte lese aus E und U. Denn auch das geht, da bin ich fest von überzeugt. z.B. "Schiffbruch mit Tiger", ein Text mit viel Symbolik, mehreren Ebenen, sehr viel Interpretationsspielraum und Ereignissen, die ich bis heute nicht wirklich kapiere (Stichwort Insel; das Gespräch mit dem "anderen" blinden Schiffsbrüchigen). Gleichzeitig ist es über weite Strecken aber auch ein Abenteuer-Survival-Buch, das schlicht packend und unterhaltsame Kurzweil bietet. Ich fände es sehr schön, wenn mehr solcher Misch-Bücher auf Bestsellerlisten landen würden, denn dadurch bekommen auch nicht-Intellektuelle vielleicht eher Zugang zu neuen Perspektiven.

Edit: Wäre das nicht cool, wenn wir im Forum, z.B. in einer AG, eine Art E-Lesezirkel aufmachen würden? Jeder schlägt abwechselnd ein E-Buch vor, das er besonders spannend findet, dann lesen das alle z.B. innerhalb eines Monats und dann diskutieren wir direkt am Text. Ich glaube, das würde mich weiterbringen. (Sowas Ähnliches gabs ja schon mal unter dem Stichwort "Wie machen die das?", aber da ging es eher um genaue Textanalyse kürzerer Texte, wenn ich das richtig in Erinnerung habe)


_________________
"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag29.11.2015 20:35

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Hallo BN,

schade, dass ich (absichtlich?) falsch verstanden werde und du mein Zitat als Beispiel für verinnerlichte U-Regeln verstehst. Ich war der Meinung, was ganz anderes gesagt zu haben.
BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Dass ein Text für einen Leser "nachfühlbar" ist, ist für mich ganz klar eine Unterhaltungsliteratur-Schreibregel. Ebenso die Regel "nicht benennen, sondern nachfühlbar machen".

Nicht jeder Text muss nachfühlbar sein und es ist keine goldene Regel, das immer nur gefühlt / geshowed werden soll statt benannt (ich habe ja in meinem Post oben auch davon gesprochen, dass es Texte gibt, die ganz bewusst anders geschrieben sind, wo Emotion gerade durch ganz gegenteilige Sprache wirkt). Wenn aber Emotionen tragendes Element des Textes sind, wie lupus oben bezeichnet, kommt es für mein Empfinden zu oberflächlich, wenn schlicht darüber geredet wird (es sei denn, gerade das ist tragendes Stilmittel), statt die Emotion gerade durch das nicht darüber reden oder anders darüber reden, zu transportieren. Das hat dann gar nichts mit U oder Regeln oder Show don't Tell oder Spannungskurve zu tun, sondern wie du sagst, dem Einsatz oder gerade Nicht-Einsatz und der Rolle von Sprache dabei. Und es ist für mich weiterhin eben kein Kriterium von U oder E, sondern eines von Textqualität allgemein.
BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Letzten Endes geht es Ithanea, wie sie schreibt, auch nur darum, gute Texte zu schreiben, nach allen Regeln der Kunst (die Unterhaltungsliteratur ausmachen).

Den ersten Teil deiner Interpretation kann ich bestätigen, es geht mir "nur" darum, gute Texte zu schreiben. Wo ich widersprechen will, ist der zweite Teil. Ganz sicher geht es mir nicht um alle Regeln der (Unterhaltungs)Kunst, eher gesagt geht es mir um gar keine, sondern darum, wie ich gerne schreiben will und lesen. Wenn ich dabei zufällig U-Regeln mitnehme, ist das nicht weiter schlimm, solange sie nicht meiner Intention, einen guten Text zu schreiben im Weg stehen (was sie m.E. übrigens auch oft genug tun).
BlueNote hat Folgendes geschrieben:
E-Literatur findet für mich hauptsächlich über Sprache statt (siehe Eredor). [...]Ein E-Wettbewerb böte die Chance, diese andere Sprache, dieses andere Terrain für sich einmal auszuprobieren. Das hieße aber auch, dass man Schreib/Lesegewohnheiten über Bord werfen müsste. Einfach mal etwas anderes wagen.

Hier bin ich deiner (eurer) Meinung (bis auf das Festlegen irgendwelcher Regeln, die für E gelten sollten. Dann wären wir ja schon wieder bei den REgeln der Kunst) und jetzt muss ich aber erstmal den Rest der Diskussion nachlesen, ich hab ja schon wieder alles verpasst.


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag29.11.2015 20:58

von Literättin
Antworten mit Zitat

Es ist schrecklich mit diesem Thread lol. Ich lese gebannt mit, im Kopf rumort es, ich will was sagen und schon steht da ein neuer Beitrag.

Ich gehe also noch einmal zurück zu Dennis Krimi-Unterscheidung, die mir verständlich ist: Frisch zielt nicht auf Unterhaltung, der Text steht (zunächst?) für sich selbst und weist über sich hinaus.

Agatha Christie spricht im Rahmen ihres Krimis.

Noch geht es um den Text selbst. Der Rezipient ist noch nicht im Spiel. Vom Gefühl her würde ich jetzt aber sagen, der U-Krimi zielt auf eine bestimmte Reaktion des Lesers, während der E-Krimi erst einmal auf gar nichts zielt, sondern in der Schwebe bleibt, offen bleibt, nicht auf die bestimmte Rezeption aus ist, liege ich dann richtig? Ich meine habe ich das in etwas richtig nachvollzogen?

Und ist es dann so wie ist es, wenn ich jetzt einmal vom Leser weggehe und von der Zielrichtung / Wirkung des Textes und an den Anfang des Prozesses, zum Schreiben selbst gehe.

Könnte es dann sein, dass U sein Ergebnis von vornherein schon in sich trägt, während E sein Ergebnis nicht vorwegnimmt?

Das würde dann aber der Sache mit dem durchgesetzten Signifikat beim E-Autor, wenn ich das mit Signifikant und Signifikat oben richtig verstanden habe.

Was mich hier so wirr fragen lässt, ist dass ich wenn ich von einer E-Theorie ausgehe als Schreibende so leicht in Versuchung komme, schreibend vom eigenen Prozess weg zu kommen und mich einer Theorie zu beugen.

Wenn ich schreibe, schreibe ich meist in der Betrachtung von etwas und will selten auf etwas hinaus. Und wenn ich eine Schreibblockade entwickelt habe, liegt es meist daran, dass ich ein bestimmtes Ergebnis fokussiere.

Ich glaube, was ich mich frage, ist im Grunde: gibt es bei der theoretischen E-Diskussion überhaupt etwas, das dem E-Schreiben auf die Sprünge hilft, oder dreht es sich in der Betrachtung von E und U nur um die Unterscheidung des Endergebnisses?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3755



Beitrag29.11.2015 23:15

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

Des einen "E" ist des andern "äh", scheint mir der Konsens zu sein und spiegelt sich ja auch darin wider, dass es für diesen Wettbewerb außer der Publikumskürung noch eine extra von der Jury gibt.

Merope hat Folgendes geschrieben:
Nach U bin ich satt, weil keine Fragen offen bleiben.
E sollte stacheln, evtl. schmerzen. Vielicht nicht sofort, sondern in einer Woche oder später. Gedanken aufwerfen, mit denen ich mich beschäftige. Mir Fragen stellen. Mich zum erneuten Lesen animieren. Keine einfache Zustimmung herausfordern.


Das zB finde ich mehr bei Sachbüchern als in fiktiver Literatur, sei es E oder U. Viele Sachbücher werfen für mich interessantere und vor allem lebensnahere (und damit sinnvollere) Fragen auf, je nach Autorenvermögen durchaus in schöner Sprache und nicht immer offensichtlich, als ein Großteil der Belletristik.  

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Ich kann eigentlich E nur eingrenzen, indem ich U beschreibe: Nämlich Texte, die nur sekundär Text sein und primär unterhalten wollen. Durch das Medium der Sprache hindurch wird Unterhaltung generiert, das ist für mich U.


Das unterstreicht, wie individuell man urteilt - denn was für einen unterhaltende (oder gehobene oder anspruchsvolle oder schöne) und unterhaltungsgenerierende Sprache ist, ist für den nächsten das Gegenteil. Kürzlich habe ich eine Radiodiskussion zwischen Literaten verfolgt, wo sich eine Autorin dazu äußerte, wie leid sie inzwischen Metaphern ist und dass sie es nicht mehr ausstehen kann, wenn (um auf Nihils Beitrag anzuspielen) Lichtflecken nicht einfach Lichtflecken sein können, sondern zu Sonnenmünzen (oder was das war) mutiert werden müssen.

Was dann wieder hierauf und die zweifache Siegerehrung zurückführt:

lupus hat Folgendes geschrieben:
So, und wenn wir von Rezipienten reden, dann - und dasselbe gilt für den Künstler - sind Erfahrungswerte und Wissensstand der beiden mit einzukalkulieren. Das heißt zwangsläufig: was für den einen Kunst ist, muss nicht zwangsläufig für den anderen Kunst sein. Wenn dem nämlich so wäre, - logischerweise würde das bedeuten: etwas ist für jeden Kunst - wäre gleichzeitig die Entwicklung der Kunst beendet.


Mein Fazit ist, dass E und das Streben danach sich durch weitschweifigere und verkopftere Diskussionen auszeichnet, U durch konkretere Definitonen ... und dass mir Sachbücher immer noch das Liebste sind.


_________________
If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag30.11.2015 00:24

von Nihil
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich gehe also noch einmal zurück zu Dennis Krimi-Unterscheidung, die mir verständlich ist: Frisch zielt nicht auf Unterhaltung, der Text steht (zunächst?) für sich selbst und weist über sich hinaus.


Frisch mit Dürrenmatt verwechselt! Au! Das hätte geknallt, wenn die beiden noch leben würden.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag30.11.2015 09:09

von Literättin
Antworten mit Zitat

Nihil hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ich gehe also noch einmal zurück zu Dennis Krimi-Unterscheidung, die mir verständlich ist: Frisch zielt nicht auf Unterhaltung, der Text steht (zunächst?) für sich selbst und weist über sich hinaus.


Frisch mit Dürrenmatt verwechselt! Au! Das hätte geknallt, wenn die beiden noch leben würden.


Tja das sind die Folgen des Zehntausenders, Dennis drückte es irgendwo so treffend aus: Mein Hirn ist Matsch. Inzwischen. Verträgt so viele literarische Schwergewichte plus so viel Aufregung einfach nicht!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag30.11.2015 09:26

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Moin Ithanea,

ich denke, du hast alles richtig gestellt, was es aus deiner Sicht richtig zu stellen gab. In diesem Punkt stimme ich dir uneingeschränkt zu:
Zitat:

Hier bin ich deiner (eurer) Meinung (bis auf das Festlegen irgendwelcher Regeln, die für E gelten sollten. Dann wären wir ja schon wieder bei den REgeln der Kunst)

Allgemeingültige Regeln aufzustellen (wie teilweise im DSFopedia) ist bei E wohl grundverkehrt. Es geht ja auch nicht um Massengeschmack, Verkäuflichkeit, Muster, Genres, sondern darum, dass die Literatur vorankommt, um das, was in 100 Jahren übrig bleibt zwischen all den E-books und Heimatkrimis (Soraya, ich liebe dich! Du bist die tollste Heimatkrimiautorin, die ich kenne!)

Aaaaber ... über E kann man sich genauso austauschen wie über U. Diskutieren! Wenn man sich an E orientiert, kann man sich ebenso verbessern, weiterentwickeln, weiterkommen, seinen eigenen Stil finden. Deswegen sollte auch E ein Thema im DSFo sein, nicht nur U. Allerdings muss man sich als Kritiker hier mehr auf den Autor einstellen, weil man nicht einfach auf Regeln verweisen kann, die einzuhalten sind, wie bei U, sondern es gilt herauszufinden, wohin der Autor literarisch eigentlich will. Stichwort: Kreativität kontra Regeln. Das muss man - wahrscheinlich - erst mal kapieren.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2832



R
Beitrag30.11.2015 12:01

von Rübenach
Antworten mit Zitat

alle jahre wieder kommt der wettbewerb.
und mit ihm die diskussion über u und e. und obwohl mich diese frage eigentlich wenig interessiert, weil sie für mein schreiben und lesen relativ bedeutungslos ist, reisse ich mich natürlich immer wieder hin, dieser diskussion zu folgen.

was mir dabei durch den kopf geht:
u ist ja schnell beschrieben. es geht um texte, die primär unterhalten wollen. für u gibt es vermeintlich feste grundregeln, die in diversen schreibratgebern niedergeschrieben sind. die crux an der sache: richtig interpretiert gelten die meisten dieser regeln auch für die sogenannte e literatur. und falsch interpretiert gelten sie nicht mal für gute u. wenn aus der regel "vermeide wortwiederholungen, außer sie sind aus rhythmischen gründen oder zur hervorherbung und verstärkung notwendig" eine in stein gemeißeltes "vermeide wortwiederholungen" (und wie oft hab ich das hier im forum schon gelesen) wird, dann ist das nichts anderes als bullshit.

andere regeln, die für u gelten mögen (der leser muss mit dem protagonisten mitfühlen, darf nicht aus der handlung "herausgerissen" werden etc.) haben natürlich keine relevanz für sogenannte e literatur.

(wenn wir schon am kategorisieren sind: vielleicht brauchen wir ein paar schubladen mehr, als die wissenschaft uns mit trivialliteratur, unterhaltungsliteratur und ernster literatur anbietet. wie beurteile ich einen fallada, einen simmel, einen orwell? gemein ist ihnen, dass sie nicht (orwell) oder nicht nur unterhalten wollen. mein vorschlag wäre, so etwas a literatur zu nennen, literatur, die aufklären will. meines erachtens liegen zwischen ihnen und z.b. thomas bernhard, der ja auch dezidiert politisch ist, welten.)

nun betreiben wir hier ja keine literaturwissenschaft. muss die grundfrage jeder diskussion nicht lauten: was bringt mir das für mein schreiben? und da fallen mir einige themen ein, die für mich und mein schreiben wichtiger sind. zum beispiel das thema fragment bzw. fragmentarisches schreiben, welches ich ja mehr oder weniger intuitiv selbst häufig mache.

zum schluss noch: sollte e, wie von bn angeregt, ein thema im dsfo sein? ich denke, das ist es längst. dies wird in der lyrik (wo es im dsfo ja kaum u-lyrik gibt) deutlicher als in der prosa, was aber daran liegt, dass so wenig texte eingestellt werden, denen man das etikett e verpassen könnte.


_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag30.11.2015 13:16

von Literättin
Antworten mit Zitat

Danke Rübenach für diesen hinreißend klaren Beitrag, der mir mein Gehirn ein gutes Stück entknotet.

Das was mich zu der U- und E-Frage umtreibt,  kommt aus dieser Fragerichtung: wie betrifft diese Diskussion mein Schreiben oder auch mein Lesen.

Wenn ich mich hinsetzte und schreibe, setzte ich mich nicht hin und denke: heute schreibe ich einen guten U-Krimi. Oder U-Roman, oder U-Irgendwas. Genauso wenig sitze ich da und nehme mir vor: ich schreibe eine klasse E-Kurzgeschichte.

Jetzt, bei diesem Wettbewerb, kam es, wie so oft, einfach durch das Thema inspiriert aus dem Bauch heraus. Das was da gärte, erschien mit E-tauglich, beim Schreiben war es aber nicht als Ziel in meinem Fokus, sondern das was ich schrieb war in meinem Fokus und meine Schreibhaltung war eher die: sehen, ob was Taugliches bei raus kommt.

"So richtig E gelesen" habe ich glaube ich (und ich kann mich irren) zuletzt in Kindheit und Schule.

In der Kindheit eher versehentlich. Stöbernd. Suchend. Auf diese Art habe ich und hat mich z.B. Siegfried Lenz' Deutschstunde verschlungen. Bei uns im Haushalt gab es wenig Kinderbücher. Da gab es Böll und Lenz und Patricia Higsmith und zwischendurch mal Otfried Preußler. Und Kurt Held: Die rote Zora.

Später waren es Schmöker. Krimireihen (da hatte ich mich wegen der Highsmith dran gewöhnt).

Aber was mir lange Jahre, wirklich lange Jahre total abging und fehlte war dieses völlig in Büchern aufgehen können, was ich bei Lenz und Böll konnte. Das fand ich auch bei meinen alten Größen nicht mehr. Einmal hatte ich dieses totale Verschwinden noch bei Anna Karenina und da ausgerechnet bei einer Passage, die andere zum Abwenden fanden: dreißig, vierzig, sechzig oder waren es noch mehr Seiten Heuernte auf irgend einem Landgut. Das las sich wie es sich einen ganzen Hitzesommer auf dem Land lebt. Tolstoi heute U oder E? Für mich in dieser Hinsicht nicht wichtig. Ich habe diesen Roman für mich als bedeutend in Erinnerung.

Aus Büchern wie verwandelt auftauchen. Nicht satt und angenehm unterhalten, sondern Lebenshungrig, neugierig, innerlich für etwas brennend von dem ich nicht benennen konnte, was es war. Mit einer Hinwendungs-Energie. Das schafft heutige U selten bei mir. Und so wenig schaffe ich es, gute "reine" U zu schreiben. Und wie gesagt: mich hinsetzten, den unheimlichen Anspruch an mich stellen: jetzt mach ich mal E, das geht genau so wenig.

Es kommt, was kommt, würde ich fast sagen. Ich lasse das, was kommt natürlich nicht einfach so heraus pladdern sondern beginne dann, damit zu arbeiten und hoffe mit meinem daran Arbeiten da hin zu kommen, dass der Text ins Schwingen kommt. Ob das dann aber U oder E ist, das ist mir beim Schreiben nicht wichtig.

Als ich ernsthaft anfing, wirklich schreiben zu wollen (aus mehr, als einem Zeitvertreib heraus) da hatte ich es platt für mich so formuliert, dass, wenn es die Bücher nicht gibt, aus denen ich wie verwandelt auftauchen kann, dann muss ich sie halt selber schreiben. Meine Haltung war dabei weniger Überheblich, als es klingt. Es war (und ist) eine Haltung aus einem empfundenen Mangel heraus.

Heute - in guten Schreibphasen -verschwinde ich und tauche verwandelt aus dem Schreibprozess auf, wie als Kind beim Lesen.

Und ich würde mir natürlich über die Maßen wünschen, wenn ich das irgendwann erreichen könnte: ein Buch, in dem andere lesend verschwinden und aus dem andere wie verwandelt auftauchen. Nicht satt, sondern offen für Weiteres, mit einer kleinen Betonung auf Weite.

Für meine eigene Orientierung ist es schon sehr hilfreich, wie Du dieses Dazwischen beschreibst. Das ist eine interessante Position.

Insofern ist diese Diskussion für mich so irrelevant wie wichtig: zur eigenen Orientierung, zur eigenen Positionierung. Meinen Standort zu finden, von dem ich aus schreiben kann. Immer wieder neu diesen Standort zu finden.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag30.11.2015 14:27

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Zitat:

alle jahre wieder kommt der wettbewerb.
 und mit ihm die diskussion über u und e. und obwohl mich diese frage eigentlich wenig interessiert, weil sie für mein schreiben und lesen relativ bedeutungslos ist, reisse ich mich natürlich immer wieder hin, dieser diskussion zu folgen.

Und alle Jahre wieder stellen Leute, für die U/E Diskussionen uninteressant sind, fest, dass für sie U/E Diskussionen uninteressant sind, um sich danach umso entschlossener ins Diskussionsgetümmel zu stürzen, um räsonierend mitzuteilen, dass es auf U und E sowieso nicht ankäme. Es ist alles eins, irgendwie. Hauptsache Bestseller! Hauptsache, man kann fühlen, was der Protagonist für Gefühle hat. Dann ist es doch egal, ob U oder E, X oder U. Hauptsache man fühlt Gefühle.

So viel zur "Alle Jahre wieder"-Rhetorik - die langsam ein bisschen abgegriffen wirkt, weil die bei U/E oder generell bei DSFo-Diskussionen immer kommt. Aber was soll das für ein Argument sein?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag30.11.2015 14:44

von Literättin
Antworten mit Zitat

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
(...) um räsonierend mitzuteilen, dass es auf U und E sowieso nicht ankäme. Es ist alles eins, irgendwie. Hauptsache Bestseller! Hauptsache, man kann fühlen, was der Protagonist für Gefühle hat. Dann ist es doch egal, ob U oder E, X oder U. Hauptsache man fühlt Gefühle.

So viel zur "Alle Jahre wieder"-Rhetorik - die langsam ein bisschen abgegriffen wirkt, weil die bei U/E oder generell bei DSFo-Diskussionen immer kommt. Aber was soll das für ein Argument sein?


Wo hast Du denn das jetzt heraus gelesen? Shocked
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2832



R
Beitrag30.11.2015 14:44

von Rübenach
Antworten mit Zitat

BlueNote hat Folgendes geschrieben:

Und alle Jahre wieder stellen Leute, für die U/E Diskussionen uninteressant sind, fest, dass für sie U/E Diskussionen uninteressant sind, um sich danach umso entschlossener ins Diskussionsgetümmel zu stürzen,

naja, so entschlossen war das jetzt nicht.

um räsonierend mitzuteilen, dass es auf U und E sowieso nicht ankäme. Es ist alles eins, irgendwie. Hauptsache Bestseller! Hauptsache, man kann fühlen, was der Protagonist für Gefühle hat. Dann ist es doch egal, ob U oder E, X oder U. Hauptsache man fühlt Gefühle.

wo schreibe ich was von bestsellern? wo was von fühlen? wo was von gefühlen?


So viel zur "Alle Jahre wieder"-Rhetorik - die langsam ein bisschen abgegriffen wirkt, weil die bei U/E oder generell bei DSFo-Diskussionen immer kommt. Aber was soll das für ein Argument sein?


_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 5998

DSFo-Sponsor Ei 1
Ei 4


Beitrag30.11.2015 16:01

von Maria
Antworten mit Zitat

hey alle, hey Bluenote ...

die Diskussion bringt ein paar gute Gedanken in die Runde. Auch die, die damit eigentlich nichts anfangen können relativeren manches oder bringen WIEDER neue Gedanken ins Rollen.
Ich bitte also an dieser Stelle, so im Vorbeigehen, nicht den sachlichen Pfad zu verlassen.

Bleibt alle am Thema, stichelt nicht und verdreht die Aussagen nicht. Wenn einer blutgrätscht - ignorierts. Alle die bisher beteiligt sind, wissen, wie stürmisch das Thema werden kann. Darf es auch, aber nur dann, wenn es um das Thema und nicht um Sticheleien geht. hamma uns? ^^


_________________
Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Skype Name
Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag30.11.2015 16:59

von Literättin
Antworten mit Zitat

Darüber hinaus - ich beziehe mich auf meine obige Antwort auf Rübenachs Beitrag, in der ich mir selbst immer noch ein wenig im Nebel herum zu irren scheine - kristallisiert sich für mich heraus, dass ich in der E-Frage zu vieles ineinander menge. Es gibt ja unterschiedliche Ansätze, nach E zu fragen:

Wie unterscheide ich E von U im Sinne einer Klassifikation? - Diese Frage erscheint mir am geklärtesten zu sein.

Wie unterscheidet sich E von U in ihrer gesellschaftlichen Funktion?

Und, hier noch nicht so klar gestellt: Lassen sich unterschiedliche Entstehungsprozesse schreibtechnischer Art bei Schreiben von E und U beschreiben?


Und noch eine spezielle Frage an Dennis: Wen oder was bezeichnet Kurt Drawert mit dem Subjekt? Den Schreibenden selbst, oder irgend etwas im Text?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3755



Beitrag30.11.2015 19:00

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Wie unterscheidet sich E von U in ihrer gesellschaftlichen Funktion?


Als Antwort dazu wird in den DSFo-Diskussionen gern angeführt, dass E gesellschaftskritische Fragen aufwirft, revolutionär ist und somit die gesellschaftliche Entwicklung vorantreibt. U dagegen nicht.
Da die Klassifizierung von E als E allerdings stark vom individuellen Leseerlebnis abhängt, ist das wohl eher relativ.

Maragret Atwood hat in einem ihrer ersten Romane "The edible woman" (sehr lesenswert, keine Dystopie) herrliche Szenen mit Literaturwissenschaftsstudenten, die darüber stöhnen, dass ihr ganzer Lebenszweck daraus besteht, Literatur durchzukauen und aus den abstrusesten Blickwinkeln zu interpretieren, nur um auf der Tretmühle der Literaturwissenschaft weiter zu laufen und riesige Stapel von Essays und Dokumenten zu verfassen, die niemanden interessieren und die niemand je lesen wird.
Einer der Studenten hat sich "Alice in Wonderland" vorgenommen, in dem es laut ihm um eine sexuelle Identifikationskrise geht. Sein Mitbewohner meint dann, dass diese Interpretation inwzischen völlig passé sei und dass die neueste Sichtweise sei, es als für ein schönes Kinderbuch zu halten Laughing

Vor kurzem ist ein Buch herausgekommen, das "Alice in Woderland" durch die Mathematik interpretiert (der Autor war Mathematiker).

E hat also für seine Leser auf jeden Fall Unterhaltungswert in Form von endlosen Diskussionsthemen und Möglichkeiten zum Rätselraten - ich würde sagen, E erlaubt dem Leser größere Freiheit, das hineinzuinterpretieren, was er möchte, da mehr "Lücken zwischen den Zeilen" sind. Somit wäre die Anregung von Diskussionskultur für E-Leser eine Funktion von E ...?

Wobei über U à la "Twilight", "Shades of Grey" und "DaVinci Code" ja ebenso diskutiert wird - vielleicht einfach mit anderen Fragen ("Wie wär's mal mit Handschellen?" oder "Woher hat die Kirche ihre Macht?").


_________________
If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
Alter: 58
Beiträge: 6477
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag01.12.2015 08:56

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Mich würde noch interessieren, inwieweit das Thema Menschmaschine als zukunftsbezogener Stoff aufgefasst wurde. Mir wurde das verschiedentlich berichtet. Natürlich eignet es sich dafür, aber es ist nicht darauf beschränkt, würde ich argumentieren. Ein Herzschrittmacher oder ein Dialysegerät sind nichts Zukünftiges, von den vielen anderen Maschinen in der Intensivmedizin ganz zu schweigen. Dazu kommt z. B. noch die Kommunikationstechnik im täglichen Leben. Ich glaube, es gibt schon eine Studie, dass Handybenutzer virtuelle Vibrationen dort fühlen, wo sie normalerweise ihr Handy am Körper mit sich tragen, wenn sie an einen erwünschten Anruf denken. Und natürlich das Forum selbst, ohne die Technik wäre der Wettbewerb gar nicht möglich gewesen.


Eine E-Literatur-Ecke im Forum wäre nicht schlecht, aber sie könnte bald wieder verwaist sein. In der sehr mitgliederstarken AG, die ich hatte/habe, ging es darum, genau darauf zu schauen, *wie* die hochgelobten Schriftsteller der Weltliteratur ihre Wirkung erzielen. Die Mitarbeit beschränkte sich aber nach anfänglichen Enthusiasmus nur noch auf eine ganz kleine Gruppe. Vielleicht belebe ich sie irgendwann mal wieder in einem engen Kreis von Leuten. Was, glaube ich, wirklich fehlt, ist ein echter Bereich zum Ausprobieren von E-Texten. Keine fertigen Sachen, sondern "Fragmente" Razz, vielleicht auch  nur eine Technik, die geübt wird, oder ein einzelner Satz, der getestet wird. So ähnlich wie die Schreibübungen nur ohne Vorgabe.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag01.12.2015 11:49

von lupus
Antworten mit Zitat

Mir kam sofort diese Gesetz-Befehl-Pflichterfüllungskette in den Sinn, die SciFi-Sequenz kam erst mit dem Extrapolieren.

_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag02.12.2015 11:06

von Literättin
Antworten mit Zitat

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Eine E-Literatur-Ecke im Forum wäre nicht schlecht, aber sie könnte bald wieder verwaist sein. In der sehr mitgliederstarken AG, die ich hatte/habe, ging es darum, genau darauf zu schauen, *wie* die hochgelobten Schriftsteller der Weltliteratur ihre Wirkung erzielen. Die Mitarbeit beschränkte sich aber nach anfänglichen Enthusiasmus nur noch auf eine ganz kleine Gruppe. Vielleicht belebe ich sie irgendwann mal wieder in einem engen Kreis von Leuten. Was, glaube ich, wirklich fehlt, ist ein echter Bereich zum Ausprobieren von E-Texten. Keine fertigen Sachen, sondern "Fragmente" Razz, vielleicht auch  nur eine Technik, die geübt wird, oder ein einzelner Satz, der getestet wird. So ähnlich wie die Schreibübungen nur ohne Vorgabe.


Ich fände das gut: eine E-Ecke.

Mich beschäftigt das Thema sehr. Und eigentlich seit Jahren.

Und ich glaube, das liegt einerseits an meiner Lese-Sozialisation, andererseits an der gefühlten heutigen Übermacht an U, worin ich mich täuschen kann, aber zu meiner Kinder und Jugendzeit hatte ich nie das Gefühl von einer Bestsellerschwemme erschlagen zu werden und das Beruhigende (und das kann ich erst mit diesem zeitlichen Abstand erkennen) war, dass die maßgeblichen Autoren noch alle lebten. Die gehörten einfach wie selbstverständlich zu meinem Leben. Das waren die Intellektuellen, die gleichzeitig sehr nah waren, greifbar waren, die sich eingemischt haben und halt auch schon mal in Bonn auf derselben Demo anzutreffen waren.

Sie saßen nicht im Elfenbeinturm sondern waren sehr präsent und hatten was zu sagen. Mein gefühlter Mangel heute halt (und: der muss nicht mit der Realität übereinstimmen).

Und dann ist da mein eigenes Schreiben. Ich denke inzwischen, es liegt an meiner Art das anzugehen: ich gehe eigentlich nie von einer Plotidee aus, sondern von einem Thema.

Mich beschäftigt etwas, es rumort in mir und in der Regel sind es "fehlende Teile" im "gesellschaftlichen Äther", die ich eher fühle und wahrnehme, als das ich sie benennen kann.

Es ist wie ein Drang, das, was mir fehlt oder in der gesellschaftlichen Debatte fehlt, gefühlt gesellschaftlich ausgeblendete Dinge schreibend wieder hervor zu holen und bestenfalls schreibend (wieder) in die Welt zu setzen.

Nichts großartiges. Eher im Kleinen.

Auf diesem Weg habe ich festgestellt, dass ich dann natürlich gerne hätte, dass es auch gelesen wird, obwohl es nicht zuerst unterhaltsam ist, was ich schreibe.

Während ich bei der E-Idee immer ganz kleinlaut werde: "Als könnte ich E schreiben."

Und jetzt konkret hier, im dsfo: allein schon bei meinem eingestellten Roman-Prolog hatte ich die Befürchtung, dass er mir (U-Schwerpunkt in der Werkstatt) völlig verrissen wird. Um E handelt es sich dabei zwar nicht, aber irgendwie suche ich so zwischen Anspruch und "irgendwo auf dem Weg zu E" schon Hilfe und Orientierung, die etwas jenseits der klassischen U-Schreibratgeber liegt, ohne U verunglimpfen zu wollen.

Deshalb fände ich eine E-Ecke interessant. Eben auch zum Ausprobieren. Vielleicht ist es das, was mich in letzter zeit verstärkt in die Wettbewerbe gezogen hat.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 2 von 3 Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3  Weiter

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 11/2015
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Rechtliches / Urheberrecht / Copyright
Diskussion zum Urheberrecht
von Writewithpassion1
Writewithpassion1 Rechtliches / Urheberrecht / Copyright 25 01.08.2023 20:30 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Genre, Stil, Technik, Sprache ...
Streitgespräch Diskussion
von ArthurGoethe
ArthurGoethe Genre, Stil, Technik, Sprache ... 8 14.02.2023 13:40 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rechtschreibung, Grammatik & Co
Diskussion um richtigen Tempus
von Kris
Kris Rechtschreibung, Grammatik & Co 23 29.07.2019 22:12 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Genre, Stil, Technik, Sprache ...
Diskussion in der Gruppe
von MrT
MrT Genre, Stil, Technik, Sprache ... 7 04.08.2018 11:09 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge SmallTalk im DSFo-Café
Diskussion zu 'me,myself and I'
von EscTaste
EscTaste SmallTalk im DSFo-Café 16 26.05.2017 01:37 Letzten Beitrag anzeigen

BuchBuchEmpfehlungBuchEmpfehlungBuchBuchBuchEmpfehlungEmpfehlung

von sleepless_lives

von BirgitJ

von Dichternarzisse

von Raven1303

von Enfant Terrible

von Bawali

von fancy

von Rike

von d.frank

von Mogmeier

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!