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Autor |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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16.12.2011 20:34 Weihnachten von Jocelyn
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Weihnachten
Sie sägte dem Tisch die Beine ab
und hatte ein Bett,
sie trennte die Ärmel vom Kleid
und hatte eine Decke,
sie riss den Vorhang durch die Mitte
und sah die Sterne.
So fand er Platz in der Herberge.
Weitere Werke von Jocelyn:
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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seppman Weltfriedenstreiber
S Alter: 42 Beiträge: 923 Wohnort: Yaren
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S 17.12.2011 01:45 Re: Weihnachten von seppman
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Moin
Jocelyn hat Folgendes geschrieben: |
sie riss den Vorhang durch die Mitte
und sah die Sterne.
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nicht wirklich..
sie riss den Vorhang in der Mitte auf..
sie zerriss den Vorhang in der Mitte..
sie zer(riss) in der Mitte den Vorhang (auf)
Grüße seppman
Weltfrieden statt Weihnachten
_________________ Ich bin Flexitarier, ich esse dann, wenn ich Hunger, das worauf ich Hunger habe und verlass mich da völlig auf mein Bauchgefühl. Nebenbei bin ich Anhänger der Multitoleranzbewegung. |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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17.12.2011 11:00
von Enfant Terrible
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Ja, über dieselbe Stelle wie mein Vorposter stolper ich auch, da liegt sprachlich etwas im Argen. Ansonsten könnte man vielleicht die Metapher mit dem Vorhang und den Sternen bemängeln, da der für die sanfte, asketische Atmosphäre des Gedichts ein wenig zu abgeschmackt und plakativ ist meiner Meinung nach. Ich verstehe aber den Drang dahinter, dem Gedicht eine Klimax zu verleihen. Allerdings finde ich, dass das Gedicht durchaus auch etwas länger sein könnte; die schönen Anfangsmetapher ziehen einen in den Bann, dass man gerne noch länger den Versen lauschen würde.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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17.12.2011 23:59
von firstoffertio
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Mir ist das vom Praktischen her gesehen nicht stimmig:
Weshalb wird aus einem Tisch ein Bett, wenn man ihm die Beine absägt?
Meint das, man macht die Beine kürzer? Wieso nicht einfach den Tisch umdrehen. Kann man dann ein Himmelbett draus machen. Oder einfach auf dem Boden schlafen?
Das mit den Ärmeln abtrennen finde ich noch unnötiger. Man kann doch ein Kleid auch mit Ärmeln dran als Decke benutzen. Die abgetrennten Ärmel machen ja sicher nicht die Decke.
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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18.12.2011 22:05
von Jocelyn
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Danke für die Kritik, ich werde es überarbeiten. So funktionieren die Zeilen wirklich nicht. Ja, inhaltlich etwas wenig, muss noch mehr dazu, aber ich brauche noch ein bisschen...Zeit dafür. Kann ich bitte haben? Ja. Danke auch schön.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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06.01.2012 18:43
von Jocelyn
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Viel fällt mir ja nicht ein, aber ich bin ja noch eine Verbesserung schuldig. Wie gefällt euch das?
Weihnachten
Sie sägte dem Tisch die Beine ab
und hatte ein Bett,
sie zog die Wolle aus den Ritzen
und hatte eine Decke,
sie öffnete die Läden
und sprach zu den weißen Wolken.
Sie mischte die Rosinen mit Rum,
die Zeitungen mit Zugvögeln,
die Tapete mit Kerzenwachs,
die Wärme mit der Straße
und nahm eine rote Dose mit,
als sie sich ihre Rente abholte.
Sie kippte das Geld unter die Treppe,
legte die Rumrosinen in die Dose
und wärmte sich im Mehl der Jahre.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 07.01.2012 01:40 Hallo Jocelyn, von Perry
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mir gefiel das Wenige besser, als das nun Ausladendere, weil das zwar mehr Bildinhalte, aber -zumindest für mich- nicht mehr Tiefe bringt. Auch hat sich der Text damit nicht mehr an Weihnachten angenähert, sondern eher entfernt.
Das entscheidene "religiös/weihnachtlich" angehauchte Bild, war das mit dem zerreißenden Vorhang und sollte deshalb unbedingt bleiben.
Hier meine Anregung:
Weihnachten
Sie sägte am Tisch,
schneiderte am Kleid,
doch erst als ich
den Vorhang teilte
sah ich den Stern
über der Herberge.
Würde mich freuen, wenn du was davon gebrauchen könntest.
LG
Perry
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Gast
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07.01.2012 02:13
von Gast
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Hallo Jocelyn,
ich würde an der ursprünglichen Fassung nichts ändern. Sie schafft es, den Leser zu binden, auch und gerade durch das "sie riss den Vorhang durch die Mitte " Das neue ist ... larifari (entschuldige).
Gruß,
Soleatus
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Rosanna Richter und Henker
Alter: 30 Beiträge: 1055
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08.01.2012 21:11
von Rosanna
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Moin,
Ich sehe es etwas anders als meine beiden Vorschreiber. Die erste Version hatte (abgesehen vom grammatikalischen Stolperer) mir persönlich etwas zu viel vom "Sterntaler".
Zur neueren Version:
Zitat: |
Sie sägte dem Tisch die Beine ab
und hatte ein Bett,
sie zog die Wolle aus den Ritzen |
(meinst du dieses gelbe Zeugs, dass man als Abdichtmaterial verwendet? Ansonsten hätte ich Schwierigkeiten, zu verstehen, von was für Ritzen du sprichst. Vielleicht könntest du ein, zwei erklärende Worte hinzufügen oder etwas in der Art:
Zitat: | Sie sägte dem Tisch die Beine ab
und hatte ein Bett,
sie zog die Wolle aus den Ritzen
und hatte eine Decke,
sie öffnete die Läden
und sprach zu den weißen Wolken.
(der Wind war schon da) |
Zitat: | Sie mischte die Rosinen mit Rum,
die Zeitungen mit Zugvögeln,
die Tapete mit Kerzenwachs,
die Wärme mit der Straße
und nahm eine rote Dose mit,
als sie sich ihre Rente abholte. |
Wunderschöner Absatz, bei dem nur der zweite Vers etwas verwirrt (obwohl er wunderbar klingt). Meinst du damit, dass sie die Zeitungen aus dem Fenster wirft und diese wie Vögel mit den Seiten flattern? Oder bastelt sie Origamipiepmätze daraus, die sie sich als Weihnachtsschmuck in den Baum hängt?
Zitat: | und wärmte sich im Mehl der Jahre. |
Schönes Bild. Auf unbestimmte Art verstörend, aber schön.
Die Gesamtaussage des Gedichts ist mir allerdings noch nicht ganz klar. Ist das eine Kritik an der Altersarmut, vermischt mit dem weihnachtlichen Geist und einer Prise "Geld ist nicht alles"? Versteh mich nicht falsch, ich mag dein Gedicht, nur kratzt irgendetwas an der Innenseite meines Schädels, was mir wohl sagen soll, dass ich dennoch einige Problemchen habe. Ich glaube nämlich, dass Gesellschaftskritik und Weihnachtsfriede zusammengenommen vielleicht den Rahmen sprengen - oder dein Gedicht die Situation überspitzter darstellen müsste, um richtig zu wirken. Stattdessen die fast wehmütige Atmosphäre...ich bin mir noch nicht sicher.
Liebe Grüße,
Rose
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
nadelihremendepunkt |
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