Weihnachten bei uns zuhaus . . .

[wunderkerze]

Vater, nach der zehnten Pulle,
strullt wie´n preisgekrönter Bulle,
Mutter rauft die grauen Haare,
wünscht den Alten auf die Bahre.

Opa kämpft mit der Podagra,
Heiner schluckt erneut Viagra
hinterm bunten Tannenbaume.
Oma hat noch schlechte Laune:
Greift jetzt schon zur zehnten Pflaume.

Dieses freche kleine Röschen!
Hüpft schon wieder ohne Höschen!
Und der Karl, der freche Bube,
jagt den Dackel durch die Grube.

Vater schimpft: Ihr frechen Gören,
hört mal auf, das Fest zu stören!
Gibt sonst gleich was in den Nacken!
Oma kann jetzt endlich kacken,
Karlchen lässt die Knöchel knacken.

Ha! Die Katze, reichlich rollig
ist schon wieder ziemlich mollig.
Auch die dicke Tante Frieder
kommt demnächst mal wieder nieder.
Doch der Mann an ihrer Seite
ist wie immer gründlich pleite.
Opa fistelt: „Alle Johr´ wi – hiiii – der ...“

Brit vermisst den vierten Eh´ring.
In der Küche stinkt´s nach Hering.
Ist die Gans wohl aus dem Osten.
Sollte möglichst wenig kosten.
Schlecht gespart am falschen Posten.  

Dann gibt’s eben Würstchen, Wiener,
und zum Nachtisch Alt-Berliner
auf den Tellern ganz aus Pappe –
Frieda zieht ´ne dicke Mappe,
Vater grunzt: Halt bloß die Klappe!

Doch der Kümmel aus der Flasche
holt uns raus aus Sack und Asche.
Schauriger wurd´ nie gesungen:
Seht, es ist ein Ros´ entsprungen …
Grölen: Alle Jahre wieder!
Und der guten Tante Frieder
 platzt fast das geblümte Mieder.

Ja, so steht´s bei uns zuhause:
Heute Trübsal, morgen Jause.
Lassen uns nicht unterkriegen,
auch wenn mal die Fetzen fliegen.

[wohe]

Huch, steht so was normalerweise nicht unter Deinem "wundersamen Wortlikör"?
Ach ja, die liebe Familie - aber die letzte Strophe versöhnt uns dann mit den anstehenden Tagen.
Frohes Fest dann.
MfG Wohe

[Gast]

Huch. Ich fürchte, ich mag es. Frohe Weihnacht dem Trash-Bereich - und allen, die den Humor (noch) nicht verloren haben!
Danke @wunderkerze für den Schmunzler - bei uns Zuhause gings früher immer sehr "besinnlich" zu ... bis circa sechzehn Uhr. Bis achtzehn Uhr hatten wir es dann alle geschafft, uns bis aufs Messer zu verkrachen, gegessen wurde danach verbissen schweigend, danach Geschenke überreicht - mit Rasierklingenlächeln - um sich endlich mit Bedacht zu besaufen und hemmungslos wieder zu versöhnen ... alle Jahre wieder!

[Gast]

Hallo wunderkerze,

 
schöön!  Ich erinnere mich an die Weihnachtstage meiner Kindheit immer als an eine Zeit des fragilen Waffenstillstands.

Podagra musste ich googeln. Wenn das Daumengrundgelenk beteiligt ist nennt man es Chiagra. Das würde sich fast noch besser auf Viagra reimen.  


Frohe Weihnachten!

LG
DLurie