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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2014
Erebos [Prosa]

 
 
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
Der goldene Spiegel - Prosa DSFo-Sponsor


Beitrag30.03.2014 19:00
Erebos [Prosa]
von Akiragirl
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wie Schilf auf den Wellen eines Flusses, wiegt die Hängebrücke sich im aufkommenden Wind. Sie wird, sie muss uns tragen – für Furcht bleibt keine Zeit. Ambani setzt als erster einen Fuß auf die Holzbretter, umfasst das Halteseil, und tastet sich vorwärts. Jenkins folgt ihm, dann Solowjow, Keita, Marrais und als letzter ich.
Tief unter uns erstreckt sich der Wald, ein saftiges Pflanzenmeer, das uns von allen Seiten umschließt. Konzentriert setze ich einen Fuß vor den anderen; achte auf jedes Anzeichen von Fäule im Holz. Durch die Lücken zwischen den Brettern blitzen lange Zeit nur Variationen von Grün, dann Grauschwarz. Die Steinkolosse sind nun direkt unter uns.

Ihretwegen sind wir hier. Weil der Wächter im Sterben liegt und sein Sohn spurlos verschwunden ist. Nun muss einer von uns erwählt werden, um das Dunkel im Fels verschlossen zu halten.
Ich klammere mich fester an das Seil und wage einen Blick seitlich unter die Brücke. Der Anblick der zwei riesenhaften, schwarzen Berge lässt mich erschaudern. Ich weiß, dass sie aus Stein bestehen, doch ihre Silhouetten gleichen gigantische Menschen, die sich unter grauschwarzen Tüchern vor der Welt verstecken. Einer Welt, in die sie nicht gehören …
Ich schüttle mich. Schaue wieder nach vorn. Der Abstand zu den anderen hat sich vergrößert.

Ein kreischender Laut durchreißt die Luft. Langgezogenes, unmenschliches Jaulen. Ich schlage mir die Hände vor die Ohren, schließe die Lider, doch der Ton frisst sich durch meine Augenhöhlen, bis in meinen Kopf.
Das Geräusch reißt ab; zurück bleibt absolute Stille. Kein Windhauch regt sich mehr, die Brücke liegt still unter uns. Eine Wolke schiebt sich vor die Sonne.
Ein Knarzen und Knacken, dumpfes, hohles Pochen. Es geht von den Steinriesen aus. Ich blicke noch einmal nach unten. Kann es sein …? Ich schüttle den Kopf. Nein. Sie sind … näher gekommen?

Vom anderen Ende der Brücke erklingen Schreie; es sind Marrais und Solowjow. Ich blicke zu ihnen, erkenne nichts, doch eine Sekunde später höre ich das Schreien aus meinem eigenen Mund. Ich reiße den Arm hoch. Auf meiner Haut sprießt dunkles, struppiges Haar; wuchert wie im Zeitraffer ... Wir sind zu spät gekommen.

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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag31.03.2014 16:56

von femme-fatale233
Antworten mit Zitat

Das ist so eine Geschichte, die ganz typisch für diesen Wettbewerb ist: In einer anderen Welt situiert, die nach Regeln der Fantasy funktioniert.
Das Problem an dieser Art von Text ist für mich, dass man in Fantasygeschichten normalerweise eine Zeit lang braucht, bis man die Welt mit ihren Figuren, Regeln und Konflikten abgesteckt hat - und das versuchen Du und auch einige andere Autoren hier auf maximal 350 Worten zu leisten, eine Unternehmung die nur selten gut geht.
Du machst zahlreiche Andeutungen für mögliche Handlungen - der Sohn des Wächters: Wo ist er? Was ist mit ihm geschehen? Das Ich, das nicht in diese Welt gehört: Wo kommt es her? Warum ist es trotzdem dort? Schließlich: "Wir sind zu spät gekommen": Was passiert genau? Warum? etc. Alles spannende Fragen, die offen bleiben und für mich die Geschichte sehr kryptisch machen.
Ich erwarte nicht, dass sie alle beantwortet werden - es soll ja ein Moment beschrieben werden und du greifst aus einer riesigen Fantasy-Geschichte einen davon heraus, den du konkret erzählst. Das ist zunächst mal legitim. Nur muss dann für mich der Moment so prägnant sein, dass ich unbedingt wissen will, was vorher und nachher geschehen ist. Und das macht dieser Text leider nicht mit mir.
Der Grund: Du führst jede Menge Figuren ein, von denen ich nichts weiter weiß als den Namen - ihr Schicksal interessiert mich nicht, sie sind nur Platzhalter. Auch das Ich, das ja nur noch mal darüber charakterisiert wird, dass es nicht in diese Welt gehört, bleibt total blass. Das wäre nicht schlimm, wenn da irgendwie ein klares Konfliktmoment wäre, das sie Spannung, die du ja mit deiner Wortwahl aufbaut, irgendwie rechtfertig. Doch auch das kommt zu kurz - so ist es nur ein Wettlauf gegen die Zeit und irgendwie gegen das Böse, der mich nicht weiter berührt.

Dennoch: Der Text an sich ist souverän geschrieben, was Wortwahl und Metaphorik anbelangt, wenngleich das Ganze manchmal etwas absurd wird:

  
Zitat:
doch eine Sekunde später höre ich das Schreien aus meinem eigenen Mund


(Wie hier zum Beispiel. Da war ich mir nicht sicher, ob das Schreien ihm von etwas aufgezwungen wird, das jetzt in den letzten drei Sätzen von ihm Besitz ergreift.)

Auch stören mich die vielen Adjektive etwas - das ist vielleicht ein persönliches Missfallen, aber ich merke beim Schreiben immer wieder, dass Adjektive oft nicht so treffend sind, wie man glaubt - da ist ein Satz, der das beschreibt, was man mit einem Adjektiv sagen will, oft schöner. Aber klar, auf dieser Kürze muss dann auf solche Spielereien oft verzichtet werden...
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag31.03.2014 19:44

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo Unbekannte/r,
das ist spannend geschreiben. Gefällt mir, obwohl ich nicht so der Fantasyfreund bin.
Die Bildelemente kommen alle vor. Auch die Wacht hast du untergebracht. Wo ich mir jetzt unschlüssig bin, das ist, ob das Sprießen der Haare nicht doch eine Pointe ist???
Auch der Augenblick ist natürlich nicht so besonders kurz. Aber das sehe ich nicht so eng.
Also mir gefällts. Ich würd sogar ganz gern wissen, was aus den Sprießehaaren wird.
Viele Grüße
Zufall
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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4947

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag01.04.2014 11:47

von KeTam
Antworten mit Zitat

Ich finde deinen Text recht stimmungsvoll. Deine Sprach ist bildlich und lebendig.

Zitat:
Wie Schilf auf den Wellen eines Flusses, wiegt die Hängebrücke sich im aufkommenden Wind. Sie wird, sie muss uns tragen –


Diesen Einstieg finde ich echt gelungen.

Auch das, da seh ich was vor mir, da kommt was bei mir an:

Zitat:
Tief unter uns erstreckt sich der Wald, ein saftiges Pflanzenmeer, das uns von allen Seiten umschließt. Konzentriert setze ich einen Fuß vor den anderen; achte auf jedes Anzeichen von Fäule im Holz. Durch die Lücken zwischen den Brettern blitzen lange Zeit nur Variationen von Grün, dann Grauschwarz. Die Steinkolosse sind nun direkt unter uns.


Auch die Vorgabe sehe ich als erfüllt.
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag01.04.2014 12:03

von Piratin
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

ich habe mir Deinen Text nun mehrmals durchgelesen, aber irgendwie verstehe ich das mit dem wuchernden Haar und dem Zuspätkommen einfach nicht. Vielleicht ist für die Limitierung der Worte bei diesem Wettbewerb einfach für Deine Geschichte zu "groß", um ins Format zu passen. Auch bleibt mir verborgen welcher Wächter von was im Sterben liegt und welches Dunkel im Fels verschlossen werden muss. Soll es sich dabei um die Steinriesen handeln, die eigentlich nicht in diese Welt gehören? Was aber machen sie dann hier? So bleibe ich also mit vielen Fragen zurück.
So nun zu meinen Federn, die ich versuche in ein Schema zu bringen (Themaerfüllung -> maximal 3 Federn, Idee -> maximal 3 Federn, Sprache und allgemeiner Eindruck -> maximal 2 Federn, maximal einen Zusatzpunkt für persönliches besonderes Gefallen):
Themaerfüllung: 1
Idee: 0,5
Sprache und allgemeiner Eindruck: 1
macht 2,5 Federn aufgerundet 3
Viele Grüße
Piratin


_________________
Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen.
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fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2759
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag01.04.2014 15:59

von fancy
Antworten mit Zitat

Hallo,

zwar schon wieder eine Gruppe auf der Brücke, aber dieses Mal interessanter umgesetzt.

Dass man durch Augen hören kann, ist mir neu.

Später ggf. mehr.

Liebe Grüße

fancy

Wer zum Henker hat gefordert, dass alle Brückenüberquerer namentlich genannt werden sollen? Warum meinst du, wäre es wichtig?

Zitat:
Tief unter uns erstreckt sich der Wald, ein saftiges Pflanzenmeer, das uns von allen Seiten umschließt


Du widersprichst dir hier selbst. Wenn der Wald unten ist, kann er nicht an allen Seiten sein.

Zitat:
Ich klammere mich fester an das Seil und wage einen Blick seitlich unter die Brücke.


Wie muss ich mir das vorstellen? Er hält sich mit den Händen am Seil fest, geht auf die Knie und biegt den Oberkörper nach vorne und unten, um dann nach unten zu sehen? Ein Schlangenmensch?

Vier Federn von mir.


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Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2699
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag01.04.2014 20:16

von Lapidar
Antworten mit Zitat

eine düster angelegte Fantasystory. Die Wächter sind diesmal nicht die Steine unten im Tal sondern oben auf der Hängebrücke.
Cool.
Meine Hängebrückenphobie meldet sich wieder...


_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag01.04.2014 20:39

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Solide Arbeit.

Die Vorgaben sind zu erkennen. Der Stil passt zum Inhalt und ich sehe keine großen Mängel in der Ausführung. Ich empfinde bei diesem Text den Präsens nicht so passend.

Kleine Mängel:
Zitat:
Weil der Wächter im Sterben liegt und sein Sohn spurlos verschwunden ist.

Das sollte besser als Teilsatz eingebaut werden

Zitat:
Ich schüttle mich. Schaue wieder nach vorn.

auch das müsste durch Komma oder Bindestrich verbunden werden

Zitat:
Ich schlage mir die Hände vor die Ohren

 Laughing  lustiges Bild

Zitat:
Kein Windhauch regt sich mehr, die Brücke liegt still unter uns.
Seltsame Formulierung. Klingt als wäre ein Abstand zwichen Prota und Brücke

Das ist nicht ganz perfekt, aber auch nicht so schlimm.
Was mir allerdings wichtig ist: Originalität. Und die fehlt mir hier. Es packt mich nicht. Ich glaube, das liegt daran, dass dieser Text, wie einige andere, Versucht die Athmosphäre eines Romans in wenigen Zeilen eizufangen. Aber eine Kurzgeschichte funktioniert so nicht.
Ich sag mal: Mittelfeld.

Martin


_________________
Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows.
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timcbaoth
Leseratte


Beiträge: 114



Beitrag01.04.2014 21:27

von timcbaoth
Antworten mit Zitat

Der Text ist in Ordnung, bietet aber noch Verbesserungspotential.

Idee: 3
Stil: 3
Vorgabe: 9
Gefühl: 4

=> 5 Punkte


_________________
Liebe Grüsse
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Eulenbaum
Klammeraffe
E


Beiträge: 867



E
Beitrag01.04.2014 22:45

von Eulenbaum
Antworten mit Zitat

Es geht darum, wenn ich das richtig verstehe, daß die Dunkelheit ausgebrochen ist, was die Leute verhindern wollten, die sich auf den gefährlichen Weg gemacht haben.

Jetzt verwandelt die Dunkelheit die Menschen. Vielleicht werden sie Teil der Welt, der auch die beiden Steinkolosse angehören.- sie werden nicht zu Stein, die Menschen, sondern haarige Wesen.

Schöne Idee.

Es geht um eine Wacht, die nicht mehr angetreten werden kann - die aber alles (wie? ist da meine Frage, trotz der Kürze ist das eine Frage, die ich gerne beantwortet haben würde in dem Text) verhindert hätte, was nun passiert.

Dieses Bild ist mir positiv aufgefallen:
Zitat:
schließe die Lider, doch der Ton frisst sich durch meine Augenhöhlen, bis in meinen Kopf.

Der Ton geht über die Augen, das ist nachvolliehbar, da diese Wesen ja  aus einer anderen Welt sind und etwas ganz anders wird, weil sie jetzt die Welt zu ihrer Welt machen.

Teilweise schön detailreich, aber nicht überladen.
Beispiel:
Zitat:
Sie wird, sie muss uns tragen – für Furcht bleibt keine Zeit. Ambani setzt als erster einen Fuß auf die Holzbretter, umfasst das Halteseil, und tastet sich vorwärts.


Die Namen sind mir dann aber zu viel, die sind nicht nötig, wenn in dem Text nicht jeder Name genannt wird, verliert er nichts.

Auch gut, es entsteht eine Spannung:
Zitat:
Ein Knarzen und Knacken, dumpfes, hohles Pochen. Es geht von den Steinriesen aus.


Die Überschrift: Der griechische Gott der Dunkelheit. Gefällt mir, paßt. Macht neugierig.

Gruß,
Eulenbaum
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag02.04.2014 02:17
Re: Erebos [Prosa]
von Constantine
Antworten mit Zitat

Positiv:
Die Vorgabe der maximalen Wortanzahl wurde beibehalten: hier 346 Wörter. check.
Thema. Die Wacht. ja. check.
Das Bildmotiv ist erkennbar. check.
Der flüchtige Augenblick: ok. check.


Negativ:
-Für mich ist eine Pointe in der Geschichte vorhanden, dadurch dass die Steinkolosse zu leben erweckt sind und voranschreiten. Was die Werwesen-Verwandlung des Protagonisten noch soll, weiß ich nicht.

-Einige Erbsen und Kommentare:
Zitat:
Wie Schilf auf den Wellen eines Flusses, wiegt die Hängebrücke sich im aufkommenden Wind. Sie wird, sie muss uns tragen – für Furcht bleibt keine Zeit. Ambani setzt als erster einen Fuß auf die Holzbretter, umfasst das Halteseil, und tastet sich vorwärts. Jenkins folgt ihm, dann Solowjow, Keita, Marrais und als letzter ich.
Tief unter uns erstreckt sich der Wald, ein saftiges Pflanzenmeer, das uns von allen Seiten umschließt. Konzentriert setze ich einen Fuß vor den anderen; achte auf jedes Anzeichen von Fäule im Holz. Durch die Lücken zwischen den Brettern blitzen lange Zeit nur Variationen von Grün, dann Grauschwarz. Die Steinkolosse sind nun direkt unter uns.<-- Für mich vom Bild und von der Logik her nicht passend: ein Pflanzenmeer ist für mich eine homogene, gleiche Fläche, da müssen diese "Steinkolosse" doch extremst auffallen

Ihretwegen sind wir hier. Weil der Wächter im Sterben liegt und sein Sohn spurlos verschwunden ist. Nun muss einer von uns erwählt werden, um das Dunkel im Fels verschlossen zu halten.
Ich klammere mich fester an das Seil und wage einen Blick seitlich unter die Brücke. Der Anblick der zwei riesenhaften, schwarzen Berge lässt mich erschaudern. Ich weiß, dass sie aus Stein bestehen, doch ihre Silhouetten gleichen gigantische Menschen, die sich unter grauschwarzen Tüchern vor der Welt verstecken. <-- der Vergleich ist mir zu konstruiert auf das Bildmotiv bezogen. Berge, die wie gigantische Menschen unter Tüchern aussehen. Wenn, dann würde ich es direkt im Text erwähnen, dass die Berge versteinerte Riesen sind, in denen eine dunkle Macht schläft und die Wächter verhindern wollten, dass diese Macht erwacht. Einer Welt, in die sie nicht gehören …
Ich schüttle mich. Schaue wieder nach vorn. Der Abstand zu den anderen hat sich vergrößert.

Ein kreischender Laut durchreißt die Luft. Langgezogenes, unmenschliches Jaulen. Ich schlage mir die Hände vor die Ohren, schließe die Lider, doch der Ton frisst sich durch meine Augenhöhlen<-- wie kann sich ein Ton durch die Augenhöhlen fressen? Besser wäre, dass sich der Ton durch seine Hände in seine Ohren frisst. , bis in meinen Kopf.
Das Geräusch reißt ab; zurück bleibt herrscht absolute Stille. Kein Windhauch regt sich mehr, die Brücke liegt still unter uns. Eine Wolke schiebt sich vor die Sonne. <-- wie will das der Prota wissen, wenn er seine Augen geschlossen hat?
Ein Knarzen und Knacken, dumpfes, hohles Pochen. <-- Hat dein Prota seine Hände von den Ohren genommen? Es geht von den Steinriesen aus. Ich blicke noch einmal nach unten. Kann es sein …? Ich schüttle den Kopf. Nein. Sie sind … näher gekommen?

Vom anderen Ende der Brücke erklingen Schreie; es sind Marrais und Solowjow. Ich blicke zu ihnen, erkenne nichts, doch eine Sekunde später höre ich das Schreien aus meinem eigenen Mund. Ich reiße den Arm hoch. Auf meiner Haut sprießt dunkles, struppiges Haar; wuchert wie im Zeitraffer ... Wir sind zu spät gekommen.


Es ist interessant, wie unterschiedlich du die beiden "Steinformationen" unter der Brücke nennst: Steinkolosse, riesenhafte, schwarze Berge, Steinriesen.
Dieses "riesenhafte, schwarze Berge" sticht hervor und ich frage mich, wie hoch ist die Brücke über dem Tal, dass zwei riesenhafte Berge unter ihr sein können? Vom verwendeten Begriff ergibt es für mich wenig Sinn.


Von der Befederung her liegt dieser Text für mich im zweiten Drittel.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag02.04.2014 17:13

von Jenni
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Überquerung der Hängebrücke um die Wacht über das in zwei Felsen eingeschlossene Böse aufzunehmen. Leider zu spät, das Böse ist schon ausgebrochen.
Kein besonders originelles Setting, aber mir gefällt die dezent gruselige Atmosphäre, die du erschaffst, und deine bildliche Sprache.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag02.04.2014 17:18

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Dieser Text ist besser als die meisten anderen.
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Nicnak
Eselsohr

Alter: 39
Beiträge: 206
Wohnort: Pendler zwischen Berlin und Bayern


Beitrag02.04.2014 19:00

von Nicnak
Antworten mit Zitat

Hmm, schwer zu bewerten.

Vorlage erfüllt (was hier ja schon mal die halbe Miete ist),
aber der Rest packt mich irgendwie nicht.

Es scheint so als ob du das Bildmotiv erst als Berge, dann als Burkageister werten wolltest, und so vermischt es sich zu etwas halbgaren.
Schade.
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Sanuk
Geschlecht:männlichWortedrechsler
S

Alter: 60
Beiträge: 61
Wohnort: Frankfurt am Main


S
Beitrag02.04.2014 22:27

von Sanuk
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Horrorelemente sind nicht so meins - aber das ist subjektiv.
Allerdings weiß ich nicht, wie sich ein Ton durch Augenhöhlen fressen kann Smile
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag02.04.2014 22:48

von Einar Inperson
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Hallo Pokaproschrei,

jetzt erst einmal still, ich muss mich konzentrieren.

Ein Beitrag, der seinen Titel im Text führt, der flüssig geschrieben, gut strukturiert, bis zum Schluss funktioniert. Blitzt da aber eine Pointe auf? Wenn ja, dann ist es sicher kein Donnerhall.

6 Federn


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

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Piezke
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Alter: 37
Beiträge: 132



Beitrag02.04.2014 23:09

von Piezke
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Ambani und Solowjow sind schöne Namen.

Eine Brücke, Wächteranwärter und Steinkolosse. Das Foto ist drin, die Wacht hingegen ist nur Hintergrund der Handlung, nicht Handlung selbst. Das Thema hätte ein fast beliebiges anderes sein können, ohne, dass es den Text groß verändert hätte.

Ich bin kein Fan von Fantasy, aber der Text baut eine sehr leise Mythologie auf, das gefällt mir. Das funktioniert auch trotz der Wortbegrenzung ganz gut, bis das Ende kommt und mich ratlos macht. Was passiert da?
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Akiragirl
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Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
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Beitrag02.04.2014 23:27

von Akiragirl
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Selbstkommentar.

_________________
"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag03.04.2014 00:24

von Dienstwerk
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Liebe/r Pokapro-Teilnehmer/in!

Herzlichen Glückwunsch, Du hast es geschafft, einen Text zu schreiben, der auf eine Postkarte passen könnte, zumindest, wenn man ihn mit einer Lupe liest. Möglicherweise ist Dein Werk ein Gewinnertext, vielleicht landet er im guten Mittelfeld, unter Umständen fällt er auch völlig durch und purzelt auf den stark umkämpften letzten Platz.

Erhält Deine Ministory unterirdisch wenige Federn von mir, dann könnte das an mir liegen, weil ich sie nicht verstanden habe oder an Dir, weil Du es nicht verstanden hast, sie mir verständlich zu machen. Vermutlich kommt eine Mischung aus beiden Gründen in Betracht. Gleiches gilt für übermäßig viele Federn - nur umgekehrt.

Ich bewerte tagesformabhängig, nach Bauchgefühl, persönlichem Gefallen und ich versuche, fair zu sein. Manchmal ist es draußen schon dunkel, oft ist es gar nicht mehr hell. Es ist wirklich sehr schwierig, um diese Uhrzeit die Sonnenuhr zu lesen. Aber ich gebe mir Mühe. Ah, cool - draußen strahlt der Mond und da unten rechts blinkt 00.13. So, es geht los. Ich beginne zu lesen:

Thema:
„Die Wacht“ (Wächter, Wache, Aufsicht, Bewahrer, wachen, überwachen, bewachen, bewahren, beobachten, aufpassen, kontrollieren etc.) - szenischer Augenblick, OHNE Pointe (aber nicht zwangsläufig ohne Spannung), direkter oder metaphorischer Bezug zum Bild (Brücke/Übergang, Leute, Gestalten/Schatten/Hügel, Wald/Schlucht/Abgrund...)

Meine Bewertungskriterien:
- Thema nicht getroffen, teilweise, gut bis perfekt getroffen (0-3)
- Thema/Text sauschlecht, irgendwie, gut oder grandios umgesetzt (0-3)
- Zusatzfedern für Idee, Sprachgefühl, nach Gutdünken oder als Trost (1-3)
- Titel lasse ich außen vor, es sei denn, er ist total daneben, dann Abzug

Anmerkung:
Bewertung erfolgt erst, wenn ich alle 41 40 Texte gelesen habe, aber ich mache mir natürlich zu jedem einzelnen Text meterweise Notizen. Schließlich kann sich nach oben oder unten bis zur letzten Sekunde noch was ändern. Eine Feder hast Du in jedem Fall sicher. wink

Schöne Stimmung, tolle Namen, viele Kommafehler. Der Text lässt mich etwas ratlos zurück. Was genau passiert? Wer oder was ist Erebos? Aha, musste googeln. Thema 1:1 umgesetzt. Aber sonst so? Töne fressen sich durch die Augenhöhlen, hui, sehr phantasievoll. Federn zu gegebener Zeit.

Ende blinkt: 00.23

Liebe Grüße, Ana

*
*
*

Nachtrag 04.04.14

Meine Bewertungen im Detail:

2 x 1
9 x 2
9 x 3
3 x 4
6 x 5
5 x 6
3 x 7
1 x 8
1 x 9
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Berti_Baum
Reißwolf


Beiträge: 1213
Wohnort: Immerheim


Beitrag03.04.2014 10:24

von Berti_Baum
Antworten mit Zitat

Interessant! Eine sehr intensiv und anschaulich beschriebene Szene. Wie einige andere Beiträge auch, bleibt man zwar etwas ratlos zurück, doch Überschrift und Text geben Hinweise auf das Ende.

_________________
Der Junge, der Glück brachte (Jugendbuch/2013)
Das Mädchen, das Hoffnung brachte (Jugendbuch/ November 2014)
Tod und tiefer Fall (Thriller/18. Mai 2015)
Rache und roter Schnee (Thriller/Oktober 2015)
Blut und böser Mann (Thriller/März 2016)
Asche und alter Zorn (Thriller/August 2016)
Ein kleines Verbrechen (Thriller/Dezember 2016)
Blinde Krähen (Thriller/März 2017)
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Merope
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 715
Wohnort: Am Ende des Tals
Der Goldene Käse


Beitrag03.04.2014 15:07

von Merope
Antworten mit Zitat

Thema: Wacht - wurde umgesetzt
Bild: Bildelemente sehr intensiv vorhanden
Text: endet schon mit einem Cliffhanger - kurz vor der Pointe. Ganz nett zu lesen.
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag03.04.2014 18:16

von holg
Antworten mit Zitat

Der Anfang ist gut, liest sich wie eine Reisebeschreibung. Dann wird es etwas wirr. Wächter, die im Sterben liegen, Berge, die wie Menschen aussehen und näher kommen, Haare, die aus der Haut sprießen. Irgendwie zusammenhangslos und gestückelt.

_________________
Why so testerical?
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