Mord alla Carbonara

[anuphti]

Schläfrige Stille herrschte in dem kleinen sizilianischen Dorf. Die Luft flimmerte über dem heißen Kopfsteinpflaster Ein Hund döste im Schatten unter einem Olivenbaum und stellte gelangweilt ein Ohr auf, als ein Cabrio mit quietschenden Reifen vor der Pizzeria La Carbonara zum Stehen kam. Maria faltete sich rasant aus dem knallroten Flitzer, riss einen Kuhschädel mit langen Hörnern vom Rücksitz und stöckelte zum Eingang. Unter der Girlande mit der Aufschrift „Benvenuta Maria“ blieb sie kurz stehen, schnaubte verächtlich und trat die Tür auf.
„Luigi? Wo steckst du?“ Ihre schrille Stimme hallte durch das Haus.
„Maria! Madonna, du bist schon da? Du wolltest doch erst heute Abend ...“ Luigi kam halbnackt die Treppe herunter gerannt.
Maria ging wie eine gereizte Klapperschlange auf ihn los und rammte ihm den Schädel vor die Brust. „Stupido!“ Sie schubste Luigi schrittweise zurück bis an die Wand. „ Weißt du zufällig, wer mir das hier an die Tür genagelt hat?“
Luigi erbleichte unter seiner Sonnenbräune. Seine dunklen Augen zuckten unruhig hin und her. „Cara mia, keine Ahnung ...“
Maria ließ ihm keine Zeit zu antworten. „Ich reiße mir den Arsch auf und schufte das ganze Jahr in Germania, endlich habe ich Urlaub, und du, was machst du? Welche Schlampe hast du diesmal oben im Bett?“ Ihre Stimme überschlug sich bei den letzten Worten und sie machte sich auf den Weg zur Treppe. Luigi versuchte sie noch aufzuhalten, blieb aber wie angenagelt stehen, als Maria einen Derringer aus ihrer Handtasche zog und damit vor seiner Nase herum fuchtelte.
„Fass mich nicht an, du halbgares Gekröse!“, keifte sie und sprintete die Treppe hinauf. Oben angekommen strauchelte sie kurz, als der Teppich der Fliehkraft folgend ihrem furiosen Lauf auswich und zur Seite schlitterte. Sekunden später knallte die Tür vom Schlafzimmer gegen die Wand, als Maria hineinstürmte. Die derangierte Blondine im Bett schrie hysterisch auf und raffte sich die Decke vor den blanken Busen.
„Maledetta, du Flittchen, scher dich raus aus meinem Bett und verschwinde!“ Maria fetzte die Vorhänge vom Himmelbett und deutete mit der Pistole zur Tür, in der gerade Luigi auftauchte, sich aber gleich wieder zurückwarf, als ein Schuss den Türrahmen zersplitterte.

Beängstigende Stille.
Die Blondine hatte sich bei dem Schuss unter der Decke verkrochen, Maria zitterte am ganzen Körper und starrte fassungslos auf die Pistole.

„Klappe! Klappe!“ Der Regisseur war außer sich. „Verdammt, seid ihr denn alle wahnsinnig geworden? Welcher Trottel hat die Munition ausgetauscht? Maria, ganz ruhig, ganz ruhig, es ist nichts passiert. Luigi? Alles in Ordnung?“
Der Kameramann von „Mord alla Carbonara“ tröstete Maria, während Luigis Streifschuss in der Maske versorgt wurde.
Fünfzehn Minuten später:
„Einstellung acht, Szene drei, Take zwei, und ... Action!“

[BlueNote]

Hi!

Jetzt wollte ich hier schon die Höchstwertung vergeben - das hat aber der ach so witzige Schluss leider nun verhindert. Es ist aber trotzdem noch ein klasse Geschichte. Gut geschrieben - manchmal allerdings auch ein bisschen zu viel des Guten (Maria faltete sich rasant aus dem knallroten Flitzer.

Bisher der beste Beitrag!

BN

[Alogius]

Hi,

ich beschränke mich ob der Textmenge auf kurze Kommentare. Falls notwendig, kann ich später detaillierter werden.

Nette Pointe, hat mir gefallen. Aber alles geht in diese Richtung, hat ohne sie keinen besonderen Reiz oder Aufbau.

Gruß,
Tom

[Liesette]

Einen Krimi im Krimi, so mag ich es. Leider bist du mir jetzt einen Täter und das Motiv schuldig, daher keine volle Punktzahl.

[The Brain]

[Gast3]

Liebe/r Autor/in,

die Geschichte ist recht temporeich.
Ich bin jetzt mal über das "halbgare Gekröse" gestolpert. Ich denke nicht, dass dieser Ausdruck im italienischen Sprachgebrauch zu finden ist.
Für den Schluss hätte ich mir gewünscht, dass hinter der ausgetauschten Munition Absicht steckte und Luigi nicht nur mit einem Strefschuss davon kommt. Wäre peppiger gewesen.

Lieben Gruß
schneestern

[*Gast*]

Saubere Arbeit, die Einbettung in eine Filmaufnahme ist gut gelungen. Als Name für eine Pizzeria "La Carbonara"? Wär das nicht so ähnlich, als würde sich ein hiesiges Restaurant "Wiener Würstchen" nennen? Aber ich hör schon wieder auf zu meckern.

Sehr gut gelungen, sprachlich mit beachtlichem Tempo umgesetzt, spannend erzählt.

LG
Sabine

[anuphti]

Naja, Nuff ...

Glaubst Du wirklich, dass das als Krimi durchgehen wird?

Die Rechtschreibung, vor allem die italienische ,will ich hier gar nicht erwähnen ...

Aber witzig ist es schon ... vor allem, wie der Teppich zur Seite schlittert, ach ja, und das "halbgare Gekröse" ist auch originell ...

Ist Maria vielleicht eine Köchin?

[mondblume]

Ich entschuldige mich für die fehlenden Kommentare, aber leider schaffe ich es diese Woche sonst echt nicht, alle Texte zu bewerten!

[Pütchen]

Hallo

Die Geschichte hätte wirklich Potential zu meinem Favoriten gehabt ... wenn dieses Ende nicht wäre

Schade, für mich macht es ein bisschen die spannende Erzählweise kaputt. Wenn, dann hätte ich vielleicht schon gerne gewusst, WARUM jemand einen der Schauspieler hätte töten wollen.

Die Assoziation zum Skelett kann ich auch nicht herleiten, aber für den Rest hab ich nichts zu meckern.

Viele Grüße, Pütchen

[Lejonina]

Hallo unbekannte(r) AutorIn!

Herrlich überzogene Figuren. Am Anfang denkt man: "Äh ja, sehr realistisch." Schließlich erfährt man von der Film-Szene und denkt: "Ja, klar. Dann passt es." Die Charaktere finde ich alle sehr stimmig, wie auch die Atmosphäre drum herum. Sehr schön finde ich auch den Titel dazu und verleihe einfach mal den Award für den passendsten Titel!

Ich mag das flotte Tempo in Deiner Geschichte. Es passiert viel und man ist mittendrin. Auch der Übergang von Filmszene zu Realität kommt unvermittelt. Ein schöner Effekt. Nach dem Lesen war mein Kopfkino noch weiter beschäftigt und ich hab gegrübelt aus welchen Beweggründen jemand Maria echte Monition untergeschoben haben sollte.

Im Vergleich mit den anderen Beiträgen landet Dein Text bei mir im oberen Drittel.

LG, Lejo

[Maria Magdalena]

Rasanter Krimi, sehr spritzig abgefasst. Sprachlich einige gute Ausdrücke, dann aber auch wieder oft gebrauchte. Klarer Ablauf, Spannung vorhanden, Unterton von Komik spürbar, weshalb Ernsthaftigkeit von Beginn weg fehlt.

[Rote Wölfin]

Wunderbar!
Hat mir richtig gut gefallen.
Besonders natürlich der Schluss.
Zwar kein richtiger Krimi - aber toller Schreibstil.

Ein Wort habe ich nicht verstanden:

[Jocelyn]

Sehr adjektivlastig, sehr reißerisch.
Entspricht dem überdrehten Schauspielertum.
Ist aber in der Wortwahl nicht meins.

3 Federn

[Old]

Der Vorhang öffnet sich. Der Lärm beginnt abzuflachen.
Ich trete mit einem vierköpfigen Team auf die Bühne. Wir nehmen an den vor uns stehenden Tischen platz. Hin und wieder ein räuspern aus dem Publikum, so dass ich mich gezwungen sehe, einen stechenden Blick hinunter zu schicken. Befriedigend nehme ich zur Kenntnis, dass der letzte Räusper, verschreckt im Hals stecken geblieben ist.  

Darf ich vorstellen, das Bewertungs-Komitee.
Zu meiner Rechten, Frau Schlauberger.
Daneben, Herr Besserwisser.  
Zu meiner Linken, Frau Dr. Prosa
Und Herr Schund

Wenn ich kurz die Kriterien erläutern darf. Jeder Kandidat bekommt grundsätzlich 3 Punkte, es denn, beim Lesen der Kurzgeschichten wird einem vom Bewertungs-Komitee so übel, das er oder sie, einen unnatürlichen Farbton annimmt.
Außer Bewertung steht vorab das Zählen der Wörter. Dafür ist Hilfsbewerter Nihil zuständig. Später wird dann, unabhängig, der Klasse des Textes, über eine Disqualifizierung entschieden.

Wieder ein räuspern, wieder ein entschiedener Blick der sofort für Ruhe sorgt.

Weitere Punkte gibt es für den Begriff „Urlaub“, im weitesten Sinn.
Für die Bezugnahme auf das vorgegebene Bild.
Für das Szenario Verbrechen
Für Spannung, oder Witz.
Für die Idee.
Für Logik und Glaubwürdigkeit
Maximal sind somit 9 Punkte zu erreichen.

Wir fahren fort mit: „Mord alla Carbonara“

Begriff „Urlaub“, im weitesten Sinn. – 1,0 Punkte
Bezugnahme auf das vorgegebene Bild. - 0,5 Punkte
Szenario Verbrechen. – 0,3 Punkte
Spannung, oder Witz. - 0,3 Punkte
Idee. - 0,7 Punkte
Logik und Glaubwürdigkeit. - 0,3 Punkte   ->   3,1 + 3 = 6,1

Der Komitee-Leiter erhebt sich und gibt eine kurze Bemerkung ab:

[color=blue]Nette Geschichte, hat Witz. Ein Krimi in Reinkultur ist das ja nicht. Noch nicht. Ehr eine Komödie.

Der Saal jubelt, das Komitee erhebt sich. Kurze Pause.

[andrea jutta]

Hey du,

dein Text überzeugt mich. Deine Protagonistin ist "pieno di energia". Durch seine Dynamik fällt dein Text unter den anderen Beiträgen auf. Am Ende kommt raus, dass es sich um einen Film handelt. Die letzte Wendung eine, noch nicht da gewesene, Überraschung:  Schock - die Waffe hatte echte Munition. Und dann der Umgang damit. Schnell versorgt, und weiter geht´s mit dem Dreh. Echt tough das Filmgeschäft!
Von mir ganze 9 Federn.

[Leene]

Nette Geschichte. Vorgaben erfüllt. Angenehm zu lesen.

[Gast]

Hallo liebe(r) Postkartenprosaist(in),

bei meiner Bewertung habe ich folgende Kriterien berücksichtigt:

Stil und Sprache: Okay, ein paar Kleinigkeiten würde ich schon finden, wenn ich suchen würde. Mach' ich aber nicht, aus einem Grund: Das ist hier ganz wunderbar furios und lebhaft geschildert! Gefällt mir außerordentlich gut - endlich kommt hier mal Leben in die Bude... Nein, ernsthaft, sehr bildlich, sehr unterhaltsam. Gut gemacht!

Idee: Die Idee ist sicher nicht ganz neu, aber hier äußerst unterhaltsam verpackt. Ein kleines Logikproblem hab' ich jedoch: Die Munition wurde gegen echte ausgetauscht, dachte ich? Wenigstens habe ich das so verstanden. Und dann drehen die einfach gleich weiter? Verwundert mich. Und hätte es auch nicht gebraucht, denn die Pointe funktioniert auch so!

Bezug zur Themenvorgabe: Gegeben.

Fazit: Lebhaft geschrieben, nette Idee! Gefällt mir!


LG,

Soraya

[Malaga]

Die Geschichte hat mich erstmal mitgerissen, habe auch den stellenweise feinen Sprachwitz genossen und manche Bilder wie z.B. den Hund, der für die quietschenden Reifen nur ein Ohr aufstellt.
Die Rollenverteilung: eifersüchtige Gastarbeiterin in Deutschland hat mir auch gefallen.
Aber die doppelte Wende ist nicht mein Ding, enttäuscht mich eher. Ich hätte mit der ursprünglichen Geschichte weiter gemacht - weiß natürlich nicht, wie.

[Aknaib]

Hallo unbekannte Verfasserin oder Verfasser dieses Textes,

bei der Bewertung bin ich davon ausgegangen, wie wurden die Wettbewerbsbedingungen umgesetzt, bezogen auf: ist der Urlaub vorhanden, erkenne ich eine Inspiration zum Bild, Erfüllung des Genre Krimi; Idee und Umsetzung  

Urlaub: nicht vorhanden

Bildbezug:  nicht vorhanden

Genre: Ein Krimi ist gekennzeichnet durch: Täter/Opfer +Verbrechen–Motiv- Aufklärung
Für mich nicht erfüllt, da nur Schein-Krimi

Idee und Umsetzung:
Schade, schade; stilistisch ein einwandfreier Text mit einer super Pointe, jedoch keine Umsetzung der Wettbewerbskriterien und kein echter Krimi
Statt des Drehs eine raffinierte Lösung dieses Textes als ein wahrhaftes Geschehen hätte mich vielmehr interessiert.
So bleibt am Ende sogar auf der Strecke, was es mit der Munition auf sich hat.  

Herzliche Grüße
Bianka

[MadameMimm]

Hallo,

also ich muss sagen, dass mich deine Geschichte - bis auf das Ende - total begeistert hat. Du beschreibst die Szene so anschaulich, ich war mitten im Geschehen! Und deine Protagonistin: Hut ab! Diese Darstellung ist dir perfekt gelungen. Sie ist "echt", deine Beschreibung ihres Wesens (wie sie sich aus dem Cabrio faltet, zum Eingang stöckelt,...) einfach grandios!
Auch deine Dialoge passen perfekt zu den Charakteren.

Nur das Ende ist mir ein wenig zu konstruiert. Es nimmt der rasanten Story so abrupt den Drive, dass es sich anfühlt, wie wenn man mir einen Eimer Wasser über den Kopf geleert hat. Ich fände es besser, wenn es "wirklich" passiert und nicht nur als Flmsequenz. Dann wäre es auch ein klasse Krimi.
So ist es halt eine - zwar sehr gut erzählte - Geschichte, aber für mich kein Krimi.
Der Austausch der Patronen an sich ist mir nicht Verbrechen genug, zumal nix passiert.

[Dienstwerk]

Haha
Köstlich!!!

Aus Zeitgründen nur ein kurzer Bewertungskommentar.

LG, Ana