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Neue Sonette XII: Lyrikleben


 
 
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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag29.07.2010 19:47
Neue Sonette XII: Lyrikleben
von Silvian
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Für meine Kinder

Im Lyrikleben bin ich sanft, sensibel,
kein Mann von Härte, sondern voll Gefühle.
Ich müh mich redlich, schreibe schön, penibel,
Sonett, Poem und der Balladen viele.

Im echten Leben ist der Mensch von Übel,
das Ich ist hier nicht lyrisches Gespiele.
Kein Regen kommt aus Goethes goldnem Kübel,
die wahre Wolke macht Morast und Kühle.

Wär meine Sprache reines Versgeklingel,
und könnt mein Herz wie jene Helden lieben,
ihr lebtet ohne Zweifel frei wie Engel.
Ich aber bin von Niederem getrieben.

Doch würdet ihr nicht unten bei mir bleiben,
nicht eine Silbe könnte ich mehr schreiben.

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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag29.07.2010 20:01

von EdgarAllanPoe
Antworten mit Zitat

Das ist ein wunderschönes Sonett, Silvian. Keine überschwänglichen Bilder, keine Schnörkel, sondern eine sehr glaubhafte, berührende Liebeserklärung an die eigenen Kinder.

_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag30.07.2010 11:37

von Silvian
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke, Ed, freut mich sehr. Die gewidmeten Texte bedeuten einem ja doch irgendwie besonders viel.
Ich hab am Text hier und da noch ein wenig gefeilt. Hier das Ergebnis:

Lyrikleben

für meine Kinder

Im Lyrikleben bin ich sanft, sensibel,
kein Mann von Härte, sondern der Gefühle.
Ich müh mich redlich, schreibe schön, penibel,
Sonett, Poem und der Balladen viele.

Im echten Leben ist der Mensch von Übel,
das Ich nicht nur ein lyrisches Gespiele.
Kein Regen fällt aus Goethes goldnem Kübel,
die wahre Wolke macht Morast und Kühle.

Wär unsre Sprache reines Versgeklingel,
und könnt mein Herz wie jene Helden lieben,
ihr lebtet ohne Zweifel frei wie Engel.
Ich aber bin von Niederem getrieben.

Doch würdet ihr nicht unten bei mir bleiben,
nicht eine Silbe könnte ich mehr schreiben.
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ELsa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 74
Beiträge: 1398



Beitrag30.08.2010 11:08

von ELsa
Antworten mit Zitat

Acuh dieses hier, lieber Silvian, berührt mich!

Und wieder die Frage: Nicht 2 Dreizeiler am Ende eines Sonetts?

Liebe Grüße
ELsa


_________________
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jim-knopf
Geschlecht:männlichDichter und Trinker

Alter: 35
Beiträge: 3974
Wohnort: München
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Goldene Feder Lyrik


Beitrag30.08.2010 18:52

von jim-knopf
Antworten mit Zitat

das englische- oder Shakespeare-Sonett hat in der Regel 3 Quartette und einen Zweizeiler am Ende. man schaue sich beispielsweise "Shall I compare thee to a summers day" oder so an.  

Gruß
Roman


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ELsa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 74
Beiträge: 1398



Beitrag30.08.2010 18:54

von ELsa
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Vielen Dank, Roman!

Ich hab echt keine Ahnung davon. Was sind dann die Sonette, die am Ende 2 Dreizeiler haben, oder bilde ich mir das ein?

Liebe Grüße
ELsa


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Schmierfink
Lyroholiker

Alter: 34
Beiträge: 1172



Beitrag30.08.2010 19:14

von Schmierfink
Antworten mit Zitat

@ Elsa

Ich denke das wären barocke Sonette, so weit ich weiß stammt die Form aus Italien.

lg
Schmierfink


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"Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine

"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
Max Frisch

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Georg Büchner
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jim-knopf
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Beiträge: 3974
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Goldene Feder Lyrik


Beitrag30.08.2010 19:17

von jim-knopf
Antworten mit Zitat

Das Sonett ist italienischen Ursprungs. In seiner ursprünglichen Form hatte es - wie auch heute noch bei uns üblich - zwei Quartette und zwei Terzette. Man spricht daher auch manchmal vom italienischen Sonett.

Weil aber das Italienische und das Deutsche sich nicht sehr ähnlich sind (das Italienische kennt beispielsweise nicht unsere Metrik der Hebungen und Senkungen) unterscheidet sich das deutsche Sonett vom italienischen durch gewisse Eigenschaften.

Man kann daher auch vom deutschen Sonett des 19. Jahrhunderts sprechen. Da wurden nämlich erstmals deutsche Sonette in der Form geschrieben, wie wir sie heute kennen. Wie in der deutschen Literatur eigentlich immer - ist dabei vor allem Goethe zu nennen.

*Klugscheißermodus aus*

Gruß
Roman


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jim-knopf
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Beiträge: 3974
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Beitrag30.08.2010 19:20

von jim-knopf
Antworten mit Zitat

Schmierfink hat Folgendes geschrieben:
@ Elsa

Ich denke das wären barocke Sonette, so weit ich weiß stammt die Form aus Italien.

lg
Schmierfink


das Sonett im deutschsprachigen Barock hatte zwar auch zwei Quartette und zwei Terzette, war allerdings nicht in fünfhebigen Jamben, sondern in Alexandrinern geschrieben. Hatte also sechs Hebungen und eine Zäsur. Gryphius unso.

*Klugscheißermodus nochmal aus*

Gruß
Roman


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ELsa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 74
Beiträge: 1398



Beitrag30.08.2010 19:57

von ELsa
Antworten mit Zitat

Volldoll, Roman und Schmierfink, thx a lot!

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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag30.08.2010 20:39

von Silvian
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Danke, dass ihr mir die Erklärung abgenommen habt.

Ja, das Shakespeare-Sonett ist die Variante, die ich - nach einigem Probieren - als meine Form entdeckt habe. Dazu gebracht haben mich die Shakespeare-Vertonungen von Rufus Wainwright. Hier ein Link zu meinem Lieblingsstück, "A Woman's Face":
http://www.youtube.com/watch?v=Pn3lYe3EagE
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mahisha
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 162
Wohnort: Bremen


Beitrag31.08.2010 13:54

von mahisha
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Hallo Sylvian,
dieses Sonett von dir berührt mich tief, schimmert doch dahinter der Dichter selbst. Es ist so ehrlich und offen, dass es unter die Haut geht und doch so klar und differenziert, dass es mir als Leserin Raum läßt, um mich selbst darin wieder zu finden. Ich würde mich freuen, mehr von diesen Texten zu lesen.
LG  mahisha
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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag31.08.2010 19:06

von Silvian
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke, Mahisha, der Spagat zwischen Leben und Lyrikleben ist nicht leicht hinzukriegen. Peter Rühmkorf sagte mal: "Wer nicht lieber lebt als schreibt, kann das Dichten auch gleich sein lassen."
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