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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2699 Wohnort: in der Diaspora
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01.10.2017 19:00 Salzbraten von Lapidar
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„Es riecht fertig.“
„Du hast mir das Rezept hingelegt. Schau nochmal nach, wie lange es im Ofen bleiben soll.“ Ich deutete auf den Küchentisch, wo ich in weiser Voraussicht das ausgedruckte Rezept neben dem Küchentimer platziert hatte.
Cyril schlurfte in seinen zwei Nummern zu großen Filzpantoffeln zum Küchentisch, rückte die Nickelbrille zurecht und las das Rezept durch. Beim Lesen bewegte er stumm die Lippen. „Da steht zwei Stunden bei 200 °C .“ Er blickte mich an und blinzelte. Dann konsultierte er den Küchentimer, der immer noch vierzig Minuten anzeigte. Seine Stimme klang empört: „Das kann doch nicht wahr sein. Ich hab aber jetzt Hunger.“
„Wer kam denn heute mit drei Kilo Schweinebraten und zwanzig Päckchen Salz bei mir an und schwenkte dieses Rezept?“ Ich ließ meine Stimme absichtlich kämpferisch klingen. „Wer besteht immer darauf, dass ich mich GENAU an das Rezept halten soll?“
Cyril schien ein bisschen zu schrumpfen, gab aber nicht auf. „Schon ...“
Ih sah nicht ein, dass Cyril damit davon kommen sollte. Ich hatte mir unseren Abend anderst vorgestellt.
„Du kannst ja schon mal den Tisch decken.“ Damit signalisierte ich ein gewisses Entgegenkommen.
„Und vielleicht kannst du mir dann auch erklären, warum du für uns zwei diese Riesenportion Fleisch angeschleppt hast. - Ich weiß …“, unterbrach ich ihn sofort „ … du hast mir schon erklärt, dass das so im Rezept stehen würde. Aber ganz stimmt das nicht. Dort steht: pro Kilogramm Fleisch ein Kilo Salz. Also warum soviel? Da essen wir beide ewig dran.“
„Na wegen des Sturms.“
„Welcher Sturm? - Hab ich was verpasst?“
„Nun. Bevor ich heute morgen losgefahren bin, hab ich mir den Wetterbericht für unser Wochenende angeschaut. Wir wollten doch morgen Drachen steigen lassen. Aber das wird wohl nichts. Es besteht eine fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit, dass es heute Nacht zu regnen beginnt und eine zweiprozentige Wahrscheinlichkeit, dass daraus ein Orkan wird. Wenn der Strom ausfällt und wir nicht mehr kochen können, dann haben wir wenigstens genug zu Essen.“ Er schielte auf den Küchentimer, der inzwischen nur noch zehn Minuten anzeigte. „Ich geh mir noch schnell die Hände waschen. Machst du das Radio an? Wenn Musik zum läuft, ist alles gleich gemütlicher.“
Ich stellte die Schüssel mit Salat auf den Tisch und kam dann Cyrils Wunsch nach Musikuntermalung nach. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Typisch Cyril. Einerseits diese Pedanterie und andererseits dieser Hang, immer gleich das Schlimmste zu erwarten. Manchmal brachte er mich damit zur Weißglut. Aber andererseits … versuchte er auf seine ganz spezielle Art, eine Lösung anzubieten. Ich liebte ihn, auch wenn ich die nächste Woche tagtäglich Fleisch essen würde.
Ich nahm den Braten aus der Röhre und schnitt ihn auf, während der Radiosprecher die Musiksendung unterbrach, um eine Sturmwarnung durchzugeben.
Weitere Werke von Lapidar:
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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02.10.2017 02:29
von V.K.B.
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Hallo Inko,
diene Charaktere sind ganz gut gezeichnet, aber manchmal ist unklar, wer gerade spricht und man muss sich das regelrecht zusammenpuzzlen. Die Handlung finde ich ein wenig dünn.
Punkte verteile ich erst, wenn ich alle Geschichten gelesen habe.
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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02.10.2017 10:56
von BlueNote
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Hi!
Mir gefällt deine Dialogführung ausgesprochen gut, z.B. solche Einschübe wie "ließ meine Stimme absichtlich kämpferisch klingen". Gut gemacht!
Die Hinführung auf das ohnehin recht merkwürdige Thema ist dann aber reichlich gequält und dieser Wetterberichtsthematik noch irgend einen tieferen Sinn zu geben. Aber für die Themenstellung kannst du ja nichts. Toller Text, würde ich sagen, wenn das Thema eins wäre, das eine eingehendere Betrachtung lohnen würde. So ist eben das Thema irgendwie erfüllt worden und das war's dann auch.
Nichtsdestotrotz gefällt mit dein lockerer Schreibstil (im Moment) sehr.
BN
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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02.10.2017 13:41
von hobbes
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Trotz gegenteiliger "Beweise" konnte ich mich beim Lesen nicht des Eindrucks erwehren, Cyril sei ein kleiner Junge. Acht Jahre oder so. Es war schnell klar, dass dem nicht so ist, nichtsdestotrotz blieb der Eindruck, vielleicht auch, weil die Protagonistin (ich nehme schwer an, es ist ein Sie) im Grunde genau das gleiche von Cyril denkt. Ich würde ihr jedenfalls zutrauen, dass sie vor ihren Freundinnen auf diese überheblich-nachsichtige-Weise von Cyril als ihrem dritten Kind (falls sie überhaupt ein anderes hat) spricht.
Und damit nervt sie mich total.
In letzter Zeit gab es hier im Forum doch einige Diskussionen darüber, was man in seine Texte hineinpacken sollte, die Wirklichkeit oder eher Visionen einer besseren Wirklichkeit (so ganz grob zusammengefasst). Das hier ist ein Text über eine Wirklichkeit, die ich nicht lesen will. Klar gibt es solche Leute, aber vor lauter Augenrollen komme ich da zu nichts anderem mehr.
Punkte-Edit:
Hallo neunter Gewinner-Text
Das war knapp, aber irgendeiner muss den Punkt ja kriegen
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3374 Wohnort: bei Freiburg
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02.10.2017 14:44
von Michel
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Bisschen viel Infodump in den Dialogen.
Er ist zwanghaft, aber hungrig. Sie ist sauer, aber zur Vergebung bereit. Beide essen gern. Und der Sturm kommt. Zitat: | Ih sah nicht ein, dass Cyril damit davon kommen sollte. Ich hatte mir unseren Abend anderst vorgestellt.
„Du kannst ja schon mal den Tisch decken.“ Damit signalisierte ich ein gewisses Entgegenkommen. | Ich. anders. Der zweite Satz lässt die Wirkung des ersten zusammenfallen. Der Sturm kommt mir ein bisschen zu kurz in dieser Geschichte. Warum Punkte?
Weil er mir gefällt.
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MoL Quelle
Beiträge: 1838 Wohnort: NRW
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02.10.2017 15:23
von MoL
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Dieser Text hat von mir leider keine Punkte bekommen.
Lieber Inco, dieser Text lässt mich etwas ratlos zurück. Bis auf den für mich sehr ungewohnten Namen des Mannes sehe ich absolut keinen Gewinn darin. Ich kann nicht einmal sagen, unterhalten worden zu sein, denn irgendwie passiert ja nichts. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber der Text ist für mich einfach nichtssagend. Oder habe ich die Aussage nur übersehen?
_________________ NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021. |
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Eliane Klammeraffe
Beiträge: 823
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02.10.2017 18:39
von Eliane
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Ja. Hm. Vorgaben auf jeden Fall erfüllt, keine Frage. Nur irgendwie weiß ich nicht so recht, wohin die Geschichte geht. Ich empfinde den Text eher als eine Art Stimmungsbild, weniger als eine in sich geschlossene Geschichte. Oder als Charakterisierung der beiden Personen. Wäre die Geschichte länger, könnte ich mir das gut als Anfangsszene vorstellen. So fehlt mir einfach der Handlungsbogen.
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traumLos Eselsohr
Beiträge: 380
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02.10.2017 22:02
von traumLos
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Einer dieser Texte, in denen eigentlich nichts passiert, die aber alltägliches treffend beobachtet wiedergeben. Mir hat es gut gefallen.
Jeweils ein Punkt je Minute für die letzten 5 Minuten.
_________________ Meine Beiträge geben nur meine Meinung wieder. Jede Einbeziehung realer oder fiktiver Personen wäre nur ein Angebot. Zwinkersmiley |
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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02.10.2017 22:10
von femme-fatale233
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Für mich einer der schwächeren Texte hier im Wettbewerb. Er erzählt für mich nichts, es ist einfach eine sehr alltägliche Situation, die du dort beschreibst.
Schade, prinzipiell läge da sicher einiges an Konfliktpotential, was z.b. die Einhaltung des Rezepts anbelangt oder überhaupt die Wahl des Rezepts an sich...
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Schlomo Eselsohr
Alter: 67 Beiträge: 215 Wohnort: Waldperlach
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03.10.2017 00:35
von Schlomo
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Das mit dem Salz versteh ich nicht. Und sonst? Hm.
_________________ #no13 |
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Uwe Helmut Grave Opa Schlumpf
Alter: 69 Beiträge: 1016 Wohnort: Wolfenbüttel
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03.10.2017 08:48
von Uwe Helmut Grave
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Nachdem ich kurz zuvor eine düstere Geschichte gelesen und kommentiert hatte, baute mich der heitere Tonfall des "Salzbratens" wieder auf. Locker erzählt.
Spontan kam mir in den Sinn: Drachen steigen lassen - wieso wird das jetzt nichts mehr? Fliegen die bei Sturm nicht besonders hoch?
Mit dem letzten noch verbliebenen Punkt habe ich gehadert, ihn dann aber doch anderweitig vergeben, sorry.
_________________ U.H.G. - Freude am Lesen
"Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich!" - "Aber er hat ja gar nichts an!" (Hans Christian Andersen) - Die Welt ist anders(en) als sie es dir erzählen. |
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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03.10.2017 16:19
von Tjana
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Nette Geschichte, ohne Höhen und Tiefen. Muss sie ja auch nicht haben. Wenn die Konkurrenz nicht wäre …
Ein paarmal fehlen Worte. Zeitprobleme?
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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04.10.2017 21:38
von Constantine
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Bonjour
Schöne Geschichte.
trois points
Merci beaucoup
Constantine
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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06.10.2017 20:40
von Heidi
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Die Geschichte wirkt ein wenig wie eine Fleißaufgabe. Die Vorgaben wurden recht eintönig wiedergegeben, das beeinflusst in diesem Fall leider den Inhalt negativ. Es passiert nicht wirklich was. Außer Alltag mit ein bisschen arg viel Salz.
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TZH85 Eselsohr
Alter: 39 Beiträge: 297 Wohnort: Essen
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07.10.2017 13:21
von TZH85
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Eine nette kleine Geschichte. Ich frage mich, ob die drei Kilo Schweinebraten sie durch die Sturmnacht bringen werden
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
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11.10.2017 20:39
von holg
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Hallo Inko.
Entschuldige, wenn ich mich kurz fasse und eventuell nicht mehr zum Bewerten komme. Bin gerade eher mit existentiellen Dingen beschäftigt und einer immer wieder streikenden iPad-Tastatur.
Das ist mir ein wenig dünn. Wenig Text wäre in Ordnung, aber da ist auch wenig Story. Das Verhältnis zwischen ErzählerIn und Cyril ist nicht so ganz klar. Könnte der Sohn sein, der alle paar Wochenenden kommt, der Liebhaber oder sonstwer. Auf dem Salzbraten wird mehr herumgeritten als gekocht, der Sturm spielt eigentlich keine große Rolle. Dass er kommt, ist uns allen klar. Da muss er nicht die Pointe im letzten Satz sein.
_________________ Why so testerical? |
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2699 Wohnort: in der Diaspora
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13.10.2017 20:05
von Lapidar
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Ich muss euch recht geben Nachdem ich die anderen Stories hier gelesen habe, war ich durchaus auch der Meinung, dass mein Text keinem der anderen Texte das Wasser reichen konnte.
Deshalb war ich auch überrascht, dass ich doch Punkte bekommen habe Danke
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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Uwe Helmut Grave Opa Schlumpf
Alter: 69 Beiträge: 1016 Wohnort: Wolfenbüttel
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14.10.2017 12:42
von Uwe Helmut Grave
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Ursprünglich waren es drei Punkte, dann vergab ich selbige lieber doch an jemand anderen, der nur zwei hatte und schob die zwei zum Salzbraten, um sie wenig später wieder ... usw.
Letztlich ging hier dann auch noch der letzte Punkt flöten.
Nur gut, dass du nichts davon mitbekommen hast (deshalb erzähle ich es dir jetzt ), sonst würdest du dich fühlen wie ein hungriger Wolf, dem man einen Knochen hinhält, wieder wegzieht, einen noch kleineren Knochen zeigt, selbigen ebenfalls wieder wegzieht und letztlich sagt: "Ach weißte, Eichhörnchen sind mir eigentlich lieber."
_________________ U.H.G. - Freude am Lesen
"Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich!" - "Aber er hat ja gar nichts an!" (Hans Christian Andersen) - Die Welt ist anders(en) als sie es dir erzählen. |
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Schlomo Eselsohr
Alter: 67 Beiträge: 215 Wohnort: Waldperlach
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14.10.2017 16:11
von Schlomo
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Irgend wer muss mir jetzt doch mal erklären, wie das mit dem Punkte vergeben funktioniert hat (äh, hätte). Als ich die Geschichten gelesen hab, waren da nur Striche und so etwas Ähnliches wie ASCII Smilies. Aber Punkte vergeben, nachträglich auch noch umverteilen - hm. Das ist irgendwie spurlos an mir vorüber gegangen.
_________________ #no13 |
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Uwe Helmut Grave Opa Schlumpf
Alter: 69 Beiträge: 1016 Wohnort: Wolfenbüttel
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14.10.2017 17:10
von Uwe Helmut Grave
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Schlomo hat Folgendes geschrieben: | Irgend wer muss mir jetzt doch mal erklären, wie das mit dem Punkte vergeben funktioniert hat (äh, hätte). |
Irgendwo hier im Forum habe ich dich mal ein Genie genannt - was ich hiermit hochoffiziell zurückziehe. Ich kenne dich nicht. Wer bist du?
_________________ U.H.G. - Freude am Lesen
"Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich!" - "Aber er hat ja gar nichts an!" (Hans Christian Andersen) - Die Welt ist anders(en) als sie es dir erzählen. |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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14.10.2017 17:28
von Constantine
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Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben: | Schlomo hat Folgendes geschrieben: | Irgend wer muss mir jetzt doch mal erklären, wie das mit dem Punkte vergeben funktioniert hat (äh, hätte). |
Irgendwo hier im Forum habe ich dich mal ein Genie genannt - was ich hiermit hochoffiziell zurückziehe. Ich kenne dich nicht. Wer bist du? |
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Schlomo Eselsohr
Alter: 67 Beiträge: 215 Wohnort: Waldperlach
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14.10.2017 17:29
von Schlomo
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Manchmal hab ich meine ungenialen Momente. Äh, Tage, (nein, die haben nur Mädchen), also Wochen...
_________________ #no13 |
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