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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag07.06.2016 09:29
Ihr nach gedacht
von Lorraine
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

      .


      Ihr nach gedacht

      Er wischt dem Tisch die Ringe ab
      gezählt sind seine Tage
      Wer sie so gesehen
      mit ihm Maß genommen hat nicht
      ausgetrunken

      Einmal saß und schnitt sie noch
      in Bahnen sagt er
      zählt an Fingern Jahre
      schweren Stoffes und er fällt

      Streicht das Kleid mit Blicken glatt
      gezählt sind seine Tage
      Wer sie so gesehen
      nur zum Spaß genommen hat nicht
      viel verstanden

      Gestern stand und lauschte sie
      in Stücke sinnt er
      Lidschluss taktet zwei vier
      Glocken drängen Körper fort

      Er spult dem Kind die Rolle vor
      erzählt sind alle Feste
      Wer sie so gesehen
      je zum Fraß bekommen hat für
      immer Hunger


      .

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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag07.06.2016 19:29

von menetekel
Antworten mit Zitat

Hallo Lorraine,
hier findet sich die geeinte Dreifaltigkeit eines guten Gedichts: Bild, Klang und Sinn.
Ohne jedwede Überfrachtung.
Das ist schon mal gut.

Zitat:
Ihr nach gedacht

Er wischt dem Tisch die Ringe ab
gezählt sind seine Tage
Wer sie so gesehen
mit ihm Maß genommen hat nicht
ausgetrunken


Die Gedanken richten sich auf das Alter und den Tod, bebildert von Astringen im Holz. Oder auf Ringe, die ein halbvolles (halbleeres?) Glas hinterlassen hat.

Zitat:
Einmal saß und schnitt sie noch
in Bahnen sagt er
zählt an Fingern Jahre
schweren Stoffes und er fällt


Es folgen Erinnerungen. Deutungen des Schicksals ... ich sehe eine Parze, die den eigenen Lebensfaden abschneiden wird. Einen  anderen bereits abgeschnitten hat.

Zitat:
Streicht das Kleid mit Blicken glatt
gezählt sind seine Tage
Wer sie so gesehen
nur zum Spaß genommen hat nicht
viel verstanden


Noch hält die äußere Form, doch lösen sich die Nähte allmählich auf.  Auf einer anderen Ebene drückt es Hilflosigkeit, Unverständnis aus.

Zitat:
Gestern stand und lauschte sie
in Stücke sinnt er
Lidschluss taktet zwei vier
Glocken drängen Körper fort


Ich höre die Glocken einer Beerdigung. Sehr schön: der Lidschluss. Smile


Zitat:

Noch gestern

Er spult dem Kind die Rolle vor
erzählt sind alle Feste
Wer sie so gesehen
je zum Fraß bekommen hat für
immer Hunger


Hier wird die Dreiheit konkret. Neben dem geahnten Tod tritt nun ein (inneres?) Kind auf, dem die Vergangenheit gleichsam als Film offeriert wird. Inmitten gefühlter Schuld.

Für mich ein großArtiges Gedicht, das alle Sinne anspricht. - Eigentlich sollte /müsste ich ausführlicher darauf eingehen, doch mangelt es mir leider an Zeit.

M.
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Gast







Beitrag07.06.2016 23:25
Re: Ihr nach gedacht
von Gast
Antworten mit Zitat

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
      .



      Er wischt dem Tisch die Ringe ab
      gezählt sind seine Tage



      .



Das ist ein starkes Bild vom Ende einer Liebe zwischen einem Mann und einer Frau.

Wie menetekel schon angedeutet hat, werden damit sowohl die Jahresringe aus dem Tisch zwischen den Beiden gelöscht, als auch die Ringe der Gläser, die darauf standen, und er hat verkackt, sagt sie.




Das ist ein mindestens genauso starkes Bild:

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
      .



      Er spult dem Kind die Rolle vor
      erzählt sind alle Feste



      .





Aber was hat das Kind da zu suchen?
Sag mir bitte, daß die Assoziationen, die sich mir aufdrängen, völlig hirnrissig sind.


menetekel hat Folgendes geschrieben:
Hallo Lorraine,
 Inmitten gefühlter Schuld.


M.


Wessen Schuld meinst du?

Ein Kind hat niemals Schuld.
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Quadratschädel
Geschlecht:männlichLeseratte
Q

Alter: 70
Beiträge: 159
Wohnort: Berlin-Ost


Q
Beitrag08.06.2016 06:10

von Quadratschädel
Antworten mit Zitat

Hallo Lorraine

ein Gedicht, das mich festhält, mich nicht loslässt. Ich spüre, da ist etwas, etwas Luftiges und Erdenschweres, das Menschsein ausmacht - ja, immer Hunger. Nach Leben.

Es widerstrebt mir, das Gedicht "auseinanderzunehmen", ich lese, es berührt mich, und ich halt einfach die Tinte.

Gruß, Quadratschädel
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag08.06.2016 12:14

von Lorraine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo menetekel,
Du hast dich trotz deiner knappen Zeit mit deinem Nach-Denken zum Text gemeldet, vielen Dank dafür. Du hast in einer nachvollziehbaren Weise dem nachgespürt, was deine Sinne und deinen Sinn für so Geformtes angesprochen hat.

menetekel hat Folgendes geschrieben:
Die Gedanken richten sich auf das Alter und den Tod, bebildert von Astringen im Holz. Oder auf Ringe, die ein halbvolles (halbleeres?) Glas hinterlassen hat.

Dem könnte ich - ohne zu widersprechen - hinzufügen: Dieses Abwischen eines (beringten) Tisches ... was beobachte ich da, ganz unabhängig davon ob diese Tischplatte aus Holz (längsgeschnitten mit sichtbaren Astringen oder aus aneinandergefügten Stirnholzstücken und deren Jahresringausschnitten) gemacht ist? Ich möchte Denkrichtungen nicht zu sehr auf etwas umlenken, was evtl. nur ich selbst im Text wiederfinde, deshalb nur soviel: Reinen Tisch machen, dieser Ausdruck kommt ursprünglich von einer ganz anderen Tafel, deren formbare Wachsoberfläche von einem Schreiber immer neu verwendet werden konnte: tabula rasa. Jedenfalls ist der Tisch als Ausgangspunkt und in seiner Bedeutung erkennbar, das hat mir deine Rückmeldung gezeigt.

Erinnerungen, das Ab- oder Zuschneiden von Stoff(bahnen), damit den Fäden eines Gewebes, ich kann auch hier mitgehen, gerade weil ich weiß, wie ich Stoff(-Stücke) besetze:
Zitat:
Es folgen Erinnerungen. Deutungen des Schicksals ... ich sehe eine Parze, die den eigenen Lebensfaden abschneiden wird. Einen  anderen bereits abgeschnitten hat.

Ich belasse es vorerst hierbei, für mich ist es noch zu früh, mich entlang dieser Rückmeldungen auf ein Deutungsebene zu begeben, die anderen Lesern evtl. die Sicht erschweren.
Vielen Dank nochmals für deine Zeit und die Sensibilität, die du zeigst und natürlich für deine positive Einschätzung.

L.
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menetekel
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Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag08.06.2016 17:28

von menetekel
Antworten mit Zitat

@ Kurt

Zitat:
Wessen Schuld meinst du?
Ein Kind hat niemals Schuld.


Diese Meinung teile ich nicht ganz. Aber eine Erläuterung lenkte zu sehr vom vorliegenden Text ab.
In diesem erkenne ich die klassiche und lyrische Trinität (Vater, Mutter, Kind + Bild, Klang und Sinn). Die gefühlte "Schuld" läge hier für mich eher  beim männlichen Part.

@ Lorraine

Sinnstiftend kommen natürlich die Hervorhebungen daher:

Zitat:
Ihr nach -
zählt an Fingern Jahre

Lidschluss taktet zwei vier


ein Gedicht im Gedicht.
Der Lidschluss ist (gesprochen) das Ende eines Lieds und Lidschluss zugleich.

Das Faszinosum des Gedichts.

Die Takte erinnern mich an den Walzer Nr. 2 von Schostakowitsch:

Zitat:
Nach einer Einleitung von vier Takten, in denen das Fagott, und die Streicher, unterstützt von leichten Trommelwirbeln auf den Schlägen zwei und drei, den Tanzrhythmus vorgeben, folgt das erste sich über 32 Takte erstreckende Thema in c-Moll,


(Das habe ich jetzt bei Wiki nachgegoogelt, konnte mich nur noch dunkel daran erinnern. Embarassed ) Und ich habe mich daran erinnert, weil der Lebensverlauf im Gedicht offensichtlich zeitweise als Walzerrhythmus begriffen wird.

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Eredor
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Traumtagebuch
Beitrag08.06.2016 18:23

von Eredor
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He du,

das entblättert sich, je öfter man es liest, immer weiter. Der Text fußt auf Doppelbödigkeit, jedes Wort eine Falltür - so mag ich das, und mag es immer wieder lesen.

Eines nur:

    nur zum Spaß genommen hat nicht
    viel verstanden


erscheint mir zu wertend, zu didaktisch, das kann ich nicht glauben.

Ansonsten, ja...du kennst das mit der Sprachlosigkeit, gegen dich ist kein Kraut gewachsen!


_________________
"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
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Gast







Beitrag08.06.2016 19:49

von Gast
Antworten mit Zitat

menetekel hat Folgendes geschrieben:
@ Kurt

Zitat:
Wessen Schuld meinst du?
Ein Kind hat niemals Schuld.


Diese Meinung teile ich nicht ganz. Aber eine Erläuterung lenkte zu sehr vom vorliegenden Text ab.
In diesem erkenne ich die klassiche und lyrische Trinität (Vater, Mutter, Kind + Bild, Klang und Sinn). Die gefühlte "Schuld" läge hier für mich eher  beim männlichen Part.




Ja, das müssen wir hier nicht diskutieren, ein Kind kann durchaus böse sein, aber es hat keine Schuld an dem Konflikt, den seine Eltern untereinander oder jeweils mit ihm haben.


Das es sich hier um eine Familiengeschichte handelt, darauf war ich nicht gekommen, da hast du mehr erkannt als ich --
aber warum liegt die gefühlte Schuld hier eher beim männlichen Part?
Nur weil sie es behauptet? Und wo hört für dich beim sie die Mutter auf, und wo fängt die Tochter an zu sprechen?



Mir ist schon bei einem anderen Gedicht von Lorraine so ein leicht vorwurfsvoller Ton gegenüber dem männlichen Part aufgefallen, vielleicht ist es das, was Eredor mit wertend gemeint hat.
Was hat sich denn der Mann zu Schulde kommen lassen?
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Lorraine
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Beitrag09.06.2016 08:57
Re: Ihr nach gedacht
von Lorraine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:


Lorraine hat Folgendes geschrieben:
      .



      Er spult dem Kind die Rolle vor
      erzählt sind alle Feste



      .





Aber was hat das Kind da zu suchen?
Sag mir bitte, daß die Assoziationen, die sich mir aufdrängen, völlig hirnrissig sind.



Hallo HierKommtKurt,

Wahrscheinlich sind sie das, könnte ich dir antworten - wenn ich aber bedenke, wie wenig ich von deinem Hirn kenne und was du (nicht) über deine Assoziationen verrätst: Tut mir leid, ich kann dir im Moment keine Erleichterung verschaffen. Entweder du wirst deutlicher oder du verlässt dich weiterhin auf die Sicht anderer ... oder du liest nochmal und bleibst bei dir und dem Text. Kannst dich ja nochmal melden. Dankeschön vorerst.

L.
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Lorraine
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Beitrag09.06.2016 09:06

von Lorraine
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Quadratschädel hat Folgendes geschrieben:
Hallo Lorraine

ein Gedicht, das mich festhält, mich nicht loslässt. Ich spüre, da ist etwas, etwas Luftiges und Erdenschweres, das Menschsein ausmacht - ja, immer Hunger. Nach Leben.

Es widerstrebt mir, das Gedicht "auseinanderzunehmen", ich lese, es berührt mich, und ich halt einfach die Tinte.

Gruß, Quadratschädel


Hallo Quadratschädel,

Danke für das. Dieses Widerstreben kenne auch ich. Ist auch nicht immer einfach, sich einen Text zerlegen zu lassen - ich denke aber, er (der Text) hält das aus. Glaubte ich das nicht, hätte ich ihn wohl für mich behalten.
Du hast ihm eine Rückmeldung gegeben, die mir einiges sagt. Hunger ist halt mehr als Appetit.
Schönen Tag von hier nach dort.
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Lorraine
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Beitrag09.06.2016 13:21

von Lorraine
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Aus deiner zweiten Rückmeldung, menetekel

Zitat:
In diesem erkenne ich die klassiche und lyrische Trinität (Vater, Mutter, Kind + Bild, Klang und Sinn).


Er, wer, sie, es. Ich habe mit deinem Erkennen hier fast genau solche Probleme wie mit dem 3/4 Takt, dem du aber, wenn ich das richtig verstanden habe, nicht den überspringenden Lidschluss zuordnest, sondern einer wiederholt auftauchenden, metrischen Besonderheit im Text. (Einmal sass/schnitt sie noch - Gestern stand/lauschte sie).

Der Walzer Nr. 2, der hierzulande von der Werbung (jahrelang) gebeutelte sad
Mir gefällt ja, dass du an ihn erinnert wurdest. Sehe ich als Ergebnis einer Begegnung mit einem Text, nicht etwa als Verdienst der Verfasserin.

Sie lauschte. Das und die Erwähnung von Klang (Glocken) geben dem Text, denke ich, nur den Anstrich von etwas. Wenn ein Gedicht eine "lyrische Trinität", von der du oben sprichst, erkennen lässt, dann allerdings nehme ich das gern auf meine Kappe.
Danke auch für "das Gedicht im Gedicht".
Lorraine
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Lorraine
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Beitrag09.06.2016 13:31

von Lorraine
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Eredor hat Folgendes geschrieben:
He du,

das entblättert sich, je öfter man es liest, immer weiter. Der Text fußt auf Doppelbödigkeit, jedes Wort eine Falltür - so mag ich das, und mag es immer wieder lesen.

Eines nur:

    nur zum Spaß genommen hat nicht
    viel verstanden


erscheint mir zu wertend, zu didaktisch, das kann ich nicht glauben.

Ansonsten, ja...du kennst das mit der Sprachlosigkeit, gegen dich ist kein Kraut gewachsen!


Du!
... wirst lachen: kurz bevor ich deinen Komm. entdeckte, hatte ich (wieder) über genau das (Rote) nachgedacht. Und ich glaube dir die Ungläubigkeit.
Müsste/würde/sollte ich das drucken - es könnte sein, dass du diese Zeile so nicht wiederfinden würdest.

Ja, die -losigkeit ... den Rest nehme ich so, wie's da doppelt steht. smile
Danke.
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Gast







Beitrag09.06.2016 20:42

von Gast
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Hä?, wo habe ich mich denn auf die Sicht anderer verlassen?
Hat ja bisher auch erst einer versucht, seine Sicht auf dein Gedicht zu zeigen, und dem habe ich viele Fragen gestellt.
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Lorraine
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Beitrag10.06.2016 04:50

von Lorraine
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Zitat:
Hä?, wo habe ich mich denn auf die Sicht anderer verlassen?
Hat ja bisher auch erst einer versucht, seine Sicht auf dein Gedicht zu zeigen, und dem habe ich viele Fragen gestellt.


Ja, hast du. Und ...
Zitat:
vielleicht ist es das, was Eredor mit wertend gemeint hat.
... dir zumindest noch über eine weitere Sicht Gedanken gemacht. Kaffee?
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Gast







Beitrag10.06.2016 06:54

von Gast
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Guten Morgen.

Seit wann ist es denn schlimm, wenn man sich Gedanken über etwas macht? Das heißt doch noch lange nicht, daß man sich auf die Sicht davon verläßt. Besonders nicht, wenn ein vielleicht davor steht.
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


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Beitrag10.06.2016 07:07

von Lorraine
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Guten Morgen auch dir. Seltsam ... habe ich (dir) signalisiert, es sei "schlimm", sich Gedanken zu machen? Vielleicht interessieren mich Antwortversuche zu den Fragen, die du dir oder anderen stellst, oder deine Fragen/Kritik an meine Adresse/die des Textes?
Na ja. Den Schlips hast du ja schon angelegt ... bin wohl draufgetreten.
Schönen Tag von hier
geht Lorraine
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Stimmgabel
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Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag10.06.2016 11:41
Re: Ihr nach gedacht
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


Ihr nach gedacht

Er wischt dem Tisch die Ringe ab
gezählt sind seine Tage
Wer sie so gesehen
mit ihm Maß genommen hat nicht
ausgetrunken

Einmal saß und schnitt sie noch
in Bahnen sagt er
zählt an Fingern Jahre
schweren Stoffes und er fällt

Streicht das Kleid mit Blicken glatt
gezählt sind seine Tage
Wer sie so gesehen
nur zum Spaß genommen hat nicht
viel verstanden

Gestern stand und lauschte sie
in Stücke sinnt er
Lidschluss taktet zwei vier
Glocken drängen Körper fort

Er spult dem Kind die Rolle vor
erzählt sind alle Feste
Wer sie so gesehen
je zum Fraß bekommen hat für
immer Hunger


---------------------------------------


Hallo Lorraine,

mich persönlich lässt der Text ratlos zurück, ob seiner Motivation, ob seines Aussage_ziels?

Thema:  Trennung: Mann und Frau; Frau psychologisiert sich als Zurückgelassene, hat das Thema Trennung (noch) nicht verarbeitet [ will es vielleicht gar nicht? ] ... sieht im Mann den Weggeher aus der Beziehung, also den Schuldigen ihres jetzt_Leidens;

depressiert, figuriert, inszeniert sie jenes Kopfkino, jene Gedankenübertragung ihrer Gedanken in den symbolisierten Mann [ das Übel ], dass er [ der Mann ] nun sich selbst als Schuldigen begreift, dass er nun den Verlust erkennt, sie verloren [ verlassen ] zu haben  / bleibt sein Hunger auf sie nun ewiglich; sie, die er dem Verlust_Fraß zum Opfer warf, werden ließ.

MMn eine sehr übliche psycho_Akrobatik die der Verlassene in seiner Schmerz-Achterbahn selbst_psycho pathologisiert [ im Verarbeitungsprozess ]   also, was ist nun die tiefere Textaussage?  Eine depri_Frau??? die sich im trennungs_Schmerz suhlt?

Auch habe ich ein Fragezeichen zur Funktion des plötzlich eingeführten Kindes? MMn nicht das Kind im Manne [ gäbe mir keinen textalen grundierten Sinn, dass Mann jene weite Rückschau inszeniert ] ... bleibt also nur quasi das instrumentalisierte Trennungskind im Konflickt der trenn_Eltern; selbst wenn, bliebe mir auch dieser Gedanke nicht text_gebunden.

Okay, gäb es noch diese Möglichkeit, dass hier dieses Bild des trennungs_Kindes als quasi erzähl_Metapher der kaputt gegangenen Beziehung stehen soll? mmhhh???

Sprachlich, die Umsetzung: mir persönlich zu hermetisch löchrig gewortet, zu Rhythmus_zerhackt; dann dieses mMn Zuviel an personalem, unkonkretetem Beliebigtanz [ er, sie, es=Kind ]; der Stil des apokoinu'eskem text_Verfließen ist mir hier auch zu unerkenntlich umgesetzt [ ergo, viel Lesestocken und Spekulieren der Koinu_stücke ]. Nähme ich mal die innere Zerrisssenheit der Frau als selbsreferentielle Stil_idee des zerhackten Textes an, brauchte ich selbst dafür ein wenig mehr Wortefluss, klar, nur meine Problematik Wink


Zwei Sequenzen haben mir ausnehmend sehr gut gefallen:

Er wischt dem Tisch die Ringe ab  [ die echten Ringe jener damals_Liebe, als Abbild des Liebes_endes ],

Streicht das Kleid mit Blicken glatt [ gleichbedeutend: das lebendig androgyne einer Liebe adacta zu legen ]

... diese Bilder werden mMn aber sofort haltlos im text_Raum zurückgelassen, mMn in der Textfolge fast schon zertreten.

Lorraine, wieder einen Gruß Stimmagbel ...


-


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Lorraine
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Beitrag10.06.2016 12:35

von Lorraine
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Hallo Stimmgabel,

Ganz kurz nur und vorerst:

Mich überrascht nun doch, was der Text herzugeben scheint, wie sich der Faden hier um etwas wickelt, einen Kern oder ein Thema, das sich im Blick einiger Leser an eine zentrale Stelle geschmuggelt hat - was weniger mit dem Text als mit einer Blickrichtung zu tun hätte ...
Du, Stimmgabel, stellst ein Konstrukt dar, das einerseits hier schon Elemente zur (freien) Verfügung bekommen hatte, weniger vom Text selbst, denn durch RezeptionsStückchen - andererseits lese ich deine Auffüllungen mit dem Gefühl, als werde dem Text ein LI aufgepropft, das es so erst dadurch, dass du es "am Text" belegst, überhaupt gibt, und nur schwer aus Köpfen wieder verschwinden könnte, ich werde mich nun nicht überschlagen und mich um eine oder mehrere Lesarten bemühen, schon gar nicht, wenn ich sehe, wie ein Frage-und-Antwort-Spiel auch ohne mich und vielleicht sogar ohne den Text, wie er dasteht - (Werk)statt finden kann.

Ich komme aber nochmals her (zu deinem Komm.), habe (trotzdem) noch ein paar Anmerkungen.
Dankeschön für deine recht klaren Worte, für mich ist gut erkennbar, wohin die KommentarReise geht, natürlich springe ich nicht aus dem fahrenden Zug.
L.
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Stimmgabel
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Beitrag10.06.2016 13:02

von Stimmgabel
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Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Du, Stimmgabel, stellst ein Konstrukt dar, das einerseits hier schon Elemente zur (freien) Verfügung bekommen hatte, weniger vom Text selbst, denn durch RezeptionsStückchen -
.


Hallo Lorraine, mich wundert doch die deine Annahme [ oder habe ich da was falsch verstanden ?], dass meine persönliche Lesereise bzgl des Textes [ u.z. detailend am Text sowie der von mir empfundenen wortigen Umsetzung ] sich weniger mit dem Text als mit RezeptionsStückchen auseinandersetze Rolling Eyes

... liegt nicht die Achtung des Kommentators dem Autoren darin, dass er die eigene Lesesicht kundtut [ und nicht im literarisch leeren Kuschelrock verfällt ]  / und deine Erwähnung, dass ich als Leser möglicherweise deine text_Idee überhaupt nicht erkannt habe ... nun, wohl ein nicht unübliches Ding der Sache in ihrerselbst, oder nicht? ...

 zumindest gehöre ich in dem Faden zu den Kaumsten, die sich tatsächlich auf eine Lesespur und Stilspur bemühten und erklärten, oder nicht?


Gruß Stimmgabel ...


-


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Lorraine
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Beitrag10.06.2016 14:36

von Lorraine
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Hallo Stimmgabel,
Schwer, eine Antwort zu geben, ohne auf ein Nebengleis auszuweichen. Ich wunderte mich, du wunderst dich ... nicht ganz über dasselbe, aber kurz zu beiden Punkten, die du augenrollend/fragend ansprichst.

Ganz falsch hast du mich nicht verstanden. Ich kenne ja den bisherigen Verlauf des Threads, kann also nicht umhin, jener interpretierenden Sicht auf dein Thema bestimmte Anmerkungen/Fragen, die hier schon aufgetaucht sind, zumindest zur Seite zu stellen. Dass du dich mit dem Text auseinandergesetzt hast - darüber besteht kein Zweifel. Worüber ich mich wundere, hat weniger mit deiner Beschäftigung mit dem Text und der Art der Rückmeldung zu tun, sondern mit meinem Problem, den Text selbst (nicht eine "Idee" dahinter) noch als Grundlage der Kommentare erkennen zu können, kurioserweise setzt sich das bei dir fort - und falls mich das nicht wunderte: wäre das ein Thema, das nicht hierher gehört.
Das zum AugenRollTeil.

Zu deinen Feststellungen:

Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
... liegt nicht die Achtung des Kommentators dem Autor darin, dass er die eigene Lesesicht kundtut [ und nicht im literarisch leeren Kuschelrock verfällt ] / und deine Erwähnung, dass ich als Leser möglicherweise deine text_Idee überhaupt nicht erkannt habe ... nun, wohl ein nicht unübliches Ding der Sache in ihrerselbst, oder nicht? ...

Das stimmte dann, wenn ein Text auf einer Idee beruhte, die szs dem einzelnen Leser verborgen geblieben wäre: das kommt vor, ist tatsächlich nicht unüblich und auch deshalb ist es ja so interessant und wichtig, in diesem Rahmen eine Lesesicht zu erhalten, ggf am Text noch arbeiten zu können. Also, ein eingeschränktes Ja.

 zumindest gehöre ich in dem Faden zu den Kaumsten, die sich tatsächlich auf eine Lesespur und Stilspur bemühten und erklärten, oder nicht?
Mich hat eigentlich jede Rückmeldung als etwas Tatsächliches weitergebracht. Nicht alle, die sich gemeldet haben, haben sich so bemüht, das stimmt und ich werde auch noch - nach diesem Exkurs szs - deiner Lese-und Stilspur folgen.



Ein weiteres Dankeschön von
Lorraine
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Gast







Beitrag10.06.2016 18:53

von Gast
Antworten mit Zitat

Als in dem Gedicht plötzlich von einem Kind gesprochen wird, nachdem ich vom Ende einer Liebesbeziehung zwischen einem Mann und einer Frau ausgegangen bin, war mein erster Gedanke, daß es hier um Missbrauch geht.

Das wäre eine Erklärung sowohl für das überraschende Erscheinen eines Kindes, als auch für den anklagenden Ton, denn das Kind hat dann jedes Recht, dem Mann/Vater Schuld zu geben.

Das gleich so direkt auszusprechen, habe ich mir nicht getraut, das tut mir leid, denn damit habe ich dir die Möglichkeit genommen, dieses Thema sofort zu beenden und meine Frage nach der Funktion des Kindes in deinem Gedicht zu beantworten.
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Eredor
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Traumtagebuch
Beitrag10.06.2016 21:42

von Eredor
Antworten mit Zitat

Für mich ist das ganz klar eine werweißwodurch gegangene Mutter, die der Vater zum Schluss seinem Kind (das sie nie kennenlernte) auf Video zeigt. Zumindest auf der einen Seite, es gibt noch eine andere, die mit der Multivalenz der verwendeten Wörter spielt. Der "Stoff" kann nicht nur der Stoff eines Kleids, sondern auch der einer Geschichte sein.
Kindesmissbrauch erscheint mir da doch sehr abwegig. Aber vielleicht übersehe ich ja etwas. Bin auf jeden Fall gespannt, was hier noch geschieht.

LG Dennis


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- Lütfiye Güzel
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