18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Lyrik -> Werkstatt
Sie dreht ihre Kreise


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
jim-knopf
Geschlecht:männlichDichter und Trinker

Alter: 35
Beiträge: 3974
Wohnort: München
Das Goldene Pfand DSFo-Sponsor
Goldene Feder Lyrik


Beitrag03.10.2009 14:50
Sie dreht ihre Kreise
von jim-knopf
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Sie dreht ihre Kreise


sie dreht ihre kreise

und sie gibt sich den tagen hin
an denen die die menschen in den großstädten kleben
wie moleküle an einem toxischen atom

eine sich prostituierende fee
die mit weit aufgerissenem mund
wie eine gummipuppe mit knallrotem lippenstift
durch die straßen treibt
um jederzeit schreien zu können
wenn das licht ausgeht

denn die dunkelheit dröhnt viel zu laut in ihren tauben ohren
und die reklametafeln und die neonröhren in den nachtclubs
schieben sich unter ihre augäpfel
um das gefühl in den halb gekappten gehirnwindungen
auszubrennen

burn-out
unter den brücken der großen flüße
und in den bekleidungsgeschäften mit den pedophielen verkäufern
die nachts zwischen mülltonen kleine jungs vergewaltigen

sie zieht daran vorbei
doch die lidschattenverklebten augen
lassen alles nur zu einem unangenehm braunen matsch aus licht werden
und das geräusch wenn der kopf des jungen
wieder und wieder
gegen die backsteinmauer geschleudert wird

könnte auch der nachbar sein
der ein foto seiner tochter
innen an die wand hämmert

sie dreht ihre kreise

und wenn sie bei sonnenuntergang schweißgebadet aufwacht
weil sie den rythmus nicht kennt
indem der neben ihr liegende seinen brustkorb hebt
und wenn sie dann in sein eingefallenes gesicht schaut
dann ist sie oft versucht
ihm das kissen auf den mund zu drücken
bis der rythmus seines atems
schweigt
und ihr wieder vertraut erscheint

sie springt auf
und nackt läuft sie durch den park
bis sie ein polizeibeamter aufgabelt
und mit einem handgriff beinah ihre brüste zum platzen bringt
bevor er sie vor ihrer verschlossenen haustür
aus dem auto wirft

taumelnd über bahnsteigkanten
stellt sie sich vor
sie wäre eine bleiche eisprinzessin auf den schroffen klippen über dem meer
und sie würde sich fallen lassen
zum ersten mal
und würde sie zerschellen
an einer menge nacktem stahl
so wäre dies das poetischste
das sie jemals zu ende gebracht hat

doch sie verlässt die bahnhofshalle
und im schemenhaften grau ihrer bewegungen
beginnt sie fast zu verschwinden
wie trübes wasser
und das nachtleben mit seinem grauenhaft geschminkten mund
und den beim tanzen grotesk verdrehten armen und beinen
taucht in sie ein

sie dreht ihre kreise



_________________
Ich habe heute leider keine Signatur für dich.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag03.10.2009 19:19

von femme-fatale233
Antworten mit Zitat

Hallo Roman!

Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem Gedicht halten soll, aber ich finde es gibt weitaus bessere Texte von dir.

In diesem Gedicht gefällt mir der Stil stellenweise nicht, es wird zu gerade raus erzählt was passiert.

Zitat:
sie springt auf
und nackt läuft sie durch den park
bis sie ein polizeibeamter aufgabelt
und mit einem handgriff beinah ihre brüste zum platzen bringt
bevor er sie vor ihrer verschlossenen haustür
aus dem auto wirft


Die Stelle gefällt mir überhaupt nicht, es klingt irgendwie zu... na ja... flach. (Besonders die Zeile "und mit einem Handgriff beinahe ihre Brüste zum Platzen bringt.")

Allerdings gibt es auch wieder sehr schöne Stellen, wie z.B.:

Zitat:
taumelnd über bahnsteigkanten
stellt sie sich vor
sie wäre eine bleiche eisprinzessin auf den schroffen klippen über dem meer
und sie würde sich fallen lassen
zum ersten mal
und würde sie zerschellen
an einer menge nacktem stahl
so wäre dies das poetischste
das sie jemals zu ende gebracht hat


Einzig und allein das bleiche vor Eisprinzessin würde ich hier weglassen, ansonsten ist diese Strophe sehr schön und geht wirklich unter die Haut.


Also, man liest sich.
Liebe Grüße,
Caro
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag04.10.2009 12:11

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Hallo Roman,

ich find's gut.

Diese verwischten Grenzen im Milieu, die die Unterscheidbarkeit im Sumpf verschwinden lassen, so das nur noch Matsch bleibt, der Leben auflöst, was dann noch verklärt wird zu etws Höherem.
Schon eine gut gezeichnete Stimmung, die ich hier finde.

Gerne gelesen und viele Federn, Caecilia


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
jim-knopf
Geschlecht:männlichDichter und Trinker

Alter: 35
Beiträge: 3974
Wohnort: München
Das Goldene Pfand DSFo-Sponsor
Goldene Feder Lyrik


Beitrag05.10.2009 13:09

von jim-knopf
pdf-Datei Antworten mit Zitat

guten tag ihr beiden
vielen dank für die kommentare
freut mich

smile

gruß
roman


_________________
Ich habe heute leider keine Signatur für dich.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
jim-knopf
Geschlecht:männlichDichter und Trinker

Alter: 35
Beiträge: 3974
Wohnort: München
Das Goldene Pfand DSFo-Sponsor
Goldene Feder Lyrik


Beitrag27.10.2009 01:37

von jim-knopf
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Sie dreht ihre Kreise

sie dreht ihre kreise

und sie gibt sich den tagen hin
an denen die die menschen in den großstädten kleben
wie moleküle an einem toxischen atom

eine sich prostituierende fee
die mit weit aufgerissenem mund
wie eine gummipuppe mit knallrotem lippenstift
durch die straßen stolpert
um jederzeit schreien zu können
wenn das licht ausgeht

die dunkelheit dröhnt viel zu laut in ihren tauben ohren
und die reklametafeln und die neonröhren in den nachtclubs
schieben sich unter ihre augäpfel
um das gefühl in den halb gekappten gehirnwindungen
auszubrennen

burn-out
unter den brücken der großen flüße
und in den bekleidungsgeschäften mit den pedophielen verkäufern
die nachts zwischen mülltonen kleine jungs vergewaltigen

sie zieht daran vorbei
und die lidschattenverklebten augen
lassen alles nur zu einem unangenehm braunen matsch aus licht werden
und das geräusch wenn der kopf des jungen
wieder und wieder
gegen die backsteinmauer geschleudert wird

könnte auch der nachbar sein
der ein foto seiner fetten tochter
von innen an die wand hämmert

sie dreht ihre kreise

und wenn sie bei sonnenuntergang schweißgebadet aufwacht
weil sie den rythmus nicht kennt
indem der neben ihr liegende seinen brustkorb hebt
und wenn sie dann in sein eingefallenes gesicht schaut
dann ist sie oft versucht
ihm das kissen auf den mund zu drücken
bis der rythmus seines atems
schweigt
und ihr wieder vertraut erscheint

sie springt auf
und nackt läuft sie durch den park
bis ein polizeibeamter sie aufgabelt
und mit einem handgriff beinah ihre brüste zum platzen bringt
bevor er sie vor ihrer verschlossenen haustür
aus dem auto prügelt

taumelnd über bahnsteigkanten
stellt sie sich vor
sie wäre eine bleiche eisprinzessin auf den schroffen klippen über dem meer
und sie würde sich fallen lassen
zum ersten mal
und würde sie zerschellen
an einen einem körper aus nacktem stahl
so wäre dies das poetischste
das sie jemals zu ende gebracht hat

doch sie verlässt die bahnhofshalle
und im schemenhaften weiß ihrer bewegungen
beginnt sie fast zu verschwinden
wie trübes wasser in einem abflußrohr
und das nachtleben mit seinem grauenhaft geschminkten mund
und den beim tanzen grotesk verdrehten armen und beinen
taucht in sie ein

sie dreht ihre kreise


_________________
Ich habe heute leider keine Signatur für dich.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Lyrik -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge SmallTalk im DSFo-Café
Machen Sie eine typische Handbewegung
von hobbes
hobbes SmallTalk im DSFo-Café 1 17.04.2024 13:23 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Und sie küsst ihren Strandball
von Mogmeier
Mogmeier Feedback 15 06.04.2024 07:45 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Sie
von F.Ellringmann
F.Ellringmann Feedback 1 10.03.2024 23:45 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Wir haben sie nicht gezählt,
von Veritas
Veritas Roter Teppich & Check-In 2 10.03.2024 01:43 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Trash
Sie meint es ernst!
von Soleatus
Soleatus Trash 9 25.01.2024 12:52 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlungBuchBuchEmpfehlung

von Enfant Terrible

von BerndHH

von Mogmeier

von Jarda

von BiancaW.

von Theresa87

von nicolailevin

von sleepless_lives

von fancy

von holg

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!