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Autor |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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03.07.2018 01:19 am Kirchsee von davidmuc
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Du bist mir hier am Ufer stets zugegen,
im Schilf hast du mich bis zum Rand geführt.
ich kenn den Weg, dahinter geht’s zu Stegen,
noch bin ich, wie ich dich dort fand, gerührt.
Wenn ich so im Gezirp und Summen steh,
ziehst du mich rein und als ich schwimme, steigt
das Wasser hoch im dunklen, stummen See,
dann rufe ich, doch deine Stimme schweigt.
Ich tauche ein und nehme Maß am Grund
ich stoß mich ab, streck meine Arme, wende,
ein letztes Bild, wir haben Gras am Mund,
ein Anfang und zugleich das warme Ende,
hier, wo mein Blick an starken Föhren hält.
bis leichter Regen, kaum zu hören, fällt.
Weitere Werke von davidmuc:
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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05.07.2018 13:08
von Kissa
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Hallo davidmuc,
eine saubere Arbeit, die nicht von zu vielen Adjektiven überschwemmt wird; ein schönes Sonett, das durchweg gut zu lesen ist und zu verstehen.
Ich mag es. Gerade die sanfte und doch tiefe Trauer, die durch die Strophen weht, berührt mich sehr.
Alles Liebe
Kissa
_________________ "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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05.07.2018 16:53
von Lorraine
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Hallo davidmuc,
das ist ein richtiges Kunst-Stück, dieses Gedicht - du musst lange daran gesessen haben und, wäre ich hier, um Vermutungen anzustellen, was einen dazu antreiben könnte, einem eher wehmütig klingenden Sonett mit diesem leisen, gut gelungen letzten Vers durchgehend Schüttelverse einzudichten, dann würde ich sagen, es könnte ein Hinweis darauf sein, dass diese Rührung, das Berührt-sein (wörtlich auch im Text) erzeugt wird, auch durch die Form, die geradeso einer Vergangenheit angehört wie das Du, an das (sich) erinnert wird und: Ich wäre sich des Widerspruchs zwischen der Echtheit eines Gefühls und dessen Darstellung bewusst. Also wird ein wenig gerüttelt und geschüttelt - aber nicht zu sehr, es reicht zu einem (Be-)Lächeln, keinesfalls fürs Lächerliche.
Natürlich ist der Moment, an dem man feststellt, warum es »Föhren« sein müssen, die da stehen, ein klein wenig ernüchternd und ich schwanke ein bisschen zwischen »Ja, musste halt sein« und der Erkenntnis, dass ich andernfalls gar nicht gemerkt hätte, wie ich verschaukeltschüttelt werde – und das brachte mich auch her, zum Kommentieren: schon ein Kunststückchen, das dir da gelungen ist.
Willkommen,
Lorraine
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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05.07.2018 17:03
von Kissa
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...herrje, das Geschüttelte ist mir so gar nicht aufgefallen!
Grandios!!!
_________________ "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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05.07.2018 21:05
von davidmuc
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Hallo Kissa, danke Dir ganz herzlich!
Ich freu mich natürlich riesig:
Dass die erste Resonanz hier gleich so positiv ist!
Dass das Sonett Schwingungen meiner persönlichen Erinnerung übertragen kann. Und dass es eben nicht sofort als Schüttelreim-Gedicht erkannt wird (weil in solchen Gedichten oft zu vieles "hingebogen" klingt, als dass man sie poetisch ernst nehmen könnte).
PS: Ich bin gespannt auf Deine Werke, brauche noch ein par Postings, um sie sehen zu können.
Hallo auch Lorraine, wie schön!
Wie schön, dass Du Dich so in das Sonett eingefühlt hast und auch, wie du Deinen Eindruck auszudrücken vermagst! Dass ich mich über Dein Lob freue - na klar! - zumal mich, was ich im Anlesen von Dir finde, schon aus dem Augenwinkel besehen sehr beeindruckt.
Seltsamerweise habe ich dafür nicht sehr lange geraucht (ein Tippfehler, den ich mal stehen lasse, stimmt ja auch). Ich habe für viel schlechtere Texte schon erheblich mehr Zeit aufgewendet. Es ist Freitag Nacht entstanden - genauer: vom Ende der Fußballübertragung bis 2:00 nachts.
Allerdings habe ich die Technik sehr lange und intensiv geübt: So habe ich letztes Jahr sämtliche Shakespeare Sonette in Schüttelreimen übersetzt. Angeregt und angefeuert von Bertram Reinecke, dem Lyriker und Verleger (Reinecke & Voss). Soll meine Erstveröffentlichung werden...
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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05.07.2018 21:47
von firstoffertio
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Mir gefiel das auch sehr, ohne den Schuettelreimregen bemerkt zu haben.
Ich wollte noch vorschlagen: Gras IM Mund. Nun weiß ich, warum's AM sein muss.
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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05.07.2018 22:01
von davidmuc
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Danke Dir!
firstoffertio hat Folgendes geschrieben: |
Ich wollte noch vorschlagen: Gras IM Mund. Nun weiß ich, warum's AM sein muss. |
Dann muss es ja auch "Maß im Grund" heißen und das passte mir noch weniger. Es ist ja komplett durchgeschüttelt
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Fridolin Eselsohr
Alter: 85 Beiträge: 304 Wohnort: Fellbach
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16.07.2018 07:15
von Fridolin
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Verleger auf das Ansinnen eines Lesers, ein Schüttelbuch zu verlegen:
Wer will denn Lyrik von den Leuten haben,
Wer Lyrik als noch honorabel führen?
Wer lässt sich denn von einer Fabel rühren?
Ein Trank, von dem sich Minderheiten laben!
Schaut euch nur um, was Remittenden bieten,
die Leser stets mit DER Idee beschenken.
Man muss da auch so manch Klischee bedenken.
Ich rate, klebt aus Schüttelbänden Tüten.
Ich wär bereit, ein Bändchen zu verlegen.
Bringt einen, dem Thalia Mittel schenkt,
der tiefsten Sinn ins Reimgeschüttel mengt.
Ich fürchte aber, ihr habt leer zu fegen.
Leser:
Dem Ohrwurm gleich zieht in das Ohr er rein.
Als Name fällt mir David Rohrer ein.
Gestatte mir, lieber David, dass ich diese Hommage noch mit einer persönlichen Feststellung und Einordnung verbinde. Ich schreibe seit fast 70 Jahren Schüttelreime und kenne die Werke fast aller Größen der Zunft, aber noch nie ist mir ein Schüttelreimer mit einer solchen Sprachgewandtheit begegnet. Da wirkt nichts dem Reim geschuldet, die Schüttelreime werden von den Lesern häufig gar nicht gleich erkannt, so schmiegen sie sich in den Text ein. Ich hoffe sehr, dass deine Übertragungen der Sonette Shakespeares in Schüttelsonette möglichst bald erscheinen und so einem größeren Leserkreis zugänglich gemacht werden.
LG Fridolin
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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16.07.2018 22:09
von davidmuc
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Lieber Fridolin,
ich danke Dir von Herzen für die Zeilen und natürlich auch für die wunderbare Widmung! Was das Handwerk des Schüttelns betrifft und auch das Fortschreiben eien Handlung in dieser Form, habe ich Dir ja einiges zu verdanken.
Nun bin ich zum einen mal gespannt, wie diese anachronistische Form außerhalb der engeren Zirkel wahrgenommen wird. Außerdem möchte ich hin und wieder ganz andere Experimente wagen & mich auch darin weiter entwickeln.
Liebe Grüße - man liest sich!
David
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Aywa_Surreya Gänsefüßchen
Alter: 32 Beiträge: 16 Wohnort: Hannover
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24.07.2018 01:36
von Aywa_Surreya
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Dieser lyrische Text geht unter die Haut!!
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