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[davidmuc]

Das Feld ist schrecklich grün, die Ränge leer,
der Trainer trägt 3-Wettertaft-Perücke,
zum Sechser reicht kaum ein Verlängerer.
Der abgeklärte Gegner rafft, per Tücke

die Lücke, lässt das Rund durch Reihen fliegen,
schlägt zu. Dann ahnt man, was er will, er startet -
wonach die Nerven schon im Freien liegen,
als hätte man es nicht schon still erwartet.

Nicht, dass schon jetzt die Gegenspieler führen:
doch wehrt man sich bloß mit bewusstlos schlimmen
Versuchen. Spieler die sonst viel erspüren,
wann sah man sie so plan- und lustlos schwimmen?  

wann kommt er endlich aus dem Knast, der Müller,
der immer spielt, der ist ein must, der Knüller.

[BlueNote]

Gerd Müller? Im Knast?
OK! Was Fußball betrifft, habe ich bereits in den 70-ern den Faden verloren.

Aber ...
das Lamentieren über Fußballer habe selbst ich mitgekriegt. Es ist hierzulande ein Dauerzustand (meiner entfernten Beobachtung nach).

Ich glaube, deine Dichtkunst eignet sich besser, über weniger laue Ereignisse zu philosophieren. Der Spott ist doch recht verhalten, die Erkenntnis gering (bezieht sich wohl auf ein Fußballspiel, das gestern stattgefunden hat).

Für mich ist Lyrik kein Wegwerfartikel, der übermorgen schon wieder vergessen ist. Sie sollte schon halten für die Ewigkeit. Mindestens!

BN

[menetekel]

Tja,

"Brot und Spiele" munden derzeit wenig. Oder gar nicht.
Gespenstisch könnte man sie nennen.

Das macht den treuesten Fan abtrünnig.

Wie immer amüsant und professionell geschüttelt.

Liebe Grüße
m.

[davidmuc]

Lieber BlueNote,

wäre es für die Ewigkeit, es wäre wohl kaum im Trashbereich gelandet. Wär ja schade drum.

Lyrik kann sehr Vieles sein, aber darüber unter einem einzelnen Text im Trashbereich zu philosophieren, wäre doch wohl mehr als müßig. Nur soviel: Die internationale Literaturgeschichte erfreut sich bekanntlich an einem sehr weit gefassten Lyrikbegriff und das ist auch gut so. Ob der frühe, alberne Gernhardt oder die mittelalterlichen französischen Lyriker mit ihren irrwitzigen sinnfreien Erfindungen: Auch das ist Lyrik. Als Literaturwissenschafter sind dem Verfasser präskriptive Ansätze fremd, weshalb darüber andere streiten mögen.

Was den vorliegenden nächtlichen Text betrifft:
Auch hier gibt es inhaltlich Vorbilder, erwähnt sei Ror Wolfs Sonettreihe "Rammer und Brecher". Wer die Debatten verfolgt - wer Fan ist, kann dem nicht entgehen - wird vielleicht Freude daran haben. Oder wer dieser spezielle Art der Reimfindung etwas abgewinnen kann.

In diesem Sinne und mit Dank an menetekel  

Euch einen schönen Abend!

[Tula]

Hallo David

an die Rammer und Brecher musste ich hier auch denken, weil ich das erst vor wenigen Wochen las.

Über Lyrik als Wegwerf-Produkt: wäre schön für die Lyrik, überhaupt wahrgenommen zu werden von irgendeiner Masse und nicht nur von ein paar verstreuten letzten Mohikanern, die da noch durch den deutschen Sprachraum irren. Der augenscheinliche Niedergang der Foren (einschließlich dsfo) spricht Bände, die "Qualität" einiger Wettbewerbe im Internet ebenfalls. Es ist zum Heulen.

Was guten Fußball angeht: einfach mal bei Eisern Union Berlin nachschauen

LG
Tula