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Verlust


 
 
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Ronneburger
Geschlecht:weiblichEselsohr
R

Alter: 44
Beiträge: 316



R
Beitrag14.04.2008 09:41
Verlust
von Ronneburger
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Sie lief durch eine Wand aus Nebeln, überall hörte sie Schreie und lautes Knallen. Aus dem Haus drang noch immer das Lachen der Soldaten an ihr Ohr. Der Kirschbaum tauchte schemenhaft vor ihr auf, die kleine Schaukel bewegte sich gespenstisch im Rauch. Der Zaun um das Grundstück stand nur noch zum Teil und sie rannte blindlings über die verbliebenen Reste. Das Mädchen hastete panisch die Straße entlang ohne auf die Gewehrsalven zu achten, die hinter ihr in den Boden krachten. Der Krämerladen brannte lichterloh und aus seinem Inneren vernahm sie die gellenden Schreie der alten Krämerin. Das Mädchen erschauerte, ließ sich aber nur kurz aufhalten. Ein Horde Soldaten kam um die Ecke gelaufen und blitzschnell versteckte sie sich hinter dem Brunnen am Markt.
Die Stimmen kamen näher. Die schweren Schuhe polterten auf den Steinen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Es pochte in ihrer Brust. Die Soldaten kamen näher und näher. Schüsse halten durch den Dunst. Die Männer blieben vor dem Brunnen stehen. Das Mädchen hielt den Atem an. Das Herz pulsierte, wurde immer lauter. Sie atmete kurz und stoßweise. Tränen traten in ihre Augen.
Plötzlich ein lautes Krachen. Die Männer verstummten. Das Mädchen spähte um die Ecke und erstarrte. Der Krämerladen war eingestürzt, aber die immer leiser werdenden Schreie waren noch immer zu hören. Schnell drehte das Mädchen sich wieder um, hielt sich die Ohren zu.
Die Stimme des Großvaters ließ sie aufhorchen. Er kam von der anderen Seite des Dorfes auf sie zu, sah kurz seine Enkelin an, die hinter den Steinen kauerte. Aber sein Blick ging schnell wieder zu den Soldaten, die ihn verwirrt anblickten und jetzt etwas zu dem alten Mann hinüberriefen, dass sie nicht verstand. „Warum tut ihr das? Von dem Dorf ging keine Gefahr aus?“, rief der Großvater zornig.
Er war jetzt ganz nah bei den Soldaten, die immer noch abwartend und mit leicht spöttischem Gesichtsausdruck das Gewehr bereit hielten. Einer der Männer lachte nun, klopfte seinem Kameraden auf die Schulter, der augenblicklich das Gewehr herunternahm. Alle postierten sich um den Alten, der immer noch vor sich hinschimpfte. Einer der Männer trat den Stock weg, auf den sich der alte Mann stützte. Großvater taumelte und viel vor den Soldaten in den Schmutz.
Das Mädchen, immer noch vor den Blicken der Soldaten verborgen schrie kurz auf, wollte zum Großvater laufen, doch der blickte sie an und schüttelte unmerklich den Kopf. Schwerfällig versuchte er sich aufzurichten, doch einer der Soldaten stellte ihm ein Bein auf den Rücken und drückte ihn zurück in den Staub. Einer der jungen Männer kniete sich vor den am Boden Liegenden, zwang ihn hochzublicken und brüllte ihn an. Doch der Großvater ließ sich nicht einschüchtern und spuckte ihm ins Gesicht. Der junge Soldat wich angwidert zurück, während die anderen Soldaten lachten. Wütend zog er an seiner Zigarette hielt sie dem alten Mann vor das Gesicht und drückte den glimmenden Stengel auf seiner Stirn aus. Der Großvater schrie schmerzerfüllt auf. Das Mädchen schloss für einen Moment die Augen, traute sich kaum sie wieder zu öffnen. Die Soldaten brüllten vor Lachen. Sie zwangen den Großvater unsanft sich hinzuknien. Ein kleiner, hagerer Mann mit schwarzem Oberlippenbart klaubte vom Boden zwei Steine auf und zeigte sie einzeln dem Großvater und sagte etwas. Dann versteckte er die Steine in seinen Fäusten, nahm sie auf den Rücken und ließ dort die Steine von einer Hand zur anderen wandern. Unendlich lange zog sich das Mischen der Steine hin, bis der Soldat die Fäuste nach vorne nahm und sie dem Großvater hinstreckte. Der Großvater blickte starr geradeaus. Der Soldat mit der Zigarette stellte sich genervt hinter den alten Mann, nahm seinen rechten Arm und deutete auf eine der Fäuste. Der Soldat öffnete seine Faust und ein großer milchigfarbener Stein kam zum Vorschein. Die Soldaten schrien wütend auf, zuckten dann mit den Schultern und gingen in Richtung Krämerladen davon. Ungläubig blickte das Mädchen den Großvater an, der noch immer die Augen nach vorne gerichtet hatte. Er hatte richtig gewählt – der Stein bedeutete seine Freiheit.
Das Mädchen atmete erleichtert aus, kroch vorsichtig um den Brunnen herum und blickte den Großvater an. Plötzlich öffnete der Großvater die Augen, sah seine Enkelin an, schüttelte den Kopf und bedeutete ihr dort zu bleiben wo sie war. Unschlüssig blieb das Kind auf alle Viere gestützt stehen. Der Großvater lächelte es beruhigend an.
Das Mädchen begann zu weinen. Kaum nahm sie die Gestalt wahr, die sich auf der Friedhofsmauer postiert hatte, an der Schulter hielt er sein Gewehr im Anschlag und zielte. Ein Schuss. Die Augen des Großvaters blickten seine Enkelin beinahe eine Ewigkeit ungläubig an, bis aus ihnen der Funken des Lebens verschwunden war und er wie eine leblose Puppe nach vorne überkippte. Das Mädchen hielt sich die Hand vor den Mund, die Tränen rannen über ihre Wangen. So weinte sie in stiller Trauer und bemerkte nicht, dass die Soldaten das Dorf verlassen hatten. Als es bereits Nacht war, wagte es das Kind aus ihrem Versteck hervorzukommen. Der Großvater lag mit dem Gesicht auf dem Boden. Blut war aus einer Wunde am Kopf zwischen die Pflastersteine getreten. Das Mädchen wollten nicht näher an den leblosen Mann treten, der einmal ihr Großvater gewesen war. Wie in Trance ging sie die Straße entlang zurück zu ihrem Elternhaus.



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silvie111
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 38
Beiträge: 203
Wohnort: Tübingen


Beitrag14.04.2008 10:12

von silvie111
Antworten mit Zitat

Hallo Ronneburger,

Ich hab mir jetzt deine Geschichte durchgelesen und einige Ansätze für meinen Kommentar gefunden.

Zuallererst: Sie ist viel zu beschreibend. Das ist viel zu viel "show" und kein "tell". Dadurch wirkt sie ziemlich leblos und distanziert. Das erzeugt keine Bilder im Kopf. Du verwendest auch nur einen Dialog, aber da ist mehr drin. Die Soldaten könnten schreien, rufen, brüllen. Auch fehlen gänzlich die Gedanken des Mädchen (auch gerne aus de Ich-Perspektive) in  etwa so:

Das Mädchen rannte. Oh Gott, es ist aus... ich habe Angst... Was wird nur geschehen, dachte sie. (Nur als Schema zu betrachten Wink )

Ich finde auch, dass die Sätze für so eine Art Hatz und Flcuht viel zu lang sind. Kürz sie ab, sogar an einigen Stellen radikal, das würde der Situation mehr Authentizität verleihen.
Der ein oder andere Absatz würde der Geschichte auch guttun.  

Ein paar Details noch:

Zitat:
Nebeln

Gibt es den Plural überhaupt und wenn ja, passt er??

Zitat:
Ein Horde Soldaten

eine

Du fängst viel zu viele Sätze mit Artikeln an. Schau mal:

Zitat:
Die Stimmen kamen näher. Die schweren Schuhe polterten auf den Steinen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Es pochte in ihrer Brust. Die Soldaten kamen näher und näher. Schüsse halten durch den Dunst. Die Männer blieben vor dem Brunnen stehen. Das Mädchen hielt den Atem an. Das Herz pulsierte, wurde immer lauter. Sie atmete kurz und stoßweise. Tränen traten in ihre Augen.
Plötzlich ein lautes Krachen. Die Männer verstummten. Das Mädchen spähte um die Ecke und erstarrte. Der Krämerladen war eingestürzt, aber die immer leiser werdenden Schreie waren noch immer zu hören. Schnell drehte das Mädchen sich wieder um, hielt sich die Ohren zu.

Das ist schon extrem. Und das zieht sich durch die Geschichte wie ein roter Faden.

Zitat:
dass sie nicht verstand

etwas, das

Zitat:
Von dem Dorf ging keine Gefahr aus?

Fragezeichen weg

Zitat:
bereit hielten.

bereithielten

Zitat:
um den Alten

das liest sich nicht schön

Zitat:
viel vor den Soldaten in den Schmutz.

fiel

Zitat:
doch einer der Soldaten stellte ihm ein Bein auf den Rücken und drückte ihn zurück in den Staub. Einer der jungen Männer


und

du wiederholst das Wort "Soldat" viiiiiel zu oft.

Zitat:
blickte den Großvater an. Plötzlich öffnete der Großvater die Augen,

2 X "Großvater" in so dichtem Abstand

Zitat:
an der Schulter hielt er sein

an der Schulter, hielt

Zitat:
Das Mädchen wollten

wollte

Im ersten Abschnitt verwendest du einigermaßen gelungene Adjektive und starke Verben, doch dann lässt die Geschichte extrem nach. Aufgrund der Tatsache, dass fast alle Sätze mit "der, die, das" beginnen, erinnert es stellenweise an einen einfallslosen Schulaufsatz.
Da gitb es noch einiges zu schleifen und zu hobeln.

Ich bin gespannt, wie die Überarbeitung ausfällt, aber zur Zeit wird die Federn-Wertung nicht sehr gut ausfallen. (Das kann ja noch immer revidiert werden Wink

Also; üben, üben, üben!

LG,

silvie

PS:
Die Geschichte "Erinnerungen" von dir ist viel besser geschrieben. Versuch wieder in die Richtung zu gehen


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Rheinsberg
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Bronzenes Messer


Beitrag14.04.2008 10:19

von Rheinsberg
Antworten mit Zitat

Mir läuft es kalt den Rücken herunter. Du beschreibst den Schrecken des Krieges durch die Augen dieses Mädchens.
Ich war am Zweifenl, in welche Zeit der Text gehört, über welchen Krieg du schreibst. Das ist nicht unbedingt wesentlich, aber die Wortwahl muss dazu passen. Krämerin - da war ich mehr im Mittelalter. Aber die Soldaten haben Zigaretten und Gewehre - das ist eher die Moderne. An diesen Punkten müsstest du noch arbeiten - der Brunnen spricht auch für eine länger vergangene Zeit, also solltest du die Soldaten anpassen, sowohl mit ihrer Bezeichnung, als auch mit ihrer Ausstattung.
Auch wenn es in der heutigen Zeit spielte, die Bezeichnung  "glimmender Stengel" für Zigarette passt nicht. Glimmstengel, allenfalls, aber in diesem Kontext fände ich auch das nicht so gut.
In der ersten Zeile schreibst du "Wand aus Nebeln" - da passt der Plural nicht, entweder "Nebelwand" oder "Wand aus Nebel" - wobei ich nicht recht weiß, wo die im Dorf herkommen soll.

Der Text ist aber spannend, er gefällt mir. Ist das nur ein Fragment oder gehört er zu einem größeren Ganzen?


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Bronzenes Messer


Beitrag14.04.2008 10:19

von Rheinsberg
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Da war Sylvie schneller - ich war noch am Schreiben.

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Ronneburger
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Beitrag14.04.2008 10:26

von Ronneburger
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

ich sehe schon, ich habe ein paar Fehler gemacht. Komisch, das mit den ARtikeln am Anfang des Satzes ist mir gar nicht aufgefallen, aber dafür jetzt um so mehr. Das muss ich auf alle Fälle noch ändern.

Ich habe hier extra nicht viel wörtliche Rede genommen, da zum einen die Soldaten eine andere Sprache sprechen als der Großvater. Deshalb hab ich mehr Wert auf "Gestik" gelegt. Das sie einander nicht verstehen, geht allerdings hier nicht so genau hervor. Dieser Text gehört zu einem großen Ganzen aus dem es aber ersichtlich ist.

Vielen Dank schon mal, ich werde ich nochmals überarbeiten.


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