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Ronneburger
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Alter: 44
Beiträge: 316



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Beitrag23.07.2010 10:33
Ein Anfang
von Ronneburger
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Hallo,

ich glaube, ich habe das schon mal eingestellt, aber ich habe es nicht mehr gefunden. Sei es drum, ich hab es eh komplett überarbeitet, was haltet ihr von einem Anfang wie diesem:

Prolog

Der Wald eingehüllt in sein schönstes Herbstkleid spielte heute ein Stück seiner verschiedenen Facetten: grüne, gelbe, gelborange bis hin zu sattroten Blättern waren die Schauspieler. Die Baumkronen, das Orchester, wippten fröhlich, so als tanzten sie zu einem Takt, der nur für sie zu hören war. Blätter segelten sanft zu Boden und deckten den Boden zu.
Der Ankunft auf den Winter ließ sich förmlich schmecken. Es war das letzte Aufbäumen des Waldes gegen die nahe Winterruhe. Auch die Sonne fehlte nicht. Vorsichtig, fast rücksichtsvoll brach sie durch das Blätterdach, spiegelte sich im Bach, nur um wenig später auf einem moosbewachsenen Stein wieder aufzutauchen, diesen aber genauso schnell wieder zu verlassen um einer kleinen Ameise beim Tragen ihrer schweren Lasten ein wenig letzte Wärme zu spenden.
Nebelschleier überzogen den bereits erkaltenden Waldboden. Sachte kroch er dahin, umspielte die Bäume, verdeckte das Laub und umging langsam den großen Felsen. Immer wieder unterbrach die Sonne seinen Weg und fast wirkte es wie der Kampf zwischen David und Golliath.
Eine leichte Brise hob das Laub empor, während die Äste sich rauschend bewegten. Hier und da brach ein Ast und ließ sich stöhnend auf den Waldboden fallen.
Nichts schien die Idylle zu stören – nicht mal das Blut an Ihren Händen.



_________________
If you have big ideas, you have to use big words to express them. (Anne of Green Gables)

Das ist einer dieser Tage, an dem ich erst weiß was ich rede, wenn ich höre, was ich sage. (Anett Louisan)
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Ronneburger
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Alter: 44
Beiträge: 316



R
Beitrag23.07.2010 10:34

von Ronneburger
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kapitel 1

Sie flüchtete vorbei an riesigen Baumriesen und reißenden Strudeln. Immer wieder blickte sie sich hastig um.
Er folgte ihr. Keuchend. Schnell.
Viel schneller als ihre kurzen Beinchen weglaufen konnten.
Ein kurzer Blick zurück.
Wenn er nur einmal die Hand richtig ausstreckte bekäme er ihre Kapuze zu fassen.
Eine Wurzel. Sie stolpert.
Das weiche Moos fing ihren Sturz ab. Das Gesicht tief in dem weichen, nässendem Grün verborgen hörte sie ihn sagen: „Meine kleine Emelie.“
Er hob sie hoch, lächelte. Das Gesicht so vertraut. Das Lachen so unvergleichbar, das auch sie sofort lachen musste.
„Opa.“
Er stupste sie auf die zierliche Nase: „Wirbelwind, jetzt hab ich dich.“
Seine strahlend, blauen Augen waren von Scharen von Lachfältchen umgeben. Manchmal schien es ihr, als sei schien sein ganzes Gesicht nur aus Lachen zu bestehen. Nur die Stirn zeigte wenige, von Erfahrung, Bitternis und Kummer geprägte tiefe Furchen – aber der Rest strahlte.
„Dann komm mal hoch, meine Kleine.“
Sanft hob er sie hoch, nahm sie in seine starken Arme. Sofort umfing sie das Gefühl von Geborgenheit und Wärme und sie schmiegt sich an ihn.
„Opa“, sie spielte mit seinem bereits leicht ergrauenden Schnurrbart, so wie sie es immer tat, seit sie geboren war.
Opa setzte sie auf seine Schultern und lief mit Emelie zurück zu dem Platz als sie ihm entwischt war. Unten am Weg wartete lächelnd eine junge Frau.
„Mama.“
Sie streckte die dünnen Ärmchen aus. Und der Großvater ließ sie gewähren, hob sie von seinen Schultern und gab sie in die Arme ihrer Mutter. Die Frau streichelte ihr über die Wange und hakte sich bei dem Mann unter. Zusammen gingen sie weiter durch den Wunderwald.
Emelie entdeckte einen Baum, der tief gebeugt über dem Weg hing. Eine Horde von Ameisen lief auf ihm von der einen Seite zur anderen Seite.
Wahrscheinlich, so dachte das Kind, sind sie mit dem Baum befreundet und er hat sich extra so gebeugt, damit all die kleinen Tiere über ihm sicher zur anderen Straßenseite kommen können.
Ganz kurz konnte sie die Rinde des Baumes berühren und spürte sofort seine Kraft durch ihre Finger strömen. Sanft bitzelte es in ihren Fingerspitzen und verwundert blickte sie ihren Finger an auf der eine Ameise ihre Runde drehte. Eine Weile beobachtet sie die Ameise, wie sie hilflos von der Fingerspitze über den Fingernagel auf den Fingerknochen über die Hand lief, dann zur Handfläche und wieder zurück zur Fingerspitze. Einem inneren Impuls folgend steckte sie den Finger in den Mund. Als sie ihn wieder herauszog war die Ameise verschwunden. Das Mädchen wunderte sich und suchte gründlich ihre Hand nach der Ameise ab, aber sie blieb verschwunden.
Warum war sie denn weggegangen? Ich wollte doch mit ihr spielen, wollte ihr Freund sein, so wie der Baum?
Sie fühlte, wie sich ihre kleinen Augen mit Tränen füllten, und ihr Herz fühlte sich so schwer an und so groß, dass sie meinte gleich müsste es platzen. Es tat so weh und dann hörte sie wie sie schrie. Zuerst nur leise, nicht mehr als ein Wimmern, aber dann brüllte sie aus Leibeskräften und ein heißer Strom Tränen rann über ihr Gesicht.
Sie brüllte, weil der Wald so schön war und die Ameise nicht mit ihr spielen wollte. Sie brüllte bis ihr der Hals weh tat und die Mutter sie sanft wiegte. Leise sprach sie mit säuselnden Worten beruhigend auf sie ein. Das Kind spürte wie ihr die Augen zufielen, aber es wollte nicht, dass ihr die Augen zufielen. Wenn ihr jetzt die Augen zufielen, würde sie nur Schwärze sehen und all die Wunder waren verschwunden. Aber sie wollte nicht, dass sie verschwinden. Sie wollte alles sehen. Aber die Frau wiegte sie nur noch mehr in den Armen, beachtete nicht das letzte Aufbäumen gegen die Müdigkeit. Sie strich ihr über das zarte Köpfchen und sang leise summend vor sich hin. So hörte sie langsam auf zu weinen, mit wehem Hals und aus ihrem Bäuchlein kamen große Lufblasen hochgekrabbelt und wenn sie ganz nach oben gekrochen waren, bis hinein in ihren Mund gab sie einen ganz komischen Laut von sich. Das faszinierte und erschreckte sie und so schlief sie müde von all dem Staunen langsam ein.


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MadameMimm
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 50
Beiträge: 575
Wohnort: Schwabenland


Beitrag24.07.2010 14:16

von MadameMimm
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Hallo Ronneburger,

der Anfang ist sehr schön, poetisch, ich kann die Stimmung riechen, sehen, hören. Dann kommt der Knaller mit dem Blut an den Händen! Ich war genz begeistert und dachte: Cool - und jetzt?

Tja, und dann dein erstes Kapitel: Du schwenkst in der Thematik völlig um, das Blut spielt überhaupt keine Rolle mehr, selbst die atemberaubende Flucht kriegt den Holzhammer mit dem Opa und der Enkelin - da wollte ich eigentlich aufhören zu lesen.
Hab dann weiter gemacht und bin jetzt nur noch verwirrt. Du schwankst so sehr in deinen Stimmungen, das Gebrüll des Kindes am Ende, es liest sich alles so übertrieben und gleichzeitig so unlogisch....
Mich hast du jedenfalls nicht überzeugt und - bis auf den Anfang - nicht erreicht.


_________________
Hexliche Grüße von Tanja
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Gast3
Klammeraffe
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Beiträge: 794
Wohnort: BY


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Beitrag24.07.2010 14:37

von Gast3
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Hallo Ronneburger,

der letzte Satz deines Prologs ist echt ein Kracher. Da hat es mich gepackt, ich dachte nur, wow, wie geht das jetzt weiter – so als jemand, der gern mal einen Krimi oder Thriller liest. Ja, und dann kam das erste Kapitel und mit ihm die Ameisen. Also diese Sequenz ist mir entschieden zu lang, auch die Reaktion des Mädchens mit Geschreie und Geweine in dem Ausmaß nicht nachvollziehbar.
Kommt noch etwas nach? Dann bin ich erst mal gespannt, wie es weitergeht, ansonsten im Moment eher ein bisserl verwirrt.

Lieben Gruß
schneestern


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Sich vergleichen, ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
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Ronneburger
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Alter: 44
Beiträge: 316



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Beitrag08.08.2010 14:26

von Ronneburger
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Hallo,

also das Buch ist so geplant, dass es im Krieg spielt und einmal die Vergangenheit des Kindes gezeigt hat, die natürlich irgendwie dann auch mit der Gegenwart etwas zu tun hat. Deshalb kommt immer ein Kapitel aus der Gegenwart und eines aus der Vergangenheit. Die Kapitel sind recht kurz. Später kommen auch noch mehrere Menschen hinzu, die mit dem Kind viel zu tun haben werden.

Hier ist mal der nächste Teil:

Staunend sah sie auf ihre kleinen, zarten Hände hinunter. Die Fingernägel waren ratzekurz, weil sie ständig daran herumknabberte. Ihre Mutter hatte alle möglichen Hausmittel ausprobiert um sie am  Knabbern zu hindern. Lebertran, Parfüm träufelte sie unermüdlich auf ihre Fingerchen, damit sie die Lust am Knabbern verlor. Handschuhe sollte sie tragen, um der Versuchung  zu widerstehen, nach einer Weile aber schickte sie das Mädchen nur noch zur Strafe auf ihr Zimmer und schließlich gab sie ganz auf der Tochter das Nägelkauen abzugewöhnen.
Nun aber würde sie nie wieder an ihren Fingernägeln kauen, niemals wieder. Ihre Finger waren rot – rot vom Blut. Es war ein dunkles, kaltes Rot. Es war eine Rotfärbung, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Wenn sie die Fingerkuppen aneinanderrieb rieselten einzelne getrocknete Blutbrösel auf den Boden und verschmolzen mit dem feuchten Waldboden. Das Mädchen ging zum nahegelegenen Bach, immer noch fassungslos auf ihre Hände starrend. Der Bach gurgelte und plätscherte friedvoll vor sich hin. Sanft umspielte er die Steine und rieb die harten, scharfen Kanten langsam mit unendlicher Geduld ab. Die Sonne spiegelte sich auf dem Wasser und drang in das kühle Nass bis auf seinen Grund ein und legte verborgene Welten frei. Das Mädchen setzte sich ans Ufer und hörte dem Plätschern eine Weile zu:  Ob der Bach überhaupt mitbekommen hatte, was geschehen war und wenn, ob es ihn überhaupt interessierte und ob es ihn traurig machte?
So traurig.
Sie tauchte ihre Hände in das kühle Nass. Um ihre Hände färbte sich das Wasser rot und es war fast so, als würde die Bewegung des Stromes dem Blut neues Leben einhauchen. Das Rot wurde fortgespült und im Wasser blieb nur eine zarte Ahnung zurück – der Hauch eines rötlichen Schimmerns. Das Mädchen zog ihre Hände aus dem Wasser. Zwar war das Blut nun nicht mehr zu sehen, aber sie wusste, dass es tief in ihre Haut, durch ihre feinen Poren eingebrannt bleiben würde.
Für immer.
Sie ließ sich rückwärts auf den Waldboden fallen und blickte zwischen dem vielfarbigen Blätterdach in den blauen Himmel. Die Wolken zogen langsam und behäbig über dem Wald hinweg und hinterließen kleine Schatten auf den Boden. Das Mädchen blickte gedankenlos nach oben und fiel schließlich in einen unruhigen Schlaf. Das Buch drückte sie schützend an ihre zierliche Brust.


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