Was möchtest du werden, wenn du groß bist?

[Ronneburger]

Was willst du mal werden wenn du groß bist?

Ich möchte Astronaut werden.
Ich finde Feuerwehrmänner voll cool, so möchte ich sein.
Rechtsverdreher, die verdienen am meisten, sagt mein Vater.
Ich möchte Model werden.
Ich möchte gerne meine eigenen Süßigkeiten herstellen, dann ess ich so viel ich will.
Ganz klar, Schauspielerin möchte ich sein, wie Paris Hilton.
Lehrer werd ich, dann hab ich immer Recht.
Ich möchte Pädophiler werden, wie mein Papa.

[Rosanna]

Das ist ja mal ein ganz fieser Artgenosse...

Am Anfang habe ich mich gefragt, was das jetzt werden soll: ich werde das, dann das, pfff.
Der letzte Satz hatte allerdings einen hübschen Schockeffekt.

Trotzdem finde ich das Gedicht nicht hundertprozentig gelungen.
Zum einen klingt das lyrische Ich sehr jung (möchte Feuerwehrmann werden usw.), ich würde es so auf sechs Jahre Maximum schätzen. Deswegen kommt es mir ein bisschen gestellt vor, wenn es das Wort "Pädophiler" in den Mund nimmt.

[Harald]

Also, da sehe ich die letzte Zeile ganz anders, woher weiß ein Kind, dass der Papa pädophil ist?

Die letzte Zeile ist eine Schockaussage der besonderen Art!

So sehe ich sie - und so wird aus dieser Auflistung eine Aussage und eine Anklage gleichermaßen.

LG

Harald

[Rosanna]

[Ronneburger]

Hallo,

ich kam auf diesen Text, weil meine Nichte gerade anfängt einfach nachzuplappern, egal was sie hört vor allem aus dem Fernsehen. Eben wie ein Kind ist ohne Filter eben.

Deshalb kam mir die Idee, der Frage nach dem Berufswunsch zu stellen und ein Kind etwas "nachplappern" zu lassen. Ich hatte mir dabei Kindergartenkinder vorgestellt, deshalb auch die kindlichen Berufe am Anfang.

LG
Michi

[MosesBob]

Hallo Ronneburger!

Mir fehlt hier der lyrische Aspekt. Eine Verdichtung kann ich nicht erkennen, und auch die Aufteilung wirkt auf mich wie Prosa. Mir gefällt die Idee hinter dem Text, auch wenn mich irgendwo aus meinem Hinterkopf ein Déjà-vu anfällt, wenn ich ihn lese. Mir kommen der Aufbau und das Ende bekannt vor. Mich überzeugt der Text trotz der Idee leider nicht. Bitte nicht böse sein, aber ich verschiebe ihn in die Schmiede - allerdings in die Prosa, weil ich, wie gesagt, keinen lyrischen Aspekt daran erkennen kann.

Beste Grüße,

Martin

[Ronneburger]

Hallo Martin,

klar verschiebe ihn. Ich hab mal einen ähnlichen Text eingestellt.

Vielleicht erinnert es dich ja an Kati. War irgendwie ähnlich, aber auch ganz anders.

Naja.

Liebe Grüße
Michi

[Rosanna]

Wird sie jetzt also gar nicht missbraucht, sondern plappert, wie kleine Kinder eben sind, unreflektiert nach?

[Ronneburger]

Genau.

[Rosanna]

Hmm... dann würde ich das ganze noch mehr auf die Spitze treiben, damit der Leser erkennen kann, was du ausdrücken willst. À la: ich will Dorfmatratze werden wie meine Mutter, dann lieg ich schön weich, usw.

[Heidi Christina Jaax]

Um die Grundidee besser herauszuarbeiten hätte ich es als Gespräch zwischen Elternteil und Kind dargestellt.

Beim letzten Satz habe ich geschluckt, sensibles Thema!

Es erinnerte mich an Schimpfworte, welche mein Sohnes aus dem Kindergarten mitbrachte und eifrig nachplapperte ohne die eigentliche Bedeutung zu kennen.

Um eine runde Sache zu werden bedarf der Text auf jeden Fall noch einer Ausarbeitung, ein Rohentwurf mit der Option auf Originalität!

LG Heidi

[Zeth Jin]

So wie du es geschrieben hast find ich es kurz, gut und besonders orginell. Wenn du allerdings ausdrücken willst, dass die Kinder da nur nachplappern solltest du, wenn es denn in die Prosa gehen soll, noch ein wenig Szene drumherum basteln.

Ganz klar, Schauspielerin möchte ich sein, wie Paris Hilton.
ich musste lachen


Ich möchte Pädophiler werden, wie mein Papa.
Ich musste schlucken

Meinen Segen hast du

[Akiragirl]

Hallo Ronneburger,

sei mir nicht böse, aber der Text hat mir überhaupt nicht gefallen. Ehrlich gesagt stoßen mich solche "gewollten" Schock-Effekte ab, weil die meisten Jungschreiberlinge ohne viel Erfahrung mit genau so etwas punkten wollen (subjektive Erfahrung aus anderen Schreibforen). Ich habe zuviele Texte gelesen, die antichristlich waren, "Ritzen" und Kindesmissbrauch thematisiert haben oder sich auch nur an ekliger Gewalt ergötzten, als dass mich überhaupt noch etwas schocken könnte. Ich empfinde es eher als "billig", solche Themen zu benutzen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Das ist keine Kritik an deinen Motiven (die ich gar nicht kennen kann) oder an dir, und selbstverständlich gibt es auch gute, einfühlsame Texte zu so schwierigen Themen, aber eine derart oberflächliche Abhandlung ... Stößt mich einfach ab.
Hoffe, du nimmst mir das nicht übel.

Anne