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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag13.01.2016 17:29
Durchblick
von BlueNote
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es streift dich mein Blick. Er genügt, dich ganz und gar zu durchschauen. Nur kurz sehe ich dir in die Augen und sofort verstehe ich alles. Sehe. Bis auf den Grund. Tief in dich hinein. Durch dich hindurch. An dir entlang, zu dir hinauf und auf dich herab. Mustere dich, prüfe dich, verweile, analysiere und erkenne:

Nichts als Verzweiflung. Aus deinen Augen kann ich sie lesen. Sie kommt bei mir an und durchströmt meinen Körper. Bis sie sich endgültig im Kopf festsetzt. Dort für immer verweilt. Ich spüre sie, die himmelschreiende Hilflosigkeit. Sie ist da! An farblosen Kaffetassennachmittagen und sinnlosen Fernsehabenden. Wir glauben nicht mehr an Wunder, träumen schlecht am Tag und noch schlechter in der Nacht. Das bin ich dir schuldig. Du bist es mir schuldig. Das sind wir uns schuldig.

Wir reden nicht viel. Nur Belangloses. Ich weiß nicht. Du weißt nicht. Was ist zu tun? Wir sind betroffen. Ein weißes Schiff flimmert vor uns vorbei und schaukelt schnurstracks Richtung Südsee. Blicke ruhen auf türkisblauem Meer. Es gäbe so viel zu sagen. Ein Leben zu konstruieren, zu gestalten. Auszufüllen mit Inhalten, Farben, Gefühlen, Visionen. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, das wunderbare Haus zu bauen. Ein Haus voller Wunder. Mit Garten, einem Apfelbaum und Tieren, die auf der Wiese grasen. Es gibt keine Berührung, wir streifen uns höchstens mit Blicken. Manchmal sehe ich ein Lächeln, das mir nichts sagt. Ich kenne dein Leben, es war immer ein Teil von mir. Gefühle tendieren ins Schwarze. Wie soll ich dich halten, verwalten? Damit du nicht fällst. Wie soll ich nicht sterben? Was soll ich dir raten? Was soll ich jetzt tun?

Ich erinnere mich. An all die Zeiten. Bilder in Fotoalben. Da war dieses Weihnachtsfest. Eine alte Violine spielte fröhliche Lieder. Da war dieser Ausflug ins Blaue, der im tiefroten Sonnenuntergang ausklang. Tiere aus Stoff und aus Fleisch. Was haben wir den ausgebüxten Hasen gejagt! Ein einfacher Stallhase konnte dich glücklich machen. Und wenn ich dich wiederfinden sollte, einfangen könnte, würde ich dich einsperren, behüten, bemuttern, bevätern? In meinem golden Käfig hättest du alle Freiheiten der Welt. Viel frische Luft. Sonne zuweilen. Nahrung, die man dir durch die Türe reicht. Man würde sich garantiert um dich kümmern. Das Ziel ist die richtige Entfaltung. Wie ein Schmetterling, der seiner Puppe entwächst und zur Freude aller durch den Raum, durch das Leben flattert. So sollte es sein! Nicht als Wurm auf kalter Erde, als Made im modernden Speck. Jetzt, am Ende der Straße. Auf der Straße.

Ich würde so gerne helfen. Du aber lässt dir nicht helfen. Machst mich hilflos. Du! Mein einziges Wort.

Es vergehen die Tage. Aber Zeit heilt keine Wunden. Meine Gedanken sind immer bei dir. Doch ich weiß: Gedanken sind immer vergebens.

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DieGunkel
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 64
Beiträge: 146
Wohnort: Zwischen Pegnitz und Regnitz


Beitrag13.01.2016 19:04

von DieGunkel
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Hallo BlueNote,
dein Schreibstil, das Gesagte oder nicht Gesagte, geht unter die Haut, hat mich nicht nur gestreift. Diese Hoffnungslosigkeit, keine Lösung findend, wie gelähmt sein, ... kann ich spüren.
Ist das ein Splitter aus einer Geschichte? Wenn ja, interessiert es mich was sich entwickelt.
LG
Gunkel
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Tjana
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 63
Beiträge: 1786
Wohnort: Inne Peerle


Beitrag13.01.2016 19:05

von Tjana
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Berührend. Sehr berührend.
Zu Beginn sah ich ein Paar, das sich im Alltag verloren hat. Herrlich, diese farblosen Kaffetassennachmittage!
Dann wechselte mein Bild zu einem Elternteil und das Du  ist ein Kind, das die Welt der Eltern verloren zu haben glaubt ohne wirklich zu wissen, ob das absichtlich geschah. Die Verzweiflung des vormals Betrachteten hat Besitz vom Betrachter ergriffen. Ausweglos erscheint sie (die Verzweiflung) und schreit ihn doch dauernd so laut an. Was für eine Misere!

Werkstatt-Kleinteile könnte ich auch noch abgeben, aber dazu vielleicht später. Jetzt brauch ich erst mal ein Tempo


_________________
Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein)
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag14.01.2016 08:16

von BlueNote
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Guten Morgen die Damen!

DieGunkel hat Folgendes geschrieben:

Ist das ein Splitter aus einer Geschichte? Wenn ja, interessiert es mich was sich entwickelt.

Ja, das ist nur ein Splitter aus einer Geschichte. Allerdings eine, die das Leben selbst schreibt. Wie sich die Geschichte entwickeln könnte, darüber bin ich im Moment ziemlich ratlos. Es müssten vielleicht weitere Impulse/Personen in dieser Geschichte auftauchen.
Zitat:

Ausweglos erscheint sie (die Verzweiflung) und schreit ihn doch dauernd so laut an. Was für eine Misere!

Du sagst es! Wie ist der Ausweg aus der Ausweglosigkeit?

Im Moment frage ich mich, ob ich den Stakkatoerzählstil bei einer Überarbeitung beibehalten oder den recht nüchternen Stil aufbrechen würde. Bei einem "Splitter" erscheint mir der jetzige Stil noch halbwegs angemessen. Vielleicht würde ich die Aufzählungen etwas einschränken - oder der  Tendenz zur wiederaufnehmenden Wiederholung entgegensteuern. Oder das alles zum Stilelement machen bzw. als jenes belassen?

BN
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag14.01.2016 14:52

von rieka
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Ich bin nicht gut im Zerlegen eines Textes, leider. Lasse mich immer wieder zu sehr von der Gesamtaussage vereinnahmen.

Dieses Thema hier, DAS Lebensthema,  ist wieder mal Eines, das mich anspricht.
Entstehen, Lösen, Trennen, Verselbständigung, Wiederannäherung.
Wobei die Wiederannäherung noch in weiter Ferne zu sein scheint.
Trotz des umfangreichen Wissens über diese Prozesse verlaufen sie nie schmerzlos. Jeder lebt sein Leben selbst, jeder lebt sein Leben neu, selbst wenn der Ablauf sich zigtausendmal wiederholt. Immer geht es ins Mark. Immer muss er neu durchlitten werden.

Mir gefällt es, wenn Texte die alltägliche und doch kaum sprachlich erfassbare Lebensrealität versuchen zu beschreiben.

Kann  man diesen Text verbessern?
Wahrscheinlich. Die Könner hier werden es wohl können.
Die Aussage aber kommt bei mir an.
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Legende
Geschlecht:männlichWortedrechsler


Beiträge: 61
Wohnort: Autorenhimmel


Beitrag14.01.2016 15:42

von Legende
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Hallo BlueNote,

die poesievolle melancholische Stimmung deines Textes hat mich sehr angesprochen. Das ist nicht mein Stil und ich könnte nicht so schreiben, deshalb kann ich dir auch keine Verbesserungsvorschläge machen. Aber es wäre schön, wenn wir auch etwas von der dazugehörigen Rahmenhandlung erfahren könnten. Du hast die Stimmung eines Augenblickes wiedergegeben, doch zu welcher Art von Geschichte gehört dieser Ausschnitt?
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DieGunkel
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 64
Beiträge: 146
Wohnort: Zwischen Pegnitz und Regnitz


Beitrag14.01.2016 16:29

von DieGunkel
Antworten mit Zitat

Hallo BlueNote
wie könnte ein Ausweg aus der Ausweglosigkeit aussehen? Es kann das Aus sein - für beide oder einem von beiden oder man sucht einen Weg aus dem "Aus", einen Ausweg halt. Im realen Leben wie in der Fiktion. Man könnte das Ganze z.B. in der Vergangenheit schreiben, dann was ist in ein, zwei Jahren ist. Bleibt es bei dem Aus oder gibt es einen Weg, wenn auch nur für einen...

Den Stakkatoerzählstil würde ich beibehalten, eher "aufbrechen" durch einen anderen/parallel Handlungsstrang, könnte ich mir vorstellen.

Ich hoffe, das bringt sich weiter.
LG
Gunkel
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Oktoberkatze
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 58
Beiträge: 314

Ei 1 Ei 9


Beitrag14.01.2016 18:13
Re: Durchblick
von Oktoberkatze
Antworten mit Zitat

Hallo BlueNote,

vielen Dank für diesen Text. Er berührt mich und ich habe ihn mehrmals gelesen, wobei er mir jedes Mal stimmiger vorkam. Den Stakkatostil würde ich auch unbedingt so beibehalten. Ich finde, er macht einen großen Teil der Stimmung aus.

Für mich ein perfekter Text. Einer, der mich noch eine Weile nach dem Lesen aufgewühlt zurücklässt.
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Amateur
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 18
Wohnort: Dresden


Beitrag14.01.2016 21:28

von Amateur
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Hi BlueNote,

sorry, aber ich kann mich der allgemeinen Begeisterung nicht anschließen. Was du mit deinem Text erreichst ist, dass du den Leser an seine eigenen Gefühle der Verzweiflung erinnerst.

Mir genügt das als Leser nicht.

Ich will die Verzweiflung der POV-Figur erleben, und das hat bei mir überhaupt nicht funktioniert. Zum einen bleiben die Figuren unsichtbar, ich vermute, weil du dich mit den Figuren noch nicht festgelegt hast. Und dann gibt es da noch die vielen Abstraktionen, Klischees und Wiederholungen. Verzweiflung selbst ist eine Abstraktion. Versuch den Text so zu schreiben, dass du das Wort Verzweiflung selbst gar nicht benötigst. Und wenn du konkret schreibst, brauchst du den Stakkatostil nicht, der an einigen Stellen auf mich künstlich und aufgesetzt wirkt. Ein paar kleine Schnitzer sind auch noch drin (z.B. Aus deinen Augen lesen - In deinen Augen lesen).

lg,
Amateur
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


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Wohnort: Irland
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Beitrag14.01.2016 23:28

von firstoffertio
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Der Text nimmt mich mit, und ist spannend, weil neben der Stimmung auch Fragen entstehen. Tjana hat schon geschrieben, wie sie überlegt, wer das Du ist. Ich könnte mir zusätzlich noch Du als Elternteil oder sogar Großmutter/vater vorstellen, aber es bleibt bislang sehr offen, wer die beiden sind.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag15.01.2016 08:43

von BlueNote
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Guten Morgen die Damen, die Herren!

@rieka
Zitat:

Jeder lebt sein Leben selbst, jeder lebt sein Leben neu, selbst wenn der Ablauf sich zigtausendmal wiederholt.

Gut gesagt! Die Geschichten sind immer die gleichen. Mal etwas leiser und unauffälliger, mal etwas lauter oder mit viel Getöse. Ich danke dir für deine (schöne) Interpretation der Gesamtaussage!

@Legende
Zitat:

Das ist nicht mein Stil und ich könnte nicht so schreiben, deshalb kann ich dir auch keine Verbesserungsvorschläge machen.

Das ist der Stil, zu dem ich neige. Dieser "Stil" muss nicht immer durchgezogen werden, aber hier erschien er mir angebracht.
Zitat:

Aber es wäre schön, wenn wir auch etwas von der dazugehörigen Rahmenhandlung erfahren könnten. Du hast die Stimmung eines Augenblickes wiedergegeben, doch zu welcher Art von Geschichte gehört dieser Ausschnitt?

Wir als Autoren sind frei, uns die Rahmenhandlung zu konstruieren, wie wir das wollen. Fest steht jedenfalls, dass der junge Vogel aus dem Nest hüpfte und gleich an den nächsten Baum geknallt ist. Es wäre eine Überlegung wert, ob es notwendig ist, den "Textsplitter" überhaupt in eine Rahmenhandlung zu integrieren.

@DieGunkel
Zitat:

Man könnte das Ganze z.B. in der Vergangenheit schreiben, dann was ist in ein, zwei Jahren ist. Bleibt es bei dem Aus oder gibt es einen Weg, wenn auch nur für einen...

Wenn die Geschichte einen Ausweg böte, wäre dann die Ausweglosigkeit nicht relativiert?
Zitat:

Den Stakkatoerzählstil würde ich beibehalten, eher "aufbrechen" durch einen anderen/parallel Handlungsstrang, könnte ich mir vorstellen.

Gute Idee! Vor allem, wenn man aus dem Textsplitter eine längere Geschichte machen wollte. Wahrscheinlich müsste man dann aber auch den Charakter der Geschichte ändern. Was ich mir beim Schreiben schon überlegt hatte: Als Parallelhandlung Dinge, die sich im Hintergrund abspielen (so wie das Schiff, das im Fernseher gen Südsee dampft) einzubauen, um zu demonstrieren, dass sich um die Protagonisten etwas bewegt, sie selbst aber nicht.

@Oktoberkatze
Zitat:

Den Stakkatostil würde ich auch unbedingt so beibehalten. Ich finde, er macht einen großen Teil der Stimmung aus.

Er gehört zum Text, so wie er jetzt ist. Eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, war mein Ziel. Es überrascht mich ein bisschen, dass mir das (womöglich) gelungen ist.

@Amateur
Zitat:

Was du mit deinem Text erreichst ist, dass du den Leser an seine eigenen Gefühle der Verzweiflung erinnerst.

Wenn man das als Autor erreicht, hat man bereits viel erreicht.
Zitat:

Ich will die Verzweiflung der POV-Figur erleben, und das hat bei mir überhaupt nicht funktioniert.

Ich will die Verzweiflung der POV-Figur nicht "erleben", ich möchte (zumindest hier) kein Showing statt Telling, ich möchte mich (zumindest hier) nicht an U-Literatur anlehnen, sondern einen anderen Stil finden (für das, was ich festhalten will), der sich nicht an Ratgebern für Unterhaltungsliteratur orientiert. Es geht mir also eher darum, in diesem sehr kurzen Text etwas anders zu machen, als genau so, wie man es im Allgemeinen macht (in der Unterhaltungsliteratur etwa).
Zitat:

Zum einen bleiben die Figuren unsichtbar, ich vermute, weil du dich mit den Figuren noch nicht festgelegt hast.

Ich bemängele das bei anderen Texten auch öfters. Bei diesem Text aber ist es völlig egal, ob die Handelnden (oder nicht Handelnden) Lisa oder Hans heißen, welches Schicksal sie nun genau teilen und wie sich ein Leser den Ausweg nun doch vorstellen kann (indem er die Faktenlage besser kennt). Es gibt keinen Ausweg, so wird im Text gesagt und deswegen gibt es auch für den Leser keinen Ausweg, der danach suchen wollte.
Zitat:

Versuch den Text so zu schreiben, dass du das Wort Verzweiflung selbst gar nicht benötigst.

Das werde ich bestimmt nicht tun!
Zitat:

Und wenn du konkret schreibst, brauchst du den Stakkatostil nicht, der an einigen Stellen auf mich künstlich und aufgesetzt wirkt.

Im Grunde brauche ich die ganze Geschichte nicht. Ich hätte auch schreiben können, wie Vater und Tochter ein Eis essen gehen und einen schönen Nachmittag miteinander verbringen.
Zitat:

Ein paar kleine Schnitzer sind auch noch drin (z.B. Aus deinen Augen lesen - In deinen Augen lesen).

Thx!

@firstoffertio
Zitat:

jana hat schon geschrieben, wie sie überlegt, wer das Du ist. Ich könnte mir zusätzlich noch Du als Elternteil oder sogar Großmutter/vater vorstellen, aber es bleibt bislang sehr offen, wer die beiden sind.

Das DU als Elternteil wäre auch eine interessante Perspektive, quasi die Umkehrung dessen, was mir vorschwebte. Es ist interessant, wie dann alles in einem ganz anderen Licht erscheint.

@all
Ich danke euch allen sehr für die wohlwollende Besprechung. Mein Ziel war es, mit einfachsten Mitteln den Leser in eine Stimmung zu versetzen, in der er eine gewisse Situation nachempfinden kann. Offensichtlich hat das dann doch beim ein oder anderen funktioniert.

BN
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holg
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Beitrag15.01.2016 10:00

von holg
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Gefällt mir im Großen und Ganzen.

Den ersten Abschnitt kannst du mMn ersatzlos streichen. Der wirkt überheblich und ist für die Geschichte nicht relevant. Ab dem zweiten Abschnitt wird dem Leser präsentiert, was da angekündigt wird. Unnötig.

Ich mag diese Blitzlichter.

Ein paar Formulierungen sind für mich nicht stimmig.
"Sie kommt bei mir an und durchströmt meinen Körper" würde ich ändern.
2x "da war…" ersatzlos streichen oder Max. ein mal ( bei der ersten Szene) stehen lassen. Es ist ohnehin klar, dass das rückblenden sind.

Unglücklich: " Es gibt keine Berührung. Wir streifen uns höchstens mit blicken."

Die Käfigsequenz wirkt irgendwie falsch auf mich. Klaustrophobisch, inzestuös, kalt. "man" schreibst du da, wo sonst "ich" steht.
Wenn ich die Geschichte richtig verstehe, wäre ein offener Pappkarton mit Vogelfutter und einer Schale Wasser, aus der der Piepmatz wieder ausfliegen kann, wenn er sich nach dem Fenster-Unfall erholt hat, ein passenderes Bild. Denn das Loslassen hat schon stattgefunden.


" du lässt mich nicht" , ohne helfen, im vorletzten Abschnitt.

Kleinigkeiten, also. Formulierungen. Sonst find eich das gut. Mag den Stil.


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Kris
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Beiträge: 453



Beitrag15.01.2016 12:39

von Kris
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Hallo Bluenote,

Stakkato? Mag ich.

Dein Splitter gefällt mir ganz gut, kann mir allerdings nur schwer vorstellen, wie Du diese Art Text in eine längere Geschichte einbindest.

Beim Einstieg geht es mir wie holg, den ersten Absatz würde ich auch streichen.

Anderer Meinung bin ich allerdings hier:
"Es gibt keine Berührung, wir streifen uns höchstens mit Blicken."

Den Satz finde ich besonders gelungen.

Im Gegenzug gefällt mir dieser hier gar nicht:
"Wie soll ich dich halten, verwalten?"

Das "verwalten" erschließt sich mir in Bezug auf einen Menschen nicht.

Die Kritik, dass Du am Ende in das distanzierende "man" wechselst, teile ich wiederum. Erscheint mir auch gar nicht nötig. Oder steckt dahinter eine Form von Scham, da die Erzählstimme erkennt, wie besitzergreifend und unredlich ein Käfig ist, auch wenn er aus Gold wäre?

Beim ersten Lesen dachte ich, es gäbe insgesamt zu viele Bilder oder Phrasen. Aber auch nach dem dritten Mal, wüsste ich nicht, was streichen.

Gerne gelesen.

Kris
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BlueNote
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Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag15.01.2016 15:25

von BlueNote
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Hi holg & Kris!

holg, du glättest und schleifst und rückst gerade, bis da ein hübsch anzusehendes Hochglanzproblemchen dabei rauskommt. Dass der Protagonist nicht derjenige ist, der alles richtig macht und alle Antworten weiß, darauf lege ich Wert. Er sieht vielleicht auf die Tochter herab (manchmal), möchte sie gerne in einem golden Käfig halten (ein bisschen). Irgend einen Grund muss es ja haben, warum das Vögelchen flügge werden will.

Nein, geschönte Schwarzweißgeschichten sind nicht mein Ding. Irgendwie auch nicht ein über alle Zweifel erhabener Protagonist. Dass du das "verbessern" willst, verstehe ich. Aber ich wolle nichts "Schönes", Idealisiertes schreiben. Weil ... sonst gäbe es ja einen Ausweg, eine Wunschlösung.

Danke auf jeden Fall, dass du dich gemeldet hast. Das hat mich besonders gefreut, weil ich den Eindruck hatte, in letzter Zeit eh wenig von dir gehört zu haben.

Zitat:

Dein Splitter gefällt mir ganz gut, kann mir allerdings nur schwer vorstellen, wie Du diese Art Text in eine längere Geschichte einbindest.

Das war auch nur eine sehr hypothetische Überlegung.
Zitat:

Im Gegenzug gefällt mir dieser hier gar nicht:
"Wie soll ich dich halten, verwalten?"

Das "verwalten" erschließt sich mir in Bezug auf einen Menschen nicht.

Man kann Menschen sehr gut verwalten (Verwaltung wurde ja hauptsächlich dafür geschaffen, Menschen zu verwalten).
Das Wort soll natürlich auffallen, etwas befremdlich stimmen, den Lesefluss stören. Letztlich dreht sich der Text ja um "Ausweglosigkeit" und wenn man hier eine Seite völlig glatt schleift (die des Protagonisten), dann sähe es ja so aus, als ob nur die eine Seite ganz allein für diese Ausweglosigkeit verantwortlich wäre.

Gerne gelesen
... was ihr so schreibt!

BN
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag15.01.2016 23:09

von holg
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Hi holg & Kris!

holg, du glättest und schleifst und rückst gerade, bis da ein hübsch anzusehendes Hochglanzproblemchen dabei rauskommt.


Ähm. Nein.


_________________
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BlueNote
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Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag16.01.2016 14:28

von BlueNote
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Da streiten sich die Leut' herum
oft um den Wert des Glücks;
der Eine heißt den Andern dumm,
am End' weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
dem Andern viel zu reich,
das Schicksal setzt den Hobel an
und hobelt alle gleich.

Die Jugend will halt stets mit G'walt
in allem glücklich sein;
doch wird man nur ein bisserl alt,
dann find't man sich schon drein.
Oft zankt mein Weib mit mir, oh Graus,
das bringt mich nicht in Wut.
Da klopf' ich meinen Hobel aus
und denk': Du brummst mir gut!

Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
und zupft mich: „Brüderl, kumm!“,
da stell' ich mich am Anfang taub
und schau mich gar nicht um.
Doch sagt er: „Lieber Valentin,
mach' keine Umständ', geh!“,
dann leg' ich meinen Hobel hin
und sag' der Welt ade.

Das Hobellied, Ferdinand Raimund, 1834
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