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Der Zug


 
 
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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 752



Beitrag25.06.2023 21:27
Der Zug
von Eris Ado
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich wurde in ihm geboren. Wie alle Mitfahrer. Das ist auch die einzige Möglichkeit um hineinzukommen, denn Haltestellen gibt es nicht.
Türen nach draußen gibt es auch nicht. Dafür aber Fenster, die man sogar öffnen kann. Die Aussicht ist nicht toll. Graue Tunnelwände. Die Leute im Zug erzählen sich Geschichten über Landschaften, die früher mal zu sehen gewesen seien. Aber das sei so lange her, dass kein gegenwärtiger Mitfahrer sie mit eigenen Augen erblickt habe.

Ab und zu kriegt einer den Koller und springt aus dem geöffneten Fenster. Das ist kein schöner Anblick für die Insassen der folgenden Waggons. Manchmal kommt es auch vor, dass ein Mitfahrer einen anderen rauswirft. Wenn sie den Unhold erwischen, wird der in eine separate Toilette gesperrt. Rauswerfen ist nur ihnen gestattet.
Die meisten Reisenden bleiben friedlich auf ihren Plätzen. Ab und zu kommen sie ins Abteil, schnappen sich einen und befördern ihn durchs Fenster. Die Kriterien für ihre Auswahl habe ich nie verstanden. Manchmal sind es die, die lange dabei sind, dann wieder erst kürzlich heineingeborene, manchmal werden Pöbler rausgeworfen, dann wieder still Dasitzende. Wenn man sie danach fragt, dann grinsen sie nur.

Ich habe dieses Prozedere so oft erlebt, dass ich die ernsthafte Vermutung habe, dass auch ich eines Tages von ihnen ergriffen werde und gegen die Tunnelwand geklatscht werde. Ich habe die Weisen in meinem Abteil befragt und die bestätigten mir meine Vermutung. "Jeder wird mal aus dem Zug geworfen", sagen sie. Ebenso betonen sie, dass es keine Endstation gebe. Irgendwann werde der Zug entgleisen; das sei seine Bestimmung.

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Uoni
Gänsefüßchen
U


Beiträge: 25



U
Beitrag25.06.2023 21:40

von Uoni
Antworten mit Zitat

Du schreibst gut, zum größten Teil. Mit dem Konjunktiv 2 musst noch bisschen üben, aber trotz den Fehlern, ein sehr guter Text ...

Herzliche Grüße

Uoni
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wohe
Geschlecht:männlichKlammeraffe
W

Alter: 71
Beiträge: 641
Wohnort: Berlin


W
Beitrag26.06.2023 07:47

von wohe
Antworten mit Zitat

In der Kürze liegt die Würze.
Perfekt so, mehr Text braucht es nicht, um die Situation zu beschreiben. Mystisch, distrophisch, gut.
Nur das Genre passt mir nicht. Unter Humor/Humoreske würde ich das nicht einordnen.
MfG Wohe
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Skatha
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 372
Wohnort: Alpenraum


Beitrag26.06.2023 08:48

von Skatha
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Woher kommen wir, wohin gehen(/fahren) wir, was folgt danach … Dass es ein Ende geben wird, für alle, irgendwann, ist unbestreitbar … und der Sinn von allem …

Gelungene Kurzprosa, die zum Nachdenken einlädt.

LG Skatha


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It is not despair, for despair is only for those who see the end beyond all doubt. We do not.
(J.R.R. Tolkien, The Lord of the Rings)
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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6422
Wohnort: 50189 Elsdorf
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Beitrag26.06.2023 08:51

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Ich schließe mich Wohes Meinung an.
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Aska Centauri
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
A

Alter: 57
Beiträge: 38
Wohnort: Regensburg


A
Beitrag26.06.2023 09:24

von Aska Centauri
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Eine unheimliche Geschichte, erinnert mich an den Film "Snowpiercer". Die Atmosphäre ist düster, ich finde die Einordnung in die Humoreske ebenfalls nicht passend. Stark erzählt!

Liebe Grüße
Aska
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hannah.ramone
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 15
Wohnort: Bonn


Beitrag26.06.2023 10:50

von hannah.ramone
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Ich schließe mich Aska an, es erinnert mcih an Snowpiercer, im besten Sinne! Auch ein bisschen an reddit-NoSleep-Geschichten. Ich mag, dass nicht erwähnt wird, wer sie sind - gruselig!

Sprachlich gab es für mich ein, zwei Stellen, die nicht ganz zum Rest gepasst haben, zum Beispiel "Ab und zu kriegt einer den Koller", oder "gegen die Tunnelwand geklatscht werde". Die fand ich etwas zu flapsig und sie haben mich aus der guten Geschichte gerissen. Vielleicht könnte man das noch etwas umformulieren.
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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 752



Beitrag26.06.2023 11:19

von Eris Ado
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank an alle.

@Uoni: Wie hättest Du den Konjunktiv formuliert?

@Wohe, Ralphie, Aska Centauri: Mir erschien keine Kategorie passend, also habe ich mich mal für Humor entschieden, was ebenfalls unpassend ist. Man sollte die Kategorie Sonstiges einführen. Darin gefiele mir die Geschichte am Besten.

@Hannah.ramone: Vielleicht: "Ab und zu verzweifelt jemand ..." und "an der Tunnelwand zerschmettert werde"
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hannah.ramone
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 15
Wohnort: Bonn


Beitrag26.06.2023 11:24

von hannah.ramone
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Finde ich viel besser! Zerschmettern ist auch ein absolut starkes Wort (und auch sehr angsteinflößend).
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nebenfluss
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Beitrag26.06.2023 11:30

von nebenfluss
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Für mich schreit der Text: "Deute mich, ich bin eine Allegorie!", aber wenn ich mich an einer solchen Deutung versuche, lande ich immer wieder bei dem Eindruck, dass hier einfach auf engem Raum alle möglichen Horror-Versatzstücke zusammengepuzzlet wurden.
Vielleicht deshalb die Kategorisierung als "Humoreske"? Nicht das Beschriebene soll lustig sein, sondern die Machart des Textes?


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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 752



Beitrag26.06.2023 11:34

von Eris Ado
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
dass hier einfach auf engem Raum alle möglichen Horror-Versatzstücke zusammengepuzzlet wurden.


Ich finde nicht, dass in dem Text viel Horror steckt.
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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 752



Beitrag26.06.2023 11:45

von Eris Ado
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zweite Version:

Der Zug
Ich wurde in ihm geboren. Wie alle Mitfahrer. Das ist auch die einzige Möglichkeit um hineinzukommen, denn Haltestellen gibt es nicht.
Türen nach draußen gibt es auch nicht. Dafür aber Fenster, die man sogar öffnen kann. Die Aussicht ist nicht toll. Graue Tunnelwände. Die Leute im Zug erzählen sich Geschichten über Landschaften, die früher mal zu sehen gewesen seien. Aber das sei so lange her, dass kein gegenwärtiger Mitfahrer sie mit eigenen Augen erblickt habe.

Ab und zu vezweifelt jemand und springt aus dem geöffneten Fenster. Das ist kein schöner Anblick für die Insassen der folgenden Waggons. Manchmal kommt es auch vor, dass ein Mitfahrer einen anderen rauswirft. Wenn sie den Unhold erwischen, wird der in eine separate Toilette gesperrt. Rauswerfen ist nur ihnen gestattet.
Die meisten Reisenden bleiben friedlich auf ihren Plätzen. Ab und zu kommen sie ins Abteil, schnappen sich einen und befördern ihn durchs Fenster. Die Kriterien für ihre Auswahl habe ich nie verstanden. Manchmal sind es die, die lange dabei sind, dann wieder erst kürzlich Hineingeborene, manchmal werden Pöbler rausgeworfen, dann wieder still Dasitzende. Wenn man sie danach fragt, dann grinsen sie nur.

Ich habe dieses Prozedere so oft erlebt, dass ich die ernsthafte Vermutung habe, dass auch ich eines Tages von ihnen ergriffen und an der Tunnelwand zerschmettert werde. Ich habe die Weisen in meinem Abteil befragt und die bestätigten mir meine Vermutung. "Jeder wird mal aus dem Zug geworfen", sagen sie. Ebenso betonen sie, dass es keine Endstation gebe. Irgendwann werde der Zug entgleisen; das sei seine Bestimmung.
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crim
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Beitrag26.06.2023 11:56

von crim
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hi eris,

gute änderungen. ich lese ein paar anklänge an totalitaristische herrschaftssysteme. letzten endes könnte ich mir vorstellen, dass hier ein mehr an text ausnahmsweise mal ein "mehr" statt ein "weniger" sein könnte. ist bereits schluss und er steht für sich? oder kommen noch andere einblicke in diese zugwelt? ich denke, es ließe sich fragmentarisch ganz gut noch mehr aus dieser welt erarbeiten. also weitere texte, die im zugraum spielen.

lg crim
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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 752



Beitrag26.06.2023 12:24

von Eris Ado
pdf-Datei Antworten mit Zitat

crim hat Folgendes geschrieben:
ich denke, es ließe sich fragmentarisch ganz gut noch mehr aus dieser welt erarbeiten. also weitere texte, die im zugraum spielen.


Ein paar, noch ziemlich neblige Ideen habe ich schon noch zu dieser Zugwelt. Muss ich mal sacken lassen und hoffen, dass mein Hirn was auswirft.
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Günter Wendt
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2865



Beitrag26.06.2023 12:26

von Günter Wendt
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Eris Ado hat Folgendes geschrieben:
Ich habe dieses Prozedere so oft erlebt, dass ich die ernsthafte Vermutung


Eine Vermutung ist prinzipiell ernsthaft, bzw. man muss nicht daraus hinweisen, dass sie ernsthaft ist.

Oder: „Ich habe es so oft erlebt, dass in mir dann (jedesmal/immer) der lustige/grausame/absurde Gedanke aufkeimt/kommt/aufkommt, dass mir das selbe droht/bevorsteht.“
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hannah.ramone
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Beiträge: 15
Wohnort: Bonn


Beitrag26.06.2023 13:14

von hannah.ramone
Antworten mit Zitat

Eris Ado hat Folgendes geschrieben:
crim hat Folgendes geschrieben:
ich denke, es ließe sich fragmentarisch ganz gut noch mehr aus dieser welt erarbeiten. also weitere texte, die im zugraum spielen.


Ein paar, noch ziemlich neblige Ideen habe ich schon noch zu dieser Zugwelt. Muss ich mal sacken lassen und hoffen, dass mein Hirn was auswirft.


Es wäre eine tolle Kurzgeschichte, vielleicht einige Szenen, wo wirklich eines der genannten Dinge passiert; jemand wird rausgeworfen, und mehr Berührung mit ihnen. Stelle ich mir wirklich spannend vor!
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Günter Wendt
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2865



Beitrag26.06.2023 19:53

von Günter Wendt
Antworten mit Zitat

Aska Centauri hat Folgendes geschrieben:
Eine unheimliche Geschichte, erinnert mich an den Film "Snowpiercer". Die Atmosphäre ist düster, ich finde die Einordnung in die Humoreske ebenfalls nicht passend. Stark erzählt!

Liebe Grüße
Aska

Snowpiercer ist ein gut gemachter Film, der vieles offen lässt, den ich in ähnlicher Form als Buch kenne. Titel weiß ich nicht mehr.
Welchen Treibstoff nutzen die? Können die wirklich alle mit Wasser versorgen? Was ist wenn es einen Defekt gibt usw. .
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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 752



Beitrag26.06.2023 23:05

von Eris Ado
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:
Eine Vermutung ist prinzipiell ernsthaft, bzw. man muss nicht daraus hinweisen, dass sie ernsthaft ist.


Ich weiß nicht. Es gibt auch absurde und vage Vermutungen. Wie ernsthaft eine Vermutung ist, hängt davon ab, wie eindringlich man sich mit dem zugrundeliegenden Sachverhalt beschäftigt hat.

Man könnte das ernsthaft streichen, aber irgendwie stünde dann die Vermutung zu nackt im Text.
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Günter Wendt
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2865



Beitrag27.06.2023 08:35

von Günter Wendt
Antworten mit Zitat

Eris Ado hat Folgendes geschrieben:
Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:
Eine Vermutung ist prinzipiell ernsthaft, bzw. man muss nicht daraus hinweisen, dass sie ernsthaft ist.


Ich weiß nicht. Es gibt auch absurde und vage Vermutungen. Wie ernsthaft eine Vermutung ist, hängt davon ab, wie eindringlich man sich mit dem zugrundeliegenden Sachverhalt beschäftigt hat.

Man könnte das ernsthaft streichen, aber irgendwie stünde dann die Vermutung zu nackt im Text.


Diese Syntax verdreht den eigentlichen Sinn. Niemand hat eine, aus der Sicht des Vermutenden, ernsthafte oder eine „aus der Luft gegriffene Vermutung“. Im Kontext der Begriffe Verdacht, Vermutung oder Gedanke muß man solche Wertungen wie ernsthaft, spaßeshalber oder abwegig perspektivisch anwenden. Wenn du deinen Text aus der Ich-Perspektive (erste Person) erzählst, ist „ernsthaft“ im Kontext mit Vermutung syntaktisch sinnverdrehend, weil es die Wertung eines Außenstehenden ist.
Aus der Außenperspektive betrachtet äußert jemand ernsthaft eine Vermutung, die objektiv vage oder konkret sein kann, sowie ernsthaft vorgebracht sein kann.

Aus der Ich-Perspektive ist eine subjektive Bezeichnung die auch zum Duktus deines lockeren Textes angebracht.
„Ich habe den starken Verdacht …“ oder „ Ich vermute mal stark …“ oder in deinem Fall „ Ich habe dieses Prozedere so oft erlebt, dass ich eine Scheißangst habe, dass auch ich eines Tages von ihnen ergriffen werde und gegen die Tunnelwand geklatscht werde.“
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag27.06.2023 09:39
Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön ...
von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Eris Ado

Eris Ado hat Folgendes geschrieben:
@Wohe, Ralphie, Aska Centauri: Mir erschien keine Kategorie passend, also habe ich mich mal für Humor entschieden, was ebenfalls unpassend ist. Man sollte die Kategorie Sonstiges einführen. Darin gefiele mir die Geschichte am Besten.

Die Kategorie "Sonstiges" liegt in der Auswahl bereits vor:
 

Als "Humoreske" sehe ich deinen Kurztext nicht. Eher als eine Dystopie, somit mehr in Richtung "Science Fiction".
Welche Kategorie du auswählst, ist dir überlassen.

Ich schließe mich der Assoziation zu "Snowpiercer" an, nur, dass der Zug nicht durch eine "Eiszeit" fährt, sondern permanent durch einen Tunnel, an dessen Wänden ab und an jemand freiwillig oder unfreiwillig bei geöffnetem Fenster ums Leben kommt.

Beim Lesen hängen geblieben bin ich hier:
Zitat:
Die Leute im Zug erzählen sich Geschichten über Landschaften, die früher mal zu sehen gewesen seien. Aber das sei so lange her, dass kein gegenwärtiger Mitfahrer sie mit eigenen Augen erblickt habe.

Der Zug fuhr vor unbestimmter Zeit nicht immer im einem Tunnel und fährt jetzt seit einigen Generationen permanent im Tunnel.
Ich merke, all zu sehr Hinterfragen sollte ich das Setting nicht, denn so bleibe ich an manchen Welt-Konstrukten zu sehr hängen, die der Text aus sich nicht hergibt. Wie auch im folgenden.

Zitat:
Türen nach draußen gibt es auch nicht. Dafür aber Fenster, die man sogar öffnen kann.

Waggons ohne Türen, dafür aber mit Fenstern. Seltsame und sehr umständliche Konstruktion bezüglich Ein-Ausstieg und Ein-Auslade-Vorgängen.

Die Außenwelt bzw. das Tunnelsystem scheint weiterhin Sauerstoff zu haben und das Fensteröffnen wird generell als unbedenklich angesehen, bringt es dem "Innenraum" keinen Nachteil wie z.B. Temperaturabfall, Schadstoffbelastung oder ähnliches, was geschlossene Fenster unabdingbar machen würde. Insofern haben die "Reisenden" zumindest diese "Freiheit": Sie können in ihren Abteilen Fenster öffnen und sich in den Tod stürzen. Oder fliehen? Dies scheint keine Option zu sein.

Zitat:
Wenn sie den Unhold erwischen, wird der in eine separate Toilette gesperrt.

Bei der Bestrafung musste ich schmunzeln: "Querulanten" werden in Toiletten gesperrt.
Ich stelle mir vor, in einem Zug, in dem Toiletten Mangelware sind, vielleicht zwei pro Waggon, dürfte dies auch ein Grund sein, diese Nörgler rauszuwerfen: Sie blockieren Toiletten. Laughing

Zitat:
Die meisten Reisenden bleiben friedlich auf ihren Plätzen. Ab und zu kommen sie ins Abteil, schnappen sich einen und befördern ihn durchs Fenster.

Der Erzähler sieht sich und alle anderen als Reisende und sie sitzen in Abteilen und Langweilen sich. Ok.

Ja, @nebenfluss, der Text riecht sehr nach Allegorie, die ich an manchen Stellen nicht ernst nehmen kann.

Soweit meine Gedanken zum Text.

LG Constantine
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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2305
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag27.06.2023 10:53

von Pickman
Antworten mit Zitat

Hi Eris Ado,

gefällt mir, Dein Text, erinnert mich an Kafka, ist aber leichter verdaulich und stürzt einen nicht gleich in die nächste Depression. Eine Allegorie? Warum nicht.

An einigen Stellen scheint mir Dein Werk ein wenig umständlich formuliert, an anderen Stellen gibt es Anderes zu nörgeln, aber nicht viel.

"Das ist auch die einzige Möglichkeit um hineinzukommen, denn Haltestellen gibt es nicht. Türen nach draußen gibt es auch nicht." - Das erste "auch" ist unnötig. Wenn Du es streichst, ist das zweite "auch" keine Wiederholung. Das "um" ist unnötig.

"kein gegenwärtiger Mitfahrer" - Wie wäre es mit "kein Lebender"?

"aus dem geöffneten Fenster" - "Geöffneten" ist entbehrlich.

"separate Toilette" - "Separate" ist entbehrlich.

"dieses Prozedere" - Wie wäre es mit einen schlichten "das"?

"Jeder wird mal aus dem Zug geworfen" - Das "mal" spielt die Sache herunter. Wie wäre es mit "eines Tages"?

Cheers

Pickman


_________________
Tempus fugit.
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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 752



Beitrag27.06.2023 11:04
Re: Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön ...
von Eris Ado
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Der Zug fuhr vor unbestimmter Zeit nicht immer im einem Tunnel und fährt jetzt seit einigen Generationen permanent im Tunnel.


Kann man so nicht sagen. Es gibt Geschichten darüber, dass der Zug früher nicht durch einen Tunnel fuhr.

Zitat:
Seltsame und sehr umständliche Konstruktion bezüglich Ein-Ausstieg und Ein-Auslade-Vorgängen.


Es wird ja nichts ein- und ausgeladen, weil der Zug nicht anhält.

Zitat:
Die Kategorie "Sonstiges" liegt in der Auswahl bereits vor


Habe ich leider übersehen.
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