18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Elijas Date


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
mysterion
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M


Beiträge: 42



M
Beitrag12.12.2010 10:49
Elijas Date
von mysterion
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Elijas Date

Elija klappte den Kragen seines schwarzen Mantels hoch. Es war ein kalter Morgen im November und der Wind blies erbarmungslos durch die Straßen der kleinen Stadt. Letzte Nacht hatte es angefangen zu schneien und eine dünne Schneeschicht bedeckte die Markisen der Geschäfte entlang der Einkaufsstraße. Ein Blick zu der Uhr über dem Schaufenster des Juweliers verriet ihm, dass es noch früh war. Er hatte noch etwas Zeit. Aufregung breitete sich in ihm aus. Elija registrierte das Kribbeln in seinem Bauch mit einem Lächeln, und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er hatte schon viele Verabredungen mit Mädchen gehabt, aber diesmal war es etwas Besonderes, das spürte er. Elija sprach nie mit seinen Kumpels darüber. Liebe und Zuneigung waren Weiberkram, aber insgeheim, das wusste er, sehnten sie sich alle danach.

Die Kellnerin kam, brachte ihm seinen Kaffee, und verschwand wortlos wieder drinnen im Laden. Kurz dachte Elija, dass ihm ihr Gesicht bekannt vorkäme, aber dann schweiften seine Gedanken wieder ab. Das Mädchen vom Bahnhof. Er seufzte, als er sich an die erste Begegnung mit ihr zurückerinnerte. Er sah es alles vor sich, als würde er diese Realität noch einmal erleben, erfühlen. Sie wartete vor ihm am Bahnsteig und durch etwas, das ihm wie ein Wunder vorkam, stieg sie in den selben Zug ein. Es dauerte sieben Haltestellen, bis Elija sich getraut hatte, das Mädchen anzusprechen. Ihre Haut war zart und hatte einen exotischen Teint. Schwarze, schulterlange Haare umspielten die markanten Gesichtszüge und kreierten das magische Meisterwerk eines perfekten Angesichts, das nur von der Schönheit ihrer großen, braunen Augen überstrahlt wurde. Ihr Gesicht spiegelte sich in der Fensterscheibe, während sie hinaus schaute und dabei den Mund ein ganz klein wenig geöffnet hatte. Elija wusste noch gut, mit wie viel Ehrfurcht ihn dieser Anblick erfüllte.

Er nahm einen Schluck vom frisch aufgebrühten Kaffee. Seine Kumpels würden das wahrscheinlich noch nicht kapieren, aber er war unsterblich verliebt.
In dem Zug, als er sie angesprochen hatte, war Elija mehr oder weniger gleich mit der Tür ins Haus gefallen. Seine Hände waren bereits nassgeschwitzt, als er sich mit zittriger Stimme erkundigte, ob der Platz gegenüber denn noch frei sei. Das wunderschöne Mädchen sah ihn ruhig an – und innerhalb eines Wimpernschlages gehörte Elijas Leben, seine Seele, sein Herz, ihr ganz alleine. Er war bereit, ihr alles zu geben, nur für einen weiteren Blick, noch eine Sekunde ihrer Aufmerksamkeit.
Er wusste noch, wie er versucht hatte, ein Gespräch anzufangen. Unbeholfen und scheinbar zusammenhanglos sprudelten Elija die Worte aus dem Mund, bevor sie ihm einen ihrer schlanken Zeigefinger auf die Lippen legte und wissend lächelte. Dann begann sie zu erzählen. Von Reisen, die sie gemacht hatte, und von Büchern, die sie gerne las. Sie fragte auch Elija, ob er denn gerne lese. Natürlich tat er das. Er hatte für einen Moment aus dem Fenster geblickt und sich gefragt, ob in diesen Zeiten überhaupt jemand ohne die friedlichen Welten der Bücher und Geschichten auskam.
Die Bedienung kam und räumte die leere Kaffeetasse ab. Die Rose, die Elija behutsam in den Händen hielt, verlor in einem plötzlichen Windstoß eines ihrer Blätter. Schützend schloss er eine Hand um die Blüte. Gleich müsste sie kommen.

16. November 1941
Luise bahnte sich ihren Weg vorbei an Trümmerhaufen und Häuserruinen. Teile der Stadt waren von den Luftangriffen der letzten zwei Wochen vollkommen zerstört worden. Glücklicherweise traf das nicht auf das Zentrum der Stadt zu, in der sich die Läden und Cafés befanden. Deren Besitzer waren zwar alle Hals über Kopf geflüchtet, als die Nachricht kam, dass die Amerikaner kurz vor Straßburg standen - allerdings ging es ihr nicht um den guten französischen Kaffee. Sie hatte sich verabredet, und diese Verabredung gedachte sie einzuhalten.
Luises Eltern hatten ihr zwar verboten, das Haus zu verlassen, aber sie musste diesen Jungen einfach wiedersehen. Bis zum Abend würde sie zu hause sein, dann bliebe immer noch genug Zeit, um abzuhauen. Ihr schulterlanges schwarzes Haar wehte hinter ihr her, als sie um eine Ecke bog. Plötzlich hörte Luise Männer rufen. Vor ihr war die Straße mit Staub und Dreck vollkommen vernebelt. Sie versuchte, hindurch zu spähen, konnte aber nichts erkennen. Was soll's, dachte sie sich, ein Umweg kam nicht in Frage. Also rannte sie durch den Nebel, den ihre großen braunen Augen nicht durchdringen konnten. Auf einmal ertönte wieder Geschrei, und noch bevor ihr Verstand den Worten einen Sinn entlocken konnten, durchschlug ein Projektil ihren Körper direkt unterhalb ihrer linken Schulter. Das zwölfjährige Mädchen wurde nach hinten geschleudert, während eine Salve aus mehreren Schüssen ihre zarte dunkle Haut zerstörte. Regungslos blieb der Körper auf dem dreckigen Asphalt liegen. Zwei Soldaten kamen heran und betrachteten ihr Werk.
„Falscher Alarm, Herr Kommandant.“
„Bloß so eine Negerschlampe“, ergänzte der andere.
Sie ließen Luise einfach liegen und verschwanden wieder im Nebel. Das Blut des Mädchens gerann auf der Straße während ihre Augen hinauf in den Himmel starrten. Drei Querstraßen weiter wartete ein schüchterner Junge sichtlich nervös auf sein Date.

16. November 2007
„Herr Mind, kommen Sie doch bitte mit. Sie erfrieren uns noch.“ Die genervte Pflegerin zwang sich zu einem aufgesetzten Lächeln.
Auf der anderen Straßenseite hatte ein Kleinbus des Seniorenheims geparkt. Die drei weiß gekleideten Insassen, zwei Männer und eine Frau, standen nun um Elija herum und redeten auf ihn ein.
„Ich bin verabredet“, stellte Elija bissig fest.
„Ja sicher. Jedes Jahr die selbe Nummer.“ Die Pflegerin gab den beiden Männern ein Zeichen und sie trugen Elija mit vereinten Kräften in das Auto.
„Wie schafft der Typ das, jedes mal wieder auszubüxen?“, fragte einer der Pfleger mit einem belustigten Unterton.  Dann fuhren sie durch den aufkommenden Nebel davon.
Während der Fahrt blieb der alte Mann blieb still. Er erinnerte sich nicht mehr, was er hier auf der Straße, in diesem Café, verloren hatte.

Auf dem Bürgersteig blieb nur eine rote Rose zurück. Ihre Blätter lösten sich langsam von der Blüte während die Dornen in den eisblauen Morgenhimmel ragten. Aus dem Nichts erschien plötzlich ein Junge, kaum älter als dreizehn Jahre. Sein Barett aus dunklem Stoff hing etwas schief auf seinem Kopf, während er sich mit trauriger Miene umschaute. Eine nervöse Kinderhand ergriff die Rose bei ihrem Stiel und hob sie auf. Die andere Hand schloss sich sachte um die Blüte, wie um einen kostbaren Schatz. Der Junge setzte sich auf den freigewordenen Stuhl vor dem Café. Passanten, die vorbeigingen, schienen ihn nicht zu beachten, aber auch er selbst hatte bloß Augen für die Blume in seinen Händen. Er wartete lange, und verschwand schließlich mit dem Nebel.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag12.12.2010 23:33

von anuphti
Antworten mit Zitat

Hallo Mysterion,

ganz zuerst einmal, ich habe Deine Geschichte gerne gelesen,

Nach den ersten Sätzen hatte ich noch an einen völlig anderen Verlauf gedacht, und war dann überrascht über die Wendung.

Insgesamt hast Du viele Details und Gefühle sauber heraus gearbeitet, nur über ein paar Kleinigkeiten bin ich gestolpert:

Zuerst habe ich mich über das Cafe gewundert, das im November bei eisigem Wind draußen Stühle stehen hat und draußen bedient (das ist irgendwie nicht ganz stimmig)

Die ersten Absätze, einfach wunderschön!
Geschrieben im Ton und der Sprache eines Jugendlichen. Nur mit den verschiedenen Zeitebenen komme ich etwas durcheinander ...
Im ersten Absatz klang es so, als hätte er das Mädchen gerade erst kennen gelernt und das Date ausgemacht.
Dann kommt plötzlich die Rückblende an die erste Begegnung, dann wieder klingt es nach Gegenwart (mit dem Hinweis auf seine Kumpel), dann wieder Rückblende mit der Fensterszene im Zug ...

Dann das Detail mit der Rose, eine Rose im November, das kann nur eine gekaufte "Zuchtrose" sein, und wenn die Blätter so lose sind, dass ein Windstoss sie losreißen kann, dann muss sie schon sehr welk sein, bei einer frischen Rose ist das nicht möglich.
Und damit frage ich mich, warum er eine welke Rose dabei hat?

Dann kommt der Absatz mit Louise, diese ganze Passage klingt zu erwachsen für ein 12-jähriges Mädchen, der Satz mit dem französischen Kaffee z.B. (und das mitten im Krieg? gab es zu dem Zeipunkt überhaupt noch richtigen Kaffee?

Zitat:

Bis zum Abend würde sie zu hause sein, dann bliebe immer noch genug Zeit, um abzuhauen.

DIesen Satz habe ich überhaupt nicht verstanden?

Und dass ein Mädchen sich zu Kriegszeiten alleine in die Stadt wagt, und dann noch durch eine  Straße rennt, in der sie nichts sehen kann ...das klingt alles etwas unwahrscheinlich.
Zuletzt war ich überrascht über den Kommentar "Negerschlampe", weil die Beschreibungen vorher eher auf einen asiatischen Typ hingewiesen hatten (vor allem die "wehenden" Haare  klangen nicht nach den Afro-Locken, die ich mit einem schwarzen Mädchen assoziiert hätte)

Der vorletzte Absatz hat die Welt wieder präzise eingefangen, die Gefühle der beteiligten Personen (von genervt über bissig bis belustigt) sind detaillliert gezeichnet, die Pointe ist gelungen (diese Wendung hatte ich nicht erwartet).

Den letzten Absatz verstehe ich nicht (und halte ihn auch für entbehrlich)

Mir hätte als Ende gereicht, dass die Rose am Boden liegend zurück bleibt.

Insgesamt wirklich gerne gelesen, kleine Details wie angeführt, würden die Geschichte für mich noch stimmiger machen.

Liebe Grüße
Nuff


_________________
Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag12.12.2010 23:59

von The Brain
Antworten mit Zitat

Hallo Mysterion,

für mich ist der Text leider in sich nicht schlüssig. Ein zwölfjähriges Mädchen, dass zu Kriegszeiten bereits weit gereist ist und viele Bücher gelesen hat? Mir sind die beiden etwas zu jung. (Sehe durchaus das Problem, dass der Junge, wäre er älter Soldat gewesen wäre)  Auch, was Nuphti bereits angemerkt hat, dass das Mädchen in diesen Zeiten trotz aller Anzeichen der Gefahr ins Verderben rennt - so dumm waren die Menschen doch damals nicht - eher auf so etwas konditioniert? Ebenso, dass Prota noch als alter Mann dieser Liebe nachtrauert - im Krieg wurde ständig und überall gestorben - nicht, dass er nicht mehr um sie trauert, aber in diesem Ausmaß?
Der Schluss ist gut gemeint, um den Kreis zu schließen, aber die Intention kommt nicht deutlich genug zum Tragen.
Auch schreibtechnisch noch ein paar Kleinigkeiten - ich würde nochmal überarbeiten ...

Nicht böse sein - der Text hat potential, ist aber m.E. noch nicht "rund" - ist ja auch nur meine Meinung.

Liebe Grüße

Brain


_________________
Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

***********

Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

***********

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

(Hermann Hesse)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
mysterion
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M


Beiträge: 42



M
Beitrag13.12.2010 00:12

von mysterion
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aloha anuphti!

anuphti hat Folgendes geschrieben:

Zuerst habe ich mich über das Cafe gewundert, das im November bei eisigem Wind draußen Stühle stehen hat und draußen bedient (das ist irgendwie nicht ganz stimmig)

Da steckt ein Funken Wahrheit drin wink Werde mir das nochmal vornehmen.

anuphti hat Folgendes geschrieben:
Nur mit den verschiedenen Zeitebenen komme ich etwas durcheinander ...
Im ersten Absatz klang es so, als hätte er das Mädchen gerade erst kennen gelernt und das Date ausgemacht.
Dann kommt plötzlich die Rückblende an die erste Begegnung, dann wieder klingt es nach Gegenwart (mit dem Hinweis auf seine Kumpel), dann wieder Rückblende mit der Fensterszene im Zug ...

Wieso durcheinander? Du hast es doch perfekt erklärt. Für Elija ist es ja im Kopf auch so, als hätte er das Mädchen gerade erst kennengelernt.

anuphti hat Folgendes geschrieben:

Dann das Detail mit der Rose, eine Rose im November, das kann nur eine gekaufte "Zuchtrose" sein, und wenn die Blätter so lose sind, dass ein Windstoss sie losreißen kann, dann muss sie schon sehr welk sein, bei einer frischen Rose ist das nicht möglich.
Und damit frage ich mich, warum er eine welke Rose dabei hat?

Darüber habe ich so garnicht nachgedacht... habe ehrlich gesagt auch Null Ahnung von Blumen. Läuft wohl alles darauf hinaus, dass ich die Geschichte in einer anderen Jahreszeit spielen lassen werde smile

anuphti hat Folgendes geschrieben:

Dann kommt der Absatz mit Louise, diese ganze Passage klingt zu erwachsen für ein 12-jähriges Mädchen, der Satz mit dem französischen Kaffee z.B. (und das mitten im Krieg? gab es zu dem Zeipunkt überhaupt noch richtigen Kaffee?

Hm ja, da kann man sich wohl drüber streiten. Ich habe mir Luise beim Schreiben auch sehr erwachsen vorgestellt, was die Szene im Zug eigentlich auch schon zeigen soll. Kaffee gab es denke ich auch im Krieg. Allerdings schreibe ich ja, dass die Geschäfte eh zu haben. Ob da noch Kaffee im Lager ist...

anuphti hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

Bis zum Abend würde sie zu hause sein, dann bliebe immer noch genug Zeit, um abzuhauen.

DIesen Satz habe ich überhaupt nicht verstanden?

Naja, ihre Eltern wollen mit Luise fliehen. Sollte ich vielleicht besser herausarbeiten.

anuphti hat Folgendes geschrieben:

Und dass ein Mädchen sich zu Kriegszeiten alleine in die Stadt wagt, und dann noch durch eine  Straße rennt, in der sie nichts sehen kann ...das klingt alles etwas unwahrscheinlich.

Kann man so sehen. Naja, sie ist halt schon recht erwachsen.

anuphti hat Folgendes geschrieben:

Zuletzt war ich überrascht über den Kommentar "Negerschlampe", weil die Beschreibungen vorher eher auf einen asiatischen Typ hingewiesen hatten (vor allem die "wehenden" Haare  klangen nicht nach den Afro-Locken, die ich mit einem schwarzen Mädchen assoziiert hätte)

Das ist ja gerade der Clou an diesem Satz. Nur, weil sie eine dunklere Hautfarbe und schwarze Haare hat, war sie automatisch für den Soldaten ein "Neger". Das soll darauf hindeuten, dass der Soldat sich auch mit dem Satz bloß beruhigen will.

anuphti hat Folgendes geschrieben:

Der vorletzte Absatz hat die Welt wieder präzise eingefangen, die Gefühle der beteiligten Personen (von genervt über bissig bis belustigt) sind detaillliert gezeichnet, die Pointe ist gelungen (diese Wendung hatte ich nicht erwartet).

Das freut mich sehr! Ich liebe es, wenn die Leser die Wendung nicht erwarten wink

anuphti hat Folgendes geschrieben:

Den letzten Absatz verstehe ich nicht (und halte ihn auch für entbehrlich)

Mir hätte als Ende gereicht, dass die Rose am Boden liegend zurück bleibt.

Tja, zuerst war es auch nur das. Den letzten Absatz habe ich angefügt, weil mir irgendetwas fehlte. Ich bin da eventuell etwas zu sehr ins Transzendentale abgeglitten.

Vielen lieben Dank für deine ausführliche Kritik!

Gruß,
M
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
mysterion
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M


Beiträge: 42



M
Beitrag13.12.2010 00:16

von mysterion
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aloha an Das Hirn!

Ja, ich habe die Eigenschaft, mich bei einer Geschichte nicht zu fragen, ob sie so auch im echten Leben passieren könnte. Ich schreibe einfach, was ich mir vorstelle, und da kann es vorkommen, dass der Bezug zur Realität an einigen Stellen flöten geht (Vor allem bei romantischen Texten passiert mir sowas oft).
Ich werde es auf jedenfall noch einmal versuchen, rundzuschleifen, und einen Kompromiss zwischen meinen geliebten Traumwelten und der harten Realität zu schließen wink

Gruß,
M
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
Alter: 58
Beiträge: 6477
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag13.12.2010 14:11
Re: Elijas Date
von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Hallo mysterion,
das ist hoffentlich nicht dein Ernst, dass du diesen Text für ausgereift hältst und im Grunde geeignet, zu einem Verlag geschickt zu werden.  
An dem Text gibt es noch jede Menge zu arbeiten, ich werde ihn deshalb in die Talentschmiede verschieben.

mysterion hat Folgendes geschrieben:
Ja, ich habe die Eigenschaft, mich bei einer Geschichte nicht zu fragen, ob sie so auch im echten Leben passieren könnte.

Das ist definitiv ein großer Fehler. Die Amerikaner 1941 vor Straßburg? Fünf Sekunden Recherche hätten dich eines Besseren belehrt. Und wenn schon nicht vom Geschichtsunterricht her, dann solltest du das eigentlich aus einem der hunderttausend Hollywood-Filme wissen.

mysterion hat Folgendes geschrieben:
16. November 1941
[...] dass die Amerikaner kurz vor Straßburg standen


Auch wenn du deiner Fantasie freien Lauf lassen willst, scheinst du dich trotzdem nicht in die Situation hineinversetzen zu wollen. Wie könntest du sonst den Tod des Mädchens wie ein Kosmetikproblem darstellen.

mysterion hat Folgendes geschrieben:
während eine Salve aus mehreren Schüssen ihre zarte dunkle Haut zerstörte.


Schreib die Geschichte nochmal. Schmeiß all das Gesäusel raus, mach deine Protagonisten etwas älter, und versetz dich in ihre Lage. Kompromisslos. Verliebtheit, Angst, Traurigkeit.  Lass die Rahmengeschichte weg, die bringt wenig und du kannst den Innenzustand eines verwirrten Menschen so eh nicht rüberbringen. Konzentrier dich auf die Kerngeschichte. Lies Briefe aus der Zeit, schau die Photos an. Keine Halbheiten beim Schreiben. Sei dort, freu dich und leide mit deinen Figuren.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
mysterion
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M


Beiträge: 42



M
Beitrag13.12.2010 14:36

von mysterion
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aloha sleepless_lives!

Zitat:
das ist hoffentlich nicht dein Ernst, dass du diesen Text für ausgereift hältst und im Grunde geeignet, zu einem Verlag geschickt zu werden.

Lass das mal meine eigene Sorge sein. Danke, für diese unglaublich sachliche Einleitung.

Zitat:
Schreib die Geschichte nochmal.

Nö. Da sehe ich keine Veranlassung zu.

Zitat:
Die Amerikaner 1941 vor Straßburg?

In der Tat... ich hatte mich etwas bei Wikipedia schlau gemacht, aber da habe ich mich wohl im entscheidenen Absatz verlesen. Da werde ich mich noch einmal um die Datumsangabe kümmern.

Zitat:
Fünf Sekunden Recherche hätten dich eines Besseren belehrt. Und wenn schon nicht vom Geschichtsunterricht her, dann solltest du das eigentlich aus einem der hunderttausend Hollywood-Filme wissen.

Hab ich dir eigentlich irgendetwas getan, dass du so drauf bist?

Zitat:
Schmeiß all das Gesäusel raus

Ich mag aber das Gesäusel.

Zitat:
mach deine Protagonisten etwas älter

Ist schon in eine neue Version übernommen, die ich bald posten werde.

Zitat:
Lass die Rahmengeschichte weg

Den Teufel werde ich tun.

Zitat:
Lies Briefe aus der Zeit, schau die Photos an.

Dies zeigt mir, dass wir beide grundsätzlich verschiedene Ansichten über das Schreiben haben. Mich persönlich interessiert es herzlich wenig, ob meine Geschichten real passieren könnten. Das macht für mich ja gerade den Reiz einer Story aus - dass sie eben über die Möglichkeiten der Realität hinausgeht und in einem Universum spielt, in dem sich alles so fügen kann, wie der Autor es sich vorstellen kann.
Ob die Amerikaner erst am 12. Dezember vor Straßburg standen, oder ob so ein junges Mädchen überhaupt alleine von zuhause wegrennen würde, ist mir als Autor UND als Leser sowas von Lattenhagen, weil ich evtl. einfach die Geschichte schön finde. Realität hab ich genug im wahren leben, da brauche ich keine Geschichten zu.


Insgesamt danke für deine teilweise ja doch wertvolle Kritik. Allerdings habe ich gerade wegen der von dir angesprochenen Kritikpunkte viel Zuspruch von Lesern erhalten. Deswegen verzeih, wenn ich mich nur in geringem Maße an deine Verbesserungsvorschläge halten werde.

Gruß,
M
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag13.12.2010 14:46

von anuphti
Antworten mit Zitat

Oha Mysterion,

sleepless lives hat recht, wenn Du Geschichten "erfindest", dann sollte der Rahmen auch fiktiv sein.

Sobald Du versuchst eine Geschichte in einen historischen Kontext zu stellen, sollten die Fakten korrekt sein, und die Amerikaner waren natürlich erst 1944 vor Straßburg (nachdem sie im Dezember 1941 überhaupt erst in den Krieg eingetreten sind)

Entscheide Dich, entweder historisch korrekt, oder total fiktiv, aber selbst dann sollten Details stimmig sein (wie ich schon mit dem Kaffee und der Rose und der Jahreszeit angemerkt hatte)

Sonst wird eine große Zahl von Lesern über diese Details stolpern, und entweder glauben, dass Du schlampig recherchiert hast, oder keinen Wert auf stimmige Details legst, was ich persönlich noch schlimmer fände ...

Nichts für ungut!

Liebe Grüße
Nuff


_________________
Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
mysterion
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M


Beiträge: 42



M
Beitrag13.12.2010 14:51

von mysterion
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aloha!

Das mit der Jahreszahl ist ein grober Patzer meinerseits gewesen, für den Hinweis habe ich mich ja bedankt. Auch der Punkt mit der Rose im Dezember ist in der neuen Version schon berücksichtigt.

Gruß,
M
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag13.12.2010 14:54

von anuphti
Antworten mit Zitat

Na dann zeig mal die neue Version smile

_________________
Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag13.12.2010 16:04

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

mysterion hat Folgendes geschrieben:

Dies zeigt mir, dass wir beide grundsätzlich verschiedene Ansichten über das Schreiben haben. Mich persönlich interessiert es herzlich wenig, ob meine Geschichten real passieren könnten. Das macht für mich ja gerade den Reiz einer Story aus - dass sie eben über die Möglichkeiten der Realität hinausgeht und in einem Universum spielt, in dem sich alles so fügen kann, wie der Autor es sich vorstellen kann.
M

Da bin ich ehrlich gesagt jetzt etwas überfordert. Ein Student sollte doch logisch denken können. Ob die Geschichte real oder unreal ist, spielt keine Rolle. Du kannst reinpacken was du willst, dann ist sie eben fiktiv.
Aber, wenn du diese Geschichte in einen historischen Zeitraum einordnest, sollten mindestens die Jahreszahlen stimmen.

Weiterhin: Ob das Schimpfwort "Negerschlampe" schon bekannt war?
Welche Soldaten schleppen die Leiche weg? Warum wurde geschossen?
Welcher Nationalität ist der Prota eigentlich u.a.
Allein schon darum geht dir der Inhalt verloren; man weiß nicht so richtig
wo du eigentlich hinwillst. Ich habe den leisen Verdacht, du wolltest mal einen Versuch starten, um in's Genre des Surrealismus zu kommen.
Nee, war's nicht, üben.

Dass dein Prota, wie es scheint, wohl in der Psychatrie gelandet ist, weil ihn der Liebeskummer aufgefressen hat, ist sehr unwahrscheinlich. Und die nächste Frage: wo er da in Straßbourg...

Und so ist die Geschichte schnell ins Schleudern gekommen, trotzdem das Ziel eigentlich erkennbar ist. Das ist einfach nicht ausreichend ge- und beschrieben.

Da kannst du noch so zickig sein, es ist verbesserungswürdig.
Du hast gute Hinweise von guten Leuten bekommen, nutze sie und maule nicht.Smile

Hardy
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
mysterion
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M


Beiträge: 42



M
Beitrag13.12.2010 17:44

von mysterion
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aloha!

Zitat:
Ein Student sollte doch logisch denken können.

Zitat:
Da kannst du noch so zickig sein, es ist verbesserungswürdig.
Du hast gute Hinweise von guten Leuten bekommen, nutze sie und maule nicht.

Das ist einfach unter meinem Niveau. Ich bereue mittlerweile, meine Geschichten hier eingestellt zu haben.

Guten Abend.
M
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Murmel
Geschlecht:weiblichSchlichter und Stänker

Alter: 68
Beiträge: 6367
Wohnort: USA
DSFo-Sponsor


Beitrag13.12.2010 20:47

von Murmel
Antworten mit Zitat

Erst mal vorneweg:

Historische Romane haben neben den üblichen Genrelesern (Liebhabern v.B. von Krimis, Liebesromane) eine eigenständige Lesergruppe, nämlich die, die an Geschichte interessiert sind. Diese Gruppe kauft deinen Roman, um etwas geschichtliches zu lernen.

Ein Historischer Roman, der die reale Geschichte ignoriert, wird als Fantasie bezeichnet. Ein Roman, der über fiktive Personen in der realen Geschichte ist, ein historischer Roman.

Dein Beitrag ist nicht richtig durchdacht, und das ist schade, denn an den Grundzügen ist durchaus etwas dran. So passt das mit der Negerschlampe überhaupt nicht ins Bild, da du uns dieses wichtige Detail ihrer Hautfarbe anfangs vorenthälst. Auch stellt sich die Frage, wo dieses Mädchen herkommen soll, 1941.

Zitat:
Junge sichtlich nervös auf sein Date.
Die Verwendung des Wortes 'date' nennt man Anachronismus, du bist nicht zeitgemäss.

Ansonsten nimm Kritik so, wie sie gemeint ist: positiv, selbst wenn sie manchmal weh tut.


_________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Nemo
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 963
Wohnort: Dresden
Pokapro 2016 Pokapro III & Lezepo I
Postkartenprosa II


Beitrag13.12.2010 21:30

von Nemo
Antworten mit Zitat

Hallo Mysterion,

es wurde ja schon oft gesagt: Wenn ein historischer Kontext aufgegriffen werden soll, sollte man sich auch daran halten. Wenn man den gesellschaftlichen Kontext fiktionalisieren will, sollte man das deutlicher herausarbeiten - nämlich so deutlich und klar, dass man die fiktiven Elemente nicht mit Schlampigkeit oder Unwissenheit verwechseln kann (!). Zwar verstehe ich grundsätzlich, dass der Reiz des Schreibens gerade in seiner Offenheit zur Fiktion liegt - ich bin sogar ein heißer Verfechter dieser Sichtweise - aber dann sollte auch konsequent alles als fiktional gekennzeichnet werden. So ist das leider nichts Halbes und nichts Ganzes.

Des Weiteren ist mir die Verwendung der Rosen-Symbolik zu dick aufgetragen: Hier täte etwas Zurückhaltung der Geschichte durchaus gut. Das wirkt zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt und ist dabei auf dem besten Wege zum Kitsch. Die ganze Handlung läuft dahingehend Gefahr. Nimm etwas Wind aus den Segeln, arbeite subtiler.

Die Dramaturgie ist meines Erachtens nicht wirkungsvoll entfaltet. Die mittig angeordnete Rückblende hat gegenüber der chronologischen Erzählweise einiges an Nachteilen. Ich könnte das näher ausführen, will mich aber vorerst auf den Hinweis beschränken. Für mich jedenfalls leiden dadurch Spannung und Struktur.

Zu den Kritik-Reaktionen will ich nichts weiter sagen, außer dass ich diesen Kindergarten mit Unbehagen sehe.

Beste Grüße
Nemo


_________________
Kunst ist Leben. Also lebe!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
Alter: 58
Beiträge: 6477
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag14.12.2010 04:11

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

mysterion hat Folgendes geschrieben:
Realität hab ich genug im wahren leben, da brauche ich keine Geschichten zu.

Das ist ja auch kein Problem, da bist du im Forum nicht gerade der einzige, nehm ich mal an.

mysterion hat Folgendes geschrieben:

Dies zeigt mir, dass wir beide grundsätzlich verschiedene Ansichten über das Schreiben haben. Mich persönlich interessiert es herzlich wenig, ob meine Geschichten real passieren könnten. Das macht für mich ja gerade den Reiz einer Story aus - dass sie eben über die Möglichkeiten der Realität hinausgeht und in einem Universum spielt, in dem sich alles so fügen kann, wie der Autor es sich vorstellen kann.
Ob die Amerikaner erst am 12. Dezember vor Straßburg standen, oder ob so ein junges Mädchen überhaupt alleine von zuhause wegrennen würde, ist mir als Autor UND als Leser sowas von Lattenhagen, weil ich evtl. einfach die Geschichte schön finde.

Das hier ist auch schön und gut, wenn du nur für dich zuhause im stillen Kämmerlein schreiben willst oder annimmst, dass deine Leser Klone von dir selbst sind. Ansonsten ist es deine Aufgabe als Autor, den Lesern deine fiktive Welt glaubhaft zu machen. Suspension of disbelief, wie das so schön im Englischen heißt. Stattdessen aber reagierst du in einer Weise, als wolltest du alle Klischees über Fantasy-Autoren bestätigen und noch eins drauf setzen, in dem du physikalische, psychologische und soziale Beliebigkeit sogar für Nicht-Fantasy-Welten für gültig erklärst: Was stört es mich, dass Wasser nicht bergauf fließt, in meiner Geschichte tut es das (im Moment gerade). Meistens ist der Grund dafür, dass es aufgrund von Fehlern in der Dramaturgie so gebraucht wird (dummerweise wurde die Stadt stromabwärts plaziert, so dass die Flaschenpost jetzt unter normalen Bedingungen nicht stromaufwärts zum Dorf des Protagonisten treiben kann.)

Auch in deinem Text sieht  es ein bisschen so aus, als wolltest du es dir nur einfach machen. Eine Abkürzung nehmen. Nichts hält dich davon ab, die gleiche Geschichte so zu erzählen, dass du deine Leser mitnimmst, anstatt sie vor den Kopf zu stoßen. Stell dir einen spannenden Roman vor, in dem die Helden gejagt und schließlich eingekreist werden. Die Spannung wird fast unerträglich, weil ein Entkommen unmöglich erscheint. Im kritischsten Moment aber wachsen den Helden Flügel und  sie fliegen in den blauen Himmel davon und lachen über ihre Verfolger. Der Leser wird betrogen, denn man erwartet eine Auflösung innerhalb der Logik der Geschichte und ihrer Welt. Und wenn du einen realen Schauplatz wählst, ist das halt erst einmal die reale Welt. Ja, es erfordert mehr Zeit und Aufwand, Hin- und Herdenken, aber wenn deine Geschichte dir nicht diesen Einsatz wert ist, solltest du sie vielleicht lieber ganz sein lassen.
  
Die Recherche ist nicht  dein Feind, im Gegenteil, sie ist deine Freundin. Hättest du es zumindest bis zur Wikipedia-Seite über Straßburg geschafft (falls deine Geschichte dort spielt, das wird ja nicht ganz klar), hättest du zum Beispiel etwas über die Totalevakuierung gelesen. Das hätte dir eine wesentlich stärkeren Hintergrund und Motivation geliefert für die Kennenlernen-Szene, als die übliche Zugfahrt. Stell dir nur mal vor welche fantastischen Möglichkeiten das bieten würde. Leute beladen mit Koffern, Hektik, Rufe, Chaos und zwischendrin deine Protagonisten, die sich das erste Mal begegnen. Später darf nur die Familie das Protagonisten zurückkehren, die Familie des Mädchens nicht, weil ihre Eltern eine "Mischehe" sind. Sie wollen sich aber unbedingt wiedersehen, das geht nur heimlich, abends, aber eine Ausgangssperre ist verhängt worden, etc.  

Dein Text krankt nämlich daran besonders, dass alles unspezifisch bleibt. Allgemeine Situationen, nicht Lokales, nichts Greifbares. Daraus ergeben sich dann weitere Probleme, zum Beispiel, dass dein Held nicht eine Sekunde im Zweispalt zu sein scheint über die Verabredung. Auf der einen Seite will er sie sehen, auf der anderen Seite will er ja hoffentlich nicht, dass sie sich in Gefahr begibt. Bei dir ist die Verabredung nicht anders als heute in Straßburg, wo das größte Problem ist, dass die Tram nicht kommt oder ähnliches. Je mehr du dich in die konkrete historische Situation einarbeitest, desto mehr wirst du Hilfen für eine überzeugende dramaturgische Gestaltung finden.

Und übrigens: Romantik entsteht nicht durch schöne Worte, sondern durch aussagenstarke Situationen. Zumindest, wenn du ernsthaft schreiben willst.

PS: Die Rahmenhandlung gibt es einfach schon zu oft, wenn du nicht etwas ganz Besonderes und Individuelles reinbringst. Siehe zum Beispiel diesen zwei Jahre alten Wettbewerbsbeitrag von Gabi.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Impulse Prosa
[1] Blind Date
von Krissy13
Krissy13 Impulse Prosa 6 20.06.2019 10:51 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
blind date
von Perry
Perry Werkstatt 0 27.04.2018 13:08 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Aufbau & Handlung
[Schneeballeffekt] Ein fast perfektes...
von Socki
Socki Aufbau & Handlung 2 02.03.2017 20:46 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Einstand
Leo! Das Date
von sorglosusi
sorglosusi Einstand 8 06.07.2014 11:32 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Einstand
Blind Date
von BreeBendi
BreeBendi Einstand 12 09.03.2014 13:24 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungBuchBuchBuchEmpfehlungEmpfehlungBuch

von Enfant Terrible

von Enfant Terrible

von fancy

von _narrative

von Raven1303

von SonjaB

von jon

von bibiro

von EdgarAllanPoe

von Valerie J. Long

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!