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Wort-, herzhin


 
 
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag22.05.2010 20:07
Wort-, herzhin
von EdgarAllanPoe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

    Wort-, herzhin


    gewidmet


    Worthin
    strecken wir zwei
    unsere Körper in den
    schlagenden Uhren –
    und greifen leuchtende,
    wabernde Buchstaben.

    Wir reden Wahres.
    Wir umschmiegen die Laute
    mit unseren Körpern.
    Mit uns.
    Wir stehen
    Aug an Aug,
    Nase an Nase,
    Mund an Mund.

    Worthin
    strecken wir die Hände
    und finden doch nur uns.

    Herzhin
    reitest du auf meinen,
    ich auf deinen Worten
    durch Schluchten
    und Täler.



_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Schmierfink
Lyroholiker

Alter: 34
Beiträge: 1172



Beitrag22.05.2010 22:25

von Schmierfink
Antworten mit Zitat

Wenn das mal kein Liebesgedicht ist, zugeben ein etwas eigenwilliges, aber die Bilder finde ich durchaus passend, vorallem schön ist der Bezug zur Sprache, der auch eine Zuneigung zu dieser impliziert. Wunderschön finde ich hierbei die letzte Strophe, Herzhin geht es nämlich mit der Sprache, die Phantasie spricht direkt die Emotion an und trägt einen wohin immer man will, von daher auch ein Liebesgedicht an Dichter und Schriftsteller, möglicherweise einen bestimmten.

Dafür und etwas gegen die These des konventionellen Liebesgedichtes spräche ist das Thematisieren des Ringgens, bzw Suchens nach Worten, typisch für Lyriker, möglicherweise geht es auch um eine Beziehung zwischen Schriftstellern.

Die vorherigen Strophen aber machen die Deutung des Leibespaares dann wieder sehr greifbar, das einzige Bild das ich persönlich etwas seltsam finde ist das mit den Uhren, das ergibt bei mir einfach keine Assoziationen, aber mein Gott so ist das halt bei hermetischen Texten...

Insgesamt habe ich den Text wirklich gerne gelesen, nur ein zwei Sachen, weiß nicht ob Strophe eins nicht etwas Adjektiv lastig ist, vorallem die Kombination von wabbernd und schlagend erscheint mir etwas ungeschickt.

Frage mich ob in Strophe 2 nicht
Mit uns
stehen wie,
schöner gewesen wäre, bilde mir ein es würde dem Lesefluss helfen, will dir aber auf keinen Fall meinen Stil aufzwingen, wohl nur persönliche Empfindung...

Vorallem die letzte Strophe finde ich wirklich stark!

lg
Schmierfink


_________________
"Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine

"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
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Georg Büchner
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anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
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Beitrag23.05.2010 00:09

von anuphti
Antworten mit Zitat

Lieber Eddie,

ich mag Deine Wortkreationen.
Herznah
Herzhin

Du nimmst dem Wort Herz seine "Abgegriffenheit" und gibst ihm eine neue Dimension zurück.

Sehr sehr gerne gelesen!!!

Herzweite Grüße

Nuphti


_________________
Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag23.05.2010 07:33

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi EAP,

dein Gedicht ist für mich eine Mischung aus Avantgarde, eigenwilliger Grammatik und eine leichte Brise Kitsch. Am einleuchtendsten erscheint mir noch die letzte Strophe. Tja, und zu der Brise: Es mag sein, dass Frauen auf sowas stehen (wabernde Buchstaben, umschmiegende Laute), ich kriege davon allerdings einen Schüttelkrampf. Aber ich werde in dem Gedicht ja auch nicht umworben - und wenns funktioniert ... Das kann wohl nur die "Gewidmete" beurteilen.

Das Gedicht gefällt mir also so halb-gut. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass man sowas einer Freundin zusteckt.

BN
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anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag23.05.2010 09:29

von anuphti
Antworten mit Zitat

Hi Blue Note ...

Ja, Du hast recht ...*schmelz*

Ich Frau steh auf so etwas ...

Ganz furchtbar lol


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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag23.05.2010 09:59

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi anuphti,

seit dem Postkartenwettbewerb habe ich beschlossen, mich auch für die ... sehr gefühlvollen (weiblichen?) Dinge in Texten zu öffnen, aber es haut noch nicht ganz hin. Aber ich arbeite daran. Der Eddie kann das halt jetzt schon. Ist eben ein Naturtalent.

Wabernde, umschmiegende Pfingsgrüße euch Zweien

BlueNote

Bin wahrscheinlich der Einzige hier, der schon seit 5.30 Uhr wach bzw. draußen war und in der Sonne FAZ las, oder? Das "Leben" braucht immer sehr lange an solchen Feiertagen wie heute, bis es in die Gänge kommt.
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag23.05.2010 11:12

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr drei,

vielen Dank für die Kommentare erstmal.

Schmierfink: Du hast das Gedicht schön gedeutet - ja, es könnte auch an einen Schriftsteller gehen. "Wir reden Wahres" - kommt dir das vielleicht bekannt vor? Beim Schreiben hatte ich die Zeile "Der Mund redet wahr" aus Paul Celans Gedicht "Corona" im Ohr. Ja, das war eine kleine Inspiration.
Du hast Recht, die erste Strophe könnte ich etwas entschlacken, was die Adjektive betrifft. Auf "Wir stehen ..." bestehe ich aber.
Sprache und Empfindung sind bei mir eng verknüpft, beides passt sich an Situationen an. So befand ich mich gestern in einer leicht melancholischen Stimmung, die sich vielleicht im Gedicht niedergeschlagen hat. (Siehe Widmung - da steht kein Name. Ich hatte nur überlegt, wie ich meine Gefühle in Worte fassen könnte, diese Schwermut, die mich plötzlich übermannt hat.)

Nuphti: Sehr schön, dass dir dieses Gedicht wieder gefällt - freut mich, wenn es dir das Herz weiten konnte.

BN: Du hast Recht. Es ist kitschig. Und du magst davon Schüttelanfälle kriegen, ist auch völlig gerechtfertigt, ich bin dir nicht böse. Es ist halt schon komisch, wie gutes Wetter, die genannte Melancholie und Sonstiges die Stimmung beeinflusst und dass dann sowas dabei rauskommt.


_________________
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Michael Lüttke
Cholyriker
M

Alter: 60
Beiträge: 621
Wohnort: Duisburg


M
Beitrag23.05.2010 11:19

von Michael Lüttke
Antworten mit Zitat

Erste Strophe = Die beste Lyrik, die ich die letzte Woche in Foren gelesen habe.
Danach wird es leider beliebig und austauschbar.


Michael


_________________
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag26.05.2010 14:39

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

EdgarAllanPoe hat Folgendes geschrieben:
Du hast das Gedicht schön gedeutet - ja, es könnte auch an einen Schriftsteller gehen. "Wir reden Wahres" - kommt dir das vielleicht bekannt vor? Beim Schreiben hatte ich die Zeile "Der Mund redet wahr" aus Paul Celans Gedicht "Corona" im Ohr. Ja, das war eine kleine Inspiration.
Du hast Recht, die erste Strophe könnte ich etwas entschlacken, was die Adjektive betrifft. Auf "Wir stehen ..." bestehe ich aber.


Hallo Eddie,

ja, daran erinnert es.
Herzhin, Herznah: Ich muss an den Buchtitel Herzzeit denken.
Corona ist auf alle Fälle enthalten.
Es ist deshalb für mich nachvollziehbar, dass du auf der Wendung "Wir stehen..." bestehst.

Als Frau finde ich es natürlich nicht kitschig. Da geht es mir wie anuphti.

Ein schönes Gedicht, Jocelyn


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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versbrecher
Eselsohr

Alter: 58
Beiträge: 350
Wohnort: Düsseldorf


Beitrag26.05.2010 14:51

von versbrecher
Antworten mit Zitat

Hallo Eddie,

ich lese einen sehr gefühlsbetonten Text, dem es gekonnt gelingt, sprachlichen Ausdruck & Empfindungen gleichberechtigt miteinander zu verweben.

Lediglich in S2 wirken einige Formulierungen (Aug an Aug,/Nase an Nase,/ Mund an Mund) auf mich etwas abgegriffen.  

Dennoch (in aller Kürze & nicht wirklich konstruktiv): Mir gefällter, der Text.

 Cool


_________________
lg

der versbrecher
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

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Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag26.05.2010 19:56

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke euch allen für Kommentare und fürs Lob natürlich.

Michael, warum findest du, dass das Gedicht nach der ersten Strophe "austauschbar" wird?

Jocelyn, es freut mich, wenn dir das Gedicht gefällt.
(Ja, das Gedicht erinnert ein bisschen an "Herzzeit" - ich sollte mir das Buch endlich mal zulegen, die Bücherei hat es nicht. Celan inspiriert mich auch nach einem Jahr noch.)

Versbrecher, ja, die Formulierungen in S2 wirken ein wenig abgegriffen, jetzt, wo du es sagst (vielleicht meinte Michael das), aber ich bestehe trotzdem darauf, da sie für mich die Nähe der beiden ausdrücken.


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