Rausch

[Traumtänzerin]

Anselm starrte hasserfüllt auf seine Armbanduhr. Zeit. Er konnte sie nicht ausstehen. Durch ihr Voranschreiten hatte sie ihm nach und nach seine Lebensgrundlagen genommen. Schwermütig dachte er an die Zeit zurück, als es noch die Rest-Menschen gegeben hatte. Damals hatte er sich keinerlei Gedanken um Nachschub machen müssen. Sein Leben war sorglos gewesen; ein, zwei Hippies am Tag, der leichte Nachgeschmack von Haschisch auf der Zunge. Später, zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise, hatten bevorzugt diejenigen Banker hinhalten müssen, die koksten.
Eine schrille Stimme riss Anselm unsanft aus seinem Tagtraum.
„He, Sie! Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie den Rest der Gruppe nicht mit ihren ekelhaften Fantasien belästigen würden.“
Anselm van Stoerhagen warf der Touristenführerin, offensichtlich eine Gedankenleserin, einen abschätzigen Blick zu und zog knurrend die Oberlippe hoch. Es schien sie nicht zu beeindrucken. Und der alte Vampir wünschte sich, sein Gegenüber sei ein Mensch und keine Artgenossin. Dann hätte er das Problem im Handumdrehen lösen können. Doch als die Menschen es geschafft hatten, die Welt und sich selbst mithilfe moderner Technik an den Rand des Untergangs zu bringen, waren die Vampire, selbstlos wie sie waren, gezwungen gewesen, die Erde menschenfrei zu trinken, damit nicht auch noch die eigene Existenz gefährdet worden wäre.
Der unumgängliche Nachteil: der höchste Rat der Vampire, ab sofort die Weltregierung, hatte Blutabstinenz verordnet, um die Artenvielfalt nicht noch mehr zu gefährden. Seitdem litten die „schwer erziehbaren“ Vampire sehr unter der nicht artgerechten Behandlung.
Gloria van Stoerhagen betrachtete ihren Gatten missbilligend. Anselm beachtete sie nicht. Wenn sie ihn schon zu einem Besserungsurlaub in Kanada zwang, der Besuche von Naturschutzgebieten beinhaltete, brauchte sie sich nicht zu beklagen.
Köstlicher Geruch von pulsierendem Lebenssaft stieg ihm in die Nase. Anselm schnupperte in die Richtung, aus der es so verlockend roch. Noch ehe ihn Gloria oder irgendjemand anderes aufhalten konnte, war er schon losgesprintet. Die Gier war in ihm erwacht, und Gesetze waren ihm auch zu Lebzeiten herzlich egal gewesen. Zweige peitschten in sein Gesicht, er kam seinem Ziel immer näher. Eine Kuh. Umherirrend auf dem steinernen Flussbett, leichte Beute. Anselm beschleunigte sein Tempo, lautlos flog er nur so dahin, die spitzen Zähne gebleckt. Jahrelang zurückgehaltener Durst. Starkes Verlangen. Endlich war er bei seinem Mittagessen angelangt. Er umkreiste die Kuh, genoss den Geruch von Panik im Blut des Tieres. Ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen. Die Zeit schien still zu stehen und das laute Pochen des Rinderherzens war ihm die schönste Musik. Er hatte sie zurückgedrängt, mit dem Rücken in einen Felsvorsprung. Näherte sich ihr lauernd. Versenkte seine Fänge in ihrer Halsschlagader und sog das Leben aus ihr heraus. Dass ihm dabei der lockere Zahn ausfiel, störte ihn nicht. Anselm spürte das Blut in seine Kehle strömen. Rausch umnebelte seine Sinne.

[The Brain]

mmmmmhhhhhhh, und wo war jetzt der Krimi?

[Alogius]

Hi,

ich beschränke mich ob der Textmenge auf kurze Kommentare. Falls notwendig, kann ich später detaillierter werden.

Ich lehne Vampirgeschichten, gleich in welcher Form, ab. Da kannst Du nichts für.
Aber Neues sehe ich auch nicht - der Text ist nicht gut. Tut mir leid.

Gruß

Tom

[Jocelyn]

Hat mir gar nicht gefallen.

2 Federn

[Gast3]

Liebe/r Autor,

es tur mir furchtbar leid, dass ich jetzt mit Vampirgeschichten kaum etwas bis gar nichts anfangen kann. Auch spricht mich in dem Fall die Handlung jetzt eher nicht an.

Nichts für Ungut
schneestern

[BlueNote]

Du meine Güte, eine Vampirgeschichte! Was man sich wegen so eines Wettbewerbs alles antun muss.

[Biggi]

Liebe(r) Autor(in),

eine Vampirgeschichte, die bei statistischer Auswertung des derzeitigen Buchmarktes hier gar nicht so selten hätte sein dürfen.

Mir kam die Handlung dennoch so vor wie die von Nemo mit den Haien, die auf Fischmahlzeit-abstinent leben wollten.

Sprachlich ohne größere Mängel, mir persönlich noch etwas zu viele Adjektive. Aber die sind Geschmackssache.

LG
Biggi

[Gast]

Hallo liebe(r) Postkartenprosaist(in),

bei meiner Bewertung habe ich folgende Kriterien berücksichtigt:

Stil und Sprache: Ganz ordentlich!

Idee: Die finde ich, so leid es mir tut, völlig absurd. Was vielleicht damit zusammenhängt, dass ich mit Vampiren generell nicht so kann. Wobei, wenn das außergewöhnlich gemacht ist, dann möchte ich auch das für mich nicht ausschließen. Aber: Hier kommt es mir so vor, als wollte jemand unbedingt über Vampire schreiben. Zu Lasten der Geschichte. Ein Krimi ist das für mich definitiv nicht. Und: Die erklärende Rückblende nimmt das Tempo raus, der Spannungsaufbau stimmt also auch nicht.

Bezug zur Themenvorgabe: Ja, Vampir im Urlaub.

Fazit: Für mich eine ganz ordentlich geschriebene ordentliche Themaverfehlung.


LG,

Soraya

[Old]

Der Vorhang öffnet sich. Der Lärm beginnt abzuflachen.
Ich trete mit einem vierköpfigen Team auf die Bühne. Wir nehmen an den vor uns stehenden Tischen platz. Hin und wieder ein räuspern aus dem Publikum, so dass ich mich gezwungen sehe, einen stechenden Blick hinunter zu schicken. Befriedigend nehme ich zur Kenntnis, dass der letzte Räusper, verschreckt im Hals stecken geblieben ist.  

Darf ich vorstellen, das Bewertungs-Komitee.
Zu meiner Rechten, Frau Schlauberger.
Daneben, Herr Besserwisser.  
Zu meiner Linken, Frau Dr. Prosa
Und Herr Schund

Wenn ich kurz die Kriterien erläutern darf. Jeder Kandidat bekommt grundsätzlich 3 Punkte, es denn, beim Lesen der Kurzgeschichten wird einem vom Bewertungs-Komitee so übel, das er oder sie, einen unnatürlichen Farbton annimmt.
Außer Bewertung steht vorab das Zählen der Wörter. Dafür ist Hilfsbewerter Nihil zuständig. Später wird dann, unabhängig, der Klasse des Textes, über eine Disqualifizierung entschieden.

Wieder ein räuspern, wieder ein entschiedener Blick der sofort für Ruhe sorgt.

Weitere Punkte gibt es für den Begriff „Urlaub“, im weitesten Sinn.
Für die Bezugnahme auf das vorgegebene Bild.
Für das Szenario Verbrechen
Für Spannung, oder Witz.
Für die Idee.
Für Logik und Glaubwürdigkeit
Maximal sind somit 9 Punkte zu erreichen.

Wir fahren fort mit: „Rausch“

Begriff „Urlaub“, im weitesten Sinn. – 0,0 Punkte
Bezugnahme auf das vorgegebene Bild. - 0,0 Punkte
Szenario Verbrechen. – 0,2 Punkte
Spannung, oder Witz. - 0,2 Punkte
Idee. - 0,5 Punkte
Logik und Glaubwürdigkeit. - 0,2 Punkte   ->   1,1 + 0 = 1,1

Der Komitee-Leiter erhebt sich und gibt eine kurze Bemerkung ab:

Sicher, eine nette Geschichte. Aber wir beurteilen hier einen Krimi. Blut allein macht ihn noch nicht dazu. Urlaub, das Foto? Sorry…., Thema verfehlt.

Der Saal jubelt, das Komitee erhebt sich. Kurze Pause.

[gepuzzelt]

als Humoreske wäre das wohl machbar gewesen, allerdings fehlt mir eben ein bisschen der Humor, der in Ansätzen aber gewollt zu sein scheint.
Kaum wird eine Atmosphäre erzeugt, sondern nur erzählend.
Stilistisch erscheint es mir unausgereift.

[EdgarAllanPoe]

Hallo Autor,

mal was ganz anderes, wenn auch im Twilight-Wahn nichts unbedingt Neues. Die Geschichte ist bis auf die Tatsache, dass hier ein Vampir als Täter agiert, ziemlich unspektakulär. Der Stil ist zwar routiniert, doch hättest du teilweise noch kürzen können. Anselm als Misanthrop ist schön dargestellt.
Durchschnittliche Wertung. Fünf Federn.

Liebe Grüße,

Eddie

[Liesette]

Inhaltlich sagt mir der Text leider nicht zu. Mit dem ersten Absatz legst du eine tolle Einleitung hin, doch der Schwenker zur Vampirstory passt meiner Meinung nach nicht dazu. Eine Endzeitgeschichte macht daraus keinen Krimi.

[andrea jutta]

Hallo Du,

deine Vampirstory ist der einzige Text mit fantastischen, nicht nur realistischen Komponenten und daher etwas erfrischend Anderes. Für mich der originellste Beitrag. Du hast geschickt politische und zeitliche "Epochen" in deine Geschichte mit eingebaut, die mich während des Lesens schmunzeln gemacht haben. Und die Idee mit dem "Rat der Vampire", der Gesetzesbeschlüsse erlässt. Klasse! Deine blutrünstige Fantasy-Story hat mich überzeugt. Von mir kriegst du 9 Punkte.

[*Gast*]

Liegt vielleicht daran, dass ich mit Vampirgeschichten gar nichts anfangen kann, aber das überzeugt mich als Krimi nicht. Tut mir Leid, aber weder inhaltlich noch sprachlich kann ich dem Text viel abgewinnen.

LG
Sabine

[Leene]

Eher eine Vampirgeschichte als ein Krimi, würde ich so spontan sagen. Und hier, soweit ich das beurteilen kann, auch keine typische Vampirgeschichte , sondern ins Komische gezogen. Sprachlich gut geschrieben.

[anuphti]

Liebe/r Inkognito,

Da ich weder ein Krimiexperte, noch Germanist, oder Literaturkritiker bin, ist dieses Schema völlig subjektiv und genügt lediglich meinen eigenen Ansprüchen an Grammatik, Stil und Rechtschreibung, sowie meinen mageren Kenntnissen über Spannungsbögen und Logik.

Ich werte von 1 bis 8 Federn, eine zusätzliche Feder gibt es, wenn die Vorgabe „Urlaub“ umgesetzt wurde,  wenn die Knochen von dem Foto in irgendeiner Form eingebaut wurden, dann gibt es tendenziell die bessere Bewertung, wenn ich zwischen zwei Federnzahlen schwanke.

Wenn ich das Genre Krimi (so als unbedarfter Leser) gar nicht erkennen kann, gibt es nur eine Feder.

Die A-Note bezieht sich auf die „Theorie“ der Geschichte, also Grammatik und Co., bei einem so kurzen Text erwarte ich mir einen weitgehend fehlerfreien Text (Irrtümer vorbehalten, bin auch nicht so fit mit der neuen deutschen Rechtschreibung ...)
Die B-Note  beschreibt die „Praxis“, also wie korrekt, gut recherchiert und logisch die Geschichte umgesetzt wurde.
Und die total subjektive C-Note beschreibt die schwer fassbare Kreativität, also ungewöhnliche Idee (Titel), überraschende Umsetzung, sowie den Humorfaktor und Spannung, ohne den ich (Banause) Krimis gar nicht lesen würde.

A-Note 7
B-Note 7
C-Note 7

Gesamt 7

Plus Urlaubsfeder macht 8
Knochen? keine

Besonders gefallen hat mir die Formulierung "schwer erziehbare" Vampire, und die Stelle, wo er seinen losen Zahn verliert.

Herzlich gelacht, tolle Idee (vielleicht nicht unbedingt der typische Krimi, aber spannend und witzig.
Toll

8 Federn

Liebe Grüße
Nuff

[Scritoressa]

hm...gefällt mir eigentlich nicht schlecht, vor allem die Idee mit den Vampiren- aber: Logik: wenn die Vampire die Welt MEnschenleer getrunken haben, wieso hat es dann noch Menschen?

und: was ist das Problem mit Kühen?

jedenfalls dachte ich, ein Krimi beschäftige sich mit der AUFKLÄRUNG eines BEREITS GESCHEHENEN Verbrechens, hier wird einfach in den letzten Zeilen noch ein Kuhmord begangen, wenn man das Dealen nicht mitzählt.
Aufgeklärt wird nix. Tut mir leid aber dafür muss ich einen Abzug geben. Bitte nicht böse sein!

[Gast]

Liebe/r Autor/in,

auch wenn derzeit Vampirromane den Markt überfluten, fand ich Deine Geschichte recht unterhaltsam. Vampire im Besserungsurlaub – nette Idee. Der ausgefallene Zahn am Ende hat mir besonders gut gefallen.

Liebe Grüße
Monika

[Dienstwerk]

Jau - Vampirgeschichten sind grad in!

Bonuspunkt für die Idee - ansonsten hat mich der Text, trotz guter Schreibe, ziemlich kaltgelassen, leider.

LG, Ana

[Maria Magdalena]

Amüsante Idee, hat aber nicht viel gemein mit einem Krimi. Einstieg unklar. Stilistisch nicht schlecht. Letzter Abschnitt spannend.

[Lejonina]

Hallo unbekannte(r) AutorIn!

Mehrmals musste ich ob der originellen Einfälle in Deiner Geschichte schmunzeln. Anselm ist mir sympathisch, und dass obwohl er ein Vampir mit einem Faible für drogenabhängige Menschen ist. Vielleicht liegt das an seinem Aufbegehren gegen die Vampirordnung. Im Prinzip stört ihn sowohl seine Frau, als auch die Reiseleiterin und am meisten wahrscheinlich, dass es keine Menschen mehr gibt.

Hier hört für mich die Logik allerdings auf. Erstmal glaube ich nicht, dass Vampire in der Lage wären, die gesamte Menschheit auszurotten. Zum anderen wären sie wirklich blöd, wenn sie es tun würden. Ich kann mir alles Mögliche vorstellen, von Vampiren, die die Menschen beherrschen bis zum willenlosen Menschen. Aber den Fall, den Du in Deiner Geschichte beschreibst, finde ich unglaubwürdig.

Abgesehen davon hat mir der letzte Absatz trotzdem sehr gut gefallen. Denn wenn man sich mal auf Deine Theorie einlässt, kann ich es sehr gut nachempfinden, welchen Durst Anselm haben muss. Es wundert mich überhaupt, dass nicht die ganze Reisegruppe der armen Kuh zu Leibe rückt.

Im Vergleich mit den anderen Beiträgen landet Dein Text bei mir im oberen Mittelfeld.

LG, Lejo

[mondblume]

Ich entschuldige mich für die fehlenden Kommentare, aber leider schaffe ich es diese Woche sonst echt nicht, alle Texte zu bewerten!