Spiegeleier [KuGe]

[Benu ex Cinere]

I. Spiegeleier

Immer, wenn ich Spiegeleier esse – und ich esse sehr gerne Spiegeleier – befolge ich ein Ritual, dass sich immer mehr in meinen Alltagsgewohnheiten gefestigt hat. Natürlich muss ich die zu verzehrenden Eier dazu erst einmal zubereiten. Zunächst nehme ich immer drei Eier zugleich mit dem Öl zum Braten aus unserem großen und geräumigen Kühlschrank. Die Eier lege ich mit der Längsseite parallel - damit sie nicht in das Spülbecken rollen - auf dieses Feld mit den Rillen zum Abtropfen für das gespülte Geschirr; ich weiß nicht, wie man so etwas nennt, vielleicht Abtropfablage? Keine Ahnung, und eigentlich ist es mir auch gleich, wenn ich ehrlich sein soll. Nun denn. Ich gieße das Bratöl spiralförmig in die Pfanne, stelle den Herd auf höchster Stufe ein, um das Fett möglichst rasch zum Sieden zu bringen, und stelle die gelbe Plastikflasche mit dem Öl zurück in den Kühlschrank. Dann schlage ich die drei Eier aus, werfe die Schalen in den kleinen Mülleimer unter der Spüle und renne erst einmal angewidert ins noch nicht renovierte und daher recht antiquierte Badezimmer, wo ich das kleine bisschen Eiweiß, das doch immer irgendwie an die Finger kommt, flink von meinen Händen wasche. Ich hasse rohes Eiweiß. Unter ständigem Hoch- und Runterdrehen der - was sage ich hier am geschicktesten - der Intensitätsstufen der Energiezufuhr (zugegeben, klingt leicht versnobt) und ständigem Würzen mit - in richtiger Reihenfolge angegeben - Fondor, Salz und Pfeffer in Richtung Ungenießbarkeit für jeden (normalen) Menschen, werden die Eier dann langsam gar. Während dessen habe ich bereits zwei Scheiben Toast getoastet und Teller und Besteck bereit gelegt. Nach diesem Vorspiel nun beginnt das eigentliche Ritual. Die zuvor in der Pfanne ineinander zerflossenen Eier werden von mir sorgsam in drei gleich große Teile zertrennt, die mit jeweils einem Eigelb ausgestattet sind. Nun arbeite ich mich langsam zum Eigelb vor, dass heißt, ich esse alles Eiweiß eines Teils im Vornherein weg. Jetzt, wo nur noch das Eigelb übrig geblieben ist, das mit Abstand den besten Teil des Eis darstellt, kommt der Toast zum Einsatz. Erst einmal wische ich mit ihm die Membran des Eigelbs auf, an der die doch recht kräftige Würzschicht klebt. Dann wische ich das restliche, zerfließende Eigelb mit dem Toast auf und genieße. Das mache ich dann noch weitere zwei Male. Ich hebe mir das Beste in Teilabschnitten immer bis zum Schluss auf. Ich mache das so mit meinen Spiegeleiern, das ist nicht schlimm. Der Großteil der Menschheit macht das so mit seinem Leben, das ist schlimm.

[Kino Vollbart]

Hi.

Zugegeben: der Letzte-Satz-Schreck-Effekt hat was.
Ist aber im Endeffekt bedeutungslos.

Vernachlässig man ihn (was man ohne Weiteres kann), hättest Du genauso schreiben können:
Carpe diem.

Zudem mag ich Texte mit dem erhobenen Zeigefinger nicht.
Wer sagt außerdem, dass man sich nicht auch im Leben das Beste für den Schluss aufheben darf? Du?

Stilmäßig bin ich auch nicht überzeugt. Nach Wörtern zu suchen etwa, oder verwendete anzuzweifeln, mag einen legernen Unterton erzeugen, der aber nicht überzeugt. Insgesamt ist der Stil für meinen Geschmack zu unrund.

Fazit: Inhaltlich und stilistisch dünn.

ru

[Christoph]

als ich angefangen hab zu lesen, dachte ich schon, du willst uns hier ein rezept für spiegeleier zeigen  
wobei du es trotzdem geschafft hast, während dem lesen ein bisschen spannung zu erzeugen, wohin das alles führen soll, aber das ende ist, wie kino vollbart geschrieben hat, leider bedeutungslos.

aber trotzdem, die idee gefällt mir

[Egopus]

schade um die zeit, die du dafür verwendet hast.
dein stil ist eigentlich okay, doch vergißt du vielleicht dabei, das ein überraschender satz keine gute geschichte ist.
auch auf eine pointe muss man differenziert hinarbeiten. sie einfach so hinzuklatschen ist nicht genug.
ich fand die geschichte deines spiegeleis eigentlich in ordnung, weil ich es auch so mache. viele machen das so.

was hälst du von einer geschichte, wie du dir den hintern abwischt.
und zum schluss beschreibst du das für das papier bäume gefällt wurden.



klasse idee, ODER?????????

das problem deiner geschichte ist es, dass es mit jedem x-beliebigen thema funktioniert.

ein schnitzel essen - das arme schwein
ein bier trinken - der arme hopfen


michael

[Philolina]

Hallo,
also ehrlich gesagt finde ich als pure Leserin in diesem Forum die Geschichte auch nicht besonders gelungen.
Normalerweise liebe ich so Zeugs das vollkommen komisch und ungewöhnlich ist, aber das hier ist meiner Meinung nach nicht besonders spannend geschrieben. Ich würde das lieber lesen, wenn du einen so einfachen Vorgang wie Spiegeleierbraten mit irgendwelchen fabulösen Verben und Adjektiven oder was weiß ich ausschmücken würdest.
Der Vorgang ist normal dazu passt leider auch der Text. Aber soviel Normalität erschlägt mich^^ ... .
Die Idee an sich gefällt mir aber. Bloß das Ende finde ich auch ein bisschen plötzlich. Das hätte doch auch anders gehen können.
Leonie

[Mari]

Ich war wohl nicht die einzige, die sich während des Lesens die ganze Zeit gefragt hat, wohin das eigentlich führen soll - okay, der unerwartete letzte Satz hat tatsächlich was, aber um die langatmige Beschreibung Deiner Spiegeleierei doch noch rund zu kriegen hätt's meiner Ansicht nach mehr gebraucht als eine altbekannte "Lebensweisheit".

Naja, im Grunde wurde schon alles gesagt... stilistisch ist die Geschichte noch in Ordnung, allerdings wäre sie wesentlich angenehmer zu lesen, wenn Du sparsamer mit Einschüben umgehen würdest, besonders denen in Gedankenstrichen. (: