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Keren Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 260 Wohnort: Die alte Kaiserstadt
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07.11.2012 17:33 Regen von Keren
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Der Text hier war im Original eigentlich eine Schreibübung (Schreibfluss), die ich überarbeitet habe. Das auslösende Wort ist Regen. Viel Spaß beim Lesen.
Regen
Er brauchte den Regen, liebte das Gefühl von Wasser auf seiner Haut und genoss die Liebkosung jedes einzelnen Tropfens. Er fühlte sich dadurch auf seltsame Weise glücklich und rein, so als würde den alle Probleme, die auf ihm lasteten, abgewaschen und fortgespült. Daher verbrachte er jeden Regentag draußen auf dem Feld. Dort konnte er stundenlang stehen und dem Geräusch des Wassers lauschen, das auf ihn herunterprasselte. Die Kälte und die Nässe machten ihm nichts aus, er fühlte sich gerade dadurch lebendig.
Für ihn waren diese Stunden etwas Heiliges, und nur durch diese Erlebnisse erschien ihm sein Leben sinnvoll. Wenn es für lange Zeit nicht regnete, ging er ein wie eine Zimmerpflanze, die nicht regelmäßig gegossen wird. Er wurde blass und krank, und seine Eltern, die nicht wussten warum ihr Sohn schon wieder zwei Wochen krank im Bett lag, machten sich große Sorgen um ihn. Diese Sorgen gingen soweit, dass sie ihn zu verschiedenen Experten im ganzen Land schleppten, um endlich zu wissen was mit ihm los sei.
Die Experten kamen zu keinem gleichem Ergebnis, oft widersprachen sie sich und stritten lange über neue Heilmethoden und verschiedene Krankheitsbilder.
Den Jungen aber half das alles nicht. Er war weiterhin lethargisch, solange es nicht regnete, und wurde lebhafter, wenn sich der Himmel zu zog und die Welt mit Regentropfen erfrischte.
Aber das bemerkten weder seine Eltern noch die Experten oder die restliche Umwelt. Für sie war er nur ein besonders komplizierter, geistig nicht gesunder Mensch, den man mit den Möglichkeiten der modernen Medizin nicht heilen, aber sein Leben wenigstens annehmbar machen konnte. Also setzten sie ihn in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung fest und behandelten ihn mit verschiedenen Medikamenten. Dort sitzt er noch heute, an sein Bett gekettet und träumt von den Regentagen auf dem Feld, in denen er wirklich lebte.
_________________ Ich weiß, dass ich nichts weiß.
- Sokrates
Und der Tod warf die Sense hin und stieg auf den Mähdrescher, den es ward Krieg. |
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10312 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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07.11.2012 18:10 Re: Regen von Pütchen
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Keren hat Folgendes geschrieben: | Der Text hier war im Original eigentlich eine Schreibübung (Schreibfluss), die ich überarbeitet habe. Das auslösende Wort ist Regen. Viel Spaß beim Lesen. |
Was heißt hier, viel Spaß beim Lesen? Was Spaß macht, ist das Kritisieren
Jetzt wollte ich schon wissen, was sich ergeben hat, und habe noch ein paar Erbschen gefunden. Und natürlich bin ich hier strenger als bei einer Übung
Et voilà:
Zitat: | Regen
Er brauchte den Regen, liebte das Gefühl von Wasser auf seiner Haut und genoss die Liebkosung jedes einzelnen Tropfens. Er fühlte sich dadurch auf seltsame Weise glücklich und rein, so als würde den alle Probleme, die auf ihm lasteten, abgewaschen und fortgespült. |
würde den
Ansonsten
Zitat: | Daher verbrachte er jeden Regentag draußen auf dem Feld. Dort konnte er stundenlang stehen und dem Geräusch des Wassers lauschen, das auf ihn herunterprasselte. Die Kälte und die Nässe machten ihm nichts aus, er fühlte sich gerade dadurch lebendig. |
Finde ich sehr schön - du könntest aber noch mehr hier herausholen - vielleicht eine Metapher an das lebendig anfügen? Ist ein bisschen zu sehr erzählt.
Auch das "Daher" ist nicht ganz so flüssig.
Zitat: | Für ihn waren diese Stunden etwas Heiliges, und nur durch diese Erlebnisse erschien ihm sein Leben sinnvoll. Wenn es für lange Zeit nicht regnete, ging er ein wie eine Zimmerpflanze, die nicht regelmäßig gegossen wird. |
Den Vergleich finde ich schön. Nur sprachlich "ging er ein" - hm, vielleicht verkümmerte? Oder sonst ein ausdrucksstarkes Verb?
Zitat: | Er wurde blass und krank, und seine Eltern, die nicht wussten warum ihr Sohn schon wieder zwei Wochen krank im Bett lag, machten sich große Sorgen um ihn. Diese Sorgen gingen soweit, dass sie ihn zu verschiedenen Experten im ganzen Land schleppten, um endlich zu wissen Komma was mit ihm los sei. |
Viele Wortwiederholungen - hier noch bitte 1 x aufräumen
Auch dort könntest du noch etwas mehr Leben reinbringen - ruhig mit ein bisschen Tragik auf den Putz hauen
Zitat: | Die Experten kamen zu keinem gleichem Ergebnis, oft widersprachen sie sich und stritten lange über neue Heilmethoden und verschiedene Krankheitsbilder.
Den Jungen aber half das alles nicht. Er war weiterhin lethargisch, solange es nicht regnete, und wurde lebhafter, wenn sich der Himmel zu zog und die Welt mit Regentropfen erfrischte.
Aber das bemerkten weder seine Eltern Komma noch die Experten oder die restliche Umwelt. Für sie war er nur ein besonders komplizierter, geistig nicht gesunder Mensch, den man mit den Möglichkeiten der modernen Medizin nicht heilen, aber sein Leben wenigstens annehmbar machen konnte. Also setzten sie ihn in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung fest und behandelten ihn mit verschiedenen Medikamenten. |
Auch diesen Teil mag ich inhaltlich sehr. Momentan ist es mir noch etwas zu sehr berichtet.
Zitat: | Dort sitzt er noch heute, an sein Bett gekettet und träumt von den Regentagen auf dem Feld, in denen er wirklich lebte. |
Fazit: Gefällt mir immer noch sehr gut die Geschichte. Im Grunde ist dieser nüchterne Ton sehr gut gewählt, dennoch denke ich, du könntest noch etwas herausholen, mit etwas mehr Dramaturgie und stärkeren Verben.
Der Junge - ich habe ihn gut vor Augen, dennoch ist noch unklar: Warum sagt er nichts? Ist er tatsächlich behindert?
Ich bin nicht wirklich sicher, ob ein Name oder eine nähere Beschreibung die Geschichte noch intensiver machen würde, weil man mit jemand, der einem näher steht (den man quasi kennt, weil du ihn vorgestellt hast), noch mehr mitfühlen würde?
Das wäre auszuprobieren.
Der Text ist recht kurz. Etwas länger würde ihm sicherlich nicht schaden.
Dennoch nach wie vor sehr gerne gelesen und mitempfunden
Liebe Grüße, Pütchen
_________________ ****************************************************************
"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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Rufina Klammeraffe
Beiträge: 693
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07.11.2012 22:40
von Rufina
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Hallo Keren,
Pütchen hat ja schon die meisten Erbsen rausgefischt und auch in der Schreibübungsecke schon einiges zu deiner Geschichte gesagt.
Zwei Dinge von mir noch dazu:
Mir ist das alles zu knapp. Vor allem kommt mir dann auch der Schluss zu plötzlich und der Schluss selbst lässt mich etwas unzufrieden zurück, weil mir der so den Anschein von "mir ist nichts besseres eingefallen" macht.
Zitat: | Die Experten kamen zu keinem gleichem Ergebnis, oft widersprachen sie sich und stritten lange über neue Heilmethoden und verschiedene Krankheitsbilder. |
Abgesehen von dem Fehler, den dir Pütchen schon angestrichen hatte, mag mir das mit dem "gleichen Ergebnis" einfach nicht gefallen. Vielleicht wäre ein "einhelliges Ergebnis" eine Alternative?
Den Anfang dagegen hast du richtig gut hinbekommen, wie ich finde .
Viele Grüße
Rufina
_________________ Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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08.11.2012 00:41
von firstoffertio
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Ich finde die Idee des Textes auch gut. Schließe mich jedoch den anderen an: Er ist ein bisschen kurz, und daher nicht so ganz überzeugend.
(Ich wüsste eine Therapie, würde der Grund für seine Krankheit bekannt. Umzug nach Irland. )
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Keren Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 260 Wohnort: Die alte Kaiserstadt
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08.11.2012 17:33
von Keren
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Guten Abend zusammen, danke für die Kritik.
Ich werde mir die Punkte mal soweit angucken und versuchen, da noch was raus zu holen. Die Länge ist mehr oder minder so gekommen, das ich einfach nur 10 Minuten Zeit hatte bzw mir selbst nur diesen Zeitraum gegeben habe, um zu schreiben. Dann hab ich es das erste mal überarbeitet und hier reingestellt, um erste Reaktionen abzurufen. Daraus könnte durchaus eine Geschichte entstehen, ich mag die Grundidee und den Jungen als Charakter, vielleicht kommen mir in nächster Zeit noch mehr Ideen, die ich da einbaue.
@Rufina: Das die Ärzte bzw die Experten zu keinem Ergebnis kommen ist beabsichtigt, ich wollte es so darstellen das wir Dinge, die wir nicht verstehen zerstören. So ist die Reaktion der Ärzte und seiner Eltern, den Jungen, den sie einfach nicht verstehen können, in die psychiatrische Klinik einzuweisen und unter Drogen zu setzen. Das Ende bzw die Reaktion der Eltern und der Experten ist als Kritik gedacht.
_________________ Ich weiß, dass ich nichts weiß.
- Sokrates
Und der Tod warf die Sense hin und stieg auf den Mähdrescher, den es ward Krieg. |
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Rufina Klammeraffe
Beiträge: 693
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08.11.2012 17:37
von Rufina
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Hallo Keren,
ist schon klar, wie das gemeint ist und das kommt in der Geschichte auch gut rüber.
Mir ging es um die Formulierung. Ich finde "Die Experten kamen zu keinem gleichen Ergebnis." ist einfach nicht so schön und "Die Experten kamen zu keinem einhelligen Ergebnis." wäre etwas besser formuliert.
Grüße
Rufina
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Keren Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 260 Wohnort: Die alte Kaiserstadt
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08.11.2012 17:40
von Keren
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Ah, okay. Dann hab ich deinen Kommentar falsch verstanden, sorry. Freut mich, das man meine Absichten verstanden hat *g*
_________________ Ich weiß, dass ich nichts weiß.
- Sokrates
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Hardy-Kern Kopfloser
Alter: 74 Beiträge: 4832 Wohnort: Deutschland
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08.11.2012 18:50
von Hardy-Kern
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Keren hat Folgendes geschrieben: | Dann hab ich es das erste mal überarbeitet und hier reingestellt, um erste Reaktionen abzurufen. Daraus könnte durchaus eine Geschichte entstehen, ich mag die Grundidee und den Jungen als Charakter, vielleicht kommen mir in nächster Zeit noch mehr Ideen, die ich da einbaue.
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Ich mag die Grundidee auch, gefällt mir, ist spannend. Ich sehe den Jungen mit seinen Ketten, furchtbar.
Du lässt dir alle Optionen offen, wie man dem Jungen z.B. helfen könnte.
Und nun wird es schwer. Wie das machen, wie das schreiben, findet man überhaupt eine Möglichkeit, ihm zu helfen?
Ich würde es so lassen, denn die Lösung des Rätsels seiner augenscheinlichen Krankheit, würde ich auch nicht in Angriff nehmen
wollen. Es muss auch derartige Geschichten geben.
Hardy
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Keren Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 260 Wohnort: Die alte Kaiserstadt
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08.11.2012 18:53
von Keren
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Eine Möglichkeit wäre es, ihm überhaupt nicht zu helfen und ihn in seinen Ketten schmoren zu lassen. Immerhin träumt er von den Regentagen. Aber danke für das Lob und den Gedankenanstoß.
_________________ Ich weiß, dass ich nichts weiß.
- Sokrates
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gold Papiertiger
Beiträge: 4944 Wohnort: unter Wasser
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08.11.2012 23:27
von gold
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hallo Keren,
deine Geschichte gefällt mir gut! gern gelesen.
Sie erinnert mich an Ottfried Preusslers "der kleine Wassermann", um den sich die Mutter Sorgen macht, weil er so trockene Füße hat...
Lg Gold
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
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Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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