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Gestatten, Tod.


 
 
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Keren
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 260
Wohnort: Die alte Kaiserstadt


Beitrag20.10.2013 21:41
Gestatten, Tod.
von Keren
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Gestatten, Tod.

Es klingelte.
„Komisch“, dachte Herr Müller. Dieses Klingeln riss ihn aus seinem Trott. Normalerweise klingelte morgens der Milchmann und nachmittags der Postbote. An normalen Wochentagen. Mittwoch und Samstag kamen seine Skatfreunde vorbei und sie spielten ein paar Runden. Öfters aber unterhielten sie sich über alte Zeiten und erinnerten sich.
Sonst blieb Herr Müller ungestört. Seine Nachbarschaft hatte sich durch viele Aus – und Umzüge verändert und er ging auf seine alten Tage nicht mehr so oft vor die Tür.
Früher, als Gertrude , Gott hab sie selig, ihm noch regelmäßig morgens Kaffee kochte, war das anders. Damals kannte er viele seiner Nachbarn mit Namen und seine Frau und er waren gern gesehen.
Die Klingel schrillte wieder und holte Herr Müller zurück an seinen Küchentisch. Er blickte auf seinen Abreißkalender. Es war Sonntag, der 27. März. Keine Post, keine Milch und er erwartete niemanden. Mühsam erhob er sich und schlurfte zur Tür.
Der unbekannte Besucher drückte zum dritten Mal auf die Klingel.
Neugierig griff Herr Müller nach der Türklinke und zog die Tür auf. Vor ihm stand eine junge Frau, die ihn freundlich anlächelte. Sie kam ihm bekannt vor, aber er wusste nicht, woher.
„Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“
„Hallo, Herr Müller.“ Die junge Frau streckte ihm die Hand hin. „Gestatten, Tod.“
Herr Müller war verwirrt. Woher kannte die junge Frau seinen Namen? Er durchsuchte sein Gedächtnis nach ihrem Gesicht oder irgendeinem Anhaltspunkt. Ohne Erfolg.
Einem spontanen Impuls folgend ergriff er ihre Hand und schüttelte sie.
„Wo bleiben denn meine Manieren?“ fragte er sich und bat die junge Frau herein.
„Kann ich ihnen etwas zu trinken anbieten?“
Sie folgte ihm in die aufgeräumte Küche.
„Ein Glas Wasser, wenn es ihnen nichts ausmacht.“
Herr Müller kramte aus seinem Küchenschrank 2 Gläser und eine Flasche Mineralwasser und trug diese zum Tisch, an dem die junge Frau sich bereits niedergelassen hatte.
Sie schaute sich in dem kleinen, viereckigen Raum um. Ihre Blicke blieben an 2 gerahmten Fotos hängen. Das erste zeigte Herr Müller und seine Frau bei ihrer Goldhochzeit, das zweite war ein wesentlich älteres Bild seiner Eltern.
Sie nickte ihm dankend zu, als er ihr Glas zuerst füllte und danach sein eigenes bediente.
„Woher kennen sie eigentlich meinen Namen?“ fragte Herr Müller, nachdem er sich ihr gegenüber gesetzt hatte. Diese Frage lag ihm schon länger auf der Zunge.
Die junge Frau lächelte: „Wir sehen uns heute zum vierten Mal.“
Herr Müller schüttelte unwillkürlich den Kopf. Er war sich sicher, dass er diese junge Frau heute zum ersten Mal sah. Trotzdem hatte er immer noch den Eindruck, das er sie kannte. Irgendwoher.
Sie nickte zu den beiden Bildern hinüber.
„Erinnern sie sich nicht mehr?“
„Was meinen sie?“
„Ich war da. Vor ungefähr 30 Jahren. Und vor 7 Jahren.“
„Da? Wo?“
Herr Müller verstand nur noch Bahnhof.
„Im Haus ihrer Eltern. Und am Krankenbett ihrer Frau. Sie haben mich vermutlich nur nicht wahrgenommen.“
„Worauf wollen sie hinaus?“
„Ich sagte es bereits. Ich bin Tod. Und ihretwegen gekommen. Wenn sie soweit sind, ist es Zeit zu gehen.“
Herr Müller verstand. Er reichte ihr die Hand.

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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5982
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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Beitrag20.10.2013 21:55

von nebenfluss
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Hallo Inko,

ich vermag in der Geschichte weder etwas Besonderes noch etwas Spannendes zu entdecken. Die Normalität erstreckt sich bis zum Namen des Protas, vielleicht ist das Absicht, aber warum sollte ich etwas so Gewöhnliches lesen wollen? Die Idee, den Tod in Menschengestalt zu personalisieren, ist auch alles andere als neu. Und dass diese Frau der Tod sein soll, lässt ja schon der Titel, der Name, ihre Vorstellung vermuten. Von daher fehlt der Geschichte am Ende eine unvorhergesehene Wendung. Auch Herr Müller selbst scheint nicht überrascht zu sein, seine völlig emotionslose Reaktion scheint mir unangemessen und lässt auch bei mir keinerlei Empathie aufkommen.

Steht eigentlich der Name von Herrn Müller nicht auf seiner Klingel oder warum wundert es sich darüber, dass sie ihn kennt?

Für die Zukunft noch der Hinweis: Zahlen bis zwölf schreibt man aus.

Tut mir Leid, aber diesem Text konnte ich nichts abgewinnen.

LG
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G.T.
Geschlecht:männlichKlammeraffe
G

Alter: 38
Beiträge: 674



G
Beitrag20.10.2013 22:26

von G.T.
Antworten mit Zitat

Hallo!

Die Begegnung mit dem Tod ist ein schönes und oft umgesetztes Thema. Gerade weil es aber nichts "neues" ist, gilt es m. E., pepp reinzubringen, den Tod auf eine außergewöhnliche Weise darzustellen.
Insofern finde ich die Idee, ihn zu einer Frau zu machen, schon mal sehr gut. Da könnte man sogar noch mehr rausholen. Den Tod stellt man sich als Gerippe oder Sensenmann im Kapuzenmantel vor, in seinem Verhalten eigentlich durchweg männlich. Dass er hier als Frau dargestellt wird, daraus ließe sich sicher viel mehr machen, eben im Kontrast zu klassischen Todesdarstellungen. Deine Idee schöpfst du nicht ganz aus.

Was ich unlogisch finde ist, dass Herr Müller sich wundert, warum die junge Frau seinen Namen kennt. Namen stehen für gewöhnlich an der Tür oder am Briefkasten! Ich bin an meiner Wohnungstür schon viel zu oft von Fremden mit meinem Namen angesprochen worden. Er könnte sich wundern, wenn sie ihn in der Stadt mit seinem Namen anreden würde, aber an seiner Wohnungstür ist das nicht wirklich verblüffend.

Wo ich auch gestockt habe, war das Handschütteln. Eigentlich ist das doch ein wichtiger Moment, zumindest ging ich davon aus, dass es etwas bedeutet, wenn ein Mann - wenn auch unwissend - dem Tod die Hand gibt. Die Berührung mit der Hand durch den Tod ist über Jahrhunderte ein wichtiges und symbolisch aufgeladenes Bild. Insofern ist das Händeschütteln von Herrn Müller außergewöhnlich, denn für gewöhnlich zerrt der Tod an den Händen derer, die er holt, in deiner Geschichte streckt der Todgeweihte dem Tod aber selber die Hand entgegen. Bau diesen Überraschungsmoment doch aus, mir fehlt in deiner Geschichte die Auseinandersetzung mit traditionellen Todesdarstellungen. Die musst du ja nicht übernehmen, im Gegenteil, du kannst ihnen etwas interessantes entgegensetzen, aber ich glaube, dein Tod erhält mehr Charakter, wenn man eben die Reibepunkte zu klassischen Todesdarstellungen merkt.

Ansonsten muss ich mich meiner Vorrednerin anschließen. Ich finde diese Geschichte leider auch sehr blass. Kein Aha-Erlebnis, nichts, was wirklich hängen bleibt. Ich würde sagen, versuch es nochmal und arbeite den Tod, sein Verhalten auch im Kontrast eben zu anderen Toden, die du gelesen oder auf Kunstwerken gesehen hast, genauer aus.

Schönen Abend noch! Wink  G.T.
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nebenfluss
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Beitrag20.10.2013 23:49

von nebenfluss
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G.T. hat Folgendes geschrieben:
Ansonsten muss ich mich meinerm Vorrednerin anschließen.

 Wink


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G.T.
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G
Beitrag20.10.2013 23:57

von G.T.
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Ups! Da versuche ich mal, aufs Geschlecht zu achten, und falle aufs Pferd rein. Ich denke nur in Klischees. Laughing
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Trearu
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Beitrag21.10.2013 11:44

von Trearu
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Ich kann leider auch nichts gutes zu der Geschichte sagen.

Es passiert einfach absolut gar nichts, dass nicht schon durch den Titel gespoilert wurde.
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Mana
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Wohnort: Düsseldorf


Apollon
Beitrag21.10.2013 12:10

von Mana
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An sich ganz ordentlich geschrieben, aber wie meine Vorredner schon sagen fehlt irgendwie die Würze.

Dass der Tod gespoilert ist finde ich in Ordnung. Solche Geschichten gibt es viele, da ist es einfach fast unmöglich das in diesem Kontext zu verheimlichen.

Ich meine Herr Müller gammelt in seinem Alltagstrott vor sich hin. Und plötzlich klingelt da jemand an der Tür, der nicht erwartet wird. Da erwartet man als Leser schon den Tod.

Wie gesagt fehlt es hier an Würze. Ich hätte es interessant gefunden, wenn die Frau (Tod) mehr wie eine Versicherungsverkäuferin rüber kommt. Son aufdringlicher Staubsaugervertreter oder Zeuge Jehovas. Die zeigt ihm eine ganze Menge Prospekte und unsinnige Angebote Wäre doch ganz lustig wenn sie ihm noch versucht zum Tod alle möglichen Extras aufzuschwatzen.

Aber so wie der Text da steht ist die einfach nur uninteressant. Da fehlt was.
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MosesBob
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Administrator
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Beitrag22.10.2013 10:23

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo!

Deiner Geschichte fehlt Leben. Klingt jetzt erstmal doof, wenn es um den Tod geht, aber das ist leider der Eindruck, den ich beim Lesen gewonnen habe. Einen weiteren Schwachpunkt sehe ich darin, dass das Ende vorhersehbar ist. Dass der personifizierte Tod gekommen ist, um Herrn Müller zu holen, ist praktisch nicht erst seit ihrer Vorstellung klar, sondern bereits mit dem Titel deiner Geschichte. So steuert die Geschichte also von Anfang an auf ein Ende zu, das sich jeder denken kann, und das zwischendurch zu keinem Zeitpunkt angezweifelt oder durch eine besondere Wendung aufgefrischt wird. Kennst du den Film „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino? Der Film beginnt mit einem Dialog zwischen einem SS-Offizier und einem Bauern, der in seinem Keller jüdische Flüchtlinge versteckt. Ich habe den Film nur ein einziges Mal gesehen und bin auch kein sonderlicher Tarantino-Fan. Aber dieser Dialog, der bestimmt fünfzehn Minuten oder länger dauert, ist so packend durchdacht und geschauspielert, dass man bis zum Schluss nicht genau weiß, worauf er hinausläuft – und das, obwohl man eigentlich nur zu gut weiß, worauf er hinauslaufen müsste. Warum ich Tarantino hier erwähne? Ich glaube, dass eine solche Dialogführung auch deiner Geschichte nicht schaden kann. Die Idee, dass der Tod an der Tür klingelt, ist nun ja keine neue. Man kann der Idee aber etwas Frische einverleiben.

Wie würde ich die Geschichte schreiben? Ich würde ihr auf jeden Fall einen neuen Titel geben, der nichts über den Tod verrät. Danach würde ich der Geschichte das anfangs erwähnte Leben einhauchen, indem ich ein bisschen Persönlichkeit und intime Tristesse in das Leben von Herrn Müller hauche. Seine Frau ist tot, der Milchmann und der Postbote sind konstante Zeitpunkte ein seinem Leben, ja regelrechte Ereignisse. Gibt es eigentlich noch Milchmänner? Ich kenne sie nur aus Erzählungen und Filmen. Die Rolle eines Milchmanns könnte man für einen kleinen Schlenker nutzen, ein Spiegelbild von Herrn Müller: die aussterbende Gattung Milchmann, vielleicht ein einsamer Frührentner, der Bedürftige und Abonnenten beliefert. Wenn es nicht der Milchmann ist, dann ist es vielleicht das Essen auf Rädern oder die Lebensmittellieferung vom Supermarkt. Als nächstes brauchen wir ein Gesprächsthema. Dass der Tod in seiner jetzigen Rolle beim Ableben von Herrn Müllers Eltern und seiner Frau anwesend war, ist ein sehr guter Ansatz. Aber: Muss man den Tod dabei so offensichtlich als Tod kennzeichnen? Nö! Führe den Leser an der Nase herum. Der Tod könnte zuerst so sprechen, als wäre er ein alter Bekannter. Danach spricht er, als wäre er ein Arzt gewesen oder eine Krankenschwester, meinetwegen auch der Leichenbestatter, ein Kirchendiener. Lass ihn Details von der Krankheit, der Behandlung, des Sterbens oder des Begräbnisses erwähnen, die nur jemand kennen kann, der dabei war. Dass es sich bei dem eintretenden Gast um den Tod handeln könnte, würde ich höchstens als vage Ahnung im Gedanken des Lesers gelten lassen. Bis zum Schluss. Die Pointe muss den Leser nicht fassungslos vom Hocker hauen. Es reicht dicke, wenn er denkt: "Ha! Also doch!"

Viele Grüße,

Martin

PS:

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
„Hallo, Herr Müller.“ Die junge Frau streckte ihm die Hand hin. „Gestatten, Tod.“Herr Müller war verwirrt. Woher kannte die junge Frau seinen Namen?

Vielleicht vom Schildchen unter der Klingel? Laughing


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Das Leben geht weiter – das tut es immer.
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Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
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Kara
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Alter: 46
Beiträge: 293



K
Beitrag22.10.2013 10:35

von Kara
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Hi Inko!
 Nun schreibe ich Dir zum vierten Mal! , irgendwie habe ich Probleme mit der Technik/ mit meinem Laptop/ oder mit Hernn DSfo. Um nicht wieder ausgeloggt zu werden, nun das Ganze häppchenweise...

Ich denke, die Erwartungshaltung des Lesers muss nicht immer bedient werden. es muss nicht immer Hollywood sein. Ich finde Deine Geschichte charmant, gerade weil sie so unaufgeregt daher kommt. Der Tod klingelt, wird hineingelassen und angenommen. Punkt. Kernaussage.

So, ich muss mich leider mit dem Schreiben etwas beeilen, werde immer wieder hinausgeschmissen....
Ganz schnell : Ich persönlich bin froh, dass Du auf altbewährte Zutaten wie innerer Konflikt und Spannungsmomente verzichtet hast. Das klingt komisch aber, das meine ich ernst. Das Fehlen von etwas zu Erwartenden kann durchaus seinen Reiz haben.
Ein solide geschriebener Text in ruhigem Ton, der mir gerade durch seine Schlichtheit und Unaufgeregtheit   im Gedächtnis bleiben wird.

Weniger ist manchmal mehr. Prima.
Und witzig auch der Gedanke, dass eventuell die Erwartungshaltung des Lesers nach Würze und Spannung, Action und meeeeeehhhhr bewußt nicht bedient wurde.  Das würde ich wirklich witzig und mutig finden. Ist zwar eine Mutmaßung, aber der Gedanke bringt mich zum Schmunzeln.
Lieben  Gruß, Kara
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Keren
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Beitrag29.10.2013 22:26

von Keren
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Guten Abend zusammen, vielen Dank für die Kritik und das vereinzelte Lob ^^

Die Idee für mich hinter der Geschichte ist im Großen und ganzen das, was Kara schon beschrieben hatte. Etwas komplett unaufgeregtes, doch relativ Normales.

Klar, man hätte die Geschichte spannend und unglaublich ausschmückend schreiben können, wo ich mich aber persönlich gegen entschieden habe. Ich mochte die unaufgeregte Idee, das der Tod noch Hausbesuche macht. Oder gerade in diesem Fall einen Hausbesuch abstattet.

Trotzdem kann ich eure Standpunkte und die Kritik verstehen, die sicherlich gerechtfertigt ist. An das Klingelschild habe ich persönlich nicht gedacht, und ich musste immer wieder schmunzeln, wie oft es erwähnt wurde. Seid ihr nicht trotzdem verwirrt, wenn ein komplett Fremder vor der Tür steht und euch wie einen Bekannten ansprecht?

@MosesBob: Jop, ich kenne den Film und den angesprochenen Dialog, der ist wirklich klasse. Danke für das anschauliche Beispiel, so hab ich immerhin einen weiteren Ansatz für die Geschichte gefunden, um sie nochmal zu schreiben smile

Aber mal eine Frage so in die Runde, da hier steht, das dem Text etwas fehlt: Muss es immer unglaublich abgedreht sein? Oder muss der Autor dick auftragen, um zu überzeugen? Ich meine in diesem Fall zum Beispiel eine übertriebene oder aufgeladene Darstellung des Todes, die nicht als einfache junge Frau zu Herr Müller kommt. Was ist an diesen überzeichneten Charakteren so spannend?


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Und der Tod warf die Sense hin und stieg auf den Mähdrescher, den es ward Krieg.
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G.T.
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G
Beitrag29.10.2013 23:04

von G.T.
Antworten mit Zitat

Ich finde, dass es gar nicht mal um "Überzeichnung" geht, sondern um eine Form von "Eigentümlichkeit". Eigentümlichkeit der Geschichte oder wenigstens eines ihrer Protagonisten.
Das heißt nicht, dass ein Autor überspitzte Figuren schaffen muss, die ganz viele schrullige Eigenheiten haben, aber irgendetwas, das eine Figur auszeichnet, sollte da sein. (wobei "sollte" hier eigentlich unpassend ist, ist ja nur meine eigene Auffassung)
Auch die "Uneigentümlichkeit" kann für eine Figur charakteristisch sein, aber auch die wird in gelungenen Geschichten meist so dargestellt, dass sie schon wieder eine Eigentümlichkeit ist, etwas Bemerkenswertes. Dein Tod wirkt auf mich so blass, weil er recht "unaufgeregt" daher kommt (was ich an sich nicht schlecht finde), andererseits aber klischeehaft: dieses "wir sind uns schon begegnet vor soundsoviel Jahren" ist langweilig.
Die Geschichte kann ja so "leise" bleiben, aber ich wünsche sie mir etwas ... hm, schwer zu sagen ... dichter?
Es gibt einfach Punkte, an denen ich hängen bleibe und das Gefühl habe, dass hier der Tod nicht konsequent zuende gedacht wurde. Konkret gefragt: Warum kann Herr Müller dem Tod ohne Probleme die Hand schütteln, das Hand reichen am Ende wird aber plötzlich (scheinbar) zum Todesakt, zum Einverständnis? Ist der Tod erst innerhalb der Geschichte zum Tod geworden, hat also erst das Gespräch zwischen der jungen Frau und dem Mann die Frau zum Tod gemacht? Solche Interpretationen stehen im Raum, wenn eben eine so wichtige Geste wie Händereichen zwischen Tod und Mensch unterschiedlich in derselben Geschichte dargestellt wird.

Ich finde, es kann noch Pepp rein, unaufgeregter Pepp. Die Geschichte muss nicht spannend sein, nicht witzig, sie kann ganz ruhig eine Begegnung beschreiben. Aber in dieser Begegnung wünsche ich mir beide Charaktere und das, was zwischen ihnen passiert, möglichst plastisch und dreidimensional. Der Tod wirkt auf mich hölzern, wie eine Puppe, die altbekannte Sätze spricht. Das kann man - ganz leise - noch intensiver machen.

Gruß! Wink G.T.
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Mana
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Beiträge: 2227
Wohnort: Düsseldorf


Apollon
Beitrag29.10.2013 23:09

von Mana
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Was großes, ausgefallenes oder dick aufgetragenes muss es nicht sein. Du kannst es auch einfach und vorhersehbar lassen, das ist in ordnung. Aber langweilig oder uninteressant sollte es nicht sein. Es musd keine spannende Wendung haben. Aber irgendwas, dass es besser macht als es jetzt ist sollte es schon sein. Eine Möglichkeot wäre eine fesselnde Schreibweise, oder eine versteckte Metapher oder Kritik. In Ulysses passiert irgendwie auch nichts, und trotzdem passiert ganz viel. Einige Autoren können über ihrem morgentlich Stuhlgang so gut schreiben, dass man daraus Bestseller macjen könnte (einige Bestseller haben auch die Qualität von morgentlichen Stuhlgang).

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Der Verstand schreibt mit Tinte, das Herz mit Leidenschaft...

Wissenschaft ist ein stahlharter Metalldildo zum umschnallen.- Vince Masuka

Mein Lieblingsepigramm:
"Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in gott und gott in mich zusammenfasse." von Johannes Scheffler
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MosesBob
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Alter: 44
Beiträge: 18339

Das Goldene Pfand DSFo-Sponsor



Beitrag05.11.2013 11:10

von MosesBob
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Hallo Keren!

Keren hat Folgendes geschrieben:
Aber mal eine Frage so in die Runde, da hier steht, das dem Text etwas fehlt: Muss es immer unglaublich abgedreht sein? Oder muss der Autor dick auftragen, um zu überzeugen? Ich meine in diesem Fall zum Beispiel eine übertriebene oder aufgeladene Darstellung des Todes, die nicht als einfache junge Frau zu Herr Müller kommt. Was ist an diesen überzeichneten Charakteren so spannend?

Ich würde aus der Geschichte nichts Abgedrehtes machen. Meiner Meinung nach würde zu viel Abgedrehtes zwangsläufig eine Satire aus dem Stück machen. Man würde permanent auf einen Lacher warten, der möglicherweise gar nicht kommt, weil er ja überhaupt nicht beabsichtigt ist. Für mich besteht der Reiz an diesem Thema gerade darin, eine atmosphärisch dichte Geschichte zu schreiben, die durch Gesprächsführung fesselt. Darin sehe ich das Potenzial.

Viele Grüße,

Martin


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Gast







Beitrag06.11.2013 08:32

von Gast
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Hallo Keren,

die Geschichte ist tatsächlich schlicht, sie ist ereignislos und sie hat sogar ein ziemlich fades, enttäuschendes Ende. Trotzdem hat sie mich dazu gebracht, die Sache nachzuspielen … nachzuspielen als ich in meiner eigenen Küche stand und Kaffee filterte. Plötzlich klingelte es …

Es klingelte und ich wusste, es ist eine gute Geschichte, weil sie mich zur Identifikation einlud.

Heute früh dann saß ich im Bett und las. Kam eine Fliege. Normalerweise greife ich sofort unter die Matratze, wo die Fliegenklatsche liegt – und zack! Heute nicht, ich war friedlich, mein neues Haustier durfte sogar über die Buchseite laufen, konnte es sich bequem unter meinem Daumen einrichten. Störte mich nicht.

Warum bist du heute so friedlich mit dem Tier? Ich spürte ein wenig und noch ein wenig und begriff, es gibt eine (noch wirksame) kleine Verbindung zum gestrigen Nachspielen. Etwas vom Reinlassen und widerstandslosen Mitgehen ist geblieben. Das reichte dann der Fliege und mir reichte es auch.

Keren, du hast eine feine Geschichte geschrieben, Kompliment.

Nada
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag09.11.2013 20:57
Re: Gestatten, Tod.
von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Keren hat Folgendes geschrieben:
Die Klingel schrillte wieder und holte Herr Müller zurück an seinen Küchentisch.


Wo war er denn vorher. Ich vermute, Du meinst, das Klingeln riss ihn aus seinen Gedanken. Dies ist der einzige Satz, der mir persönlich nicht gefällt.

Ansonsten mag ich die unaufgeregte Situation. Herr Müller (wunderbar sprechender Name) geht, wie er gelebt hat.

Ein gern gesehener Mann, der auch von der Tod freundlich empfangen wird. In seinem Leben ist er nicht besonders aufgefallen, hat sich nicht durch Widerspruch gegen seine Umgebung ausgezeichnet. Es gibt also keinen Grund, dass er Frau Tod mit besonderem Widerstand begegnet.

Ich denke, es gibt genügend Leser, die auch unspektakuläre Geschichten mögen.


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Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

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madrilena
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Beiträge: 647



Beitrag10.11.2013 11:22

von madrilena
Antworten mit Zitat

Hallo Keren - ich möchte mich NICHT der Kritik einiger meiner Vorschreiber anschließen. Gerade wegen ihrer "Ereignislosigkeit" (was Auslegungssache ist, denn dem Tod die Hand zu reichen, ist nicht gerade ereignislos) und weil mal nichts Krimihaftes, Schreckliches, Grausames in Deiner Geschichte zum Ausdruck kommt, gefällt sie mir gut. Viele Geschichten um den Tod sind immer so wahnsinnig spektakulär und dabei kann er gerade so, wie Du es beschrieben hast, daherkommen, so wie nebenbei und doch alles beendend. Ich hoffe, ich lese in Zukunft noch vieles von Dir.
Gruß madrilena


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1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
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JSB15
Erklärbär
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Beiträge: 2



J
Beitrag17.10.2014 09:08

von JSB15
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Hallo Keren,
ich persönlich finde die Idee die hinter der Geschichte steckt sehr Interessant, gerade weil das Thema Tod und die Frage wie dieser von statten geht unweigerlich für jeden ein Thema ist, mit dem man sich früher oder später einmal beschäftigt.
Die Umsetzung des Themas finde ich ebenfalls zu einem großen Teil sehr gelungen, auch wenn die Kernaussage in dem Dialog und den Gedanken beider Personen ein wenig untergeht. Mein größter Kritikpunkt ist jedoch das Ende, in dem Herr Müller den Tod einfach akzeptiert und sich damit abfindet, was meiner Meinung nach komplett unrealistisch ist, selbst nachdem er einige Schicksalsschläge hinter sich hat.
Gruß JSB15


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gezeichnet JSB
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AGWerder17
Erklärbär
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Beiträge: 3



A
Beitrag17.10.2014 09:16
Kommentar
von AGWerder17
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Hallo Keren,

Deine Geschichte finde ich sehr interessant. Das sehe ich etwas anders als die anderen, denn das Thema Tod wird auf eine merkwürdige, aber witzige Weise dargestellt. Die Geschichte finde ich insgesamt gelungen, allerdings hätte man den Kern der Geschichte etwas länger schreiben können.
Dennoch finde ich es merkwürdig und etwas unrealistisch, dass Herr Müller den Tod einfach so annimmt, vielleicht liegt es daran dass er schon alles verloren hat und sein Leben nicht mehr führen möchte.

Hoffentlich hat der Kommentar dir geholfen.

Gruß AGWerder17


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firstoffertio
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag17.10.2014 23:40

von firstoffertio
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Ich genieße, wenn man das so sagen kann, die Schlichtheit dieses Textes auch. Wenn, dann würde ich eher zu noch mehr Kürzen raten.

Das mit dem Namen ist tatsächlich etwas eigenartig. Dass er sich wundert, woher sie ihn weiß.

Anstatt dessen vielleicht eher so etwas wie: Was verschafft mir die Ehre ihres Besuches? Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.  Oder so ähnlich.
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