Rot

[bananenfisch]

Vor Jahren, ich war noch ein Kind
suchte ich das eine, das reine
Rot, aus dem alle anderen sind.

Die Farben, sie zogen vorbei
ich prüfte sie alle auf reines
Rot; nicht eines war dabei.

Dann sah ich es, an mir:
Eine zeröffnete Ader gebar:
Säfte, Wallung, Raubgetier!

Ich sah auf diese Wunde;
da kam ein Staunen, wunderbar
rot, auf mich in dieser Stunde.

[Gast]

Hallo Inkognito,

ich erinnere mich, vor Jahren mal einen Manga gelesen zu haben, in dem ein Maler mitten im Gewühl eines Kampfes sich genau dieselbe Frage nach den "richtigen Rot" gestellt hat - dann spladdert Blut über sein Bild, und er ist entzückt - das ist es!

Deinem Text stehe ich recht kühl gegenüber, weil ich das Gefühl habe, er kommt nicht ausreichend / nicht überzeugend auf den Punkt.

Nimm die letzte Strophe - die wäre, anschließend an die vorletzte, doch mit fünf Worten darstellbar: "Ich sah es, staunte rot". Das ist natürlich noch nicht "gedichttauglich", und man kann das auch sicher zu einer dreizeiligen Strophe auseinanderfalten, aber die müsste dann schon mehr Zug haben als deine, bzw. weniger reines Füllmaterial (ein anderes Beispiel wären die beiden "sie" in S2).

In S2 finde ich "nicht eines" inhaltlich verdächtig - das klingt, als könnten es mehrere sein, es geht aber doch um "das eine"?

Gruß,

Soleatus

[firstoffertio]

Mich ueberzeigt das von den Fakten, auf denen der Text aufbaut, nicht.

Als Kind sucht man kein reines Rot.
Als Kind erlebt man aber das, was du dann hier als reines Rot anerkennst. Wie oft bin ich hingeflogen, hab mich geschnitten, gekratzt..., und dieses "reine Rot" gesehen, bevor ich einen Begriff von "reinem Rot" hatte.

[bananenfisch]

Hallo zusammen,

danke für eure Kritik. Ich teile euere Bedenken mittlerweile und schieb das Teil mal auf die Hobelbank, vielleicht kann man da noch was draus machen.
(War sowieo nur eine Nachdichtung eines anderen, noch schwächeren Gedichtes).

Beste Grüße
Bananenfisch