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Eredor
Geschlecht:männlichDichter und dichter

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Wohnort: Heidelberg
Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag02.03.2014 19:57

von Eredor
Antworten mit Zitat

hier spricht einer, der außer "arthur est un perroquet" nicht mehr viel französisch kann. ich sehe diese fremdsprachigen zeilen als einen literarischen atemzug. dem inhalt vorweggenommen, erinnern mich deine worte, in zusammenhang mit den französischen, an einen dieser atemzüge.
einen dieser tiefen atemzüge die man macht, wenn da etwas existiert, das einen umhaut.
schau: ich sehe die frau meiner träume und wie sie lächelt als ich auf sie zulaufe, und bevor wir uns zur begrüßung umarmen und küssen, würde ich einen solchen atemzug machen. da spüre ich meinen brustkorb wie er sich hebt, ein grinsen kommt mir auf, und die zeit hat absolut keine bedeutung. das ist einer dieser momente, in denen absolut alles auf dieser welt wunderschön ist - und man würde tränen der freude vergießen, wenn man denn könnte; aber dazu ist dieser atemzug in der regel zu kurz, alles überlagert sich wieder. die zeit ist eben ein biest.
ich will nur sagen, dass dein gedicht mich von seiner substanz sehr stark an genau dieses gefühl erinnert hat wie ich es dir eben beschrieben habe.

du merkst ja auch, ich gehe hier nur auf das gefühl ein (weil was will ich schon inhaltlich zu einem text sagen, den ich nur zur hälfte verstehen kann?)

- wartest, bis worte
abfallen, frisst
verputzt, lebst, weil du
liest, atmest heldenstaub -


davor schwingt sich der text ein, hier in der mitte kommt dieser tiefe atemzug. wirklich, ich habe diese zeilen gelesen und direkt dieses gefühl dazu empfunden, musste grinsen und das war einfach gut für mich. und am ende, da endet der tanz. die mauer will dich. die zeit ist eben ein biest.

bewusst sag ich nix zum inhalt, ich wollte schon seit längerem nur auf das gefühl eingehen, das mir ein gutes gedicht vermittelt. den inhalt ausblenden, worte ausblenden, wie in einer szene, die sich nicht vergessen lässt. und dein - wirklich gutes - gedicht hat da wie die faust aufs auge gepasst.

danke für dieses gefühl, liebe anja!

lg dennis


_________________
"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
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Nihil
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Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag12.03.2014 04:13

von Nihil
Antworten mit Zitat

gedicht mit wendung ohne punkt

hierin bestand die schwierigkeit
entgegen bekannter langwierigkeit
ein voran bewahren wie ein land vor krieg
mit stieres stirn der wand den rand erstiert
dabei das leid gezeiht
der zeit zu sehr bereit zu sein
zäsur heißt einschnitt
vers heißt wendung und ich wand mich
zweimal notlos um zum tod bis ich
ein wir war im wirrwarr entstanden
der plumpssack geht um wer sich
umdreht oder lachkrebs hat
auf den gezeiten reitet bis ans land
im innern reift sein lachen wächst
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Gast







Beitrag13.03.2014 03:49

von Gast
Antworten mit Zitat

RESET
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Gast







Beitrag23.03.2014 01:31
reset / fuck fear
von Gast
Antworten mit Zitat

.



rächen verse die verschwendung dieses
einen lächelns, das gestohlen und dann
sepia verfärbt, gedruckt und später
eingerahmt, betrachtern so skurriler
totenmasken würdevolles spielen log?

fürchtest du das spiegeln jeder scherbe
unter trümmern, steinen, brand - ton
choix, non pas: regret – tu dois le vivre
kommt dort nicht ein blenden, fauchen?

faire sans crainte ce choix? veut dire fouiller
eingeweide unter haut, die längst zu
alter rinde schon verkohlte, schätze
rauchen dennoch und ihr qualm: er beißt



.
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Gast







Beitrag06.04.2014 07:32
für h.
von Gast
Antworten mit Zitat

.



    wenn nur die nächte nicht
    wahr morgen wird alles
    stimmen, erste, dringen
    durch zu dünne wände  
    singen dir hörst du bist
    noch nicht taub
    wenn nur die nächte nicht
    so kennst du jeden winkel
    hast du erforscht, auch tote
    bleiben voller zeilen
    flüstern, klingen gestriger
    gläser staub flieht wimpern
    brechen dir schein, glanz
    blicke würzen dunkel
    wenn nur die nächte nicht
    schon





.
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Lorraine
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Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag16.09.2014 05:41
 [teɪst]
von Lorraine
Antworten mit Zitat

[...]


.
      leer taste
       
      wie dunkles wasser schmeckt wie
      glatt die seiten rau das pflaster
      über schwappen

      see zunge

      die auf meiner zerging und
      es war die letzte
      weiche nacht und


        klinker knusper kleines haus
        knitterfee dein wuchergarten
        büchermauern osterklaus
        dornenprinzen: draußen warten!


      zweisam heute neben dir
      du riese du lebst du weißt wie
      dunkles wasser schmeckt wie
      lang die nächte leer die seiten
      lächeln
      lass mich dich lesen
      hören


      .
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Nihil
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Beitrag17.09.2014 21:17

von Nihil
Antworten mit Zitat

      (ich lebe jetzt noch bis ich sterbe

      leerer Lärm trotz reichlich Weg in diesem Wald :
      ein Vorgewanderter hat den Klang einer Reise in
      spinngewebten Saiten versteckt · ihm folgen heißt ,
      einem bleibenden Hinüber zu lauschen · wenn man
      die Stille wie einen Mond aus den Schatten wachsen
      lässt , dann werden Zweigpeitschen schmiegsam ,
      herzwärts gewurzelte Hämmer zu Stufen ·
      Knirschelstein kitzelt zwischen den Zehen so hart ·
      Raschlerblatt hebt an zum Morgenflug mit seinen
      Freunden · Tannentote Lärchenleichen riechen nach
      dimmrotem Sonnengedämmer · nach vielen Reisen
      dieser Art : Rindengreise lassen ihre Äste auf deinen
      Schultern ruhen · nicht länger als ein Überdauern .
      mal sehen was danach so geht)
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Lorraine
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Beitrag04.01.2015 08:43
tes yeux annoncèrent la couleur du discours
von Lorraine
Antworten mit Zitat

.


ne lâche pas leurs plumes ne s'arracheront plus
leurs corps sont lourds tout comme
leurs ailes [mais]
ce souffle qui monte depuis l'enfer :
porte
nah sein in nächten · wie stark muss der
druck von gedanken

érèbe offre des fleurs en ficelle
toutes les couleurs dorment dans le noir
éos les réveille
elle peint le ciel du matin le tien tout comme
le mien

sieltor mein herz und bei ebbe strömt
alles zurück · unser wir

le fusain du mal [il ne voulait pas me faire du]
dessine les veines noires [de la dentelle]
pétales comme autant d'ailes musiciennes
noctuidé mon monstre en miniature
belle d'un jour [cela ne doit pas se reproduire]

l'écran dans ta boîte de nuit connaît tous les vices
il s'en échappent des flots de scènes
tu gagnes [la bataille de] toutes les nocturnes
et un lot d' images nouvelles
ne les lâche point [tu les possèdes]
il n'y a personne comme
toi je voudrais avaler  
toute la poussière [ludique illusion] aux alentours
pas un grain
doit rester [afin que] tu ne mordes pas

du nennst es spiel
goûte aux lendemains de mon passé viens
visiter des lieux que nul n'a jamais explorés
sois là [du bist weiter als ich] au rendez-vous
de toute cette étendue d'un paysage que tu
vas pouvoir chanter à partir du
néant


.
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Lorraine
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Beitrag06.01.2015 12:00
g.viert/IV
von Lorraine
Antworten mit Zitat

.


    glow

    nicht vergessen dass die kalte nacht das größte aller noch zu sehenden geheimnisse verbirgt und nie aus angst vor schatten augen schließen auch dem kleinsten licht durch weit geöffnete pupillen einlass bieten bis das glühen wieder über hautgeröte fremden neue alte zeichen brennt


    go feel yourself

    in druntenräumen wo sich scherben häufen krüge flaschen kaum erkennbar als vergangne ganze lagern bleibt doch klang vom splittern übrig langsam klippernd gehen um zur treppe zu gelangen wendelnd wie der hals des fabelflugtiers lockt sie und lädt eine dazu ein doch jetzt hinaufzusteigen und vom nebel einer nacht im winter tief zu atmen
     
    warte nicht die sonne ab die jedem scheint
      

    grave party 

    verzogenes flackern gezuckerte äcker
       

    greasy river bells don't ring yet

    an ufern zu sitzen und blicke in strudeln zu suchen stunden versenkte


.
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Lorraine
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Beitrag10.02.2015 10:40
merkzettel I
von Lorraine
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    .



    sezier dich nicht was bliebe denn
    schreie trocknen ein auch wenn sie
    gestern so weit spritzten von den
    rotorbättern bis in die kulissen
    einer filmstadt eingeflogen muss es
    mehr gewesen sein als das besondere
    allein so nah an kugellagern seiner
    knochen sehnen alles nur geliehenes
    aus einem werkzeug kasten spielend
    lernen wie auch wunden nur als teil
    der rolle gelten geh wer schrieb sie
    dir denn auf den leib wer zielte ab
    oh schreckschuss mach dich doch nicht
    echolich verlier dich nicht bleib
    ganz und halt dich fern vom steinmetz
    wenn er durchdreht seine scheibe
    trennt verschmier dich nicht nimm
    haltung an gerinne sei ein fest und
    lass ihn feiern wie du fällst



    .
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Lorraine
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Beitrag17.03.2015 10:57
g.viert/V
von Lorraine
Antworten mit Zitat

    .



    grundriss

    was er verrät ist ein plan oder wunsch nach geordnetem denken und sonnigen seiten auch schutzbefohlenen zwei dimensionen draufsicht und richtung
    bedeckt gibt sich ahnung von schwindel


    gras

    ist gewachsen von wechselnden winden gestreichelt ein stricheln in grün und in silber später ein wogen oder ein niedergeregnetes weitflächig sturmeingeknicktes jetzt ist belebte erde darunter so nah ein vergehen verwesen gewimmel ein sammeln gefallenes keimt


    gehrung

    einander treffende winkelhalbierende schräg zueinander passende wie dieser rahmen entstand und ein bild seinen maßen entsprechend zur hängung entworfen
     
    hätte werden können
    kein verb half der hand ein blick
    schon verloren


    glasur

    geschmolzenes längst wieder kühl und starr nichts dringt hindurch ein glanz die glätte ein hartes dauern feines panzern bis es zerschellt nach freiem fall und fernem aufprall weit im dunkel unten später viel später zusammen
    gekehrtes auf schaufeln gehäuftes und endlich zermalmtes



    .
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Gießkanne
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Beitrag17.03.2015 14:06

von Gießkanne
Antworten mit Zitat

Zitat:
ne lâche pas leurs plumes ne s'arracheront plus
leurs corps sont lourds tout comme

 Sad Nihil intelligo, sum latin. (?)


_________________
Die Schlacke einer verbrannten Liebe im Hochofen des Herzens ist ein Nebenprodukt, das man so schnell leider nicht loswird.
Mogmeier
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Nihil
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Beitrag17.03.2015 15:15

von Nihil
Antworten mit Zitat

Ich suche nach Einsprechbarem und werde mich, glaube ich, lieber im Vertonen zu den Sachen äußern als in einem Kommentar. Von den Sachen hier in diesem Thread hab ich noch gar nichts eingesprochen, skandalös.


Gießkanne hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
ne lâche pas leurs plumes ne s'arracheront plus
leurs corps sont lourds tout comme

 Sad Nihil intelligo, sum latin. (?)


Egal, Hauptsache Nihil. smile extra
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Lorraine
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Beitrag19.03.2015 00:56

von Lorraine
Antworten mit Zitat

Nihil hat Folgendes geschrieben:


Egal, Hauptsache Nihil. smile extra



Lorraine hat Folgendes geschrieben:
lass mich dich lesen
hören
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Lorraine
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Beitrag22.06.2015 00:32
einsilbig
von Lorraine
Antworten mit Zitat

.


    nacht

      veräußert laute, silben

    platzen, regnen mit den goldnen
    würmern und verglühen
    mein papier rollt sich zu hülsen ein
    wird dicker, saugt aus feuchtem
    gras das schwarze glänzen et la nuit
    elle mâche mes mots, je n'arrive pas
    à cracher mon venin - tout se mélange
    j’attrape froid, ce qui excuse mon inertie
    je deviens un serpent, kaue nicht mehr
    ich schlucke
    werde mich erst häuten, wenn
    das schwere, mich verformende
    zermalmt, zu brei, zu schleim
    verkommen ist.  

    bersten? ein verdacht, vielleicht

    mirwärts rutscht von halden tonlos
    rosenquarz, brocken immerhellen
    minerals umgeben diese kalte hülle
    und ich kann nur warten, bis mir
    meine hände wieder wachsen, arme
    beine, alles was ich brauche: mehr
    bewegen muss ich, als mich selbst


    licht
     
      in öl schwimmt, schleicht

    über gesichter in paletten, kurz
    bevor sie brennen; augen
    wo äste sprossen
    passive lippen, ihr glaube
    von bergen versetzt
     
    unter tage im wasser zittert's

    die schere?
    ein wort liegt auf der zunge: durst

    und birst


.
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Nihil
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Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag22.06.2015 21:03

von Nihil
Antworten mit Zitat

Ohh! smile extra

Wie schön, endlich mal wieder ein Gedicht von dir zu lesen. Besonders die erste Strophe lässt mich nicht mehr los, weil ich sie ganz ergründen will, sie nicht nur sprachlich, sondern auch in ihren Bildern so ineinander greift, dass ein sehr ambivalentes Verhältnis zwischen Worten, Nacht und nicht zuletzt dem eigenen Schreiben gezeichnet wird.

Zitat:
nacht

    veräußert laute, silben


platzen, regnen mit den goldnen
würmern und verglühen
mein papier rollt sich zu hülsen ein
wird dicker, saugt aus feuchtem
gras das schwarze glänzen

Eindringlich finde ich hier den Versuch, die Essenz der Nacht einzufangen, indem mit dem Papier, auf dem man dichtet, die Feuchte, der Glanz, die Dunkelheit des Grases abgesaugt, abgepaust werden soll. Die goldnen Würmer ließen mich erst an Feuerwerk denken, wodurch ich dann auf den eigentlichen Sinn (so denk ich?) kam (weil ich in deinen Blog geschaut habe): Die eingerollten Gedichte auf Pergament, die du verbrennst (klasse Idee übrigens!). Erst wird versucht, die Nacht dichterisch einzufangen, dann werden ihr die Worte wieder übergeben. Cercle de la vie.

Zitat:
et la nuit
elle mâche mes mots, je n'arrive pas
à cracher mon venin - tout se mélange
j’attrape froid, ce qui excuse mon inertie

Hier nochmal deutlicher: Die Nacht zermalmt die eigenen Wörter, die als Gift wahrgenommen werden. Hier erkenne ich zwar das Hadern mit dem eigenen Schreiben, frage mich aber, warum Gift die Metapher sein muss. Wem könnte dichtung schaden, wen vergiften? Das LI kommt nicht in Frage, eigentlich, weil es ja selbst eine Schlange wird und gegen das eigene Gift immun sein müsste. Dann noch: Kälte entschuldigt die eigene Trägheit – nicht dichten zu wollen? Welche Art Kälte, darüber ließe sich sicer streiten.

Zitat:
je deviens un serpent, kaue nicht mehr
ich schlucke
werde mich erst häuten, wenn
das schwere, mich verformende
zermalmt, zu brei, zu schleim
verkommen ist.

Das deutsche Wort zermalmen, das dem französischen mâcher gegenübergestellt wird, macht es möglich, das „Schwere, mich Verformende“ mit den eigenen Wörtern, der eigenen Dichtung gleichzusetzen. Wird sie selbst zur Nacht, die ja die Worte frisst? Die Schlange wäre dann quasi Metapher in der Metapher und beschriebe das Fressverhalten der Nacht. Sozusagen. Also: Erst wenn alle schlechten (?) Wörter, die belastend sind, auf dem LI lasten, vernichtet sind, wird es sich erneuern, verjüngen, eine neue Haut tragen können.

Für mich ein ziemlich persönlich (wirkend)es Gedicht, das mir sehr gut gefällt. Ich finde das sehr eindringlich mit den Bildern. Das Hadern mit sich selbst in ein Gedicht verpackt.

Oh, und jetzt hab ich glatt den Rest unterschlagen. Der spricht leider auch nicht in der gleichen Weise zu mir wie dieser Anfang. Schere, Durst, Wasser, das will sich mir alles auch nach mehrmaligem Lesen nicht recht erschließen. À mon avis, le poème ne perdrait rien, si tu mâchait les mots derniers.

Gern gelesen!
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Lorraine
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Beitrag06.10.2015 21:25
... je te demande pardon
von Lorraine
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Nihil? Je prends cette paire de ciseaux et je coupe la lumière sous les pieds de la nuit. smile
Il m'est impossible d'en dire plus sur la deuxième partie du poème (non pas que j'aurais dit quelque chose sur la première Embarassed ). Tu sais bien que ton commentaire m'a fait plaisir, je te salue, le géant.
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Lorraine
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Beitrag06.10.2015 21:28
g.viert/VI
von Lorraine
Antworten mit Zitat

.


gehen

es stünde dort kein haus das noch behüten keine wand die stimmen schlucken müsste kein gestell kein gitter gäbe es und weder laken noch ein lager für das salz nur
diese gasse oder zwischen stämmen eine achse für den blick in ahnungen und gegenlicht das fragen schluckt bevor sie sich in ziffern wandeln


graben

es gäbe keinen grund nichts
was anstößig auch nur leicht
lebend geborgen einfach ans licht
gezerrt und zu vermessen bliebe


grat

weiter nicht mehr warten sollen doch die täler unterm nebel faulen
der dort liegt wie nie verrauchter zorn


gieren

was es verrät wenn nie ein pianist mit seinen händen diesen körper weder haut noch haar betasten wollte


.
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Eredor
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Traumtagebuch
Beitrag06.10.2015 22:00

von Eredor
Antworten mit Zitat

Auto hat Folgendes geschrieben:
weiter nicht mehr warten sollen doch die täler unterm nebel faulen
der dort liegt wie nie verrauchter zorn


Ich pack's nicht.
Zwei Zeilen nur musst du schreiben, um mich komplett zu erschüttern.


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Beitrag08.11.2015 06:35
g.viert/VII
von Lorraine
Antworten mit Zitat

.



greifen

hinein ins vom fortgepflanzten rattern zitternde wasser gebeutelt von übertage her wo schienen liegen salzkristalle regnen jetzt
ist es zu spät für übergriffe unterscheidungen bleibt tasten
fingerspitzeln


glühen

hände aus kälte mitgebrachte die einen strauß nicht halten konnten aufgerieben wandern sollen sie und
sonst noch was
auf touren bringen


gelöst

rätsel bot in quer und schnittig neu gesetzten seiten spiel und trug was fremden pfeilern bögen brücken viel zu schwer wog stahl sich dehnbar einfach in begriffen ein davon und auf
und los


grollen

diesen horizont versilbern viel zu weit sind sommer und gewitter friss das heu die trockenblumen sticheln helfen gegen schlaf der über rost weht lockt sich paaren will im angehäuften roten laub
vergiss die wärme denn ihr preis ist hoch
isolation



.
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Beitrag16.12.2015 08:36
g.viert/VIII
von Lorraine
Antworten mit Zitat

    .


    gast

    der noch nicht zahnt wo er da heute wieder fläzt der ohne sich zu rühren weit herum gereicht und angereichert schließlich noch zur explosivität gekürt wobei erneutes anfeuern mit stroh nicht ausgeschlossen eher angezettelt und geknickten halmen angerechnet würde heißt es


    garten

    nackte äste und ein zaun
    noch windet sich ein blatt
    verfangen


    geraten

    unter rädern oder zwischen ihnen eingefrästen zähnen wird er teil einer maschine die ihm profilräumend von rechts und wegen mangelhaftem reibungswiderstand das flinke mundwerk legt


    gischt

    aufgeschäumter tagtraum tausendfaches platzen träges zischen
    salz und eine gräte
    quer im rachenraum



    .
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Lorraine
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Beitrag03.02.2016 08:34
g.viert/IX
von Lorraine
Antworten mit Zitat

    .



    genesen

    von fern denkt er an sie wie man an tote denkt von denen niemand spricht und wird sie bald
    vergessen haben ganz wie den beginn einer erzählung in dem buch das er nun zugeklappt und auf
    den tisch gelegt dem nächsten gast wohl überlassen
    hätte

    gern

    wenn in der eile seines aufbruchs nicht die halb geleerte flasche umgekippt das buch zu schwamm geworden
    wäre




    genug

    jetzt flüstert sie und meint
    das ende

    gerettet

    mit klammen fingern in gewellten seiten blättern bilder trocken lesen bis ein craquelé sie neu verzärtelt schattenlinien werfend
    denen mondlicht schon zum leben reicht



    .
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