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Einherjer Klammeraffe
Beiträge: 545
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24.01.2011 00:40 Haltestelle (Prosa) von Einherjer
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Mit einem Zischen glitten die Schiebetüren des altersschwachen Linienbusses auseinander. Holger trat aus dem Türschacht auf den geschotterten Grund des Haltestellenbereiches. Er konnte die misstrauischen Blicke des Busfahrers hinter seinem Rücken spüren. Diese Gegend war so abgelegen, dass der Busfahrer vermutlich jeden seiner Fahrgäste kannte. Ein Mann mittleren Alters, gekleidet wie ein Mallorcatourist in kurzen Hosen, Sandalen und einem überlangen Hawaiihemd musste auffallen.
Besonders wenn er ein Einwegticket kauft und dann im Nirgendwo aussteigt.
Aber damit hatte Holger gerechnet.
Und es war ihm egal. Wenn etwas schiefgehen sollte, konnte er einfach wieder in den nächten Bus steigen und davon fahren. Kein Nummernschild, das ihn verraten könnte.
Sein Handy hatte er bewusst zuhause gelassen, damit man ihn nicht finden konnte.
Holger setzte seine Sporttasche ab und wartete geduldig, bis der Busfahrer die Türen geschlossen hatte und davon fuhr.
Der Wind blies Holger den Duft der in Blüte stehenden Felder und Wiesen um die Nase. Nach der anstrengenden Anfahrt im stickigen Überlandbus, fühlte er sich wieder deutlich besser. Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Bus die Landstraße hinunterfuhr und hinter einem flachen Hügel verschwand.
Holger sah sich um. Eine Hügellandschaft umgab ihn. Weiden und Felder soweit das Auge reichte. Er hatte sich zuerst die Umgebung für sein Vorhaben ausgesucht. Eine abgelegene dünn besiedelte Region war ideal. Die Wahrscheinlichkeit gestört zu werden war sehr gering.
Erst danach hatte er sich das Objekt ausgesucht.
Holger musste lächeln, als er das Mädchenfahrrad an dem Wartehäuschen lehnen sah.
"Kevin?", Holger fuhr herum.
Eine junge Frau, eingentlich noch ein Mädchen stieg aus dem Straßengraben. Sie war vielleicht dreizehn oder vierzehn Jahre alt. In der rechten Hand hielt sie einen kleinen Strauß aus Wildblumen.
Ihre Gesichtszüge entglitten ihr, das anfängliche Lächeln verschwand, Angst breitete sich über ihr hübsches Gesicht aus.
"Hey du." Holger versuchte zu lächeln.
Die Panik im Gesicht des Mädchen war nicht mehr zu übersehen.
Sie fing an am ganzen Körper zu zittern, der Blumenstrauß viel zu Boden, ihre Stimme klang brüchig.
"Ich ... Ich will nur zu meinem Fahrrad."
Holger machte einen Schritt zur Seite. Das Mädchen machte ein paar vorsichtige Schritte nach vorn.
"Wer ist denn dieser Kevin?"
Irritiert blieb das Mädchen stehen. Sie ring mit sich.
"Ich habe ihn im Internet kennengelernt. Er ist fünfzehn."
"Und du findest ihn ganz nett?"
Das Mädchen schwieg und senkte den Blick.
Holger sprach ruhig weiter.
"Und er hat dir Fotos von sich geschickt? Lass mich raten, er ist sehr hübsch."
Ein Handy piepte, und das Mädchen griff in ihre Hosentasche.
"Er schreibt, er kommt erst später. Er hat den Bus verpasst."
"Du hast ihn eingeladen, weil deine Eltern nicht zuhaus sind? Lernt ihr denn nicht in der Schule, Menschen im Internet zu misstrauen? Wer sagt dir denn, dass er kein pädophiler Mistkerl ist?"
Das Mädchen rannte an ihm vorbei, sprang auf das angelehnte Fahrrad und raste davon.
Holger sah ihr lächelnd nach. Als sie hinter einer Hügelkuppe verschwunden war, setzte er sich auf die kleine Bank im Wartehäuschen, öffnete seine Tasche, geduldig nahm er ein Seil heraus und fing an es zu einer weiten Schlinge zu knoten.
Eigentlich hatte er es als Verlängerung geplant, sollten die Äste der Buche doch zu hoch sein.
Sie war fünfhundert Jahre alt. Auf einem Foto auf Googleearth hatte er sein Wunschobjekt gefunden.
"Tja Kevin. Ich hoffe für dich, du bist wirklich 15."
Aber er hatte da so eine Ahnung.
Weitere Werke von Einherjer:
_________________ Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt (Jean Cocteau)
Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. (Mark Twain) |
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Frau Ella Klammeraffe
F
Beiträge: 507
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F 24.01.2011 14:47
von Frau Ella
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Thema und Vorgaben verarbeitet, flüssiger Schreibstil, die Geschichte gut aufgebaut, konsequent und präzise erzählt, wahrscheinlich sogar Zeit für erste Überarbeitungen gehabt - so weit alles prima.
Ein paar Kleinigkeiten fallen mir auf, die inhaltlich nicht ganz stimmig scheinen, aber das ist klar, eine druckreife Geschichte kann nach zwei Stunden keiner erwarten. Nur ganz kurz:
Zitat: |
Besonders wenn er ein Einwegticket kauft und dann im Nirgendwo aussteigt. |
Das verstehe ich nicht. Bei uns in Berlin und Brandenburg ist es den Busfahrern dermassen egal, wer wie angezogen mitten in der Pampa aussteigt und wie die wieder zurückkommen... kurz: häh?
Die Begegnung mit dem Mädchen hat in meinen Augen auch noch ein paar Schwächen, das geht alles etwas schnell, erst zittert sie gleich am ganzen Körper vor Panik, dann sagt sie ihm was in der SMS steht... da würde ich nochmal draufschauen.
Das Ende ist schwierig. Ich mag es nicht. Erst habe ich es nicht verstanden, jetzt denke ich, dass ich es verstehe und es gefällt mir nicht.
Der Typ fährt als Rächer der potenziell irregeführten und demnächst von einem Pädophilen missbrauchten Teenager in die Pampa, um einen mutmaßlichen Täter vor der Tat aufzuknüpfen?? Erst dachte ich, er wollte sich selber umbringen, konnte aber keinen Hinweis finden, wieso, und dann noch die Begegnung mit dem Mädchen... Also ein präventiver Mord?
Irgendetwas fehlt mir da. Vielleicht eine klarere Herausarbeitung, was diesen Typen antreibt, der sich da selbst zum Richter und Henker in Personalunion macht... oder ich habe wirklich überhaupt nicht kapiert, worum es geht... ?!
Für einen wirklich guten Text hätte es hier meiner Ansicht nach noch etwas mehr Tiefe in der Figurenentwicklung gebraucht, aber viel fehlt nicht. Super gemacht, in so kurzer Zeit einen so dichten und im Großen und Ganzen stimmigen Text zu verfassen.
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Leene Eselsohr
Beiträge: 448
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24.01.2011 22:58
von Leene
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In die Irre geführt. Holger ist nicht pädophil. Wobei ich das mit dem Nummernschild nicht gut finde. Rückblickend ist das nicht wichtig. Daher hätte für mich der Satz mit dem Schiefgehen ausgereicht. So fühle ich mich zu sehr absichtlich fehlgeleitet, nicht subtil genug. Rechtschreibung und Interpunktion nicht ganz fehlerfrei, aber nur zwei Stunden Zeit.
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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25.01.2011 02:03
von anuphti
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Hallo Inko,
Genre Krimi
gerne gelesen, unvorhergesehene Pointe, Vorgaben gut umgesetzt, für mich im oberen Drittel der Texte.
Liebe Grüße
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Pantufle Wortedrechsler
Beiträge: 67 Wohnort: Wildbach
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25.01.2011 18:53
von Pantufle
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Worauf es genau hinauslaufen soll, bleibt mir zumindest mal unklar... Es lässt mir einfach zu viel Spielraum für Interpretationen und Mutmaßungen, wie ich jetzt welche Stelle auf welche Art auslegen möchte. Ausgangslage ist drinnen, von der Sprache her haut es mich jetzt nicht so vom Hocker.
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derSibirier Reißwolf
D
Beiträge: 1250
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D 25.01.2011 20:14
von derSibirier
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Ich musste lächeln, als ich las, dass er sein Handy zu Hause gelassen hat. Das du so etwas erwähnst, also das dir das wichtig erscheint, lässt mich darauf schließen, dass du noch ein junger Mensch bist.
Das Thema hast du gut umgesetzt.
Ich geb dir die 5
Sibirier
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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25.01.2011 23:48
von Enfant Terrible
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Huch, dieses "Tatort Internet"-Motiv scheint bei diesem FFF sich einiger Beliebtheit zu erfreuen, dubiose Begegnungen usw. Zu dem Thema habe ich neulich eine ganz spannende Reportage gelesen. Dein Text ist gut lesbar vom Stil her, allerdings passen die einzelnen Plotelemente für mich nicht ganz zusammen, das Ganze wirkt ein wenig zusammengestückelt. Der Bruch von der Einleitungen hin zu der Begegnung mit dem Mädchen fühlt sich für mich etwas abrupt an, ebenso wie das am Ende mit der Schlinge - ein wenig hingeklatscht und unverständlich. Aber die Geschichte hat meiner Meinung nach Potenzial.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Akiragirl Dünnhäuterin
Alter: 33 Beiträge: 3632 Wohnort: Leipzig
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26.01.2011 02:42
von Akiragirl
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Ich gebe zu, du hast auch mich aufs Glatteis geführt Trotzdem verstehe ich irgendwie den Punkt bei der ganzen Geschichte nicht; erst denkt man, er will sie umbringen und dann will er sich in Wahrheit nur selbst erhängen?
Ich fand auch die Angst des Mädchens zu extrem; der Mann konnte doch auch nur zufällig dort herumstehen (wie es wohl ja auch war?) – das wirkte ein wenig wie künstliche Dramatisierung der Szene. Da wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Die Landschaftsbeschreibung am Anfang hätte man auch ein bisschen kürzen können zugunsten des spannenderen Teils danach.
Dennoch vergebe ich hier Federn für die nette Idee und ein unvorhersehbares Ende, wenn es auch nicht ganz schlüssig auf mich wirkte.
Liebe Grüße
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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gepuzzelt Eselsohr
G
Beiträge: 289 Wohnort: Australien
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G 26.01.2011 07:25
von gepuzzelt
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Selbstmord und potentieller Mord, au Backe.
Es liest sich süffig, lässt aber kaum einen langen Nachgeschmack zu.
Handwerk solide
puzz
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DasProjekt Exposéadler
Beiträge: 2898 Wohnort: Ørbæk, Nyborg, Dänemark
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26.01.2011 07:34
von DasProjekt
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Dass es hier um einen geplanten Selbstmord geht, war von vornherein klar. Pluspunkte gibt es für das gelungene Ablenkungsmanöver mit dem Mädchen, das war doch recht clever eingestreut. Abzüge aber für den nachlässigen Umgang mit Sprache, den ich nicht überall auf die Eile abschieben kann (Bsp.: "Sie ring mit sich.")
_________________ 25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever" |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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26.01.2011 13:45
von Alogius
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Hallo Autor,
da es sehr viele Texte geworden sind, werde ich einen Kurzkommentar hinterlassen. Solltest Du nach der Auflösung einen längeren Kommentar wollen oder Fragen haben, nur zu!
Ich werde versuchen, das gesamte Spektrum von 1 bis 9 Federn abzudecken. Dabei berücksichtige ich auf jeden Fall, dass der Text unter Zeitdruck geschrieben wurde (dies gilt auch für die Lyrik).
Zum Text:
Inhaltliches:
Verstehe ich das richtig:
Mann sucht sich Baum aus, zwecks Suizid? Mann fühlt sich gestört, verjagt mit gewissen Anspielungen die junge Zuschauerin? Gehört zu den Geschichten, deren Ende mich irritiert. Unabhängig davon werde ich aber keine Feder abziehen, nur weil mir kein Licht aufgehen mag.
Denn an sich ist die Idee gut.
Stil, Sprache:
Schnörkellos und recht sicher geschrieben.
Einbindung der Vorgabe:
Den Ort auch als Handlunsgort benutzt. Gut.
Lg
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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26.01.2011 23:13
von Mr. Curiosity
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Mich hat gestört, dass es keine echte Handlung in dieser Geschichte gibt. Stilistisch ist sie auch nicht herausragend
Überrascht aber zumindest ein bisschen
Zwei Federn.
LG David
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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SylviaB Schnupperhasi
Alter: 58 Beiträge: 6332 Wohnort: Köln
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26.01.2011 23:54
von SylviaB
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Hm ...
Hi,
also die Geschichte ist gut geschrieben, sie wirkt auf den ersten Blick plausibel und ist mit Sicherheit eine der guten Geschichten hier.
Aber ... das Mädel ist nicht echt. Aber überhaupt nicht. Warum sollte sie dem Mann sagen, dass sie den Jungen im Internet kennen gelernt hat? Und warum rennt sie nicht (wo sie doch so Angst hat) zum Fahrrad?
Ne, da sind doch soviele Fragen offen. *soifz*
Lieben Gruß
Sylvia
_________________ Scheint dat Sönnsche dir aufs Hirn,
hassu wohl ne offne Stirn. |
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Gast
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27.01.2011 10:12
von Gast
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Hallo ...
Falls ich Dich richtig verstanden habe, ist das eine Geschichte über einen Privaträcher, der einen Vielleichtpädophilen in Selbstjustiz an einem Baum aufhängen will?
Für diesen Plot und seine Umsetzung kann ich mich nicht erwärmen ... die Vorgaben sind umgesetzt, die Geschichte ist mehr oder weniger vollständig und sprachlich sind nicht allzuviele Patzer drin, also kannst du dich sicher noch steigern?
LG
Lorraine
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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27.01.2011 15:41
von Murmel
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Für das Thema entsprechend geschrieben, bleibt etwas sehr an der Oberfläche des Protas, daher entsteht am Ende ein Fragezeichen. Mir ist es nicht klar, aber ich vermute, er will 'Kevin' töten, aber was wollte er anfangs? Sich ebenfalls töten? Aber, warum?
Mir kam es so vor, als ob sich der Plot der Geschichte während des Schreibens verändert hat. Gerade bei einem Selbstmörder ist das Warum sehr wichtig, und ein Mord wird gerade dadurch erst interessant.
_________________
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Maria Magdalena Eselsohr
Beiträge: 274 Wohnort: Schweiz
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27.01.2011 17:14
von Maria Magdalena
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Sehr gut, wie du die falsche Spur gelegt hast. Dass du Holger äusserlich beschrieben hast, ist von wesentlicher Bedeutung in dieser Geschichte - sehr gut.
Thematisch hast du zwei schwere Themen aufgegriffen - die Gefahr von Internet-Dates von Kindern und Suizid. Das ist viel! Dabei haben deine Ausführungen über die Internet-Dates viel stärkeres Gewicht, obwohl es ja eigentlich um den geplanten Suizid von Holger geht. Wenn du das Motiv für den Suizid von Holger miteinbeziehst, liesse sich das ändern.
Stilistisch könntest du einige stärkere Verben einbauen und Wiederholungen ausmerzen - aber das ist eine Sache der Überarbeitung, da war einfach zuwenig Zeit dafür.
_________________ Wenn die Sterne fallen und die Zeit sich für einen Moment der Ewigkeit anvertraut, finde ich nach Hause, in den Regenbogen der Menschheit. GH |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7306 Wohnort: NBY
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27.01.2011 21:53
von BlueNote
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Mit dieser seltsamen Geschichte kann ich absolut nichts anfangen. Die ruhige Erzählart geht mir total gegen den Strich, das Thema regt mich auf!
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MrPink Lyromane
Alter: 53 Beiträge: 2431 Wohnort: Oberbayern
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27.01.2011 23:41
von MrPink
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Der Schluß ist gar nicht mal so schlecht. Leider ist der Einstieg nicht gut; nur weil er mit dem Bus fährt, wird er nicht erkannt werden? Würde sich jemand mit einem solchen Vorhaben tatsächlich auffällig kleiden und es würde ihm egal sein? Spannung fehlt auch. Der Dialog wirkt aufgesetzt und insgesamt gibt es zu viele Rechtschreibfehler.
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18339
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28.01.2011 10:28 Re: Haltestelle (Prosa) von MosesBob
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Hallo!
Guy Incognito hat Folgendes geschrieben: | Mit einem Zischen glitten die Schiebetüren des altersschwachen Linienbusses auseinander. Holger trat aus dem Türschacht auf den geschotterten Grund des Haltestellenbereiches. Er konnte die misstrauischen Blicke des Busfahrers hinter seinem Rücken spüren. Diese Gegend war so abgelegen, dass der Busfahrer vermutlich jeden seiner Fahrgäste kannte. Ein Mann mittleren Alters, gekleidet wie ein Mallorcatourist in kurzen Hosen, Sandalen und einem überlangen Hawaiihemd musste auffallen.
Besonders wenn er ein Einwegticket kauft und dann im Nirgendwo aussteigt. |
Wenn sich jemand in einem Linienbus ein Einwegticket kauft, ist das doch nichts Besonderes. Millionen von Menschen kaufen täglich Einwegtickets in Linienbussen. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich überhaupt nicht, ob ich mir in einem Linienbus jemals ein Hin- und Rückfahrticket gekauft habe.
Zur Geschichte: Die Wendung ist originell. Aber der Weg dorthin, oha ... Es wirkte schon seltsam, dass das Mädchen aus dem Straßengraben klettert, um ihren Kevin zu empfangen. Irgendwie musste ich dabei schmunzeln, weil ich mich unweigerlich gefragt habe, ob sie mal eben für kleine Mädchen war. Ansonsten hätte sie sich ja auch hinterm Häuschen verstecken können, zumal man in einem Linienbus ja ohnehin höher sitzt und möglicherweise bis in den Straßengraben schauen kann ... Zugegeben: Das ist ein Punkt, den man unter den Tisch fallen lassen kann, schreiben wir ihn also der Naivität des Mädchens zu. Das ist bei der Reaktion des Mädchens meiner Meinung nach aber nicht der Fall: Ihre Erschrockenheit, die sich dann in Rekordzeit von Angst uns sogar in Panik (!) verwandelt, ist für mich völlig unglaubwürdig:
Guy Incognito hat Folgendes geschrieben: | Holger musste lächeln, als er das Mädchenfahrrad an dem Wartehäuschen lehnen sah.
"Kevin?", Holger fuhr herum.
Eine junge Frau, eingentlich noch ein Mädchen stieg aus dem Straßengraben. Sie war vielleicht dreizehn oder vierzehn Jahre alt. In der rechten Hand hielt sie einen kleinen Strauß aus Wildblumen.
Ihre Gesichtszüge entglitten ihr, das anfängliche Lächeln verschwand, Angst breitete sich über ihr hübsches Gesicht aus.
"Hey du." Holger versuchte zu lächeln.
Die Panik im Gesicht des Mädchen war nicht mehr zu übersehen.
Sie fing an am ganzen Körper zu zittern, der Blumenstrauß viel zu Boden, ihre Stimme klang brüchig.
"Ich ... Ich will nur zu meinem Fahrrad." |
Ganz im Ernst: Aufgrund ihrer heftigen Reaktion hatte ich gedacht, dass Holger vielleicht entstellt wäre oder irgend ein Merkmal an sich hätte, das bedrohlich wirken könnte. Hat er aber nicht, ganz im Gegenteil, denn Holger ist "ein Mann mittleren Alters, gekleidet wie ein Mallorcatourist in kurzen Hosen, Sandalen und einem überlangen Hawaiihemd musste auffallen". Was ist denn bislang passiert? Das Mädchen hat ihren Kevin erwartet, klettert aus dem Straßengraben und sieht einen erwachsenen Mann in Hawaiihemd und Sandalen. Ihre Reaktion darauf: "Ihre Gesichtszüge entglitten ihr, das anfängliche Lächeln verschwand, Angst breitete sich über ihr hübsches Gesicht aus." Gut, sie hat jemand anderes erwartet, befindet sich darüber hinaus mitten in der Pampa - aber was hat diese heftige Reaktion ausgelöst? Und warum plaudert sie Holger gegenüber trotz Panik (!) noch solche Einzelheiten aus:
Guy Incognito hat Folgendes geschrieben: | Holger machte einen Schritt zur Seite. Das Mädchen machte ein paar vorsichtige Schritte nach vorn.
"Wer ist denn dieser Kevin?"
Irritiert blieb das Mädchen stehen. Sie ring mit sich.
"Ich habe ihn im Internet kennengelernt. Er ist fünfzehn."
"Und du findest ihn ganz nett?"
Das Mädchen schwieg und senkte den Blick.
Holger sprach ruhig weiter.
"Und er hat dir Fotos von sich geschickt? Lass mich raten, er ist sehr hübsch."
Ein Handy piepte, und das Mädchen griff in ihre Hosentasche.
"Er schreibt, er kommt erst später. Er hat den Bus verpasst."
"Du hast ihn eingeladen, weil deine Eltern nicht zuhaus sind? Lernt ihr denn nicht in der Schule, Menschen im Internet zu misstrauen? Wer sagt dir denn, dass er kein pädophiler Mistkerl ist?"
Das Mädchen rannte an ihm vorbei, sprang auf das angelehnte Fahrrad und raste davon. |
Pardon, aber das Mädchen versaut alles.
Tur mir leid, aber trotz flüssiger Schreibweise und pfiffiger Idee kann ich hier leider nur drei Federn vergeben, weil für meinen Geschmack zu viele Unstimmigkeiten in der Geschichte enthalten sind. Auf mich wirkt sie aufgrund des Mädchens unlogisch. Es ärgert mich selbst, dass ich nicht mehr Federn vergeben kann, weil ich, wie gesagt, die Wendung vielversprechend finde. Sorry.
Beste Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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Mercedes de Bonaventura Metonymia
Alter: 40 Beiträge: 1254 Wohnort: Graz
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28.01.2011 11:59
von Mercedes de Bonaventura
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Hat was.
Bloß was?
Es muss nicht immer Selbstmord sein…
Lg Merci.
_________________ "Every secret of a writer's soul, every experience of his life, every quality of his mind is written large in his works."
(Virginia Woolf) |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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28.01.2011 19:46
von Mardii
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Hi,
habe, um mich zu strukturieren, meinen eigenen Bewertungsmodus gebaut. Die Verteilung auf die fünf Punkte ist festgelegt: 2, 3, 1, 1, 2. Um den Wettbewerbsbedingungen Rechnung zu tragen, lege ich die Gewichtung auf die Erfüllung der Vorgaben und die Idee der Geschichte, weil ich glaube damit den unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmer gerecht zu werden. (Außerdem möchte ich vermeiden, hier 69mal herum zu stammeln. Mr. Green.) Mein eigenes federchen behalte ich für mir besonders zusagende inhaltliche, phantasievolle und experimentelle Texte vor.
Vorgaben: 2
Plot/Spannungsbogen: 1
Stil & Handwerk: 0
Titel: 0
mein eigenes federchen: 0
Die dem Text zu Grunde liegende Idee - so merkwürdig es auch anmutet, wenn der Prota plant sich an einer ergoogelten Buche zu erhängen - hat was. Die Ausführung ist nicht so gelungen
Ich danke allen Teilnehmern, dem Modteam, besonders sleepless und Probber für die Veranstaltung des Wettbewerbs. Hat mir großen Spaß gemacht.
Gruß von Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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The Brain Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1966 Wohnort: Over the rainbow
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29.01.2011 01:29
von The Brain
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Sooo lange geplant und soooo schnell verworfen? Zumindest habe ich es so verstanden. Es fehlt ein wenig eine greifbare Aussage.
Es grüßt
Brain
_________________ Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz
(Laotse)
***********
Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.
***********
Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.
(Hermann Hesse) |
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