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Das bewegte Leben des Ignaz Blum

 
 
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag24.12.2009 18:01
Das bewegte Leben des Ignaz Blum
von lupus
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das bewegte Leben des Ignaz Blum

Der Tod lächelt uns alle an, das
einzige was man machen kann ist
zurücklächeln.
Marc Aurel


Seit gut zwei Minuten war er damit beschäftigt, Dorothea Wagenknecht, der alten Dame am anderen Ende der Leitung, klarzumachen, dass sie die falsche Nummer gewählt hatte.
„Gute Frau, ich verkaufe keine Häuser, ich ...“
„Aber, wenn Sie sich das Haus doch nur einmal anschauen würden. Es ist nichts Großartiges, aber ... ich wohne in der Goethe Straße 24, nahe bei der Bibliothek. Halb vier am Nachmittag. Wäre Ihnen das recht?“
Er verstand selbst nicht, weshalb er seine Meinung änderte, erklärte sich aber dazu bereit, ihr einen Besuch abzustatten. Zugegeben, etwas neugierig war er schon und auf seltsame Weise erinnerte ihn diese widerspenstige Hilflosigkeit etwas an seine Mutter. Und schließlich: Sie bettelte geradezu darum, dass er sich in einen Immobilienmakler verwandeln möge. Also brauchte er einen ausgefallenen Immobilienmakler-Namen. Ignaz Blum. Fertig. Lebensabschnittsidentität. Er vernahm das Kratzen eines Bleistifts, als die Dame seinen Namen notierte.

Noch bevor er den Kippschalter für die Klingel drücken konnte, öffnete sich die Eingangstür einen winzigen Spalt.
„Frau Wagenknecht? Ignaz Blum, Ihr Immobilienmakler.“
„Wer?“ Die Stimme wirkte klarer, heller als am Morgen, fast jugendlich.
Immer noch konnte er nicht glauben, was sich gerade abspielte. Wahrscheinlich nur ein dummer Streich. Dorothea Wagenknecht. Was für ein Name. Wahrscheinlich gab es in der ganzen Stadt niemanden, der so hieß, und hinter dem Thujenzaun des Nachbargartens saßen gerade ein paar fünfzehnjährige Gören und hielten sich vor Lachen die Bäuche.
„Ignaz Blum, wir haben telefoniert.“
„Ach ja, der junge Mann von heute morgen, kommen Sie doch rein.“
Es gab sie also tatsächlich. Sie wohnte tatsächlich nahe bei der Stadtbücherei. Sie hatte ein kleines Haus für sich, ein Reihenhaus zwar, doch immerhin. Mit einer richtigen Diele und einem Garten, in dem sich eine Person lang legen konnte. Der Garten schien nicht viel Sonne zu bekommen, war aber in einer Ecke mit Azaleen bepflanzt. Ein Obergeschoss gab es auch.
„Ich war verheiratet, als wir das Haus gekauft haben«, sagte sie. »Den Kredit habe ich von der Lebensversicherung meines Mannes zurückgezahlt. Wir hätten gern Kinder gehabt, für eine Person ist es eigentlich zu groß.« Nach einer kurzen Pause fügte sie seufzend hinzu: »Ach, er war so ein guter Mann, der Bleibtreu. Aber irgendwann kam er dann von einer Bergtour nicht mehr zurück.«
Diese Bereitschaft, ihr Leben vor ihm auszubreiten, verunsicherte ihn. War es Offenheit? Wohl eher der Versuch, ihn mit Erzählungen zuzuschütten und ihn so auf Distanz zu halten. Es schien, als riefe sie ihm ein ‚Willkommen’ entgegen, um im selben Moment die Tür vor seiner Nase zuzuknallen.

Falls es von der Lebensautobahn eine Abfahrt Richtung ‚guter Geschmack’ gab, musste Dorothea Wagenknecht mit einem Höllentempo daran vorbeigerast sein. Sie bat ihren Makler - „Junger Mann, hier ist es besonders bequem“ – auf einer Ledergarnitur aus den Siebzigern Platz zu nehmen; mit bester Aussicht auf einen Bücherschrank Marke ‚was lange schief, fällt nie mehr um’. Unzählige Biergläser aus aller Herren Länder waren in irgendwelchen alten Vitrinen und auf Kommoden drapiert; nach Größe geordnet standen sie da wie verstaubte Panflöten. Topfpflanzen wucherten im gesamten Wohnzimmer wie Unkraut und verbreiteten den modrigen Duft von Wäldern im Frühjahr.
Die alte Dame lud ihn ein, sich doch ein wenig umzusehen, während sie rasch Kaffee und Kuchen aus der Küche holen wollte.
„Aus Sicherheitsgründen, Sie verstehen sicher, Junger Mann, man weiß ja wirklich nicht heutzutage“, verriegelte sie noch die Tür.
Neben dem Sofa stieß er beinahe ein Regal um, konnte nicht verhindern, dass einige Bücher zu Boden donnerten und als er sie zurückstellen wollte, hielt er ein kleines Notizbuch in Händen. Notizen und Versuche  zu „Der Azaleengarten“ (Romanentwurf von Dorothea Wagenknecht) stand in feinen Schriftzügen am Einband. Dort, wo ein weißes Band als Lesezeichen eingeklemmt war, öffnete sich das Buch.

Notiz, 17. April:
Mann fremd, Makler?, besucht alte Dame. Wie?
Notiz, 3. Mai:
Stirbt.
Notiz, 4. Mai:
Möglichkeiten der Durchführung?


Sein Herz hämmerte wie verrückt, gleich den Zylindern einer Dampflok, die viel zu schnell den Hang hinunterraste. All sein Blut aber, schien sich an seinen Schläfen zu riesigen Klumpen zu sammeln und wütend nach außen zu drängen. Er atmete schnell, in ungleichmäßigen Zügen. Der aasige Gestank der Blumenerde jagte ihm winzige Säurepfeile in die Lunge; Gedanken verknoteten sich, stürmten in alle erdenklichen Richtungen, ohne von der Stelle zu kommen. Plante sie etwa ...? Seine Augen irrten durch den Raum. Er versuchte sich zu bewegen, wähnte sich schon am Ausgang - raus hier! - um dann festzustellen, dass er immer noch neben dem Regal stand, die Notizen in Händen.
„Sie haben doch eine Lebensversicherung, junger Mann?“ Frau Wagenknechts lächelnde Stimme nahm er als kreischendes Bremsgeräusch wahr, wie wenn Metall auf Metall trifft, um eine tonnenschwere Lok zum Stillstand zu bringen. „Für Ihre Frau, falls ihnen etwas zustoßen sollte?“ Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie inne gehalten, hatten sich ihre Gesichtszüge versteinert. Sie wusste wohl, dass er alles gelesen hatte. Das ‚V’ zwischen ihren Augenbrauen schien ihm noch markanter, als hätte ein Bildhauer im Übereifer zu fest auf den Meißel geschlagen und als sie die weiße Stoffserviette vom Tablett nahm, enthüllte sie eine Pistole mit Perlmuttgriff und glänzendem Metalllauf.
Panik klebte ihm ein stummes Lachen ins Gesicht. Irgendwie aber musste er sie verbergen, diese Heidenangst, die sich in ihm ausbreitete wie Gift.   „Frau? Lebensversicherung?“ Er sprach langsam. Jetzt, da er gleichzeitig auf eine erlösende Eingebung hoffte.  „Nein, nein, Frau Wagenknecht, weder das eine noch das andere.“ Scheiße!, durchfuhr es ihn, Scheiße! Genau so verriet man seinem Mörder, dass es niemanden gab, der einen vermissen würde. „Aber, Frau Dorothea,“ – ob er auf diese Weise eine Beziehung herstellen konnte? – „es ist schon einmal gut zu hören, dass alles abbezahlt ist. Das wird den Verkauf des Hauses natürlich erheblich erleichtern. Wir wollen erst einmal gar nicht über ihre Preisvorstellungen sprechen. Das Beste wird sein, Sie zeigen mir erst einmal Ihren Besitz.“ Besitz. Ja, Besitz klang gut, triumphierte er innerlich, das klang wichtig. Zeit gewinnen!

Dorothea Wagenknecht hakte sich bei ihm unter und führte ihn durch ihr „bescheidenes Heim“, zeigte ihm Bücher, Silberbesteck und Fotoalben. Sie erklärte die Herkunft der Gemälde, die über die Jahre schwarze Ränder an die vergilbten Raufasertapeten gezeichnet hatten und erzählte den einen oder anderen Schwank aus ihrem Leben; und aus dem ihres Mannes, dessen Kleider immer noch in den Schränken hingen, als könnte er jeden Moment aus dem Badezimmer kommen, sich anziehen und zur Arbeit gehen. Beharrlich hielt sie entweder einen Sicherheitsabstand ein oder die Pistole gekonnt im Anschlag.
Zu Beginn des Rundganges hatte ihr Gast noch nach Fluchtwegen Ausschau gehalten. Doch je mehr Zeit verstrich, desto verbundener fühlte er sich der alten Dame, desto intensiver wurde das Gefühl, er würde gemeinsame Sache mit ihr machen, zu ihrem Komplizen werden. Sie kannten sich wohl schon seit einer Ewigkeit. Als sie schließlich im Freien ankamen, genügte ein  Blick, um zu erkennen, dass dieser Garten ein eigenes Reich darstellte. Geschmackvolle Arrangements und gepflegte Obstbäume ließen ihn wie ein Paradies erscheinen. Dorotheas Refugium. Mit wenigen Schritten konnte sie so den eigenen vier Wänden entfliehen. Meterhoch rankten Sträucher, Bäume und wilder Wein, die als undurchdringbarer Sichtschutz dienten. Eine Insel im Kleinstadtreihenhausmeer.
„Früher“, erzählte Frau Wagenknechts Stimme – und er nahm sie kaum noch wahr, zu sehr begann er seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, „ja, früher standen hier Heckenrosen.“ Sie zeigte auf den Fleck, wo die Azaleen blühten. „Hohe, kräftige Heckenrosen, mit so starken Wurzeln, dass ...“
„...zum Glück wachsen ja jetzt Azaleen. Nicht wahr, Dorothea?“, unterbrach er sie mit falschsamtener Stimme, löste sich von ihrem Arm, griff blitzschnell nach der Schaufel, die am Weichselbaum lehnte und schlug zu. Einmal, zwei Mal. Sechs Mal. Immer mit der flachen Seite. Aber es sollte reichen. Wozu unnötig Blut vergießen?
.
„Sie oder ich!“, stieß er etwas zu laut hervor. Wie mit Chamäleonsaugen tastete er die Umgebung nach Hinweisen ab, ob ihn nicht doch jemand beobachtet hatte. Er suchte nach einem Spalt im Holzzaun, einem kleinen Loch. Ein Geräusch vielleicht. Ein Ast, der brach? Lautes Atmen, das Anspannung verriet? Nichts. „Ganz eindeutig war es Notwehr. So einfach ist das!“, beruhigte er sich selbst.
Jetzt durfte er sich keine Pause gönnen; genau so wenig wie einen Gedanken daran, was eben geschehen war. Rasch hatte er die Azaleen samt Wurzelballen ausgegraben und sorgfältig zur Seite gestellt. Als er mit kräftigen Schaufelstichen ein Loch aushob, gerade groß genug, um Dorothea wie einen Embryo hineinzulegen – das Leben: ein Kreislauf - jagte ihm der Widerstand eines harten Gegenstandes ein dumpfes Vibrato in die Lendenwirbel. Vorsichtig grub er mit den Händen weiter. „Sachte“, sagte er sich, „sachte“. Er kehrte mit seiner Hand wie mit einem Besen über das Ding, bis er schließlich eine kleine, verrottete Holzkiste frei gelegt hatte. Unmittelbar daneben starrten ihn zwei Augenhöhlen an. Besessen, getrieben vom Entsetzen, das wie mit Peitschenhieben auf ihn einschlug, grub er nun weiter, im Grab der Wagenknecht kniend. Knochen! Hunderte Knochen, fein säuberlich sortiert – der Größe nach. Der verschollene Bleibtreu Wagenknecht - vor fünfzehn Jahren für tot erklärt.

Auch Dorothea hatte nun ihre letzte Ruhestätte gefunden, unter den Azaleen, neben ihrem Mann, der es nicht geschafft hatte, ihr den Kinderwunsch zu erfüllen, und ihr Mörder saß nach einer ausgiebigen Dusche im Wohnzimmer. Eingehüllt in den seidenen Hausmantel des Bleibtreu Wagenknecht, die Beine übereinander geschlagen, nippte er an einem Glas Rotwein, zog genüsslich an der Zigarre, die er in einer Lade des speckigen Holzsekretärs gefunden hatte und starrte auf die Kassette.

Es war dunkel geworden in der Goethe Straße; Zeit also, für den allabendlichen Spaziergang in den Park. Er nahm einen dunkelgrauen Anzug aus dem Schrank, den ‚guten’, wie Dorothea gerne sagte und kurz vor zehn Uhr verließ Bleibtreu Wagenknecht sein doppelstöckiges, abbezahltes Haus, schlenderte  - eine unscheinbare Kiste unter den Arm gezwängt - zu seiner Lieblingsparkbank neben der Laterne und öffnete  behutsam die Schatulle. Erst fand er eine Plastiktüte. Darin ein Buch: „Der Heckenrosengarten“, Kriminalroman von Dorothea Wagenknecht. Er lächelte.



_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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Fao
wie Vendetta

Alter: 33
Beiträge: 1994



Beitrag25.12.2009 17:06

von Fao
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Sprachlich sehr schön, sehr unterhaltsam mit einigen lustigen und ungewönlichen Metaphern und Ausdrücken.

Zitat:
Falls es von der Lebensautobahn eine Abfahrt Richtung ‚guter Geschmack’ gab, musste Dorothea Wagenknecht mit einem Höllentempo daran vorbeigerast sein.


sowie

Zitat:
mit bester Aussicht auf einen Bücherschrank Marke ‚was lange schief, fällt nie mehr um’


sind zwei Beispiel.

Ich habe es laut vorgelesen und gelegentlich hat mich die lange Satzstruktur etwas gestört, finde ich teilweise zu schachtelig. Im Ganzen aber gut ausgewogen.

Das Ende habe ich zuerst  nicht ganz verstanden...Nimmt der Makler die Identität des Herrn Wageknecht an ? Und was ist mit dem Buch, hat er es geschrieben? Da bin ich irgendwie etwas verwirrt.

Alles in Allem hat es mir sehr gut gefallen, die Handlung war für mich nicht vorhersebar.Der Text hielt meine Motivation zum Lesen stehts aufrecht smile

Bevor ich die Wertung abgebe werde ich allerdings vorher alle anderen Texte lesen und miteinander vergleichen

weihnachtliche Grüße
Fao


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Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
Auguste Rodin - Die Kunst.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Wohnort: NBY



Beitrag25.12.2009 23:37

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Diese Geschichte gefällt mir hervorragend. Der Mord hat mich ein klein wenig gestört und das "Lächeln" danach, dann die "hunderte" Knochen. Der Schluss gefällt mir einen Tick weniger. Trotzdem: Ein sehr gelungener Beitrag.

BN
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Alogius
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Alter: 47
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag26.12.2009 13:36

von Alogius
Antworten mit Zitat

Hi Autor,

mag gar nicht großartig kommentieren:

Für mich ist die Geschichte gelungen. Interessante Namen, schöne Wendungen und psychologisch für eine kurze Erzählung auch ausreichend motiviert, finde ich.
Sprachlich bestens.

Gruß

Tom


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Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag26.12.2009 14:02

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Eine ideenreiche, abgefahrene und gut geschriebene Geschichte.

Hardy
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*Gast*
Klammeraffe
*


Beiträge: 504
Wohnort: Rheinland-Pfalz


*
Beitrag26.12.2009 14:43

von *Gast*
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Hallo,

eine fein gestrickte Geschichte, sprachlich sehr schön zu lesen.

Zwei Fragen tauchten bei mir auf: Wie wurde aus dem handtuchgroßen Garten ein Rückzugsort mit ziemlich großen Dimensionen (Bäume, Sträucher ...)? und Was wurde aus der Pistole mit dem Perlmuttgriff?

Besonders gelungen fand ich die Namen: Bleibtreu und Dorothea Wagenknecht, wobei Ignaz Blum auch sehr gut klingt.

Bisher meine Lieblingsgeschichte mit der zweiten Textvorgabe.

Gruß
Sabine
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femme-fatale233
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Das Bronzene Pfand


Beitrag27.12.2009 16:03

von femme-fatale233
Antworten mit Zitat

Guten Mittag!

Zu aller erst wünsche ich Dir natürlich frohe Weihnachten.

Bei deinem Text bin ich hin und her gerissen. Ich mag den Schreibstil (die Lebensabschnittsidentität gefällt mir) und auch die Einbindung der Textpassage halte ich für durchaus gelungen.

Jedoch ist es mir inhaltlich etwas zu kompliziert.
Bis zur Stelle

Zitat:
Eingehüllt in den seidenen Hausmantel des Bleibtreu Wagenknecht, die Beine übereinander geschlagen, nippte er an einem Glas Rotwein, zog genüsslich an der Zigarre, die er in einer Lade des speckigen Holzsekretärs gefunden hatte und starrte auf die Kassette.

verstehe ich ja noch alles.

Aber der Absatz danach verwirrt mich total. Willst du damit sagen, dass Ignaz Blum nun die Identität von Bleibtreu annimmt und nachliest wie sein Namenspatron den Tod fand?
Ich verstehe es irgendwie nicht so ganz.

Und deswegen ist es auch schwierig für mich hier Federn zu vergeben.

Liebe Grüße,
Caro
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Gast







Beitrag27.12.2009 20:16

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo liebe(r) Unbekannte(r),

zunächst finde ich diese Idee recht interessant. Leider hätte man da in meinen Augen aber ein bisschen mehr daraus machen können. Der Anfang ist stark, aber spätestens im letzten Drittel wird mir das zu wirr, da passiert mir zu schnell zu viel irgendwie. Sprachlich ist das weitgehend okay, ein paar Bilder fand ich sehr interessant und originell. Abgesehen von einer unschönen Wortwiederholung ("tatsächlich") fügt sich auch die Textvorgabe stilistisch gut ein. Insgesamt also nicht schlecht, auch wenn noch mehr drin gewesen wäre in meinen Augen. Einen kleinen Bonus gibt es für den Titel, der mir außerordentlich gut gefällt! Daumen hoch

LG

Soraya
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag28.12.2009 14:24

von Biggi
Antworten mit Zitat

Liebe(r) Autor(in),

die Geschichte greift die Makleridee auf, die wahrscheinlich vielen angesichts des Zitates in den Sinn kam und entwickelt sich dann ganz sauber und gut geschrieben. Und zudem noch ganz anders.
Die Pointe ist mehr als überraschend.
Sehr solide.

Gruß,
Biggi
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag28.12.2009 20:09

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Liebe(r) Autor(in) von Das bewegte Leben des Ignaz Blum!

Titel:
Interessant, weckt aber keine Erwartungen, meine Neugier nicht.
5 Punkte

Idee:
Fantasievoll.
9 Punkte

Einbindung der Vorgabe:
Perfekt.
9 Punkte

Rechtschreibung und Grammatik:
Nichts Gravierendes gesehen.
Zitat:
Sein Herz hämmerte wie verrückt, gleich den Zylindern einer Dampflok, die viel zu schnell den Hang hinunterraste.

Denke, dass in den Vergleich ein Präsens gehört.
Zitat:
Kleinstadtreihenhausmeer.

Ein Haus allein macht noch kein Meer. Also besser: Kleinstadthäusermeer.
Finde das Wort eigentlich zu lang.
7 Punkte

Unterhaltung:
Gut, amüsant geschrieben. Der Anfang besser als das Ende.
8 Punkte

Spannung:
Ich finde sie wird im Potential nicht ausgeschöpft.
Es mutet komisch an, dass Ingnaz so locker mit einer Pistole im Rücken durch die Wohnung schlendert.
Der Mord kommt deshalb auch unvermittelt, die Not wurde vorweg nicht deutlich genug ausgeschmückt.
5 Punkte

Stil:
Abwechslungsreich, schöne Einschübe.
Zitat:
um dann festzustellen, dass er immer noch neben dem Regal stand, die Notizen in Händen.

In den Händen fände ich besser.
8 Punkte

Ende:
Ein bisschen merkwürdig, diese Übernahme der Rolle des Ehemanns.
Der Prota wollte doch nur Kohle.
5 Punkte

Durchschnittspunktzahl: 7 Punkte


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag29.12.2009 21:38

von Mardii
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Die Geschichte liest sich zügig, ist ganz spannend aufgemacht, hat einen gewissen schwarzen Humor. Der Vorgabetext wurde gut in die Geschichte eingebaut.

Ein paar Widersprüche habe ich entdeckt, z.B. als sich Blum bei Wagenknecht einhenkelt und ein paar Zeilen später geschrieben steht, dass sie ihn mit der Pistole auf Distanz hält.

Insgesamt habe ich einen guten Eindruck. Gern gelesen.
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Estelle
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 57
Beiträge: 44
Wohnort: Berlin


Beitrag30.12.2009 01:51

von Estelle
Antworten mit Zitat

Eine der besten Einfügungen der Vorgabe.
Sie wird vorbereitet und nahtlos angefügt und wieder verlassen.

Zitat:
Es gab sie also tatsächlich. Sie wohnte tatsächlich…
Diese zweimal tatsächlich finde ich ungünstig. Es dient nicht der Bekräftigung
der Situation, wie man Wortwiederholungen durchaus verwenden kann.

Dadurch dass einige lange Sätze im Text stehen die zu wenig mit kurzen variieren, wird der Lesefluss dieser spannenden Handlung  eintönig.

Gerade der Satz wo die Pistole auftaucht ist ein längerer, beim ersten Lesen habe ich das glatt überlesen.  

Zitat:
Es war dunkel geworden in der Goethe Straße; Zeit also, für den allabendlichen Spaziergang in den Park. Er nahm einen dunkelgrauen Anzug aus dem Schrank, den ‚guten’, wie Dorothea gerne sagte und kurz vor zehn Uhr verließ Bleibtreu Wagenknecht sein doppelstöckiges, abbezahltes Haus, schlenderte - eine unscheinbare Kiste unter den Arm gezwängt - zu seiner Lieblingsparkbank neben der Laterne und öffnete behutsam die Schatulle.
Bei diesem langen Satz habe ich den Faden verloren.

Den Titel finde ich nicht ganz passend. Denn es wird nicht „Das bewegte Leben des Ignaz Blum“ erzählt, sondern eine Episode.
„Aus dem bewegte Leben des Ignaz Blum“ würde dem Inhalt besser gerecht werden und macht sofort Neugier auf mehr.

Ein bisschen schwer getan habe ich mich mit den Namen.
Während ich Dorothea Wagenknecht super finde, gefällt mir Ignaz Blum überhaupt nicht.
Dann taucht noch Bleibtreu auf. Dies ist zwar eine schöne Metapher für „treu geblieben“, doch wenn es der Mann von Dorothea Wagenknecht war, warum ein anderer Name? Als Vorname kenne ich diesen Namen nicht.

Trotz allem ein Text mit einem gut aufgebautem Spannungsbogen und einer Klasse Idee

7 Punkte

LG
Estelle
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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

Alter: 30
Beiträge: 1178



Beitrag30.12.2009 15:21

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Das gefällt mir! smile Schöne Einarbeitung des "Fremdtextes" in eine unabhängige (eigene) Geschichte. Exzellente Sprache.

LG,
Traumtänzerin


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Title sponsored by Boro, (c) by Alogius
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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Dem wird befohlen, der sich selbst nicht gehorchen kann. (Nietzsche)
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Inquisition war in der frühen Neuzeit der ganz große Burner.
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Maria
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Beitrag30.12.2009 15:28

von Maria
Antworten mit Zitat

Hallo lieber Schreiber,

Sehr schön und sauber formuliert und an den passenden Stellen witzig.
Aber auch bei dieser Geschichte komm ich mit dem Ende nicht klar. Ich dachte Bleibtreu wäre tot? Junger Mann gibt sich auf Drängen von Dorothea als Makler Ignaz aus, erschlägt die alte Dame (warum eigentlich?) soviel kriminelle Energie stand ihm gar nicht und dann wandert am Ende Bleibtreu durch den Park, obwohl seine Knochen in einer Grube lagen. Hab ich was übersehen oder nicht kapiert?

Bis zu diesem letzten Absatz fand ichs recht originell.

daher: schön erzählt, aber im Handlungsstrang bleiben mir Fragezeichen und bei einem sehr ähnlichen Fall habe ich ebenso gewertet. Mit einer guten 6


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Bananenfischin
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Beitrag30.12.2009 17:46

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Gut geschrieben, auch wenn ich so etwas wie hier
Zitat:
Falls es von der Lebensautobahn eine Abfahrt Richtung ‚guter Geschmack’ gab, musste Dorothea Wagenknecht mit einem Höllentempo daran vorbeigerast sein.
zwar als einfallsreich, aber nicht ganz zum Rest passend empfinde.
Die Panik des Mannes nach dem Lesen der Notizen finde ich zu überzogen dargestellt, und jetzt kommt's: Die letzten beiden Abschnitte, besonders der letzte, geben mir ein echtes Rätsel auf. Ist das nun ein Rückblick? Ist der Protagonist irre geworden? Ist er gar der Sohn der Wagenknecht? Und warum sollte der Mörder im Haus duschen und sich dann eine Zigarre genehmigen?
Ich wollte ausschließen, dass ich etwas übersehen habe, und habe deswegen 3x gelesen; eine schlüssige Antwort habe ich nicht gefunden. Vielleicht habe ich trotzdem etwas übersehen, aber Fakt ist, dass diese nicht auflösebare Verwirrung für mich zu Punktabzug führt. Wenn es am Ende nur an mir lag, tut es mir aber schon jetzt leid.  Sad


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Parabolo
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Beiträge: 24



P
Beitrag31.12.2009 14:44

von Parabolo
Antworten mit Zitat

Hi,

die Geschichte von zwei Menschen mit Verbrechensbereitschaft, die aufeinander treffen. Die Notwendigkeit der Inspiration durch die Realität wünscht man sich für Krimiautor(innen) ja nun nicht unbedingt.

Ein im Garten verbuddelter Ehemann und ein Mord im Garten mit anschließender Grablegung lässt zwar etwas den Realitätssinn vermissen, davon abgesehen gefällt mir der Text recht gut.

Sprachlich abwechslungsreich gestaltet mit dem überraschenden Ende einer neuen Lebensabschnittsidentität des Ignaz Blum oder wie er auch immer heißen mag.

Sehr schön gemacht, mein Kompliment.

Gruß, Parabolo
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EdgarAllanPoe
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Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag31.12.2009 19:09

von EdgarAllanPoe
Antworten mit Zitat

Dies ist eine Geschichte, bei der ich beim besten Willen nicht weiß, was sie bezweckt. Sie ist mir eindeutig zu wirr. Alte Dame ruft bei angeblichem Makler an - er kommt zu ihr - sie bedroht ihn mit der Pistole - er erschlägt sie zur Notwehr - vergräbt sie - findet die Leiche ihres "verschollenen" Mannes - schlüpft in dessen Rolle. Wozu das alles? Ich verstehe es beim besten Willen nicht, obwohl ich die Geschichte aufmerksam gelesen und einige Stellen mir mehrmals angesehen habe. Der Stil des Ergebnisses passt nicht ganz zu dem der Vorlage, deswegen leider nur 4 FEDERN.

_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag03.01.2010 16:56

von Nihil
Antworten mit Zitat

Abenteuerlich, was hier zusammengeschrieben wurde. Die zugrunde liegende Idee, dass eine alte Dame Morde begeht, um größeren Realismus in ihre Bücher zu bringen, finde ich reizvoll - aber die Umsetzung ist, so leid es mir tut, haarsträubend. Mir scheint, dass der Autor ein vages Ziel vor Augen hatte und dieses, koste es, was es wolle, erreichen wollte. Da wechseln Charakterzüge in zwei Sätzen drastisch - und zwar mehrmals - und Schocker, die viel zu plakativ und vorausschaubar sind, sollen die Geschichte beleben. Das Ende der Geschichte ist durch den Wust der vorangehenden Handlung der Höhepunkt der Verwirrung.

Zuerst gefiel mir die Geschichte ganz gut, auch wenn gleich zu Beginn ein motivatorisches Problem auftaucht: Dass eine alte Dame einen Fremden für einen Immobilienmakler hält und es deshalb zu einem Besuch oder Gespräch kommt, finde ich als Idee nett. Leider hat "Ignaz", wie er sich selbst nennt, seinen wahren Namen erfährt man ja nicht, nicht den geringsten Anlass, überhaupt auf diese Frau einzugehen. Er will sie nicht ausnutzen, er will ihr keinen Gefallen tun, weil er denkt, dass sie einsam ist, er ist nicht ihr verschollen geglaubter Enkel. Sein einziger Grund ist dümmlich-hörige Resignation nach dem Motto: Seufz, wenn sie mich für einen Makler hält, werde ich ihn wohl spielen müssen. Wenn sich daraus dann eine interessante, weniger reißerische Geschichte entwickelt hätte, hätte ich aber darüber hinweg gesehen. Aber mit dem Wissen, dass Frau Wagenknecht einen Immobilienmakler herklingeln wollte, um einen Mord zu begehen, ist diese Szene vollkommen absurd. Denn warum sollte sie sich verwählen? Das macht doch gar keinen Sinn. Ich verstehe auch nicht, warum dann nicht einfach ein richtiger Immobilienmakler genommen wurde. Durch die Verwechslung gewinnt die Geschichte doch nichts, im Gegenteil.

Die fehlende Motivation für Handlung, Dialoge und Gedanken ist das größte Problem des Textes. Es nervt, wenn ein Logikloch sich an das nächste knüpft und der Autor anscheinend so gedankenlos war, sie nicht zu stopfen, sondern nur seine Geschichte beenden wollte. Das geht damit weiter, dass Ignaz zufällig ein Regal umstößt, aus dem zufällig einige Bücher fallen, unter denen sich zufällig das Notizbuch der Wagenknecht befindet, dass Ignaz nicht mehr ganz rechtzeitig warnt. Prompt taucht die gute Doro auch schon auf und präsentiert die Pistole auf dem Silbertablett. Jetzt geht es erst richtig los: Dorothea hält es natürlich nicht für nötig, Ignaz zu erklären, warum sie ihn töten will. Sie bedroht ihn noch nicht einmal konkret, weil sie die Pistole zu diesem Zeitpunkt gar nicht in der Hand hält. Und Ignaz nimmt die Situation einfach so hin, denkt nicht daran, dass er die alte Dame wahrscheinlich sogar überwältigen könnte. Anstatt zu fragen, was das soll, ob sie ihn jetzt umbringen werde, Ausflüchte zu erfinden, versuchen zu beschwichtigen, fährt er fort, vom Hausbesuch zu reden. Und dann gehen sie tatsächlich auch noch! In aller Ruhe schwärmt Dorothea von ihrem Haus, während sich in Ignaz völlig unvermittelt der Gedanke regt, sich zum Komplizen Dorotheas aufzuschwingen. Warum sollte er ihr Komplize sein? Welchen Coup sollten sie denn zusammen durchziehen? Sie hat ihn doch erst vor fünf Minuten mit dem Leben bedroht! Grr, das ist wahnsinniges Verhalten der Charaktere. Das Grande Finale folgt aber dann, wenn Ignaz es sich erneut anders überlegt und Dorothea nun doch niederschlägt, was in seiner maklerischen Genauigkeit natürlich zum Tode führt. Ich will ja niemanden persönlich beleidigen, aber an dieser Stelle wusste ich nicht mehr, was ich noch sagen sollte. Natürlich findet Ignaz noch den vermissten Bleibtreu unter der Erde (warum hat sie den überhaupt getötet?), fläzt sich in seinem plötzlichen Zynismus anschließend gemütlich ins Wohnzimmer, als wäre der Nachmittag ganz normal verlaufen, und lächelt, als er den Kriminalroman von Doro liest. Wirklich ein Paradebeispiel, wie der unbedingte Wille nach Spannung schief laufen kann.

Und wo wir gerade vom Ende gesprochen haben: Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es am Ende wirklich Ignaz ist, der das Buch in Händen hält. Kurz habe ich überlegt, ob es nicht vielleicht doch Bleibtreu ist, der sich einfach nur in eine Geschichte Dorotheas vertieft hat. Denn du schreibst:
1) Es wurde dunkel in der Goethestraße. (Dort wo Ignaz eigentlich nich wohnt.)
2) allabendlicher Spaziergang (klingt nach Routine)
3) wie Dorothea immer gerne sagte (als hätte er sie jahrelang gekannt)
4) Ignaz wird plötzlich Bleibtreu genannt. (nur weil er seinen Bademantel trägt?)
Es kann aber nicht sein, dass Bleibtreu nur von Ignaz, dem falschen Makler, liest, weil er ja die Schatulle in Händen hält, die er gerade erst ausgegraben hat! Hier hast du mich und wahrscheinlich viele andere Leser in Verwirrung zurück gelassen.

Die Textvorgabe wurde durch die Maklerthematik passend eingebaut. Lediglich die Wortwiederholung von tatsächlich ist störend. Außerdem gehst du nicht darauf ein, dass das zweite, also das eigentliche tatsächlich, eine Unsicherheit nahelegt, ob Dorothea wirklich bei der Stadtbücherei wohnt. Die Stadtbücherei wird allerdings überhaupt nicht erwähnt.
Ein Wort zur Sprache noch: Im Allgemeinen fand ich deinen Text ganz gut geschrieben, die Dialoge sind in Ordnung und durch einige interessante Gedanken-Einschübe wird Spannung aufgebaut (wenngleich diese von der unlogischen Handlung gleich wieder zunichte gemacht wird). Einige Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen, die jedoch nicht weiter ins Gewicht fallen. Was ich jedoch kritisieren möchte, ist die Metaphorik, die häufig zu dick aufträgt und ins Manieristische übergeht. So etwa die "Lebensautobahn", der Geruch von "moderndem Wald im Frühling" (modern Wälder nicht eher im Herbst?), der aasige Blumentopfgeruch, der "Säurepfeile ins Herz schießt" (sich von diesem Geruch bedroht zu fühlen, ist eine ungeheure Übertreibung). Mir sind die Bilder erstens zu viel (ein ganzer Absatz, nach dem Ignaz das Buch gefunden hat) und zweitens zu bemüht. Der Vergleich der Bierflaschen mit Panflöten hat mir aber gut gefallen.

Dein Schreibstil ist trotzdem nicht schlecht, aber weniger wäre hier mehr gewesen.
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hobbes
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Beitrag04.01.2010 17:26

von hobbes
Antworten mit Zitat

Gefällt mir gut. Irgendwie nehme ich diesem Kerl ab, dass er sich in Ignatz Blum verwandelt und nach dem "Begräbnis" seelenruhig duscht.
Und auch Dorothea ist gut beschreiben, eine irre, alte Dame, bei der Krimis etwas zu real ausfallen. Oder etwa nicht? Ist das vielleicht doch nur eine Krimi-Phantasie und es ist am Ende tatsächlich der echte Bleibtreu Wagenknecht, der ein Buch seiner Dorothea liest? Oder liegt vielleicht sogar Dorothea tot im Garten? Hat sich Ignatz in Bleibtreu verwandelt?
Fragen über Fragen…

Gut geschrieben, nur einige Kleinigkeiten gefallen mir nicht so ganz. Zum Beispiel find ich die Wohnzimmerbeschreibung zu ausufernd.

hobbes
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Sun Wukong
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S
Beitrag05.01.2010 13:37

von Sun Wukong
Antworten mit Zitat

Hallo Unbekannte/r,
jetzt habe mich doch gegen eine Federung der Texte entschieden, möchte aber trotzdem noch einen Kommentar los werden:

Hier hat mir der Tonfall sehr gut gefallen! Spannend, flott & elegant beschrieben ohne zu holpern. Nur etwas verwirrend wie leichtfertig "Ignaz" die Identitäten wechselt...

Grüße, Kealakekua.
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lupus
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Wohnort: wien



Beitrag12.01.2010 14:32

von lupus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

So liebe Leute,
endlich komm ich dazu, auf eure Kommentare einzugehen. Vorweg: Kompliment an die Sieger (tolle Texte), an alle anderen und v.a. an sleepless und Probber. Hat super Spaß gemacht, war eine tolle Idee mit der Vorgabe und super durchgezogen - Chapeau. Und: vielen Dank an (fast Wink ) alle für die doch recht gute Bewertung.

Ich hab überlegt, auf jeden einzeln zu antworten, denke aber, dass es sinnvoller ist, die jeweiligen Kritikpunkte der Reihe nach abzuhaken, zumal sie sich ja doch wiederholen, so kann ich mich auch durch die geschichte handeln.

Den Nihil nehm ich mir dann gesondert zur Brust  Wink

Allgemein:
ja, es ist eine etwas skurrile Geschichte und ja, es war beabsichtigt, dass die letzten Absätze das eine oder andere Fragezeichen hinterlassen. Dass die dann so zahlreich ausfallen eher weniger. Skurril bedeutet aber dann doch nicht, dass Dinge anders gemeint sind, als sie im Text stehen, weshalb mich Fragen wie: ' is der der Sohn des Wagenknecht', 'handelt es sich um eine Krimi-Phantasie' doch etwas verwirrt haben, zumal nichts im Text steht, was darauf (mE auch nur ansatzweise) hindeuten könnte. Sollten sich derartige Hinweise im Text finden, wäre ich ausnehmend dankbar, wenn Ihr sie mir konkret nennen könntet, um sie auszumerzen.

An sich steht in diesem Text kein Wort, welches mE nicht tatsächlich gebraucht wird.

1) Titel (Estelle)

Ich hab tatsächlich ziemlich lange überlegt, wie ich die Geschichte nun betiteln soll.

Mit: 'Das Leben des ...' wird mE schon suggeriert, was dann inhaltlich geschieht. Nämlich, dass es sich tatsächlich um das gesamte Leben des Protagonisten '... des Ignaz Blum' handelt.

Denn tatsächlich - und würde man nun den Titel einfach als dem Inhalt geschuldet hinnehmen, wäre dieser auch wieder leichter zu fassen gewesen -  nimmt der Protagonist erst den Namen Ignaz Blum an und schließlich die Identität des Bleitreu Wagenknecht. Deshalb handelt es sich tatsächlich um die vollständige Biographie des Ignaz Blum.

2) Der Name des Protagonisten (Estelle)

Ignaz Blum. Das Blum deutet an, dass Blumen eine tragende Rolle spielen in dieser Geschichte:

Das erste Buch der Wagenknecht lautet 'Heckenrosengarten'. Unter Heckenrosen wurde der Bleibtreu Wagenknecht vergraben.

Der Roman in Planung: 'Azaleengarten'. Unter Alzaleen hätte der Immobilienmakler Ignaz Blum vergraben werden sollen.

3) Der name Bleibtreu Wagenknecht
das 'Bleibtreu' is schon ein kleines Wortspiel, wobei ich jetzt zugeben muss, dass es nicht wirklich gelungen ist, zumal ja nicht wirklich Bleibtreu Wagenknecht treu blieb, zum anderen die Frau der er treu bleiben hätte können, ist ja mittlerweile auch tot. Insofern hat möglicherweise der NAme etwas zur Verwirrung beigetragen.

@estelle,
Bleibtreu is natürlich im Grunde ein NAchname. Die Kombination Bleibteu Wagenknecht mach aber doch klar, dass es diesfalls ein Vorname is, andernfalls die Kombination gar keinen sinn hätte. Ich z.b. heiß Wolfgang Christian, was soll man machen?

4) Tatsächlich (Soraya, Estelle)
das zweite/vorgegebene 'tatsächlich' aus dem Text wird vorbereitet im Eingangsdialog (wurde auch nicht beanstandet.)
das erste 'tatsächlich':
ist erstens eine sprachliche Verstärkung für das zweite, weil mir ein einziges 'tatsächlich' sehr verloren vorkommt.
ist zweitens die Aufklärung des 'vermuteten' Scherzes (Gören hinter den Thujen des Nachbarn, die sich einen Scherz erlauben, was implizieren würde, dass es diese D. Wagenknecht gar nicht gibt), --> es gab sie also doch (war also kein Scherz, denn dass eine alte Dame bei einem Scherz von 15jährigen mitmacht ist dann doch etwas unwahrscheinlich). Das wiederum war nötig , um das vorgegebene nicht so in der Luft hängen zu lassen.

sprachlich ist es somit tatsächlich eine Verstärkung, inhaltlich macht es Sinn. Denn natürlich - und Blum denkt es ja 'explizit' - scheint auch dem Prota die ganze Sache etwas merkwürdig, weshalb er sich Gedanken darüber macht, was sich denn nun wirklich hinter der SAche verbirgt (etwa ein Scherz?). Deshalb (mehrere Fragezeichen bei Blum) --> mehrere 'tatsächlich'. Keine passierte Wortwiederholung, sondern gewollte Steigerung.

5) lange Sätze (Tao, Estelle)
Es ist Satzlänge naturgemäß immer ein bisserl Geschmackssache. NAtürlich gibt es eine Grenze. Wenn ich eure Grenze übershritten habe .. naja, schade ... trotzdem will ich das nicht einfach so abtun.

Estelle, ich vermute du beziehst dich erst einma auf diesen SAtz:

Zitat:
Das ‚V’ zwischen ihren Augenbrauen schien ihm noch markanter, als hätte ein Bildhauer im Übereifer zu fest auf den Meißel geschlagen und als sie die weiße Stoffserviette vom Tablett nahm, enthüllte sie eine Pistole mit Perlmuttgriff und glänzendem Metalllauf.


Im grunde handelt es sich um eine ganz einfache Aufzählung mit zeitlicher Abfolge: Erst das 'V' + Beschreibung 'und als' dann Pistole + Beschreibung.

nix wirklich aufregendes oder Schwieriges wie ich meine. Die Tatsache, dass ich den Satz länger geschrieben habe, liegt darin begründet, dass eine Teilung des Satzes in zwei (oder gar drei) Teile möglicherweise Spannung suggeriert hätte, die in diesem Fall ja nicht gegeben ist, denn DASS die Alte einen Mord ausheckt war zu dem Zeitpunkt schon klar. Außerdem ließ sich der Satz so wie er da steht um einiges flüssiger, als wäre er geteilt.

Dieser Satz:
Zitat:
Es war dunkel geworden in der Goethe Straße; Zeit also, für den allabendlichen Spaziergang in den Park. Er nahm einen dunkelgrauen Anzug aus dem Schrank, den ‚guten’, wie Dorothea gerne sagte und kurz vor zehn Uhr verließ Bleibtreu Wagenknecht sein doppelstöckiges, abbezahltes Haus, schlenderte - eine unscheinbare Kiste unter den Arm gezwängt - zu seiner Lieblingsparkbank neben der Laterne und öffnete behutsam die Schatulle.


ist in der TAt etwas lang geraten, wobei auch hier keine schwierige Konstruktion mit großartigen Relativsätzen drinn ist, sondern es sich einfach nur um eine Aufzählung mit zeitlicher Abfolge handelt. Die LÄnge hier dient eigentlich als Unterstützung für den 'Abspann'. Es ist s.z.s. Ruhe eingekehrt ins Leben des Ignaz Blum, nunmehr Bleibtreu Wagenknecht. Und: so ein spaziergang is nun mal was beruhigendes, langsames, beendet hier den aufregenden Tag. Die Länge sollte diese Ruhe suggerieren.

Tao, was die variation der Satzlänge betrifft:

Natürlich hab ich den Text auch (mehrmals) laut gelesen, mir wäre aber die von dir angesprochene Monotonie nicht aufgefallen. Selbst wenn ich jetzt den Text noch einmal auf satzlänge überfliege, find ich sie nicht, die monotonie. Vielleicht - wenn du einmal die zeit findest - willst du mir genauer sagen, weshalb du meinst, die Satzlänge wäre nicht ausreichend variiert.

so, ab jetzt doch anders

@Jocelyne

erst einmal Kompliment zu deinem System. Super ausgeklügelt und nachvolziehbar. Ich werd das übernehmen,wenn ich darf  Smile
Möglicherweise kannst du das ins interne stellen, damit's noch ein bisserl ausgefeilter wird und dann is es eine super guideline für zukünftige Rezensionen (für den , der will , natürlich)

Zitat:
Zitat:
Sein Herz hämmerte wie verrückt, gleich den Zylindern einer Dampflok, die viel zu schnell den Hang hinunterraste.  

Denke, dass in den Vergleich ein Präsens gehört.


technisch sauber sollten Verleiche in der Erzählzeit stehen, hier also im Imperfekt

Zitat:
Zitat:
Kleinstadtreihenhausmeer.  

Ein Haus allein macht noch kein Meer. Also besser: Kleinstadthäusermeer.


völlg richtig, danke.
Was die Länge des Wortes angeht... naja ...ich würd eher meinen, das darin der Reiz besteht, aber das is naturgemäß Geschmacksfrage (und darum geht's ja schließlich auch bei der Bewertung)

Zitat:
Es mutet komisch an, dass Ingnaz so locker mit einer Pistole im Rücken durch die Wohnung schlendert.
Der Mord kommt deshalb auch unvermittelt, die Not wurde vorweg nicht deutlich genug ausgeschmückt.


zum einen ist die Motivation, warum Ignaz 'locker' durch die Wohnung schlendert explizit erwähnt. Es geht ihm darum zeit zu gewinnen. Von locker kann gar keine Rede sein (Zu Beginn des Rundganges hatte ihr Gast noch nach Fluchtwegen Ausschau gehalt).

Und der Mord geschieht dann nicht mehr aus einer Not heraus. gnaz durchlebt einen Prozess:

aus dem ursprünglichen Opfer (da gab es noch die Not - deshalb auch die Notwendigkeit, diese gefühle der Angst so auszubauen) wird ein Komplize, danach der eigentlich Täter (stockholm Syndrom im zeitraffer + weitere Entwicklung) Die Notwehr als solche gibt es natürlich nicht. er ist keiner der sich verteidigt - auch wenn er sich das einredet - sondern einer der mordet, angesichts der alten Frau als Gegnerin und angesichts der Tatsache, dass die beiden sich ja bestens zu verstehen scheinen.

ad einreden: die Reaktion ds Ignaz (Suche nach jemandem, der ihn beobachtet hat zeigt, dass er sich selbst eigentlich seiner Schuld bewußt ist, andernfalls er erstens nach niemandem zu suchen brauchte oder die Polizei rufen würde.

Zitat:
Zitat:
um dann festzustellen, dass er immer noch neben dem Regal stand, die Notizen in Händen.  

In den Händen fände ich besser.


in den Händen hielte ich für ausnehmend unpasend. Zum einen hat er nur die(se) Hände, weshalb das den überflüssig ist, zum anderen (genau aus diesem Grund) würde in den Händen eine Spezifizierung verlangen. In den Händen, die ....

Zitat:
Ein bisschen merkwürdig, diese Übernahme der Rolle des Ehemanns.


zur Motivation des prota dann bei nihil, der ja eine ganze Menge an Motivationslücken glaubt erkannt zu haben.

Zitat:
Der Prota wollte doch nur Kohle.

wie du darauf kommst ist mir ein Rätsel. Im Text jedenfalls ist es nicht zu lesen, ganz im gegenteil, es geht um Neugier und es geht darum, dass die alte Frau ihn an seine Mutter erinnert. Von Kohle keine Rede. Aber auch dazu bei @ Nihil mehr.

@ Mardi

du schreibst von Widersprüchen.

der von dir erwähnte:
D. wagenknecht hakt sich bei Ignaz unter vs. hält ihn mit Pistole auf Distanz
ist keiner.

Im Text steht:
Zitat:
Beharrlich hielt sie entweder einen Sicherheitsabstand ein oder die Pistole gekonnt im Anschlag.


Und ja, nach deiner Anmerkung hab ich meine Phantasie überprüft: es funktioniert.

du schreibst von weiteren Widersprüchen: wenn du einmal Zeit hast - bitte.

@BlueNote

Zitat:
Diese Geschichte gefällt mir hervorragend. Der Mord hat mich ein klein wenig gestört und das "Lächeln" danach, dann die "hunderte" Knochen. Der Schluss gefällt mir einen Tick weniger. Trotzdem: Ein sehr gelungener Beitrag.


naja.. der Mord is halt Teil der Geschichte ... Geschamcksfrage
Hunderte Knochen ... naja das menschliche Skelett hat halt etwas mehr als 200 knochen ... hunderte. außerdem is es völlig unerheblich, wie viele Knochen dort wirklich liegen (und wenn's fünfzig sind) ... Ignaz denkt (hat das gefühl) es wären hunderte.

ad Lächeln:

die Kombination aus
Der Tod lächelt uns alle an, das
einzige was man machen kann ist
zurücklächeln.
+
Frau Wagenknechts lächelnde Stimme nahm er als kreischendes Bremsgeräusch wahr
+
Er lächelte.

war für mch zumindest Begründung genug, es eben so aufzubauen.

@ Sabine

Zitat:
Wie wurde aus dem handtuchgroßen Garten ein Rückzugsort mit ziemlich großen Dimensionen (Bäume, Sträucher ...)? und Was wurde aus der Pistole mit dem Perlmuttgriff?


hm, also die Pistole verliert nach dem Tot der Dorothea ihre Bedeutung. Jede weitere Erwähnung wäre mE überflüssig gewesen, da es ja nicht um die Klärung des Mordes geht.

zum Garten: ja, der Garten war klein - geht ganz eindeutig aus der Vorgabe hervor. Weshalb jetzt aber du glaubst, dass er während der geschichte 'gewachsen' sein soll, weiß ich nicht. Es geht um hecken und sträucher, als sichtschutz, der ja am Zaun entlang steht. Ein kirschbaum für Kliengärten erreicht eine Höhe von max. 2m, is also kein echter Koloss.

Die Schlussabsätze (@ eigentlich alle  Wink )

hätte ich etwa geschrieben:

und ging er als Bleibtreu Wagenknecht (verkleidet). Wäre die Sache wohl klar gewesen.

Dann allerdings wäre die Perspektive unterbrochen gewesen. Die Geschichte is geschrieben aus der Sicht des Ignaz und dieser geht nicht als B. wagenknecht, sondern er ist (nach seinem verständnis) dieser Bleibtreu. Und genau das bringt dieser letzte absatz zum ausdruck, der schließlich auch noch durch den Absatz davor vorbereitet wird (er hat 'seinen' Mantel an, er raucht 'seine' Zigarre, er lebt sich im Haus ein (nimmt Dusche, macht es sich im Wohnzimmer gemütlich).

ich bin wahrscheinlich sschon so vernagelt im Kopf, dass ich nicht sehe, wo der HAken ist. zu Hülf!

Dass es sich um einen Rückblick handeln könnte is völlig ausgeschlossen. Weder ein Wort noch die Zeitenfolge ließen darauf schließen.

Mit dem Hinweis, dass das Buch 'Heckenrosengarten' heißt, ist weiters ausgeschlossen, dass es sich um den echten B. Wagenknecht handelt. (s.o.) Dass es sich um den Sohn handeln könnte? na, vielleicht is er's - ich hab jedenfalls nie daran gezweifelt, dass er's nicht is Wink
Und irre is er so wie so, was spätesten zu em zeitpunkt klar sein hätte sollen, als er sich als Komplizen seiner eigenen Mörderin fühlt.

naja, auf jeden Fall werd' ich weiter an dem Text arbeiten. an sich hab ich noch nie eine Geschichte so durchdacht. Möglicherweise is das der grund und die hinweise sind dann doch zu versteckt.

Anyways. Noch einmal. Danke an alle, die mir Hinweise zur verbesserung gegeben haben und an die, denen die geschichte ohnehin gefallen hat.

@Tom, hardy.
solltet ihr vielleicht unter Umständen eventuell möglicherwiese die eine oder andere Minute Zeit finden: dürft ich euch bitten, dann doch ein bisserl auf den Text einzugehen, ihr würdet mir sehr helfen. Eure Befederung spiegelt nicht ganz(!) das wieder, was hier steht. Es würd mich wahnsinnig interessieren.

Sollte ich in meiner Schusseligkeit jemanden/irgendwas vergessen habe:
entweder ganz fest gedrückt fühlen oder melden --> wird nachgeholt

gblgudl


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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Alogius
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Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag12.01.2010 14:33

von Alogius
Antworten mit Zitat

lupus,

ich erinnere mich hiermit selbst daran. Melde mich nachher dazu!

(Ich hab relativ streng bewertet, insgesamt.)


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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