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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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29.10.2009 18:29 Fischer von EdgarAllanPoe
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Fischer
I
Echos steigen mir
hinterher wie
Diebe auf Zehenspitzen.
II
Die Aktentasche unter
den Arm
geklemmt. Modriger
Federduft klebt in
meinen Händen.
III
Die Tür geöffnet.
Das Licht hängt
wie
ein Netz
über mir
und angelt sich
die Buchstaben aus
meiner Aktentasche.
Weitere Werke von EdgarAllanPoe:
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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30.10.2009 18:46
von Jocelyn
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Hallo Eddie, das ist ein interessantes Stück Lyrik, trägt deine Handschrift, endlich mal ein paar neue Buchstaben drin, dann mach ich mich mal ans Bilderfischen, Sinn zusammenpuzzeln.
Das Gedicht hat eine unangenehme Atmosphäre. Das LI fühlt sich verfolgt von Buchstabenfischern.
In seiner Aktentasche möchte es etwas für sich behalten. Der Vorgang entwickelt sich über 3 Etappen. Die Fischerei wird in immer umfassenderen Bildern verschlüsselt.
Zitat: | Echos steigen mir
hinterher wie
Diebe auf Zehenspitzen. |
Echos wovon? Das LI hat hier den Stein vielleicht selbst ins Rollen gebracht, jetzt scheint es die Folgen tragen zu müssen. Aber die Echos sind Diebe auf Zehenspitzen. Sind sie also unehrlich, nicht direkt, dabei heimlich und leise? War das, was das Echo auslöste, etwa auch schon unehrlich? Das LI hört diese Echos mit Schrecken. Aber das Echo ist unbeeinflussbar. Und die Ohren müssen es hören.
Zitat: | Die Aktentasche unter
den Arm
geklemmt. Modriger
Federduft klebt in
meinen Händen. |
Die Aktentasche deutet auf eine dienstliche Unternehmung hin, eine berufliche Tätigkeit. Akten werden geführt, aufbewahrt. Sie selbst sind es in der Regel, denen der Modergeruch anhaftet. Hier liegt er in den Händen, er kann nicht mehr abgewaschen werden. Nicht die Akte ist überholt, das LI spürt, dass sein Tun sich überlebt hat. Die Aktentasche ist unter dem Arm geklemmt. Dieses Klemmen scheint fast verzweifelt, das LI möchte nichts preisgeben, hat Angst davor. Modriger Federduft. Der Duft kann von einem abgestürzten Vogel, einem sterbenden, toten Vogel stammen. Verlust von Freiheit. Von Unbekümmertheit.
Oder die Schreibfeder ist gemeint. Es wird Bedrückendes von diesen Händen geschrieben. An modrigen Ideen festgehalten. Es klebt, kann nicht weggelegt werden.
Zitat: | Die Tür geöffnet.
Das Licht hängt
wie
ein Netz
über mir
und angelt sich
die Buchstaben aus
meiner Aktentasche
|
Welche Tür ist es wohl? Die der Aktentasche? Von wem wurde sie geöffnet? Scheint eine Art Überfall zu sein.
Licht als Netz, erinnert an Lichtgitter.
Ich muss auch an eine Buchtstabensuppe denken. Buchstaben haben noch keine Bedeutung, man muss sie vorher zusammensetzen. Hier werden also keine Inhalten gefischt. Sondern Fragmente, die erst neu zu Sinn finden müssen. Das Licht angelt selbst. Der Aktentascheninhalt ist versehentlich aus dem Dunkel gezerrt worden. Das macht es so bedrohlich für das LI. Erinnert an die Büchse der Pandora. Manchmal kann man etwas nicht mehr rückgängig machen. Aber das LI möchte es am liebsten, es fühlt sich beraubt.
Gruß, C.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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30.10.2009 18:53
von EdgarAllanPoe
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Liebe Caecilia!
Ich danke dir sehr für deine umfassende Interpretation des Gedichts. Mir ist dadurch selbst einiges klar geworden, was zuvor noch im Dunkeln lag.
Du hast Recht - das LI fühlt sich verfolgt. Von wem, das weiß wohl niemand, am wenigsten es selbst. Es bewahrt seine Worte "außerhalb des Körpers" auf, und zwar in der symbolischen Aktentasche. Dies selbst kann auch ein Zeichen dafür sein, dass es kein Herr mehr über seine eigenen Worte ist und diese deshalb "draußen" weilen. So ist es ein Leichtes für das "Licht", sich dieser Sprache zu bemächtigen. Hier werden die Dunkelheit und das "Licht", das sich vor der "Tür" verbirgt, in ihrer Bedeutung also vertauscht und stehen somit für eine verdrehte Innenwelt des Lyrischen Ichs, welches sich daher gegenüber seinen Mitmenschen sehr isoliert vorkommen muss.
Eigentlich eine gruselige Vorstellung.
Liebe Grüße,
Eddie
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
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