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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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13.10.2009 19:01 Erlösung von Enfant Terrible
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Des Nachts verstärkt sich das Jucken – wie am ersten Tag, als das Serum mich durchfloss. Meine Sicht ist inaktiv; so nehme ich die Brüder in den Reihen vor und hinter mir nur als Einbildung wahr, als diffuses Kribbeln von ihrem Atem.
Ebenso bewegungslos wie sie, verharre ich, doch ich harre einer Regung. Ich warte auf ein Signal, das ein kollektives Seufzen und Gliederstrecken befreien würde.
Im Dunkeln einer fehlenden Abfrage koppeln sich Erinnerungen zu Bildern zusammen. Die Stille der Halle lässt Raum, um Schritte zu projizieren. Das geschäftige Trippeln umkreist mich enger, woraus ich lerne. Ich höre die Stimmen der Menschen, auch an dem sich verringernden Hall erahne ich ihr Näherkommen. Sie stehen vor mir und blicken mich prüfend an, sie strecken ihre Hände aus, um mich zu berühren. Unverständnis regt mich zum Speichern dieser Erfahrung an, denn diese Prozeduren liefern ihnen keine Informationen, die sie nicht bereits aus Analysen erhalten haben. Sie zeigen ihr Vertrauen im Zweifel; nichts besiegelt meine Geburt so nachhaltig wie ihr Glaube an einen möglichen Makel. Sein Ausbleiben erkenne ich daran, dass sich die Halle füllt mit Gestalten, die keine Berührung suchen. Die folgende Kette wird durch einen anderen Eindruck abgelöst, und in ihm erahne ich den Makel, der den Tastenden verborgen blieb: Bisweilen fällt es mir schwer, Gespeichertes von den hypothetischen Konstrukten zu scheiden, die darauf erwachsen.
Ich blicke auf das Tor, dessen gewaltiger Rahmen die Reihen von meinesgleichen in den Hintergrund drängt, im Vergleich nur noch als schmalen Rand zurücklässt. Von diesen Türen scheint ein Zugwind zu dringen … oder sollte es Bewegung in der Halle geben? Ich kämpfe um den Befehl, mich umblicken zu können. Doch das Geschenk der Sicht – projiziert oder tatsächlich wahrgenommen – beschränkt sich auf gerades Starren. Ich sehe, wie sich das Tor einen Spaltbreit öffnet.
Weitere Werke von Enfant Terrible:
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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13.10.2009 19:16
von EdgarAllanPoe
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Entschuldige, aber leider bleiben nach dem Lesen dieses Textes keine Bilder in mir hängen. Ich nehme alles wie durch einen grauen Schleier wahr. Irgendwie scheint es auf ein Sci-Fi-artiges Szenario hinauszulaufen, aber da bin ich mir nicht sicher.
Eddie
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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13.10.2009 19:27
von Enfant Terrible
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Ist nicht schlimm, es war ja nur ein spontanes Experiment.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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13.10.2009 20:23
von Alogius
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Enfant Terrible hat Folgendes geschrieben: | Ist nicht schlimm, es war ja nur ein spontanes Experiment. |
Ist das ein Entwurf für etwas Größeres? So kommt es mir nämlich (auch) vor.
Für ein Experiment ist es auf jeden Fall interessant, wenn auch in mir kein einheitliches Bild entsteht - dazu fehlt mir ein direkter Zusammenhang. So bleibt die Intention auf kurzer Strecke und verliert.
An SciFi denke ich auch, was bereits am Anfang deutlich wird.
Ich lese eine Art Unruhe des Ichs, das vermutlich kein (kompletter?) Mensch, sondern etwas Künstliches ist. Dennoch scheint es Gefühle zu geben, die vor allem Verwirrung schildern und auch auslösen.
Es gibt Teile darin, die mir sehr gefallen. Hier ein sehr guter Satz:
Zitat: | Im Dunkeln einer fehlenden Abfrage koppeln sich Erinnerungen zu Bildern zusammen. |
Das Künstliche und das Menschliche miteinander verbunden.
Interessant, aber fragmentarisch.
Danke
Gruß
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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14.10.2009 15:11
von Enfant Terrible
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Danke auch dir für deinen Kommentar! Ich weiß nicht, ob und wie ich diesen Einfall weiterverarbeiten soll. Spontan hatte ich eben dieses Bild vor Augen, eine menschlich werdende Maschine ohne Bewegungsmöglichkeit, ein Roboter, der darauf wartet, dass etwas passiert - ich habe einfach versucht, die Gefühle und Eindrücke zu transportieren. Dies weiter auszuführen wäre eine viel zu offensichtliche Anlehnung an Asimov, oder?
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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MrPink Lyromane
Alter: 53 Beiträge: 2431 Wohnort: Oberbayern
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15.10.2009 12:53
von MrPink
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Hi E.T.,
ich hadere ein wenig mit der Zeit; einerseits ist die Gegenwartsform hier natürlich sehr reizvoll. Andererseits fällt es mir schwer zu glauben, dass ein menschlich werdender Robotor in dieser Phase seiner Entwicklung schon Begriffe wie "Brüder" kennt, vielleicht das Wort an sich, aber eine kognitive sowie emotionale Verknüpfung würde ich ihm noch nicht zutrauen. In der Vergangenheitsform wäre das ok, weil es ja dann ein Rückblick wäre. Ich stelle es mir sehr schwierig vor, so einen Text zu schreiben, aber auch reizvoll. Muss man sich doch erstmal in so ein technisches Gerät reindenken, es interpretieren, ohne es gleich zu menschlich wirken zu lassen. Was dann auch hieße die eigenen Erfahrungen möglichst auszublenden bzw. nicht einfließen zu lassen.
Interessant allemal.
andi
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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