Heimlicher Liebhaber

[Rosanna]

Das Meer ist Staub in unsrer Hand.
Sein Treibgut ist ein Netz aus Sand,
Das dich in dunklen Ecken fasst.

Es flicht aus Algen einen Mast
Und trägt dich fort in das, was war:
Das Meer ist Wind in klammem Haar.

Das Meer ist Glut in blindem Glas,
Ist Sumpf und Stille in der Nacht;
In meinem Schoß ruht seine Stirn,

Die GAlgenstricke zu entwirrn.
Nach einer warmen, schwülen Nacht
Treibt es den Tau durch dürres Gras.

[jim-knopf]

Frühgereift und zart und traurig...

Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen:
Die Wiedergeburt von Hugo von Hofmannsthal

[EdgarAllanPoe]

Hallo Rosanna,

immer wieder erstaunlich, was du in der Lyrik zustande bringst - das liegt dir mehr als die Prosa, auch wenn du da auch eine ganze Menge Talent mitbringst.
Ich denke nicht, dass dieses Gedicht entschlüsselt werden will - vielmehr will es seinen Geheimnischarakter bewahren (ich weiß, das ist eine Standardantwort, aber in manchen Fällen trifft sie zu). Ich weiß nicht, woran das liegt, aber dein Text hinterlässt in mir ein Gefühl der Trauer, das ich kaum einzuordnen weiß. Aber es ist da, auch wenn ich es nicht greifen kann.

Liebe Grüße,

Eddie

[Tatze]

Sehr, sehr schön.
Überwältigende Bilder, fließender Rythmus, abgerundet, perfekt.

Das Tolle ist, dass dieses Gedicht dem Leser einen gewissen Spielraum lässt. Die Atmosphäre ist größtenteils von deinen Worten bestimmt, untermalt das Ganze, wie die Farbtöne die Landschaft in einem von Claude Monets Bildern eingrenzen. Doch die Interpretation, die Übergänge, die Gedanken/Situationen/Erinnerungen die der Leser mit deinem Gedicht assoziert bleiben individuell, fließend (so wie die schemenhaften Übergänge in Monets Werken)

Bin froh mir die Zeit genommen zu haben vor meinem überfüllten Abend, noch dein Gedicht anzuschauen.

Liebe Grüße
Tatze

[Jocelyn]

Hallo Rosanna,

gefällt mir auch gut.
Auch wenn mir das Bild, dass das Meer dem Staub gleichsetzt, nicht zusagt.
Ich fände den ersten Vers auch besser, wenn du aus dem in ein an machtest.

[Rosanna]

Moin ihrs,

@ Jim-knopf

Na, dann besteht ja noch Hoffnung . Ich mag Hoffmannsthal total, anscheinend hört man das raus.

@ EAP

Ich ärgere dich ja ausnehmend gerne (muss mich doch für die Wanzen und Flöhe revanchieren ) , deshalb entschlüssele ich, zumindest stückweise.

Zum einen liebe ich das Meer.
Zum anderen setze ich hier Meer und Liebhaber gleich:

Netz aus Sand: fasst dich, respektive fängt dich, eine unglückliche Beziehung, dann dieser Mensch, der so vollkommen anders ist, der dich genau deshalb reizt. gleichzeitig ist er aber nicht "fassbar" (darum auch der Staub/Sand, der einem durch die Finger rinnt). Er bedeutet Kurzweil, Spaß, Abenteuer, aber in aller Regel keine Verpflichtungen.

Er trägt dich in das, was war... er gaukelt Innerlichkeit vor, die man vorher hatte. Illusion von Glück  also

usw.usf.

@Tatze

   Ich freue mich, dir deinen vollen Abend gehaltvoll gemacht zu haben (Oh ist das großkotzig. Oh ja! Deswegen lasse ich das jetzt auch still. Ein Machoimage verleiht schriftstellerisches Flair... )

@ Jocelyn

Du hast mich mal wieder enttarnt. Jap, Verlegenheitslösung lässt grüßen. Und bis jetzt fällt mir keine Alternative ein. Ich werde mir weiter den Kopf zerbrechen...

LG
Rose

[Rosanna]

Ok... ich machs jetzt einfach:

ALSO:

Kann sich vielleicht mal jemand meine Meerjungfrau ansehen? Sie ist kein hübsches Ding, aber schwerstens deprimiert. Und von wegen maritimer Solidarität und so...

[Tom Boy]

Hey Rosanna,

ich war mir sicher ich hätte das schon kommentiert aber da dem nicht so ist will ich das gleich nachholen: ganz, ganz wunderbar.
So schön, dass ich es noch in der Nacht, in der ich es gelesen habe, meiner Freundin per SMS geschickt habe. Das war umständlich und teuer, aber auch sie lässt dir ausrichten, wie gut es ihr gefallen hat.

Danke und liebe Grüße

[Rosanna]

Wow. Ehm. . Das...Dankeschön!

Lieben Gruß auch an die Freundin .

VvlG,
Rosanna